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Once upon a time...

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Ben: Von Menschen und Werwölfen -Teil 1

There was a starre daunst, and vnder that was I borne
 

(Es tanzte eben ein Stern, und unter dem bin ich zur Welt gekommen)
 

Shakespeare, Viel Lärmen um nichts, 2, I
 


 


 

*
 

Ich erinnere mich genau an den Tag vor dem Abend, der mein Leben gänzlich verändert hatte. Seltsamerweise wurden meine Erinnerungen in einem Sieb aufgehoben und so verlor ich selbst die wichtigsten und schlimmsten mit der Zeit.
 

Ich war 16 Jahre alt als meine kleine Schwester zu mir kam und sagte, sie würde bald heiraten. Ihrem Lächeln zufolge und dem Ring an ihrem Finger, schien sie glücklicher den je zu sein. Mit 18 Jahren wurde ich zum stolzesten Onkel in Stratford und ein Jahr darauf holten sich die Engel das Kind meiner Schwester. Meine Eltern starben kurze Zeit später an der Pest und so blieben nur noch meine Schwester, meine Cousine und ich übrig. Vater hinterließ mir sein ganzes Vermögen, sein Hab und Gut für das er 46 Jahre lang gearbeitet hatte.

Zudem hinterließ er mir ein altes Buch, dass schon drohte auseinander zu fallen und ein Brief in der ersten Seite. Was ich aus diesem Brief alles erfahren habe, schockierte mich. Meine Familie war verflucht und das ein leben lang. Was für ein Fluch es war, will ich euch jetzt nicht erzählen, sonst ist gleich die ganze Spannung verflogen.

Meine Cousine Charlett, meine Schwester Mary und ich zogen zu einem entfernten Verwanden meiner Mutter, raus aus der kleinen Stadt Stratford hinaus auf das Land in einer Ortschaft die keinen Namen hatte. Hier nannten alle die mit Bäumen und Ranken verwachsene Stadt ’hier’.

Es war der 15. April 1562. Die Herrschaft der Königin Elisabeth 1 hatte hier kaum Auswirkungen. Nach der Königin müsste hier alles in einer gewissen Ordnung herrschen, was das zusammenleben der Menschen und vor allem der Kirche anging. Elisabeth 1 war eine gerechte und wohl angesehene jungfräuliche Königin die jeden Konflikt mit anderen Staaten vermied, einen Krieg nur einging wenn es unumgänglich war.

Die Sonne schien mir ins Gesicht und hieß mich und meine Gefährten willkommen. “Da ist der Bastard”, hörte ich eine ältere Frau nicht weit weg von mir sagen. Sie stand neben ihrem Schweinestall neben der Straße. Ihr müsst wissen, dass es im 17.Jahrhunder keine Ordnung gab was die Straßen und Häuser, ja sogar Ställe anging. Früher war ein Haus einfach mitten auf der Straße erbaut worden, ein heruntergekommener Stall gleich dazu und so stapelte sich alles bis eine solche Unordnung entstanden war, dass sich jeder Laie verlaufen würde. Alles und jeder war sich so nahe, es war üblich das man versehentlich in einen Misthaufen trat, kein Wunder wenn deren Bauern das Vieh frei durch das Dorf herumlaufen ließen.

“Lass uns Joseph suchen, Bruder”, bat mich Mary als sie aus der Kutsche stieg und vorsichtig meine Hand nahm. Ich nickte leicht. Charlett brauchte wie immer länger Zeit. Vielleicht waren es ihre langen, zerzaust, völlig ausgetrockneten Haare die in allen Himmelsrichtungen herausstachen sodass sie nichts mehr vor ihren eigenen Augen sehen konnte, so war ich der Meinung. “Nein nein, da lang”, sagte meine 19-jährige Cousine und schleppte ihren Koffer durch die schlammige Straße bis zu einem etwas größeren Haus.

Hier wohnte der entfernte Verwandte meiner Mutter Johanna, Joseph.

“Da seit ihr ja”, ein alter Mann mit grauen Haaren kam aus den Garten und umarmte Charlett herzlich, er kannte das Mädchen seit klein auf. Joseph ging nun auch auf Mary und mich zu. “Meine lieben Kinder, es tut mir so leid”, da konnte sich auch Mary nicht mehr zurückhalten und umarmte, den für sie fremden Mann. Sie hing sehr an unserer Mutter und vermisste sie schrecklich. Joseph war erst unbeholfen, ein netter Mann, war meine erste Meinung über ihn gewesen und er lächelte mich mit seinem freundlichen Gesicht an.

In dem Brief den mir Vater hinterließ, schrieb er, ich solle mich an Joseph wenden, er würde mir erzählen was es mit dem Fluch der Familie auf sich hatte.
 

Der Abend brach an.

“Es ist so ungewohnt hier”, Mary und ich befanden uns in eines der Zimmer im Hause, was wir nun als ‘unser Zimmer’ bezeichneten. Meine Schwester lag auf dem einzigen Bett und starrte ihren Ring an.

“Das wird schon wieder”, leicht legte ich meine Hand auf der ihrer und da sah sie mich schon mit diesen braungrünen Augen an. “Ich vermisse sie alle so schrecklich”, so war meine kleine Schwester. Wenn sie anfing zu weinen, nahm ich sie immer in den Arm, wog sie wie ein Vater es bei seiner Tochter tun würde und sprach auf sie beruhigend ein. Es war nicht ungewöhnlich das man im 16.Jahrhundert schon mit 16 Jahren verheiratet war. Für die Meisten war es vielleicht sogar zu spät. Aber meine Schwester war zu jung und unerfahren. “Du verheimlichst mir etwas Ben”, ihre brüchige Stimme stach sofort in der Stille heraus. “Was meinst du?”, ich tat so alsob ich nicht wüsste von was sie sprach. “Du weißt genau was ich meine. Was hat Vater in dem Brief geschrieben?”, eine Strähnen ihres langen braunen Haars legten sich über ihre Stirn, welche ich dann sanft hinter ihr Ohr legte.
 

Ich sagte ihr nicht an diesem Abend, was in dem Brief stand. Genauso wie in den nächsten Monaten.

Joseph schien mir aus dem Weg zu gehen, anders gesagt, er ging mir mit Absicht aus dem Weg und ich wusste genau warum. Er wollte mir nicht sagen was es mit dem Fluch auf sich hatte. Aber er müsste es bald tun, sonst würde etwas geschehen was niemandem zum Wohle kommen würde.

Als Mary und Charlett zu Bett gingen, waren nur noch Ben und ich die einzigen die wach waren. Wir saßen im kleinen Salon. Joseph richtete hier alles im Stil der Tudors ein, leicht rustikal und in Grautönen könnt ihr euch das vorstellen, so entsprachen auch die Balken in ihrer typischen schwarzen oder dunkelbraunen Farbe. Zu meiner Zeit war die Farbgebung wesentlich zarter und subtiler abgestuft. Die hölzernen Möbel im Raum entsprachen den normalen Einrichtungen von heute.

“Ich muss mit dir etwas besprechen Joseph”, das war der Anfang den ich setzte. Joseph saß mit mir am Tisch und beobachtete das Flackern der Flammen im Kamin.

Der alte Mann drehte sich zu mir und sprach. “Aber nicht hier, ich will nicht das deine Schwester davon etwas mitbekommt, dass soll meine Frau übernehmen”, Susan war seine Frau, eine sehr temperamentvolle Person muss ich schon sagen.

Ich folgte Joseph durch den Flur, hoch in den ersten Stock und dann auch in den Dachboden. Von der Decke herunter öffnete der Alte eine Türe, und eine schon auf dem Holz geschraubte Treppe kam runter. So gingen wir auch hoch und schlossen die kleine Falttüre von oben.

Alles war dunkel, man konnte nichts sehen aber riechen. Ein seltsamer Geruch kam mir entgegen und ich hörte wie etwas laut atmete. “Erschreck dich nicht”, hörte ich Joseph sagen als er eine Kerze anzündete und ich in zwei paar goldene Augen sah.

Vor dem Fenster des Dachbodens auf dem Teppich, lag eine Art Hund, dachte ich zuerst. Aber es war kein Hund, die Schnauze war dafür zu lang und eben, die Augen waren nicht so groß und rund sondern schmal und geprägt.

“Ein Köter?”, ungläubig drehte ich mich zu Joseph. “Nicht doch!”, empört und etwas zu laut sprach er. Seine Stimme wurde wieder leise und er ging auf den Köter, so wie ich das Vieh nannte rüber. “Das ist deine Cousine”, der Mann setzte sich neben dem Tier und legte seine Hand auf dessen graubraunes Fell.

Erst musste ich darüber Schmunzeln. “Natürlich”, schnaubte ich und der Köter knurrte mich an. “Nicht doch Charlett”, sprach Joseph beruhigend zu. “Er weiß es schließlich noch nicht, lass ihm Zeit. Jetzt werden wir es ihm beichten”. Ich schreckte zurück als das Ding anfing zu knurren von dem mein entfernter Verwandte behauptete, sie wäre meine Cousine Charlett. Joseph lächelte etwas schadenfroh, tätschelte dann seine Hand auf dem Boden ohne mich nur einmal aus den Augen zu lassen.

“Setz dich hin. Ich werde dir jetzt erzählen, was es mit dem Fluch auf sich hat”.



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