Das schwere Missverständnis
Panisch rannte der Uchiha in die Richtung von wo aus der Schrei kam. Er betete, dass er sich nur verhört hatte. Schon vom weiten erkannte er Blut – sehr viel Blut! Und irgendjemand saß mitten drin. Er schluckte hart und legte an Tempo zu. Ruckartig stoppte der schwarzhaarige und rutschte noch ein Stück auf dem Schnee vor. Entsetzt weiteten sich seine Augen, als er den blonden sah. Die Arme lagen schlapp im Schnee und der Kopf hing leblos herab. Sprachlos blieb er einige Sekunden stehen und wusste nicht recht was er machen sollte. In dem Moment hatte er sogar das Atmen vergessen und schnappte schockiert nach Luft. Sein Blick wand sich zu dem Kunai, das neben dem kleinen lag. Dann blickte er zu seinem Arm und schließlich zu dem blassen, verheulten Gesicht. Hektisch kniete er sich zum Blondschopf und riss diesem etwas von seinem Shirt ab um die blutende Wunde zu verbinden. Darauf zog er seine Jacke aus und wickelte den jüngeren darin ein.
Er war Ohnmächtig – doch wieso hatte er das überhaupt gemacht?! Es war eindeutig er selber gewesen – das Kunai lag sogar noch in seiner Reichweite. Dem Uchiha sammelten sich Tränen in den Augen, als er so schnell wie möglich versuchte mit dem blonden ins Krankenhaus zu kommen. Seine Hände, sowie sein Shirt waren voll mit Naruto’s Blut. Er hatte das letzte Mal so eine Angst verspürt, als er Itachi gegenüber stand, als dieser seine Familie getötet hatte...
Nach Atem ringend, stand er nun vor dem Konoha Hospital und richtete sich Naruto auf dem Rücken zu Recht, damit dieser nicht runterrutschen konnte. Schnell rannte er hinein und bekam von Schwestern, die sofort reagierten, den schwerverletzten abgenommen. Stumm blickte der Uchiha, der davon rollendem Bett hinterher und schluchzte leise. Wieso tat der blonde so eine Dummheit?!
Wohl kaum wegen der kleinen Auseinandersetzung von Vormittag!?
Langsam bewegte sich der dunkelhaarige in Richtung Wartesaal und nahm abwesend Platz auf einem Sitz, der weit weg von anderen Wartenden war.
Nach einer halben Stunde trafen auch Sakura und Kakashi ein, die über die Verletzung ihres Teamkollegen informiert wurden. Während sich ihr Sensei nach Naruto’s Wohlbefinden erkundigte, tröstete Sakura, den völlig benommenen Sasuke. Immer wieder schaute er auf seine blutverschmierten Hände. Die rosahaarfabene Mädchen schien er komplett zu überhören. Diese redete auf ihn ein, versuchte heraus zu finden was geschehen war und das was auch immer passiert war, er solle sich keine Vorwürfe machen.
»Sasuke! Hörst du mir überhaupt zu?! Jetzt hör doch auf alles in dich rein zu fressen und sag mir endlich was passiert ist! « meinte sie im Befehlston und legte eine Hand auf die Schulter ihres Schwarms.
Noch immer gab er keine Antwort und starrte ins Nichts.
Sakura seufzte müde und ließ die Hand sinken.
»Ich bin für dich da, wenn du reden möchtest. « sagte sie abschließend, erhob sich und ging zu ihrem Sensei.
Das bekam der dunkeläugige gar nicht mit […]
Er zerbrach sich immer noch den Kopf, was den blonden dazu bewegte sowas zu tun.
Plötzlich wurde er aus den Gedanken gerissen, als Kakashi lächelnd vor ihn trat.
»Naruto’s Zustand hat sich stabilisiert. «
Ein schwaches, jedoch etwas beruhigtes Lächeln umspielte deine Lippen.
Aufgeregt stieß nun Sakura zu den beiden.
»Ich hab gerade eine Schwester gefragt. Sie meinte Naruto dürfte Besuch empfangen, aber wir sollen es nicht übertreiben, also darf nur einer rein… « erzählte sie und wurde zum Schluss immer leiser.
Kakashi schaute kühl zum Uchiha.
»Ich weiß zwar immer noch nicht, was passiert ist. Aber ich bin der Meinung, dass du gehen solltest, Sasuke. «
Sakura verzog das Gesicht.
»Aber Sensei! Ich würde lieber zu -«
»Nein Sakura! Ich habe gesagt Sasuke! « unterbrach sie der JoNin. Wütend biss sie sich auf die Unterlippe und nickte gehorsam.
Müde erhob sich der Uchihaerbe und ging zur Stationsleitung um sich zu erkundigen, wo Naruto lag. Nach einigen Minuten verschwand er eilig in einem Gang und fand sich vor einer grauen Tür wieder. Hart schluckend hob er seine Faust und klopfte zaghaft. Vorsichtig trat er ins Zimmer und sah wie ein Arzt Naruto an ein Gerät anschloss und Sasuke ein freundliches Lächeln zuwarf. Darauf verließ er das Zimmer. Etwas zitternd trat der Uchiha an das Bett seines Freundes. Sein Gesicht war bleich wie das eines Toten. Mit leerem Blick streichelte der Uchiha vorsichtig über Naruto’s Wange. Sie war kalt […]
Beschwert holte der blonde tief Luft und atmete wieder verkrampft auf. Sasuke hatte die Augen weit aufgerissen. Das Gerät, an das Naruto angeschlossen war, hatte kurz auf gepiept – doch die Anzeige normalisierte sich sofort wieder.
Mit Vorsicht nahm der dunkelhaarige Platz auf dem Bett und nahm die kalte, leblose Hand des jüngeren. Es tat ihm weh ihn so schutzlos und verletzlich zu sehen.
Was hatte er sich bloß gedacht – es war so leichtsinnig!
Stunden vergingen und Sasuke wurde immer müder. Unsicher ließ er für kurze Zeit die Hand des blonden los und holte sich einen Stuhl. Er würde nur für ein paar Minuten die Augen schließen… nur ganz kurz! Behutsam umschloss er wieder die Hand des Blondschopfs, als er sich neben dem Bett hinsetzte. Langsam wurde es immer dunkler um den Uchiha. Immer und immer dunkler, bis er einschlief […]
Schwächlich seufzte der blauäugige auf und öffnete seine Augen halb. Sein Blickfeld umfasste nicht viel, aber genug um seinen schwarzhaarigen Freund zu erkennen – er schlief… an seinem Bett und hatte seine Hand mit beiden Händen umfasst. Sie waren schön warm, richtig angenehm.
Dennoch versuchte der blonde sie weg zu ziehen. Dabei wurde der Uchiha geweckt.
»Naruto! Du bist wach! « rief er und stand zu schnell vom Stuhl auf, sodass dieser nach hinten umkippte und mit einem Knall am Boden aufprallte.
Mühsam drehte der jüngere seinen Kopf um.
Sasuke’s Blick wurde schlagartig von glücklich zu niedergeschlagen.
»Naruto…! Was soll das!? Wieso hast du das getan?! «
»Sasuke… « flüsterte der Blondschopf.
»Ja? « antwortete dieser hoffnungsvoll.
»Geh zu Sakura… « brachte er gequält hervor und schloss seine Augen wieder.
Sasuke’s Augen weiteten sich.
»Sakura? Was soll ich denn bei ihr? « fragte er überrascht.
Keine Antwort […]
»Ich hab euch gesehen … « sagte er schließlich leise mit schwacher Stimme und schluckte schwer.
»Was? «
»Im Wald… «
»Oh… ich … habe sie auf dem Weg getroffen und sie wollte unbedingt mitkommen. Ich konnte nichts dafür, dass sie einfach nicht lockergelassen hatte, wirklich! « rechtfertigte sich der schwarzhaarige.
»Also küsst du jeden, den du auf dem Weg zum Wald triffst? «
Stille trat in den Raum. Küssen? Wovon sprach der kleine?
Verblüfft schaute der Uchiha zu seinem Freund, der die Augen aufschlug und zu ihm blickte. Dieser deutete den Blick ganz anders, als er gemeint war.
»Was ist los? … Fühlst du dich ertappt? « fragte er und lächelte schwach.
»Wohl kaum. Wovon sprichst du? « hackte der schwarzhaarige fragend nach und schaute ihn immer noch Ahnungslos an.
»Komm schon, Sasuke! Ich hab euch doch gesehen! Ich habe mit eigenen Augen gesehen wie ihr euch geküsst habt! Sakura blickte dich verliebt an und streckte sich gierige nach deinen Lippen! « schrie der blonde mit zitternden Stimme.
Ihm war wieder zum heulen. Das Gerät an das er angeschlossen war, spielte plötzlich verrückt. Sein Herz schlug schneller, was das Gerät unwillkürlich wiedergab. Gerade als sich Sasuke rechtfertigen wollte, stürmten Schwestern in den Raum und er trat bei Seite. Sie spritzten dem Blondschopf Beruhigungsmitten, wogegen er sich mit Schreien und Schlägen wehrte. Tränen kullerten seine Wangen hinab. Traurig schaute der Uchiha dem Schauspiel zu, bis ihn eine Schwester unfreundlich darauf aufmerksam machte, den Raum zu verlassen.
Verzweifelt hielt er sich am Kopf, während er wieder in den Wartesaal ging. Jetzt wusste er was Naruto meinte! Doch er hatte Sakura niemals geküsst! Scheinbar brachte der kleine da etwas durcheinander… oder er hatte seinen Blick schon abgewendet, als Sasuke das Mädchen von sich stieß. Er wusste nicht, was der jüngere noch mitbekam – aber er musste es ihm erklären!
Natürlich! Das war wahrscheinlich der Grund gewesen, weshalb er so eine Blödheit begannen hatte...
Endlich beim Warteraum angekommen, erblickte er Sakura. Kakashi war schon gegangen.
Strahlend sprang sie auf und rannte zum fertig aussehenden Uchiha.
»Wie geht es Naruto?! «
»Er… gut… « sagte er wobei er beim ersten Wort die Stimme angehoben hatte. Er entschied sich aber doch für ‚gut‘ – eine Erklärung würde sie sowieso nicht bekommen, also brachte es auch nichts, ihr zu sagen, dass sein Freund wegen ihm einen Nerven zusammen Bruch hatte....- Er würde jetzt sowieso wieder schlafen. Müde setzte er sich wieder auf seinen Platz und schloss die Augen.
»Willst du nicht nach Hause, schlafen? « fragte das immer noch stehende Mädchen und beugte sich etwas runter damit sie ihr Schwarm besser verstand.
»Nein. Ich bleibe hier. Du kannst gehen, verpasst nicht viel. « entgegnete er kalt und verschränkte die Arme vor der Brust.
So wie es aussah, würde der schwarzhaarige nicht mit ihr reden wollen, also beschloss sie zu gehen.
»Pass auf dich auf, Sasuke-kun. « flüsterte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ohne die Augen auch nur zu öffnen wusch er sich mit der Hand über die Wange, als wäre da Dreck oder der Gleichen.
Sakura reagierte niedergeschlagen auf diese Reaktion und ging langsam Richtung Ausgang. Es war stockfinster draußen gewesen, was den Uchiha nicht sonderlich dazu verleiten ließ, das Mädchen nach Hause zu bringen. Stattdessen fragte er sich lieber, wann er wieder zu Naruto rein dürfte […]
»Tut mir Leid, Herr Uchiha, aber Herr Uzumaki hat ausdrücklich gesagt, dass sie ihn nicht mehr besuchen sollen und er sie nicht sehen möchte. « antwortete eine Schwester höfflich.
»Was?! Aber ich muss zu ihm! Ich… muss ihm noch etwas erklären…! « knurrte der Uchiha.
»Tut mir Leid, dass sind die Vorschriften. « sagte sie und blätterte in ihrem Block. Wütend funkelte sie der schwarzhaarige an. Unauffällig entfernte sie sich dann und ging zurück zum Tresen der Station.
Genervt setzte er sich wieder auf seinen Platz und legte sein Gesicht verzweifelt in die Hände.
Er ließ ihn ja nicht mal erklären! Dabei war alles ganz anders …
Stunden vergingen … langsam brach der Tag an und es dämmerte in der Ferne.
Völlig übermüdet stand Sasuke schließlich auf. Leicht taumelnd ging er Richtung Naruto’s Zimmer. Eine Schwester fing ihn ab und legte eine Hand auf seine Schulter.
»Entschuldigung. Sie dürften hier nicht rein. « ermahnte sie ihn. Genervt schlug er ihre Hand weg.
»Sorry. Aber ich MUSS da jetzt rein! « knirschte er. Eine zweite Schwester kam hinzu und packte etwas grober sein Handgelenk.
»Hey Jungchen! Meine Kollegin sagte du darfst da nicht rein! «
Erneut wiedersetzte sich der Uchiha. Zwei Männer kamen angerannt und packten ihn grob.
»Lasst eure Pfoten von mir! « schrie er und versuchte sich zu befreien, was ihm nicht wirklich gelang. Scheinbar waren die zwei von der Security, also JoNin.
Mit letzter Kraft trat der Uchiha die Tür des Zimmers ein. Erschrocken sprang Naruto in seinem Bett auf und blickte zum Türrahmen.
»Naruto! Sag ihnen die sollen mich los lassen!! « schrie er.
Verletzt wand der blonde seinen Blick ab.
Diese Reaktion hatte Sasuke sichtlich tief getroffen. Er wurde ein Stück zurück gerückt als er sich wieder anfing zu wehren.
»Naruto, bitte! Lass es mich doch wenigsten erklären! « schrie er und versuchte sich von dem Griff der Männer, die nicht locker ließen, zu befreien indem er um sich schlug.
Der Blondschopf kniff die Augen zusammen und warf sich seine Decke über den Kopf.
Betroffen biss sich der schwarzhaarige auf die Lippe und holte tief Luft.
»Ich hab Sakura nicht geküsst!! « brüllte er so laut, dass man es im ganzen Krankenhaus hörte. Darauf hörten alle abrupt auf an ihm zu ziehen. Damit hatte niemand gerechnet […] Was ginge es auch Naruto an, was Sasuke mit andren Mädchen machte? Es war höchstens interessant für ihn, wenn er mit Sakura zusammen war, und wirklich jeder in Konoha wusste, dass das Mädchen Sasuke liebte. Langsam sank die Decke wieder von den blonden Haaren. Schockiert schaute ihn der Uzumaki an. Hatte er das eben laut gesagt?!
Vorsichtig ließen ihn die zwei JoNin los und er richtete sich sein Shirt zu Recht, während er die beiden genervt anschaute. Dann schlich er zu Naruto rein und knallte die Tür hinter sich zu.
»Lass mich bitte erklären! « fing er mit verzweifelter Stimme an, als er seine Hände auf das Bett legte.
»Ich hab euch doch gesehen… « flüsterte der jüngere, während er sein Bettlacken anstarrte.
Sanft hob der Uchiha mit der Hand Naruto’s Kinn an und blickte ihm in die Augen.
»Ja. Du hast gesehen, dass sie mich küssen wollte. Ich hab es aber nicht zugelassen, weil… « erklärte er und wurde zum Schluss leiser.
»Weil? … «
Weil. Das war die Frage. Ob er den blonden liebte wusste er im Grunde gar nicht … Überhaupt verließen diese Worte Sasuke’s Mund noch nie […]
Traurig befreite sich der Blondschopf mit einer leichten Kopfbewegung von Sasuke’s Hand und blickte zur Seite. Der schwarzhaarige hatte ihm noch nie gesagt, dass er ihm was bedeutete… oder gar, dass er ihn liebte. Das hätte er jetzt gerne gehört. Doch es war Hoffnungslos. Sowas konnte er doch nicht vom stolzen Sasuke verlangen... -
Ein schwaches Schniefen war zu vernehmen. Der Kreide bleiche Blondschopf rang wieder mit den Tränen.
Erneut erhob sich Sasuke’s Hand und streifte sein Kinn. Gerade als er anfangen wollte, ihn an zu maulen, verschloss der Uchiha seine Lippen mit denen von Naruto.
»Weil ich dich liebe, Naruto. Ich brauche dich… hörst du? « hackte er nach. Eine Träne floss dem blauäugigem über die Wange und beendete ihren Weg, als sie auf Sasuke’s Hand prallte.
»Man... es tut mir doch Leid, dass es so gekommen war. Aber es war wirklich nichts zwischen ihr und mir! Wein jetzt bitte nicht! « rechtfertigte sich der Uchiha. Müde schüttelte der blonde seinen Kopf und schloss die Augen.
»Danke… « schniefte er.
