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Des Tuerie

von

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Ichibanme

Sie hatte sich die Kapuze ihres altmodischen, schwarzen Umhangs tief ins Gesicht gezogen. Der Schnee knirschte leise unter ihren Schritten. Kleine Dampfwölkchen stiegen in die eiskalte Luft. Da blieb sie plötzlich stehen. Sie sah sich schnell um. Kein einziger Mensch war in dieser späten Stunde auf der Straße zu sehen. Die Gestalt trat näher an den schmiedeeisernen Zaun des Friedhofes heran. Sie schob eine schmale, blasse Hand unter dem Umhang hervor, umfasste den Zaun, ging leicht in die Hocke und schwang sich elegant über den Zaun. Sie landete weich auf dem Boden des Friedhofes. Dann sah sie sich wieder um ob sie jemand gesehen hatte. Sie seufzte erleichtert auf. Es war immer noch Niemand zu sehen. Sie lief mit schnellen, leisen Schritten die schmalen, schneebedeckten Wege entlang. Es dauerte nicht lange und sie blieb vor einem Grabstein stehen. Der Stein leuchtete leichenblass im klaren licht des Vollmondes. Namen und Zahlen standen in schwarzen, dicken Buchstaben auf der hellen Steinplatte. Die Gestalt trat näher an den Grabstein heran und ging vor ihm in die Hocke. Dann zog sie ein paar Blumen aus dem Umhang hervor und stellte sie ihn eine Vase.

“Wen haben wir denn da? Eine verhüllte Gestalt, die nachts Blumen auf ein Grab legt?”, erklang eine amüsierte Stimme. Die Gestalt fuhr herum. Da stand ein Mann. Er hatte lange schwarze Haare, rote Augen und trug schwarze Kleidung. Und obwohl es so kalt war, trug er keinen Mantel oder etwas ähnliches. Er trug nur ein schwarzes Hemd, das er leicht geöffnet hatte, eine schwarze Hose, die sich um seine langen, schlanken Beine schmiegte und einfache schwarze Schuhe. Das Gesicht des Mannes war blass. Die Gesichtszüge klar, fein und gerade. Seine Haut war makellos. Ein amüsiertes, leicht spöttisches Lächeln lag auf seinen Lippen.

Die Gestalt am Grab erhob sich. Dank der Kapuze war nur ein blasses schmales Kinn und ein schlanker, weißer Hals zu sehen. Sie drehte sich ihm nun komplett zu. Die Figur der Gestalt war schlank und wirkte zierlich. Er kam mit geschmeidigen Bewegungen näher.

“Willst du nicht die Kapuze abnehmen und mir dein Gesicht zeigen?”, fragte er und grinste. Dabei entblößte er eine Reihe weißer, blitzender Zähne. Die Gestalt verkrampfte sich sichtlich.

“Willst du nicht mal etwas sagen? Verschwiegenheit scheint wohl zu deinen großen Stärken zu zählen, oder?”, fragte er und kam noch ein Stück näher. Die Gestalt stieß ein aggressives Zischen aus. Er zog die Brauen hoch.

“Was denn, was denn? So aggressiv?”, fragte er amüsiert und stieß ein kehliges Lachen aus. Er hob seine rechte Hand und wollte die Kapuze berühren um sie zurückzustreifen. Doch so weit kam er nicht, denn die Gestalt trat ihm heftig gegen das Schienbein, warf sich herum und rannte los. Er stieß ein Knurren aus. Der Tritt hatte nicht viel bei ihm ausgerichtet, doch er tat weh. Der Mann stieß einen Fluch aus und folgte der Gestalt. Es dauerte nicht lange und er hatte sie eingeholt. Er schlang seine Arme um den schmalen Körper der Gestalt und riss sie nach hinten. Die Gestalt in seinen Armen stieß einen hellen Schrei aus. Die beiden fielen auf den Boden. Sofort wälzte der Mann sich auf die Gestalt. Diese wand sich, war aber durch das Gewicht des Mannes weitgehend bewegungsunfähig. Die Kapuze war inzwischen vom Kopf der Gestalt heruntergerutscht und gab die Sicht auf das Gesicht eines Mädchens frei. Das Mädchen bekam ihre Arme frei und wollte mit ihren Nägeln auf das Gesicht des Mannes losgehen, doch dieser packte ihre Handgelenke und hielt sie eisern fest auf den schneebedeckten Boden.

“Na was haben wir denn da? Ein hübsches kleines Mädchen. Wirklich interessant. Was genau machst du denn hier, Süße?”, fragte er und grinste das Mädchen unter ihm frech an. Diese starrte ihn leicht erschrocken an. Sie hatte ihre Augen weit aufgerissen. Ihre Nasenflügel bebten leicht. Der Mann beugte sich zu ihr herunter und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Sie verkrampfte sich. Der Mann löste sich von ihr und sah ihn lächelnd in die Augen.

“Du brauchst keine Angst haben, Süße,”, flüsterte er an ihren leicht zitternden Lippen.

“Das glaube ich nicht,”, erwiderte sie keuchend.

“Und warum nicht?”, flüsterte er und ließ seine Lippen von ihren Lippen über ihre Wange zu ihrem linken Ohr gleiten. Dann sog er den angenehmen Geruch des Mädchens ein. Sie stieß ein keuchendes Geräusch aus. Er konnte hören, wie ihr Herz schneller schlug.

“Sie sind ein Vampir,”, brachte sie mühsam hervor. Ruckartig hob er den Kopf und sah sie misstrauisch an.

“Und?”, fragte er forschend. Das Mädchen verengte ihre dunkelgrauen Augen zu schlitzen.

“Vampire trinken das Blut der Lebenden,”, zischte sie ihm entgegen. Der Mann zog eine Augenbraue in die Höhe.

“Aber nur wenn man echt unter Geschmacksverkalkung leidet,”, erwiderte er und grinste. Diesmal entblößte er zwei lange, spitze Fänge. Die Augen des Mädchen veränderten sich nicht. Sie blieb ruhig.

“Nur wenn man unter Geschmacksverkalkung leidet?”, fragte sie leicht verwirrt. Der Mann grinste noch breiter. Er nickte.

“Wir Vampire ernähren uns hauptsächlich von unseren Artgenossen oder wenn wir keinen Partner haben, dann von Tierblut. Menschenblut ist widerlich,”, erklärte er. Das Mädchen zog die Brauen in die Höhe.

“Aha...und woher kommt dann die weitverbreitete Theorie, dass Vampire das Blut von Menschen trinken?”, fragte sie kühl. Sie spürte wie die Kälte des Schnee`s unter ihr langsam durch ihre Kleidung in ihren Körper kroch.

“Nun...im Mittelalter, waren viele Vampire gezwungen Menschenblut zu trinken...wir waren damals nicht sonderlich viele und die ohne Partner hatten noch nicht ihre Vorliebe für Blut gefunden. Ich denke mal, dass daher dieser Irrtum herrührt,”,sagte er grinsend.

“Und was genau haben Sie dann mit mir vor?”, fragte sie. Der Mann grinste.

“Nun...das hängt ganz davon ab, welche Antworten mir noch auf meine Freunde geben wirst,”, sagte er und sein Grinsen wurde noch breiter. Wenn er nicht langsam zu grinsen aufhörte, dann würden seine Mundwinkel sich noch hinter seine Ohren schieben.

“Sie haben Fragen an mich? Na dann fangen Sie mal an, denn die Kälte kriecht mir langsam in die Knochen und ich will nicht erfrieren,”, knurrte sie. Der Mann hörte auf zu grinsen.

“Erste Frage.”

“Ich höre.”

“Was macht ein Mädchen wie du nachts auf dem Friedhof?”

“Ich habe ein Grab besucht.”

“Das hab ich gesehen. Aber warum?”

“Nun...erst einmal, dass ist das Grab meiner Familie und ich habe keine Zeit, zu einer anderen Tageszeit herzukommen.”

“Aha, nun dann wüsste ich gern,...”

“Ja?”, fragte das Mädchen nun langsam ungeduldig.

“Hast du irgendwelche Personen, die wenn du verschwinden würdest, nach dir suchen würden? Solche Leute, wie eine Mutter oder einen Vater?”, fragte er und sah sie herausfordernd an. Die Augen des Mädchens wurden traurig. Sie wandte ihren Blick ab und sah zur Seite. Dann schloss sie die Augen, seufzte, öffnete sie wieder und sah ihn dann wieder an.

“Nein...ich bin allein,”, sagte sie mit leiser Stimme. In ihrer Stimme lag Schmerz und tiefe Trauer.

“Was würdest du dazu sagen, wenn...ich dir ein neues Leben schenken würde?”, fragte er leise. Die Augen des Mädchens weiteten sich. Dann stieß sie ein keuchen aus.

“Ich...ich weiß nicht...ich...ich glaube ich fände es unheimlich, eine Vampirin zu sein,”, hauchte sie mit unsicherer Stimme. Der Mann beugte sich ein weiteres mal vor. Dann küsste er sie sanft aber fordernd auf die Lippen. Das Mädchen verstand sofort was er vorhatte. Sie schloss die Augen und ließ es über sich ergehen. Der Mann entledigte sich schnell seiner Kleidung, dann streifte er den Umhang zur Seite. Unter dem Umhang trug das Mädchen ein schwarzes Top, mit Spagettiträgern und einen schwarzen Rock, der ihr bis zur Hälfte der Waden reichte. Er zog den Rock bis über ihre Taille hinauf, dann zog er ihr das schwarze Höschen aus. Dann berührte er sie sanft, sie erschauerte. Der Mann beugte sich zu ihr hinab und streifte ihr Ohr.

“Ich bin sanft, Süße. Du brauchst keine Angst zu haben,”, hauchte er und küsste die Stelle über ihrem Puls.
 

Das Mädchen schlug die Augen auf. Sie fühlte sich schlaff und leblos. Zusätzlich war ihre Sicht ungewöhnlich verschwommen. Sie setzte sich vorsichtig auf. Schmerzen zogen sich durch ihren Körper. Sie sah sich um. Sie befand sich an einem ihr fremden Ort. Sie sah sich etwas genauer um.

Der Ort an dem sie sich befand, war ein großes Zimmer, das mit teueren Möbeln eingerichtet war. Sie selbst sass in einem großen Himmelbett. Sie musterte den raum etwas genauer. Dann stutzte sie. Der Raum wurde nicht erhellt und trotzdem konnte sie immer schärfer sehen was sich in ihm befand. Verwirrt runzelte sie die Stirn und massierte leicht ihre Schläfen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo genau sie sich befand. Sie konnte sich nicht einmal genau vorstellen wie sie hierher gekommen war. Da spürte sie eine sanfte Berührung an ihrer Hüfte. Sie fuhr erschrocken herum. Neben ihr lag ein großer Mann ausgestreckt in dem riesigen Himmelbett und beobachtete sie. Sie starrte ihn entsetzt an.

“Wer...wer sind Sie?”, fragte sie. Er richtete sich auf, drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und grinste sie an.

“Ich habe dir ein neues Leben geschenkt, Süße,”, sagte er und strich ihr über die Wange. Sie starrte ihn immer noch an. Unfähig etwas zu sagen.

“Ich...ich bin jetzt ein...,”, brachte sie heraus. Sie konnte nicht weitersprechen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.

“Ganz genau, Kleine. Du bist jetzt eine Vampirin. Und eine noch recht hübsche dazu,”, sagte er und strich ihr eine lange, leicht silbrige Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn entsetzt an. Dann packte sie ihre Haare, zog sie nach vorn und sah sie sich genauer an.

“Meine...Haare...sie...sie werden grau...,”, brachte sie keuchend hervor. Er grinste.

“Das kann schon mal vorkommen,”, sagte er, grinste sie spöttisch an und ließ sich nach hinten fallen.

“Meine Haare ergrauen! Das ist echt nicht lustig!”, zischte sie ihm entgegen.

“Deine Haare verfärben sich bloß. Genau wie deine Augen,”, sagte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Sie sah ihn an.

“Wie bitte? Meine...meine Augen verfärben sich?”, fragte sie ihn. In ihren langsam gelblich werdenden Augen stand Entsetzen.

“Wieso...wieso haben Sie mich gewandelt?”, fragte sie. Er grinste.

“Weil du nun eine Familie hast. Im übrigen verfärben sich Deine Haare und Deine Augen nur, weil du bei mir gelegen hast,”, sagte er und ließ seine Hand unter die Decke gleiten. Sie lief rot an. Dann spürte sie, wie seine hand langsam ihren Rücken hochstrich. Sie wich zurück, stand auf und ging zu einem reichgeschmücktem Sessel hinüber. Sie beugte sich über den Sessel, hob ihre Kleidung von dem Möbelstück und zog sich schnell an. Dann drehte sie sich um.

“Ich kenne ja noch nicht einmal Deinen Namen,”, sagte sie. Der Mann grinste und richtete sich wieder auf.

“Mein Name ist Rhache,”, sagte er,”, und du?”

“Mairan,”, antwortete sie knapp. Rhache zog die Brauen hoch.

“Ich glaube das ändert sich nun,”, sagte er. Sie sah ihn verwundert an.

“Wie bitte?”

“Du bist nun eine Vampirin! Dein Aussehen verändert sich, deine Rasse hat sich verändert. Dein Leben hat sich ab heute geändert. Nun...damit ändert sich auch dein Name, Süße. Ich denke Chorion wäre ganz gut,”, sagte er. Das Mädchen sah ihn an. Dann holte sie tief Luft. Zischend stieß sie die Luft wieder aus.

“DAS KANNST DU NICHT MACHEN!!!”, brüllte sie ihm entgegen. Rhache zog die linke Augenbraue in die Höhe. Dann lachte er.

“Ah...Süße...du bist wirklich köstlich...echt...aber ehrlich gesagt hast du da nicht viel zu sagen denk ich. Da ich dich gewandelt habe, bin ich sozusagen dein Vater. Gewöhn dich schon mal daran, dass ich dich noch öfter herumkommandiere,”, sagte er nach ein paar Minuten und grinste sie an. Mairan schnaubte verächtlich.

“Vergiss es!”, zischte sie ihm entgegen. Er sah sie höhnisch an.

“So, so...du glaubst also, du kannst bestimmen, ob ich über Dein Leben bestimmen kann oder nicht? Nun...ich gab dir dieses Leben und ich kann es dir auch wieder nehmen!”, knurrte er. Sie starrte ihn an.

“Und was hast du nun genau mit mir vor?”, fragte sie aggressiv. Rhache sah sie an, zuckte mit den Schultern.

“Mh...ich denke du würdest eine gute Partnerin für Shorow abgeben. Im Moment ist er Single,”, sagte Rhache. Mairan starrte ihn an.

“Ich...du willst mich echt Chorion nennen?”, fragte sie ihn nach ein paar Minuten des Schweigens. Sie sah ihn verständnislos an.

“Wieso? Was hast du an diesem Namen auszusetzen?”, fragte er etwas verwirrt.

“Dieser Name ist...ist einfach...grahhh! Dieser Name ist unmöglich!”, kreischte sie. Dabei sah sie ihn wütend an. Da klopfte es an der Tür. Gleich darauf öffnete sich die Tür und ein großgewachsener, junger Mann trat in das Zimmer. Er trug eine graue Jacke mit Kapuze, eine schwarze Hose. Er hatte schulterlange weiße Haare, schwarze Augen und an seinen Händen waren graue Verbände zu sehen. Die Jacke trug er offen. Auf seinem Brustkorb und an seinen Unterarmen waren Tätowierungen zu sehen. Auch er hatte eine blasse, makellose Haut. Seine Gesichtzüge waren schmal, klar und fein. Angriffslustig drehte sich Mairan zu ihm um. Sie zischte ihn an. Der Weißhaarige sah sie kurz an. Dann wandte er sich von ihr ab und sah Rhache an.

“Bruder, du hast gesagt du willst mit mir sprechen,”, brummte er. Rhache grinste den Fremden an.

“Chorion...darf ich dir meinen kleinen Bruder vorstellen? Shorow!”, sagte er und zeigte auf den Weißhaarigen. Das Mädchen warf Shorow einen giftigen Blick zu. Dieser ignorierte sie und musterte seine Bruder.

“Was genau willst du von mir?”, fragte er knurrend.

“Kannst du dir das nicht denken?”, fragte er. Shorow`s Augen verengten sich zu schlitzen.

“Willst du sie mir etwa als...als Nirentra geben?”, fragte er leicht gereizt. Rhache grinste breit.

“Was glaubst du denn? Du glaubst doch nicht etwa, dass ich Chorion zur Nirentra nehme? Tut mir leid, aber das kannst du dir gleich abschminken!”, brummte Rhache nun langsam ärgerlich. Mairan stieß plötzlich ein Lachen aus. Die beiden Männer sahen sie an.

“Ich weiß ja nicht über was genau ihr gerade redet, aber ich glaube nicht, dass es so wichtig sein könnte, dass ich hier bleibe! Ich habe keine Lust mich noch länger als nötig bei euch beiden aufzuhalten,”, sagte sie. Als die beiden Männer ihr keine Antwort gaben, drehte sie sich einfach um und verließ das Zimmer.
 

Shorow wandte sich ihm wieder zu.

“Das ist doch nicht dein Ernst, Rhache! Ich werde sie nicht zur Nirentra nehmen!”, knurrte er. Rhache sah seinen Bruder nur an.

“Du kannst aber eine gebrauchen, Junge. Du kannst sie von mir aus auch zusammenschlagen wenn du willst, ich will nur, dass du dich mal endlich austoben kannst und dich nicht von irgendwelchen Tieren ernähren musst,”, sagte er dann und seufzte. Shorow sah ihn mit zusammen gekniffenen Augen an. Es war als wollte er noch etwas sagen, schluckte eine Antwort aber hinunter, drehte sich um und ging.

»Verdammt! Wieso muss er immer bestimmen, was ich zu tun habe oder nicht? Das ist doch absolut beschissen!«, dachte er und stieß einen Fluch aus.
 

Sie lief durch dunkle Gänge, die durch nichts erhellt wurden. Anscheinend lebten an diesem Ort nur Vampire. Mairan`s Sicht hatte sich nun wieder gebessert und sogar noch um ein vielfaches gesteigert. Auch ihr Gehörsinn war äußert scharf, ebenso ihr Geruchssinn. Sie wusste, dass es hier ziemlich kalt sein musste und doch spürte sie die Kälte nicht. Verwundert folgte sie weiterhin dem langen steinernen Gang. Dann blieb sie stehen. Sie blickte zur Seite und sah eine breite steinerne Treppe. Das Geländer war mit kunstvollen Linien und steinernen Blätterranken verziert. Sie folgte der Treppe. Am Ende der Treppe befand sich ein riesiger Saal, indessen Mitte ein breiter Tisch aus dunklem Holz stand. Elegante Stühle standen um den Tisch herum. Auf dem Tisch selbst standen Kerzenständer aus schwarzem Metall. Schwarze Kerzen waren auf den Kerzenständern befestigt und erzeugten in der riesigen Halle eine düstere aber angenehme Atmosphäre.
 

Sie musterte ihre Umgebung interessiert. Da vernahm sie das scharrende Geräusch von Schritten. Sie wirbelte herum und wurde im gleichen Moment umarmt. Sie taumelte leicht und wusste im ersten Augenblick nicht, was genau sie tun sollte. Da wurde sie auch schon wieder losgelassen. Ihr gegenüber stand ein Mädchen. Sie hatte weiße Haare, die ihr bis knapp unters Kinn reichten, zwei lange Haarsträhnen die ihr bis auf die Hüften reichten und dunkelgraue fast schwarze Augen. Das Mädchen vor ihr grinste sie an. Mairan sah sie verdutzt und wortlos an. Zwei Minuten des Schweigens vergingen in denen keine von beiden etwas sagte und in denen sich die beiden nur ansahen. Das Mädchen grinste immer noch.

“Ähm...wer...wer bist du?”, fragte Mairan leicht nervös. Das Grinsen des Mädchens wurde noch breiter. Wenn sie das Grinsen noch weiter auf ihrem Gesicht ausbreiten sollte, dann würden sich ihre Wangen hinter ihre Ohren schieben.

“Mein Name ist...,”

“Writhea! Was genau machst du hier noch? Solltest du nicht in der Schule sein?”

Die beiden Mädchen fuhren herum. Am Fuß der steinernen Treppe stand der weißhaarige junge Mann mit dem Namen Shorow. Mairan stieß instinktiv ein aggressives Zischen aus. Shorow zog nur eine Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts dazu. Writhea sah zwischen den beiden hin und her.

“Stimmt was nicht?”, fragte sie dann vorsichtig.

“Geh endlich zur Schule, kleine Schwester,”, knurrte Shorow. Writhea musterte ihn kurz, dann zuckte sie mit den Schultern. Sie berührte Mairan kurz am Handgelenk.

“Ich bin Writhea. Die kleine Schwester von Rhache und Shorow. Es freut mich sehr dich kennen zu lernen. Vielleicht sehen wir uns mal irgendwann wieder,”, sagte sie, drückte Mairan einen leichten Kuss auf die Wange und verließ dann mit fließenden Bewegungen die Halle. Als sie die Halle verlassen hatte, wandte sich Mairan von Shorow ab und betrachtete hochkonzentriert einen Kerzenständer. Da hörte sie leise Geräusche. Sie schielte aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber. Shorow kam mit langesamen, geschmeidigen Bewegungen auf sie zu. Sie schluckte kurz. Der Typ war ihr mit einem Mal unheimlich. Festentschlossen wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder dem Kerzenständer zu.

Es dauerte nicht lange und Shorow stand direkt neben ihr. Sanft berührte er ihre Haare. Mairan zuckte unter der Berührung zusammen als hätte sie furchtbare Schmerzen. Shorow hielt kurz inne, dann ging alles ziemlich schnell. Er schlang blitzschnell seine linken Arm um ihre Hüfte, drückte sie eng an seinen Körper und streifte mit der anderen Hand ihre langen Haare zur Seite.

“Es tut nicht weh...,”, murmelte er leise an ihrem Hals. Dann verlängerten sich seine Fänge und er biss zu. Bohrte seine langen Fänge durch ihre Haut und begann zu trinken.

Als ihr Blut auf seine Zunge traf, stöhnte er innerlich auf. Sie schmeckte köstlich! Viel besser als Hirsch oder Kuh. Und erst ihr Geruch! Jetzt wusste er warum männliche Vampire so besitzergreifend reagierten, wenn es um ihre Nirentras gingen. Es dauerte nicht lange bis er genug von ihrem Blut getrunken hatte, so das es für die nächsten Wochen reichte um nicht zu verhungern. Er zog seine Fänge vorsichtig aus ihrer Halsschlagader und leckte dann über die Wunde, damit sie sich schloß. Er ließ sie los, doch Chorion sackte nach vorn und wäre fast auf den Tisch geknallt. Sofort schlang er wieder die Arme um sie.

“Cho...Chorion?”, fragte er leise, während er ihren schlaffen aber noch warmen Körper herumdrehte und auf die Tischplatte legte. Erleichtert stellte er fest, dass sie die Augen leicht geöffnet hatte und ihn ansah.

“Du lebst noch...gut...das ist sehr gut...,”, sagte er und lächelte. Dann drückte er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
 

Sie spürte wie ihre Kraft schwand und wie sie schwächer wurde. Nur leicht nahm sie wahr, dass er sie losließ. Ihre Knie gaben nach und sie fiel nach vorn, wurde aber sofort wieder festgehalten, dann herumgedreht und auf das warme Holz des Tisches gelegt. Aus müden Augen sah sie ihn an. Er sagte etwas zu ihr, dass spürte sie. Sie konnte sogar seine Stimme hören, doch sie verstand den Sinn seiner Worte nicht. Ihr Gehirn war nicht mehr Aufnahmebereit. Dann spürte sie den sanften Kuss auf ihrer Stirn. Verwundert runzelte sie die Stirn.

“Wieso?”, fragte sie mit leiser Stimme. Er zog die Brauen in die Höhe.

“Ich hab dein Blut getrunken. Das ist bei Partnern so üblich. Allerdings hätte ich bedenken sollen, dass du ja noch frisch gewandelt warst und dein Körper noch zu wenig Blut in sich trägt. Sorry, beim nächsten Mal werde ich daran denken,”, sagte er. Sie schloß für einen Moment die Augen. Beim nächsten Mal? Würde er etwa schon wieder von ihr trinken? Würde sie wieder zusammenklappen? Sie öffnete ihre müden Lieder wieder.

“Du wirst wieder von mir trinken?”, fragte sie mit schlaftrunkener Stimme. Er nickte.

“Ich werde einmal im Monat von dir trinken und du von mir. Schlaf jetzt. Du musst dich erst einmal erholen,”, sagte er. Gehorsam schloß sie die Augen und versank sofort in einen totengleichen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-01-17T21:03:30+00:00 17.01.2009 22:03
Aaahhhhhh, die Black-Dagger-Tradition wird also weitergeführt^^ ("Nirentra" - sehr interessant *g*)
Ich will meeeeeeeeehr! *addicted*
Von:  Yuuriko
2009-01-14T15:13:56+00:00 14.01.2009 16:13
interessant geschrieben bin shon gespannt wie es weiter geht
aber sag mal wie spricht man die einzelnen namen eigentlich aus
werd auch die anderen noch lesen
lg yuriko


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