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a Werewolf's passion

or "Advent for Cash"
von

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The arrival

Could you kill her?
 

The arrival
 

Der Schnee schimmerte hellblau unter dem Licht , nahezu vollen, Mondes. Hellblaues Zwielicht bedeckte die schneebedeckten Felder, Bäume und das Dorf Growatje im Zentrum der Ukraine.

Es war ein Ort, der von den Anarchiekriegen verschont geblieben war und dessen Gemeinschaft nun schon wieder in ein nahezu mittelalterliches Leben verfallen war. Der Ort existierte nur für sich selbst und war eine Juwel der Ruhe in einer Welt voll Chaos und Technologie. Nun herrschte die Nacht über dem Ort und alle Fenster waren dunkel… alle bis auf die Fenster des Gasthofes, dessen Räumlichkeiten hell erleuchtet waren und von wo dumpfer, lallender Gesang auf leise durch die Straßen wehte. Es war Dezember, genauer gesagt, der 22. Dezember, und der Weihnachtsabend stand kurz bevor. Die Leute waren fröhlich, obwohl für sie mit dem Schnee eine harte Zeit kam, doch ihr Glauben und ihre Abgelegenheit ließ sie nicht verzweifeln. Bis in weiter Ferne zwei Gestallten auftauchten, welche die Gesänge mit ihren feinen Ohren schon von weitem gehört hatten.

Zwei Gestallten, welche Unterschiedlicher nicht sein konnten und genauso wenig zu den frommen Menschen in jenem Dorf passen würden. Während der eine schon nahezu eine Ewigkeit über die Erde wandelte, war der andere noch nicht einmal 20 Jahre alt. Der Alte hatte schneeweiße Haut und seine langen, geschmeidigen und schwarzen Haare, welche ihm ihm Rücken hinab flossen, schimmerten silbern bis hellblau im Licht des Mondes. Er war schön, einzig eine lange Narbe über seinem rechten Auge brach die Makellosigkeit seines Antlitzes. Seine gänzlich schwarzen Augen stachen aufgrund seiner hellen Haut hervor. Sie waren unnatürlich. Nur schwarz. Pupille, Iris und auch der Rest war vom gleichen Schwarz erfüllt und einzig der Schimmer der Erfahrung spielte darin. Trotz seiner fehlenden Größe erweckte er den Eindruck immer seine Ziele zu erreichen und keinerlei Spott aufkommen zu lassen. Man würde ihm nicht ansehen, was für Kräfte in ihm verborgen sind, da er nur spärlich muskulös war. Mit ruhigen Worten kommunizierte er und jede seiner Bewegungen und Handlungen wirkte überlegt.

Sein Weggefährte war das komplette Gegenteil. Er war beinahe zwei Köpfe größer, hatte eine sehr dunkle Hautfarbe, was von seiner Afro-amerikanischen Herkunft kam, und hatte die schwarzen, rauen Haare, welche zu Dreadlocks geflochten waren, zu einem Zopf zusammengebunden, der nun von seinem Hinterkopf abstand. Die Haarspitzen schimmerten auch hellblau, doch das war nicht das Produkt des Mondlichts, sondern ein permanenter Zustand. Seine Oberarme waren das Produkt jahrelanger militärischer Ausbildung und sein ganzer Körper war zu einer einzigen Waffe geformt worden, welche bereits seine damaligen Ausbilder zur Strecke gebracht hatte, da er zum Feind ernannt worden war.

Sein Gesicht wirkte öfter als nötig zerkratzt und eine dicke Narbe zog sich von seiner linken Schläfe bis zum Schlüsselbein hinunter. Er wirkte um einiges Bedrohlicher als sein Begleiter, doch seine Augen hoben diesen Effekt wieder auf. Sie waren hell, hatten einen blaugrünen Farbton und wirkte voller Lebenslust, was die Vergangenheit des Mannes eigentlich bezweifeln ließ.

Das einzige, im dem sich die beiden nicht unterschieden, war das Alter ihres Aussehens. Während der Große eher so aussah, als wäre er älter, als er tatsächlich war, sah der Kleine viel Jünger aus, als es der Wahrheit entsprochen hätte. Vom Anblick her, würde man sagen, dass die beiden wohl im gleichen Alter sein dürften, doch nichts wäre weiter von der Wahrheit entfernt.

Der Wintermantel des Größeren und der Ledermantel des Kleineren flatterten kurz im Wind, als sie auf der Spitze des Hügels stehen bleiben und auf das Dorf in der Ferne starrten.

„Dort vorne ist es.“ sagte der Hellhäutige.

Der andere hatte so viel wie möglich von seinem Gesicht hinter dem Kragen seines dicken Mantels versteckt und nickte.

„Und du glaubst wirklich, dass wir sie dort finden?“ fragte der erste zum wiederholten Male, seit sie zu dieser Reise aufgebrochen waren.

Wieder nickte der andere.

Der erste schien kurz zu überlegen, doch er wollte nicht eine Diskussion mit seinem Freund beginnen, wegen einem Thema, zu dem beide nichts sagen wollten.

„Dann sollten wir diese Dorfbewohner besser warnen.“ murmelte er stattdessen nur, holte eine großkalibrige Pistole hervor und schob ein Magazin mit Silbergeschossen ein. Dann verstaute er die Waffe wieder unter dem Mantel.

Er sah seinen Freund ein letztes Mal von der Seite an, blickte wieder zu den Lichtern des Gasthofes in der Ferne, seufzte und setzte sich wieder in Bewegung.

Während die beiden über die Schneebedeckten Felder auf die Lichter zustapften, heulte irgendwo auf der anderen Seite des Dorfes in weiter Ferne ein Wolf.
 

Ein lautes, aufgeregtes Blöcken ließ Medjew aus seinem unruhigen Schlaf hochschrecken. Zuerst glaubte er, es sich nur eingebildet zu haben, aber als er wieder verzweifeltes Blöcken hörte, schlug er die Decke beiseite und stieg aus dem Bett.

„Was ist denn?“ fragte seine Frau verschlafen auf Russisch mit einem sehr markanten Dialekt, der für das Dorf typisch war.

Medjew schlüpfte in seine Pelzstiefel, nahm sich eine Lampe, antwortete ihr nicht, sondern eilte, während er sich eine Jacke überwarf aus dem Schlafzimmer hinaus auf den Gang.

Er wollte gerade die Stufen hinunter steigen, als Gregow, einer seiner vier Söhne, ihm hinterherlief, am Zipfel der Jacke packte und aufgeregt auf ihn einredete und zu erklären versuchte, dass der jüngste Sohn vollkommen verschreckt sei und behauptete, eine Bestie gesehen zu haben.

Medjew wollte Gregow abwimmeln und zuerst keinen Glauben schenken, doch dann hörte er wieder die Schafe und überdachte sich die Worte seines Sohnes noch mal.

Er trug ihm auf, wieder ins Bett zu gehen und seinen kleinen Bruder zu beruhigen, während er selbst nach dem Rechten sehen würde.

Er stieg die Stufen hinunter, doch ging nicht gleich nach draußen, sondern holte sich noch seine Flinte aus dem Waffenschrank, der im Erdgeschoss auf dem Gang heraußen stand, dann schob er den Riegel zurück und trat hinaus.

Medjews kleiner Hof lag etwas abseits des Dorfes Growatje und daher wunderte es ihn nicht, das keiner der Nachbarn etwas gehört oder gesehen haben dürfte.

Sofort wehte Medjew ein kalter Wind ins Gesicht und er schlug sich den Kragen der Jacke hoch.

Sein Blick wanderte zur Stalltür, welche zu seiner Verwunderung offen stand.

Er stapfte durch den Schnee zum Stall hinüber, wobei er mit der Lampe vor sich hin leuchtete.

Als er sich der Tür näherte, fiel ihm auf, dass das Blöcken der Tiere verstummt war. Stille war eingekehrt, welches nur vom Heulen des Windes überlagert wurde.

„Ist das jemand?“ rief er, während er mit immer vorsichtiger werdenden Schritten zur Tür ging.

Zuerst leuchtete er mit der Lampe hinein und sah alle Schafe der Ecke, welche dem Eingang am weitesten abgewandt war, still und verängstigt sich zusammendrängen.

Mit verwundertem Blick trat Medjew dann ganz in Stall hinein. Seine beiden jüngsten Söhne beobachteten ihn dabei vom Fenster her und hielten den Atem an.

Gleichzeitig ging Gregow zu Leonid, dem ältesten Sohn und der einen sehr tiefen Schlaf zu haben schien, hinüber und weckte diesen auf.

„Was ist los?“ fragte Leonid brummig.

Mit flüsternder Stimme erklärte Gregow dem Ältesten was vor sich ging, doch Leonid schien nicht im mindesten den Worten seines Bruders Glauben zu schenken.

Im gleichen Moment hatte der Vater im Stall den Grund für das Verhalten der Tiere gefunden. Eines der Schafe lag nahe dem Eingang und erweckte den Eindruck, als hätte jemand versucht es mit einer Sense zu scheren.

Das Blut breitete sich über den Boden aus und Dampf steig davon auf, Fleischbrocken schienen gewaltsam aus dem Körper gerissen worden zu sein und mehr als nur eine Rippe lag frei und war gebrochen.

„Mein Gott.“ stammelte Leonid entsetzt und taumelte zum Eingang zurück.

Als er die Schwelle hinter sich gelassen hatte, wandte er der Tür wieder den Rücken zu, beugte sich vor und atmete erst einmal tief durch, wobei die kalte Winterluft in seiner Luftröhre brannte.

Als sie ihren Vater wieder aus dem Stall kommen sahen, atmeten die beiden jüngsten laut auf. Dann begann der Jüngste aber wieder zu wimmern und von einer haarigen Bestie zu reden, welche er gesehen hatte, wie sie den Riegel zum Stall geöffnet hatte und dann in das Innere verschwunden war.

Dann sahen sie, wie sich ihr Vater plötzlich ruckartig erhob, zum Eingang umdrehte und den Mund zu einem Schrei aufriss. Indem Moment in dem der Ton seiner Kehle zu entfliehen begann, kam auch schon die Bestie aus dem Stall hervorgesprungen, riss den armen Medjew um und versenkte seine Zähne in seiner Kehle.

Die beiden jüngsten begannen zu Kreischen und sofort richtete der Werwolf seinen Blick auf das Fenster.

Nur eine Hundertstelsekunde machte er zwei gewaltige Sprünge auf das alte Haus zu und begann an der Steinmauer hinauf zuklettern.

Gerade als die Tür aufging und die Mutter in das Zimmer kam, zerbarst das Fenster und eine gewaltige, haarige Gestallt sprang rein.

Mit großen Augen sah Leonid, wie sich die Bestie aufrichtete, die Zähne fletschte und mit ihren Augen die regungslose Mutter fixierte.

Dann übernahm sein Überlebensinstinkt die Kontrolle. Er sprang auf, hechtete aus dem Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und lief so schnell er nur konnte, während er hinter sich die Schreie seiner Brüder und seiner Mutter hörte, wie sie alle, einer nach dem anderen, abrupt endete. Mit Tränen in den Augen hatte er das Haus verlassen und rannte auf das Dorf zu in der Hoffnung, dort Hilfe zu finden.

Er war gerade mal ein paar Meter gekommen, als er den schweren Körper des Werwolfes hörte, wie er im Schnee landete und dann mit langen Schritten hinter ihm hersetzte.

Leonid lief so schnell er nur konnte, doch er hörte die Pfoten immer näher kommen, hörte den tiefen, dröhnenden Atem der Bestie. Die Schmach, weil er seinen Brüdern und seiner Mutter nicht geholfen hatte, wurde von der Angst ums eigene Überleben ganz verdrängt und nur ein Gedanke manifestierte sich in Leonids Gehirn.

„Ich muss es zum Gasthof schaffen.“

Das war seine Motivation. Das gab ihm die Kraft nicht einfach stehen zu bleiben und das Schicksal geschehen zu lassen.

Doch gerade als er glaubte, dass er den heißen Atem schon im Nacken spüren konnte, geschah etwas Seltsames.

Der Wolf bremste plötzlich ab, blieb stehen und begann zu knurren.

Leonid drehte sich, ohne langsamer zu werden um und sah, denn Wolf, der mit zwei hellblauen Augen an ihm vorbeistarrte und die Zähne fletschte. Dann wandte sich die Bestie um und stürmte zurück zu Medjews Hof.

Leonid konnte sein Glück nicht glauben, doch er wollte sich auch nicht zu sicher fühlen und wurde nicht langsamer.

Er erreichte den Gasthof „Drachenhort“, stieß die Tür auf und bremste erst im Inneren ab.

Als sie den halbnackten, verschwitzten und panischen Leonid im Schankraum sahen, verstummten alle Anwesenden und blickten den Jüngling nur fragend an.

„E-ein Werwolf!“ war alles, was Leonid noch herausbrachte, dann verließen ihn die Kräfte und er knickte zusammen.

fear, hate, greed and fear

Could you kill her?
 

Fear, hate, greed and fear
 

Es hatte zu schneien begonnen und ein stürmischer Wind war aufgetreten, sodass die beiden Fremden erst bemerkt wurden, wie der größere der Beiden die Tür mit milder Gewalt auftrat und dann den älteren eintreten ließ.

Abermals verstummten alle Anwesenden in der Kneipe, jedoch war seit Leonids Auftauchen ohnehin eine gedämpfte Stimmung im Schankraum gewesen und der Jüngling war in eines der Gästezimmer hinaufgebracht worden, wo sich die Wirtin um ihn kümmerte. Er war in eine Art Fieberwahn verfallen und stammelte die ganze Zeit von einer Bestie, welche sie alle töten würde.

Fünf der Anwesenden waren nach Leonids Kollaps aufgebrochen um auf Medjews Hof nachzusehen, was sich dort zugebracht hatte. Zwar hatten sie die Warnung des Jungen gehört, doch sie glaubten nicht an Werwölfe, ganz gleich, was in der ganzen Welt um sie herum geschehen war.

Als der Mann mit schneeweißer Haut aus dem Schneegestöber in den Schankraum trat, wurden gut sechs Dutzend Augenpaare auf ihn gerichtet und folgten jeder seiner Bewegungen.

Er selbst war stehen geblieben und seine schwarzen Augen, welche Obsidianen glichen, wanderten durch den ganzen Schankraum. Das Licht des Feuers, welches im Kamin brannte, spiegelte sich in seinen Augen wieder und verliehen ihnen mehr Leben, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Erst als die weit aus größere Gestallt hinter ihm eintrat, die Tür wieder schloss und dabei den ersten leicht anrempelte, setzte dieser sich wieder in Bewegung und schritt auf einen der Tische zu, wobei er seinen Mantel aufknöpfte und die Haube vom Kopf nahm.

Er erreichte den Tisch, welchen er mit seinen Augen fixiert hatte, zumindest nahm man das an, da bei seinen Augen nie erkennbar war, wo er hinblickte, legte die Haube auf den Tisch ab und ließ sich auf einen alten Holzstuhl nieder.

Sein Begleiter durchquerte ebenfalls die Bar und zog, aufgrund seiner dunklen Hautfarbe, einige neugierige und verächtliche Blicke auf sich. Es war schon einige Jahre her, dass zum letzten Mal ein Mensch mit einer anderen Hautfarbe in Growatje zu sehen gewesen war und daher waren die Gefühle der Bewohner zu verstehen.

Die beiden Fremden machten ihnen Angst. Der eine wegen seinen schwarzen Augen, der andere wegen seiner schwarzen Haut und seiner Statur.

Als sich der Größere ebenfalls am Tisch niedergelassen hatte, wobei der Stuhl unter seinem Gewicht ein kurzes Knarren von sich gegeben hatte, zog der Ältere nun auch seine Lederhandschuhe aus und legte diese fein säuberlich neben die Haube. Schließlich entledigte er sich auch noch des Mantels und packte diesen daneben.

„Zimmer? Tee?“ fragte der Kleine seinen Gefährten.

Dieser war immer noch tief in seinen Mantel eingepackt und nickte nur.

Der andere stand auf und ging mit stolzen Schritten durch den Schankraum auf den Tresen zu, wobei ihm einige verabscheuende Blicke folgten. Die Art wie er sich bewegte schienen die Menschen für arrogant zu halten, er selbst wollte sich nur respektvoll zeigen.

„Was darf es sein?“ fragte der Wirt mit seinem schwer verständlichen Akzent. Er hatte bewusst in seinem schwer verständlichen Akzent gesprochen, da er die Fremden so schnell wie möglich wieder weg haben wollte. Umso erstaunter war er, als der Fremde dann im gleichen Akzent, aber etwas gehobener, antwortete: „Zwei Zimmer, zwei Becher und heißes Wasser, bitte.“

Dem Wirt war die Verwunderung anzusehen, dann machte er sich daran das Wasser in einem Kessel zu erhitzen, während am Tisch der Große seine Jacke einen Spalt öffnete und etwas herausholte, was in ein Tuch eingewickelt war. Er legte das Tuch auf den Tisch, schloss die Jacke rasch wieder, dann schlug er das Tuch auf und ein großer Haufen Teeblätter kam zum Vorschein.

Während das Wasser zu kochen begann, reichte der Wirt dem ersten zwei Schlüssel und gab ihm zwei Becher dazu.

Dieser nahm es, bedankte sich und ging damit zum Tisch zurück, wo er einen der Schlüssel und einen der Becher seinem Freund reichte.

Dieser nahm es, verstaute den Schlüssel in einer seiner Taschen, während sein der erste ihm gegenüber niederließ.

Die beiden saßen sich ein paar Sekunden schweigend gegenüber, während langsam wieder etwas Leben in die restlichen Besucher kam, dann beugte sich der Hellhäutige vor und fragte flüsternd: „Und du glaubst wirklich, dass sie hier ist?“

Wieder nickte der andere wortlos, woraufhin sich der erste wieder zurücklehnte und seinen Blick durch die Bar schweifen ließ.

„Sie haben Angst.“ stellte er murmelnd fest, woraufhin der andere wieder nickte, „Aber nicht nur vor uns.“

Abermals nickte der Große.

Wieder vergingen ein paar Sekunden in denen auch der Kleine schwieg, dann erkundigte er sich: „Du weißt schon, dass wir morgen Vollmond haben, oder?“

Durch den schmalen Spalt zwischen Kragen und Kapuze blickte ihn sein Freund vorwurfsvoll an.

Der erste erkannte warum und er murmelte: „Oh, tut mir Leid.“

Der Wirt brachte den Kessel mit heißem Wasser und stellte in die Mitte des Tisches.

Der erste bedankte sich und reichte dem Wirt ein paar Goldmünzen. Dieser runzelte zwar kurz die Stirn, sparte sich seine Bedenken und ging zurück zum Tresen.

Nun waren wieder etwas mehr Blicke auf die Fremden gerichtet worden, doch es war weniger Abscheu und Angst darin, sondern mehr Gier.

Die beiden ignorierten die Blicke und begannen sich Tee zuzubereiten.

Der Jüngere der beiden setzte den Becher dann an und leerte ihn zur Hälfte mit einigen gierigen Zügen. Er spürte die Hitze, wie sie ihn die Kehle runterfloss und sich dann in jede Pore seines Körpers ausbreitete. Der Ältere jedoch trank nicht so gierig und wirkte immer noch wie in Gedanken.

Er setzte den Becher ab, atmete ein und wollte gerade etwas sagen, als die Tür wieder aufgestoßen wurde und vier Männer mit panischen Blicken in den Schankraum gestürzt kamen.

Einer von ihnen war mit Blut überströmt und war von den anderen getragen worden.

Sie setzten den Verletzten, der schon schwer atmete, auf einer der Bänke ab und schienen zu geschockt um von selbst zu erzählen, was vorgefallen war.

Der Wirt sah die drei an, dann fragte er: „Wo ist Josef?“

Schwer atmend, sah ihn einer der drei an, dann senkte er den Blick und schüttelte den Kopf.

Der hellhäutige Fremde hatte unterdessen den verletzten genau gemustert und sah mit Schrecken, was nun bald geschehen würde.

„Er wurde gebissen.“ murmelte er seinen Gefährten zu.

Dieser nickte nur mit ausdruckslosem Gesicht.

Der erste griff unter seinen Mantel und wollte die Pistole hervorholen, welche dort verborgen lag, doch der andere legte seine Hand auf seinen Arm, sah ihm in die Augen und schüttelte den Kopf.

„Aber… du weißt, was mit ihm passieren wird.“ flüsterte der eine aufgeregt.

Wieder nickte der andere, doch sein Blick war warnend.

Kurz wurde das Gesicht des Älteren nachdenklich und er murmelte: „Stimmt. Lass die Menschen immer ihre Fehler erkennen.“

Der andere nickte wieder, ließ den Arm los, nahm den Becher und leerte ihn rasch. Dann stellte er den Becher ab, stand auf und ging in den hinteren Teil des Raumes, wo eine Treppe nach oben zu den Zimmern führte.

Der andere blickte ihm nach, bis er verschwunden war, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den drei panischen Männern zu.

„Es… es glich einem Schlachthaus. Die Kinder… sie waren alle zerfleischt worden und Medjew. Medjew selbst liegt vor dem Haus. Irgendein wildes Tier schien sich an seinem Fleisch genährt zu haben.“, erzählte einer von ihnen.

„Aber seine Frau muss auch noch irgendwo sein.“, fügte einer der anderen zwei hinzu, „Wir konnten sie nämlich nirgendwo finden.“

„Sie könnte also noch leben?“ fragte der Wirt.

Die drei Männer wechselten einen Blick, dann nickte einer von ihnen zögernd.

Der Wirt atmete auf und murmelte dann: „Das wird ein schwacher Trost für Leonid sein.“

Der Fremde musste sich zurückhalten um nicht laut loszulachen, stattdessen blieb sein Gesicht vollkommen ernst und er folgte weiter der Unterhaltung.

„Als wir dort hingingen, sahen Josef, Boskop und ich etwas bei Minuhils Haus und haben uns dort hinbegeben.“, erzählte einer der drei, „Dort sah es nicht besser aus, doch wenigstens haben Martha gefunden. Sie hatte eine Bisswunde am Arm. Nun ist sie bei mir zuhause und Lily kümmert sich um sie.“

Er schüttelte den Kopf und fuhr dann fort: „Armes junges Ding. Sie war vollkommen aufgekratzt und redete von einer behaarten Bestie, welches Minuhil getötet und ihren Sohn Willhelm in den Wald gezerrt haben soll. Josef und Boskop sind der Spur gefolgt.“

Er brach ab und gab mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er etwas zu trinken brauchen würde.

„Und? Haben sie Willhelm gefunden?“ fragte der Wirt, während er einen Humpen Bier vor den Mann hinstellte.

Dieser zuckte mit den Schultern und begann begierig das Bier zu trinken.

Einer der beiden anderen fuhr fort und erzählte: „Wir bezweifeln es. Wir hörten Josefs Schrei, sind so schnell wie möglich zu ihnen gelaufen, aber als wir dort ankamen, lehnte Boskop mit der Bisswunde an einem Baum und rund um ihn war der Schnee rot. Er hielt Josefs Arm und Josefs Kopf… sein Kopf…“

Dem Mann erstarb die Stimme und er konnte nicht mehr weiter. Entsetzt schüttelte er den Kopf.

Nun war es der dritte, der mit krächzender Stimme sagte: „Josefs Kopf lag ein paar Meter weiter.“

Die Augen des Mannes waren leer vor Grauen und er wirkte wie in Trance.

„Was kann so etwas nur machen?“ fragte der Wirt und erschauderte.

„Ein Werwolf.“ sagte eine unbekannte Stimme.

Sofort wandte sich alle Aufmerksamkeit auf den Sprecher. Es war der Fremde, der im Schankraum zurückgeblieben war und der Geschichte der drei gelauscht hatte.

„Das Wesen war ein Werwolf.“, sagte der Fremde, „Und nun werden alle, die gebissen wurden, ebenfalls zu Werwölfen.“

„Wie kommt ihr darauf?“ fragte einer Männer und wollte es einfach nicht glauben.

Der Fremde schwieg für einen Moment, dann antwortete: „Weil ich in meiner Vergangenheit schon öfter mit Werwölfen zu tun hatte.“

„Ihr müsst von Sinnen sein.“, meinte der Wirt, „Es gibt keine Werwölfe.“

Der Fremde hatte sich erhoben, leerte des Rest seines Bechers ins eine Kehle, dann nahm er seine Sachen vom Tisch und meinte: „Nun, ich kann Sie nicht zwingen mir Glauben zu schenken, dennoch warne ich Sie. Das Wesen dort draußen ist ein Werwolf und jeder, der gebissen wurde, wird nun auch zur Gefahr. In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen allen noch einen angenehme Nacht.“

Der Fremde wandte sich um und ging zu den Stufen, die zu den Zimmern hinaufführten.

„Es gibt keine Werwölfe.“ meinte der Wirt noch einmal, doch er war selbst nicht ganz davon überzeugt, besonders als sich Boskop vor Schmerzen krümmte.

„Wir bringen ihn besser nach Hause.“ meinte einer der drei Männer, die ihn gerettet hatten.

Der Wirt nickte, dann halfen Boskops Freunde ihm auf und führten ihn aus dem Gasthof.

the usual suspects

Could you kill her?
 

The usual suspects
 

Im Laufe der Nacht war das Schneegestöber wieder verstorben und als am nächsten Morgen die Sonne aufging, reflektierte der Schnee überall das Licht des Himmelskörpers.

Gähnend erhob sich der dunkelhäutige Fremde aus dem Bett, ging zu einer Kommode hinüber, die im Zimmer stand und griff nach einem Krug Wasser, der dort stand. Er beugte den Kopf über eine Schale und ließ sich das Wasser auf den Hinterkopf gießen, als ein lautes Gerangel vom Gang erklang.

Aufgeregte Stimmen polterten die Stufen hinauf und näherten sich der Tür, dann wurde es mit einem Schlag ruhig und eine ruhigere, wohlgesittete Stimme begann auf die Männer vor der Tür einzureden.

Murrend und sich mit einem Handtuch das Wasser abwischend ging der Fremde zur Tür, sperrte diese auf und starrte auf ein halbes Dutzend Männer, die vor der Tür standen und mit Gewehren und Arbeitsgeräten bewaffnet waren.

Zwischen den Männern und der Tür stand der andere Fremde und redete beruhigend auf die Männer ein.

Als er merkte, dass die Tür zum Quartier seines Freundes geöffnet wurde, verstummte er, drehte sich und blickte zum Gesicht seines Gefährten hinauf.

Der Anblick des muskulösen, schwarzen Mannes hatte den Zorn der Männer durch Angst ersetzt, denn der Fremde stand in einem Ärmellosen T-Shirt im Türrahmen und seine Arme und Schultern waren tätowiert und vernarbt, als wäre er öfter als einmal durch die Hölle gegangen.

Sein kühler berechnender Blick wanderte die sechs bewaffneten Männer entlang, dann sah er seinen Kumpel an und lupfte die linke Augenbraue.

„Sie halten dich für den Angreifer.“ erklärte der Kleine und zuckte mit den Achseln.

Der Schwarze deutete ihn mit dem Finger, dass er gleich zurückkommen würde, dann trat er in sein Zimmer zurück und ließ die Tür hinter sich zufallen. Etwas mehr als eine halbe Minute später ging die Tür wieder auf und er trat, wieder mit den Haaren zum Zopf gebunden und in den langen Mantel eingehüllt heraus.

Er schloss die Tür hinter sich, drehte sich zu den Männern und sah sie wartend an.

„Ich glaube, dass er den Grund für eure Vermutung sehen will.“ interpretierte der andere Fremde den Blick seines Freundes.

Die acht Männer setzten sich in Bewegung, wobei drei Einheimische vor und die anderen drei hinter den beiden Fremden gingen.

„Nachdem du Schlafen gegangen warst, hat es einen weiteren Angriff gegeben.“ erklärte der Hellhäutige seinem Freund.

Dieser nahm es wieder nur mit einem ausdruckslosen Nicken zur Kenntnis.

Die Einheimischen führten die beiden Fremden aus dem Gasthof, um diesen herum bis hinter das Gebäude, wo im Schnee Spuren zu sehen waren, welche schließen ließen, dass sich entweder etwas dort im Schnee gewälzt hatte, oder, was durch Spuren von Klauen, welche an der Wand hinauf zu dem Fenster gingen, welches zum Quartier des Dunkelhäutigen führte, etwas im Schnee abgerollt hatten, nachdem es von dort oben runtergesprungen wäre.

Einer der Einheimischen zeigte auf Spuren im Schnee, dann auf die Spuren an der Holzwand, dann starrte er den Fremden mit der dunklen Haut an und wartete auf eine Erklärung.

Dieser zuckte gelangweilt und teilnahmslos mit den Schultern, wandte sich ab und ging davon wieder zum Eingang zur Gaststube zurück.

Sein Kumpel hingegen sagte: „Es scheint, als hätte der Werwolf versucht ihn anzugreifen.“

„Versucht?“, fragte einer der Männer skeptisch, „Was heißt hier versucht. Bei Igor ist es auch durch das Fenster reingesprungen. Also warum sollte es dem Wesen hier nicht gelungen sein?“

Der Fremde zuckte nur mit den Schultern und äußerte Vermutungen: „Vielleicht weil dort drinnen mehr Leute anwesend sind, als in den restlichen Gebäuden. Und ein Glas, das eingeschlagen wird, gehört würde.“

Die Männer schwiegen, denn von dieser Seite hatten sie das noch nicht betrachtet.

„Ich vermute“, begann der Fremde und ging zur Wand, „dass der Werwolf überlegt hatte durch dieses Fenster einzubrechen, doch durch die vielen Geräusche, welche aus dem Gebäude drangen, hatte es sich anders überlegt, als es das Fenster oben erreicht hatte. Also ist es runtergesprungen und davongeeilt.“

Der Fremde wandte sich zu den Einheimischen um und wartete darauf, dass ihm einer von ihnen widersprechen würde.

Stattdessen nickten diese zustimmend, denn diese Erklärung war mehr einleuchtend.

„Nun denn. Wenn die Herren mich entschuldigen würden. Ich würde jetzt gerne ein Frühstück zu mir nehmen.“ komplimentierte sich der Fremde davon, ging um das Gebäude herum und betrat den Schankraum wieder. Dieser war nahezu leer. Abgesehen von seinem Gefährten, dem Wirt, der gerade vom Tisch, an dem sein Gefährte saß, wegging, eine jungen Frau, welche die Tochter des Wirtes war und noch nicht einmal ihren 17ten Geburtstag erlebt hatte, sowie einem einzelnen Gast, der einen Tisch neben dem Dunkelhäutigen saß und diesen von der Seite musterte.

Der andere Fremde saß am selben Tisch, wo sie auch am Vorabend gesessen hatten, hatte einen Becher Tee vor sich stehen und schnitt sich mit einem Messer ein Stück von einem Brotlaib ab, welchen ihm der Wirt gerade erst gebracht hatte.

Mit großen Bissen begann der Dunkle zu essen, während sich sein Freund auf der anderen Seite des Tisches niederließ, sich vorbeugte, den Brotlaib nahm und dabei flüsterte: „Das war unvorsichtig von dir. Du hättest die Spuren verwischen sollen.“

Der Dunkle aß unbeeindruckt weiter und beschwichtigte ihn mit einer Handbewegung, welche bedeuten sollte: „Bleib auf dem Teppich, Mann!“

Der andere seufzte und schüttelte nur den Kopf, während er sich selbst ein Stück vom Brot abschnitt.

Er betrachtete das trockene Brot lange skeptisch, fühlte einen unbändigen Appetit und warf dabei unbeabsichtigt einen Blick auf die jugendliche Tochter des Wirtes, welche im Gasthof als Kellnerin aushalf.

Der Dunkle schnippte vor dem Gesicht des anderen, holte ihn damit wieder aus der Trance.

Wieder seufzte er und biss dann in das Brot.

Der Dunkle drehte sich zum Tresen um, hob eine Hand und brummte laut.

Die Tochter des Wirts schreckte hoch und kam zum Tisch geeilt, wobei der ältere Fremde das Unbehagen in ihr fühlte.

„Was kann ich euch bringen?“ fragte sie und sah dabei besonders den Dunkelhäutigen an.

Dieser kratzte kurz mit dem Fingernagel seines rechten, kleinen Fingers zwischen seinen Eckzähnen und der andere verstand das Zeichen.

„Fleisch.“ antwortete er der Kellnerin.

„Fleisch?“, wiederholte diese überrascht.

„Ja. Fleisch.“ bestätigte der Kleine.

„Was für ein Fleisch?“ fragte die Kellnerin.

Der Kleine schien kurz nachzudenken, dann antwortete er: „Speck wäre gut.“

„Wie viel?“ erkundigte sich die jugendliche Frau.

„Ein halbes Kilo?“ fragte der Kleine des Dunklen.

Dieser brummte zufrieden und nickte.

„Ein halbes Kilo.“ wiederholte der Erste für die Kellnerin.

Sie sahen ihn ungläubig an, dann warf sie wieder einen kurzen Blick auf den großen Dunklen, nickte dann und sagte: „Also. Ein halbes Kilo Speck. Sonst noch etwas?“

Der Erste schien kurz zu überlegen, dann frage er: „Haben Sie Tierblut?“

Nun starrte sie ihn entsetzt an und er fügte rasch hinzu: „Dort wo wir herkommen, gilt es als fein, seine Speisen mit Tierblut zu sich zu nehmen.“

„Ich weiß nicht ob…“ fing die Kellnerin an, doch dann meldete sich ein anderer Gast am Nebentisch, der dem Gespräch aufmerksam gefolgt war.

„Bei Gregorowitsch nebenan haben sie vor einer Stunde ein Schwein geschlachtet. Wenn die unbedingt Tierblut haben wollen, frag doch Gregorowitsch, ob er dir etwas gibt. Sonst würde er es nur wegschütten.“ meinte der Gast, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah an der Kellnerin vorbei den Fremden mit der hellen Haut an.

Die junge Frau schien kurz zu überlegen, dann nickte sie und sagte zu den Fremden: „Ich bringe euch den Speck, dann werde ich sehen, was ich bezüglich des Tierblutes tun kann.“

„Danke.“ erwiderte der Erste, dann eilte die junge Frau auch schon davon.

Der Erste sah dann den Gast an, der ihn immer noch anblickte, und sagte zu ihm: „Vielen Dank, dass Sie der Bedienung geholfen haben mit unserem – ich muss wohl anmerken – eigenwilligen Wunsch.“

Der einheimische Gast grinste nur und sagte: „Kein Problem. Wenn ich von jemanden höre, der so einen Appetit hat, dann muss der doch gestillt werden.“ Dabei warf er einen Blick auf den Fremden mit der dunklen Haut.

„Ihr scheint schon ziemlich lange unterwegs zu sein, sonst würde Euer Freund wohl nicht so einen Appetit aufweisen.“ stellte der Einheimische fest.

„Ja, wir sind schon ein paar Tage unterwegs gewesen.“ antwortete der Fremde und nickte.

„Und was führt Euch hier her?“ fragte der Einheimische.

„Eine familiäre Angelegenheit meines Freundes.“ antwortete der Fremde und warf dabei einen Blick auf den Dunkelhäutigen, dem gerade von der Kellnerin der Speck gebracht worden war.

Nun begann er diesen mit dem Messer zu zerteilen und zu verschlingen.

Der Einheimische bekam große Augen, als er zusah, wie der Große den Speck alleine vernichtete und nichts für den anderen Fremdling übrig ließ.

Stattdessen griff er wieder über den Tisch und riss das restliche Brot an sich.

Der Fremde mit der hellen Haut blickte auf das trockene Stück Brot, bei welchem er nur einmal abgebissen hatte und seufzte abermals.

„Von wo kommt Ihr denn?“ fragte der Einheimische.

„Ich glaube, wir könnten uns als Wanderer bezeichnen. Wir sind schon seit längerer Zeit unterwegs.“ antwortete der Fremde, als die Tür wieder aufging und die Kellnerin mit einem Krug zurückkam.

Der Inhalt dampfte noch leicht und die junge Frau rümpfte die Nase, während sie ihn zum Tisch trug, dort abstellte und sich so schnell wie möglich wieder verzog, bevor noch mehr sonderbare Wünsche von den beiden Fremden kommen würden.

Der Erste starrte auf den Krug mit dem Schweineblut, tauchte einen Löffel darin ein und begann dann das Blut auf das Brot tropfen zu lassen.

Der einheimische Gast beobachtete das mit einer gewissen Verwunderung, doch er sagte nichts.

Auch nicht als das Brot vom Blut getränkt war und der Fremdling genüsslich hinein biss, verkniff sich der Einheimische immer noch das Kommentar.

Stattdessen frage er etwas anderes: „Sind Sie sich sicher, dass es sich bei dem… Ding, dass diese Morde begangen hatte, um einen Werwolf handelt?“

Der Erste nickte kauend, während der Dunkelhäutige aufstand, zur Treppe ging und wieder die Stufen hinaufstieg.

„Und was macht Sie da so sicher?“ fragte der Gast.

Der Fremde schluckte den Bissen hinunter, sah dem Gast in die Augen, zumindest vermutete es dieser, und antwortete: „Alle Zeichen sprechen dafür, dass es sich bei dem Angreifer um einen Werwolf handelt.“

„Sie scheinen sich damit auszukennen.“ meinte der Gast nachdenklich.

Der Fremde nickte und wollte gerade eine Erklärung sagen, als ein lautes, panisches Kreischen von den Stufen Erklang.

Sofort sprangen der Fremde und der Gast auf und eilten, zusammen mit dem Wirt und dessen Tochter die Stufen hinauf.

Dort saß mitten im Gang der verstörte Leonid, der mit dem Rücken zur Wand saß und seine Hände schützen erhoben hatte. Vor ihm, und wohl auch der Grund für Leonids Zustand, stand der große Dunkle und blickte mit einer Mischung aus Verwirrung und Mitleid auf den Jüngling hinab, der wie am Spieß kreischte.

Als der Fremde die anderen bemerkte, sah er diese fragend an und zeigte mit dem Daumen auf Leonid. Eine universelle Geste für die Frage: „Was ist mit dem los?“

„Diese Augen. Es sind dieselben Augen.“ wimmerte Leonid.

„Was ist los, Junge?“ fragte der Wirt und beugte sich zu Leonid hinunter, während der Helle den Dunklen am Arm nahm und wieder Richtung Stufen zog.

Während sie diese hinunter stiegen, hörten sie das Wimmern des Jungen, der den anderen mitteilte: „Die Augen. Es sind die Augen der Bestie.“

Der Erste sah den anderen an und dieser zuckte mit den Schultern.

Why we are here

Could you kill her?
 

Why we are here
 

Es war bereits Sonnenuntergang, als die beiden Fremden wieder zum Gasthof zurückkehrten. Den ganzen Tag über waren sie immer nur für kurze Momente an den Orten gesehen worden, wo in der Nacht zuvor die Angriffe stattgefunden hatten, dann waren sie meist den Spuren, oder was davon noch übrig geblieben war, in den nahen Wald gefolgt, der sich den Berghang hinaufzog. Doch dort verloren sich dann die Spuren immer und es wurde den beiden klar, dass es inzwischen schon mehrere Werwölfe geben musste. Langsam fragten sie sich, ob der Werwolf, der für den ersten Angriff verantwortlich war, überhaupt alleine zum Dorf gekommen war.

Nun ging die Sonne unter und die Werwölfe würden mit Sicherheit in das Dorf zurückkehren.

Als die beiden den Schankraum betraten, begegneten ihnen noch mehr und besonders unfreundlichere Blicke, als bereits am Vorabend. Jeder im Ort schien wohl bereits erfahren zu haben, dass Leonid in den Augen des dunkelhäutigen Fremden, die Augen erkannt hatte, die am Vorabend seine Familie ausgelöscht hatten. Sein Fieber war wieder schlimmer geworden und er lag wieder im Bett und phantasierte.

Die beiden Fremden blieben in der Tür stehen und nach wenigen Sekunden brach eine Kaskade aus Beschimpfungen und Verwünschungen über ihnen herein.

Der Fremde mit der hellen Haut überging diese, suchte mit scharfen Augen den Schankraum ab und erblickte im hinteren Bereich jenen Gast, der ihm am Vormittag so freundlich gesinnt war. Und auch jetzt schimpfte er nicht über sie, sondern saß nur stumm auf seinem Platz und wirkte in Gedanken versunken.

Wohl wissend, dass viele der Anwesenden ihnen am liebsten den Hals umdrehen würden, schritt er dennoch furchtlos durch den Schankraum, tippte dem Gast auf die Schulter und fragte gerade heraus: „Wie viele Menschen werden vermisst?“

Der Gast schreckte hoch, sah ihn an dachte dann kurz nach.

„Inzwischen sind es schon gut 20 Personen.“, sagte er mit krächzender Stimme und schüttelte ungläubig die Köpfe, „Sogar Boskop ist heute mitten am Tag verschwunden und niemand weiß, wo er hin ist.“

„20 Personen?“ wiederholte der Fremde und schien überrascht.

„Ein paar der abgelegenen Höfe sind auch überfallen worden. Wir haben es erst heute während dem Tagesverlauf mitbekommen.“ erklärte der Einheimische.

Der Fremde wandte sich zu seinem Kumpel und rief: „Wir haben ein Problem!“

Dieser sah ihn abwartend an, dann sagte der Hellhäutige: „Wir können von 20 Tieren ausgehen.“

Der Dunkelhäutige fuhr sich über das Gesicht und schien nicht sehr erfreut.

Da packte der Einheimische den Hellhäutigen beim Kragen, zog ihn zu sich heran und fragte, mit Tränen in den Augen: „Was geht hier vor sich?“

„Wenn du Glück hast, dann ist es bereits vorbei.“ meinte der Fremde und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Kurz glaubte ihm der Einheimische, dann ertönte ein langgezogenes Geheul, welches alle im Gasthof verstummen ließ und jegliche Hoffnung tötete.

Es war ein tiefes Heulen, welches nahe klang.

Der Fremde riss sich los, eilte durch die anderen Gäste hindurch zum Fenster, blickte zum Himmel hinauf und keuchte: „Fast Vollmond. Wolkenklar.“

Sein Gefährte nickte und abermals erklang das Heulen, in welches mehrere weitere Tiere einstimmten.

Der Blick des Hellhäutigen wanderte nun den Boden entlang und er erblickte in der Ferne eine dunkle Gestallt, welches sich vom schneebedeckten Boden abhob und schon zwischen den Häusern des Dorfes stand.

Er blickte zu seinem Gefährten hinüber und sagte vollkommen gefühlskalt: „Es geht los.“

Dieser schloss die Augen für einen Moment und nickte, dann wandte er sich um, öffnete die Tür und schritt hinaus auf den verschneiten Platz.

Sein Kumpel folgte ihm und auch der Gast vom Vormittag trat mit vor die Tür. Als er draußen war, wurde die Tür sofort zugeschlagen und es war hörbar, dass ein Riegel vorgeschoben wurde.

An den Fenstern tauchten überall neugierige und verängstige Gesichter auf.

„Egal was du tust. Bleib ruhig und nahe bei uns!“ zischte der Hellhäutige dem Einheimischen zu. Dieser schluckte und nickte zitternd.

Der Werwolf, der am Dorfrand stand, erhob abermals den Kopf und stieß wieder ein Markerschütterndes Geheul aus.

„Ist das…?“ begann der Hellhäutige eine Frage zu formulieren.

Sein Gefährte nickte.

„Gut.“ meinte der Kleine, zog seine Pistole hervor legte an und…

Der Dunkle hatte den Waffenlauf gepackt und drückte ihn nach unten. Er blickte über seine Schulter dem Kleinen in die Augen und schüttelte den Kopf.

Der Ältere verstand und verstaute die Waffe wieder in seinem Mantel, woraufhin sich die Augen des Einheimischen vor Angst weiteten.

Der Dunkelhäutige trat mutig vor und schritt auf den Werwolf zu, der am Dorfrand stand und nun begann die Zähne zu fletschen und den Mann anzuknurren.

„Irgendetwas stimmt hier nicht.“, murmelte der Hellhäutige, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

„Das ist eine…“ doch weiter kam er nicht, denn im selben Moment sprang ein zweiter Werwolf von einem der Dächer auf den Dunkelhäutigen zu. Dieser wich dem Tier aus und stürmte weg.

Der Werwolf, der seine Beute knapp verfehlt hatte, machte sich sofort an die Verfolgung und schon bald hörte der Große die schweren Pfoten, wie sie den massigen Körper durch den Schnee der Beute hinterherjagte. Beute? Der Dunkelhäutige grinste, sogar als er im Augenwinkel einen weiteren Werwolf sah, der ihm über die Dächer des Dorfes folgte.

Er machte ein abruptes Wendemanöver und lief nun nach links weiter. Er hörte zwei weitere massige Körper, die im Schnee landeten und ihm schon bald hinterher setzten.

Nun waren es schon drei Werwölfe, die ihn verfolgten, doch das Alphatier war nicht dabei.

Eines der Tiere kam bedrohlich näher und der Mann fühlte, wie das Tier sich bereit machte jeden Muskel anzuspannen und zu springen. Gerade als das Biest absprang, machte sich der Mann kleiner, als man es für möglich erachtet hätte, duckte sich unter dem springendem Vieh hinweg und bog wieder nach links ab.

Der Wolf, der sein Ziel verfehlt hatte, überschlug sich im Schnee, hob den Kopf an, schüttelte diesen, knurrte und setzte wieder dem Mann hinterher.

Dieser näherte der Sichtlinie, die zwischen dem Gasthaus und dem Alphatier war, dann tauchte genau dort ein weiteres Rudelmitglied auf, baute sich vor ihm auf und streckte die klauenbewehrten, muskulösen Arme zur Seite um seine Beute entsprechend zu empfangen.

Doch die „Beute“ schnaubte nur verächtlich, täuschte rechts an und ging dann links am Tier vorbei und lief wieder auf das Gasthaus zu.

Als die drei Werwölfe, die ihn bereits verfolgten in das Sichtfeld der Einheimischen kamen, ging ein entsetztes Raunen durch die Männer im Schankraum und der Einheimische vor der Tür stieß einen entsetzten Schrei aus.

Der Fremde mit der hellen Haut bekam bedenken und hob seine Pistole wieder an. Sein Gefährte sah das, riss den Reißverschluss auf, entledigte sich des Mantels, stemmte beide Beine in den Boden und bremste abrupt ab.

Als er zum stand, sprang einer der Werwölfe hinter ihm und wollte ihm in den Nacken fallen,

Doch der Mann machte eine blitzschnelle Drehung, das Mondlicht spiegelte sich in zwei metallenen Gegenständen, ein Geräusch, als würde ein Messer durch Fleisch gleiten erklang und der Wolf heulte vor Schmerzen auf.

Der Werwolf landete im Schnee, rutschte noch eine kurze Distanz und kam dann zum Stillstand, wobei eine feine Spur aus rotem Schnee zurückblieb.

Die drei anderen Werwölfe blieben abrupt stehen, während sich der schwarze Mann wieder aufrichtete, rückwärts auf den leblosen Körper zuging, neben diesem stehen blieb, den Kopf packte und mit der anderen Hand den Krummsäbel durch den Hals zog.

Dann hob er seine Trophäe hoch und präsentierte sie ihm Mondlicht. Die Menschen waren erstaunt und ehrfürchtig, die Werwölfe schienen jedoch vor Zorn zu toben.

Dann beging einer der anderen Werwölfe den törichten Fehler und stürmte auf den Mann zu.

Dieser ließ den Krummsäbel und den Kopf fallen und stürmte der Bestie entgegen.

Diese riss das Maul weit auf, sprang und wurde von der Klinge eines zweiten Krummsäbels empfangen.

Der Mann hatte sich unter dem linken Arm des Werwolfes hinweggeduckt und mit einer graziösen und schnellen Bewegung den Kopf abgehackt.

Dann stürmte er weiter, ließ auch noch den zweiten Krummsäbel fallen und näherte sich nun vollkommen unbewaffnet dem nächsten Werwolf. Dennoch funkelte etwas im Licht des Mondes. Ein Gegenstand, der vom Hals des Mannes baumelte und sein größter Schatz war.

Er erreichte den Werwolf und dieser hieb mit seiner gewaltigen Pranke nach ihm.

Dieses Mal wich der Mann nicht aus, sondern packte mit seiner linken Hand den Unterarm des Werwolfes, stieg näher an ihn heran, drehte sich dabei und rammte ihm seinen rechten Ellbogen in die Rippen.

Der Werwolf knickte etwas nach rechst, dann schlug der Mann mit der rechten Faust von unten gegen den linken Ellbogen des Werwolfes und brach diesen.

Die Bestie brüllte vor Schmerzen auf und der Mann entfernte sich vom Körper des Tieres, wobei er immer noch dessen linken Arm festhielt.

Mit seiner rechten Hand zog sich der Mann seinen Halsschmuck über den Kopf, hob ihn hoch in das Licht und rammte ihn dann dem Werwolf in die Brust direkt ins Herz.

Für die letzten paar Sekunden, in denen die Nerven noch eine Reaktion zeigten, war der unbändige Schmerz, der vom silbernen Kreuz ausging, den dar Werwolf im Herz stecken hatte, unermesslich.

Der schwere massige Körper sackte zusammen und als der Mann aufblickte, sah er den vierten Werwolf auf sich zuspringen, mit gefletschten Zähnen und angespannten, klauenbewehrten Fingern.

Eine Kugel zog knapp unter dem Arm des Mannes vorbei, traf den Werwolf in der Brust und tötete ihn augenblicklich.

Der Mann selbst fing den getöteten Werwolf und schmetterte ihn zu Boden.

Das Alphatier sah, was mit den vier Rudelsmitgliedern geschehen war, hob den Kopf und gab ein schmerzliches Heulen von sich. Dann wandte es sich ab und stürmte mit schnellen Schritten zum Wald zurück.

„Ich treffe sie!“ rief der Hellhäutige und hatte die Pistole auf den Rücken des Alphatieres angelegt.

Der Dunkelhäutige Mann streckte ihm die Hand entgegen und rief: „Nein, Abraxas! Lass sie gehen!“

Abraxas senkte die Pistole und fragte: „Warum?“

Weitere Werwölfe tauchten am Waldrand auf und stimmten ein trauriges Geheul an.

„Sie wird zurückkehren, da sie diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen wird.“ erklärte sein Kumpel seine Begründung.

„Was macht dich da so sicher, Cash?“ fragte Abraxas.

Dieser wandte sich zu ihm um und sagte mit knurrender Stimme: „Sie ist schließlich meine Schwester!“

Truth

Could you kill her?
 

truth
 

„Wir hätten sie jetzt umbringen sollen.“, sagte Abraxas, während er die Waffe wieder unter seinem Mantel verschwinden ließ und sich seinem Kumpel näherte.

„Alles zu seiner Zeit.“ meinte Cash beschwichtigend.

Abraxas schüttelte den Kopf und zischte dann: „Deine ruhige Art täuscht mich nicht. Ich weiß, was in dir vorgeht.“

„Ach, wirklich?“ fragte Cash wenig überzeugt.

„Ja. Du hast bedenken. Denn obwohl sie von ein Werwolf ist, ist sie dennoch deine Schwester.“ fuhr ihn Abraxas an.

Cash zuckte teilnahmslos mit den Schultern und seufzte: „Wenn du meinst.“

„Und so etwas wie du schimpft sich Jäger.“ spie Abraxas hervor, „Das ist also alles, was die Kings zu bieten haben?“

Damit hatte er einen wunden Punkt bei Cash getroffen.

Schnell hatte er seinen Kumpel erreicht, bei der Kehle gepackt und mit dem Rücken gegen die Wand des Gasthofes gedonnert.

Nun hatte er ihn dort festgenagelt und knurrte: „Ich bin nicht als King hier!“

„Einmal King, immer King.“ keuchte ihn Abraxas heiserer Stimme, da ihm Cash die Kehle abdrückte. Cash wirkte kurz nachdenklich, dann ließ er von Abraxas ab und holte seine beiden Krummsäbel. Als er den zweiten in den Händen hielt, murmelte: „Du hast wohl Recht. Einmal ein King, immer ein King.“

„Und das was du da gerade gezeigt hast, war kein Verhalten, das für einen King typisch wäre.“ sagte Abraxas und rieb sich die Kehle.

Cash hatte ihm die ganze Zeit den Rücken zugewandt gehabt, sah hoch zum Mond schloss nun die Augen, atmete tief durch, dann fragte er: „Und was wäre deiner Meinung nach das typische Verhalten für einen King gewesen?“

„Sie ist nun ein Werwolf. Also hättest du sie töten müssen. Das verlangt euer Kodex, wenn ich mich recht entsinne.“

„Ja.“, antwortete Cash und schlug die Augen wieder auf, er schritt wieder auf seinem Kumpel zu und fügte hinzu, „Und nein!“

Noch bevor Abraxas reagieren konnte, hatte ihm Cash die Klinge des Krummsäbels an die Kehle gedrückt und knurrte: „Ich müsste dich dann nämlich auch schon längst töten.“

Abraxas zog kurz die Augenbrauen zusammen, dann entspannten sich seine Gesichtszüge.

„Stimmt ja. Ich bin dann auch Beute.“ sagte er schon fast belustigt.

Cash nickte.

„Aber du vergisst, dass ich nicht so einfach zu töten bin, wie die bisherigen Vampire, die du getötet hast.“ grinste Abraxas.

„Dafür würdest du aber auch um einiges mehr Geld einbringen.“ knurrte Cash.

Der Einheimische stand daneben und folgte mit wachsender Furcht dem Gespräch der beiden.

„Dann leg los. Bis jetzt bin ich noch immer lebendig.“ forderte Abraxas mit einem herausfordernden Grinsen.

Dann grinste auch Cash plötzlich und ließ vom Vampir wieder ab.

„Du verdammter Bastard weißt doch, dass ich dich nicht töten darf.“, knurrte er, „Liz wäre wenige begeistert davon.“

„Und schon vor der Hochzeit bist du zu ihrem Schoßhündchen geworden.“ lachte Abraxas.

„Immerhin kann ich meine Liebe dann ausleben. Im Gegensatz zu anderen.“ konterte Cash.

Abraxas’ Lachen erstarb und er kommentierte emotionslos: „Autsch!“

Cash wandte seinen Blick in die Richtung, in welche seine Schwester verschwunden war, dann fügt sagte er: „Man merkt, dass du keine Erfahrung mit der Jagd hast.“

„Wie meinst du das?“, fragte Abraxas, „Ich bin schließlich eines der ältesten, existenten Wesen. Wenn es um Erfahrung geht, kannst du mit deinen knapp 20 Jahren mir keinesfalls das Wasser reichen.“

„Schon, aber was wird wohl mit dem Rudel passieren, wenn wir das Alphatier töten?“ erwiderte Cash.

Abraxas verstummte, dann sagte er mit verbitterter Stimme, weil er diesen Punkt nicht bedacht hatte: „Sich in alle Richtungen zerstreuen.“

„Richtig, dann hätte ich zwar mein Ziel erreicht, aber als King muss man sich immer vor Augen halten, wie die Umwelt reagiert.“, bestätigte Cash, „Man müss die Komplexität von Gedanken, Instinkten und Umwelteinflüssen verstehen, bevor wir man sich als King bezeichnen darf.“

„Und darum seid ihr die Elite.“ murmelte Abraxas.

„Richtig. Darum sind wir die Elite, wenn es um das Jagen von Werwölfen, Vampiren und Dämonen geht.“, grinste Cash, wobei er Abraxas einen Blick zuwarf, „Also vergiss das besser nicht, Blutsauger!“

Abraxas grinste kurz und erwiderte nur: „Wuff!“

Die beiden drehten sich wieder zur Eingangstür des Gasthofes um und bemerkten den Einheimischen wieder, der die beiden vollkommen entsetzt anblickte und mit zitternder Stimme fragte: „Wer, oder was seid ihr?“

Cash trat auf ihn zu, zeigte mit dem Finger drohend auf ihn und sagte grinsend: „Je weniger du weißt, desto weniger Gründe haben wir, wegen denen wir dich umbringen müssten.“

Der Einheimische Schluckte, dann drückte ihn Cash aus dem Weg und klopfte gegen die Türe des Gasthofes.

„Die Gefahr gebannt!“ rief er dabei.Im Inneren wurde der Riegel beiseite geschoben, die Tür aufgerissen und Jubel empfing die beiden Fremden.

„Verzeiht uns, dass wir euch verdächtigt haben.“ bat der Wirt vielmals um Verzeihung. Cash und Abraxas taten die ganzen Lobpreisungen und Bedankungen ab und zogen sich auf ihre Zimmer zurück.

Als beide alleine auf dem Gang standen, wich das Grinsen aus beiden Gesichtern.

„Morgen Abend wird…“ fing Abraxas an seinen Freund zu erklären.

Doch dieser seufzte niedergeschlagen und sagte nur: „Ich weiß. Ich weiß.“

Dann betrat jeder sein Quartier und legte sich schlafen.
 

Am nächsten Morgen wurden sie viel freundlicher begrüßt als am Tag zuvor und egal wer ihnen begegnete, jeder begrüßte sie höflich und manche ließen sich auch auf einen kurzen Wortwechsel ein. Dennoch wirkte die ganze Höflichkeit auch etwas aufgesetzt, denn innerlich hatten die meisten Menschen nun noch mehr Angst vor den beiden und im Laufe des Tages war ein Umschwung zu spüren.

Die Art, wie das Alphatier auf die beiden Fremden gewartet hatte, ließ die Einwohner vermuten, dass der Werwolf nur die beiden provozieren wollte und so schlug die Euphorie bald wieder in Abkehr um.

Es war kurz zwei Stunden vor Sonnenuntergang, als die beiden im Schankraum des Gasthofes saßen und ein üppiges Mahl zu sich nahmen.

Der Gast, der schon am Vortag freundlich zu ihnen gewesen war, schien nun den Schock der letzten Nacht verdaut zu haben und hatte sich zu ihnen gesetzt. Er hatte sich mit dem Namen Aleksander Nepjew vorgestellt und schien nun sogar noch interessierter an der Vergangenheit der beiden, als am Tag zuvor. Besonders die Erwähnung der Kings hatte sein Interesse geweckt und so wollte er von Cash alles über die Kings erfahren, was es zu erfahren gab.

Und Cash schien daran Gefallen zu finden. Er brachte Aleksander alles über die Kings bei, was nicht geheim gehalten werden sollte. Besonders den Kodex der Kings legte er dem jungen Mann näher.

Als sich Aleksander durch Cash’s Erzählung bewusst wurde, dass die Kings eine größere Organisation an Jägern waren, fragte er, warum dann nur ein King hier war und nicht mehrere. Cash hatte dafür zwei plausible Antworten parat. Erstens war ein ausgebildeter King die meiste Zeit ein Einzelkämpfer, das erläuterte er näher in der letzten Prüfung, die ein King bestehen musste. 10 Tage in der Steppe Afrikas zu überleben, wobei man nur wenige Dinge mitnehmen durfte. Ein Messer, einen Liter Wasser sowie einen Speer. Zur Aufgabe gehörte auch, dass man ein wildes Tier dort zur Strecke bringt. Die Prüfung ist sowohl ritueller, als auch fordernder Natur, da dort der Schüler vollständig auf sich alleine gestellt ist.

Der andere Grund, dass Cash und Abraxas, der nicht einmal ein King war, alleine unterwegs waren, war die Tatsache, dass sie auf der Jagd nach Cash’s Schwester waren.

„Sie wurde gebissen und ist ohne die richtige Führung zum Werwolf geworden.“ beendete Cash seine Ausführung.

„Faszinierend.“, war Aleksanders Aussage daraufhin, dann fragte er: „Besteht für mich die Möglichkeit, dass ich auch noch ein King werden könnte?“

Cash musterte ihn abschätzend und meinte dann: „Du wärst der älteste Anwärter seit den Anfängen.“

„Aber er hat das Herz am rechten Fleck.“ sagte Abraxas und füllte sich seinen Humpen mit Tierblut.

Aleksander sah Cash hoffnungsvoll an, dieser seufzte schließlich und meinte: „Okay, wenn das hier vorüber ist, lasse ich dich abholen. Wenn du durch die Prüfungen kommst, bist du ein King.“

„Danke. Danke.“ wiederholte Aleksander immer wieder und wieder.

„Schon gut. Schon gut.“, grinste Cash, „Das dürfte nicht lange dauern, also verbring besser noch etwas Zeit mit deiner Familie!“

Aleksander bedankte sich abermals, dann eilte er aus dem Gasthof.

„Warum hast du ihm die Durchfallquote verschwiegen?“ fragte Abraxas, während er am Blut nippte.

Cash sah ihn an, schnaubte und erwiderte: „Alleine die Todesrate unter den Anwärtern würde ihm jegliche Hoffnung rauben.“

„Auch wieder wahr.“ murmelte Abraxas in den Humpen hinein und nippte dann abermals.

Schließlich stellte er den Humpen weg und sagte mit feststellender Stimme: „Du warst gestern ziemlich langsam.“

„Es ist auch verdammt kalt.“ sagte Cash erklärend.

Abraxas leuchtete dieses Argument ein.

Der alte Vampir warf einen Blick zum Fenster und sagte: „Die Sonne geht unter.“

„Na, dann sollten wir uns wohl auf den Kampf vorbereiten.“ sagte Cash, erhob und streckte sich.

Abraxas nickte und erhob sich ebenfalls.

„Glaubst du heute Nacht traut sich noch jemand auf die Straße?“ fragte Cash, nahm seinen Stuhl und ging damit in Richtung Tür.

Abraxas nahm sich ebenfalls seinen Stuhl mit, lachte auf und sagte kopfschüttelnd: „Ich glaube die werden sich in ihren Häusern einsperren und nicht wenn ein Erzengel es ihnen befehlen würde.“

„Vermutlich.“ sagte Cash, öffnete die Tür, trat hinaus und stellte den Stuhl ein paar Meter vor der Tür ab.

Abraxas stellte seinen Stuhl daneben hin und beide ließen sich gleichzeitig nieder.

Dann begannen sie zu warten.

Sie wenigen Leute, die noch auf den Straßen waren, verschwanden und überall war das Geräusch von Türen zu hören, die verriegelt wurden.

Cash verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Direkt neben dem Gasthof war eine Scheune und Cash wollte gerade anmerken, dass sich niemand mehr um die armen Tiere kümmerte, welche wohl panische Angst hatten, da durchbrach ein langgezogenes Heulen die aufkommende Stille. Die Sonne verschwand hinter den Bergen und Abraxas flötete: „Sie kommen.“

„Überlass mir das reden.“ meinte Cash.

Abraxas sah ihn fragend an und als die Werwölfe sich aus dem Wald ergossen und auf das Dorf zustürmten, fragte er: „Was für ein reden?“

Angeführt von Cash’s Schwester stürmten gut 30 Werwölfe auf das Dorf zu und blieben dann in einem Abstand von 70 Metern vor Abraxas und Cash stehen.

„Pass auf und lerne.“ murmelte Cash, erhob sich, legte seinen Mantel auf dem Stuhl ab, hängte die beiden Schwertgurte hinzu und ging dann auf die Werwölfe zu. Das Alphatier löste sich aus dem Rudel und kam, mit gebleckten Zähnen und gesträubtem Fell Cash entgegen.

„Hi, Schwesterchen, wie geht es dir?“ fragte Cash grinsend, als sie nur noch zwei Meter von einander entfernt waren.

Als Antwort sprang Melanie vor, packte ihren Zwillingsbruder am Kragen und schleuderte ihn mit aller Kraft in Richtung Scheune.

Cash krachte durch das Holz und landete drinnen in einem Heuhaufen.

Abraxas tauchte an der Öffnung, die Cash’s Körper in das Scheunentor geschlagen hatte auf und fragte mit milder Sorge: „Alles okay?“

„Autsch.“ klang die teilnahmslose Stimme von Cash aus dem Heuhaufen und er richtete sich wieder auf.

„Brauchst du Hilfe?“ fragte der alte Vampir.

Cash ruderte mit dem Arm und meinte abwehrend: „Nein, es ist alles in Ordnung. Ich war nur erstaunt, dass sie so wütend ist.“

Er klopfte sich den Staub und das Heu von der Kleidung und ging wieder auf Melanie zu.

„Hör mal, Schwesterchen, ich seh’ ja ein, dass du wütend bist, aber das war mehr als nur unnötig.“

Abraxas ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und begutachtete die ganze Szene aus sicherer Entfernung.

„Können wir das nicht wie zivilisierte Menschen, oder Wölfe, regeln?“ fragte Cash, als er wieder nur noch einen Meter vor seiner Schwester stand.

Diese Mal packte sie ihn mit beiden Händen und warf ihn zurück.

Cash segelte an Abraxas vorbei und krachte gegen die Steinwand des Gasthofes.

Er sank an der Wand zusammen, stand wieder auf und renkte sich die linke Schulter, die er sich beim Aufschlag ausgerenkt hatte, wieder ein.

„Ich bin hier, falls du mich brauchen solltest.“ murmelte Abraxas, während Cash wieder an ihm vorbei zu seiner Schwester ging.

Cash beschleunigte seine Schritte und knurrte: „Schwesterchen, jetzt werde ich aber langsam wütend.“

Sie knurrte ihn nur an und die Werwölfe im Hintergrund taten es ihr gleich.

Abraxas hatte inzwischen schon seine Pistole entsichert, sich auf den Schoß gelegt und wartete.

„Vergiss es. Du bist mir nicht gewachsen, Renco. Du verstehst nicht welche Macht durch meine Adern fließt. Welche Macht mir die ewige Wut verleiht.“ knurrte Melanie.

Cash blieb plötzlich stehen, seine Gesichtzüge entspannten sich und er blickte hoch zum Mond.

Umgeben von den funkelnden Sternen war der Vollmond zu sehen, der alles mit seinem Licht beschien.

Dann senkte er den Blick, schüttelte traurig den Kopf und wisperte, während er sich zu verwandeln begann: „Nicht die Wut gibt uns die Kraft.“

Brother and sister/ the end

Could you kill her?
 

brother and sister
 

Cash’s Kiefer schoben sich vor, als er sich in einen Werwolf verwandelte. Seine Muskeln änderten sich und auch sein Körperbau vermischte sich immer mehr und mehr.

Nach nur wenigen Sekunden war die Verwandlung abgeschlossen und der nachtschwarzen Werwölfin stand ein schwarzer Werwolf gegenüber, der nur durch die hellblauen Haarspitzen in seinem Nacken und der Tatsache, dass er Kleidung trug von ihr zu unterscheiden war.

Er trug einen weiten Pullover, denn er zuvor schon getragen hatte, eine Hose die ihm ausreichend Beinfreiheit bot und große Kopfhörer, die er um den Hals hängen hatte.

Cash legte den Kopf schief, grinste seine Schwester an und sagte: „Nur einer von uns beiden wir heute nach überleben.“

Auch Melanie grinste, senkte den Kopf angriffslustig und stimmte ihm zu: „Du hast Recht. Aber du wirst es nicht sein. Fasst ihn!“ Die letzten Worte waren ein brüllender Befehl an ihr Rudel.

Wie von der Leine gelassene Hunde stürmten die Werwölfe auf Cash zu, der ruhig stehen blieb, grinste und sich die Kopfhörer über die Ohren zog, dabei rief er noch: „Es geht los, Abraxas!“

„Endlich!“ erklang die Stimme des ältesten Vampirs, der aufsprang und, während er auf die Werwölfe entgegenlief, seine Pistole abfeuerte.

Die ersten Projektile trafen einen der Werwölfe in die Brust und rissen diesen um. Der zweite Werwolf bekam einen Treffer in die Schulter, was ihn aber nicht daran hinderte weiter vorzustürmen. Schließlich hatte Abraxas seinen Kumpel erreicht, steckte die Pistole weg, sprang den Werwölfen entgegen und verwandelte sich unter dem Sprung in einen Wolfsdämon, der dem nächsten Werwolf gleich an die Kehle ging.

Nun wurde auch Cash agil, er stürmte los, riss im Vorbeilaufen einem der Werwölfe den Kopf von den Schultern und einem anderen die Flanke auf, während er seine Schwester verfolgte, welche kehrt gemacht hatte und scheinbar die Flucht antrat.

„Wo ist deine hoch gerühmte Wut jetzt, Schwesterchen?“ höhnte Cash, während er einer klauenbewehrten Pfote auswich und den Besitzer einfach umstieß.

Melanie rannte schneller als sie in ihrem bisherigen Leben je gelaufen war. Nicht einmal als der Werwolf, der sie gebissen hatte, hinter ihr her war, war sie so schnell gelaufen als in diesem Moment, indem ihr Zwillingsbruder hinter ihr her war.

Sie konnte hinter sich immer wieder das Reißen von Muskeln hören, als sich Cash einen Weg durch ihr Rudel schnitt um sie einzuholen.

Unterdessen hatte Abraxas damit zu tun, seinem Freund hinterherzukommen und gleichzeitig all die Werwölfe zu erledigen, welche Cash zwar zumeist verwundet, aber nicht ganz getötet hatte.

„Melanie, wo ist dein Zorn? Wo ist eine Wut?“ rief Cash seiner Schwester nach, welche immer noch davon lief.

„Warum tust du das?“, fragte diese hingegen, „Warum stellst du dich gegen uns, wo du doch auch einer von uns bist?“

„Hah!“, höhnte Cash, „Du fühlst keinen Zorn, sondern Angst. Du läufst um dein Leben und fürchtest dich. Jetzt kennst du das Gefühl deiner Opfer.“

Melanie hatte mit großen Schritten das Dorf hinter sich gelassen und erreichte den Waldrand.

„War das wirklich das, was ihre Opfer meist in ihren letzten Augenblicken fühlten. Dieses unangenehme Gefühl der Machtlosigkeit?“ ging es Melanie durch den Kopf, während sie an den ersten Bäumen vorbeirauschte.

Die Schritte hinter ihr wurden immer weniger, als immer mehr ihres Rudels durch ihren Bruder und dessen Kumpel den Tod fanden und schließlich fühlte sie die Einsamkeit.

Sie warf einen Blick über ihre Schulter und sah zwei blau-grüne Augen durch das Zwielicht leuchten, welche sie verfolgten. Sie hatten dieselbe Augenfarbe, dieselbe Erziehung und vor langer Zeit hatten sie sogar dieselben Träume gehabt. Dann waren sie gebissen worden und nun… nun war sie ein Monster, aber er… er hatte sich kaum verändert. Er war nahezu der gleiche geblieben. Sie hingegen, sie war der Wut verfallen.

Ein letztes Mal bäumte sich jene Wut in ihr auf und formte den Gedanken nach Kampf in ihr.

Sie bremste abrupt ab, drehte sich um und wollte seinen Angriff parieren, doch dieser Angriff erfolgte ein Sekunde früher als sie es für möglich gehalten hätte. Sie sah eine reihe messerscharfer Zähne auf sich zukommen, dann folgte der Schmerz und auf den Schmerz folgte… Stille.
 

Der Wolfsdämon erreichte den Schauplatz von Melanies Ende gerade als sich Cash, immer noch in seiner Werwolfform, von der Leiche seiner Schwester erhob und mit Trauer in den Augen auf sie hinabblickte.

Aus dem Wolfsdämon wurde wieder eine menschliche Gestallt und Abraxas trat neben seinen Freund.

„Warum?“ fragte der Werwolf mit knurrender Stimme, während sich Melanies Körper wieder in ihre menschliche Form verwandelte.

„Warum?“ wiederholte Cash und schüttelte den Wolfskopf.

Abraxas, der sonst immer eine Antwort auf alles wusste, fand keine Erklärung und schwieg.

Er blickte hinauf zum Mond, der durch die Baumwipfel auf sie schien und er schüttelte den Kopf.

Cash beugte sich hinunter, hob den Leichnam seiner Schwester auf, dann blickte er hoch zum Mond und ließ ein langes, trauriges Geheul ertönen, welches noch weithin zur hören war.

Erst als ihm die Stimme versagte, verstummte das Geheul und Cash trottete, mit seiner toten Zwillingsschwester in den Armen, zurück zum Dorf.

Dort nahm er sich seinen Mantel, sowie seine Schwertgurte, dann verließen die beiden das Dorf wieder in die Richtung, aus der sie nur zwei Tage zuvor gekommen waren.

Sie hatten die Hügelkuppe erreicht, vom dem sie zum ersten Mal das Dorf gesehen hatten, warfen einen Blick zurück und schließlich meinte Abraxas: „Immerhin werden diese Menschen jetzt in Ruhe weiterleben können.“

Cash zuckte belanglos mit den Schultern und ging weiter, immer noch seine Schwester tragend.

„Außerdem ist sie jetzt sicher an einem besseren Ort.“ meinte Abraxas tröstend.

„Versuch nicht mich aufzubauen.“ zischte Cash, der in dem Moment nichts hören wollte.

„Ich weiß noch, wie ich Marcus läutern musste, weil er sich nicht mehr an den Kodex gehalten hatte. Die Situation war so ziemlich dieselbe.“ sagte Abraxas.

„Nun, wenn man einmal auch nur für einen kurzen Moment vom rechten Weg abkommt, dann…“ sagte Abraxas, dann wurde er von Cash unsanft am Kragen gepackt und zu sich gezogen.

„In meiner Familie gab es bisher nur ein Mitglied, das vom rechten Weg abgekommen ist. Und das war nicht Melanie, sondern ich.“, knurrte Cash, „Ich war es, der die Anarchiekriege zu verantworten hat. Ich war es, der für den Tod unserer Eltern verantwortlich war. Ich war es, der die Büchse der Pandora geöffnet hatte.“

„Sei nicht so hart…“ versuchte Abraxas seinen Kumpel zu beruhigen.

Dieser schleuderte den Vampir beiseite und dieser landete unsanft im Schnee.

Als er sich wieder vom Boden abstemmte, hatte ihm Cash den Rücken zugewandt und knurrte: „Versuch mir nicht vorzuschreiben, was ich tun soll und was nicht.“

Dann setzte sich der Werwolf wieder in Bewegung und sagte noch: „Wir sehen uns.“

Abraxas merkte, dass sein Kumpel nun alleine sein wollte, oder zumindest seine Gegenwart, die Gegenwart des ältesten Vampirs, nicht brauchen konnte.

Er erhob sich, klopfte sich den Schnee vom Ledermantel und ging in eine andere Richtung davon.
 

Nachdem Cash ein paar Minuten alleine weitergegangen war, holte er ein Sattelitentelefon aus der Manteltasche, rief den Kurzwahlspeicher auf und wählte eine der Nummern. Schließlich hielt er sich das Telefon ans Ohr und sagte einfach nur, als sich am anderen Ende jemand meldete: „Hol uns ab, Alex.“

„Hast du sie?“ fragte die Stimme am anderen Ende des Gesprächs.

„Ja.“, sagte Cash und schluchzte einmal, „Ich habe das Ziel eliminiert.“

„Okay.“, sagte Alex, dann fügte er noch hinzu: „Frohe Weihnachten, kleiner Bruder.“

„Dir auch.“ murmelte Cash, legte auf, verstaute das Mobiltelefon wieder in der Tasche, aktivierte seinen MP3-Player und als Beethovens Mondscheinsonate erklang, blickte Cash hoch zum Mond.

Einige Zeit stand er so schweigend da, mit seiner toten Schwester in den Armen, Beethovens Mondscheinsonate in den Ohren und dem Mond in seinen Augen. Dann schüttelte er traurig den Kopf und ging weiter. Dorthin, wo er sich schon bald mit seinem älteren Bruder wieder treffen würde.

Dabei blickte er auf seine Schwester hinab, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schluchzte: „Frohe Weihnachten, Schwesterchen.“



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