14. Dezember ~ Ehrentag
Es war ein ruhiger Samstagnachmittag, als die drei Schüler von Gai auf einer kleinen Bank saßen und heißen Tee tranken. Ihr Lehrer war gerade bei der Hokage und somit hatten sie etwas Zeit, sich bei einer heißen Tasse Tee aufzuwärmen. Es waren zwar noch keine Minusgrade, doch es war ungewöhnlich windig.
Sie schwiegen, hangen ihren Gedanken nach und genossen einfach das Nichtstun. Viel zu selten hatte sie Zeit dafür.
Plötzlich durchbrach Lee die Stille.
„Ich habe eine fabelhafte Idee“, sagte er und wirkte ziemlich aufgeregt. „Wir schenken Gai-sensei Kekse zum Nikolaus.“
Tenten sah ihn skeptisch an. „Nikolaus war letzte Woche.“
Er sah überrascht aus, fing sich aber schnell wieder. „Egal. Aber wir haben Gai-sensei ja nichts geschenkt, also holen wir das nach.“
„So ein Schwachsinn“, murmelte Neji und trank einen Schluck von seinem Tee.
„Ich finde, dass Gai-sensei ein Recht auf ein Nikolausgeschenk hat.“
„Sollten wir ihn nicht lieber etwas zum dritten Advent schenken? Immerhin ist dieser morgen“, warf das Mädchen ein.
„Ich habe noch nie gehört, dass jemand etwas zum dritten Advent geschenkt bekommt“, sagte Neji.
„Dann führen wir halt ein Gai-sensei-Tag ein“, schrie Lee begeistert.
„Gai-sensei-Tag?“
„Genau, jeden dritten Advent ist Gai-senseis Ehrentag.“
„Ich dachte immer, dass nur besondere Leute einen Ehrentag erhalten.“
Nun hatte Neji einen wunden Punkt bei Lee getroffen. „Gai ist etwas Besonderes.“
„Wenn du es sagst“, sagte Tenten schnell und versuchte den Streit zu schlichten.
„Wir treffe uns morgen zum Kekse backen.“
„Und wo?“, fragte sie.
„In Gais Wohnung.“
„Aber dann merkt er doch, dass wir für ihn backen. Du und deine Logik“, murrte Neji.
„Wir lenken ihn einfach ab. Dann merkt er gar nicht, dass wir in seiner Wohnung sind.“
„Ablenken?“, fragte Tenten skeptisch.
„Genau. Ich werde mit ihm trainieren gehen.“
„Also backen Neji und ich die Kekse alleine?“
„Sieht wohl so aus“, bemerkte Lee. „Aber ich habe die schwerste Aufgabe, immerhin muss ich Gai-sensei anlügen und schuften, während ihr euren Spaß habt.“
„Die Frage ist nur, wer den meisten Spaß haben wird“, beteiligte sich Neji wieder am Gespräch.
„Ich würde zu gerne Kekse backen“, schwärmte Lee. „Aber wenn ihr euch plötzlich an Gai-sensei klammern würdet, würde er Verdacht schöpfen.“
„Wir wollen uns auch gar nicht an Gai klammern, nicht wahr, Neji?“
„Natürlich nicht“, stimmte er bereitwillig zu.
„Also machen wir es wie gesagt. Um zwei werde ich Gai um ein Extratraining bitte und ihr geht einfach nach Hause oder unter uns gesagt zu Gais Wohnung.“
„Wir gehen immer um diese Zeit nach Hause“, bemerkte Tenten.
„Das ist doch auch der Plan, alles soll so sein wie sonst auch.“
„Wie sollen wir eigentlich in Gais Wohnung kommen?“, fragte Neji.
Lee zog einen kleinen Schlüsselband aus seiner Tasche. „Hier mit“, sagte er und grinste breit.
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Tenten sah sich in der kleinen Wohnung von ihrem Lehrer um. Das Lee einen Schlüssel hatte, wunderte sie, doch bei den beiden war eh alles wunderlich. Lee hatte angedeutet, dass der Schlüssel für Notfälle war, aber sie bezweifelte, dass Kekse backen als Notfall gesehen werden konnte.
Doch ihr war es egal, immerhin würde Lee Gai solange ablenken, bis sie fertig waren.
Neji hatte bereits den Teig zubereitet und ausgerollt und sie fragte sich wirklich, was sie hier großartig tun sollte, immerhin war Neji viel geschickter und talentierter, wenn es ums Backen ging.
Das Mädchen saß lustlos am Küchentisch und beobachte Neji gerade dabei, wie er Herzchen aus dem Teig stach.
„Kann ich dir bei irgendetwas helfen?“, fragte sie nun zum gefühlten hundertsten Mal.
„Nein danke“, erwiderte er geduldig.
„Wieso machst du Kekse in Herzenform?“
Neji sah sie kurz an und sie fragte sich, ob es ein strafender Blick war. „Es gab keine anderen Aussteckformen“, murmelte er.
„Ach so“, sagte sie kleinlaut. Anscheinend dachte er, dass sie dachte, dass er dies freiwillig tat.
Auf dem Tisch waren vereinzelte kleine Schüsseln mit Gewürzen und Zutaten verteilt und Neji hatte scheinbar blind, ohne zu zögern, alles in den Teig getan. Sie fragte sich, ob er öfters buk. Das hatte sie ihm gar nicht zugetraut.
Sie tippte mit ihrem Finger in die Zimtschüssel. Sie liebte den Geruch von Zimtstangen und Zimtsternen zur Weihnachtszeit.
„Was hältst du davon, wenn wir Zimt auf die Kekse machen?“, fragte sie und leckte ihren Zimtfinger ab.
„Du weißt schon, dass Zimt nur ein Gewürz ist?“
Das hatte sie vergessen. Eigentlich versüßte man Zimt noch mit Zucker und pur war er fast ungenießbar.
Sie schmeckte den bitteren, herben Geschmack und musste ein Husten unterdrücken.
„Schrecklich“, murmelte sie.
„Es ist nicht schrecklich, eher unangebracht“, korrigierte Neji sie und verteilte die ausgestochenen Kekse auf einem Blech.
„Du würdest das freiwillig essen?“, fragte Tenten schockiert.
„In Maßen spricht nichts dagegen.“
„Guten Appetit.“ Sie reichte ihm einen Teelöffel und er nahm etwas auf diesem auf. Einen Moment zögerte er, aß es dann aber trotzdem.
„Schrecklich“, murmelte er und versuchte sein Gesicht nicht zu verziehen.
„Sag ich doch.“ Sie versuchte ihr Lachen zu unterdrücken. „Lee hat bestimmt gerade seinen Spaß, immerhin liebt er das Training.“
„Aber freiwillig hätte ich nicht mit ihm getauscht“, gab er zu. „Wir sind ohnehin gleich fertig.“
Er schob das volle Blech in den Herd und klappte die Ofentür zu. „Wenn du willst, kannst du nach Hause gehen. Ich kann auch alleine aufräumen, du hast mir schon genug geholfen.“
Tenten sah ihn überrascht an. Eigentlich hatte sie nichts weiter gemacht als ihn zu unterhalten, oder besser gesagt zu nerven. „Wirklich?“
„Ja, alleine geht’s schneller.“
Das war ihr zwar neu, aber scheinbar wollte Neji nicht, dass sie ihm im Weg stand.
„Wir treffen uns dann um sechs Uhr am Trainingsplatz“, sagte Tenten und nahm ihre Jacke.
„Bis später.“
„Bis später“, sagte sie und lächelte sanft.
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Es hatte wieder zu schneien begonnen, aber zu ihrem Glück blieb er nicht liegen, da es noch zu warm war.
‚Eigentlich schade drum‘, dachte sie und sah gen Himmel.
Es war zwar erst achtzehn Uhr, aber dennoch war der Himmel bereits dunkel. Die Tage waren viel zu kurz um sie richtig genießen zu können und durch die Keksaktion wurde ihr nun auch ihr freier Sonntagnachmittag geraubt. Obwohl sie die Zeit mit Neji sehr genossen hat.
Würde der Schnee wenigstens liegen bleiben, hätte sie länger etwas davon. So war es nur ein kurzes Strohfeuer…
Zu ihrem Leidwesen war die Freude, die Gai über die Kekse hatte, keine flüchtige Flamme. Seit einer geschlagenen Stunde bedankte er sich für das Gebäck und umarmte Lee stürmisch, der eigentlich nichts zu dem Geschenk beigetragen hatte. Aber sie selbst ja auch nicht, deswegen sah sie großzügig darüber hinweg.
Sie hatte sich etwas abseits des Trainingsplatzes hingestellt, da sie den Danksagungen von ihrem Lehrer entgehen wollte und ihr Lees Abenteuergeschichten über die Komplikationen der Aktion auf die Nerven gingen.
Neji kam zu ihr, doch das wunderte sie nicht. Es tat ihr immer noch leid, dass sie ihm so wenig geholfen hatte.
Er stellte sich neben sie, sah sie aber nicht an. „Ich finde, dass die beiden langsam Ruhe geben könnten.“
„Ja“, sagte sie und lächelte amüsiert.
Neji sah zu ihr und reichte ihr schweigend einen kleinen Stoffbeutel. Er wandte wieder den Blick ab.
„Für mich?“, fragte sie verblüfft.
„Natürlich.“
„Aber ich dachte, dass heute Gais Ehrentag ist.“
„Eigentlich ist es nur ein Ehrentag für einen besonderen Menschen.“
Sie löste die blaue Schnur und lugte in den Inhalt des schwarzen Beutels. Dieser war gefüllt mit duftenden Zimtsternen.
„Sie sind etwas krumm, da ich sie mit einem Messer ausschneiden musste. Ich habe in Gais Wohnung keine Sternaussteckform gefunden.“
Sie nahm einen kleinen Keks heraus und betrachtete ihn. Er war ungleich geformt und doch war es der schönste Stern, den sie je gesehen hatte.
„Danke“, sagte sie und suchte nach den richtigen Worten, fand sie allerdings nicht. Sie lächelte zaghaft, war etwas unbeholfen und ratlos, was sie sagen oder tun sollte. „Danke für alles.“
„Schon okay“, murmelte er und war ebenfalls sichtlich verlegen.
Auch wenn das Leben manchmal so bitter wie Zimt war, halfen doch kleine, liebe Gesten um den Alltag etwas zu versüßen…
-Ende-
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Hallo liebe Leser
Hier bin ich wieder: TentenHime ^-^
Danke, dass ihr dieses Türchen angeklickt und diesen OneShot gelesen habt.
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Schönen dritten Advent an alle.
Liebe Grüße eure Hime