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Das Herz klopft nur solange es kann

Von einer Entführung und Liebe auf Umwegen
von

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Closer than before

Kapitel 2 – Closer than before
 

Die beiden Kaiba-Brüder stiegen aus der Luxuskarosse aus und betritten das Restaurant. Es war in dunkelroten Farbtönen gehalten. Das fand Mokuba sehr schön, denn schon in seinem Alter neigte er sich der Romantik zu. Mit wem er auch hinging, er fühlte sich jedesmal so wohl. Im Hintergrund lief immer leise Mozart oder Beethoven. Die leisen Klavierklänge ließen den Jungen völlig entspannen. Er konnte sich mit seinem Bruder amüsieren und relaxen.

Die Stühle waren aus dunklem Holz gefertigt, und über den Tischen lagen mattweiße Tischdecken, die einen perfekten Kontrast zur roten Tapete gaben. Dieses Restaurant war eine Art Nobelkette, doch lange nicht so teuer wie die Luxusrestaurants in Paris oder Hongkong.
 

Seto und Mokuba setzten sich an einen Tisch, weit hinten in der Ecke, weil sie nicht unbedingt erkannt werden wollten, denn sonst hätten sie den ganzen Abend keine Ruhe. Doch diese Ruhe war jetzt bitternötig, denn Seto arbeitete hart für den heutigen Tag, und schließlich gab es ja etwas zu feiern.
 

An einem ganz anderen Platz in genau demselben Restaurant stand ein blonder Junge mit einem Tablett mit Getränken in der Hand. Hier arbeitete er gerne, und das schon seit 2 Jahren, weil hier immer so eine angenehme Atmosphäre herrschte. Die Kollegen waren alle sehr nett und nahmen ihn an, auch wenn es ziemlich komisch war, dass er in einem Nobelrestaurant arbeiten wollte, wobei er doch selbst kein Geld besaß. Joey überzeugte den Chef, dass er ja genau deswegen hier arbeiten wolle, doch das überzeugte den Chef nicht ganz. Was ihn jedoch dazu brachte, Joey den Job zu geben, war sein phänomenal gutes Aussehen, außerdem seine Freundlichkeit. Er konnte gut mit Kunden umgehen, das brachte Vorteile für das Restaurant und für Joey, denn gerade deshalb bekam er so gute Resonanzen und vor allem so viel Trinkgeld.
 

„Joey, da hinten sind gerade zwei Herren eingetreten. Würdest du sie bitte bedienen?“ Joey nickte und wollte gerade gehen, als er kurz stockte. Oh nein, dachte er. Nicht auch noch das, nicht. Warum jetzt? Muss ich mich nicht schon jeden Tag in der Schule mit ihm rumplagen?

Joey fasste den Entschluss, einfach so zu tun, als wäre nichts. Er ging rüber, Zettel und Stift parat, und fragte mit all seiner Freundlichkeit, die er für Kaiba aufbringen konnte: „Guten Abend, was kann ich euch bringen?“ „Ach, Wheeler. Wird man hier ab heute nicht mehr gesiezt?“ Das war ja so erniedrigend! Joey, vor Wut fast außer sich, wollte auf ihn losgehen, ihn erwürgen,doch... er ließ es. Er musste freundlich sein, auch zu einem Menschen, den er mehr als jemand anderen hasste, den er so tief verabscheute, dass man glatt denken könnte, es wäre Liebe... Hassliebe, versteht sich.

„Gut, du willst es so. Entschuldigen Sie vielmals meine Unhöflichkeit. Was kann ich Ihnen beiden bringen?“

„Joey, du kannst uns ruhig duzen“, sagte Mokuba mit ein wenig Mitgefühl, weil er genau wusste, wie sein Bruder in solchen Dingen sein konnte.

„Nein, das ist sehr amüsant, mich solltest du dann doch lieber siezen“, sagte Seto und man sah genau dieses fürchterlich fiese Blitzen in seinen Augen.

„Wenn ich dann darauf bestehen dürfte, dass Sie mich auch siezen? Das wäre freundlich. Also, was darf ich dir“, er zeigte auf Mokuba, „und Ihnen denn jetzt bringen?“

In Joey wuchs die Ungeduld. Er wollte nun endlich wieder weg von diesem Tisch. Außerdem fand er dieses gesieze absolut lächerlich, und Seto wusste ganz tief in sich auch, dass es so war. Aber er fand es immer wieder zum Schießen komisch, wie er Joey so schnell auf die Palme kriegen konnte. Warum nur klappte es dieses Mal nicht?

„Joey, würdest du bitte mal kurz kommen?“ Sein Chef klopfte ihm auf die Schulter. Joey antwortete: „Augenblick, Chef, ich muss nurnoch die Bestellung dieser beiden Herren aufnehmen.“ Joey wusste genau, was jetzt kommen würde. „Du sollst die Bestellung aufnehmen und dann wieder verschwinden. Das mit dem Pläuschchen wird nichts, du bist hier zum Arbeiten, schließlich gibt es ja noch andere Gäste, die bedient werden wollen!“

Genau das wird er sagen, doch vorher entschieden sich die Kaibas und Joey ging mit seinem Chef in einen anderen Raum.
 

Joey jonglierte das Tablett mit dem Essen für Mokuba und Kaiba in den Händen, doch er war sehr geübt darin. Kurz vorher versuchte er, seine Fassung wieder herzustellen. Diese Sache wird er nicht vergessen, denn das war sein Feuerungsgrund... jedenfalls fast. Beinahe hätte ihn sein Chef rausgeschmissen und er hätte Adieu zu seiner neuen Wohnung sagen können.

Er versuchte so gut es ging seine Wut vor Kaiba zu verstecken, doch da schien noch etwas durchzuflimmern.

„So, hier haben wir das Putenschnitzel in Rahmsoße und den kleinen Salat für Herrn Seto Kaiba“, sagte Joey mit all der Würde, die er noch besaß. Und das war nicht sonderlich viel. Kaiba grinste siegessicher, was Joey schon wieder auf die Palme brachte, doch dieses Mal musste er sich beherrschen können. Es war schwer, doch so wie immer lief er hinter den Thresen und wartete auf neue Anweisungen oder neue Gäste.
 

Es war schon ziemlich spät, doch die beiden Kaiba-Brüder saßen immer noch auf ihren Plätzen. Joey kalkulierte gerade seine Ausgaben durch, weil er nicht genau wusste, ob er die Rate für die Vorzahlung für die Wohnung rechtzeitig bezahlen konnte. Tja, er musste wohl einmal mehr seinen Chef um einen Vorschuss bitten. Und er bemerkte nicht, wie er von zwei kühlen, blauen Augen beobachtet wurde.
 

„Joey, ich glaube, Herr Kaiba möchte zahlen“, sagte sein Chef. Wenn er das schon hörte, „Herr Kaiba“! Joey ging also zum Tisch der Kaibas. Sein Chef sagte ihm, sie sollen nichts bezahlen, es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass sie hier nichts zahlen brauchen.

„Sie müssen nichts zahlen. Mein Chef lädt Sie ein. Trotzdem, hier ist die Quittung.“ Kaiba wollte den Jüngeren noch ein wenig ärgern. Dieses Grinsen mochte er gar nicht. „Stimmt, hierfür war es mein Geld auch nicht wert.“

„So, Kaiba, es reicht! Du erniedrigst mich jetzt schon den ganzen Abend! Lass mich doch endlich in Ruhe!“ Joeys Chef kam mit schnellen Schritten auf ihn zu und sagte in einem entschuldigenden Ton zu Kaiba: „Es tut mir so unendlich leid. Joey wird Sie sicher nicht wieder belästigen, denn ab heute wird er sich einen neuen Job suchen müssen.“ Joey riss die Augen auf und flehte: „Aber Chef, Sie wissen doch, dass ich diesen Job brauche, und das Geld! Wollen Sie mich denn auf die Straße schicken?“ Dass die Kaibas das auch gerade mitbekommen haben, ist Joey egal, es ging hier um seine Existenz, und die versaute er sich gerade, nein, das war Kaibas Schuld!

„Das hättest du dir früher überlegen müssen. Raus hier!“ Joey riss sich die Schürze vom Leibe und rannte, so schnell er konnte hinaus, seine Tränen waren deutlich zu sehen. An der Tür drehte er sich noch einmal um, wischte sie sich aus dem Gesicht und würdigte Kaiba mit einem abscheulichen Blick, der nur Hass ausstrahlte.

Selbst Kaiba wusste, dass er hier ein wenig übertrieben hatte.
 

Am nächsten Tag in der Schule: Kaiba saß wie immer schon ziemlich früh auf seinem Platz. Er war der erste und einzige in dem Klassenraum. Doch plötzlich öffnete sich die Tür und Joey trat ein. Kaibas Maske bekam für einen kurzen Moment einen Riss, sodass er einen winzigen Teil Gefühle zeigte. Joey setzte sich auf seinen Platz vor Seto Kaiba und beachtete ihn nicht, nein, er ignorierte ihn. Aus seiner Schultasche kramte er eine Zeitung hervor, in der er die Jobanzeigen durchblätterte. Toll, hier waren nur Vollzeitjobs beschrieben, aber er wollte doch weiterhin in die Schule gehen. Er seufzte, zerknüllte die Zeitung und warf sie in den Mülleimer. Schlafen, einfach nur schlafen. Das wäre aber zu schön um wahr zu sein.
 

„Sag mal, Wheeler, lebst du wirklich auf der Straße wie so ein räudiger Straßenköter?“ Joey drehte sich zu seinem Erzfeind um. Dieser erschrak bei seinem Anblick. Er hatte sehr tiefe Augenringe und seine Augen waren geschwollen.

„Als wenn dich das interessieren würde. Du wolltest mich doch auf der Straße sehen. Jetzt hast du deinen Willen. Und, bist du jetzt glücklich?“

„Also lebst du wirklich auf der Straße?“

„Natürlich nicht. Ich lebe noch immer in der Wohnung, aber wenn ich bis nächste Woche nicht meine Miete bezahlen kann, dann... ach, was erzähl ich dir das überhaupt.“ Joey drehte sich wieder um, doch da kam das, was er überhaupt nicht erwartet hatte, jedenfalls nicht von Kaiba.

„Ich wollte dich nie auf der Straße sehen. Wie kommst du nur darauf?“ Joey durchzog wieder dieses Kribbeln, dass er immer spürte, wenn er mit Kaiba sprach, doch dieses Mal war es intensiver. „Wer hat mich denn arbeitslos und bald auch obdachlos gemacht? Ich habe Yugi gestern angerufen, der konnte gar nicht glauben, dass du sowas machen könntest. Für so gefühlskalt hätte er selbst dich nicht eingeschätzt. Tja, wie man sich doch täuschen kann, nicht, Kaiba?“ Kaiba wollte gerade etwas erwidern, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht zu ihm gepasst hätte, doch da betraten schon die nächsten Schüler fröhlich den Klassraum. Yugi ging erstmal zu Joey. Auch Tristan und Tea waren über ihn informiert.

„Hey, Leute, ich komm schon klar, auch wenn ich unter einer Brücke schlafen muss.“

„Aber Joey, du könntest doch sterben!“, rief Tea geschockt bei dieser Vorstellung.

„So schnell kratz ich nicht ab. Tristan, lass Kaiba in Ruhe.“ Tristan wollte gerade auf Kaiba losstürmen, ihn verprügeln, sich für Joey rächen, doch Joey nahm Kaiba in Schutz. Das war sehr untypisch für ihn, was seine Freunde mitbekamen.

„Wie sagt ihr immer? Er ist es nicht wert. Tja, Mensch ist Mensch, und wenn er denkt, ich bin nichts wert, dann ist er ebenso wenig etwas wert.“

„Hey, Alter, du bist was wert.“ Joeys Freunde nicken, doch Joey schüttelt den Kopf.

„Ich fürchte nicht. Ich bringe nichts ein. Ich mache nichts für die Wirtschaft. Deswegen bin ich nichts wert.“ Joey drehte sich mit einem kalten Blick zu Kaiba um. „War das so in etwa richtig?“ Selbst Kaiba war ganz geschockt. Er musste mit Joey reden, aber nicht vor seinen Freunden. Das würde er nicht wagen.
 

Endlich läutete die Schulglocke erlösend das Ende des Schultages ein. Kaiba wollte aufstehen und mit Joey reden, doch da kamen schon wieder seine Freunde, doch dieses Mal kamen sie auf ihn zu.

„Wehe, du tust Joey noch mehr an, dann können wir für nichts garantieren“, sagte Tristan, doch er wurde schon wieder in seinem Handeln durch Joey unterbrochen.

„Ich habe gesagt, ihr sollt Kaiba in Ruhe lassen. Der kann selbst nichts dafür, dass er ein Arschloch ist.“

Seine Freunde fragten sich, was denn mit Joey los ist, doch darauf wollten sie nicht näher eingehen. Er würde schon seine Gründe haben. Seine Freunde verschwanden aus dem Klassenraum, aus dem Schulgebäude und vom Schulgrundstück.

Joey wollte auch gerade gehen, als ihm versehentlich seine Schulsachen runterflogen.

„Heute geht auch alles schief“, murmelte er und setzte sich seufzend und mit der Hand an der Stirn auf seinen Stuhl zurück.

Als er neben sich sah, sah er, dass Seto ihm seine Sachen in die Tasche packte.

„Verzeih mir...“, flüsterte Seto Kaiba. Ja, es tat ihm wirklich leid. Und da war es wieder, dieses Kribbeln. Beide spürten es deutlich. Kaiba lächelte kurz. Das brachte Joey so aus dem Konzept, dass er fast vom Stuhl viel. Dann nickte Joey und lächelte auch. Seto stand auf und wuschelte ihm kurz durch die Haare, dann verschwand er.

Joeys Herz raste, zu schnell, um mitzubekommen, was gerade geschehen war. Dieses Lächeln, das Seto Kaiba gerade gezeigt hatte, es war nicht kalt, es war so warm gewesen.

Nach einigen Augenblicken stand Joey auf und ging durch das Schultor. Er ging zu seiner Wohnung, doch da kam die übliche Wut auf Kaiba zurück. Tse, was glaubt der, wer er ist?, dachte Joey, meint der, mit einem Lächeln ist alles vergessen?

Joey schloss seine Wohnungstür auf und legte sich auf seine Couch. Verwirrt und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend schlief er ein.
 

Er wurde durch ein Klingeln des Telefons geweckt. Wie spät war es denn? Oh, es war schon 20 Uhr. Verschlafen nahm Joey den Hörer ab.

„Hallo?“

„Joey? Hier ist Mokuba.“

„Mokuba, was ist passiert? Warum weinst du?“

Mokuba weinte bitterlich in den Telefonhörer. Joey verstand nicht warum.

„Es ist etwas Schreckliches passiert! Du musst mir helfen.“

„Na, so schlimm wird es schon nicht sein, dass man dafür keine Lösung findet. Was ist denn das Problem?“

„Seto wurde entführt.“

Der Telefonhörer krachte geräuschvoll auf den Boden.



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