King Cry Yami - Spaß muss sein
*Yugi*
Ich wusste ja, dass ich mir nach dem kurzen Gespräch mit der Gang noch einiges von Seto und Roland anhören dürfte, aber das, was sie die beiden mir immer wieder vorwarfen, ging einfach zu weit. Ich durfte ja wohl mein eigenes Leben führen und es war ja nun auch nicht so, dass ich irgendwie etwas Verbotenes getan hatte, nur, weil ich mich mit den „Drapes“ unterhalten hatte.
„Ich verstehe das nicht, Yugi. Du bist intelligent, nett und höflich. Warum ausgerechnet verbindest du dich dann mit den Drapes?“, fragte mich Roland und hatte dabei mehr, als nur einen vorwurfsvollen und verachteten Ton in seiner Stimme.
Auch Seto musste sich natürlich sofort einmischen: „Yugi, wir sind Snobs. Wir sind anständige Menschen. Wir müssen zusammen halten.“, klärte er mich auf.
Ich wollte aber kein anständiger, höflicher, netter Junge sein. Ich wollte auch mal ausrasten dürfen, schlechte Noten mit nach Hause bringen und mich gegen vorherrschende Meinungen auflehnen, einfach, weil ich Lust dazu hatte.
„Ja, aber Drapes sind doch auch Menschen. Sie sehen halt nur anders aus, als du und ich.“, gab ich wütend zurück. Ich mochte es überhaupt nicht, wenn jemand andere Menschen aufgrund ihres Aussehens verurteilte.
„Außerdem glaube ich, dass Yami bestimmt singen kann. Cool, hipp…“, sagte ich verträumt. Yami war einfach mein Traummann, auch wenn ich das Seto gegenüber niemals hätte zugegeben. Ja, ich sah vielleicht nicht aus wie ein Drape, aber innerlich war ich bereits einer, und sei es auch nur, ein ganz, ganz kleiner Drape.
„Woher kennst du nur diese grässlichen Worte? Deine Eltern würden sich ja im Grabe umdrehen.“, stellte Roland angewidert fest und auch Seto konnte sich ein Kommentar nicht verkneifen: „Das kommt bestimmt daher, dass Yugi sich immer wieder diese scheußliche Musik aus den Juxboxen anhört. Schatz, Yamis Musik ist nicht einmal in den Hitparaden.“, wollte mich Seto aus meinen Träumerrein wieder zurückziehen und um seiner Aussage die nötige Stärke zu vermitteln, tätschelte er mir meine Schultern.
Ich mochte diese Schmuserein nicht sonderlich. Nicht, dass ich etwas gegen Körpernäher oder Zärtlichkeiten hatte, aber in diesem Moment fühlte ich mich einfach, als wäre ich ein kleines, unartiges Kind gewesen, dass man mitleidig belächelte.
„Seto, hör bitte auf mich anzufassen. Das macht mich wahnsinnig.“, knurrte ich etwas unter geschlossenen Zähnen und wand mich aus seinem Griff.
*Yami*
Das Ziel, welches ich seit geraumer Zeit verfolgte, kam uns immer näher. Die Limousine von Seto und diesem kleinen Yugi fuhr genau vor uns und ich wartete nur auf einen günstigen Moment, um diesen Snobs mal eines auszuwischen.
Yugi schien ganz cool zu sein, ich meine, für einen Snob und da wollte ich doch mal testen, wie weit ich gehen konnte, ohne, dass er einen Herzinfarkt erlitt.
Malik hatte es auch wieder einmal geschafft, Mariku wahnsinnig zu machen. Die beiden fielen beinahe auf den Rücksitzen übereinander her und Bakura, der sich diese Show nicht entgehen lassen wollte, hatte sich bereits den Frontspiegel so eingestellt, dass er auch ja alles sah.
Ich liebte diese Jungs einfach. Sie waren verrückt, ja, ich gebe es zu, aber sie waren eben meine Gang, meine Freunde, meine Drapes. Ich wusste, dass ich mich immer auf die verlassen konnte, egal, was auch kommen würde.
„Ich glaube, Yami hat sich verliebt.“, sagte Bakura schließlich und musterte mich eindringlich, doch, wie nicht anders zu erwarten, verzog ich nicht im Geringsten die Mine. Niemand konnte mir jemals anmerken, was ich fühlte oder dachte.
„Yugi und Yami, tun es im Grass, da spritz der Yami ab und es wird nass, nass, nass.“, sang Mariku vergnügt, währenddessen er immer noch dabei beschäftigt war, sich um Malik zu kümmern, saß dieser doch stöhnend auf Marikus Beinen und ließ sich erregen.
„Ach…oh, ja…ich glaube, hm, Mariku, ja…dass Yami nichts von, ah, Yugi möchte. Er, oh ja, ist schließlich…hm, hgn, ein Snob.“, brachte Malik keuchend hervor, sodass ich die Hälfte sicherlich nicht ganz mitbekommen hatte.
„Ich denke, dass er bestimmt nur so lieb und nett tut, ansonsten wäre er wohl kaum zu uns gekommen, oder? Außerdem, so schlecht sieht er gar nicht aus.“, sprach Bakura auffordernd. Er konnte es einfach nicht ertragen, wenn er nicht wusste, was ich dachte oder fühlte, doch diesen Triumph überließ ich ihm nicht.
Noch bevor Bakura etwas Weiteres sagen konnte, trat ich auch schon aufs Gas um nur ein paar Sekunden später neben der Limousine von Seto zu fahren.
„Hey, Süßer. Wie geht’s?“, rief ich Yugi entgegen, der mich mit hochroten Wangen schüchtern anlächelte. Oh ja, das war mein Triumph, Setolein.
„Du bist ein toter Mann, Yami!“, schrie mir dieser auch gleich zu und wäre mir in diesem Moment wohl am liebsten an die Kehle gesprungen.
Malik hatte sich in der Zwischenzeit auf den Rand des runtergelassen Fensters gesetzt um auch bloß alles von meiner kleinen Aktion mitzubekommen, während Bakura es vorzog, Roland immer wieder aufreizende Gesten zu zuwerfen.
Mariku saß einfach nur auf der Rückbank und befummelte Malik immer noch, was Seto einen angewiderten Blick abverlangte.
Ich hätte wohl noch ewig so weiter machen können, hätte ich nicht das aufgeregte Hupen eines Wagens vernommen, der uns geradewegs entgegen kam, fuhren wir doch auf der anderen Fahrbahnseite.
„Wir sehen uns.“, bemerkte ich noch kurz zu Yugi, dem diese Aktion wohl doch sehr gefallen hatte, bevor ich meinen Cadillac das letzte an PS abverlangte und knapp vor der Limousine von Seto rüberzog.
Ein Sieg auf ganzer Linie, würde ich mal meinen. Yugi gehörte mir, so oder so. Ich bekam immer, was ich wollte und das würde sich jetzt auch nicht ändern.
