Zum Inhalt der Seite

Daylight

~Wait for Sunrise~
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Fremde in der Bar

Es war der 19. Dezember, und für Temari ein Tag wie jeder andere. Obwohl sogar ihre Mutter versuchte, etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten, war sie davon noch nicht eingenommen. Die Weihnachtstage waren immer etwas emotionales gewesen, und normalerweise hatte sie meistens mit Sakura in ihrem Unterschlupf gesessen und an ihre Familie in L.A. gedacht. Nun war sie bei ihrer Mutter und ihrem Bruder, und dachte, wie schon sooft in letzter Zeit an Sakura, wo sie wohl war, was sie machte und ob es ihr gut ging.

"Ich muss dann los", sagte Temari und schnappte sich ihre Tasche. Sie gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn und ging zur Tür des kleinen Trailers. "Wartet nicht auf mich, es kann heute spät werden."

"Lass dir von dem Vogel nicht auf der Nase rumtanzen!", meinte Gaara, ihr Bruder und meinte mit Vogel wie immer ihren Chef.

"Werd ich nicht. Und du treib dich bitte nicht wieder die ganze Nacht rum, wenn ich nicht da bin. Mutter muss nicht alleine bleiben, solange es ihr noch schlecht geht."

"Als wenn es mir besser gehen könnte", hustete diese. "Ich habe euch, und das reicht völlig. Wir verbringen Weihnachten zusammen, was könnte ich mir schöneres wünschen?"

Temari seufzte, winkte zum Abschied und ging hinaus in die Kälte. Der Frost war fast unerträglich, und da es längst dunkel war, fühlte es sich noch kälter an. Wenigstens hatte es Temari nicht weit bis zum Sao Paulo.
 

Eine halbe Stunde später stand die Blonde wie gewohnt hinterm Tresen und zapfte Bier oder schenkte andere Getränke aus. Die erste Stunde ihrer Schicht verbrachte sie meistens mit nichts anderes, erst danach lief sie von Tisch zu Tisch und bediente die besoffenen Kerle, die ihr des öfteren einfach an den Hintern grapschten oder dumme Kommentare fallen ließen. Auch diesen Abend wurde sie davon nicht verschont.

Generell hasste sie diese Spätschichten, die mehr Regel als Ausnahme waren. Tagsüber bestand die Kundschaft eher aus nüchternden Frauen wie Männern, abends hingegen wäre das schon fast unmöglich gewesen. Wer nicht betrunken war, hatte sich voll gedröhnt. Nüchtern ging nicht. Nüchtern war unmöglich.

"Hey, Temari hör auf zu Träumen! Bring den Schnaps und das Bier zu Tisch drei!", die blonde Frau schreckte aus ihren Gedanken hoch und rannte mit dem Tablett zu den Gästen. Für das Bringen der Getränke verdiente sie sich wie so häufig einen Klaps auf den Hintern.

"Widerliche Penner!", knurrte Temari, leise genug um nicht gehört zu werden. Ihre Arbeit durfte sie um Gotteswillen nicht aufs Spiel setzen. So konnte sie ihrer Mutter wenigstens einige der teuren Medikamente ermöglichen.

Eine Stunde später machte Temari ihre erste Pause und sie gönnte sich eine kalte Cola. Das waren die einzigen Momente, die ihr bei ihrer Arbeit gefielen. Sie konnte etwas abschalten und Kraft tanken, wenn auch nur für zehn Minuten.

Temari unterhielt sich gerade mit einer andere Kellnerin, die Pause machte, als sie vor der Tür Gerammel hörte. Keine Minute später wurde diese aufgestoßen und eine vermummte Gestalt betrat den Raum, schwankte deutlich und ging an einen der hinteren Tische, die im dunkeln lagen. Temari erkannte, dass der Neuankömmling offenbar eine Frau war, denn die Fremde trug einen recht kurzen Rock und über die Knie reichende Strümpfe. Das einzig Warme, dass sie trug war der dicke Schal um ihren Hals, der auch ihren Kopf bedeckte. Plötzlich jedoch wurde die Fremde von einem alten Mann aufgehalten, der ihr lüstern an de Hintern tatschte. Das Lachen erstarb aber augenblicklich, als die Frau ein Messer zog und es an die Kehle des Mannes legte. Das Einzige, was Temari sehen konnte, was das warnende Lächeln der Fremden, was dem Alten offenbar reichte. Er ließ abrupt von ihr ab und die junge Frau konnte ungehindert zu ihrem Platz gelangen. Sie schien allerdings auch einige Leute in der Kneipe zu kennen, da ihr manche zu nickten. Keine Minute später hatte sich die Spannung gelegt und jeder hing wieder an seinem Glas.

Temari musste sich sichtlich zwingen, den Blick von der Fremden abzuwenden. Irgendwas faszinierte sie an ihr ...

"Kommt die öfter? Ich hab sie noch nie gesehen", meinte sie zu ihrer Kollegin feststellend.

"Sie war auch schon ewig nicht mehr hier. Das letzte mal ungefähr eine Woche, bevor du hier angefangen hast. Damals aber noch regelmäßig."

"Regelmäßig?"

"Ja, eigentlich jeden Tag. Wenn sie ging war sie fast immer sturzbetrunken. Ihren Namen kenne ich nicht, den kennen auch irgendwie die wenigstens, und wer ihn kennt verrät ihn nicht. Es ist unheimlich mit ihr. Und sie ist gefährlich."

Temari hörte aufmerksam zu. "Hast du schon einmal mit ihr geredet?", wollte sie wissen.

Die andere nickte. "Ja, und es war ganz anders, als ich es erwartet hatte. Man sagt, sie würde ohne mit der Wimper zu zucken töten. Angeblich vertickt sie hier irgendwo Drogen und ist selbst ständig high. Aber als ich ihr ihren Schnaps brachte hat sie mich nur freundlich angelächelt und sich bedankt. Und wer tut das hier schon? Aber danach habe ich gesehen, wie sie einem Kerl fast die Eier abgeschnitten hat, oder wollte. Da bin ich lieber nicht mehr hin. Sie macht mir Angst, dabei ist sie nicht älter wie wir. Und sie soll nicht von hier sein."

"Nicht von hier?"

"Nein, ich glaube sie soll aus Maryland kommen, oder irgendwo dort in der Gegend. Vor einem Jahr ist sie hier plötzlich aufgetaucht. Sie zieht immer ganz alleine herum. Man sagt, dass sie Menschen hasst!"

Temari musste fast Grinsen. Da hatte sich ja eine wahre Gerüchteküche um die Fremde gebildet. Wahrscheinlich stimmte nicht einmal die Hälfte. Aber ihr Ruf schien ihr Sicherheit zu geben. Sie war nicht dumm.

"Du musst zu ihr!", sagte Temaris Kollegin plötzlich und erschrocken sah Temari die Frau an.

"Was? Warum ich denn jetzt?"

"Weil deine Pause vorbei ist und ich noch fünf Minuten habe!"

"Klasse ...", Temari stand genervt auf und richtete ihre Schürze. Etwas mulmig wurde ihr jedoch, als sie sich dem Tisch der Fremden näherte.

"Was darf ich ihnen bringen, Miss?", fragte sie höflich.

"Irgendeinen Schnaps, Hauptsache stark ...", kam es nuschelnd zurück. "Und wenn es geht noch heute, ich musste schon lange genug warten. Ich hab keine Zeit."

"Natürlich", gab Temari zurück und beeilte sich den Schnaps zu bringen.

"Nimm gleich das Bier für Tisch sieben mit", sagte man ihr an der Bar.

Temari nickte nur und lud sich noch zwei Krüge Bier aufs Tablett.

Eilig kehrte sie zu der jungen Frau zurück und stellte ihr den Schnaps hin. "Entschuldigen sie fürs Warten."

"Habs ja überlebt", kam die gedrückte Antwort.

Temari danke lächelnd und drehte sich, um Tisch sieben das Bier zu reichen, knickte aber mit ihren Arbeitsschuhen um und beide Krüge landeten krachend auf dem Boden, aber nicht ohne vorher einigen kahlgeschorenen Männern das Shirt zu durchnässen.

Sofort schlug die erheiterte Stimmung um und es wurde mucksmäuschenstill. Temari traute sich kaum zu atmen, als sie sich wieder fand und auf die Knie ging um die Scherben einzusammeln.

"Entschuldigt, es tut mir furchtbar leid, ich hab ... es tut mir leid, ich ...", Temari hielt inne, als sie plötzlich jemand am Kinn griff und sie auf Augenhöhe zog.

"Kleine Mistkröte, sieh dir an was du getan hast!", sagte ein bulliger Mann Mitte dreißig. "Wie gedenkst du, dass wieder gut machen zu können?", er bleckte seine gelben Zähne und fuhr mit seiner Zunge dreckig über seine Lippen.

"Ich ... ich könnte ihnen das Shirt waschen oder ersetzen und ich bringe ihnen selbstverständlich sofort ein neues Bier und ..."

Klatsch!

Eine schallende Ohrfeige brachte Temari zum Schweigen. Es schmerzte so sehr, dass ihr Tränen in die Augen traten.

"Halts Maul, so einfach kommst du mir bestimmt nicht davon."

"Lass sie zufrieden, Frank. Als wenn dir das Bier auf deinem fetten Bauch schaden würde. Man sieht kaum einen Unterschied", hörte man plötzlich die Stimme der Fremden, diesmal aber klar und deutlich, nicht nuschelnd oder betrunken.

Und Temari blieb fast das Herz stehen. Diese Stimme, dieser drohende Unterton ... sie hörte sich fast genauso an wie Sakura!

Unmöglich ...

"Hat dich jemand um ein Kommentar gebeten?", zischte Frank eisig, was die Fremde aber nicht beeindruckte. Im Gegenteil, sie stand auf und kam langsam aus der dunklen Ecke heraus. Von Temari sah sie nur den Hinterkopf, aber Frank blickte sie unvermittelt in die Augen. Als sie ihren Schal von ihren Haaren löste, konnte man das böse Blitzen in ihren Augen sehen, die Drohung darin. Ein Lächeln aber zierte noch immer ihr Gesicht. Es wirkte auf eine Art grausam, auch wenn sie dadurch noch anziehender aussah.

"Lass das Mädchen los, es war ein Versehen und sie hat sich entschuldigt."

"Halts Maul, von einer Hure wie dir lass ich mir nichts sagen! Du hast mich lang genug manipulieren können!", und zum wiederholten Mal holte der Glatzkopf zur Ohrfeige aus, doch war die Fremde diesmal schneller und sprang galant hinter ihn, um ihm ihr Messer an die Kehle zu legen. Nun sah sie unverwandt in Temaris Augen ...

"Oh Gott", entfuhr es der Fremden augenblicklich und sie schwankte zurück. Das Messer ließ sie fallen.

Temari schaffte sich als erste aus der Starre zu lösen. Sie hatte nur einen Gedanken, und zwar, dass sie sofort hier raus mussten.

Hastig schnappte sie sich den Arm der Frau und rannte so schnell sie ihre Beine trugen aus der Bar, noch ehe jemand auf die Idee kam ihnen zu folgen.

Sie rannte etliche Gassen entlang, die Frau noch immer am Handgelenk hinter sich her schleifend. Erst nach Zehn Minuten hielten sie an. Temari schnaufte unentwegt und bekam kaum Luft, zudem traute sie sich nicht aufzuschauen, doch die ihr so bekannte Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken.

"Du bist ein Geist ...", wisperte die Frau, die neben ihr im Schnee hockte und sie unverwandt ansah. "Du bist doch tot. Du musst tot sein. Du ... du bist ein ... ein Geist!"

Temari ließ sich zu ihrer Retterin hinunter und sah sie mit Tränen in den Augen an. "Nein, ich lebe! Ich lebe und ich habe dich endlich gefunden. Ich ... ich habe gedacht, ich finde dich nie wieder, Sakura!"

Doch Sakura brach in diesem Moment zusammen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-27T16:54:24+00:00 27.12.2008 17:54
juhuuuuuuuu sakura ist wieder da!!
aba hat die wirklich menschen umgebracht???
ich bin mal gespannt, wie das zusammentreffen zwischen ihr und sasuke ablaufen wird ;)

sooo ich les mal weiter^^


Zurück