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Seelentausch

von

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Bittere Wahrheiten

„Würdest du mir mal bitte verraten, warum wir uns im Augenblick des Triumphes einfach so zurückziehen sollten?“, fauchte Areslefs, der rasend vor Wut war.

Fiertlo wich ein paar Schritte zurück und zog Xanty mit sich, als Monakira herumwirbelte und den Vampir mit eiskalten, feuerrot lodernden Augen ansah. „Weil ich es so angeordnet habe, Areslefs und erspare mir deine laschen Drohungen. Damit erschreckst du ja noch nicht einmal ein Eichhörnchen.“

Gelangweilt spielte sie mit ihren Fingernägeln, bis Areslefs der Geduldsfaden riss. „Dieses gottverdammte Miststück läuft immer noch frei da draußen herum und das, wo ich sie schon da hatte, wo ich sie haben wollte! Hättest du mich machen lassen, würde sie jetzt hier an einem Strick mit dem Kopf nach unten baumeln und langsam, Tropfen für Tropfen ausbluten!“, schrie er, was der Teufelsdienerin allerdings wenig auszumachen schien.

Immer noch gelangweilt richtete sie ihren Blick auf Areslefs und lächelte kalt. „Du irrst dich, mein Lieber!“

Ein kurzes Aufflackern von Unsicherheit machte Monakira klar, dass sie Recht hatte.

„Du bist so auf deine Gier nach Blut, auf deine Gier nach dieser Frau fixiert, dass du alles Andere um dich herum vergessen hättest. Sie war nicht allein, Areslefs! Sicher hättet ihr vielleicht eine Chance gehabt, aber dein purer Hass auf Shondra hätte dich blind für alles Andere gemacht, was dich letztendlich ins Grab gebracht hätte. Dummerweise muss ich zugeben, dass du schon eine wichtige Rolle einnimmst, ich konnte es also nicht verantworten, dich einfach draufgehen zu lassen … obwohl es für andere wahrscheinlich eine sehr gute Warnung gewesen wäre. Aber so … hast du nochmal Glück gehabt.“

Xanty umklammerte die Hand ihres Bruders noch fester und begann zu zittern. Auf wen hatten sie sich nur eingelassen? Ob sie wollte oder nicht, aber diese Frau machte ihr Angst. Sie strahlte eine kalte Aura aus, die selbst den abgebrühten Vampiren, die hier lebten, Respekt eintrichterte.

Sie warf Fiertlo einen unsicheren Blick zu, der jedoch immer noch schweigend auf Monakira blickte, die sich mit geschmeidigen Schritten Areslefs näherte.

Kalt lächelnd legte sie ihren rechten Zeigefinger unter sein Kinn und hob es an. „Es wäre so einfach, Areslefs!“ „Was? Was wäre einfach?“ „Dich in dein Verderben laufen zu lassen.“

Mit einem wütenden Knurren schlug er ihre Hand zur Seite und packte ihren Hals. Ein Umstand, der sie keineswegs beunruhigte. Stattdessen blickte sie ihn noch immer belustigt an. „Du bist ein Narr, wenn du glaubst, mich so einfach aus dem Weg räumen zu können! Ich sagte gerade, dass es viel zu einfach wäre, dich in dein Verderben laufen zu lassen, dummerweise … interessiert Er sich für dich.“

Der Griff um ihren Hals lockerte sich, als Areslefs verwirrt zurückwich. „Wer?“

Langsam kam sie näher, so nah, dass sie nur noch eine Handbreit von ihm entfernt war. „Was glaubst du denn, von wem ich spreche?“

Der Größe seiner Augen nach, die mittlerweile um das Doppelte angeschwollen waren, hatte Areslefs begriffen, wen sie meinte.
 

„Ihr braucht also meine Hilfe, um diesen Zauber wieder rückgängig zu machen, ja?“

Shondra lehnte sich gegen die Stuhllehne und blickte hinauf zur Decke. „Aber … das Problem ist, dass man den Zauber eines solchen Medaillons nur auf eine Art und Weise brechen kann und das ist mit einem Gegenstück.“

Kiara warf Yugi einen kurzen Blick zu und zuckte mit den Schultern. „Wo ist das Problem?“, fragte sie und warf einen leicht angewiderten Blick auf Joey, der sich gierig über die Tomatensuppe hermachte, die Sun Guku aus dem Nichts für ihn beschwor.

„Hörst du eigentlich jemals auf zu essen?“, fragte sie und schloss entnervt die Augen, als Joey sie mit einem völlig verschmierten Gesicht anblickte.

„Vergiss es.“, gab sie klein bei und wandte sich wieder Shondra zu.

„Das Problem, meine liebe Kiara, ist, dass das Gegenstück zu diesen Medaillons nur an einem einzigen Ort existiert.“

Kiara seufzte und lehnte sich zurück. „Und ich vermute mal, dass es sich bei diesem Ort um den wohl furchtbarsten Ort auf der gesamten Welt handelt.“

Shondra lächelte, ohne es im Mindesten so zu meinen. „Ich spreche hier von dem Wald, in dem die Night Deaths ihren Unterschlupf haben.“

Ein paar Sekunden lang herrschte geschocktes Schweigen, bis Kiara sich mit den Armen auf dem Tisch abstützte und den Kopf hängen ließ. „Ok, das übersteigt meine schlimmsten Vorstellungen dann doch noch mal um einiges. Und ich hatte gedacht, das geht schon gar nicht mehr.“

Yugi grinste. „Woran hattest du denn gedacht? An die Gefangenschaft mit Seto Kaiba in einem Einzelzimmer, das nur 5qm groß ist?“

Kiara schluckte. „Ok, dagegen ist der Night-Death-Wald wirklich Kinderkram. Wenn ich heute wegen dir Alpträume kriege, Yugi, dann schwör ich dir…“

„Ruhe, ihr zwei! Das ist kein Scherz mehr. Ihr wollt den Zauber des Medaillons brechen, stimmt’s?“ „Na ja … wenn ich bedenke, dass man sich dafür in die Höhle des Löwen begeben muss, bin ich mir schon gar nicht mehr so sicher.“, murmelte Kiara verdrießlich und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.

„Die Frage ist die: Ist es wirklich notwendig, dass ihr den Zauber brecht?“

Kiara warf Yugi einen ratlosen Blick zu.

„Kiara! Du kennst die Antwort.“, vernahm sie Yamis Stimme in ihrem Kopf und schweren Herzens nickte sie. „Ich fürchte schon! Yugi und ich müssen dem Pharao und der Prinzessin dabei helfen, ihre Erinnerungen wieder zu finden und ich fürchte, das wird alles nur dann gelingen, wenn wieder alles so ist, wie es sein sollte.“ „Also müssen wir irgendwie unbemerkt bei den Night Deaths einbrechen, uns das Gegenstück schnappen und munter wieder hinaus spazieren. Nichts leichter als das!“, brummte Sun Guku, die von der Aussicht alles Andere als begeistert war.

„Hätte ich gewusst, dass das so schwierig wird, hätte ich einen anderen Weg gesucht.“, maulte Kiara, was Shondra lächeln ließ. „Du hättest suchen können, bis du schwarz geworden wärst. Den Zauber dieses Medaillons kannst du nur auf diese Weise brechen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“

„Und wie willst du jetzt vorgehen?“, fragte Son Goku, der sich auf die Tischkante gesetzt hatte und sie mit ernstem Blick musterte.

Shondra fuhr sich seufzend durch das Haar und zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung.“, gab sie zu.

„Aber … irgendeine Möglichkeit muss es doch geben.“ „Die gibt es bestimmt. Aber sie zu finden ist nicht gerade leicht.“, entgegnete Shondra, während sie sich mit den Ellenbogen abstützte und den Kopf auf ihre verschränkten Hände legte. „Ich will ganz ehrlich sein. Die Vampire machen mir am wenigsten Sorgen. Was mir momentan Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass Monakira sich bei denen herumtreibt.“

Kiara erschauderte kaum merklich. „Ist sie denn wirklich so gefährlich?“

Zu ihrer Bestürzung nickte Shondra. „Ich hatte bisher nichts mit ihr zu tun, weil sie bisher nicht in Erscheinung getreten ist, aber … nachdem, was ich bis jetzt erlebt habe, kann ich nur sagen, dass dieses Mädchen meiner Meinung nach der Teufel höchst persönlich ist.“

Neben ihr schüttelte Sun Guku den Kopf. „Ich hab dir doch vorhin schon gesagt, dass sie lediglich seine Rechte Hand ist.“

Shondra warf ihrer Tochter einen scharfen Blick zu. „Was sie nicht daran hindert, ihrem Meister Konkurrenz zu machen!“, fauchte sie wütend.

Kiara überkam plötzlich Übelkeit, als sie an Monakira dachte. Zitternd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und verließ das Zimmer, begleitet von den neugierigen und verwirrten Blicken ihrer Freunde.

„Was ist los, Kiara?“

Bedrückt sah sie den Pharao an, der vor ihr erschienen war und sie besorgt musterte. Doch statt zu antworteten schüttelte sie nur den Kopf und wich ihm aus.

Yami ließ jedoch nicht locker. „Komm schon, Kiara! Ich kann doch fühlen, dass mit dir was nicht stimmt. Geht es um diese Vision? Machst du dir darüber Gedanken?“

Kiara stoppte, kehrte ihm aber immer noch den Rücken zu. Ein unkontrollierbares Zittern hatte sie erfasst, was Yami nicht verborgen blieb. „Du hast Angst.“, stellte er fest und senkte den Kopf. „Und ich kann dich verstehen, aber … seit wann gibst du so einfach auf? Seit wann lässt du dich von so etwas aus der Ruhe bringen?“

Kiara wirbelte herum und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. „Ist dir eigentlich aufgefallen, dass jede Vision, die ich hatte, bisher wahr geworden ist?“

Yami schnaubte. „Wenn man mal bedenkt, dass du bisher nicht gerade viele Visionen von der Zukunft hattest…“ „Spielt das eine Rolle?“ „Ich denke schon! Dinge aus der Vergangenheit zu sehen, die bereits geschehen sind, ist noch lange nicht das Gleiche, wie Dinge aus einer vermeintlichen Zukunft zu sehen. Gerade du als Medium solltest wissen, dass die Zukunft sich nicht vorherbestimmen lässt. Was du gesehen hast, ist eine Möglichkeit, aber es muss nichts Endgültiges sein!“ „Woher willst du das wissen?“ „Woher willst du wissen, dass es nicht so ist?“

Kiara schwieg, funkelte ihn aber immer noch wütend an. „Wie konnte ich eigentlich erwarten, dass du mich verstehen würdest?“, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Von jemandem, der bereits tot ist, kann man ja wohl in solchen Situationen kaum richtigen Beistand erwarten!“

Yami zuckte zusammen.

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wie ich mich fühle! Du bist schon tot. Woher willst du wissen, wie man sich fühlt, wenn man weiß, dass sein Tod unmittelbar bevor steht?“, fauchte sie.

Yamis Augenbrauen zogen sich zusammen. „Erst einmal weißt du nicht, dass du … dass du sterben wirst, klar? Ich habe es dir vorhin schon gesagt, es ist eine Möglichkeit! Außerdem ist es auch gut möglich, dass das Bild dieses Grabsteins aus einer sehr weit entfernten Zukunft stammt.“ „Ich würde dir glatt zustimmen, wenn ich nicht bereits die Initialen im Grabstein entziffert hätte! Es war dieses Jahr, Pharao! Dieses Jahr und nicht irgendeins in einer weit entfernten Zukunft! Könntest du lesen, hättest du das auch gesehen!“ „Ok, es reicht! Hör sofort damit auf! Hör auf damit, mit deinem Leben schon abzuschließen, nur weil du eine Vision hattest, die meiner Meinung nach völlig offen ist. Du bist noch viel zu jung, um dir bereits über den Tod Gedanken zu machen klar?“ „Ist das so? Und warum werden Yugi und ich pausenlos mit solchen Situationen konfrontiert, bei denen unser Leben auf dem Spiel steht? Sich unter solchen Umständen keine Gedanken darüber zu machen, wäre ziemlich wunschtraummäßig, meinst du nicht auch?“ „Ich hab gesagt, dass jetzt Schluss ist! Ich weiß nicht, warum ich mich hier mit dir über so einen Unsinn streite, aber eins versichere ich dir: Du wirst nicht sterben, Kiara! Hast du mich verstanden? Diese Vision von deinem Grabstein wird genau das bleiben!“

Kiara blickte ihn traurig an. „Das weißt du nicht.“, entgegnete sie leise und blickte zu Boden. „Das weiß niemand.“ „Kiara, bitte! Schließ nicht wegen so eines Bildes dein Leben einfach ab. Ich dachte bisher immer, dass du eine Kämpferin bist. Also kämpfe auch! Lass dich nicht einfach hängen. Sei doch mal endlich wieder so stur, wie sonst auch immer. Sei so stur und kämpfe gegen diese Art von Zukunft an. Seit wann lässt du dir von ein paar Bildern sagen, wie dein Leben zu verlaufen hat?“

Kiara schluckte die aufkommenden Tränen hinunter, als sie dem Pharao in die Augen sah und in ihnen ein stilles Flehen erblickte. Sofort war ihr klar, dass der Pharao, selbst wenn sie sich einfach gehen lassen würde, es niemals zuließe, dass sie sich ins Verderben stürzt.

„Du hast es erfasst.“, bestätigte Yami grinsend.

Kirara funkelte ihn an. „Ich hab dir gesagt, dass du dich aus meinem Kopf raushalten sollst!“, fauchte sie, was Yamis Grinsen nur noch breiter werden ließ. „Was soll ich machen? Ich liebe es nunmal, in deinem Kopf herumzugeistern.“ „Ich mein es ernst.“ „Ich auch!“

Kiaras Augen blitzten und mit wilder Freude begann sie, ihre Gedanken zu verschließen. Vor ihren Augen baute sich eine große durchsichtige Mauer auf, die zwischen ihr und dem Pharao erschien und ihn aus ihrem Kopf fernhielt.

Yamis Mundwinkel zuckten. „Du bist gar nicht mal so schlecht.“

Kiara grinste. „Ich weiß.“

Der Pharao kniff die Augen zusammen und fing an, sich langsam vorzutasten. Nach und nach durchdrang er die Mauer und kämpfte sich so immer mehr zu Kiara hindurch. Die jedoch gab nicht so einfach auf. Auf das Äußerste konzentriert schloss sie die Augen und atmete ruhig ein und aus. Die Mauer um sie herum verhärtete sich und schleuderte Yami schließlich zurück.

Doch statt enttäuscht oder wütend zu sein, blickte er sie nur stolz an. „Ich wusste, dass du eine Kämpferin bist. Und genauso, wie du mich fernhältst, solltest du auch gegen diese Vision ankämpfen. Du bist nicht der Typ, der einfach aufgibt.“

Die Mauer um Kiara herum verschwand und Yami schwebte auf sie zu – so nah, dass – wäre er aus Fleisch und Blut – seine Stirn ihre berührt hätte.

Kiara tat etwas, was sie selten tat. Sie lächelte schüchtern.

„Was ist?“, fragte er leise und wich ein paar Millimeter zurück.

„Gar nichts.“, erwiderte sie, biss sich aber auf die Lippe, als sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.

„Es ist nichts und trotzdem wirst du rot? Dir ist schon klar, dass ich jetzt auch einfach in deinen Gedanken nachsehen könnte, was in dir vorgeht, oder?“ „Mach doch!“, entgegnete sie angriffslustig, was sich auch sofort in ihren Augen widerspiegelte.

Yami lächelte und schüttelte den Kopf. Dann näherte er sich ihr wieder bis auf wenige Millimeter. „Ich lass dich nicht so einfach gehen.“, murmelte er und verschwand dann, in dem er einfach in sie hineinglitt und sich in den Gürtel zurückzog.

Kiara schüttelte sich kurz, als ihr gesamter Körper von einer Gänsehaut erfasst wurde, die alles in den Schatten stellte, was sie bisher erlebt hatte.
 

„Ich mag diese Monakira nicht.“, brummte Xanty, die sich mit vor der Brust verschränkten Armen auf einem zerschlissenen alten Ledersessel niedergelassen hatte.

Fiertlo zuckte mit den Schultern. „Mal was Neues.“

„Ich mein‘s ernst! Diese Frau … ist mir so was von unheimlich. Ich glaube kaum, dass wir ihr so einfach trauen sollten. Hast du gesehen, wie sie mit Areslefs umspringt?“ „Hast du gespürt, wie mächtig wir durch sie geworden sind?“

Xanty rollte mit den Augen. „Ist das alles, was dir dazu einfällt? Diese Monakira taucht hier auf und plötzlich hecheln ihr alle hinterher. Was soll das? Früher hätte ich denen den Kopf abgerissen, die behauptet hätten, wir würden uns von irgendjemandem herumkommandieren lassen.“ „Wer lässt sich denn hier herumkommandieren?“

Xanty fauchte. „All diejenigen, die sich letztes Mal sofort zurückgezogen haben, als sie es befohlen hat!“ „Also auch wir!“, bemerkte er und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Xanty blickte ihn unschlüssig an. „Hältst du es für möglich, dass sie mit … einer Art Gehirnwäsche arbeitet?“ „Quatsch! In diesem Reich reicht es aus zu behaupten, du wärst die Schwester des Teufels und alle schauen zu dir auf.“, sagte Fiertlo und wischte Xantys Bemerkung somit beiseite. Xanty kaute auf ihrer Unterlippe. „In diesem Fall ist es aber keine reine Behauptung! Es ist Tatsache, dass Monakira die Gesandte des Teufels ist.“ „Woher kennst du sie?“, fragte Fiertlo, dem die Verwirrung anzusehen war.

„Ich kenne sie nicht persönlich. Aber ich habe von ihr gehört.“ „Wann?“

Xanty druckste herum und dachte nach. Sie war sich sicher, dass sie von Monakira gehört hatte, doch ihr kam partout nicht in den Sinn, in welchem Zusammenhang und wann genau. Nach ein paar Sekunden gab sie es auf und blickte Fiertlo resigniert an. „Ich kann mich nicht erinnern.“ „Und du bist sicher, dass du sie nicht mit jemandem verwechselst?“ „Todsicher.“

„Was ist todsicher?“

Die Geschwister fuhren überrascht zusammen, als Areslefs Stimme durch die Kammer hallte.

Xanty funkelte ihn böse an. „Mach das nicht noch einmal, Areslefs!“, fauchte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich angesammelt hatte.

„Warum auf einmal so verschreckt?“, fragte er belustigt, während er sich auf die Kante eines abgewetzten Tisches sinken ließ.

„Da draußen läuft die Samariterin des Todes durch die Gegend und du fragst mich, warum ich so verschreckt bin?“, knurrte sie zurück und warf sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre lia-gelbfarbenen Augen sprühten Funken.

„Was denn, was denn? Macht dir das Teufelchen da draußen Angst?“ „Nicht halb so viel Angst, wie dein blödes Gelabere!!“, zischte sie zurück, sprang auf und verließ das Zimmer.

Areslefs sah ihr stirnrunzelnd nach und warf dann Fiertlo einen überraschten Blick zu. „Was ist denn in die gefahren?“

Fiertlo zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich liegt es wirklich an Monakira.“ „Wenn das stimmt, dann sollte Monakira vielleicht wirklich verschwinden. Dein Schwesterchen scheint nämlich momentan sehr schnell auf 180 zu sein. Sieh dir das hier an!“

Er krempelte den rechten Ärmel seines Shirts hoch und zeigte Fiertlo eine üble Bisswunde, die um die Bissspuren herum bereits eine ungesunde, giftgrüne Farbe angenommen hatte. „Das ist doch kein einfacher blauer Fleck.“, bemerkte Fiertlo unsicher – eine Eigenschaft, die er sehr selten zeigte.

Areslefs nickte zustimmend. Genau da hat mich dein reizendes Schwesterchen vorhin erwischt, als ich versucht habe, sie von den anderen wegzuziehen. Was es auch ist, es ist kein Gift, aber auch kein normaler Biss.“ „So etwas hab ich noch nie gesehen. Könnte das eine Entzündung sein?“

Areslefs knurrte. „Fiertlo! Ich bin ein Vampir! Entzündungen oder Krankheiten dürfte ich gar nicht kennen!“, schrie er, während er den Ärmel wieder glättete.

Fiertlo sprang einen Schritt zurück und funkelte Areslefs an. „Was ist denn nur in euch gefahren? Erst rastet Xanty andauernd aus! Jetzt gehst du auf mich los? Seid ihr denn alle komplett verrückt geworden?“

Areslefs rieb sich die Augen. „Das ist … ihre Anwesenheit. Sie macht uns stärker … aber scheinbar auch aggressiver.“ „Warum fahre ich dann noch nicht aus der Haut?“ „Bin ich allwissend?“, fauchte Areslefs zurück, verdrehte dann aber sofort wieder die Augen. „Ich werd noch wahnsinnig.“, brummte er, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke empor. „Ich bin mir sicher, dass es Monakiras Anwesenheit ist, die uns so aggressiv macht. Und das Schlimmste ist, dass ich befürchte, dass deine Schwester bald zu einer reißenden Bestie wird. Sie hat sich nicht halb so gut unter Kontrolle, wie es den Anschein hat.“

Fiertlo kratzte sich am Kopf. „Naja … ihre Ausraster vorhin waren alles Andere als angenehm und normal, da magst du Recht haben, aber … jeder hat mal n schlechten Tag und sie ist eine Frau, bei ihr ist das Gang und Gebe.“ „Hast du deine Schwester denn jemals so ausflippen sehen? Sie hatte sich überhaupt nicht mehr in der Gewalt? Ich hab‘s jedenfalls noch nicht erlebt, dass sie plötzlich blutrote Augen hatte.“

Fiertlo schob die Unterlippe vor, als er darüber nachdachte. Dummerweise – und es gefiel ihm keineswegs, Areslefs in der Hinsicht Recht zu geben – schien er mit seiner Vermutung richtig zu liegen, dass Xanty durch Monakiras Anwesenheit immer mehr die Charakterzüge einer reißenden Bestie annahm.

Die Frage war nur, auf wessen Seite würde diese Bestie stehen, wenn es zum äußersten kommen sollte?
 

„Was war denn mit dir los?“, fragte Yugi, als Kiara wieder das Zimmer betrat und im Türrahmen stehen blieb. Sein Gefühl, dass mit Kiara irgendetwas nicht stimmte, wurde immer größer und nahm nach und nach die Größe eines Medizinballs an. Kiara sah überhaupt nicht gesund aus. Sie war blass, das Haar hing kraftlos zu beiden Seiten herab, ihre Augen wirkten irgendwie trüb und auch ihre gesamte Erscheinung hatte etwas von einer Toten. Besorgt stand er auf und ging auf seine Schwester zu, die er sanft an den Schultern ergriff und ihr in die Augen blickte. „Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht. Du siehst aus wie eine Leiche.“

Kiaras Augen blitzten kurz, doch sie schüttelte den Kopf. „Es ist nichts, Yugi, wirklich.“

„Vergiss es, Kiara! Du kannst Yugi nichts vormachen!“, bemerkte der Pharao in ihren Gedanken, was sie beschämt zu Boden blicken ließ. So sehr es ihr auch widerstrebte, doch der Pharao hatte Recht. Sie konnte ihrem Bruder nichts vormachen.

„Kiara?“ Nur schwach drang seine Stimmte bis zu ihr durch.

Ihr Blick richtete sich kurz auf Shondra, Son Goku und Sun Guku und dann wieder auf Yugi. Schließlich ergriff sie seine Hand und zog ihn mit sich in ein verlassenes Zimmer.

„Was ist denn los?“, fragte Yugi, dem Kiaras Gebaren äußerst schleierhaft vorkam. Ihrem festen Griff nach zu urteilen, schien sie vollkommen bei Kräften zu sein, ein Umstand, der bei näherer Betrachtung ihres Äußeren keineswegs zu vermuten wäre.

Kiara positionierte sich so, dass er ihr genau gegenüber stand. Dann drückte sie ihre Handflächen gegen seine Schläfen und schloss die Augen. Sie hatte so etwas noch nie probiert, doch mittlerweile war ihr klar geworden, dass ihr Bruder und sie Dinge vollbringen konnten, die weit über das menschliche Denken hinaus gingen.

Sie konzentrierte sich auf ihre Vision und zuckte zusammen, als die Bilder von ihr, Monakira und ihrem Grabstein wieder durch ihren Kopf surrten – und durch Yugis.

Ein paar Sekunden später war es vorbei. Ein gewaltiger Druck beherrschte ihren Kopf, auf den sie allerdings überhaupt nicht mehr achtete.

Stattdessen blickte sie in das Gesicht ihres Bruders, dem das Entsetzen deutlich anzusehen war. „W … was … was war das?“, fragte er ungläubig, während er sich ein paar Schritte von ihr entfernte, als hätte er Angst, von Kiara würde eine ansteckende Krankheit ausgehen.

Kiara zitterte am ganzen Leib, als sie den dicken Kloß in ihrer Kehle hinunterschluckte, um ihm zu antworten. Selbst ihre flüsternde Stimme wurde fast gänzlich von diesem Zittern beherrscht. „Ich … ich werde sterben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yatimu
2009-01-17T19:06:53+00:00 17.01.2009 20:06
On nein!!!
Kiaaaaaaara!!!!
Ich bin echt K-Vampios Meinung:
Das Mädel gibt doch sonst auch nicht so einfach auf!!!
weiter lesen, weiter lesen....
Von:  Kyuuo
2008-12-29T20:00:09+00:00 29.12.2008 21:00
tolles kapi
du hast einen super schreibstil
einen schlimmeren ort für das amulett gibt es wirklich nich
was ist mit den vampieren los
muss sie wirklich sterben??
freu mich schon aufs nächste
mfg kyuuo
Von:  VonArrcross
2008-12-29T19:51:16+00:00 29.12.2008 20:51
So, die Geschichte habe ich nun nachträglich (endlich) abonniert. *sich schäm es bisher verpeilt zu haben*

So ganz weiß ich zwar noch net, welche besondere Rolle Areslefs in Satans(?) Plan hat, aber das ist erstmal egal. Das Kiara so einfach aufgibt kann ich nicht verstehen. Das ist doch nicht Kiara, oder? Das Mädel gibt doch sonst auch nicht so einfach auf. >.<
Monakira ist mir allerdings kein bisschen geheuer, allein von meinem bisherigen Wissensstand aus, kann ich sie noch weniger leiden.

Ausserdem...
Das Kapi habe ich wie die anderen zuvor förmlich aufgesaugt. Die Szenen haben sich alle wie im Kino vor mir abgespielt. Und ich sitze jetzt nun da und warte das die Pause vorbei ist, damit das Kino weiter geht. ;-)


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