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Schlagende Herzen

werden nie vergessen
von

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3. Runde - Freundschaftsdienst

Akira blieb der Mund offen stehen, doch Uruha strahlte. „Wie Sakumo sagte, wir schlagen uns gut. Sie verlieren täglich Leute, ihre Zahl variiert fast stündlich. Es kommen auch neue hinzu, aber sie arbeiten nicht als Team. Sie verlieren so schnell ihre Mitglieder, dass sie nicht aufeinander eingespielt werden können. Du brauchst sie nicht zu fürchten, so lange du nicht alleine arbeitest.“
 

Das klang ja viel versprechend ...
 

„Hast du noch eine Frage?“, hakte Sakumo etwas härter nach.
 

„Nein“, kam die schnelle Antwort von Akira, der Größere nickte.
 

„Dann ist ja gut.“ Sakumo drehte sich zum Gehen, Uruha blickte zu ihm auf, als wartete er auf etwas. Doch es war Kumiko, die als erste wieder sprach:
 

„Wo soll Akira denn bleiben? Ich meine zum Schlafen ... wenn er noch keine Zuteilung hat, wie behandeln wir ihn dann?“ Ihre Stimme war klar und deutlich, auch wenn sie vor ihrem Bruder wie es schien ziemlich kuschte.
 

Und ihr Bruder sah weiterhin Uruha an, der den Blick genau so fragend erwiderte. Akira sah nur einen Teil seines Gesichts, machte ein leichtes Lächeln darauf aus. „Wir geben ihm den besten Schlafplatz, den wir zu bieten haben ...“
 

„Was meinst du damit?“ Uruhas feine Augenbrauen begannen sich zu kräuseln.
 

„Ganz einfach, Uruha-chan ...“ Zum ersten Mal berührte Sakumo den Kleineren absichtlich, indem er seine Hand um dessen Kinn legte und ihn dazu zu zwingen, ihn anzusehen. „Er schläft bei dir.“
 

„Was?“ Geschockt, ja, sogar schon panisch entriss er sich dessen Griff, doch auf seinem Gesicht erschien schon im nächsten Moment aufkeimende Wut. „Warum bei mir? Warum nicht bei Tetsu? Seine Familie hat doch wohl genug -“
 

„Eure Wohnung ist doch wohl groß genug, dass du ihn unterbringst. Ich würde ihn ja hier schlafen lassen, aber er braucht ein wenig zu essen, ein Bad wäre auch nicht schlecht. Oder willst du ihn hier in den Kohlen schlafen lassen? Es ist kalt draußen, meinst du nicht?“
 

„Doch, schon, aber ...“ Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick. „In Ordnung. Komm, Akira, wir gehen gleich los. Kannst du aufstehen?“
 

„J-ja ...“ Er rappelte sich auf und verbeugte sich schnell vor Kumiko, Tetsu und Sakumo, um sogleich Uruha zu folgen. Aufwärts mussten sie die Treppen nehmen. Ohne irgendein Wort zu sagen gingen sie zu einer Metro-Station, Uruha legte für ihn aus, und fuhren in irgendeine Richtung, auf die er nicht achtete. Anscheinend bemühten sie sich, privat unauffällig zu bleiben. Etwa sieben Stationen später stiegen sie wieder aus und Uruha packte ihn etwas unsanft am Oberarm, damit er mit ihm kam. An einem Mehrfamilienhaus blieben sie stehen, Uruha kramte in seiner Hosentasche.
 

„Wenn wir oben sind, darfst du nicht laut sein. Meine Schwestern sind wahrscheinlich gerade erst eingeschlafen.“ Sein Blick war betrübt. „Wenn du Fragen hast, frag ruhig. Ich kann dir viel sagen, was du vielleicht wissen willst.“
 

„Aber was denn?“
 

Seit einer Stunde hatte er nicht mehr gelächelt und jetzt grinste er leicht. „Was du willst“, antwortete er knapp und öffnete die Wohnungstür im dritten Stockwerk. Sie betraten einen großen, dunklen Flur, eine kleine Lampe wurde durch einen Bewegungsmelder ausgelöst. „Hier ist das Bad, wenn du noch duschen willst oder so ... da hinten ist mein Zimmer, daneben das meiner Eltern. Mir ist eingefallen ... meine Schwestern sind unwichtig ... sie sind gar nicht da.“ Er kicherte ein wenig. „Sind bei ihren Lovern, beide sind verlobt, weißt du?“
 

Er erzählte wie aus dem Leben eines anderen Menschen. Und Akira hörte ihm gern zu. „Sind sie glücklich?“ Warum bist du es nicht?
 

„Ja. Kein Elternteil oder Familienmitglied weiß von Sakumo, nur er und Kumiko sind die Ausnahme.“
 

„Also sind sie wirklich verwandt?“
 

„Hm. Sie sind Zwillinge.“ Mit ein paar Handgriffen hatte Uruha seine eigene Zimmertür geöffnet. Akira hatte bei verschlossener Tür ein halbes Arsenal erwartet, aber der Raum schockierte ihn mehr als alle Erwartungen.
 

Es war ordentlich und relativ hell, an den Wänden hingen Poster, fast dieselben wie bei ihm Zuhause. Am Boden lag ein Fußball, daneben der Fußballdress. Akira blinzelte ins Licht, als Uruha die Tischleuchte anmachte. Auf dem Schreibtisch lagen beschriebene Notenblätter, auf dem Bett lag tatsächlich ...
 

„Spielst du?“
 

„Hm? Gelegentlich.“ Doch so vorsichtig wie ein Baby legte er die schwarze Gitarre in die dafür vorgesehene Tasche und stellte diese zwischen Wand und Bett. „Manchmal, um runterzukommen. Willst du jetzt noch duschen?“
 

„Ja, wenn ich denn darf.“
 

„Selbstverständlich darfst du.“ Uruha öffnete seinen Kleiderschrank und holte zwei Handtücher hervor. „Die Dusche ist einfach zu bedienen, tu dir keinen Zwang an und benutze ruhig Duschgel und Shampoo ... mein Vater schläft wie ein Stein, den weckst du nicht.“
 

Bis zum nächsten Tag, als sie zurück im Kohlwerk waren, sprachen sie kein Wort mehr miteinander.
 

~~~
 

„Na, hat Uruha dich überfallen?“
 

Akira sah von seiner Liste auf, auf der der Wochenplan der Sakumo stand. Er war fasziniert von der Machart – und fasziniert von Uruhas Handschrift. „Was?“
 

„Ob er dich überfallen hat.“ Es war Tetsu, der sich von hinten über seine Schulter beugte und lachte. „Uruha fackelt nicht lange ... aber anscheinend kannst du ja noch sitzen.“
 

Wovon redete dieser Idiot?
 

Ein zweiter kam hinzu. Akira glaubte, er höre auf den Namen Fujita. „Du hast keine Ahnung, bei wem du da übernachten darfst ... Uruha ist wohl der einzige, der Sakumo-san so nah kommen darf. Er genießt vollstes Vertrauen, weil er jeden hinters Licht führen kann ...“
 

„Gib’s zu, Akira-kun ...“ Tetsu lehnte sich über ihn und schlang seinen Arm so um seinen Hals, dass er fast Angst bekam. „Unsere Schönheit ... du hast die kleine Schlampe erst für ein Mädchen gehalten, stimmt’s? Du wolltest ihn, fandest ihn attraktiv ... das ist sein Vorteil, weißt du? So macht er es immer – die Kerle heiß machen und dann schnappt die Falle zu.“
 

„Warum redet ihr so über ihn?“, fuhr der Größere ihn an und stieß Tetsu zurück, so dass er gegen Fujita stieß, und stand mit geballten Fäusten auf. „Was hat er euch getan?“
 

„Nichts Welt bewegendes ...“ Tetsus Augen wurden kleiner, beinahe boshaft beäugte er den Neuen. „Er hat mir nur meinen Platz als zweiter Mann weggenommen ...“
 

„Und das, indem er sich hochgeschlafen hat“, fügte der andere hinzu. „Nur deswegen hat er einen besonderen Status bei Sakumo-san ...“
 

Akira schüttelte den Kopf. Warum wollten sie ihm solche Gedanken in den Kopf pflanzen? „Was habe ich damit zu tun?“
 

„Wir wollen dich nur vorwarnen“, säuselte Tetsu und strich mit ausgestrecktem Finger über Akiras Wange. „Wenn du nämlich glaubst, dass wir dir schon nahe gekommen sind ...“ Seine Stimme wurde eingehender, leiser – intimer. Plötzlich spürte er einen warmen Körper genau hinter sich, Hände, die ihn heiß und verboten berührten.
 

„Hast du keine Ahnung, wozu Uruha imstande ist, Kleiner ...“ Zu verboten berührten!
 

„Was soll der Scheiß?!“, rief Akira errötend aus und sprang von beiden Jungen weg. „Uruha ist ein freundlicher und von Grund auf ehrlicher Kerl. Hört auf, mir einzureden, dass ich ihn hassen müsste. Das hat er nicht verdient!“
 

„Ach so ist das!“ Tetsus Ton wurde erneut eindringlicher. „Du gehörst also auch zu denen ...“ Er grinste dreckig und rieb sich die Hände. „Dann werden wir mit dir ja jede Menge Spaß haben ...“
 

Akira kräuselte die Stirn und hob die Fäuste an. Was wollten die von ihm? War das ein Aufnahmeritual? Wohl kaum ... dann hätte Uruha etwas gesagt oder Kumiko ... Also machte er sich kampfbereit.
 

„Er will sich wehren, ist das nicht süß?“
 

„Ja, ja ... das wollen sie alle ...“
 

„Stimmt.“ Fujita leckte sich über die Lippen und kam von der anderen Seite. „Selbst Uruha hat sich am Anfang gewehrt ...“
 

Akira stockte der Atem. Redeten die beiden wirklich nur von einer Mutprobe?
 

„Was soll das hier?“, dröhnte eine Stimme direkt hinter Akira, dieser zuckte zusammen. Es war Uruha. Wie viel hatte er mitbekommen? Wusste er, was seine eigenen Leute über ihn dachten? Hatte er mitbekommen, was Tetsu und Fujita mit ihm ...? „Fujita, ich dachte, du wärst heute auf Außenexkursion. Geh zu deiner Truppe.“
 

Fujita verbeugte sich schnell und lief davon. Tetsu blieb stehen. Sah Uruha von unten her an, er war fast einen Kopf kleiner als er. Seine Augen waren zu kleinen Schlitzen verzogen. Sein Blick war bösartig auf den zweiten Mann gerichtet. Vize, hatte Kumiko ihn auch genannt.
 

„Hast du mir vielleicht etwas zu sagen, Tetsu?“
 

„Nein“, kam nur die gebrummte Antwort und auch er verschwand, aber nicht ohne noch einen prüfenden Blick auf Akira zu werfen. Wenn Blicke töten könnten ...
 

Der große Blonde kniff die Augen zusammen und blickte dem anderen nach. Doch dann lockerten sich seine Züge wieder und er legte freundschaftlich einen Arm um Akiras Schultern. „Nimm dir diese Vollspasten nicht so zu Herzen ...“ Doch er fragte sich, ob Uruha nicht vielleicht mit sich selbst sprach. „Weißt du was? Ich finde, diese Haare sind viel zu brav für dich.“ Ein breites Grinsen fiel auf sein Gesicht. „Ich hab schon ne Idee, was wir damit machen ...“
 

Akira überlegte noch, was an seinem normalen Haarschnitt verkehrt war, als sie schon längst wieder nachts bei Uruha zu Hause waren. Der Größere redete nicht viel mit ihm. Nur das Nötigste. Und er griff auch nicht zur Schere, wie man es vielleicht erwartete hatte. Um ihn herum standen kleine Schälchen, ein paar breite Pinsel ...
 

Erst zum Schluss beschloss er, die Spitzen etwas zu kürzen. „Warte noch eine Minute, ich bin gleich fertig.“ Er klang wie ein Kind, das sich tierisch auf etwas freute. „Dann darfst du dich anschauen und dich beschweren ...“ Er lachte auf, so dass Akira zusammen zuckte. Es klang gekünstelt, trügerisch. Einen Moment lang war es still. „Niemand wird dich mehr mit mir vergleichen, Akira ... das verspreche ich dir“, sagte er sanft und nahm ihm das Handtuch von den Schultern.
 

Akira sah ihn schockiert an. Er hatte also alles gehört. Doch er traute sich nicht, ihm zu widersprechen, weil er nicht wusste, welche Wunden er vielleicht in dem anderen aufreißen könnte. Nichts sagend drehte er sich zum Spiegel und erschrak vor sich selbst.
 

„Oh verdammt ...“ Uruha lächelte immer noch sanft. „Es gefällt dir nicht. Ich kann sie morgen wieder umfärben. Du hast so kräftige Haare, da ist das schon in Ordnung.“
 

Nicht gefallen? Der Unterschied war einfach nur ... „Der Unterschied ist nur krass ...“ Akira bestaunte seinen ‚neuen Kopf’ im Spiegel. Die Haare hochgestylt, ein wenig fransig ...sie waren blond! „Fantastisch ...“, murmelte er und besah noch mal alles von Neuem. „Wenn du mir jetzt noch zeigst, wie ein gerader Lidstrich gezogen wird, bin ich glücklich.“
 

Uruha klappte der Kiefer runter. Doch dann fing er an zu strahlen. „Wenn du willst ...“ So kniete er sich vor ihn und zückte einen Eyeliner. Akira erschrak vor der unerwarteten Bewegung, schloss aber kurz darauf die Augen, um sich den Lidstrich ziehen zu lassen. „Morgen zeig ich dir, wie es geht ... heute mach ich das noch für dich ...“
 

„Ok ... Uruha.“
 

Dieser grinste, als er seinen Namen hörte, machte aber schnell weiter. Als er fertig war, stand er auf und wusch sich die Hände. „Du siehst nicht aus, als ob du schlafen wolltest.“
 

„Ich bin gerade so was von wach!“, lachte der etwas Kleinere und grölte ein wenig. „Ich könnte ganz Yokohama durchforsten!“
 

„Wir können bis morgen durchmachen, aber losgehen ... um diese Uhrzeit ist das keine gute Idee. Ich hab was für dich ausgeliehen ... Komm, es wartet in meinem Zimmer auf dich.“ Uruha ging voraus, Akira folgte ihm.
 

Und als Letzterer den Raum betrat, wurde ihm schon das entgegen gehalten, was für ihn bestimmt sein sollte. Er hielt die Luft an.
 

„Ich hab die Schwielen an deinen Fingerkuppen bemerkt“, sagte der Größere lächelnd und zupfte an den Saiten des Instruments in seinen Händen. „Und auch wenn du dich für meine Gitarre interessiert hast – du bist nicht der Typ dafür.“ Strahlend hielt er ihm eine schwarz-weiße Bassgitarre hin. „Ich weiß, sie ist nichts besonderes, aber ich hatte einen Freund gebeten, sie mir zu leihen. Du spielst Bass, das habe ich doch richtig gedacht, oder?“
 

Akira nickte und starrte abwechselnd auf das Instrument und den Menschen vor sich. „Arigatou gozaimasu ...“
 

„Na na, wer wird denn so förmlich werden?“ Die langen Beine in den schwarzen Hosen bewegten sich auf das Bett zu, die Arme in den langen, schwarzen Ärmeln griffen nach der Tasche am Kopfende. „Was hältst du davon, wenn wir ein wenig aufdrehen?“
 

„Dein Vater?“
 

„Den kriegen keine zehn Pferde wach ...“
 

„Und die Nachbarn?“
 

Ein unverschämtes Lächeln breitete sich auf den vollen Lippen aus. „Die werden wir nicht krakeelen hören ... heute Nacht ist es mir egal, was alle von mir denken ...“
 

Akira glaubte nicht daran. Man hielt sich immer an der Meinung eines einzelnen Menschen fest. Es ging nicht anders. Du lebst nie für dich selbst, immer nur, damit du jemandem gefällst oder dich ihm anpasst. Auch Uruha brauchte diese Bestätigung. Sicherlich nicht umsonst hatte diesen Namen: Uruha. Eine Abwandlung von ‚uruwa’, lieblich, schön, reizvoll ... „Darf ich dich was fragen?“
 

„Hm?“ Der Reißverschluss der Tasche zurrte auf. Warum sahen ihn diese warmen, braunen Augen so an, als erwarteten sie etwas? Warum glänzten sie so feucht?
 

„Wie kamst du auf deinen Namen?“
 

Das warme Braun verschwand hinter den langen Wimpern, das Plektrum zitterte leicht, ehe er es richtig fasste und an drei Saiten entlang gleiten ließ. „Sakumo hat mir den Namen gegeben, als wir uns kennen gelernt haben.“
 

„Hm ...“ Akira nickte.
 

„Das, was ... die beiden gesagt haben, stimmt nicht.“ Er fuhr sich durch die Haare und seufzte. „Sie sind nie so handgreiflich geworden wie heute bei dir. Ich möchte mich im Namen aller bei dir für ihr schlechtes Benehmen entschuldigen.“ Uruha verbeugte sich tatsächlich tief vor ihm. „Bitte nimm die Entschuldigung an.“
 

„Uruha, bitte, ist schon gut ...“ Konnte es sein, dass ihm der Ruf der Sakumo wichtiger war als sein eigener? „Ich nehm die Entschuldigung an, aber bitte, sitz wieder aufrecht ...“ Seine Hände berührten ungeschickt die zusammen gesunkenen Schultern, damit er sich erhob. „Es ist doch gut.“
 

„Sei nicht so lieb zu mir!“, grollte es plötzlich unter den Haaren hervor und ein feistes Grinsen kam zum Vorschein. „Diese Haare sind nicht für den lieben Akira gedacht – du bist zwar nicht richtig, also richtig fies und gemein, aber ... du kannst auch austeilen, oder?“
 

„Sicher kann ich das!“
 

„Na dann ...“ Uruha lehnte sich leise zurück und spielte einen Akkord. „Nimm deinen Bass und erzähle mir von dem Jungen, der nicht Akira ist.“
 

„Reita.“
 

„So nennen dich deine Freunde zu Hause?“
 

„Mein bester Freund, ja.“
 

„Darf ich das denn auch?“
 

„Ihr könnt mich gern alle so nennen.“
 

„Gut.“ Er spielte einen zweiten Akkord und sah erwartungsvoll auf. „Ich gebe es bei Gelegenheit an Sakumo weiter. Und jetzt ...“
 

„Hai?“
 

„Lass uns ein Lied komponieren, das unser Treffen feiert.“
 

„Hai!“
 

~~~
 

Seit seiner Ankunft im Kohlewerk waren zwei Tage vergangen, in denen sich Reita nicht hatte beweisen können. Yokohama war ruhig; böse Zungen behaupteten, es sei die Ruhe vor dem Sturm gewesen, den alle hätten kommen sehen müssen. So wartete man auf das Chaos.
 

Jedoch verkündete Sakumo am dritten Abend seine Meinung. „Akira wird bei uns bleiben. Und er braucht einen Decknamen.“
 

„Reita“, antwortete Uruha prompt für den Kleineren und grinste frech.
 

Sakumo grinste ob des Nickens. „Interessante Wahl.“ Er drehte sich um, Uruha folgte ihm wie immer auf Schritt und Tritt. Ein Seitenblick auf Tetsu folgte, der irritiert eine Augenbraue hob. „Du übergibst ihm dein Zimmer.“ Tetsus Augen weiteten sich, auch ‚Reita’ blickte äußerst verwundert drein. „Hast du mich nicht verstanden, Tetsu? Spring, so lange du es noch kannst. Verräter wie dich können wir nicht gebrauchen.“
 

„Verräter?“, hakte Kumiko nach.
 

„Er hat zehn unserer Namen an die Polizei weitergegeben. Sie wurden alle geschnappt. Ich selbst habe erst vor einer halben Stunde davon erfahren“, gestand ihr Bruder mit knirschenden Zähnen und Uruha nickte betroffen.
 

Reita empfand Sakumo als zweifellos starken und fürsorglichen Menschen. Uruha war ein wenig zickig, jedoch eigentlich nur mit Kumiko. Ansonsten war er höflich und nett, er lächelte oft, auch wenn er nicht viel redete. Und wie er letzte Nacht erfahren hatte, war er ein begnadeter Gitarrist. Aber Sakumo und Uruha ...? Zusammen waren sie zwar professionell, wobei Letzterer immer und immer wieder zurücksteckte.
 

Erst jetzt bemerkte Reita Tetsus kalte Ausstrahlung, die an Hitze gewann, als er ihn taxierte. Wut und verletzter Stolz leuchteten in seinen Augen.
 

„Tetsu, Reita ist der vierte von uns Reißzähnen. Verschwinde von hier. Ich will dich nie wieder sehen.“
 

Tetsu verschwand ohne ein Wort aus dem Kohlewerk, er kam nie wieder ...
 

„Warum, Sakumo-san?“, wollte Reita nun wissen. „Warum willst du mich als kiba?“
 

„Von jetzt an nur Sakumo, bitte.“ Er lächelte aufmunternd. „Und ich will dich, weil ich fühle, dass du keine schlechte Wahl bist. Kumiko mag dich und im Gegensatz zu Tetsu kommst du mit Uruha klar. So einfach ist das.“
 

Der Neuankömmling warf einen kurzen Blick auf den großen Blonden und erinnerte sich an das merkwürdige Gerede der anderen. Uruha hätte sich hochgeschlafen und Sakumo akzeptiere ihn nur, weil er in der Lage sei, die ‚thieves’ mit seinen Reizen abzulenken. Vielleicht war er tatsächlich einer der wenigen Menschen, die ihn so mochten, wie er war.
 

„Okay“, antwortete er deshalb, stand auf und schlug mit Sakumo ein. Auf Uruhas Lippen zeichnete sich ein stolzes Lächeln ab, als er ihn umarmte und beglückwünschte. Kumiko wurde rot, als er auch sie umarmte und lachte.
 

Kurz darauf hatten sich alle im Kohlewerk wieder verstreut. Reita war gerade auf dem Weg nach draußen, weil Uruha ihm gesagt hatte, er solle nach Jemandem Ausschau halten. Da sah er, wie Uruha hinter Sakumo herschlich, die Augen gesenkt, glänzend.
 

Sein schmaler Körper schmiegte sich an den breiten Rücken, die Hände strichen zaghaft über die muskulösen Arme, die unter dem weiten Pullover versteckt waren. „Sakumo, ich bitte dich ...“
 

„Bleib mir vom Leib, Uruha.“ Dieses dunkle Grollen sollte tatsächlich dem feinfühligen Sakumo gehören?
 

„Aber, Sakumo ... ich möchte doch nur, dass du mich kurz im Arm hältst ...“ Und gehörte dieses Winseln wirklich dem stolzen und starken Uruha, den er kannte? „Nur ganz kurz, bitte ... gib mir ein bisschen Wärme.“ Reita sah nichts, er hörte nur den dumpfen Schlag, Uruha taumelte zurück.
 

„Verschwinde!“ Sakumos Augen waren starr, seine Miene fest. Sein rechter Arm streckte sich in die Höhe, während Uruha sich die Wange hielt und ihn erschrocken anstarrte.
 

„A-aber ...“
 

„Kein Aber! Ich will dich nie wieder auch nur in der Nähe meines Zimmers sehen, geschweige denn in meinem Bett ... glaubst du wirklich, ich könnte es ertragen, dieses Gerede? Alle denken, du würdest dich von jedem dahergelaufenen Kerl ficken lassen!“
 

Uruha und auch Reita zuckten merklich zusammen. „Du weißt, dass das nur Gerüchte sind ...“, wollte sich der Größere verteidigen. Beide hatten noch gar nicht bemerkt, dass Reita sie beobachtete.
 

„Ich kann keine Gerüchte gebrauchen! Zwar bist du ein guter Mann, Uruha, du kämpfst nahezu hervorragend, aber so ... kann ich dich nicht akzeptieren – nicht so ...“ Er drehte sich um und wandte Uruha den Rücken zu. „Übrigens sind für heute Nacht Unruhen für die Oststadt vorgesehen. Ich möchte ... Ich will, dass du das übernimmst.“
 

Der schmale Körper schwankte, die Schultern zuckten, dann verneigte er sich. „Selbstverständlich, Sakumo-san ...“
 

Reita hörte es an der Stimme des Gitarristen, dass seine Lippen bebten. Welche Szene hatte er hier beobachten können? War das die Aufwartung gewesen, die Uruha machte, wenn Sakumo ihn ...? Dieser Gedanke ließ ihn erschaudern. Allein zwei Männer, die es miteinander trieben, das allein war ja schon ein abartiger Gedanke. Allem Anschein nach war es immer so, dass sich der Jüngere der beiden ihm regelrecht darbot. Wie konnte Uruha das nur tun? Und dabei auch noch Erregung verspüren?
 

„Rei ... Reita ...“ Schnell strich er sich die Haare über die Augen, damit der andere sein verwischtes Make-up nicht sah. „Worauf wartest du denn noch? Du solltest doch rausgehen ...“
 

„Ich weiß ... aber ich hatte ... meine Jacke vergessen!“
 

Uruha nickte und fischte in seinen Hosentaschen nach etwas, dass er dem Bassisten in die Hand drückte. „Du hast sicherlich mitbekommen, dass ich heute nicht mit nach Hause komme. Mach es dir da bequem – nimm dir, was du brauchst.“
 

Der andere nickte nur abwesend, während er zusah, wie der Größere davon wankte.
 

Die Nacht darauf war es ruhig. Reita hörte Radio, aber es kam keine Sondermeldung – und dann geschah es.
 

Im Kohlewerk sah er zum ersten Mal, wie Sakumo die Fassung verlor. Einer der Späher war gegen zehn Uhr morgens zu ihm gekommen. Auch Kumiko war geschockt und fing an, ihren Nagellack abzukratzen, wie sie es immer tat, wenn sie panisch reagierte. Auch an ihn selbst drangen die Worte wie ein Schlag an die Schläfen zu ihm durch.
 

„Uruha, er ... er ist ... verschwunden ...“
 

---
 

Ja, ich bin gemein, ich weiß ^^

das ist jahrelange Übung im Kapitelende setzen~ *freu*
 

Was ist nun mit Uruha?, werdet ihr euch sicher fragen. Die Antwort kommt selbstverständlich im nächsten Kapitel ...

Runde 4 - Herzkasper !
 

Apropos ... ich hatte im letzten Kapitel angekündigt, freitags und dienstags ein Kapitel hochzuladen. Wie es bisher aussieht, muss ich allerdings nächsten Dienstag aussetzen, da ich unterwegs bin und kein Netz zur Verfügung stehen habe.
 

Leider müsst ihr euch bis nächsten Freitag gedulden - aber vielleicht habt ihr auch Glück ^^
 

Zum Charakter des Sakumo: Ich möchte anmerken, dass Sakumo nicht mit dem Hintergrund entstanden ist, so - heißt wie Domoto Koichi - auszusehen, aber ich suchte nach der Fertigstellung der Fanfiction nach einem Chara-Pic und da passte das zum Charakter Sakumo, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. [ich hoffe, die fans, die ihn kennen, mögen mir verzeihen ... gomen nasai~]
 

*Liste durchgeh*

Sakumo, Häkchen ...

Dienstag fällt aus, Häkchen ...

Ankündigung des nächsten Kapitels, Häkchen ...

Noch was?

Anou ... ach ja ^^
 

Arigato fürs Lesen und gegebenenfalls auch fürs Kommischreiben ;)
 

Bis in einer Woche!

Bye ^^

Himitsu
 

P.S. Falls der Einwurf kommt, zum Ausgleich könnte ich ja heute oder nächste Woche zwei Kapitel hochladen ... Nein ^^ das würde euch die Spannung nehmen.

Allerdings ist bis zum nächsten Freitag noch ein bisschen Zeit, so dass ich es mir noch überlegen könnte ~~ ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Len_Kagamine_
2012-09-01T22:26:58+00:00 02.09.2012 00:26
so englich habe ich es geschaft weiter zu lessen ^^

ich kann verstehen das Uruha zu erst nicht begeistert war weil Reia bei ihn pennen soll weil er kennt ihn ja nicht da hätte ich auch so reagirt ^^
ich hasse Tetsu und Fujita wie können die so über Uruha reden >____< udn zum glücj ist Uruha dazwichen gegangen ich wiel garnicht dandenken was die vor haten
juhu jetzt hat Reita die harre die ich so liebe *__*
und Uruha hat echt ein gutes händschen *smile*
Uruha hat einen echt guten beobachtungs sien weigen Reitas fingern und er hat gute geschätz was das mit dem bass angeht ^^

Uruhas Vater ist ja geil weil er bei so was nicht wach wird der nimmt bestimmt schlaftableten wen nicht hat der einen super schlaf ^^
sie haben bestimmt wunde voll zusammen gespielt *__*
und ich finde es toll das die beiden schon ein bissen mehr mit einander reden *smile*
juhu jetzt hat Tetsu die gerechte strafe bekommen *___*
und ich finde es geil das Reita direkt so eine hoche posizion bekommt *grinz*
wie kann Sakumo Uruha nur weh tuhen q__q ich hätte nicht gedacht das er so was macht -.-

Uruha tut mir leid das aber die liebe ist leider nicht immer gut zu einem *seuftz*
ich wiel nicht wiesen wie peinlich es Uruha gewesen sein muss weil Reita das mit bekommen hat
neiiiiiiiiiin Uruah wo bist du q___q
*an fang ihn zu suchen*
so ein werde ich jetzt noch schfen *____* denn ich bin echt egspat was noch passieren wird *smile*
*weiter lessen geh*

dat nessy-tan
Von:  Armaterasu
2009-06-16T11:30:51+00:00 16.06.2009 13:30
ahja... uruha ist also verschwunden?! dann dauert es ja nicht lange bis reita dann auch verschwindet... mit uruha zusammen, ne? ich bin gespannt... ich bin neugierig... ich les weiter ^^'' sorry für das unsinnige kommi ^^''
Von:  Ruha_Chan
2008-11-22T11:00:31+00:00 22.11.2008 12:00
Eigentlich binich kein Fan von solchen FFs. Aber die hier gefällt mir immer besser. Ich mag es nicht, wenn es um Bandenkriege und ähnliches geht, aber hier ist es okay, weil es in der vergangenheit der Jungs spielt und Auswirkungen auf die Gegenwart hat. Und auch, wenn ichmir Uruha nicht recht als Yankee vorstellen kann (Mein Nagel ist abgebrochen!!!), passt es irgendwie. Bei Reita fällt mir das leichter. Ich freu mich schon auf den nächsten Teil!
Von:  SeductionParade
2008-11-21T21:42:58+00:00 21.11.2008 22:42
Ahh wie gemein...
*seufzt*
*heul*
ich will doch weiterlesen...
*mümm*
Ich freu mich schon total auf das nächste^^
Lg Myv
Von:  Kysume
2008-11-21T14:48:51+00:00 21.11.2008 15:48
Uhh, jetzt versteht man schon ein bisschen warum Uruha so heftig reagiert hat, als Aoi ihn so angefahren hat!
Schade, dass es mti Dienstag nichts wird, ich mus doch wissen wie es weiter geth und bis Freitag ist es noch eine Woche, 7 Tage! Wie soll ich das aushalten?! Viel zu spannend! T___T Will wissen wo Uru hin ist... *snif*
Von: abgemeldet
2008-11-21T10:59:54+00:00 21.11.2008 11:59
hach~....ich liebe deine story soooo sehr~....
x33
eine woche aussetzten ...ich wusste das das kommt ...als du mir das erzählt hast XD~
aber ok.....~
geht ja nid anders~
udn ...was ich noch´sagen wollte ...
<<~...tetsu und Fujita gehören erschossen, weil sie Rei-chan angefassen haben ...rawwwrrrrr~....niemand fasst Reita an..und überlebt das ..XD~
wäre cih an seiner stelle gewesen ich hätte die beiden so her gefotzt ..XD~
die hätten kein glückliches leben mehr~...
*weglach*
aber cih merke grad das ich dich voll zuspäme hier....
xDD~
aber wie immer geiles kapi~
*Q*~

Von:  Bara-sama
2008-11-21T10:49:53+00:00 21.11.2008 11:49
Also, zuerst: Tetsu und Fujita sind beide Ärsche. Und als sie auf Rei zugekommen sind, dacht ich mir nur geschockt "Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz! :O" xD Ok, das war's dazu.
Toll geschrieben, wie immer sehr interessant, aber:
DU SADISTIN! T___________T
So lange will ich nicht warteeeeeeeeen! Und wo zum Geier ist Uruha?! D:
Mein Kommi ist sowas von unkonstruktiv, aber das ist mir herzlich egal, ICH WILL WEITERLESEN, DAMN! Q_____________Q
Von:  Kimochi-chan
2008-11-21T06:47:01+00:00 21.11.2008 07:47
Oh mein Gott!
*___*
Super schön geschrieben und jetzt isses wahnsinnig spannend.. >.<
T__T

WO ist Uruha??!?!?!? T^T
Von:  DragonSoul
2008-11-21T00:43:08+00:00 21.11.2008 01:43
Whoooaa echt fies wie kannst du nur >__<...unfair einfach shcluss man xD"...und nun auch noch so lang auf das nächste warten @_@ *seufz*
von wegen vorfreude ist die schönste freude xD das is die schlimmste xD~...nja was solls...is ja `nur` ne woche X)...dieses Kapitel war aufjedenfall wieder toll und interessant geschrieben =D...eben bis auf den schluss =P Bin auf jedenfall gespannt wies weiter geht o,o...
Immer weiter so ^.^
Baba Sui


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