Doktor Lou / Das Ende vom Anfang
Nacht 1: Doktor Lou / Das Ende vom Anfang
Sie waren schon fast am Eingang der Höhle angelangt, als Pati
sah, dass ich auf dem Boden lag. Sie rannte sofort zu mir und
beugte sich über mich. "Leon. Leon... wach auf, was ist denn
passiert?" fragte sie mit rufender Stimme. Währenddessen
sah sich Lars im Raum um und flüsterte vor sich hin:
"Alles leer... keine Spuren von Angriffen oder Überreste
von Blättern."
Langsam öffnete ich meine Augen. "Pati, schrei doch nicht so...",
sagte ich, als ob ich einen Kater hätte und schon einigen Alkohol
intus. Pati boxte mich einmal fest in die rechte Schulter.
"Mach mir doch nicht so eine Angst!" Das ganze erwiderte ich mit
einem "Aua... was kann ich dafür?!"
Lars kam zu uns und sprach: "Also kein Anzeichen eines Ausganges,
Leon, was ist hier eigentlich passiert?" - "Kein Ausgang?", fragte
ich verwundert und sah Lars mit großen Augen an. Ich hielt mich
an der rechten Schulter, mit dem Wissen, dass nur meine Jacke
das riesige Tattoo an meiner Schulter verdeckte.
"Ähm, hier? Also ich kann mich nicht daran erinnern, was hier war..."
Ich wollte ihnen noch nicht sagen was hier alles geschah, bevor
ich nicht selbst mehr darüber wusste. Langsam stand ich auf,
stolperte über meine eigenen Füße und musste erst einmal
wieder munter werden. Als Pati und Lars sich noch mal umschauten
und die Wände abtasteten, in der Hoffnung einen der Schalter für
die Geheimgänge zu finden die es hier gab, machte ich ein paar
Dehnübungen. "Leute, was meint ihr eigentlich mit "kein Ausgang"?",
fragte ich neugierig und mit suchendem Blick.
Lars erwähnte beiläufig: "Ach ja, uns hat eine Feuerwalze verfolgt
und den Ausgang eingeschmolzen." - "Was?! Wie konnte uns das
passieren?" Darauf sagte Pati, als wäre es das normalste der Welt:
"Ähm... das ist nur wegen dem Vampir der uns angegriffen hat."
Sofort musste sie wieder daran denken was er ihr angetan hatte
und was ihr künftiges Schicksal mit sich bringen würde und hielt
sich bei dem Gedanken einen Finger an die verletzte Lippe.
Ich sagte nur entsetzt:" Und ich habe gepennt... während ihr fast
verwandelt, vernichtet, verbrannt oder sogar geschmolzen wärt."
Lars zuckte mit den Schultern. "Ja, kann passieren".
Die Gelassenheit und ruhige Art von Lars in dieser Situation lies
mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Er wirkte fast
schon fröhlich, was ich bei ihm noch nie bemerkt hatte.
Zögernd fragte ich: "Und wie sollen wir nun hier rauskommen?"
Doch die Frage erübrigte sich, weil auf einmal zwei Kreise auf
meinem Arm erschienen (angelegt wie ein Schweißband).
Zwischen die beiden Ringe zogen sich winzige magische Runen
und Kreise. Das ganze Bild erleuchtete Türkis, das selbe geschah
auch mit einem Teil der Wand in der Höhle. Ich ging zur Wand
gegenüber dem eigentlichen Eingang, legte vorsichtig einen
Finger auf die strahlende Fläche auf der sich auch magische
Ziffern befanden. Die Berührung lies die Felswand verschwinden
und erschaffte einen Ausgang. Pati und Lars hatten die ganze Zeit
die anderen Wände abgetastet und hatten das ganze garnicht bemerkt.
Als langsam das Leuchten der Runen schwächer wurde sagte ich:
"Ähm, ich glaube ich hab was gefunden!" Verwundert drehten sich
beide gleichzeitig zu mir um und sahen mich neugierig an.
"Wow, wie hast du das denn geschafft" - "Pati, lass uns nicht
unsere Zeit vergeuden, sonden endlich von hier verschwinden!"
sprach Lars mit einer bestimmenden, aber auch erleichterten Stimme.
Wir gingen eine Weile durch die dunklen Gänge des Tunnels,
nur ein paar winzige Glühwürmchen die hin und wieder auftauchten
zeigten uns dass das ganze Realität war. Sie mussten durch ein
kleines Loch in der Decke in die Katakomben gekommen sein.
Nachdem Pati mir schon zum neuten Mal in die Hacken getreten hatten
erblickten wir endlich Licht. Da wir das Rauschen des Wassers hören
konnten nahmen wir an dass wir sehr weit nach Norden abgekommen waren.
Unser erster Blick viel auf einen großen Alter mit einer Steintafel,
in die viele verschiedene Zeichen eingeritzt waren die meinem Tattoo ähnelten.
Doch das wollte ich vorerst für mich behalten und fragte, ob wir
nicht erstmal zum Lager gehen sollten. Lars antwortete:
"Ja, ich habe die Viecher gesehen wie sie für den Vampir gekocht haben.
Er hatte mal erwähnt dass er sie mit seinen psychischen Kräften steuerte.
Nun ist er tot... und ich bezweifle dass diese Viecher wieder auftauchen werden."
Verwundert fragte ich mit leiser Stimme: "Kochen...?"
Doch Pati und Lars ignorierten mich und gingen vor, ich folgte in ein
paar Metern Abstand, zückte mein Schwert und ritzte damit Markierungen
in die Bäume. Dabei dachte ich unablässig an das was sich in dem Musikzimmer
ereignet hatte: "Bin ich dumm, bei dem Kampf mit den hundeähnlichen Wesen
hätte ich es doch benutzen können..." doch da erkannte ich dass sich bei mir
auch schon magische Kräfte sammelten. "Ob dieser Impuls meine Fähigkeit ist..."
Währenddessen im Lager.
Unruhe machte sich breit und die meisten wollten wissen wo ihr Anführer geblieben war,
doch keiner wollte richtig zuhören. Alles begann damit dass sie
ein kleines Beben, gefolgt von einem lauten Knall, gehört hatten.
Pii und Lou wollten die Lage in den Griff kriegen, erzählten allen, dass Lars zur
Villa gegangen sei und doch schafften sie es nicht die anderen zu beruhigen.
Die Leute beschlossen nach den anderen zu suchen und zogen einfach los.
Als unkontrollierte Meute marschierten sie los in Richtung Villa.
Lou sagte besorgt: "Was für Narren... immer müssen sie ihren eigenen
Willen durchsetzen." Pii nickte: " In der kurzen Zeit wo ich hier war,
konnte man es merken. Wir sollten hier bleiben, es wäre möglich,
dass sie zurückkommen wenn wir nicht da sind."
Daraufhin nickte auch Lou und ging zurück an die Arbeit.
Pii folgte ihm neugierig: "Ich fühle mich erstaunlich besser als sonst,
wie konnten Sie..." Doch Lou unterbrach ihn: "Ich weiß von deinen Leiden...
Doch der Harz an den Bäumen ist allgemein für jegliche Heilung
und lindert Schmerzen. Macht dir keine Sorgen, ich werde es niemandem
erzählen" und lächelte ihn an. Pii fragte etwas bedrückt: "Machen Sie
denn wegen mir diese Massen an Harzkaugummis?" - " Vielleicht,
vielleicht auch nicht. Ich würde sagen es ist für die Meute an Dummköpfen
die gerade in eine große Gefahr rennen, wer weiß wie sie zurück kommen."
Bedrückt fügte Lou hinzu: "Es sind schon zu viele gestorben..."
Rufende Stimmen kamen aus dem Wald, Pii und Lou drehten sich
schnell um und sahen, wer dort gerufen hat; Pati, Lars und ich.
Pii rannte auf mich zu und umarmte mich: "Bruder, du bist heil wieder zurück."
Lars und Pati gingen zu Lou. Der Doktor und der Anführer des Dorfes
gaben sich die Hand und grinsten sich an. Das war wohl das offizielle
Männlichkeitszeichen für "bin zurück und mir gehts gut".
Ich musste schmunzeln und flüsterte Pii meinen gedanken ins Ohr worauf er
anfangen musste zu lachen. Als Lars fertig war, sprang Pati Lou an
und umarmte ihn kräfitg, woraufhin Lou keuchte: "Pati... ich krieg..
keine Luft!" Sie hatte es nur etwas mit ihrer Kraft übertrieben.
Nach dieser Begrüßung kamen wir zum Ernst der Sache.
Wir gingen ins große Zelt und jeder erzählte seine Geschichte,
doch drei der Geschichten enthielten kleine Lügen.
Pati erwähnte nicht, dass sie das Blut eines anderen Vampiren getrunken hatte,
ich verschwieg dass ich einen riesigen Kristall absorbiert hatte und nun
irgendeinen Schlüssel in mir trug und Pii verschwieg, dass er sehr krank
war und vielleicht nur hier in dieser Welt richtig leben könnte.
So beschlossen wir nach einigen Überlegungen uns noch einmal den Altar
anzusehen den wir gefunden haben.
Lars lies neben dem Lager eine seiner Kugeln explodieren und schrieb
in den erzeugten Krater eine Nachricht für die anderen Bewohner.
Er hatte so schon oft Nachrichten hinterlassen als er weg ging und so
wusste jeder Bewohner was das bedeutete. Niemand wollte zurück
bleiben und so mussten wir alle fünf aufbrechen. Jeder packte eine Tasche
für sich, doch nur mit dem Nötigsten um die Steintafel am Altar zu untersuchen.
Lou sagte: "Ich werde den Berg an Kaugummis wohl lieber hier lassen und hoffe
dass es den anderen gut geht" - " Keine Sorge, die werden schon klar kommen,
wir sind ja nicht lange weg", erinnerte in Lars. Ich nahm meine alte Tasche
die ich noch aus unserer Welt hatte wieder mit und so gingen wir alle los.
Durch die Markierungen die ich gesetzt hatte fanden wir den Weg schnell wieder.
Lars war die Vorhut und ging als erster voran, man wusste ja nie ob irgendwo
noch eine dieser Kreaturen lauerte. Mit ein paar Metern Abstand folgten ihm
Pati und Pii dich sich angeregt unterhielten und schnell Freundschaft schlossen.
Um ein paar weitere Meter ging ich neben Doktor Lou her. Ich sah ihn an
und sagte: "Ich glaube meine magischen Kräfte haben sich entwickelt. Es
war im Schloss, ich hatte Ihnen doch davon erzählt." Lou nickte und sprach:
"Du meinst diesen Impuls, das ist ein Vorzeichen doch nicht deine Kraft.
Es heißt nur, dass sich dein Körper an die Übermassen an Magie in dieser
Welt gewöhnt hat. Wir alle hatten diesen Augenblick schon. Doch der Impuls
kann wieder kommen also pass auf dich auf." - "Ach so, verstehe."
Ich sah ihn verlegen an und fragte: "Erforschen Sie denn die Magie?
Wie stehen Sie dazu?" Lou überlegte zuerst was er sagen sollte und
antwortete schließlich: "Es gibt vieles in dieser Welt und auf der Erde was
die Menschen nicht verstehen. Ich denke, dass die Menschen die Magie
nur zu ihren eigenen Zwecken nutzen würden. Ich kann auch sagen,
dass es viel gutes bewirken kann, doch was gut ist und was böse, kann
man meist nicht so einfach sagen. Viele denken, dass sie für das Gute kämpfen,
doch am Ende wird sowieso der Verlierer als der Böse bezeichnet.
Wenn wir hier rauskommen werde ich versuchen viel Gutes auf der Erde zu tun,
weil ich den Menschen helfen möchte." Als Lou so von der Magie sprach
und wie er den Menschen helfen würde sah man das Glänzen in seinen braunen Augen.
Man sah ihm richtig an dass er glücklich wurde, seine Erscheinung gilt nicht als Arzt ohne Moral.
Nur der alte weiße Kittel den er noch trug, als er in diese Welt kam, erinnerte daran,
dass er Arzt war. Sein braunes Haar, mit blonden Strähnen gesprenkelt, strahlte jetzt im
Mondlicht besonders. Ich fragte mit ruhiger Stimme: "Wartet da draußen jemand auf Sie?"
Er antwortete mit lachender Stimme: "Nun komm mir nicht mit "Sie", so alt bin ich
dann auch wieder nicht. Ich habe mich für meine 36 Jahre noch gut gehalten."
Der Doktor hielt kurz inne. "Ja, meine Frau... sie ist... sie wartet hoffentlich noch auf mich..."
Lou sah bedrückt aus und mir fiel darauf auch nichts ein... und so ließ ich ihn einfach in Ruhe.
Der Arzt erinnerte sich zurück an die Zeit, als er noch auf der Erde war.
Er hatte eine kleine Familie, seine Frau war gerade schwanger geworden als er von
ihr weggerissen wurde. Der weiße Blitz war sein Albtraum. Wochen harte er hier
schon aus und suchte nach einem Rückweg. Er vermisste sie schrecklich und hatte
immer ein Foto bei sich in der Innentasche seines weißen Arztkittels. Oft nahm er es heraus
um es zu betrachten, doch nur für ihn war das Bild sichtbar. Jeder andere, der es ansehen wollte,
sah nur eine Spiegelung seiner selbst auf der glänzenden Folie die das Foto schützte.
Als Mann sollte er keine Tränen vergießen und doch ging er zum westlichen Strand und
weinte seinen Schmerz aus. Er hatte sie sehr geliebt und wollte nur zu ihr.
Er schwelgte nichtmehr in seinen Erinnerungen und hatte ein gutes Gefühl
dabei zu diesem Altar zu gehen. Lou ging weiter vor und sagte dass wir bald
da seien würden, denn man konnte schon den salzigen Geruch des Wassers
wahrnehmen. Nach drei weiteren Bäumen und ungefähr zwanzig Sträuchern
die von Lars weggesäbelt wurden, waren wir da. Wir teilten uns gleich auf
und bildeten einen Kreis um den Altar um so die Umgebung besser im
Blick zu haben. Einer nach dem anderen sahen wir uns die Tafel genauer an.
Erst Pii, Lars und Pati, doch sie konnten nicht viel damit anfangen.
Dann ging ich zur Tafel. Ich schaute mich um und vergewisserte mich,
dass gerade niemand zu mir sah. Zögernd öffnete ich meine Jacke, zog
das T-Shirt beiseite und hielt den rechten Arm zur Steintafel. Als ich
die Zeichen verglich, merkte ich, dass sie etwas miteinander zu tun haben mussten.
Schnell zog ich dir Jacke wieder an und nahm aus meiner Tasche ein Blatt Papier
und einen Bleistift, legte das Papier auf die Tafel und versuchte die Zeichen
zu kopieren. Insgesamt verbrauchte ich 6 Blätter um alle wichtigen Symbole
aufzuzeichnen und steckte anschließend die Sachen in meine Tasche.
Als nächstes kam Lou und Lars sagte zu ihm: "Okay, Lou, schau mal ob
du etwas findest." Lou rieb seine Hände aneinander und sie bekamen
eine lindgrüne leuchtende Aura. Vorsichtig legte er seine Hände auf die
Tafel und zog mit den Fingern die Symbole nach. Fragend schaute ich zu Lars:
"Was macht er da?" Lars antwortete:" Das ist seine Fähigkeit. Er kann Sachen
oder auch Menschen untersuchen, manchmal hat er sogar schon magische
Kräfte vorausgesagt." Erstaunt sah ich ihm weiter zu und dachte darüber
nach wie das nützlich sein könnte.
Eine halbe Stunde lang untersuchte Lou die Tafel, doch er konnte nichts finden.
Lars warf ungeduldig einen Blick auf seine Uhr und trommelte alle zusammen.
Es war Zeit zu schlafen. Da es immer Nacht war konnte man nur sehr schwer
abschätzen wann man nun ins Bett gehen sollte. Alle halfen provisorisch Zelte
aufzubauen, während Lou immernoch die Tafel begutachtete.
Lars rief, dass auch er sich ausruhen möge, dass er morgen weiter machen würde
und so ruhten wir uns aus.
Langsam stupste Pati mich wach und sagte: "Hey, Leon, du bist dran mit
Wache halten" und lächelte mich an. Nur schwermütig ging ich raus da ich
frustriert war dass wir nichts fanden. Dennoch wollte ich unbedingt mehr
über dieses Tattoo erfahren und über Magie, doch diesen Wissensdurst
konnte ich jetzt nicht stillen. Der Mondschein glänzte auf mich hinab,
großes Schnarchen war aus Lars' und Patis Zelt zu hören (allerdings stammten
die Geräusche nur von Pati) und die Sterne funkelten so hell wie Diamanten.
Ich glaubte, dass ein Weg aus dieser Welt auch das Ende meiner Magie
bedeutete und ich konnte und wollte auch nicht weg, solange ich bei
meinen Freunden war. Doch das alles sollte sich in dieser Sekunde ändern.
Plötzlich fing mein Tattoo an zu brennen wie verrückt, ich konnte mir nur
schwer das Schreien verkneifen. Es leuchtete hell türkis und Blut tropfte
von meinem Arm, welches jedoch nicht rot, sondern eine bläuliche Farbe annahm.
Langsam bewegte sich MEIN Blut in Richtung Tafel. Ich konnte es nicht fassen
und brach fast zusammen. Ich fiel auf die Knie, den blutverzierten Arm haltend
und sah zu was nun passierte. Langsam aber sicher bewegte sich der Blutfluss
den Altar hoch, an den Steinen entlang und fügte sich genau in die Vertiefungen
die die Zeichen darstellten. Grelles weißes Licht blendete mich und ich sah
wie sich eine Art Tor öffnete. Mir wurde schawrz vor Augen und ich erkannte
ein kleines Mädchen. In diesem Moment dachte ich, es wäre das kleine Kind
das ich als Sucher gefunden hatte. Doch bevor ich den Gedanken zu Ende bringen
konnte war ich schon in Ohnmacht gefallen.
Am Himmel tauchte ein riesiger Strudel auf an dessen Ende ein Tor zu unserer Welt
war. Langsam glitt eine sich drehende Wolkensäule nach unten, wie ein Tornado
wirbelte die Luft umher und außer dem Getöße war nichts zu hören.
Kaum etwas wahrnehmend nahm der Strudel auch mich auf und sog mich nach oben.
Ein Zelt nach dem anderen hob ab und schließlich schwebten auch Pati und die anderen
einer nach dem anderen hinter mir her
Ende... Fortsetzung folgt.