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Das Pendel

Wenn man nicht schwarz und auch nicht weiß sein kann, was ist man dann?
von

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Die Gabe

Der Flug war zu meiner Überraschung nicht ganz so schlimm wie ich gedacht hatte. Ja, es gab zwar keinen Alkohol und ja, Roman als Piloten zu haben beunruhigten mich natürlich, aber allem Anschein nach nahm er seine Aufgabe wenigstens ernst, denn den ganzen Flug lang war nichts von ihm zu hören oder zu sehen. Die drei Schlümpfe ließen mich seltsamerweise auch in Ruhe. Keine Ahnung ob meine freundliche Art sie verschreckt hatte, aber selbst untereinander hatte niemand etwas zu sagen.

Ich machte mir darüber nicht gerade viele Gedanken und genoss ganz einfach den Ausblick. Ich war noch nie geflogen und das aufgeregte Kribbeln hatte mich schon beim Start heimgesucht. Im Augenblick flogen wir gerade über die Nordsee… glaubte ich jedenfalls. Die Sonne war gerade dabei vom Horizont verschluckt zu werden und der Himmel hatte einen kitschigen Rot-Ton angenommen. Aufgeregt wie ein kleines Kind saß ich also da und drückte meine Nase ans Fenster und das ungefähr zwei Stunden lang. Nicht, dass ich endlich ein bisschen Zeitgefühl gehabt hätte, aber im Flugzeug hing eine silberne Uhr und sogar ich wusste, dass zwischen vier und sechs Uhr zwei Stunden lagen.

Als das Flugzeug an der Landebahn aufsetzte rüttelte es mich einen Moment lang durch. Ich muss zugeben, ich hatte ziemlich Schiss, weil ich das sehr ungute Gefühl hatte, dass die Räder des Fliegers weg zu brechen drohten. Völlig automatisch klammerte ich mich panisch an die Armlehnen meines Sessels und überlegte mit zu gekniffenen Augen, ob es wohl an der Zeit war wieder an Gott zu glauben, während die Welt wackelig an mir vorbei schnellte.
 

„Hallo?“ Eine Hand tippte mich ein paar Mal an der Schulter an. „Hallo?!“ Die Hand schubste mich. „Verdammt noch mal!“ Endlich schlug ich die Augen auf, Roman war gerade dabei gewesen meinen Kopf gegen das Fenster zu schlagen. „Hey!“, murrte ich noch etwas kraftlos von meinem Nahtoderlebnis gerade eben. Moment! Das musste dann aber heißen, dass ich noch immer lebte! Haha! Eine Celia Grant ist nun eben nicht so leicht unter zu kriegen. Ich streckte meinen imaginären Feinden den Mittelfinger entgegen.

„Ähh… Was machst du da?“, fragte Roman mich verwirrt und deutete auf meinen Finger. Oh… Schnell steckte ich mir den Finger wieder da hin, wo er sicher war. „Hmm… Was meinst du?“ Ich räusperte mich und sah mein Gegenüber scheinheilig an. „Hast du was im Auge? Dein Gesicht ist so komisch verzerrt.“, meinte dieses darauf hin besorgt. Ich schaute Roman wieder böse an und war mir sicher, dass ihm mein Gesicht so wieder bekannt vorkam.

„Sind wir denn schon da?“, fragte ich dann. „Ich meine, wir leben ja sogar noch! Diese Landung gerade eben war schrecklich! Ich hab gedacht, es wäre mein Ende.“, klagte ich den Piloten an. Dieser hatte nur ein breites Grinsen für mich übrig. „Wie du sicher gemerkt hast war es das aber leider nicht.“, sagte er sachlich. Wie ich ihn hasste!

Als hätte er meine Gedanken gelesen sagte das Arschloch nun selbstgefällig lächelnd: „Ich liebe dich doch auch mein Schatz!“ Ich lächelte zurück und stellte mir vor, wie ich meinen Fuß mit voller Wucht zwischen seinen winzig kleinen Eiern platzierte. Ahhhh… Welch herrlicher Gefühl!

„Bist du jetzt schon wieder weg?“, wollte Roman verärgert wissen und schnipste ein paar Mal direkt vor meiner Nase mit den Fingern rum. „Ja, bin ich!“, fauchte ich ihn an und schlug mir seine Finger aus dem Gesicht. „Entschuldige bitte meine Versuche mir wenigstens einzubilden ich müsste dich nicht ertragen!“ „Beruhig dich, wir sind da und du bist mich bald los!“, antwortete er genervt. Hoffnung keimte in mir auf, auch wenn ich mir das nie anmerken lassen würde.

„Komm!“, meinte er jetzt und zog mich an der Hand zur Tür. Bei dem Anblick der Metalltreppe erstarrte er einen kurzen Moment und plötzlich stieß er mich nach vorne runter. Ich schrie zuerst überrascht auf, dann gleich noch mal als ich auf dem harten kantigen Metall gelandet war, diesmal allerdings vor Schmerz. „Du verdammtes Arschloch!“, brüllte ich los, während der Besagte über mich drüber stieg und mir wieder auf die Beine half. Als ich mit seiner Hilfe wieder halbwegs stehen konnte, riss ich mich von ihm los und stieß ihn gleichzeitig so heftig ich konnte von mir weg. Dummerweise reichte es nicht aus um ihn umzustoßen und Roman wankte nur ein paar Meter zurück. Mir allerdings knickten die Beine ohne Stütze weg und ich landete gleich noch mal schmerzhaft auf dem Boden. „Was machst du denn da unten? Hast du vergessen wie man steht?“, fragte Roman bissig. Ich schenkte ihm einen beleidigten Gesichtsausdruck und sagte wütend: „Du Genie hast mir das Bein gebrochen!“ Roman machte ein etwas dummes Gesicht und schlug sich seufzend die Hände vor die Augen. Wehe, er fing jetzt an zu jammern! Das waren ja wohl eindeutig seine Schuld und mein Bein!

Roman verdrehte noch einmal die Augen und kam dann auf mich zu. „Wo tut’s weh, Barbie?“ Man muss wohl nicht erwähnen, dass ich bei dem Kosenamen praktisch in den Himmel schoss. Ich meine, Barbie?!? Hatte der Typ sie noch alle? „Selbstmordgedanken?“, fragte ich ihn mit einem passenden Grinsen. Bitte sag ja! Aber er lachte nur kurz auf und kam näher. „Und du bist sicher nicht auf den Kopf gefallen?“, wollte er von mir wissen. Als Antwort wedelte ich mit meinem Mittelfinger rum. Vollidiot

Roman zuckte mit den Schultern und kniete sich neben mich auf den Boden. Mit einem Ruck riss er meine neue Jeans bis zu meinem rechten Oberschenkel auf und tastete an dem roten geschwollenen Fleisch herum. Überrascht von dem stechenden Schmerz zog ich die Luft ein. „Kannst du nicht besser aufpassen?“ Eigentlich hätte es genervt klingen sollen, aber die Töne waren dafür etwas zu schrill. „Reiß dich zusammen und heul nicht so rum, Britney“, kommentierte er meine Schmerzen offensichtlich desinteressiert.

Die nicht existierende Ruhe in mir selbst suchend schloss ich einen Augenblick lang die Augen und atmete lange ein. Umso überraschter war ich als ich mit einem Ruck vom Boden aufgehoben wurde. Ganz instinktiv riss ich die Arme um Romans Hals. „Was tust du denn jetzt?“, wollte ich von ihm wissen. Anscheinend hielt er es für nicht wichtig genug um mir zu antworten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an, während er mich zum Wagen trug. Eine genaue Imitation von der schwarzen Limousine, mit der er mich in Kopenhagen zum Flughafen gebracht hatte. Vorsichtig stellte er mich vor dem Wagen auf den Boden. Kurz unterdrückte ich ein kleines aua und hielt mich dann krampfhaft am Dach fest. Neben mir öffnete Roman mit einem Schlüssel, den er aus seiner Hosentasche gefischt hatte, die Autotür und schleppte mich schon im nächsten Augenblick seltsam vorsichtig in das Wageninnere und setzte mich dort an der längsten Bank ab.

„Wird es so gehen?“, fragte er mich mitfühlend. Perplex schaute ich ihn an und nickte langsam. „Na dann…“, meinte er schon wieder um einiges abwesender und wollte schon gehen. „Hey, warte mal!“, rief ich ihm da noch schnell nach. Bis jetzt war es mir noch gar nicht aufgefallen. „Wo sind denn meine drei Lieblingsklone hingekommen? Ich hätte gedacht sie würden hier warten.“ „Ach die… Sie werden nicht mehr gebraucht, also sind sie schon mal vorgegangen um Bescheid zu geben, dass wir bald ankommen werden. Ach…Celia? Ähm… Die Sache mit dem Bein… Könntest du für dich behalten, dass ich Schuld habe?“ War er gerade rot geworden? „Ist gut, aber nur wenn du versprichst mich nirgendwo mehr runter zu stoßen!“ Das war doch ein faires Angebot, oder? Trotzdem überlegte er noch kurz einen Moment bevor er zusagte. Dann stieg er aus der Limousine um den Wagen zu starten.

Dieses Mal war allerdings offensichtlich, dass er vorsichtiger fuhr. Die Bäume außerhalb des Fensters krochen schon beinahe an uns vorbei. Anscheinend wollte er wirklich nicht, dass ich mir noch mehr wehtat, als sowieso schon…

Natürlich war mir klar, dass ich ihn eigentlich hätte verpetzen sollen, aber irgendwie hatte ich große Zweifel daran ob das überhaupt was bringen würde. Wenn ich schon nicht mit der Polizei sprach, dann würde ich erst recht nicht zum bösen Oberboss laufen um seine Angestellten zu verpetzen. Eines war klar, im Gefängnis würde er deswegen sicher nicht landen…

Mein Magen wurde flau bei dem Gedanken daran, was Kain jetzt wohl durchmachen musste. Umso schneller ich zu Big Brother kam, desto besser würde es für ihn sein. Und trotzdem konnte ich spüren wie der Zweifel an mir nagte. Was war, wenn er überhaupt nicht von Abe festgehalten wurde? Und wer garantierte mir, dass sie ihn dann frei lassen würden? Mir war klar, dass mir das niemand beweisen würde und doch… Der Gedanke daran, was sonst wäre war doch zu schrecklich. Was war, wenn Kain eben doch dort war und verzweifelt darauf wartete, dass ich kam um ihn frei zu lassen? Ich musste es einfach riskieren, es gab keine andere Möglichkeit um die Schuldgefühle, die schwer in meinem Magen lagen, los zu werden. Er hatte sein Leben riskiert um meins zu retten und ich musste nun offensichtlich genau dasselbe für ihn tun, nicht wahr? Schließlich war das genau das, was die Helden in den Hollywoodfilmen immer machten und im Nachhinein fühlten sich dann immer alle einfach super. Vielleicht war ich nicht zur Heldin geboren, und auch wenn ich trotz allem keine reellen Chancen hatte das zu ändern. Für Kain würde ich es allem Anschein nach versuchen.
 

„Wir sind da!“, verkündete mir Roman und hob mich schon wieder hoch. Erst da erwachte ich aus meiner Trance, meine Gedanken hatten mich völlig beansprucht.

Wir sind also da. Auch wenn ich verhältnismäßig ruhig blieb, musste ich mir trotzdem eingestehen, dass ich immer melancholischer wurde. Das sah mir eigentlich überhaupt nicht ähnlich. Es gab Menschen, die immer an das Gute im Leben glaubten und es gab Menschen, die immer daran glaubten, dass sowieso irgendwann alles den Bach runter gehen würde. Ich war eindeutig Pessimistin, aber für gewöhnlich jammerte ich darüber rum, wie unfair alles war. Nur jetzt war ich nachdenklich geworden. Wahrscheinlich hatte ich in der letzten halben Stunde in dieser Stretch-Limousine mehr nachgedacht, als in den letzten zwei Jahren meines Lebens. Im Angesicht des nahezu sicheren Todes…

Mann! War das vielleicht melodramatisch! So würde ich ganz sicher nicht abtreten. Auch in den letzten Momenten meines erbärmlichen Lebens würde ich die jammernde Pessimistin bleiben, die ich schon mein ganzes Leben lang gewesen war. Das nahm ich mir fest vor und das war wahrscheinlich auch gut so, denn sonst hätte ich mit Sicherheit nicht die Kraft aufgebracht das alles zu durchstehen.

Der Optimist dachte vielleicht es würde immer alles gut werden, aber die Pessimisten hatten die sicherere Einstellung. Es war schon alles Müll und es konnte alles immer schlimmer werden, auf die Art wurde man wenigstens nicht enttäuscht.

Roman trug mich den Kiesweg entlang auf eine schrecklich teuer aussehende Villa zu. Sie war dottergelb gestrichen, hatte mindestens drei Stockwerke und hatte mit Sicherheit schon so ein zwei Jahrhundertchen auf dem Buckel. War ja klar gewesen, dass unser lieber Abe sich nicht mit einer herunter gekommenen Baracke zufrieden geben würde, so wie alle anderen Menschen, mich eingeschlossen, es taten. An allen Seiten war das Gebäude von Bäumen umkreist, also auch noch ein kleiner Park.

Wir kamen dem Haus immer näher und ich konnte sehen, wie Roman rot anlief. „Du bist wirklich richtig schwer.“, meinte er auf meinen fragenden Blick hin. Aber natürlich, dachte ich verbissen und verkniff mir jegliche Kommentare. Es hatte jetzt auch keinen Zweck mehr.

Die verhasste Tür, die mich in das verhasste Haus lassen würde bannte meine Blicke. Als hätte ein unbewusster Teil von mir es bereits gewusst öffnete sie sich plötzlich und Abe trat heraus. Sofort lief es mir eisig den Rücken hinunter. Da war er also und jetzt gab es offiziell keinen Ausweg mehr.

Keinen Meter entfernt mehr stellte Roman mich auf die Beine und ich war gezwungen mich an seine Schulter zu klammern um nicht um zu kippen. „Guten Tag Celia.“ Abe’s sanfte Stimme lullte mich ein und widerte mich gleichzeitig an. „Ich hoffe du hattest eine angenehme Anreise?“ Ich verzichtete ihm darauf eine Antwort zu geben, aber er plapperte einfach weiter. „Leider hatte ich das letzte Mal keine Gelegenheit mich von dir zu verabschieden. Wie ist es dir währenddessen ergangen?“ Wieder kein Kommentar.

„Ich glaube, es wäre besser wir würden ins Haus gehen. Es wird langsam richtig kalt hier draußen. Bei den Worten musste ich auf mein angeschwollenes unbrauchbares Bein schauen, dann blickte ich Roman Hilfe suchend an. „Ähm.“, räusperte dieser sich leise. „Sir, Miss Grant hatte einen kleinen Unfall auf dem Weg hier her. Sie hat sich anscheinend das Bein gebrochen.“ Erst jetzt bemerkte Abe meine aufgerissene Hose. „Wie konnte das passieren?“, zischte er Roman an. Dieser hatte eindeutig Probleme damit Abe keine rein zu würgen, aber nun war es an ihm mich bittend anzusehen. „Ich bin gestolpert.“, log ich so gut ich konnte und auch wenn das nicht besonders viel war, hoffte ich, dass er es mir abgekauft hatte. „Vielleicht sollte ich noch mit rein kommen. Ich kann ihr beim Gehen helfen.“, setzte Roman noch eins drauf. Abe schaute ihn kurz böse an, dann legte er seine unsichtbare ‚Ich bin dein Freund’ – Maske wieder auf. „Nein, du wirst hier nicht mehr gebraucht.“, bestimmte er. „Aber gib das deinem Herrn.“ Er streckte Roman einen Brief entgegen, genau so einer, wie die, die ich in Kopenhagen bekommen hatte. „Und sag ihm, dass ich es einfach nur stur von ihm finde, dass er nicht mit mir telefonieren will. Lächerlich ist das!“ Und schon wandte er sich wieder mir zu. „So, meine Liebe.“, meinte er zuckersüß. „Jetzt werden wir erst mal sehen, wie wir dich hier rein bekommen.“ Bei der Vorstellung daran, wie seine Hände mich berührten wurde ich blass. Ich bemerkte, dass ich immer noch Roman umklammert hielt.

„Wäre es nicht besser, wenn Roman mich rein trägt? Ich bin…ähm…Ich bin ziemlich schwer.“ Ich konnte hören, wie meine Zähne knirschten.

„Sehr schwer? Häh? Das dürfte kein Problem sein.“ Er verschwand kurz, viel zu kurz im Haus. Schon im selben Moment konnte ich hören wie Roman mir etwas zu flüsterte. „Ich weiß zwar nicht, was du getan hast und es ist mir auch völlig egal, aber hör auf meinen Rat! Dieser Mann ist wahnsinnig, unberechenbar und mächtig. Bitte leg dich nicht mit ihm an. Es würde dir und allen Menschen, die du jemals gekannt hast sehr Leid tun. Glaub mir.“ Ich glaubte ihm.

Abe kam wieder, dieses Mal in Begleitung eines bulligen Mannes, der den ganzen Türrahmen auszufüllen schien. Im ersten Moment fiel mir bei seinem Anblick der Name Igor ein. Wie hoch wohl die Chance stand, dass er wirklich so hieß? Doch dann drehte der eisig kalte Wind. Ein Dämon. Aber natürlich! So wie Igor aussah konnte er doch auch nur ein Dämon sein. Er kam auf mich zu, anscheinend sollte er Roman ersetzten. Na toll! Den Geruch würde ich wohl ewig lang nicht mehr loswerden.

Einen Augenblick bevor Igor mich in seine stinkenden Pranken schließen konnte flüsterte Roman mir noch etwas zu. „Viel Glück.“ Dann war er verschwunden und ich wurde in das Haus getragen. Jeden Schritt, den Igor der Dämon machte, durchschüttelte es mich und der Schmerz wanderte von meinem Oberschenkel in meinen ganzen Körper. Ich musste zugeben, Roman hatte sich was das anging um einiges geschickter angestellt.

Abe ging voran, wir blieben im Erdgeschoss. Schon bald betrat er ein Zimmer und Igor folgte ihm brav wie ein Schoßhund. In dem Moment kam ich mir so vor wie ein Knochen, den er im Maul hatte um ihn seinem Herrchen zu schenken.

Der Raum war groß und sah so aus wie ein Arbeitszimmer. Mitten im Zimmer stand ein breiter Schreibtisch, der genau so aussah wie alles in diesem Haus. Die linke Wand war voll gestellt mit Bücherregalen und zu meiner Rechten stand ein braunes Ledersofa. Dort lud mich Igor ab und verschwand augenblicklich. Sein Geruch jedoch blieb zurück, wie die Erinnerung an einen Albtraum schwebte er im Zimmer. Wie wenn ich die Erinnerung daran gebraucht hätte, ich steckte schließlich mitten drin.

Und so sehr ich es mir wünschte, ich war mir sicher, dass ich nicht träumte.

In den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Abe neben mir auf einem Hocker Platz nahm. Ich lag ausgestreckt auf der Couch und wartete auf das, was jetzt kommen würde.

„Entspann dich doch bitte, Celia.“, sagte Abe. „Liegst du etwa schlecht? Hast du Hunger oder willst du was trinken?“ In diesem Moment betete ich tatsächlich zu Gott, bat ihn darum meinen Magen nicht verräterisch knurren zu lassen. Hier würde ich sicher nichts freiwillig essen!

Vielleicht war es ein Wunder, vielleicht gab es Gott wirklich und er hatte zum ersten Mal in meinem Leben auf meine Bitte gehört. Vielleicht war es auch einfach nur Glück, das meinen Hunger unentdeckt ließ.

„Plaudern wir ein wenig Celia!“, meinte Abe nun, seine Stimme war leiser, drohender geworden. „Über was denn?“, wollte ich von ihm wissen. „Über die guten alten Zeiten:“ „Welche guten alten Zeiten?“ „Die guten alten Zeiten, die du mit deiner Mutter verbracht hast und die guten alten Zeiten, die ich mit ihr verbracht habe.“ Meine Gedanken spielten verrückt, am liebsten wäre ich auf ihn losgegangen, aber ich erinnerte mich an Romans Ratschlag.

Leg dich nicht mit ihm an.

„Wieso meine Mutter? Was hast du mit meiner Mutter zu schaffen? Was hat das alles hier mit ihr zu tun?“ Plötzlich begann er ohne Vorwarnung zu kichern. Es klang irgendwie seltsam, falsch und ich fühlte mich dadurch noch unwohler. „Na so was!“ Er kicherte immer noch in sich hinein. Ein Witz, den nur er verstand.

„Also hat unser lieber Kain es dir nicht erzählt? Ich hätte gedacht…“ Er lachte laut und bellend auf, aber es war kein richtiges Lachen, kein Lachen, das ansteckte oder das nur beim Zuhören schon glücklich machte. Nein, sein Lachen war genau so wie alles an ihm. Falsch, kalt und leblos.

„Deine Mutter war früher auch im Orden. Dann ist dein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Samantha ist hochschwanger von einem Tag auf den anderen verschwunden. Ich hab mir fürchterliche Sorgen um sie gemacht und wir haben sie alle schrecklich vermisst.“ Natürlich glaubte ich ihm kein Wort, für wie naiv hielt er mich überhaupt?

Fragend schaute ich ihn an, dann fiel mir etwas auf. Kain hatte mir tatsächlich davon erzählt. Das war gewesen, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, in meiner Wohnung. Da hatte er auch irgendwas über meine Mutter gelabert.

„Also gut. Aber was hat das alles mit mir zu tun? Wieso könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ Unmerklich änderte sich etwas in Abe’s Mine. „Als sie verschwand, da hat sie etwas mit genommen, etwas das mir sehr wichtig ist und ich habe gehofft, du könntest möglicherweise wissen, wo es sein könnte. Aber diese Hoffnung hat sich bei unserer letzten Begegnung als nichtig erwiesen, also möchte ich jetzt etwas anderes von dir.“

„Was?“ Meine schwache Stimme war brüchig und leise und trotzdem erklang das Wort laut im Raum.

„Ich möchte deine Gabe.“, eröffnete mir Abe. Ich konnte sehen, wie in seinen Augen etwas freudig aufblitzte.

Und die Welt begann sich zu drehen. „Was?“, keuchte ich hervor. „Wie kommst du darauf? Ich habe keine Gabe!“ Ich war aufgeregt, meine Stimme hallte laut im stillen Raum wider.

„Doch, du hast eine!“, erwiderte Abe. „Ich konnte sie spüren, als ich in deinem Kopf war.“ Beim Gedanken daran wurde mir ganz kalt und warm zur gleichen Zeit.

„Welche Gabe?“, wollte ich wissen, aber der Nachdruck war schon wieder verschwunden und meine Worte klangen kraftlos resigniert. Hatte ich denn eine richtige Gabe? Ich war mir selbst nicht mehr sicher. Die Sache mit meinen heilenden Wunden hatte mit meiner Herkunft zu tun und meine Pflanzenempathie war allem Anschein nach ein, zwar ungewöhnlicher, allerdings trotzdem bekannter Zusatz was das anging. Aber eine richtige Gabe? Ich zweifelte stark daran. Meine kleinen Pflanzenzaubertricks richteten so gut wie überhaupt nichts aus und weshalb sollte Abe danach streben?

„Samantha war eine begnadete Seherin, sie war die Seherin schlechthin. Zu ihrer Zeit war sie eines der stärksten Mitglieder des Ordens. Wusstest du das?“ Überrascht schaute ich ihn an. Nein, das hatte ich nicht gewusst. Er sah es mir an. „Sie war Epileptikerin, nicht wahr?“ Es war wahr, es hatte bei mir immer die größten Angstzustände ausgelöst sie krampfend mit Schaum vorm Mund am Boden liegen zu sehen. Am Schluss war es immer schlimmer geworden, kein Arzt war in der Lage gewesen ihr zu helfen und irgendwann hatte sie sich dann eine Gehirnblutung geholt und war bald darauf gestorben.

„Sie entstehen wenn man es unterdrückt, weißt du? Deine Mutter hat die Visionen unterdrückt, hat nichts mehr getan um das Gesehene zu verhindern. Sie war selbst schuld an ihrem Tod.“ Er sagte es völlig ungerührt. Meine Selbstbeherrschung bröckelte immer weiter.

„Hätte sie sie verhindert, hättet ihr sie aufgespürt, oder? Kain hat mal erwähnt, ihr hättet lange gebraucht um sie zu finden, aber das stimmte nicht, nicht wahr? Ihr habt sie nie gefunden!“ Ich konnte hören wie meine Stimme gefährlich zitterte.

Abe grinste mich wieder kalt an. „Ja, du hast Recht Celia. Aber nun zum Punkt. Die Gabe der Vorhersehung ist vererblich musst du wissen. Du hast sie genau so wie deine Mutter vor dir!“

Das stimmte nicht, konnte nicht stimmen. Aber meine Gedanken drifteten ab, ich erinnerte mich, sah es genau vor mir, als wäre ich zehn Jahre in die Vergangenheit gereist.

„Du hattest schon mal eine Vision.“, meinte er mit eisiger Stimme. „Du hast ihren Tod gesehen, Samanthas.“ Tiefe Trauer durchflutete mich, gepaart mit einer Überdosis an Verzweiflung. Es hatte alles keinen Sinn, ich kam mir so nackt, so ausgeliefert vor. Er wusste alles von mir, hatte sich alle meine Erinnerungen, mein ganzes Leben angeeignet. Plötzlich hatte ich das drängende Bedürfnis mich auf dem Sofa zusammen zu rollen und nie wieder auf zu wachen.

Er schaute mir direkt in die Augen, so dass es mir so vor kam als würde er in meine Seele sehen können. Am liebsten hätte ich wo anders hin gesehen, aber ich war nicht in der Lage den Blick abzuwenden. In mir tobte ein Sturm und doch wusste ich, dass die Schlacht bereits verloren war bevor sie begonnen hatte. Er würde meine Gabe bekommen, würde mich schon wieder berauben und ich würde mich nicht wehren. Das Seltsame war nur, dass mich das nicht störte. Er könnte sie haben, wenn er wollte. Sie gehörte nicht zu mir, war ein unnützer Fremdkörper, gebunden an das finsterste Ereignis meines Lebens. Ohne ihr konnte ich genau so gut weiter leben, eben so wie ohne Blinddarm.

Die Frage ist nur, ob ich überhaupt weiter leben werde.

„Also gut, du kannst sie haben, aber ich möchte etwas dafür haben.“ Meine Stimme klang rau und so fürchterlich schwach, dass es mir einen Schock versetzte. Einen kurzen Moment hielt ich inne bevor ich weiter sprach, diesmal lauter. „Ich möchte Kain sehen, als Beweis dafür, dass er wirklich da ist.“

Abe nickte kurz abwesend und schaute auf irgendwas hinter mir, dann richtete er seinen Blick wieder auf mich. „Ist gut, du darfst ihn sehen, aber dann bekomme ich auch das, was ich will.“ Schon lange war nichts mehr von dem netten alten Mann, den er zu sein vorgegeben hatte über. Seine Maske war langsam immer weiter abgeblättert und nun hatte die Gier sein ganzes Wesen eingenommen.

„Nun gut… Gehen wir? Ach nein, mein Fehler.“ Sein glasiger Blick wanderte zu meinem verletzten Bein. „Wie lange wird es noch dauern?“, wollte er von mir wissen. Vorsichtig streckte ich meine Gliedmaßen. „Wahrscheinlich noch drei vielleicht auch vier Stunden.“, schätzte ich laut. Es war von vorhinein für mich klar gewesen, dass er keine Sekunde länger mehr warten wollte.

„Dann wird es auch so gehen müssen, hab ich, Recht?“ Er wartete nicht ernsthaft auf eine Erwiderung meinerseits, sondern verschwand einen Moment lang durch die Tür.

Ich nützte die kurze Zeit, die mir übrig blieb um meine Gedanken zu ordnen. So wie es aussah war es mir mit meiner Verletzung nicht möglich zu fliehen, mit oder ohne Gelegenheit. Anscheinend war Kain wirklich hier, andernfalls hätte Abe sicher nicht so schnell nachgegeben, was das anging. Ich hoffte, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging, ich wollte mir gar nicht vorstellen müssen, was sie ihm alles angetan hatten. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken, aber der machte nicht mit und ich fühlte mich noch mindestens genau so elend wie zuvor.

Die Tür öffnete sich und Abe kam herein, in Begleitung von Igor, dessen besondere Duftnote sofort den ganzen Raum einnahm. Ich unterdrückte einen Würgreiz und ließ mich von ihm hoch heben. Den Bruchteil einer Sekunde lang glaubte ich schon, er würde mich wie ein Stück rohes Fleisch über seine Schulter schwingen, aber Gott sei Dank tat er es nicht.

Ich wurde im Haus hin und her getragen, der Weg dauerte ungewöhnlich lange. Kurz blitzte ein Gedanke in meinem Bewusstsein auf, wenn Abe damit rechnen würde, dass ich wieder heraus kommen würde, hätte er mir dann nicht eine Augenbinde umgebunden, oder führten sie mich gerade in die Irre? Würde ich dieses Gebäude je wieder verlassen?

„Wir sind gleich da!“, stellte Abe schließlich fest. Wir waren über ziemlich viele Treppen auf und ab gegangen und ich hatte es schon lange aufgegeben mir den Weg zu merken. Nun standen wir am Fuß einer Stiege, vor uns war eine weißumrahmte Glastür. Abe drückte auf einen Knopf rechts von ihm und die Tür glitt lautlos auf. Unsere kleine Prozession betrat den Gang, der dahinter lag. Die Wände waren alle vollkommen weiß, sogar der Boden leuchtete blitzblank.

Toll gemacht Meister Proper!

Recht viel war von meinem Humor nicht mehr übrig geblieben und auch jetzt war mir eher nach Heulen, als nach Lachen zumute, aber ich ließ mir nichts anmerken.

Der Gang war vollkommen leer und am anderen Ende erwartete uns die gleiche Glastür wie zuvor. Abe öffnete sie wieder ohne zu zögern und wir betraten eine beinahe genaue Imitation des weißen Ganges. Nur, dass sich nun an allen Seiten Weiße Türen reihten.

Hier irgendwo ist er. Mein Herz schlug einen Takt schneller, jetzt würde ich also Kain wieder sehen.

Wir gingen an einer Tür nach der anderen vorbei. Irgendwie hatte ich das Gefühl ich würde es spüren, wenn wir an der richtigen Tür angekommen wären. Tatsache ist, wenn Abe nicht plötzlich stehen geblieben wäre und gesagt hätte: „Da sind wir.“, ich hätt’s einfach nicht gemerkt. Die besagte Tür sah genau so aus wie alle anderen, nirgends eine Neonschrift. Du bist am Ziel, oder ein Türsteher. Keine Man in Black mit verdunkelten Sonnenbrillen. Noch nicht mal ein Kain, der von der anderen Seite gegen die Wand hämmert und irgendwas brüllt.

Bumm, bumm. Ich schrak völlig überrascht auf und riss den Kopf so heftig herum, dass es knackste. Oh Gott!! Hatte da gerade wirklich jemand gegen die Tür gehämmert? Ich konnte genau spüren wie alle Farbe aus meinem Gesicht verschwand. „Lass mich runter!“, herrschte ich Igor an und zappelte demonstrativ mit meinem heilen Bein herum, bis das Stinktier mich endlich auf dem Boden absetzte.

„Ich will ihn sehen!“, verlangte ich von Abe. Dieser nickte nur kurz und bastelte an der Tür vor ihm rum. Er schob ein kleines Fenster auf und winkte mir zu.

„Da! Schau ihn dir an, aber mach schnell!“ Die Gier in seinen Augen glänzte mir regelrecht entgegen. Sie hatte ihn, wie schon so viele andere, die nach Macht und Geld gestrebt hatten, vergiftet.

So schnell ich konnte humpelte ich auf die Tür zu, stützte mich mit den Händen ab und lugte durch das kleine Viereck.

Kain. Meine Lippen formten die Laute und trotzdem war nichts zu hören. Allerdings wanderte schon im nächsten Moment ein jämmerliches Jammern meine Kehle hoch. Oh Gott, Kain! Ich schlug die Hände vor den Mund und schloss kurz die Augen, aber es half nichts. Das Bild hatte sich eingebrannt, ich sah ihn immer noch, konnte in meiner Verzweiflung einfach nichts dagegen tun.

Er lag da, auf dem Boden und regte sich nicht. Seine Hand war irgendwie verdreht zur Tür ausgestreckt und seine Kleidung war seltsam angekokelt. Aber, war der dunkle Fleck auf seinem Shirt Blut? Meine Augen begannen zu brennen, ich konnte es einfach nicht aushalten und musste wieder hin sehen. Ja, es war Blut.

Ich rieb mir die Augen und sah Abe an. „Ich will zu ihm.“

„Du weißt, was ich von dir will.“ Seine Stimme war vollkommen gleichgültig.

„Lass mich zu ihm…bitte!“ Ich flehte, bettelte, war den Tränen nahe.

„Du weißt, was ich will, Celia.“

Dann sag mir was ich tun muss!“ Ich schrie ihn an, eine Mischung aus Hass und der Verzweiflung, die mich durchströmte und in sich in jeder Ritze meines Wesens einnistete. Mein Kopf dröhnte so stark, als würde er jeden Moment explodieren.

Abe legte seine Hände auf meine Schläfen und der Schmerz steigerte sich ins Unermessliche. „Du musst sie mir einfach geben wollen, aus vollem Herzen.“ Da war also der Haken. Ich musste es wollen. Deswegen alles? Deswegen hatte er Kain entführt? Deswegen hatte er mein Leben zerstört? Mein benommenes Hirn nahm das mit bitterem Zynismus auf.

Also gut. Ich will dich loswerden, du hast mir einfach nur Unglück gebracht. Ich brauche dich nicht. „Du kannst sie haben.“, flüsterte ich mit geschlossenen Augen, aber ich fühlte nichts. „Ist es vorbei?“, fragte ich Abe verwirrt, aber die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben.

Also dann noch mal.

Innerlich stellte ich mich darauf ein. Ich wollte sie loswerden, wirklich. Ich sah Kain vor meinen Augen, musste unbedingt zu ihm. Ich wünschte, das alles wäre einfach vorbei.

Aber nichts geschah.

Schon wollte ich aufgeben, aber dann griff ich nach Abe’s Händen, vielleicht einfach nur um etwas zu tun. „Ich übergebe dir meine Gabe.“, flüsterte ich ihm konzentriert zu. „Aus vollem Herzen.“, fügte ich noch hinzu. Und mit diesen Worten durchströmte plötzlich eine Wärme meine Arme, Hände, schließlich Finger und wanderte auf Abe über. Sein Gesicht fing an zu strahlen, fasziniert blickte er auf seine Hände.

„Ich will zu ihm!“ Das war jetzt keine Bitte mehr, ich forderte es.

„Ja, ja…hmm.“ Abe war vollkommen abwesend. Er machte sich noch nicht einmal die Mühe auf zu sehen. „Alfred, mach ihr die Tür auf.“ Wäre mir der Ernst der Lage nicht so bewusst gewesen, ich hätte jetzt einen fürchterlichen Lachkrampf bekommen. Alfred, der Butler.

„Ja Alfred, lass mich in die Bat-Höhle!“ Na gut, ich konnte es mir trotzdem nicht verkneifen, aber Alfred war ja sowieso zu blöd um den Witz zu verstehen. Wenigstens hatte er genug Grips um die Tür zu öffnen. Er füllte mit seinen breiten Schultern den ganzen Rahmen ein und als er keine Anstalten machte zur Seite zu treten versuchte ich vergeblich ihn weg zu schieben und drängte mich durch den winzig kleinen Spalt auf die andere Seite. Wo ich stolperte, weil ich nicht richtig aufsteigen konnte und direkt neben Kain zu liegen kam.

Kain.

Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie die Tür hinter mir sich wieder schloss, aber mein Gehirn verstand nicht, was das bedeutete. Es hatte eindeutig andere Probleme. Bewusstlose Probleme… die gerade die Augen geöffnet hatten.

Aufgeregt krabbelte ich angestrengt zu ihm bis ich mich über sein Gesicht beugen konnte. „Kain? Kain! Kannst du mich hören?“ Meine Stimme zitterte und klang schrill. Aber ich bekam keine Antwort, die leblosen Augen schauten starr zur Decke. „Kain, bitte! Bitte sag etwas.“ Hilflos ließ ich meine Hände über sein Gesicht gleiten, über seine Schultern, seinen Brustkorb. Was sollte ich nur tun?

Ich verharrte bei dem Blutfleck und riss kurzer Hand sein Shirt auf um mir die Ursache anzusehen. Seine Stichwunde war wieder aufgeplatzt und hatte zu bluten begonnen. Kain stöhnte auf als ich das wunde Fleisch betastete.

„Celia?“ Kain’s Stimme war leise, beinahe flüsternd. „Was tust du denn hier?“

„Na was wohl? Ich rette dich.“

„Ich muss nicht gerettet werden.“

„Das sehe ich.“ Oh ja, das tat ich! Ich legte mich neben ihn auf den Boden. „Wie geht es dir?“

„Wunderbar.“ Seine Stimme war ganz rau.

„Wirklich? Du siehst nämlich scheiße aus.“, verriet ich ihm leise.

„Danke.“, sagte er müde. „Du stinkst.“ Sofort schnupperte ich prüfend an meinen Kleidern. Bäh! Er hatte Recht! Verfaulte Eier und nasse Socken. Dieser Verdammte Igor…ähm Alfred.

„Du riechst aber auch nicht unbedingt wie eine Blumenwiese.“

„Haha.“, war seine sarkastische Antwort. „Hab ich noch gar nicht bemerkt.“

„Kain?“, fragte ich ihn. „Hmm?“ Er klang müde.

„Tu mir einen Gefallen und halt die Klappe.“ Ich konnte ein leises Kichern hören. „Und du bist extra hier her gekommen um mir das zu sagen?“ Jetzt musste ich auch kurz lachen. „Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich das vermisst habe.

Kurz schaute ich mich im Zimmer um, aber es gab nicht wirklich was zu sehen. Eine kleine Pritsche, ein Klo und sehr trostlose graue Wände. „Wie hast du dir denn hier die Zeit so vertrieben?“, fragte ich ihn nebenbei. „Ach, ich hab mich mit dem Wächter angelegt.“

„Ist er daran schuld?“ Ich zeigte auf seinen wunden Bauch. Kain winkte schwach ab. „Du hättest ihn mal sehen sollen!“ Aber natürlich.

Plötzlich surrte es und die grellen Neonlichter gingen aus. Na dann! Ich drehte mich zur Seite und misshandelte Kain’s Schulter als Kopfkissen. „Gute Nacht Kain.“

„Gute Nacht Celia.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schneesturm
2009-04-19T10:46:53+00:00 19.04.2009 12:46
Oje, mir ist beim zweiten mal lesen aufgefallen, das ich wohl einiges übersehen habe (ich sollte mir ein ordentlich schreibprogramm installieren)...das tut mir sau leid... =(((
ich hoffe du bist mir nicht böse und ich hoffe auch ich bin als beta nicht durchgefallen..ich werde das nächste mal besser schauen, versprochen!
so und nun zu den eigentlichem teil.
Also Romans verabschiedung fand ich gut so. So ein blöder Witz von ihm hätte da i-wie nicht gepasst. Aww~ ich liebe roman ♥___♥
kain tut mir natürlich auch leid...was wohl jetzt mit den beiden passieren wird? ich fand das kapi auch etwas traurig, aber ich mag traurige storys und ich finde, die peppen das ganze erst richtig auf, wäre ja langweilig, wenn es nur glückliche zeiten geben würde.
Zu dem Igor xDDD der Name ist einfach nur geil.
Ich finde deine namen ideen so klasse, ich hau mich jedes mal weg xDD
so das wars dann erst einmal von mir...ich hoffe der blöde abe bekommt noch seine gerechte strafe ~.~
lg deine (dich hoffentlich nicht zu sehr enttäuschende) beta mel
Von:  P-Chi
2009-04-10T17:23:48+00:00 10.04.2009 19:23
;____________________; Kaaaaaaaiiin~ *schnief* *sich die Nase putz*
Man, das war mal ein deprimierendes Kapitel...
Aber ich glaub da war etwas nicht ganz korrekt. Im ersten Kapi, hat da ihr gebrochenes Bein nicht innerhalb zwei Stunden geheilt?? Hmmm...?
Und du hast (für deine verhältnisse) ganz schön viele Fehler gehabt...-.-"
zb.: Mine -> Miene
Naja, aber da waren noch viele andere...das ist eben das Wort das bei mir hängen geblieben ist.^^'
Igor...man, du hast ja Ideen xDDD Auf in die Bat-Höhle, Alfred! *grins*
Nuuun, ansonsten hast du es ja sehr schön geschrieben. Flüssig zu lesen, schöne Übergänge und diesmal sogar etwas seriös! Respekt, Kafka.
Roman war letztendlich doch ganz nett. Hmmm, ich hätte mehr erwartet das er sich mit i-einem schlüpfrigen Satz verabschieden würde...aber was solls. ;3
Nun denn~ fröhliches schreiben noch!

Lg Liti-pa =^-^=



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