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Eternal Friendship - Pokémon Christmas Chronicles

Adventskalender des Pokemon Fanfiction Zirkels (2008)
von

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Sternengrotte

Autor: Tikaya

Wort: Sterne

Genre: One Shoot

Charaktere: ein Habitak und ein Taubsi
 

Sternengrotte
 

Eine große Herde Damhirplex zog an den Kindern vorbei und erntete bewundernde Blicke. Der Straßenzug war von bunten Laternen erhellt, in den Fenstern standen Kerzen und von Dach zu Dach spannte sich eine Kette aus Tannenzweigen.

Die Menschen waren guter Dinge, man hatte die Geschenke bereits gekauft und den Baum reichlich geschmückt. Weihnachten konnte also kommen.

Und wie jedes Jahr durchstreiften die Damhirplex die Stadt. Sie kamen immer um diese Zeit, auf der Suche nach Nahrung, die ihnen hier reichlich gewährt wurde. So galten sie als Vorboten der Festlichkeiten und waren ein bedeutsamer Bestandteil der Geschichte dieses Landes.

Doch nicht nur die Menschen hatten ihre Freude an Weihnachten. Auch im Waldstück neben an liefen die Vorbereitungen auf Hochturen. Nachdem die Damhirplex ihren Stadtrundgang beendet hatten, würden sie hierher kommen und ihre alten Lager beziehen. Denn egal wo sie hinkamen, sie läuteten Weihnachten ein.

Und diesem Fest fieberten auch die Pokémon des Waldes entgegen. Sei es nur eine einfache, getrocknete Pirsifbeere oder gar ein ganzer Adventskranz (den man mal eben aus dem Fenster der Menschen geholt hatte), jeder hatte sich auf das Schenken eingestellt. Oder auf das beschenkt werden.

Moltera war ein Habitak, das ganz besonders gut in seine Rolle passte. Angriffslustig, gereizt und selbstverliebt, wie es in ihrer Art lag. Sie hatte ganz bestimmt nicht vor, irgendwem etwas zu geben. Vor allem nicht Leuten, die ihr gar nichts bedeuteten. Doch selbst sie war in Weihnachtstimmung versetzt worden und sehnte den Augenblick herbei, in dem sich ihre Sippschaft zu den anderen begab. Den Habitak und Ibitak machten die vielen schwächeren Vogelpokémon gern Geschenke um sie für das kommende Jahr gut zu stimmen. Ein Brauch, der sich zum Jahresende wiederholte. Morgen war es schließlich soweit. Die Zeit des Wartens würde vorbei sein und sie könnte sich stolz zurück lehnen, im Angesicht des Respekts, dem man ihr gegenüber brachte.

Und Respekt war etwas, dass sie nicht nur in die Wiege gelegt bekommen hatte, sondern sich auch mühsam erkämpft hatte. Hier saß Moltera, Tochter des Leitibitaks.

Momentan saß sie auf einem Ast, von dem sie einen guten Blick auf die Stadt der Menschen erhaschte. In ein paar Stunden würden die Damhirplex über die kleine Anhöhe wandern und dann konnten die Festlichkeiten ja beginnen.

Natürlich war sie allein, noch hatte sich niemand hier eingefunden. Aber das war ihr nur Recht. Schließlich brauchte auch ein starkes Habitak wie sie mal Zeit zum Nachdenken. Und jetzt, kurz vor Weihnachten, wo die Luft voller Sehnsüchte und Wünsche war, da wurde selbst jemand wie sie sentimental.

Alles hätte so perfekt sein können... Vielleicht hätte sie ihren Streit doch beilegen sollen. Um diese Zeit sollte sie sich längst mit jedem versöhnt haben, sonst plagte sie wieder das unnütze, schlechte Gewissen. Aber.... mit diesem Taubsi würde sie wohl nie ins Reine kommen. Sie waren nun mal wie Feuer und Wasser, in einer unerbittlichen Rivalität verbunden.

Seufzend starrte sie hinaus in den Nachthimmel. Aberhundert Sterne starrten zurück. Ein allnächtlicher Anblick, doch heute kam es ihr vor, als wären die leuchtenden Punkte viel näher. Fast so nah, das man ihnen entgegenfliegen konnte.
 

Grummelnd stapfte Aralé durch den Schnee. Überall sah es weihnachtlich aus, selbst ihre Artgenossen hatten sich mit allerlei Glitzerzeug eingedeck. Von den Ästen hingen große Schmucklianen aus dem Süden mit Raureif bedeckt und in der Nähe sangen die Staralili ihre selbsterdachten Lieder. Die Schwalbini flogen wie Wadribie hin und her um ein paar schlafende Tannza zwischen den Zweigen zu platzieren. Käferpokémon hielten immerhin Winterschlaf und würden so sicherlich nichts von dieser Zweckentfremdung mitbekommen.

Und sie selbst? Aralé war ein Taubsi und somit für Speisen und Getränke verantwortlich, aber ehrlich gesagt, brauchte sie den Trubel nicht.

Sie würde sich ganz galant in ihren Baum zurückziehen und sich unter dem Laub begraben, wenn man den alljährlichen Festumzug begann. Zu dem Zeitpunkt wurden nämlich die Pachirisu wach und die nervigen Nager würden sicherlich für einen unbeschreiblichen Lärm sorgen. Ganz zu schweigen, dass sie Elektropokémon waren und sich nicht sonderlich mit einem Flugtyp wie ihr vertrugen.

Nein, Aralé mochte die gute Laune nicht, die sich bei solchen Festen in jedem einnistete. Es gefiel ihr nicht, dass andere bei einer Sache Spaß hatten, die sich ihr einfach nicht erschließen wollte.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie niemanden hatte, der sie zum morgigen Weihnachtsball begleiten würde? Mit wem sollte eine Person wie sie schon Spaß haben?

Sie war generell kein wirklich normales Taubsi. Gesellschaft war ein Wort, dass in ihrem Sprachgebrauch nicht existierte. Sie arbeitete vom Grund auf lieber allein. Und sie mochte es, andere aufzuziehen.

Daheim ausgezogen war sie schon vor ein paar Jahren und nun hier, in diesem Wald gelandet. Sie hatte das große Abenteuer gesucht, war dabei aber nicht weit gekommen und hatte eingesehen, dass sie für ein solches Leben nicht geschaffen war. Sie wollte.... Ach... Manchmal wusste sie selbst nicht so genau, was sie eigentlich wollte...

Und im Moment ärgerte sie sich über diese Gedanken. Das lag alles an Weihnachten! Da wurde man so verdammt sentimental und nostalgisch. Ein Wunder, dass sie die Adventszeit überlebt hatte, wo doch die Menschenstadt ganz in der Nähe, vor Vorfreude fast geplatzt wäre. Weihnachten war ein Fest der Menschen und da gehörte es auch hin. Basta. Warum sie Pokémon nun unbedingt den Brauch übernommen hatten, würde jemanden wie ihr wohl immer ein Rätsel bleiben.

Winter war im Allgemeinen so eine Sache, die man eigentlich ganz abschaffen konnte. Sie war eine der ersten, die mit Erkältung beschenkt wurde und ohne Adlersauge machte ihr der dichte Schneefall, der vor ein paar Minuten eingesetzt hatte, derart zu schaffen, dass sie nicht mal mehr fliegen konnte. Was für eine grässliche Jahreszeit.
 

Derweil hatte Moltera das Weihnachtsfieber gepackt. Es würde nun nicht mehr lange dauern. Bald war es soweit. Auch wenn Habitak und Entwicklung das Fest anders feierten als Menschen es taten, so war es schon immer ein besonderes Erlebnis gewesen, an das man sich noch viele Jahre danach erinnerte.

Ja. Sie war froh, dass es nicht nur den Menschen gegönnt war, ein solches Ereignis zu besitzen.

Und nichts konnte sie aus dieser Hochstimmung bringen....

"Was machst du denn da, Grillhähnchen? Ist es nicht ein bisschen früh für deinen Kitsch?"

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Es gab nur ein Pokémon, dass es wagte, sie so anzusprechen.

"Ach, die Frostbeule. Ich dachte, du hast dich zitternd unter dem Laub begraben, Aralé." Mit diesen Worten drehte sie sich um und blickte hinab.

Vor ein paar Minuten hatte es angefangen zu schneien, doch dank ihrem Adlerauge konnte sie immer noch ausgezeichnet ihre Erzfeindin erblicken.

Ein derart selbstgefälliges Taubsi war ihr noch nie untergekommen!

"Ja, das hatte ich vor." meinte Aralé gönnerhaft. "Aber irgendwie ist mir in diesem Moment die Lust dazu vergangen!"

Moltera hob eine Braue. Wie sie dieses Verhalten hasste. Das... Das war nicht normal für so eine! Das... Das gehörte sich einfach nicht! Jedes Mal, wenn sie dieses Taubsi sah, verging ihr alles.

Konnte nicht mal Weihnachten ohne so jemanden auskommen?

"Du hast mir grade noch gefehlt!" fauchte sie wütend.

"Super, wo ich auch hinkomme, da werde ich gebraucht." stichelte Aralé spöttisch. "Ich hätte nur nicht gedacht, dass ausgerechnet du sowas sagen würdest."

Es lag nun mal in der Natur eines Habitak, dass es sich leicht provozieren ließ.

Mit einem Furienschlag stürzte sie sich in das angezettelte Gefecht.

Ganz Taubsi konterte Aralé mit einem Sandwirbel, der bei der Wetterlage ruhig Scheewirbel genannt werden konnte, um sich aus der Schussbahn zu bringen.

"Das zieht bei mir nicht, du blindes Huhn. Leute wie ich haben für solche Fälle ein Adlerauge dabei. Pech für dich." rief Moltera angriffslustig. Das war Aralés große Schwäche -neben den anderen, die sie hatte. Tjaa, Stolz hatte seinen Preis.

Somit konnte sie einen direkten Treffer erzielen und setzte gleich mit einem Schnabel nach.

"So nicht!" Damit startete ihre Gegnerin einen Wirbelwind, der das Habitak meterweit davonschleuderte.

Und das kurz vor Weihnachten! Sowas viel auch nur absoluten Ignoranten ein!

Aber dafür war Aralé ihr in ausnahmslos allen unterlegen. Mochte sie so eine scharfe Zuge haben, einem Taubsi war lange nicht soviel Kraft gegeben worde, wie ihrselbst - einem Habitak.
 

Sie war beinah überrascht, dass Moltera sich soleicht hatte auf Distanz bringen lassen. Im Nahkampf war es noch schwieriger, ihr beizukommen, als sonst.

Seit sie sich kannten, konnten sie kein vernünftiges Wort wechseln. Es war nicht mal, dass sie so verschieden waren, nur legten sie ihre Überzeugungen komplett anders aus.

Aralé schnaubte.

Es war so, dass sie die Habitak in allem, was sie taten verabscheute. Ihre Überheblichkeit, ihre Siegesgewissheit, ihre ganze, verdammte Überlegenheit, an der sie jedes Mal scheiterte! Jedes, einzelne Mal.

Noch nie hatte sie Moltera besiegen können. Vielleicht war das der Grund für ihre ständige schlechte Laune? Wieso nur... war ein Habitak so viel stärker als sie selbst? Wieso?

"Hör mal, Schätzchen." Aus der Furche im Schnee richtete sich das andere Vogelpokémon gemächlich wieder auf. "Ich lass mir von dir doch nicht mein Weihnachten verderben! Und deshalb habe ich keine Zeit mich mit dir zu beschäftigen. Ich hab hier eine neue Attacke, die wird dir sicher nicht gefallen!"

Was? Moltera hatte nun noch was Neues zu bieten?

"Und zwar meine... Verfolgung!"

Dann ging alles sehr schnell. Das Habitak sflog auf sie zu und wurde von einem düsteren dunkel-lilanen Leuchten umgeben.

Aralé war so überrascht, dass sie an Ort und Stelle stehen blieb.

Sie hatte schon oft Ibitak gesehen, die Verfolgung einsetzen, nur irgendwie sah das hier ganz anders aus... Konnte es sein, dass Moltera diese Unlicht-Attacke noch nicht ganz unter Kontrolle hatte?

Der Typus Unlicht war generell ein umstrittenes Thema und die meisten Unlichtpokémon... schwierig zu verstehen. Aber die Attacken dieses Typus waren für Unerfahrene brandgefährlich.

Und genau das mussten die beiden Vögel am eigenen Leib erfahren.

Als Moltera mit Aralé zusammenstieß, passierte etwas ganz und gar Ungewolltes. Sie fielen durch den Erdboden in ein dunkles Loch.

Und noch während des Fallens, wo keiner der beiden etwas zu tun konnte, nahm sich Aralé vor, niemals wieder an Unlicht auch nur zu denken...
 

"Wo sind wir?" Außer Dunkelheit konnte Moltera nichts mehr erkennen.

"Keine Ahnung. Das müsstest du doch besser wissen. Immerhin hast du dein ach-so-tolles Adlerauge!" tönte Aralés Stimme bissig aus der Finsternis.

"Was ist eigentlich passiert?" brachte das Habitak mit zurückgehaltener Wut hervor.

"Das weiß ich doch nicht. Du hast uns hier runtergebracht und ich kann jetzt schon sagen, dass wir sicher nicht mehr auf dem selben Weg wieder hoch kommen."

Moltera sparte sich die Frage nach dem Wieso. Selbst jetzt, wo es auch draußen stockfinster sein dürfte, hätte zumindest das Sternenlicht den Weg nach draußen erleuchtet.

Moment... Hieß das... Sie war verschüttet? In der allesumfassenden Dunkelheit konnte sie nicht mal den Flügel vor Augen erkennen.

Sie war gefangen. Mit Aralé.

"Das ist alles deine Schuld!" giftete sie wütend.

"Ach ja? Wer hat denn diese Vernichtungs-Attacke eingesetzt?"

"Es war nur eine Verfolgung! Hätte ich ahnen können, dass wir dadurch unter der Erde landen? Vielleicht sollte ich es ja nochmal probieren und wir sind wieder oben? Und überhaupt warst du doch diejenige, die mich provoziert hat!"

"Und du hättest nicht anders reagiert, wenn du mich zuerst gesehen hättest!"

So standen sie eine ganze Weile in der unterirdischen Höhle und schoben sich gegenseitig die Schuld an dem Schlamassel zu. Aber eigentlich umgingen sie dabei nur das Thema, was nun als nächstes zutun war. Sie konnten nämlich nichts sehen. Weder sich selbst, noch die jeweils andere, geschweige denn die Umgebung. Nichts.

Erst als die Argumente zur Neige gingen, kam man auf dieses Problem zu sprechen.

Schnell war herausgefunden, dass es sich hier keineswegs um eine Höhle, sondern eher um einen Tunnel handelte, der hier seinen Anfang nahm.

"Ist es nicht wichtiger, hier wieder raus zu kommen?" lenkte Aralé als erstes ein.

"Ach, also gibst du zu, dass es allein dir zu verdanken ist, dass mein Weihnachtsfest ruiniert ist?"

"Darum gehts dir also? Weihnachten, huh?" sagte sie ungewöhnlich leise. Was war an Weihnachten so toll, dass man es ruinieren konnte?

"Ja. Und ich werde nun garantiert nicht mehr rechtzeitig zurück kommen!" klagte Moltera uneinsichtig.

Nachdenklich klapperte Aralé mit dem Schnabel. Es gefiel ihr nicht, mit einem Habitak zusammen zu arbeiten, aber im Moment blieb ihr nichts anderes übrig. Es gab nur eine Richtung, in die sie sich wenden konnten und es wäre nicht klug, sich unterwegs die Köpfe einzuschlagen. Wer konnte wissen, was für Gefahren in dieser Dunkelheit lauerten?

Vernünftiger Weise leitete sie also derartige Verhandlungen ein: "Auch wenn es uns beiden nicht passt. Das da ist unser Weg und solange wir nur den haben, sollten wir uns zumindest auf einen Waffenstillstand einigen."

Einen Moment blieb es still. Immerhin war Moltera ebenso begeistert von dem Vorschlag wie sie selbst.

Arceus-sei-Dank siegte aber die Vernunft uns das Habitak stimmte wiederwillig zu.

So wandten sie sich Richtung dem Ende des Tunnels.

Da sie nur gerade auslaufen mussten, war der Lichtmangel ihr kleinstes Problem war. Zwischen ihnen herrschte selbst jetzt kein Frieden und schon nach kurzer Zeit begann Moltera über die Situation zu meckern. Das passte Aralé nun wieder nicht. Und während sie eines ihrer Wortgefechte ausführten, bemerkten sie das ihr Weg sie immer weiter in die Tiefe führte.
 

"-hatten wir schon damals abgeklärt. Hör auf, ständig neue, alte Kamellen auszugraben, das ist ja nicht zum Aushal- ..." Moltera unterbrach ihre wütende Antwort und blickte ungläubig nach vorn. "Moment, siehst du das auch?"

Sie waren schon eine Ewigkeit unterwegs und in all der Zeit war nichts passiert, als das sie zu dem Schluss gekommen war, dass eine normale Unterhaltung mit Aralé einfach nicht möglich war. Aber jetzt hatte sich etwas verändert.

"Ja." bestätigte das Taubsi neben ihr ebenso überrascht. "Da ist ein Lichtschimmer."

"Ist das der Ausgang?" Irgendwie zweifelte sie an dieser Aussage.

"Nein..." antwortete Aralé misstrauisch. Dieses Licht war seltsam gelblich, keineswegs Mondlicht und die Nacht war sicher noch nicht vorbei. Immerhin fühlte sie sich noch ganz fit, also konnten sie nun nicht soo lange gelaufen sein.

Es war eine riesige Höhle, eine Grotte mit Wänden aus Licht. Als die beiden Vogelpokémon eintraten, mussten sie geblendet die Augen zu kneifen. Das war selbst zu hell für das Adlerauge.

"W-Was ist das?" brachte Moltera hervor.

Und dann konnte sie erkennen, dass es nicht die Wände waren, die leuchteten, sondern aberhundert fünfzacke Sterne, die in den Stein eingelassen worden waren. Ihr Licht ließ selbst den ödesten Felsen noch wie ein Kunstwerk der Natur erscheinen, jeder Riss im Gestein wirkte auf eine seltsame Weise lebendig aber ungefährlich. Ein überwältigender Anblick.

"Keine Ahnung. Auf jedenfall sind wir nicht mehr im Tal." meinte Aralé sachlich, während Moltera vom Funkeln der Sterne ganz begeistert war. Die Wänder sahen aus, wie der Nachthimmel des Erdreiches.

"Wir müssen uns wohl in den Bergen befinden..." grübelte das Taubsi weiter, vom Licht unbeeindruckt.

Natürlich, Ignorantin durch und durch.

Das Habitak hingegen ließ der Anblick fast die unangenehme Begleitung vergessen. Wenn das mal nicht eine gute Entschädigung für ihr mehr oder minder gestohlenes Weihnachtsfest war.

"Dahinten geht es weiter." verwies Aralé trocken auf das andere Ende der Sternengrotte.

Es kostete Moltera einiges, um sich nicht zornig auf sie zu stürzen. Konnte sie nicht wenigstens einen Augenblick still sein? Wo blieb denn da die Wirkung dieses einmaligen Bildes?

"Das sehe ich." betonte sie überdeutlich um das Taubsi zum Schweigen zu bringen. Stattdessen deutete sie auf die Sterne: "Wie kommen die wohl dahin?"

Und die standarisierte Antwort darauf war: "Keine Ahnung. Können wir jetzt weitergehen?"

Gerade, als das Habitak zu einer Erwiederung ansetzte, erklang eine tiefe Stimme: "Ich kann euch sagen, was es hiermit auf sich hat."

Noch mehr unangenehme Überraschungen?

Moltera fuhr herum.

"Oh... Das ist einfach nicht fair..." Hinter ihnen hatte sich ein Monster aufgebaut.

"Das - ist ein Sandamer." sagte Aralé, aber ihr sonst so trockener Ton gelang ihr nicht ganz.

Ja, ein Sandamer, aber nicht irgendein Sandamer. Es war mindestens dreimal so groß wie jedes andere dieser Art, seine Stacheln waren doppelt so lang wie die Sichel eines Absols und seine Klauen sahen aus, als könnten sie jeden Moment einen Felsen zersäbeln. Bedachte man die Größe eines normalen Taubsi, so handelte es sich hier wirklich um einen Riesen.

Das Sandamer beugte sich zu den beiden herab: "Sag mal, was macht ihr hier? Seit mein Urgroßvater gestorben ist, kommen keine von euch mehr hier runter."

"Mal ganz davon abgesehen, dass das grammatikalisch total daneben gegriffen ist, ich bin garantiert nicht freiwillig hier." Für Aralé schien das große Bodenpokémon ungefährlich, während das agressive Habitak neben ihr in eine Verteidungsstellung übergegangen war, bereit ihren Furienschlag zum Einsatz kommen zu lassen.

"So? Dann bist du also deiner Freundin zu Liebe mitgekommen?" Damit schwenkte es den stacheligen Kopf herum und blickte in Molteras schwarze Augen.

"Äh..." sagte diese, unsicher, ob es nicht doch gesundheitsgefährend war, einem so großen Lebewesen zu wiedersprechen. "So kann man das auch sagen..."

"Nun, ja, egal. Jetzt seit ihr ja hier. Wo doch seit ewigen Zeiten schon keiner von euch mehr hergekommen ist."

Zweifelnd blickten sich die beiden Vögel an.

"Ähm... Dann... Äh... gehen wir jetzt besser wieder, ja?" meinte Moltera und setzte ein mehr oder minder gewinnendes Lächeln auf.

"Und du kannst weiter das machen, was du eben normalerweise machst." fügte Aralé hinzu.

Ihr Gegenüber schien davon nicht so begeistert: "Ihr seit doch grade erst angekommen..."

"Ja und? Hier gibts aber auch nichts zu sehen. Kein Grund zu bleiben also." Aralé hatte genug von diesem Geplänkel. Für sie zählte es jetzt, so schnell wie möglich wieder nach oben zu kommen.

"Nichts zu sehen...?" grollte das Sandamer.

Aufgebracht wandte sich Moltera dem Taubsi zu: "Musstest du das sagen? Ich wusste ja gar nicht, wie viel Ärger man mit jemanden wie dir bekommt!"

"Nun halt mal die Luft an! Wir sind vom Flugtyp und damit rein elementar schon überlegen." antwortete sie, nicht minder wütend.

"Hast du gesehen, wie groß er ist? Den kriegen wir nie klein! Vorteil oder nicht!"

"Wenn ich mich da einmischen dürfte...", unterbrach das Sandamer schlicht, "...würde ich euch darauf hinweisen, dass ich keineswegs gegen euch kämpfen wollte. Ihr seid ein paar Jährchen zu jung um euch mit mir zu messen."

"Hä? Nicht?" war Molteras überraschte Reaktion.

Das Bodenpokémon nickte bestätigend. "Auf sowas können auch nur solche von oben kommen. Viel wichtiger ist es doch, dass ich meine Chance nutze." fuhr das Sansamer ungerührt fort. "Ihr seid zwei von oben. Aber mir ist es nicht mehr möglich den Berg zu verlassen. Das Licht wäre mir viel zu hell, nur das Licht dieses Sternschauers ist mir geblieben. Deshalb hätte ich da eine Bitte an euch."

Also waren diese Sterne an der Wand eigentlich die Attacke Sternschauer? Von sowas hatte Aralé noch nicht gehört.

Ihre behelfsmäßige Partnerin war darüber wieder hin und weg und stammelte etwas davon, dass das alles wunderbar weihnachtlich war. Moltera schien von dem Gedanken daran, dem Sandamer bei -was auch immer es war- zu helfen, ganz begeistert zu sein.

Das Taubsi war davon weniger angetan.

"Es ist schon wieder hundert Jahre her, wenn ich den Sternschauer richtig deute," Dabei sah Sandamer kurz auf die leuchtenden Wände. "aber ich habe ihn nie vergessen. Wie gesagt, die Höhle hier werde ich nun nicht mehr verlassen, aber ich möchte euch um diesen Gefallen bitten."

"Was sollen wir denn nun machen?" unterbrach Aralé genervt. Für sie war sentimentales Geschwafel noch nie etwas gewesen.

Kurz runzelte das große Bodenpokémon die Stirn, meinte dann aber: "Es geht um ein gewisses Pionskora, das mich damals sehr beeindruckt hatte. Man kann sagen, wir waren Freunde. Es gab mir ein Versprechen und dank euch kann ich erfahren, was daraus geworden ist. Ich möchte, dass ihr dieses Pionskora findet und mir von ihm berichtet. Und ihr werdet es garantiert erkennen."

"Oh?" Mit sowas hatte Moltera gar nicht gerechnet. "Ich bin mir sicher, dass ich das herausfinden kann, weißt du? Immerhin bin ich, im Gegensatz zu der Looserin dadrüben, die Tochter unseres Anführers. Wenn dieses Pokémon noch lebt, dann bin ich die erste, die das zu erfahren bekommt. Keine Sorge."

Für Aralé waren das ganz schön hohe Töne. Ja, Moltera war die Tochter des Leitibitaks, aber ihr Schwarm zählte nicht mal zwanzig Pokémon, was andererseits bedeutete, dass sie gar nicht so viele Beziehungen haben konnte. Außerdem waren die Informationen ziemlich dürftig, wo sie doch noch nie von einem übergroßen Sandamer gehört hatte. Ganz zu schweigen davon, dass hundert Jahre eine verdammt lange Zeit waren.

Es war typisch, dass sie in so entscheidenden Momenten von lauter unvorsichtigen Überfliegern umgeben war. Nur hätte sie nie gedacht, dass Moltera auch so eine war.

Gerade, als sie dies in Worte fassen wollte -wer ließ schon gern einen Looser auf sich sitzen?- fuhr das Habitak fort: "Allerdings müssen wir dafür erst einmal wieder hier raus. Könntest du uns nicht eine Abkürzung verraten?"

"Du... Ist das ein Versprechen?" fragte Sandamer ungläubig nach, ohne ihren Anhang zu beachten.

"Aber sicher!" bestätigte Moltera selbstbewusst."Es könnte vielleicht etwas dauern, bei uns ist ja völlige Provinz, aber ich werd dir von ihm erzählen. Versprochen."

Es sah dem Habitak gar nicht ähnlich, sowas zu sagen. Nein, so kannte Aralé ihre Erzfeindin nicht. War ihr vielleicht Weihnachten so wichtig, dass sie heute jedem helfen wollte? Oder lag es nur daran, dass sie so schnell wie möglich von diesem vermeihentlich gefährlichen Gegner wegkommen wollte?

Was es auch war, ihre Worte wirkten sehr überzeugend.

"Das Versprechen eines Habitaks, hm." meinte Sandamer leise. Lauter fügte er hinzu: "Ihr wollt zurück? Dann nehmt das hier. Betrachtet es als Besiegelung eures Versprechens."

"Moment mal!" rief Aralé, sie hatte hier gar nichts versprochen.

Doch ein plötzlich einsetzendes Rumpeln unterbrach ihren Protest.

Überrascht wandte sie sich um. Wieder einmal fragte sie sich, was an diesem Tag noch alles passieren würde. Es war, als wollte sich heute ihre ganze Vernunft gegen sie stellen.

Aus der Wand brach nämlich einer der Sterne, was eigentlich ebenso unmöglich war, wie seine ganze Existenz. Sternenschauer war eine Attacke, die normalerweise keine Rückstände hinterließ...

Aber dann dachte sie an Molteras misslungene Verfolgung, die sie überhaupt in diese Situation gebracht hatte, und sah ein, dass heute einfach die Welt Kopf stand.

"Folgt dem Stern, der bringt euch an die Oberfläche." meinte Sandamer beinah fröhlich. Dann fügte er ein "Er wird euch aber auch wieder zurück bringen." hinzu, als hätte er Angst, dass sie es vergessen würden.

"Hey, ich bin zwar ein Habitak, aber nicht so verlogen wie manch andere Pokémon. Außerdem.... nun ja, belassen wir es bei der Vorstellung der puren Nächstenliebe." sagte Moltera mit seltsamer Betonung.

Aralé sollte es recht sein. Sie beobachtete lieber zweifelnd den schwebenden Stern. Solange er ihre Rückweg war, würde sie sich nicht einmischen. Immerhin hatte das Habitak die Initiantive ergriffen und so sollte es ihr Recht sein. Für sie hatten die Ereignisse schon genug Rätsel aufgegeben, dass sie den ganzen Winter darüber grübeln konnte. Und sie würde eine Erklärung finden. Es musste eine Erklärung geben.

"Aralé, wir gehen." gab Moltera schließlich das Zeichen zur Abreise. "Wiedersehen, Sandamer. Und das werden wir garantiert tun."

Wie auf Kommando begann der Stern in Richtung des gegenüberliegenden Tunnels zu fliegen.

Seuftzend folgte das Taubsi dem wieder typisch abweisenden Habitak.
 

Nachdem auch dieser Teil hinter ihnen lag, verfiel Moltera in ein grüblerisches Schweigen, dass Aralé nicht zu brechen gedachte.

Es war ganz gut so, dass es den ganzen Weg still zwischen ihnen blieb, ansonsten hätten sie in ihrem Streit vielleicht die richtige Abzweigung verfehlt. Schon wieder so ein seltsamer Zufall. Hinter der Sternengrotte lag ein weitverzweigtes Netz aus Tunnelsystemen, in denen sich die beiden Vogekpokémon sicher verlaufen hätten. Aber der Stern führte sie sicher zurück nach oben und obendrein bot er auch genug Licht um sich in den sonst dunklen Gängen sicher fortbewegen zu können.

Erst als sie wieder draußen an der Luft waren, brach Aralé die Stille: "Okay. Was - ist gerade passiert? Ich meine... Wie sowas nur möglich... Wie kommt sowas unter die Erde?"

Moltera ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.

Geduldig schwebte ihre Mitbringels neben ihnen und beleuchtete den felsigen Boden des Gebirges, dass ihren Heimatwald einschloss. Von hier aus würden sie keine zehn Minuten fliegen müssen um wieder daheim zu sein. Vielleicht schaffte es das Habitak sogar noch rechtzeitig zu ihrem Weihnachtsfest.

"Ich weiß es nicht. Aber... ein bisschen Mystik an Weihnachten ist doch nicht schlecht!" sagte Moltera unverhohlen grinsend und erhob sich in die kühle Abendluft.

Kopfschüttelnd tat es ihr Aralé gleich. Vielleicht hatte sie ja doch Recht.

Somit folgten sie Sandamers Stern nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  absouuru
2008-12-17T21:38:57+00:00 17.12.2008 22:38
Wow! Diese Geschichte ist einfach nur klasse gewesen!!! Ich hab nich eine Minte daran gedacht, mit dem lesen aufzuhören XD spannend un dvorallem witzig!! Die streitereien der beiden waren echt super gelungen!
Aber auch der kampf zwischen beiden waren sehr realistisch! Ja..realistisch war die ganze Geschichte. Angefangen von den Damhirplex bis zum Ende (auch wenn das mit der Höhle sehr mysteriös war oÔ)
Aber dein Schreibstil war richtig super. Um ehrlich zu sein gefiel mir diese Geschichte mir noch mehr, als die andere von dir (obwohl die auch nich schlecht war^^)

Aber eins muss ich schon bemängeln...ich würde zugerne wissen, wie es weitergeht. Zum einen, warum die beiden solche streithähne waren, was das besondere an dem Pionskora war, ob die beiden es finden und ob sie wirklich zurück zum sandamer gehen würden, was es mit dem Stern auf sich hat und ob die beiden sich überhaupt jemals vertragen werden!!
So viele Fragen! Schade, dass die nich geklärt werden..oder schreibst du irgendwann mal weiter?? ^^

lg, twilight-girl


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