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Lost Memory

Kampf um die Erinnerungen
von

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Die Schule der Kristalle

„Damals hatten Hikari, Raine und ich gerade unsere Schulen gegründet. Hikari die Schule des Lichts, auf der ihr ja gerade seid, ich die Schule der Sterne und Raine die Schule der Kristalle, die sich am Kristallfluss befindet. Wir wollten die Schulen am selben Tag eröffnen und hatten uns deshalb am vorigen Tag getroffen, um am Elementen-Schrein zu den Wächtern der Elemente zu beten. Unsere Freundin Kajika, die damalige Oberhäuptin des Phönix-Clane, kam auch mit.

Dort angekommen, wurde Hikari von einem Priester angesprochen, der ihr prophezeite, dass sie einen schlimmen Fehler begehen würde, der die ganze Welt in große Gefahr bringen würde. Hikari glaubte ihm nicht – ein Fehler, den sie wahrscheinlich nie wieder gutmachen kann!

Es geschah dann zehn Jahre später. Einer ihrer Schüler widmete sich immer mehr der dunklen Magie und brach schließlich den Eid, den man ablegen musste, um als Schüler bzw. Schülerin akzeptiert zu werden: Er brachte Menschen um, um seine Fähigkeiten in dunkler Magie zu testen. Dieser Schüler war Yami.

Hikari war sehr zornig darüber und bannte ihn daraufhin aus ihrer Lehre. Seine Fähig-keiten ließ sie ihm, da sie dachte, dass es Strafe genug war, wenn man keinen Abschluss hatte. Sie irrte sich. Yami wurde immer mehr von der dunklen Magie beeinflusst und be-gann ebenfalls, Schüler in seine Lehre zu nehmen, denen er nur die dunkle Magie bei-brachte.

Zwei Jahre später geschah dann das Unglück. Mehrere Kirit-Clane wurden von Yami ausgerottet, darunter auch der Phönix- und der Drachen-Clan, die beiden mächtigsten Clane überhaupt. Kajika, die ja mit dem Oberhaupt des Drachen-Clans Kami verheiratet war, war zu der Zeit schwanger. Sie konnte jedoch mit den beiden Schwertern fliehen, weil Kami sie beschützt hat. Dieser ist in diesem Kampf leider umgekommen. Und diese beiden Schwerter waren das Phönix-Schwert und die Drachen-Klinge. Wo sich diese bei-den Waffen befinden, weiß niemand, auch ich nicht.

Nun denn, seitdem werden im Jahr durchschnittlich zwei Clane ausgerottet. Hikari weiß inzwischen nun, was für einen schlimmen Fehler sie damals gemacht hatte, als sie Yamis Fähigkeiten nicht ausgelöscht hat. Doch ihr sind die Hände gebunden, weil sie nicht weiß, wo Yami sich befindet, “ erzählte Polaris.

Sie hatten es sich alle inzwischen auf einem Sofa in der Sternenbibliothek bequem ge-macht.

Jeanne hatte Polaris mit klopfenden Herzen zugehört. Sie kannte Kajika! Und wusste über das Phönix-Schwert Bescheid! Vielleicht konnte sie ihr ja auch etwas über ihre Her-kunft verraten!

„Meisterin Polaris, könnten Sie mir vielleicht noch etwas über das Phönix-Schwert er-zählen?“, fragte sie.

Polaris schaute sie überrascht an. „Nun, viel weiß ich nicht. Das Phönix-Schwert gehört zu den heiligen Waffen, die einen enorme Kraft beinhalten, die nur von wenigen Phönix-Kirits beherrscht oder gar komplett eingesetzt werden kann. Normalerweise ist immer nur ein Phönix-Kirit Oberhaupt, der das Schwert benutzen kann, ohne sofort zu Staub zu zerfallen, “ erzählte sie Jeanne, die mit großer Interesse zuhörte.

„Und haben Sie das Phönix-Schwert schonmal in Echt gesehen?“, fragte diese weiter.

Polaris nickte. „Natürlich! Bevor Hikari, Raine und ich die Schulen gegründet haben, hatten wir oft zusammen im Phönix-Clan trainiert! Da habe ich das Phönix-Schwert schon oft zu Gesicht bekommen. Außerdem würde ich es sofort wiedererkennen, “ fügte sie noch lächelnd hinzu.

„Jeanne, was hast du vor?“, unterbrach Navena das Gespräch erschrocken.

Alle außer Jeanne sahen sie überrascht an. Doch diese achtete gar nicht darauf.

„Du willst doch nicht etwa...?“

„Doch, das hab ich vor. Meisterin Polaris hat uns sehr geholfen, Navena. Außerdem frage ich mich schon seit Jahren, warum ausgerechnet ich es bin. Ich kann mich nicht mal an mein Leben erinnern, bevor ich die Schule des Lichts betreten habe! Da stimmt doch was nicht!“, meinte Jeanne und griff nach dem kleinen Anhänger, der an ihrem Gür-tel befestigt war.

Inzwischen sahen alle verwundert zu Jeanne.

Navena biss sich auf die Unterlippe. „Bist du dir sicher, dass du Meisterin Polaris es sagen willst?“, fragte sie nochmal.

Jeanne nickte entschlossen. Und verwandelte den Anhänger in seine Ursprungsform zurück – das Phönix-Schwert.

Polaris stockte vor Staunen den Atem. „Aber das... das ist das Phönix-Schwert! Wie-so...? Warum hast du das Phönix-Schwert? Wie hast du das bekommen?“, fragte sie ü-berrascht.

„Ich hab es im Traum überreicht bekommen, “ meinte Jeanne. Sie wusste, dass es to-tal lächerlich klang. Aber es war die Wahrheit.

„Im Traum?? Aber das würde ja bedeuten, dass du... du bist eine Phönix-Kirit!“, brach-te Polaris hervor.

Jeanne schaute diese überrascht an. Sie hatte es schon im Dunkeln geahnt, aber... das konnte doch nicht sein, oder?

„Der Phönix-Clan wurde doch vor Jahren von Yami ausgerottet! Und nur Kajika hatte überlebt, oder nicht?“, fragte sie die Gründerin von der Schule der Sterne.

Polaris nickte. „Das stimmt, Jeanne, aber du hast ein Detail außer Acht gelassen. Kaji-ka war zu diesem Zeitpunkt schwanger, als der Phönix-Clan ausgelöscht wurde.“

Jeanne klappte die untere Kinnlade vor Staunen runter.

„Aber das würde ja bedeuten, dass Jeanne die Tochter von Kajika ist?!“, rief Saya ü-berrascht.

„Ja, so scheint es, “ stimmte Polaris ihr zu. Dann wandte sie sich an Jeanne und schau-te sie an. „Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Oh Gott, warum ist mir das nicht schon frü-her aufgefallen? Du siehst ihr so ähnlich, Jeanne. Und ich hab es gestern nicht gemerkt. Wie konnte ich so blind sein?“

Jeanne stiegen Tränen in die Augen. „Wenn das so ist, dann habe ich es also Yami zu verdanken, dass mein Vater nicht mehr lebt?“, fragte sie dann.

Polaris nickte und sah sie traurig an. „Ja. Und seitdem habe ich auch den Kontakt zu Kajika verloren. Ich wusste nicht einmal, ob sie das Kind zur Welt gebracht hatte! Sie hatte dann jeglichen Kontakt zur Außenwelt abgebrochen, “ erklärte sie, „es besteht so-gar die Möglichkeit, dass sie bereits...“

Nela legte ihrer Freundin tröstend den Arm um die Schulter.

Jeanne, der es zuvor gelungen war das Weinen zu unterdrücken, liefen die Tränen über die Wangen. Das war nicht fair! Jetzt hatte sie endlich mal eine Spur zu ihrer Vergangen-heit gefunden und musste sich nun klarmachen, dass ihr Vater schon lange nicht mehr lebte und ihre Mutter inzwischen vermutlich auch schon nicht mehr existierte.

Sirius versuchte, sie aufzumuntern. „Hey, Jeanne. Sieh die ganze Sache doch mal posi-tiv! Meisterin Polaris hat zwar gesagt, dass sie seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Kajika hatte. Doch sie vermutet nur, dass deine Mutter inzwischen wahrscheinlich nicht mehr lebt. Es kann doch auch sein, dass sie sich zurückgezogen und jeglichen Kontakt ab-gebrochen hat, um dich zu schützen, damit du dich nicht in Gefahr begibst, oder? Viel-leicht wartet sie ja darauf, bis du würdig bist, um ihren Posten als Oberhaupt des Phönix-Clane weiterzuführen, bis sie sich dir dann endlich zu erkennen gibt, “ meinte sie und reichte ihrer Freundin ein Taschentuch. Diese nahm es dankbar entgegen und wischte sich ihre Tränen.

Auch Saya versuchte ihrer Freundin Mut zu machen. „Sirius hat Recht, Jeanne. Viel-leicht war sie ja die ganze Zeit in deiner Nähe und hat über dich gewacht, “ fügte Saya hinzu.

„Eben! Und außerdem: Jetzt, wo wir gerade eh unterwegs sind, können wir uns ja auch gleichzeitig mal nach deine Mutter umhören. Es wird zwar bei Weitem schwieriger werden als Informationen über Yami zu sammeln, aber wir packen das schon. Hab Vertrauen zu dir selbst! Wir werden dir natürlich auch helfen, so gut wir können!“, stimmte Navena den anderen zu.

Jeanne schaute ihre Freundinnen dankbar an. „Danke. Euch allen...“, sagte sie und fiel ihnen vor Rührung schluchzend um den Hals.
 

Am nächsten Tag wachte Jeanne ungewöhnlich früh auf für ihre Verhältnisse. Verschla-fen schaute sie sich um. Wo war sie denn nochmal? Sie überlegte eine Weile, bis ihr dann die einzelnen Geschehnisse vom vorigen Tag allmählich einfielen.

Sie schaute sich um. Die anderen schliefen alle noch tief und fest. Sie hatten die Nacht alle – mit Erlaubnis von Polaris – in der Sternenbibliothek verbracht und wollten am Vor-mittag wieder weiter in Richtung Kristallfluss ziehen. Polaris traf fast der Schlag, als sie erfuhr, dass ihre Lieblingsschülerin Sirius mit ihnen reisen würde. Doch sie akzeptierte ihre Entscheidung.

„Ich schau mich hier nochmal ein bisschen um, “ dachte Jeanne bei sich, während sie leise aufstand. Sie konnte sich ja in der Zwischenzeit noch ein paar Bücher durchblättern, während die anderen noch schliefen.

Leise schlich sie sich etwas weiter weg. Als sie die Stelle erreichte, wo sie gestern ge-gen den Eindringling gekämpft hatten, blieb ihr Blick dann an der Leiche von dem Ninja hängen.

„Es gehört sich zwar nicht, Sachen von Toten zu durchwühlen... aber irgendwie bin ich ziemlich neugierig, ob unser Gegner etwas Interessantes oder irgendwelche Informatio-nen bei sich trägt...“, dachte Jeanne bei sich und lief auf die Leiche zu. Sie entdeckte ein gut verschnürtes Bündel, dass in einem schwarzen Tuch eingeschlagen und am Gürtel befestigt war. Vorsichtig entwendete sie dieses und wollte es gerade auseinanderpacken, als die Leiche sich mit einem lauten Zischen in schwarzen Rauch auflöste.

Jeanne starrte entgeistert auf die Stelle, wo zuvor noch der tote Ninja gelegen hat. Stattdessen befand sich dort eine schwarze Feder, die von einer Art Bannkreis mit schwarzen Blitzen umgeben war.

„Und was jetzt?“, dachte sie verwirrt. Die Feder versuchen, mit bloßer Hand anzufassen, das wäre Wahnsinn. Schließlich ist diese von dem Bannkreis umgeben! Und man sollte Bannkreise lieber nicht unterschätzen, das hatte sie von Hikari gelernt. Ihr Blick fiel wie-der auf das Bündel.

„Vielleicht entdecke ich darin ja irgendein Hinweis auf diese seltsame Feder?“, murmel-te sie nachdenklich und schlug das schwarze Tuch auseinander. Zum Vorschein kamen drei Bücher - Magier, Krieger und Dämonen, Dörfer und Clane und ein anderes Band von Mythen und Legenden - und zwei kleine Stoffbeutel, die man sich an den Gürtel binden konnte. Sie steckte sie ohne Zögern ein.

Nachdenklich schaute Jeanne auf die drei Titel der Bücher. Das waren drei der vier Buchtitel, die ihre Meisterin ihr vorgeschlagen hatte! Könnte es sein, dass dieser Schat-tenmagier Yami inzwischen schon wusste, dass sie nach Informationen über ihn suchten? Dann würde es ja heißen, dass dieser Ninja einer von seinen Gefolgsleuten ist!

Sie schluckte. Bei den Gedanken daran, dass ihr Feind jetzt schon jeden Schritt und Tritt von ihnen kennt, wurde Jeanne nochmals bewusst, wie mächtig ihr Gegner ist.

Nach kurzem Zögern schüttelte sie ihre Furcht wieder ab und nahm sie eines der Bü-cher, um zu lesen.
 

Saya war schon länger wach, doch sie stand noch nicht auf. Die vielen Ereignisse vom vorigen beschäftigten sie noch immer und sie benötigte noch etwas Zeit, um alles richtig einzuordnen und nochmals überblicken zu können.

Wenn sie so nachdachte, fiel ihr ein, dass ihr dieser Ninja bekannt vorkam. Hatte sie ihn zuvor schon einmal getroffen? Wieso wusste sie es nicht mehr? Sie musste daran denken, was Jeanne gesagt hatte. „...Außerdem frage ich mich schon seit Jahren, warum ausgerechnet ich es bin. Ich kann mich nicht mal an mein Leben erinnern, bevor ich die Schule des Lichts betreten habe! Da stimmt doch was nicht!“

Saya legte ihre Stirn in Falten. Wenn sie ehrlich war, wusste sie eigentlich auch nichts über ihre Vergangenheit; über die Zeitspanne, die Geschehnisse die sie erlebt hatte, be-vor sie die Schule des Lichts betrat. Aber wie konnte das sein? Sie verstand es echt nicht.
 

Es war bereits Mittag, als die fünf Freunde sich auf dem Weg zum Kristallfluss machten. Die Sonne stand hoch am Himmel, aber im Schatten der Bäume war es ganz angenehm. Wie so oft übernahmen Navena und Jeanne die Führung, in einem größeren Abstand zu Saya, Nela und Sirius, die wegen der Hitze nicht die geringste Lust zu reden hatten.

„Alles okay?“, fragte Navena Jeanne schließlich. Diese hatte, seitdem sie aufgebrochen sind, nur geistesabwesend nach vorne geschaut und nur was gesagt, wenn man sie ansprochen hatte.

„Ja, klar, “ kam es nur abwesend zurück.

„Es ist wegen deiner Mutter und deiner Herkunft, stimmt’s?“, fragte Navena seufzend.

„...hör auf, meine Gedanken zu lesen!“, antwortete Jeanne und sah ihre Freundin leicht genervt an.

„Seit wann kann ich Gedanken lesen? Jetzt mal ehrlich, Jeanne. Ich bin mir sicher, dass wir deine Mutter finden werden. Es könnte zwar dauern, aber irgendwann wird es schon klappen! Hab nur Geduld und etwas mehr Selbstvertrauen. Und vergiss nicht, dass wir immer zur Stelle sind, um dir zu helfen, “ versuchte Navena ihre Freundin zu ermutigen.

Jeanne ritt verzweifelnd ein bisschen schneller, sodass sie Navena nicht mehr antwor-ten musste. Diese versuchte, mit ihrer Freundin mitzuhalten und rief ihr hinterher: „Jetzt versuch nicht wegzulauf-“

Mitten im Satz brach sie ab. Jeanne drehte sich stirnrunzelnd um und sah eine reiterlo-se Silivren auf dem Waldweg stehen.

„Navena?“, rief sie verwundert nach ihrer Freundin. Keine Antwort.

Plötzlich flog ein Schatten mit etwas Grünes dicht an ihr vorüber. Dieser kurze Moment genügte Jeanne, um zu erkennen, dass es Navena war, die von irgendetwas in den Wald verschleppt wurde. War das etwa einer von Yamis Gefolgsleuten? Wenn nicht, gar erneut ein Ninja?

Entsetzt bei dem Gedanken daran sprang Jeanne von ihrem Einhorn ab und stellte si-cher, dass sie ihr Schwert noch bei sich hatte. Dann rief sie den anderen noch zu: „Nave-na wurde entführt!“, woraufhin sie dann alle dem unbekanntem Schatten hinterherjagten.

„Navena? Bist du hier irgendwo?“, rief Jeanne verzweifelt. Erneut keine Antwort.

Ihre Freunde hatten sie gerade eingeholt, als sie im Schatten der Bäume eine Bewe-gung bemerkten.

Das „Etwas“, das Jeanne noch wenige Augenblick zuvor mit Navena im Wald ver-schwinden gesehen hatte, entpuppte sich als gutaussehender Vampir mit langen blonden Haaren und gefährlich aussehen Zähnen. Navena lag in seinen Armen. Als er sich über sie beugte, wollten Jeanne und die anderen eingreifen, doch als sie den Gesichtsausdruck ihrer Freundin sahen, hielten sie inne. Diese lag mit verträumtem Gesichtsausdruck in den Armen des Vampirs und schien sich überhaupt nicht zu fürchten.

Jeanne starrte ihre Freundin vor Entsetzen sprachlos und verdutzt zugleich an.

„Navena?!? Geht’s dir gut?“, fragte Saya genauso überrascht.

„Ja...“, kam es von Navena zurück, die den Vampir immer noch mit verträumtem Blick anschaute.

Der Vampir schaute die Freunde mit einer gehobenen Augenbraue an, und blickte dann wieder verdattert zu Navena runter. Dann schaute er wieder zu den Freunden.

„Bevor hier noch irgendwer anfängt zu schreien: Ich wollte eurer Freundin nichts tun. Ich bin Gonzo, ein halbblütiger Vampir, “ stellte er sich vor.

„Ein halbblütiger Vampir?“, fragte Nela verdutzt.

„Das heißt, dass er halb Mensch und halb Vampir ist. Ein Vorteil für ihn, weil er da nicht pausenlos Blut saugen muss und auch am Tag rumflattern kann, wo die Vollblüter längst schon zu Staub zerfallen wären,“ erklärte Jeanne.

Sirius schaute ihre Freundin erstaunt an. „Woher weißt du das?“, fragte sie überrascht.

„Das hab ich heute Morgen zufällig in dem Buch Magier, Krieger und Dämonen gelesen, “ antwortete Jeanne.

„Aha...“

„Ich will ja nicht pessimistisch sein, aber... irgendwie bereitet mir Navenas seltsames Verhalten Sorgen...“, mischte Saya sich nun ein.

Und sie hatte nicht mal Unrecht: Navena lag währenddessen noch immer mit ver-träumten Augen in den Armen von Gonzo, der so langsam, aber allmählich verlegen wur-de.

„Ähm... ist eure Freundin eigentlich immer so drauf?“, fragte er die anderen.

„Öhm...“
 

„Ich kann es immer noch nicht glauben!“, entfuhr es Jeanne schon zum x-ten Male und schüttelte heftig mit dem Kopf, so wie es immer tat, wenn sie dachte, dass sie das, was gerade passiert war, nur geträumt hat. Dieses Mal übernahmen Saya und sie die Führung.

„Blick der Wahrheit ins Gesicht, Jeanne! Navena und Gonzo sind jetzt zusammen. Dar-an kannst du jetzt auch nichts mehr ändern, “ meinte Saya lachend.

„Eben. Es war Liebe auf dem ersten Blick, “ stimmte Nela ihrer Freundin zu. Diese ritt mit Sirius direkt hinter ihr und Jeanne.

„Aber ich kann’s immer noch nicht fassen! Ihr müsst euch die ganze Sache mal vorstel-len! Navena und ich haben uns ganz normal unterhalten. Da ich ein bisschen weiter vor-ne geritten bin, hab ich mich umgedreht und finde da nur eine Silivren ohne Reiterin vor! Dann fliegt plötzlich noch so ein Schatten mit etwas Grünes dicht an mir vorbei. Ich hab gedacht, mich trifft der Schlag!! Was, wenn Gonzo einer von Yamis Gefolgsleuten wäre? Ich konnte ja erkennen, dass das Grüne Navenas Haare waren. Also hab ich euch infor-miert und wir sind dann auch hinterher. Als wir die beiden dann endlich erreicht haben, war es Gonzo natürlich zu langweilig und er hat sich gedacht, dass er Navena mal ein bisschen erschrecken könnte und beugt sich also über sie und tut so, als ob er sie beißen will. Wir wollten ihr natürlich zu Hilfe eilen. Doch jetzt kommt ja erst das Beste: Unsere Navena liegt mit verträumten Augen in seinen Armen und fürchtet sich kein bisschen! Tja, da ist Gonzos Plan, sie zu erschrecken, gründlich in die Hosen gegangen – doch stattdes-sen hab ich wahrscheinlich den allergrößten Schock meines Lebens erlebt!“, beschwerte Jeanne sich.

Die anderen brachen in großes Gelächter aus und kippten vor Lachen fast vom Einhorn.
 

„Jeanne, du redest wie ein Wasserfall!“, sagte Sirius, als sie sich wieder beruhigt hatte und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht.

„So langsam frag’ ich mich wirklich, wie du auf deine tollen Noten bei Meisterin Hikari kommst, “ meinte Navena verwundert und musste sich beherrschen, um nicht wieder loszulachen. Sie und Gonzo ritten ganz hinten, damit sie sich ganz in Ruhe unterhalten konnten, ohne von den anderen gestört zu werden.

„Wieso? Auf was steht sie denn durchschnittlich?“, mischte Gonzo sich in das Gespräch ein und schaute seine Freundin fragend an.

Jeanne drehte sich erschrocken um und blickte direkt in das grinsende Gesicht ihrer Freundin.

„Navena, nur ein falsches Wort, dann...“, rief sie ihrer Freundin zu und hob drohend ihren Zeigefinger. Nela und Saya grinsten sich verschwörerisch an. Auch Sirius musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen.

Navena wandte sich an Gonzo. „Sorry, Schweigepflicht, “ meinte sie und küsste ihren Freund, den dieser mit Freuden erwiderte. Schließlich musste sie wegen der Reaktion ihrer Freundin doch lachen.

„Navena! Gonzo! Beeilt euch ein bisschen! Wir wollten noch an der Schule der Kristalle ankommen, bevor es dunkel ist!“, rief Saya den beiden schließlich zu, nachdem sie sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten. Daraufhin ritten sie dann alle im Galopp Rich-tung Kristallfluss.
 

Es dämmerte bereits, als sie endlich an der Schule der Kristalle ankamen. Die Einhör-ner – und auch Gonzos schwarzer Mustang – waren schon vollkommen erschöpft. Auch den Freunden ging es nicht anders.

„Wenn das so weiter geht, werden mir irgendwann nicht nur ein paar Stunden Schlaf fehlen; ich glaube eher, dass ich irgendwann dann noch an Schlafmangel leide!“, meinte Jeanne und gähnte zur Demonstration.

„Jetzt beschwer’ dich nicht, Jeanne! Schließlich hat dich niemand gezwungen, mit mir mitzukommen. Wenn du’s jetzt bereust, kannst du ja immer noch umkehren, “ kam es leicht gereizt von Navena.

Jeanne drehte sich zu ihrer Freundin um. „Ich hab mich nicht beschwert! Ich hab nur eine Tatsache festgestellt. Außerdem war auch von Bereuen nicht die Rede! Ich bin froh, dass ich mitgekommen bin, “ meinte sie und schaute Navena ernst in die Augen. „Schließlich bin ich froh, wenn ich meinen Freunden helfen kann.“

„Wir sind da, Leute!“, rief Sirius in diesem Moment und unterbrach so das Gespräch zwischen den beiden Freundinnen. Sie schauten nach vorne. Ein riesiges Tor aus Ahorn-holz versperrte ihnen den Weg in die Schule.

„Na, endlich, “ kam es von Gonzo, der sofort von seinem Pferd abstieg. Die anderen folgten seinem Beispiel.

Nela lief zum Tor und klopfte dreimal an. Nach einer Weile öffnete sich das Tor und zwei Personen erschienen, ein Junge und ein Mädchen.

„Wer seid ihr?“, fragte das Mädchen. Sie hatte lange schwarze Haare, die sie mit einem weißen Haarband zu einem locker geflochtenen Zopf zusammengebunden hatte. Ihre marineblauen Augen schauten die Freunde prüfend und neugierig zugleich an. Sie trug eine weiße Bluse mit einem dunkelroten Rock, der ihr bis zu den Knien reichte.

„Wir sind Schüler von der Schule des Lichts und sind hier zufällig vorbeigekommen. Da es schon recht spät ist, wollten wir um eine Unterkunft bitten, bevor wir in den nächsten Tagen dann wieder weiterziehen, “ antwortete Saya.

„Und wie viele seid ihr?“, kam es von dem Jungen. Seine zerzausten braunen Haare fielen ihm ins Gesicht. Er trug ein schwarzes Shirt mit dunkelblauer Hose. Seine braunen Augen schauten die Freunde fragend an.

„Wir sind zu sechst, “ entgegnete Sirius.

„Ob ihr hierbleiben könnt oder nicht, das können wir nicht entscheiden. Meisterin Raine wird dann entscheiden, ob ihr hier über Nacht bleiben dürft, “ sagte das Mädchen und öffnete das Tor. Die sechs Freunde liefen mit ihren Einhörner und Pferden an den Zügeln haltend hinein.
 

Nachdem sie die Reittiere in den Stall gebracht und ihnen genügend Futter und Trinken hingestellt hatten, folgten die Freunde den beiden – Yuina und Flake – zu Meisterin Rai-nes Trainingshalle.

„Hey, Navena, wie sollen wir’s diesmal anpacken, ohne dass Meisterin Raine gleich Verdacht schöpft?“, flüsterte Jeanne ihrer Freundin fragend zu.

Diese zuckte die Schultern. „Wir werden sehen. Es kommt, wie es halt kommt. Lassen wir uns überraschen, “ kam es flüsternd zurück.

Jeanne seufzte. „Immerhin wissen Gonzo und Sirius auch Bescheid. Da ernten wir gleich zwei überraschte Blicke weniger, “ meinte sie und erntete stattdessen einen Das-war-mal-wieder-typisch-dass-du-so-etwas-sagst-Blick von Navena.

„Hier sind wir. Gleich könnt ihr Meisterin Raine alles erklären, “ unterbrach Yuina die beiden.

Flake hatte inzwischen die Schiebetür zur Seite geschoben. Er und Yuina verbeugten sich kurz.

„Meisterin Raine, entschuldigt die Störung. Aber diese sechs Leute hier, die sagen, dass sie Schüler von der Schule des Lichts kommen, wollen hier um eine Unterkunft für diese Nacht bitten, “ erklärte er.

Raine drehte sich um. Sie trug einen Kampfanzug und hatte ihre langen, dunkelblauen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sodass man anhand ihrer Ohren erkennen konnte, dass sie kein Mensch, sondern eine Elfin war. Neben ihr lag ein Holz-schwert.

„Ihr könnt euch entfernen, “ sagte sie zu ihren Schülern. Diese verbeugten sich noch einmal und verließen die Trainingshalle.

Dann wandte sich Raine ihren Gästen zu. „Ihr seid also alle Schüler von Hikari von der Schule des Lichts?“, fragte sie die Freunde.

„Nicht ganz, Meisterin Raine. Ich bin eine Schülerin von Meisterin Polaris von der Schu-le der Sterne, “ erzählte Sirius.

„Und ich geh auf keine der beiden Schulen, “ kam es von Gonzo.

„So. Und wieso seid ihr hier? Müsstet ihr nicht in euren Schulen sein? In ein paar Tagen sind immerhin Prüfungen. Ihr müsstet doch wissen, dass ihr von der Schule fliegt, wenn ihr nicht an ihr teilnimmt, oder?“, fragte Raine lächelnd weiter.

Jeanne trat vor und wollte ihr antworten, doch in dem Moment, als Raine sie sah, ver-schwand ihr Lächelnd mit einem Schlag.

„Was willst du hier?“, zischte sie hasserfüllt.

Jeanne schaute Raine fragend an. „Entschuldigt, aber ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was...?“, brach sie stotternd hervor.

„Tu nicht so, Kajika! Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte Yami niemals das Kris-tall-Schwert bekommen!“, rief Raine zornig. Tränen traten ihr in die Augen. „Außerdem wäre der Kristall-Clan auch nicht zerstört worden, “ brach sie schluchzend hervor.

„Meisterin Raine, hört mir bitte zu. Sie haben sich geirrt. Ich bin nicht Kajika. Mein Name ist Jeanne und ich bin eine Schülerin von Hikari. Ich habe Sie noch nie zuvor gese-hen, also kann ich Ihnen auch nichts getan haben,“ versuchte Jeanne Raine zu beruhigen.

Mit einem Mal war all die Wut und Trauer verflogen. Raine schaute Jeanne erstaunt an. „Du bist nicht Kajika? A-aber... diese Ähnlichkeit! Wie kann das sein?!“, fragte sie über-rascht.

„...ich bin die Tochter von Kajika, wenn das stimmt, was Meisterin Polaris mir gestern erzählt hat, “ sagte Jeanne.

Raine brachte vor Staunen kein Wort mehr heraus.

„Hört zu, Meisterin Raine. Der Kristall-Clan wurde vor ungefähr 30 Jahren von Yami und seinen Gefolgsleuten zerstört. Aber wir sind alle so um die 16 Jahre alt. Es kann kei-ner von uns gewesen sein. Ihr verwechselt Jeanne mit ihrer Mutter, “ mischte sich Nave-na nun ein.

Raine schwieg. Jeanne konnte förmlich sehen, dass es in ihrem Kopf ratterte und knirschte, weil sie alles erst einmal verdauen musste.

„Meisterin Raine. Wisst ihr vielleicht, wie Yami zu so vielen Gefolgsleuten kommt?“, fragte sie dann die Gründerin von der Schule der Kristalle.

Diese sah sie überrascht an. „Wieso fragst du?“

„Weil ich einen Verdacht habe, aber ich bin mir noch nicht ganz sicher...“, erklärte Jeanne und schaute nachdenklich drein.

„Wie meinst du das, Jeanne?“, mischte sich nun Saya ebenfalls ins Gespräch ein. Auch die anderen sahen sie gespannt an.

Raine seufzte. „Ich bin mir auch nicht sicher. Aber ich sage euch, was ich weiß, als Ent-schuldigung, dass ich eurer Freundin einen so großen Schrecken eingejagt und dass ich sie zu Unrecht verdächtigt habe.

Yami wurde damals von Hikari aus der Schule des Lichts verbannt, weil er nicht nur angefangen hat, dunkle Magie zu erlernen, sondern weil er auch jemanden umgebracht, nur um seine Kräfte zu testen. Doch nur wenige wissen, was für eine dunkle Kunst er versucht hat zu erlernen bzw. inzwischen schon erlernt hat.

Die dunkle Magie beinhaltet viele verschiedene Künste, die für jeden Menschen unter-schiedlich schlimm ist. Und die Kunst, die Yami zu erlernen versucht hat, ist die Fähigkeit, den Menschen einen Teil ihrer Erinnerungen zu rauben und sie dann in Federn zu ver-wandeln. Das hat er nach einiger Zeit auch geschafft, doch er hat eines nicht beachtet: Die Federn haben alle ihre eigenen Bannkreise.

Ein Beispiel: Bei einer Person, die das Element Eis hat, hat die Erinnerungsfeder eine bläulich-weiße Färbung. Wenn jemand versuchen würde, die Feder mit bloßen Händen anzufassen, würde sie sofort zu Eis erstarren. Aber es gibt auch Ausnahmen. So können zum Beispiel die Personen, die der Person, der die Erinnerungsfeder ja eigentlich gehört, nahestehen, die Feder mit bloßer Hand berühren, ohne zu Eis zu erstarren. Es ist ziem-lich kompliziert. Solltet ihr mal so eine Erinnerungsfeder finden, fasst sie sicherheitshal-ber nicht mit bloßer Hand an, sondern nutzt eure Magie, um sie zu transportieren. Es gibt aber auch spezielle Taschen, in der man die Erinnerungsfedern legen kann. Aber sie sind sehr selten!“, erzählte Raine.

Bei diesen Worten streifte Jeanne ihren Rucksack von ihren Schultern ab und wühlte darin rum, bis sie dann endlich zwei stoffbeutelähnliche Taschen aus ihrem Rucksack zog.

„Meinen Sie zufällig die hier?“, fragte sie und wedelte mit einen der beiden Taschen.

Den anderen klappte der Mund auf.

„Sag mal, Jeanne, was kommt denn als Nächstes? Entpuppst du dich vielleicht als eine der Gefolgsleuten von Yami?“, kam es staunend von Sirius.

„Sehr witzig!“, entgegnete diese.

Raine schaute ebenfalls ziemlich verblüfft rein, als sie die Tasche in Jeannes Händen sah.

„So langsam wirst du mir unheimlich, Jeanne. Diese speziellen Taschen sind sehr, sehr selten! Wie kommt es eigentlich, dass du gleich zwei davon hast?“, fragte sie überrascht.

Jeanne schaute ihre Freunde an. Sollten sie die Sache, die in der Sternenbibliothek passiert war, Meisterin Raine erzählen?

In diesem Moment wurde die Tür von der Trainingshalle aufgerissen und ein Mädchen mit langen blauen Haaren, die zu zwei Zöpfen gebunden waren, stürmte herein. Sie trug ein weißes ärmelloses Kleid, das mit blauen und grünen Mustern verziert war. Auch sie war eine Elfin – um genau zu sein, Raines jüngere Schwester Rainy.

„Raine! Es ist etwas Fürchterliches passiert! Draußen sind zwei Gefolgsleute von Yami, die mit dir sprechen wollen. Sie haben schon einige deiner Schüler angegriffen!“, rief sie keuchend und ihre dunkelblauen Augen blitzten vor Empörung auf.
 

Währenddessen kämpften Yuina und Flake verbissen gegen die beiden Gefolgsleute von Yami, um zu verhindern, dass diese die Schule der Kristalle betreten. Einige Schüler lagen schon verletzt auf den Boden und haben ihr Bewusstsein verloren. Jetzt standen die beiden Rücken an Rücken, um ihre Gegner nicht aus den Augen zu lassen.

„Verdammt! Flake, hast du eine Idee, was wir machen könnten? Wenn das so weiter-geht, werden wir auch noch besiegt werden, “ flüsterte Yuina ihrem Klassenkamerad zu.

Dieser setzte zur Antwort an, doch in diesem Moment griffen die beiden Ninjas wieder gleichzeitig an, und so blieb den beiden nichts anderes übrig, als sich weiterhin auf den Kampf zu konzentrieren.

„Es reicht!!“, ertönte es plötzlich hinter ihnen. Sofort stoppten die vier im Kampf. Yuina und Flake verbeugten sich schnell vor Raine.

Raine wandte sich den beiden Eindringlingen zu. „Was wollt ihr hier?“, fragte sie streng.

Einer von den Gefolgsleuten deutete auf Jeanne. „Sie hat etwas von unserem Kamera-den mitgenommen. Das wollen wir wieder, “ sagte er.

„Und was hat sie mitgenommen?“, fragte Raine weiter.

„Die Erinnerungsfeder, die ihr nicht gehört, “ antwortete der zweite.

„Das stimmt. Die Feder gehört mir nicht – aber euch gehört sie auch nicht! Ihr habt die Erinnerung geklaut, und zwar von Saya!!“, mischte sich Jeanne nun in das Gespräch ein.

Saya schaute ihre Freundin überrascht an. „Von mir? Bist du dir sicher, Jeanne?“, frag-te sie unsicher.

„Hast du Beweise?“, kam es wütend von dem Gegner.

Jeanne grinste. „Ja, die habe ich. Und sogar mehrere! Die Erinnerungsfeder, die ich mitgenommen habe, ist schwarz und hat einen dunklen Bannkreis mit schwarzen Blitzen. Rins Element ist Dunkelheit, also ist auch die Feder schwarz. Da die Dunkelheit aber nicht ausreicht, um einen Bannkreis zu bilden, gibt’s noch schwarze Blitze. Und eines von Rins Teilelementen ist Donner! Das ist mein erster Beweis, “ erzählte sie.

Die beiden Ninjas schwiegen. Raine und die anderen schauten Jeanne beeindruckt an.

Diese wandte sich an Saya. „Saya, gibt es bei dir in den Erinnerungen nicht irgendeine Lücke, an die du dich schon mehrmals versucht hast zu erinnern, aber dir nie was einge-fallen ist, obwohl du dich noch so sehr konzentriert hast?“, fragte sie ihre Freundin.

„Doch. Und wie es der Zufall will: Es ist ausgerechnet die Zeitspanne, die passiert ist, bevor ich die Schule des Lichts betreten habe – genau wie bei dir!“, antwortete diese nachdenklich.

Jeanne lächelte. „Gut, damit ist bewiesen, dass Saya ein Teil ihrer Erinnerungen ge-raubt wurde, “ meinte sie.

„Achja? Dennoch ist noch lange nicht bewiesen, dass es ihre Feder gewesen ist...“, setzte der eine Ninja an, doch Jeanne unterbrach ihn.

„Nicht so voreilig! Der wichtigste Teil fehlt noch. Meisterin Raine hat uns erzählt, dass nur jemand, der dem Besitzer der Erinnerungsfeder nahesteht, die Feder mit bloßer Hand berühren kann, ohne dabei von dem Bannkreis verletzt zu werden. Ich wusste es damals noch nicht, also hab ich sie zuletzt doch mit bloßer Hand genommen und in eine der spe-ziellen Taschen gepackt, die euer Kamerad bei sich getragen hat.

Mit anderen Worten: Die Erinnerungsfeder gehört jemanden, der mir ebenfalls sehr nahesteht, sie hat das Element Dunkelheit und außerdem das Teilelement Donner. Au-ßerdem fehlt ihr ein bestimmter Teil ihrer Erinnerungen. Und da Saya die einzige von den mir nahestehenden Personen ist, der diese Eigenschaften zutreffen, bin ich mir auch si-cher, dass diese Erinnerungsfeder ihr gehört! Also habt ihr zwei auch kein Recht, diese Erinnerungsfeder zurückzuverlangen, weil sie selbstverständlich ihrem Besitzer gehört – nämlich Saya!“, meinte sie triumphierend.

„Wenn du sie uns nicht zurückgeben willst, dann müssen wir sie uns eben mit Gewalt zurückholen!“, riefen die beiden zornig und griffen Jeanne an.

„Jeanne! Die Schwäche von den beiden ist Feuer!“, rief Saya ihrer Freundin noch schnell zu.

„Danke für den Tipp!“, entgegnete sie grinsend und wich den Angriffen der Gegner mit der Trugbild-Technik aus, die unzählige Ebenbilder von ihr schafften. So hatte sie genü-gend Zeit, um ihre Energie zu bündeln und diese dann auf die beiden Gegner zu schleu-dern. Sie ließ sich auf einem Baum nieder und schloss die Augen, um sich zu konzentrie-ren. Zwischen ihren Händen erschien eine kleine Flamme, die immer größer wurde.
 

Inzwischen haben die beiden Ninjas mehr als die Hälfte der Ebenbilder beseitigt. Jeanne merkte dies.

„Ich denke, dass dieser Flammenbündel hier reichen müsste, um die beiden zu besie-gen, “ dachte sie bei sich.

Sie formte die Flamme zu zwei Pfeilen mit Bogen und schoss sie auf die beiden Ninjas. Diese merkten den Angriff viel zu spät, um ihn ausweichen zu können, und wurden so beide am Arm getroffen. Auch der größte Teil ihrer Kräfte verschwand.

„Wenn ihr an eurem Leben hängt, dann verschwindet von hier! Das ist eure letzte Chance. So leicht lasse ich euch bestimmt kein zweites Mal davonkommen, “ rief Jeanne den beiden Gefolgsleuten vom Baum aus zu.

Diese sahen ein, dass dies der beste Weg war.

„Das wirst du noch bitter bereuen, Jeanne, dass du dich gegen Meisterin Yami gestellt hast!!“, riefen sie ihr noch drohend zu, bevor sie fluchend von dannen zogen.

Jeanne sprang vom Baum runter. „Das stimmt nicht. Schließlich weiß ich, dass ich das Richtige tue...“, dachte sie bei sich und lief zu ihren Freunden.
 

„Ich danke dir nochmals, dass du die beiden vertrieben hast, Jeanne!“, sagte Raine.

Jeanne schüttelte den Kopf. „Ihr braucht euch nicht zu bedanken, Meisterin Raine. Au-ßerdem war das selbstverständlich. Wir hätten alle zur Not eingegriffen. Doch zum Glück war dies nicht nötig. Und ihr habt uns sehr viele Informationen gegeben, die wir gesucht haben, “ entgegnete sie und wandte sich an Saya. „Und was deiner Erinnerungsfeder angeht, die kriegst du natürlich wieder, “ meinte sie lachend und drückte ihrer Freundin einen der speziellen Taschen in die Hand.

Saya nahm sie dankend an und öffnete sie. Die Erinnerungsfeder schwebte von alleine heraus und landete auf ihren Kopf. Sie schloss ihre Augen. Die Geschehnisse und einzel-nen Details spielten sich in ihren Gedanken nochmal ab. Gedanken und Bilder überflute-ten sie. Sie erinnerte sich wieder, was damals passiert war – und weshalb sie in die Schule des Lichts gekommen ist.

„Alles okay bei dir?“, fragte Nela ihre Freundin, nachdem diese ihre Augen öffnete. Die Erinnerungsfeder war spurlos verschwunden.

Saya nickte nur stumm.

„Und wo ist die Erinnerungsfeder hin?“, fragte Gonzo.

„Die ist wieder in ihren Körper zurückgekehrt, “ erklärte Raine.

Sirius wandte sich an Jeanne. „Wann hast du eigentlich die Erinnerungsfeder gefunden bzw. mitgenommen?“, fragte sie ihre Freundin neugierig.

„Heute Morgen, als ihr alle noch geschlafen habt. Ich bin kein Langschläfer, weißt du. Deswegen bin ich schon so früh auf gewesen. Und dann noch die Ereignisse, die sich ges-tern in der Sternenbibliothek abgespielt haben...“, antwortete Jeanne und musste grinsen.

„Wäre es jetzt eigentlich möglich, dass wir heute Abend hier eine Unterkunft bekom-men könnten?“, wechselte Navena schnell das Thema.

Raine nickte. „Ja, natürlich. Yuina wird euch in eure Zimmer bringen. Es sind Zweier-Zimmer, “ fügte sie noch hinzu.

Die Freunde schauten sich an. Irgendwie war ihnen alle jetzt schon klar, wer mit wem in ein Zimmer kommen würde...



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