Ertrinke nicht
Es war ein warmer Frühlingsabend in Konoha-Gakure.
Die Sonne war dabei unter zu gehen und ließ die Straßen in einem orangenen Licht erleuchten. Ein schwarzhaariger Jonin schlenderte über den Markt - die Hände in den Hosentaschen vergraben.
Er war erst vor einigen Minuten von einer seiner vielen Mission wiedergekommen und hatte seinen Bericht bei der Hokage abgeliefert. Eigentlich wollte er direkt danach nach Hause gehen, als ihm jedoch einfiel, was für ein Tag es war: der 28 März - der Geburtstag seiner Frau.
Deshalb war er nun unterwegs um seiner Geliebten ein kleines Present zu besorgen.
Stand neben Stand hatte sich auf dem großen Platz eingereiht und man hörte von jedem Winkel Marktschreier, die ihre Ware anpriesen. Eine Menge Hausfrauen hatten sich versammelt um kurz vor Ladenschluss noch etwas einzukaufen und die billigen Preise nutzen zu können. Da viele ihre Kinder mitgenommen hatten liefen die Knirpse nun lachend durch die Reihen der Leute und versuchten einen Ball zu fangen.
Sasuke Uchiha ging langsamen Schrittes an einem blonden Jungen vorbei der den runden Gegenstand nach langer Jagd in den Händen hielt und ihn mit Kraft wieder wegkickte. Dem Jonin kam es vor wie in einem Traum. Die Athmosphäre hatte etwas magisches an sich, die meisten Menschen um ihn herum waren fröhlich. Die Luft war angenehm kühl und es roch nach Blumen und gebackenen Brötchen des Bäckers um die Ecke.
Vor einem Stand auf der Linken des Uchihas hatten sich zwei junge Genin getroffen und lachten über den seltsamen Aufzug eines ihrer Sensei im grünen Gummianzug, der schon wieder einen Wettbewerb gegen seinen Rivalen verloren hatte und deshalb das Haus der Hokage von Oben bis Unten mit einer Zahnbürste putzte.
Niemand schien ihn zu bemerken als er sich seinen Weg durch die Menge bahnte, hin zu dem Laden seines Begehrens. Etwas seltsam war es schon, dass niemand auch nur einen schmunzelnden Blick an den Schwarzhaarigen richtete. Immerhin war er erst seit ein paar wenigen Jahren von der Hokage begnadigt worden und hatte das Recht erworben, sich wieder Ninja von Konoha-Gakure nennen zu dürfen.
Sasuke verengte leicht die Augen. Er wusste, dass es immer noch Menschen gab, die dachten dass er bei der nächsten Möglichkeit die sich ihm bat das Dorf und dessen Bewohner verraten würde.
Auch als der Mann einen Strauß Blumen gekauft hatte und sich auf den Heimweg machte, verabschiedete die Blumenhändlerin sich mit einem kurzen Nicken bevor er wieder vergessen worden war.
Sasuke Uchiha hatte keine Freunde, die ihn voller Enthusiasmus mit einer Umarmung oder einem Schulterklopfen überraschten. Ja, Naruto hielt zu ihm wie ein dummer Hund, doch der Uzumaki war in der letzten Zeit so mit seiner Zusatzausbildung für den Hokageposten beschäftigt, dass er den Schwarzhaarigen nur selten besuchen konnte. Der Rest der Rookie Nine - natürlich mit Ausnahme seiner Frau - versuchte ihn so gut wie möglich zu ignorieren.
Sakura Haruno war der einzige Grund dafür, dass er wirklich nicht eines Tages den Gerüchten gerecht wurde, oder sich einfach umbrachte. Nach dem Tod seines Bruders hatte sie ihn aufgefangen und ihm einen neuen Lebenssinn gegeben. Sie hatte ihn vor dem nahenden Ertrinken in der Einsamkeit bewahrt. Und bald würde sie nicht mehr alleine da sein um ihn zu halten.
In weinigen Wochen würde seine Geliebte ihm zwei Kinder schenken. Sie war kurz vor dem achten Monat schwanger und erwartete Zwillinge - der perfekte Neuanfang für den zerbrochenen Uchiha Clan.
In letzter Zeit jedoch war etwas an seiner Frau anders gewesen als sonst und Sasuke Uchiha dachte da nicht nur an die Schwangerschaftshormone. Sakura war nicht mehr das junge fröhliche Mädchen, wie sie es zu Zeiten von Team 7 gewesen war.
Ihre Naivität hatte sie schon verloren, während er bei Orochimaru gewesen war, aber es war nun anders als zu dem Zeitpunkt ihres Ja-Wortes.
Die Kunoichi zeigte ab und an etwas geheimniskrämerisches und schien auch sonst etwas zu verbergen. Es gab Nächte in denen der Schwarzhaarige durch Albträume seiner Vergangenheit schweißgebadet aufwachte und seine Frau neben ihm fehlte.
Mittlerweile hatte Sasuke die Straße erreicht, in der das Haus seiner kleinen Familie stand. Kaum war er um die Ecke gebogen, da war er auch schon von dem warmen Lächeln einer rosahaarigen Frau begrüßt worden.
Seiner Frau.
Sakura hatte ihre Hände auf dem bereits angewachsenen Bauch abgelegt und kam langsam aus dem Hauseingang heraus auf ihn zu. Der Schwarzhaarige bekam einen Kuss auf die Wange und drückte ihr danach mit einem seltenen Hochziehen seiner Mundwinkel den Blumenstrauß in die Hand.
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag."
"Arigatou, Aijin.", meinte Sakura freundlich, bevor sie kurz das Gesicht verzog. "Lass uns schnell wieder rein gehen und uns auf's Sofa legen. Die Kleinen beschweren sich schon mit Tritten darüber, dass ich mich zu viel bewege."
Keine Sekunde später lag seine Hand schon in ihrer und er wurde mit einem glücklichen Gesichtsausdruck seiner Frau ins Haus gezogen.
Nie hatte der Mann versucht heraus zu finden, wo sie war, wenn sie seine Seite verließ.
Er vertraute ihr und selbst wenn sie etwas zu verbergen hatte, hatte er entschlossen es ihr zu gestatten. Er selbst hatte genug Fehler begangen, sodass er Sakura eigentlich gar nicht verdient hatte.
Vielleicht...
...aber auch nur vielleicht würde sie durch ein paar kleine Missetaten ihrerseits auf ein für ihn erreichbares Level hinabsinken.
