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Nix

Sommer-Wichtel '08 für Jim II/II
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Zwischen goldgelben Rapsfeldern und blühenden Sommerwiesen stand an den Ufern eines munter dahin plätschernden Bachs eine grüne Mühle. Etwas müde lugte das von Alter und Wetter gebeugte Haus zwischen blauen Hortensienbüschen und schlanken Birken hervor. Die besten Zeiten der einst stolzen Mühle waren längst vorüber. In den Balken hatte sich bereits der Holzwurm eingenistet und die Schindeln waren locker und klapperten im Wind, doch noch immer schaufelte das große Mühlrad unermüdliche das kristallklare Wasser aus dem Bach, der es wie eine Lebensader umspülte, und trieb fleißig die großen Mahlsteine an.
 

Zuweilen saß an einem der halbblinden Fenster der Müllersknecht und träumte von Trollen und Irrlichtern, die im dichten Ufergras des stillen Mühlteichs lebten und ihren Schabernack mit all denen trieben, die dort Rast machten.

Darüber musste der Knecht lachen und der Müller ärgerte sich über seinen faulen Gesellen. Er gab seinem Knecht einen festen Schlag gegen den Kopf und schalt ihn einen unverbesserlichen Kindskopf.

Der Müllersknecht rieb sich die schmerzende Stelle und träumte einfach weiter von den munter umher schwirrenden Libellen, die in Wirklichkeit verwünschte Tänzerinnen waren, die des Nachts, wenn niemand zusah, Feste im Ufergras feierten und auf dem spiegelglatten Teich tanzten als wäre es der blank polierte Boden eines Ballsaals.
 

Nicht selten geschah es jedoch, dass sich bei einem Unwetter der gemütlich gluckernde Bach in einen schäumenden Dämon verwandelte, der das lose Geröll aus den Bergen wusch und donnernd hinunter ins Tal spülte. An den hölzernen Schaufeln des Mühlrades stauten sich dann die felsigen Brocken, die das wütende Wasser mit sich trug, und hielten das eifrig schaffende Gerät an.

Immer, wenn das Mühlrad stillstand, krempelte der Müllersknecht die Ärmel seines zerschlissenen Hemdes bis über die Ellenbogen hoch und machte sich auf den Weg in den nahen Wald, um dort nach einem langen, kräftigen Stock zu suchen. Frisch vom Baum musste dieser sein und nicht morsch; biegsam, aber auf keinen Fall zu schwach.
 

Hatte der Knecht einen solchen Stecken gefunden, so ging er wieder zurück zur Mühle und stieg dort, wo das Mühlrad müßig im Wasser stand, in den gurgelnden Bach hinab, um mit dem Stock den Unrat zwischen den blockierten Schaufeln zu entfernen.

Nur dem Zufall hatte es der Knecht zu verdanken, dass er noch nicht mit gebrochenen Gliedern unter dem Mühlrad lag, denn schon einige Male hatte das wieder anlaufende Rad seine Beine und Hände beim Wegräumen des Gerölls fast zerquetscht, etwa dann, wenn der Müller wieder einmal vergessen hatte, den Schlegel zwischen den Mühlstein zu schieben, um diesen anzuhalten.

Seither war der Müllersknecht äußerst vorsichtig gegenüber dem hölzernen Rad geworden und gab sorgsam acht, nicht auf den moosigen Steinen im Bach auszurutschen und unter die Schaufeln zu geraten.
 

Eines Tages, nach einem solch heftigen Wolkenbruch, der die Bäume weit gen Boden geneigt hatte, war es wieder soweit und der Müllersknecht zog mit seinem Taschenmesser in der Hand in den Wald und schnitt sich einen Stock zurecht.

Den ganzen Morgen hatte der Bach getobt und große Erdbrocken aus dem Ufersaum gerissen. Zwischen Mühlrad und Ufer stieg er hinab in den um das doppelte angewachsenen Bach, der einem zornigen Lindwurm gleich durch sein Bett tobte und es kaum erwarten konnte, jeden mit sich zu reißen, der leichtsinnig genug war, einen Fuß in ihn zu tun.

Behende balancierte der Müllersknecht über die glatten Steine und trügerischen Kiesel, die nur noch knapp aus dem sonst niedrigen Wasser ragten und, einmal von einem unvorsichtigen Schritt in Bewegung gebracht, wegrutschten und keinen Halt mehr boten.
 

Dort, wo der Blutweiderich seine violetten Dolden in die Höhe reckte, stieg der Knecht schließlich ins Wasser. Das eiskalte Nass reichte ihm bis zum Bauch und der Knecht musste all seinen Mut zusammen nehmen, um mit dem Stock in dem schäumenden Gewässer nach der Ursache des Stillstands zu suchen.

Er stieß den Stecken zwischen die Schaufeln des großen Rades und stocherte damit solange in dem trüben Bach, bis er schließlich auf ein Hindernis traf. Ungeduldig rammte der Müllersknecht das lange Holz zwischen die Steine, so dass sich der Stock gefährlich bog. Das Mühlrad knarrte und ächzte, als würde es sich gegen die bevorstehende Freiheit wehren und aus seiner Verankerung springen wollen. Mit einem scharfen Knall zerbrach der Stecken in zwei Teile und der Knecht fiel rückwärts ins Wasser.
 

Erschrocken hielt der Knecht die Luft an, als das eisige Wasser über seinem Kopf zusammenschlug. Schwimmen konnte er nicht und so ruderte er panisch mit den Armen und Beinen, um so schnell wie möglich wieder an die Oberfläche zu kommen, ehe ihn der Bach in den noch tieferen Mühlteich zog.

Mit letzter Kraft bekam der Knecht eine Speiche des hölzernen Mühlrades zu fassen und hielt sich daran fest.

Als er wieder einigermaßen tragenden Grund unter den Füßen hatte, wagte sich der Knecht erneut an sein Unterfangen, das blockierte Mühlrad zu befreien. Da sein Stock zerbrochen war und ihm keine Zeit mehr blieb, einen neuen zuzuschneiden, nahm der Müllersknecht einfach seine Hände zu Hilfe.

Silbrige Fäden zogen sich durch das Wasser. Was es war, vermochte der Knecht nicht zu sagen. Eine Spiegelung der Wolken auf dem Wasser womöglich? Oder gar Laichkraut, dessen unzählige Schlingen sich auch durch den Mühlweiher zogen.

Ob die Fäden der Grund für den Stillstand der Mühle waren?

Der Knecht griff in das Wasser, bis er die silbernen Fäden zwischen seinen Fingern spürte. Er schloss die Hand und zog an den Fäden, die ihm einigen Widerstand boten.

Ein letzter Ruck und die Fäden gaben nach. Der Knecht riss an den Schlingen, als wären sie eine Angelschnur, die es einzuziehen galt. Anstelle eines Fisches tauchte jedoch ein bleiches Gesicht unter der Wasseroberfläche hervor und der Müllersknecht schrak zurück. Er ließ die Schlingen, an denen er gezogen hatte, los und das bleiche Gesicht tauchte wieder samt den es umgebenden Silberfäden in das dunkle Wasser hinab.
 

Ein Ertrunkener, dachte der Müllersknecht ängstlich. Oder war er noch gar nicht tot und er hatte ihn etwa nur verletzt und ließ ihn nun in dem Gewässer eines grausamen Todes sterben?

Der Knecht überwand seine eigene Angst und beugte sich erneut zum Wasser hinab. Hastig tastete er in dem trüben Wasser nach den Fäden und zog an ihnen, sobald er sie erhascht hatte.

Das bleiche Gesicht kam langsam an die Wasseroberfläche und mit ihm ein ebenso bleicher Körper. Kaum an der Luft, öffneten sich die blauen Lippen des Unbekannten aus dem Mühlbach und ein Schwall Wasser quoll daraus hervor.

Seine letzten verbliebenen Kräfte zusammen nehmend zog der Knecht den kalten Körper mühsam an Land, wo er ihn im frischen Gras des Bachufers zwischen Mädesüß und Lobelien bettete.
 

Ratlos sah der Knecht auf den gekrümmten Körper hinab, der regungslos vor ihm im Gras lag. Wasserlinsen bedeckten die bläulich schimmernde Haut und der Knecht kam nicht umhin, den Fremdling zu berühren. Kalt war er. Kalt und ohne jedes Leben lag er da und der Knecht wagte sich kaum die einzige Stelle an dem bleichen Körper zu berühren, die nicht bläulich erschien.

"Es tut mir so leid", flüsterte der Knecht, während seine Finger zaghaft über die gerötete Stelle am Kopf des Leblosen glitten, wo er ihn mit dem Stecken getroffen haben musste. Was würde der Müller nur sagen, wenn er den Toten sah? Ob er den Knecht gleich mit erschlug?

Der Knecht schlug sich die Hände vor den Mund und erstickte jeglichen Schreckenslaut, der über seine Lippen zu kommen versuchte. Er traute sich kaum, den Toten anzusehen.

Ob er ihn ins Wasser zurück bringen sollte? Vielleicht konnte er ihn zum Mühlteich hinunter ziehen und dort ins Wasser lassen? Sollte der Müller ihn doch finden! Alle, nur er nicht. Zu einem Mörder war er ohnehin geworden, aber was geschah erst mit ihm, wenn das bekannt wurde?

Der Müllersknecht sank vor Gram über dem tot daliegenden Körper zusammen, welcher unter ihm ein ersticktes Gluckern von sich gab. Als der Knecht ängstlich den Blick hob, sahen ihn zwei tintenblaue Augen starr an.
 

Mit einem Schrei fuhr der Knecht zurück. Nunmehr selbst schreckensbleich saß der zitternde Müllersknecht im Ufergras und harrte mit angehaltenem Atem panisch dem, was nun wohl geschehen mochte.

Als aber auch nach einer Weile immer noch nichts geschah, fasste der Müllersknecht allen Mut zusammen und näherte sich wieder dem Fremden im Gras.

Ein Mensch war es nicht, wie der nun neugierig gewordene Knecht nach einem schnellen Blick über den Körper des Wesens feststellte. Es hatte durchscheinende Schwimmhäute zwischen den Fingern und auch seine pupillenlosen Augen waren nicht die eines Menschen.
 

Der Knecht rückte noch etwas näher an das Wesen heran, das ihn seinerseits nicht mehr aus den Augen ließ und ihm mit Blicken folgte. Vor ihm lag das, was der Müller sonst immer als Fantastereien abtat.

"Ein Nix", hauchte der Knecht ehrfürchtig. "Wo kommst du her?", flüsterte der Knecht weiter, um das Wesen nicht zu erschrecken, das noch immer reglos im Gras lag. Neugierig nahm er eine Hand des Wesens in seine und strich sachte über die filigranen, langen Finger mit den Schwimmhäuten.

Der Nix versuchte, den Kopf zu heben, was ihm jedoch nicht gelang.

"An Land wirst du dich sicher nicht richtig bewegen können", sinnierte der Müllersknecht weiter. "Sollte ich dich zurück ins Wasser bringen? Aber wohin? Lasse ich dich hier im Mühlteich, findet dich der Müller." Der Knecht sah den Nix ratlos an.

Der Nix hob die Hand. Es schien unendlich lange zu dauern, bis die feingliedrigen Finger in Richtung des Wassers zeigten.

"Ja, du hast recht! Am besten bringe ich dich dorthin zurück, wo du hergekommen sein musst!", beschloss der Knecht eifrig und lächelte dem Nix vor sich mutmachend zu, als verstünde dieser, was der Knecht ihm zu erklären versuchte.

Der Nix tippte dem Müllersknecht ans Kinn, der bei der Berührung der eisigen Finger jäh fröstelte.

"Ich bringe dich zurück, keine Sorge", murmelte der Knecht. 'Ich bringe dich zurück und wer weiß, vielleicht finde ich ja noch mehrere von euch', fügte er in Gedanken hinzu.

Der Nix ließ seine kraftlose Hand sinken und der Müllersknecht, so einfältig er manchmal auch war, begriff, dass es eilte. Wenn er den Nix nicht rechtzeitig zurück brachte, dann fand er die anderen auch nicht. Und so nahm der Müllersknecht, der selbst nicht der kräftigste war, den Nix Huckepack und machte sich samt seinem kalten Bündel in Richtung des oberen Bachlaufs auf.
 

Der Weg den der Müllersknecht mit dem Nix auf dem Rücken eingeschlagen hatte, dauerte an und die Arme des Nix, die sich um den Hals des Knechts schlangen, boten diesem nur wenig Freiheit, den Kopf so zu drehen wie er mochte. Und so stolperte der Knecht mehr als er denn ging den Weg den Bach hinauf. Die kühle Last auf seinem Rücken ließ ihn mit jedem Schritt kalt erschauern.

Hoffentlich hatte sein Körper am Ende des Aufstiegs nicht die gleiche niedrige Temperatur angenommen wie der Nix, dachte der Knecht bei sich und stieg tapfer dem Lauf des Bachs folgend die Wiesen hinauf, welche das sich durch blühende Felder schlängelnde Gewässer säumten.

Der Knecht biss die Zähne fest aufeinander und suchte weiter nach einer geeigneten Stelle im breiter werdenden Bach, an der er das Wesen zurück ins Wasser lassen konnte.

Vielleicht wurde seine Arbeit stattlich belohnt? Mit dem Gold der Nixen, von dem er schon so einige Male gehört hatte? Ob sie wohl in richtigen Unterwasserschlössern lebten? Oh, und was ihm die Entdeckung wohl bringen mochte, malte sich der Müllersknecht in den schillerndsten Farben. Nie mehr wieder würde er in der alten Mühle schuften müssen, so viel Geld würde er besitzen!
 

Hätte er noch die Kraft gehabt, so hätte der Knecht bei diesen Aussichten einen freudigen Luftsprung gemacht. So aber strauchelte er nur und fing sich knapp wieder, ehe er mit dem Nix auf dem Rücken hinfiel und womöglich nicht mehr auf die Beine kam.

So langsam gingen seine Kräfte zu Ende, dachte der Knecht still bei sich. Die Kälte des Nix machte ihm immer mehr zu schaffen, so dass er vor Zittern kaum noch anständig geradeaus gehen konnte.

"Hoffentlich bist du auch die Taler wert, die ich mit dir und deinesgleichen verdienen werde", stieß der Knecht mühsam aus. Stur, immer das Domizil der Nixen vor seinem inneren Auge vor sich, ging er weiter. Irgendwann schon würde er irgendwo ankommen müssen. Und selbst wenn dieser Nix das einzige Exemplar sein sollte, so wollte er wenigstens für seine Mühe belohnt werden, das hatte er sich redlich verdient, fand der Knecht.

Weiter als die nächste Biegung würde er den Nix aber nicht tragen. Waren sie dann immer noch nicht an ihrem Ziel, würde er den Weg einschlagen, der in die nächste Stadt führte. Selbst wenn der Nix die Reise nicht überleben sollte, ein toter Nix alleine war schon mehr wert, als er sich je erträumt hatte, dachte der Müllersknecht gierig.
 

Leises Gemurmel, das kaum Worten glich, die der Müllersknecht verstand, drangen an sein Ohr.

Mit wackeligen Beinen blieb der Knecht mitten auf dem Weg stehen. Langsam wandte er sich in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete. Ob es der Müller war, der ihm nachrief?

Der völlig erschöpfte Knecht konnte kaum noch die Augen offen halten, aber er sah, dass die Mühle noch immer still stand. Und niemand schien sein Verschwinden bemerkt zu haben, stellte er erfreut fest.

Und wenn schon! Sollte der Müller ihm doch nachrufen, dachte der Knecht bitter, er hatte hier einen unbezahlbaren Schatz auf dem Rücken, den ihm der Müller niemals ersetzen konnte!
 

Mit jedem Meter, den sie weiter zurücklegten, schien es sie herum immer dunkler zu werden, doch nicht der Himmel war es, der sich verfinsterte, wie der Knecht feststellen musste, sondern die Umgebung selbst wurde dunkler, obwohl sie eigentlich mitten in der Sonne stehen mussten.

Die unbekannten Worte erklangen wieder und der Knecht spürte einen eiskalten Hauch in seinem Nacken. Es war der Nix, der sprach. Es klang wie das Wasser, das murmelnd den Bach hinab plätscherte.

"So, sprechen kannst du also auch", stieß der Knecht zwischen den Zähnen hervor. "Wenn ich es schaffe, dir unsere Sprache beizubringen, dann werde ich im Geld schwimmen!"

Vorerst aber konnte er nicht einmal mehr gehen. Der Knecht blieb stehen, um etwas Atem zu schöpfen. Er wankte kurz und sank dann mitsamt dem Nix auf dem Rücken zu Boden.
 

Kniend rang der Knecht nach Luft. Die Arme des Nix, die sich noch immer um seinen Hals schlangen raubten ihm den wenigen Atem, mit dem er seine Lungen füllen konnte.

Seine Brust schmerzte und als er die Luft ausstieß, stieg sein Atem in weißen Wölkchen vor seinem Munde auf.

Der Müllersknecht hob ein wenig den Kopf und sah sich verwirrt um. Alles um ihn herum begann sich zu verändern. Wo er kniete war alles von einer weißen, pelzigen Schicht überzogen. Fünf Fuß weiter entfernt jedoch war alles wie immer. Es grünte und blühte wie jeher und nur das Gras unter ihm war mit Raureif überzogen, obwohl es ein warmer Sommertag war und die Sonne noch hoch über ihnen am Himmel stand. Und doch geschah seltsames um sie herum. Die Blumen wurden zu filigranen Gebilden aus Eis, die unter seinen Fingern, die sich in den eisig kalten Waldboden gruben, in winzige Eissplitter zerplatzten.

Er musste sich täuschen, der Knecht lachte heiser auf. Er musste sich einfach täuschen, dachte er noch bei sich, während er ein letztes Mal die Worte hinter sich hörte, deren eisiger Atem sich in seine Haut fraß.
 

"Was ist es denn?", rief die Müllersfrau zu ihrem Mann hinab, der im Bach stand und das blockierte Mühlrad zum Laufen bringen wollte.

Vorsichtig schob der Müller die langen Schlingen des Laichkrauts zur Seite, das sich um das Mühlrad angesammelt hatte. Stumm hob er den schlaffen Körper aus dem Wasser, den er unter dem Mühlrad hervorgezogen hatte. Die Lippen des Toten standen einen Spalt weit offen. Hellrotes Wasser quoll daraus hervor und rann das bleiche Kinn hinab.

"Was hat das Rad dieses Mal wieder angehalten?", keifte die Müllerin von oben ihrem Mann zu.

Der Müller, ein recht wortkarger Mann, der keine Silbe zuviel sprach, sah auf das friedliche Gesicht des ertrunkenen Müllersknechts in seinen Armen hinab, den er gerade aus dem Wasser gezogen hatte, und murmelte: "Nix."
 


 

~ Ende ~
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-09-29T21:24:29+00:00 29.09.2009 23:24
Mir hat dieses märchen sehr gut gefallen!
Aber der böse knecht wollte den armen nixen, den er vorher schon an den kopf geschlagen hat, auch noch verkaufen!!
Also das ist doch unter aller würde!
Naja wenigstens hat er ihn dann fluss aufwärts getragen.

Der Titel: Nix , war es eigendlich der mich dazu gebracht hat dies(mit skepsis) zu lesen, weil ich mir nicht vorstellen konnte was man als Nix (im sinne von: nichts) bezeichnen könnte.
Als dann allerdings von fabelwesen die rede war begann es zu dämmern :)

Ausserdem als am ende der müller seinen knecht gefunden hatte, war ich am überlegen ob der nix und so eine illusion war und der knecht es somit nicht aus dem wasser geschafft hatte, oder ob er später durch mitwirken des nix ertrunken ist.
Aber das kann man sich ja drehen und biegen wie man möchte :)
Jetzt ist natürlich auchnoch fraglich ob der Müller nun Nichts, oder Nix meinte >.Ô

Deinen schreibstyl miuss ich auch loben, Eine wundervolle Wortwahl, Textaufbau, Satzbau und muss Winterspross absolut zustimmen :"Dein Text könnte ohne Probleme zwischen Goldlöckchen und dem Lindwurm von Klagenfurt im Märchenbuch stehen. Wirklich toll."

LG blauherz
(ich entschuldige mich hier mal für meine furchtbare rechdchriebblund etc. aber ich bin nurnoch müde ~.~ der tag war zu lang ;)
Von:  yamina-chan
2009-09-18T16:23:56+00:00 18.09.2009 18:23
Irgendwie tut mir der Müllersknecht trotz allem leid. Er war vielleicht kein besonders guter Mensch, aber dennoch...
Und der Nix...was er wohl gesagt hat? Ob er an seinen Platz zurückgekehrt ist? Und wie der Knecht wohl zurück ins Wasser geriet?
Fragen, auf die ich wohl keine Antwort finden werde.
Ein Kompliment an dich als Autrot und die Geschichte selbst. Schreibstiel, Wortwahl, Inhalt und Handlung ergeben eine sehr gelungene Mischung, das kann ich nicht leugnen. Glückwunsch auch zum Yual ^^
Von:  _Delacroix_
2009-09-01T12:22:01+00:00 01.09.2009 14:22
Herzlichen Glückwunsch zum YUAL,

Dieses Märchen ist wirklich klasse.
Die Beschreibungen sind dir hervorragend gelungen, die Atmosphäre ist gut, die Idee ungewöhnlich, der Schreibstil wunderbar und die Pointe passt auch hervorragend.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wieso diese Geschichte YUAL geworden ist.

LG

Roryn
Von:  Jim
2008-12-09T16:24:39+00:00 09.12.2008 17:24
Ich muss sagen das ich nicht all zu gut mit Fabelwesen bewandert bin und ich wusste auch den Nix nicht zuzuordnen bis du den pluralen Term Nixen verwendet hast.
Als ich beim Genre den Horror erblickt habe war ich schon neugierig. Ich bin ein Freund des gepflegten Horrors, wenn auch eher aus einer anderen Ecke (H.P. Lovecraft anyone?) als dieser klassische "Märchengrusel" sag ich mal. Dennoch hat mir die Geschichte gefallen. Ich hatte zuerst angenommen der Nix locke den Jungen als Opfer in irgendeine Art trügerische Fata Morgana, nur um sich dann womöglich an dessen Innereien zu laben. Böse Fabelwesen sind ja keine Neuigkeit. Als dann aber die "Pointe" dieser Story kam musste ich zugegebenermaßen schmunzeln. Als der Müller "etwas" hervorholt ist sofort klar WAS es ist, aber die Antwort die er seine Frau gibt ist in Bezug auf den Inhalt gesehen doch irgendwie köstlich.

Übrigens Hut ab vor deinem Schreibstil. Ich war SEHR überrascht wie wandlungsfähig du bist, vor allem in Vergleich mit der ersten Wichtelstory. Es ist wirklich so als ob man zwei Geschichten von zwei vollkommen verschiedenen Autoren zu Gesicht bekommen hat und so eine Wandlungsfähigkeit was den Schreibstil angeht findet man auch nicht alle Tage. Respekt dafür, auf das du dir diese Fähigkeit bewahren magst.
Von:  winterspross
2008-11-20T09:10:38+00:00 20.11.2008 10:10
Was für ein bösartiges Märchen! Eine Schande, dass hier noch kein Kommentar steht, aber das kann man ändern:
Die Pointe ist ja mal kreativ! Ich mag deine wunderbaren Beschreibungen, Ausdrücke (Blutdolden etc...) und die märchenhafte Stimmung. Auch die Beschreibung des Nix gefällt mir sehr.
Nur der Titel hat mich zuerst irritiert, würde "Der Nix" nicht besser passen? Allerdings wäre dann die Pointe nicht mehr so lustig, weil man dann ja schon wüsste, um was es geht. Hmmm.

Dein Text könnte ohne Probleme zwischen Goldlöckchen und dem Lindwurm von Klagenfurt im Märchenbuch stehen. Wirklich toll.

Liebe Grüße
winterspross


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