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Daylight

~Wait for Sunrise~
von

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Pluck up courage!

Es dauerte einige Sekunden, bis Temari wieder zu sich fand.

"Sakura?", flüsterte sie und packte ihre alte Freundin an den Schultern. "Wach auf, bitte! Wir müssen hier weg!"

Doch Sakura rührte sich nicht.

Temari begann zu schluchzen und schüttelte immer wieder an dem leblosen Körper der jungen Frau, als sie plötzlich Stimmen in der Nähe hörte und sich ihrer Situation voll bewusst wurde. Sie mussten hier schleunigst weg! Einen galanten Abtritt hatten sie in der Bar nicht geliefert und sicher würden einige Kerle nach ihnen suchen, so erhitzt wie die Gemüter waren.

Temari wischte sich die Tränen weg und stand auf. Mit aller Kraft hievte sie Sakura soweit hoch, um sich mit ihr in einer dunklen Gasse zu verstecken. Was dann kommen würde wusste sie noch nicht.

Es ging schneller voran, als Temari dachte und traurig stellte sie fest, dass Sakura noch weniger wiegen musste, als es damals schon der Fall gewesen war.

Verdammte Armut ...

Sie legte ihre Freundin hinter einer nicht all zusehr einladenden Mülltonne ab und sah sich etwas um. Niemand schien sich in der Nähe zu befinden. Jetzt musste sie sich nur noch überlegen, was zu tun war. Sie kehrte zu Sakura zurück und versuchte sie abermals zu wecken, doch die Rosahaarige blieb stur.

Temari spürte, wie sich wieder die heißen Tränen ihren Weg bahnten, und langsam gesellte sich Verzweiflung dazu. Was sollte sie jetzt tun?

Sie kramte in ihrer Tasche und holte ihr Handy heraus. Da ihr Guthaben fast aufgebraucht war, hatte sie höchstens einen Anruf. Sollte sie ein Taxi rufen? Aber wohin dann? Zu sich? Nein, das ging nicht. Doch wohin dann? Sie hatte hier doch keine Freunde ...

Oder doch?

Temari kramte in ihrem Portmonnaie nach Itachis Visitenkarte, die er ihr vor kurzen gegeben hatte. Sollte sie?

Nein! Sie konnte ihn nicht um Hilfe bitten! Das ganze ging ihn nichts an und sie wollte ihn nicht mit hinein ziehen ...

Stimmen ließen Temari aufschrecken und eine panische Angst überkam sie. Gegen diese bulligen Kerle hatte sie ohne Sakura keine Chance, und sie konnte ihre ohnmächtige Freundin nicht beschützen. Sie war immer schwach gewesen. Sakura war immer diejenige gewesen, die stark war. Egal was passierte, sie verlor nie den Verstand. Egal wie schlimm die Situation war, wie aussichtslos, oder wie betrunken sie war. Im entscheidenden Moment war sie immer im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte. So wie vorhin, als sie Temari beschützen wollte.

Aber was konnte sie? Was konnte sie tun, um sich nun zu revanchieren? Sie konnte nicht mit einem Messer umgehen, oder böse mit den Augen funkeln, oder jemanden nach belieben Manipulieren. Sie konnte nichts ...

Temari lehnte sich schluchzend an die Wand und sah auf das blasse Gesicht ihrer bewusstlosen Freundin. Es gab nicht viel was Sakura umhauen konnte, aber sie hatte es offenbar geschafft.

Wirklich grandios ...

Temari schloss die Augen, aus denen nun unentwegt die Tränen flossen. Es war lange her, dass sie das letzte mal geweint hatte. Sie erinnerte sich an eine Situation, die mittlerweile einige Jahre zurücklag.

Sie war noch recht neu in der Gang gewesen, in die sie nur wegen David geraten war. Wegen ihm hatte sie ihre Familie und ihre Heimat verlassen, wegen ihm war sie nach New York gegangen. David hatte sie bekannt gemacht, hatte sie eingeführt. Und dann hatte er sie betrogen ...

Damals war sie am Boden zerstört gewesen. Für ihn hatte sie alles hin geschmissen. Für ihn hatte sie alles gegeben. Und er verließ sie wegen einer anderen.

Trotzdem war sie in der Gang geblieben. Was hätte sie auch tun sollen? Zurückkehren? Nach Hause? Hätte sie das überhaupt gekonnt?

Aber in der Gang hatte sie es nicht leicht. Keiner mochte die Blonde, man redete hinter ihrem Rücken über sie. Immer schon. Aber als sich David noch von ihr abwandte, da war sie das Letzte. Keiner redete ein Wort mit ihr, sie lag immer allein und aß allein. Sie bekam nur die Reste vom Rest.

Sie war die Unterste in der Rangfolge.

Und Sakura stand ganz oben. Jeder hörte auf sie, tat was sie sagte. Sie sorgte für Essen, für warme Plätze. Sie schlichtete Streit mit anderen Banden und sorgte dafür, dass ihnen keiner in die Quere kam.

Aber sie interessierte sich nicht für Temari. Die ersten Wochen, als Temari dort aufgetaucht war, schien sie die Blonde nicht einmal bemerkt zu haben.

Sie stand ganz alleine da, als David sie verließ. Sie war den anderen ausgeliefert.

Und Temari fand sich damit ab.

Eines Abends war es besonders schlimm. Die Straßengang bestand aus knapp 15 Jugendlichen, mal waren es mehr und mal weniger. Temari hatte als letzte etwas von dem kargen Essen erhalten und saß auf dem Boden, weit entfernt von den Anderen.

Plötzlich rempelte sie jemand an und als ihr der Teller zu Boden fiel, stieß die Person ihn mit dem Fuß weg. Es war das Einzige, was sie an diesem Tag zu essen gehabt hatte.

Temari sah verschreckt in die Augen ihrer Angreiferin, die nur belustigt grinste. "Was ist? Ist dir etwa dein Essen runtergefallen? Es liegt doch noch da, leck es doch vom Boden auf!"

"Ich ...", Temari begann zu zittern.

"Hast du mich nicht gehört?", fragte die Brünette. "Du sollst auf den Boden kriechen und das Essen auflecken! Hier wird nichts verschwendet."

"Aber ..."

"Verdammt, leck das Essen auf!", die Brünette trat Temari heftig in die Seite, so dass das Mädchen unter Schmerzen nur keuchen konnte. Ein zweiter Tritt schubste sie zu der Stelle, wo das gesamte Essen im Dreck lag. Und unter Schmerzen hörte sie nur das Lachen der anderen.

Keiner würde ihr beistehen. Niemand würde zu ihr halten. Sie war allein.

Temari begann zu weinen, doch die anderen reizte das immer mehr zum Lachen. Plötzlich verstummte aber die Masse, und Temari konnte durch ihren verschleierten Blick erkennen, dass Sakura gerade zurückgekehrt war. Würde sie sich für sie einsetzen? Dem Ganzen Einhalt gebieten?

Bestimmt nicht! Sie würde Lachen, wie die anderen.

"Oh, wie ich sehe habt ihr heute Abend was zum Spaßen", hörte Temari die Stimme der Rosahaarigen näher kommen.

Die Brünette grinste böse. "Sie musste mal eine Lektion erhalten! Ihre Visage geht mir auf den Geist!"

Temari hörte Sakuras leises Lachen. Es war sogleich Anmutig wie gefährlich.

"Und warum kriecht sie da unten im Essen rum?", wollte Sakura grinsend wissen.

"Weil sie ein dreckiger Köter ist, und Köter haben vom Boden zu essen."

Jeder im Raum lachte. Temari presste die Augen zusammen. Sie wollte, dass das Weinen aufhört. Sie wollte sich nicht die Blöße vor Sakura geben. Die anderen waren egal. Aber Sakura sollte sie nicht für schwach halten ...

"Du bist ein Schwächling", hörte sie plötzlich Sakuras scharfe Stimme und das Lachen wurde immer lauter.

"Aber ich hab nichts gegen Köter. Sie sind einem treuer als jeder verdammte Mensch!"

WAS?

Temari riss abrupt die Augen auf. Hatte sie sich diese Worte von Sakura nur eingebildet?

Doch die Stille im Raum ließ sie erahnen, dass Sakura das wirklich gesagt hatte.

"Beweg deinen Hintern nach oben, oder haste wirklich vor den Dreck da aufzulecken?"

Temari traute sich kaum zu Bewegen, aber Sakura zog sie nach oben. "Kriechst hier rum und lässt dir auf der Nase rum tanzen! Warum hast du ihr nicht einfach eine rein gehauen?", wollte sie direkt von der Blonden hören.

Temari wagte kaum den Mund auf zu machen. Das Ganze hier war doch nur eine Verarsche, oder? Warum sollte gerade Sakura einer wie ihr helfen?

"Ich ... ich hatte ... angst ...", presste sie gerade so aus ihren Lippen.

"Angst?", höhnte Sakura und sah zu der Brünetten, die noch immer nicht realisierte, was hier abging.

"Und, was ist mit dir? Hast du auch Angst?"

"Ich? nee, wieso?", fragte die Braunhaarige zurück, als sie plötzlich von Sakura gepackt und zu Boden gestoßen wurde. Direkt in das wässrige Essen.

"Du bist die jenige, die sich vor Angst in die Hosen scheißen sollte! Machst hier einen auf dicken Macker, wenn ich weg bin oder was? Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist an Essen zu kommen?", Sakura war so wütend, dass Temari einige Schritte nach hinten machte. Jetzt verstand sie auch, woher der Respekt kam, den ihr die anderen entgegenbrachten ... "Denkst du mit deinem mickrigen Hirn eigentlich nach?", polterte sie. "Und ihr ..." sie drehte sich zu den restlichen, den der Schrecken noch in den Augen stand. "Lacht dumm rum, anstatt mal eure Hintern in Gang zu setzen. Findet ihr das komisch? Was wäre, wenn ich einen von euch das Essen vom Boden lecken lasse? Sind wir nicht schon die Untersten der Untersten? Halten uns diese frisierten Lackaffen nicht schon für räudige Köter? Habt ihr das noch nie gehört? Ich schon! Oft genug, und dann muss ich sehen, wie sich meine Leute auch noch so benehmen! Ihr macht uns wirklich alle Ehre! Wir sitzen hier alle, verdammt noch mal im selben Boot! Wer den Schwächling hier nicht leiden kann, okay! Das interessiert mich nicht! Aber das dabei so etwas rauskommt, das ist ja ...", Sakura holte tief Luft, doch wie es schien war sie die Einzige, die sich traute zu Atmen. "Und dann das Essen!", Temari stockte fast das Herz, als Sakura plötzlich einen eher quengligen Ton anschlug. "Leute, ich renn mir doch nicht die Hacken ab und ihr werft es zu Boden, um euren Spaß zu haben!"

"Sorry, Sakura ...", sagte plötzlich einer aus der Gang und noch viele andere nuschelten betrübt ein Sorry hinterher.

"Sorry ... Einsicht mag ja hübsch wirken, aber sie wird uns nicht ernähren. Was soll Temari denn jetzt essen? Ich meine", Sakura sah grinsend zu der Brünetten. "Jennifer hat ihre Ration ja nun, nicht?"

"Aber ..."

"Kein aber. Ich will hier nachher nichts mehr liegen sehen. Leck den Dreck auf oder sieh zu dass du dich hier nie wieder blicken lässt!"

Das waren harte Worte ...

"So, wo ist mein Essen?", fragte Sakura und wirkte leicht müde. Sofort sprang jemand auf und brachte ihr eine gefüllte Schüssel, doch Sakura ging an dem jungen Mann vorbei. "Gebt es Temari. Und überlegt euch, wie ihr eurer beschissenes Verhalten wieder gut machen könnt! Wenn wir uns nicht mehr aufeinander verlassen können, dann werden wir nicht lange überleben."

Dann verschwand sie aus dem Raum und ließ bedrückte Gesichter zurück.

"Hier", sagte der junge Mann und reichte die Schüssel Temari, die kaum ein Wort raus brachte, sondern nur den Kopf schüttelte. "Das ... kann ich nicht annehmen ...", wisperte sie.

"Keine Sorge, wir tun unsere Essen zusammen und bringen Sakura auch eine Schüssel. Sie soll nicht für uns grade stehen müssen. Das tut sie oft genug. Und entschuldige ... wir haben uns nicht gerade wie die Nettesten aufgeführt. Es kommt nicht noch einmal vor ..."

Temari hatte an diesem Abend das erste mal nicht alleine gegessen. Doch Sakura hatte sie auch nicht mehr zurückkehren sehen. Um so mehr glänzte dafür der Boden ...
 

Wieder sah Temari auf ihre bewusstlose Freundin. Damals war der erste Schritt für eine wunderbare Freundschaft gemacht worden. Sakura war für Temari eingetreten, obwohl sie nichts von ihr wusste. Nur das sie die Schwächere gewesen war ...

Und danach hatte sich soviel geändert. In der Gang hatte sie nie mehr alleine essen oder sitzen müssen, man hatte nicht mehr hinter ihrem Rücken geredet, nichts dergleichen mehr.

Und jetzt? Sie war doch immer noch die Schwächere. Was konnte sie ausrichten? Was tun?

"Dich überwinden ist der erste Schritt", hatte Sakura immer gesagt, wenn Temari sie fragte, was sie gegen ihre Angst machen konnte. "Angst zu haben ist keine Schande! Aber Mutig sein bedeutet auch nicht die Abwesenheit von Angst, sondern vielmehr, dass du erkennst, dass etwas anderes wichtiger ist als deine Angst. Vielleicht beschert dir dein tapferes Handeln kein langes Leben. Aber wer immer nur vorsichtig ist, der lebt doch nie."

"Die Vorsichtigen leben nie ...", flüsterte Temari und blickte noch einmal zu Sakura. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, doch sie fasste einen Entschluss. Sie musste um Hilfe bitten. Sie musste sich überwinden. Für ihre beste Freundin.

Temari schüttelte den Kopf und griff nach ihrem Handy. Hoffentlich würde das Guthaben reichen. Und ihr Akku war auch nicht besonders voll. Warum musste alles immer mit einmal kommen?

Sie nahm die Visitenkarte von Itachi und wählte die Nummer. Ehe sie auf die grüne Taste drückte vergingen einige Sekunden, aber dann tat sie es.

Es läutete eine Weile, ehe Itachi abnahm. Als sie seine Stimme hörte kamen die Tränen noch intensiver und nur unter Schluchzen konnte sie ihm in etwa die Situation erklären.

Doch Itachi verstand sofort.

"Hör zu Temari, sobald du irgendwo ein Taxi kommen siehst, hältst du es an!", er nannte eine Adresse und die Anspannung in seiner Stimme war deutlich zu hören. Er hatte Angst um das Mädchen.

"Aber ... aber ich hab keine drei Dollar in der Tasche, ich ..."

"Sag dem Fahrer, dass er bezahlt wird sobald er euch sicher abgeliefert hat! Er soll keine Umwege fahren! Aber so geht es schneller, als wenn ich jetzt ins Auto steige. Das ist die Adresse meines Bruders, es ist näher dort hin. Wir sehen uns dort, okay?"

Temari schluchzte ein "ja" und legte auf.

Dann hielt sie ein Taxi an und zusammen mit dem Fahrer brachten sie Sakura ins Auto.

"Betrunken", meinte Temari abwesend auf den fragenden Blick hin.

"Aber bezahlen kannst du?", wollte der Mann genervt wissen.

Temari nickte.

Dann fuhr der Wagen los ...

Keine Sekunden später tauchten zwei Kahlköpfige im Rückspiegel auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Honey07
2008-12-27T20:23:10+00:00 27.12.2008 21:23
hi!! ^^
hab gerade deine ff entdeckt und finde sie richtig klasse^^
du hast echt eine super tollen schreibstiel.
gefällt mir richtig gut. schade das ich die ff nich schon eher gefunden habe...
na ja, aber dafür jetzt ^^
freu mich echt mega dolle wenn du weiter schreibst *grins*

LG sasu00saku
Von: abgemeldet
2008-12-27T17:15:03+00:00 27.12.2008 18:15
jetzt nee oder??
grad wos spannend wird hörst du auf :(
hab cih eig. schon erwähnt, dass du voll hamma schreiben kannst??
eig. solltest du dafür viel mehr kommis bekommen, ich verstehs voll nich...
aba naja wenn du so weiter machst, werd ICH -deine treue seele (xD)- immer kommis schreiben xD

mir gefällts voll, dass deine ff auch ne versteckte botschaft beinhaltet, des wo z.b. sakura gesagt hat...

also bis dann
danke für die ens ;)
rutsch mal gut ins neue jahr xD
lg sakura93
Von:  Sakura-Jeanne
2008-12-27T16:50:29+00:00 27.12.2008 17:50
hammer kapitel


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