One Shot
„Da hast du uns aber wieder mal schön in die Scheiße geritten.“, stöhnte der Blonde und hielt sich die schmerzende Schulter. Das Blut fraß sich unerbittlich durch den Anzugstoff, bildete Muster auf der Oberfläche und tropfte ungehindert zu Boden. Zoro betrachtete den langsam größer werdenden, roten Fleck auf den staubigen Holzdielen und schnaufte.
Als ob es allein seine Schuld wäre, dass sie in der Klemme steckten. Er handelte hier schließlich nur auf Anweisung von ganz oben…
Nami hatte, kurz nach ihrer Ankunft auf Yamadera, Fantastisches in Erfahrung gebracht.
Ihrer Meinung nach.
Auf der Tempelinsel sollte es eine verlassene Kultstätte mitten in den Bergen geben. Die Bewohner erzählten sich, dass dort ein alter Schatz verborgen läge, aber keiner traute sich danach zu suchen. Geister von verstorbenen Mönchen trieben angeblich rund um die Anlage ihr Unwesen. Die wollte man dann auch nicht weiter stören.
Der Ottonormalinselbewohner jedenfalls nicht. Die Navigatorin fand Stören in diesem Punkt für ziemlich angebracht.
Und dann ging alles ganz schnell. Nami teilte die Mannschaft in Gruppen. Chopper und Robin passten auf das Schiff auf. Sie selbst machte sich mit Ruffy und Lysop auf die Suche und der lieblich säuselnde Koch wurde an Zoro abgegeben. Überschwängliche Freude kam bei den Beiden zwar nicht auf, aber sie ergaben sich nach einer überzeugenden Ansprache und zwei Kopfnüssen in ihr Schicksal. Da Gebirge auf dieser Insel zur Grundausstattung gehörte und Nami auch niemanden genauer zum Standpunkt ihres baldigen Reichtums ausfragen konnte, gingen sie die Sache von zwei Seiten an. Früher oder später würden sie schon finden, wonach es der Navigatorin gelüstete.
Viel anderes blieb ihnen auch nicht übrig, denn gleich nach Bekanntgabe der Taktik, stürmte Ruffy begeistert nach Westen und Zoro stiefelte wortlos gen Osten. Die jeweiligen Begleiter durften dann augenrollend hinterher sprinten, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Sanji hatte geahnt, dass dieser Ausflug kein leichter Spaziergang werden würde und fühlte sich auch bald bestätigt. Spätestens, als er wegen dem Säbelrassler durch unüberschaubares Dickicht kroch, danach an einer Steilwand entlang hangelte und Zoro, wie immer einfach orientierungslos voranpreschte.
„Wir werden uns hoffnungslos verlaufen, wenn du so weiter machst, Marimo!“, zischte er sauer, während er sich durch ein Gebüsch wühlte, bekam aber nach seinem Abstecher durch die Hecke, nur einen selbstzufriedenen Schwertkämpfer zu Gesicht, der mit verschränkten Armen eine Siegesmiene zur Schau trug.
Der Koch war erstaunt.
Zoro schien im Suchen von Dingen, von denen er nicht wusste, wo sie waren und sich deshalb auch keine genaue Richtung ausmachen konnte, mehr Erfolg zu haben, als bei vorgegeben Zielen. Blindlings drauf loslaufen, konnte er von ihnen Allen schließlich am Besten. Jedenfalls standen sie nun vor einem Tempel, der schwer verlassen aussah und weit und breit keine Spur von Geistern. Jetzt nur noch rasch und ruhig die Lage sondieren und dann…
…diesem wild gewordenen Grünspan seine Katana in den Arsch schieben!
Der Grünhaarige hatte soeben das alte Eingangstor mit seinen Schwertern zerlegt und steckte sie zufrieden wieder weg, während das marode Holz krachend nachgab. „Willst du nicht gleich noch ne Bombe zünden, damit uns auch ja jeder hört?“, schnaubte der Blonde verächtlich und steckte sich eine Zigarette an.
„Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Kesselschrubber. Also schwing deine Zahnstocher und lass uns den Schatz suchen.“ Selbstgefällig drehte sich der Schwertkämpfer um, doch sein hämisches Grinsen verschwand unter einem überraschten Ächzen, als ihn etwas am Bein traf. Ein Pfeil steckte tief in seinem linken Oberschenkel und während er ihn knurrend herauszog, versuchte er auszumachen, woher dieser plötzliche Angriff rührte. Nirgends etwas zu sehen, aber zu seiner unermesslichen Freude, erspähte er eine klebrige, grünliche Substanz, die an der eben entfernten Pfeilspitze haftete. „Gift.“, brummte er missmutig und stieß im nächsten Moment den herangeeilten Koch beiseite. Sanji landete unsanft in einem Stapel morscher Bretter und konnte sich gerade noch wegrollen, als der nachhechtende Schwertkämpfer neben ihm einschlug. In Zoros rechtem Arm steckten zwei weitere Pfeile, die er sich ebenso schnaubend, wie den ersten, entfernte. „Noch mehr Gift.“, schnarrte er beleidigt. „Die wissen, dass sie mich mit fairen Mitteln nicht klein kriegen.“
„Nun nimm dich mal nicht so wichtig, Marimo.“ Grollend rappelte sich der Koch wieder auf und klopfte sich den Staub von der Hose. „Wir sollten lieber zusehen, dass wir schnell hier weg kommen.“
„Und was wird aus dem Schatz für deine ach so holde Nami?“, fragte der Grünhaarige mit einem gehässigen Unterton in der Stimme.
Sanji legte den Kopf schief und wog für einen Moment die Situation ab. „Sie wird es verstehen?“, brachte er dann ein wenig unsicher hervor und der Schwertkämpfer zog die Stirn in Falten. „Das glaubst du doch jetzt nicht wirklich.“
„Nun stell sie nicht immer in ein so schlechtes Licht! Sie würde nie für Geld unser Leben aufs Spiel setzten.“
„Doch würde sie.“
„Ja, aber nur solange sie sich sicher ist, dass wir das auch überleben.“ Sanji stemmte die Hände in die Hüften. Zoro war immer so unfair der Navigatorin gegenüber, dabei dachte Nami schließlich nur voraus. Geld war eben wichtig. Nahrung und Kleidung fielen immerhin nicht einfach vom Himmel. Gut, sie bekamen nicht sonderlich viel Taschengeld, aber irgendwer musste sich ja um die Finanzen kümmern.
Namilein war toll.
Schluss.
Punkt.
Aus.
Sanji hätte das diesem grünen Affen auch umgehend mitgeteilt, wäre da nicht plötzlich dieser stechende Schmerz in der Schulter gewesen. Der Blonde sackte in die Knie, spürte einen Griff, als er nach hinten tastete und zog den Übeltäter heraus.
„Ist nur ´n popeliges Messer.“, erklärte Zoro trocken und raffte sich auf. „Ich sag doch, vor mir haben die mehr Angst. Ich bekomm Giftpfeile.“
„Jetzt sei noch stolz drauf, du Hirni!“, fauchte der Koch und ballte die Fäuste.
Wenn das Gift Zoro nicht zur Strecke brachte, dann würde er sich höchstpersönlich darum kümmern.
Im nächsten Moment kullerte ein kugelähnliches, tickendes Gebilde zwischen ihre Füße und forderte sofort ihre gesamte Aufmerksamkeit. „Bombe.“, rief Zoro noch aus, ehe beide augenblicklich los sprangen, aber von der Druckwelle mitgerissen und zu Boden geschleudert wurden. Sanji schrammte meterweit über das holprige Erdreich. Haut platzte auf. Es brannte wie Feuer. Sein Kopf knallte gegen einen aus der Erde ragenden Stein und augenblicklich hämmerte ein deftiger Schmerz durch seinen Schädel.
Zoro schien es nicht besser ergangen zu sein. Sein helles Shirt war von roten Flecken durchzogen, als er sich ächzend aufsetzte. Ein paar Splitter steckten in seinem Brustkorb und von seiner Stirn rann das Blut in dicken Linien über das markante Gesicht.
~**~
„Jetzt rennt doch nicht so schnell!“, krakeelte Lysop panisch und versuchte mit den anderen Beiden Schritt zu halten. Nami sauste mit puterotem Gesicht voran und Ruffy giggelnd hinterher. Wer hätte denn auch ahnen sollen, dass diese Bergziege so aggressiv auf seine Absicht reagierte, einen leckeren Braten aus ihr zu machen? Erst als der Kanonier ihm mitteilte, dass so eine alte Ziege wahrscheinlich den Geschmack einer modderigen Schuhsohle haben würde, gab er sein Vorhaben auf. Das Fangspielchen fand er jetzt eigentlich auch ganz lustig, nur seine Mitstreiter schienen keinen großen Spaß daran zu haben, von einem schnaubenden, gehörnten Schaf verfolgt zu werden. Das Tierchen war, trotz fortgeschrittenen Alters, doch noch recht gut bei Puste.
Ein lauter Knall bremste jäh die wilde Jagd und zwei Kerle, eine Navigatorin und eine Gämse glotzten fragend auf eine Rauchwolke, die durch das beforstete Gelände gen Himmel stieg.
~**~
Sanji hinkte wütend zu seinem Kameraden und beide waren sich schnell einig: Das hier, wurde ihnen langsam zu blöd und wer auch immer sich gerade einen Spaß daraus machte, sie in kleine Stücke zu sprengen, würde bald sein blaues Wunder erleben. Nur wie sollten sie jemandem in den Arsch treten, den sie nicht sehen konnten?
Ein Problem, das sich mit dem nächsten Atemzug erledigt zu haben schien.
Plötzlich waren sie umringt von einem Haufen merkwürdiger Gestalten, die debil vor sich hingrinsten, während sie ihre Waffen auf das ungleiche Gespann richteten.
Einige präsentierten Pfeil und Bogen, andere posierten mit blitzenden Messern zwischen den fauligen Zähnen und klapperten mit den Säbeln. Wieder andere trugen ihre Pistolen zur Schau und einer hatte sogar eine Armbrust. Die wurde auch umgehend betätigt und Zoro blinzelte brummend auf den Metallbolzen in seiner linken Schulter.
„Jetzt ist aber langsam mal gut hier!“, fauchte er zornig und entfernte das Geschoss mit zusammengebissenen Zähnen.
Summa summarum um die dreißig lebensmüde Baldleichen starrten die Strohhutpiraten apathisch an, während sie in Stuhlkreisoptik, um die zwei herum Position bezogen. „Was soll der Scheiß?“, versuchte nun der Koch, so sachlich es ihm noch möglich war, an Informationen zu kommen und tatsächlich biss einer der gestörten Schwachmaten an. „Ihr wollt etwas, das uns gehört, aber das lassen wir nicht zu.“, verlautbarte der Sprecher heiser und mit finsterer Miene. „Ach und was?“ Fragen kostete ja nix, dachte sich der Blondschopf, stellte sich mit Zoro Rücken an Rücken und zog sofort viele zornige Blicke auf sich. „Unseren Schatz, ihr Maden!“, grollte die ganze Truppe. „Haltet ihr uns etwa für blöd?“
„Um ehrlich zu sein…“, setzte der Schwertkämpfer an, doch Sanji stieß ihm den Ellenbogen leicht in die Seite. „Jetzt ist nicht der Moment für unverblümte Wahrheiten, Marimo.“, zischte er leise und räusperte sich. Er wollte gerade etwas sagen, als einer der Attentäter zu keifen begann. „Wir hocken hier nicht seit zehn Jahren rum, um uns dann bestehlen zu lassen! Wieso wart ihr nicht so schlau, wie die Inselbewohner? Die trauen sich erst gar nicht hier her.“
„Zehn Jahre?“, fragte der Grünhaarige misstrauisch und zog die Braue hoch. „Wieso seid ihr nicht schon längst mit eurem Schatz abgehauen?“
„Wir sind Piraten und haben, nach einem riesigen Coup, hier vor der Insel Schiffbruch erlitten. Wir sind dann mit unserer Beute in die Berge getürmt, damit uns keiner findet.“, erklärte ein kleiner, glubschäugiger Gnom mit Handfeuerwaffe und kratzte sich am Kinn.
„Dann besorgt euch ein neues Schiff!“ Was war denn daran jetzt bitte so schwierig? Sanji verstand noch nicht ganz die Problematik.
„Dazu müssten wir den Schatz alleine lassen.“, widersprach der Klops mit der Armbrust und erntete nickenden Zuspruch von der ganzen Bande.
„Wie wäre es mit einer Mannschaftsaufteilung?“ Zoro rollte mit den Augen. So schwer war das doch gar nicht.
Ein Raunen ging durch die Menge und alle starrten sich fragend an, doch dann ergriff der, Sanji und Zoro tippten auf Kapitän, das Wort.
„Keiner geht hier weg! Niemand traut dem Anderen. Wir müssen den Schatz im Auge behalten.“
„Genau das war´s.“, stimmten seine Kollegen ein und gingen wieder in Kampfpositur.
Na herrlich! Da hockten diese Idioten ewig und drei Tage in dieser Bruchbude, nur weil sie sich gegenseitig nicht über den Weg trauten. Keine Spur von Teamgeist, Zusammenhalt und allem was eine gute Mannschaft eben ausmachte. Zoro und Sanji schüttelten unisono den Kopf. So etwas würde es bei ihnen nicht geben.
„Und jetzt machen wir euch kalt!“, grölte einer der Angreifer. „Sonst verratet ihr noch irgendwem von unserem Schatz.“ Im nächsten Moment rasselte eine Salve Pfeile auf die Strohhutpiraten nieder, traf aber nur das nackte Erdreich.
Die beiden Ziele hatten sich in letzter Sekunde aus dem Staub gemacht und die Piraten starrten verwundert auf den leeren Fleck, der eigentlich durch ihre Opfer geziert sein sollte.
~**~
„Isses noch weit?“, wollte Ruffy wissen und nahm damit dem jappsenden Schützen die Worte aus dem Mund. Der war heute so gar nicht auf Gewaltmarsch eingestellt und überlegte sich schon mal einen reißerischen Namen für seine Fußblasen, um später auch ja als Erster in den Genuss von Choppers medizinischer Versorgung zu kommen. Sicher war sicher. Nur leider manövrierte ihn die Navigatorin gerade in ein, seiner Meinung nach, viel zu unsicheres Gelände. Erst dieser Knall und dann Waffengeschepper und Nami hatte nichts Besseres zu tun, als sie auch noch zielstrebig dahin zu lotsen. Ihrer Meinung nach, konnten Zoro und Sanji nicht weit sein, wenn es um Kampfgeräusche ging.
Schön für sie.
Schlecht für ihn.
Aber zwei zu eins galt leider mehr, und sein Kapitän hatte bedauerlicherweise überhaupt kein Problem damit, der Orangehaarigen in die Apokalypse zu folgen.
~**~
„Das war knapp.“, flüsterte Sanji, nachdem er Zoro seine Schuldzuweisungen vorgebraten hatte und lauschte aufmerksam, ob er irgendwelche verdächtigen Geräusche wahrnehmen konnte. Sie hatten sich in die baufällige Kultstätte geflüchtet und eine dunkle Nische zum Aufatmen gefunden.
Von Zoro kam immer wieder nur ein Schnaufen, welches stetig gehetzter Klang. Er wirkte seltsam blass und die sonst so resolute Körperspannung, wich einer beunruhigenden Trägheit.
Super.
Der Miesepeter war angeschlagener, als er wohl zugeben würde und Sanji selbst hatte durch den Blutverlust auch nicht gerade an Stärke hinzugewonnen. Eine ziemlich unerfreuliche Grundsituation, wenn man den Blonden fragte. Aber ihn fragte ja mal wieder keiner.
Murrend steckte er sich eine Zigarette an und erntete auch postwendend einen bösen Blick der sich gewaschen hatte. „Was?“, fragte er gereizt und sog gierig das Nikotin in die Lungen.
„Findest du es nicht ein wenig unpassend in dieser staubtrocknen Holzbude mit offenem Feuer zu hantieren, deine eh schon knappe Luft mit Qualm zu verpesten und nette Rauchzeichen direkt an jeden zu liefern, der uns hier finden und abmurksen will?“ Zoro zog streng eine Augenbraue nach oben und der Blonde begann zu knurren. Musste der Typ gerade jetzt kleinlich werden?
„Nein find ich nicht.“, gab er deshalb murrend zurück und bettete den Kopf an die Wand an der sie gerade lehnten. „Ist auch nicht viel dämlicher, als ohne Sinn und Verstand mitten in einen Tempel zu poltern, ohne vorher die Gegend abzuchecken, wie du es zu tun pflegst.“
Das hatte gesessen. Der Grünhaarige gab keine Widerworte mehr und Sanji rauchte trotzig weiter. Das Nikotin brannte in den Lungen, doch er unterdrückte krampfhaft den Hustenreiz. Nie würde er zugeben, dass Zoro vielleicht ein ganz klein bisschen Recht hatte.
Nicht, nachdem er sie in so eine schwierige Lage gebracht hatte.
Nicht, nachdem er sie so kopflos in die Scheiße geritten hatte.
Nicht, nachdem er…
Eindringliche Würgelaute rissen Sanji aus seinen Verwünschungen und er blickte auf die dunkle Pfütze zu seiner Rechten.
Zoro hatte Blut gekotzt.
Verdammt!
Sie mussten hier raus.
Mussten zurück zu den Anderen.
Zu Chopper.
Damit dieser dämliche Marimo endlich behandelt werden konnte und nicht aus Versehen noch verreckte. Er selbst sollte vielleicht auch mal die klaffende Wunde an seiner Schulter verarzten lassen und überhaupt war er mit der Gesamtsituation mehr als unzufrieden.
Sie beide boten einen Anblick, der Sanji schwer an abgeschlachtete Schweine erinnerte. Blutverschmiert, übersäht mit Schnitt- und Schürfwunden und mit demolierten Gesichtern. Der kleine Schiffsarzt würde bald seine helle Freude an ihnen haben, soviel war sicher.
Entschlossen drückte er den Zigarettenstummel auf dem Boden aus und straffte die Schultern.
Ein Seitenblick und ihm war klar, dass sie so schnell wie möglich handeln mussten.
Zoro atmete schwer, wischte sich den Schweiß von der Stirn und biss sich auf die Unterlippe. Das Gift breitete sich immer schneller in seinem Körper aus und langsam verschwamm die Sicht vor seinen Augen.
Demzufolge kein Grund zur Beunruhigung.
Ihm ging´s schon mal schlechter.
So ein bisschen Toxin brachte doch das Blut erst richtig in Wallung, diese unerträgliche Hitze würde an der frischen Luft auch schnell besser werden und ein, zwei Narben mehr, machten den Kohl bei ihm auch nicht fetter.
Also alles im grün-lila Bereich. Nur wieso starrte ihn der Topflappen dann so dusselig an?
„Alles okay?“ Der Kesselschrubber klang irgendwie besorgt. Hatte der etwa Schiss, dass auf der Strecke blieb, wenn Zoro gleich da raus gehen und diesen Spacken die Lichter ausblasen würde? Lächerlich.
So viel Anstand, die Bohnenstange wieder mitzunehmen hatte der Grünhaarige noch.
„Ich lass dich schon nicht hängen.“, teilte er dem Blondschopf keuchend mit und fuhr sich mit dem Unterarm über die blutigen Mundwinkel. „Hey, ohne mich wärst du jetzt ganz schön aufgeschmissen, was?“, jappste er dann grinsend und dem Blonden schlief förmlich das Gesicht ein. „Ohne dich, wäre ich erst gar nicht hier, Marimo.“
„Ist ja gut.“, winkte der Grünhaarige ab und machte Anstallten sich aufzurappeln. „Bedank dich eben, wenn ich uns hier raus geboxt habe.“ Schwankend stand er auf und griff nach seinem Bandana. „Jetzt ist Schluss mit lustig.“
Sanji nickte. In diesem einen Punkt hatte Zoro sogar mal Recht. Für die anderen Frechheiten konnte er ihm auch später noch die Poperze aufreißen. Wenn Chopper den Grünspan erstmal wieder aufgepäppelt hatte, machte das Zerlegen auch gleich viel mehr Spaß. Bis dahin herrschte Waffenstillstand zwischen ihnen und gemeinsames Feindevertrimmen schweißte eben doch zusammen. „Schaffst du wenigstens zwei, drei?“, frozzelte Zoro gelassen und knotete das Tuch von seinem linken Arm los. „Wäre nett, wenn ich nicht alles alleine machen muss.“
„Wart´s nur ab.“, knurrte der Blondschopf und rückte sich die Krawatte zurecht. „Ich liefer´ dir die ganze Bande und pack deinen Arsch oben drauf.“
„Großmaul.“, griente der Schwertkämpfer und verdeckte seinen Schopf unter dem grünen Stoff.
In diesem Augenblick surrte ein Pfeil an ihnen vorbei. „Hab sie gefunden!“, krächzte es heiser durch den dunklen Raum und der Koch scharrte mit den Füßen.
„Jetzt bind dir dein verdammtes Kopftuch fertig um, und dann raus hier!“
Gesagt, getan.
Sanji trat dem Bogenschützen rasch alle Weichteile aus der Hirnrinde, und mit gezückten Schwertern und neuem Glimmstängel, ging es ab ins Freie.
~**~
„Hunger!“, quengelte Ruffy mit geschürzter Lippe und Nami schlug grollend ihre Fingernägel in den Arm, des bemitleidenswerten Kanoniers, der sich leider zu nahe neben ihr positioniert hatte. Wimmernd beobachtete Lysop, wie sich die Nägel immer tiefer in sein Fleisch bohrten und betete, dass Chopper genug Praxiserfahrung hatte, um diese schweren Wunden auch fachmännisch zu versorgen. Narben waren schließlich Zoros Terrain.
„Ruffy…“, zischte die Navigatorin leise, Lysop bekam langsam das Gefühl, dass in seinem Arm nach Öl gebohrt wurde und der Strohhutjunge blickte Beide fragend an, während er sein knurrendes Bäuchlein rieb. „Ich werde dir sehr weh tun, wenn du jetzt nicht deinen Hunger, Hunger sein lässt und augenblicklich deinen Gummihintern und den Rest von dir vorwärts bewegst!“
Endlich wurde Lysops Arm von den quälenden Schmerzen befreit, denn die Orangehaarige ballte nun drohend die Fäuste. Zeit zum Durchatmen blieb jedoch nicht, da es sofort im Marschtempo weiter ging. Noch immer stieg eine Rauchspur in den Himmel, die Nami als Richtungsweiser nahm. Rauch plus Geschepper, das konnten nur Sanji und Zoro sein. Außer den beiden würde hier wohl keiner solch einen Höllenlärm veranstalten und vielleicht hatten sie ja sogar den Schatz gefunden.
Wäre ihnen jedenfalls anzuraten.
Ängstlich trottete der Kanonier hinter seinen Freunden her, und wäre eigentlich viel lieber schnell in die entgegen gesetzte Richtung verschwunden. Ruffy zog ein leichtes Schnütchen und die Navigatorin seufzte, ob dieses Jammerkommandos. „Wenn wir die zwei gefunden haben, kannst du Sanji mit deinem Hunger nerven, Ruffy. Und du Lysop…Ist es nicht viel sicherer, wenn wir in Begleitung von Zoro zurückgehen?“ Die Taktik ging auf und ihre beiden Sorgenkinder machten endlich wieder Tempo. Auch wenn Sanji und Zoro sehr gut auf sich alleine aufpassen konnten, allerdings auf ihre eigene selbstzerstörerische Art und Weise, wollte Nami auf Nummer sicher gehen. Schließlich war dieser Kindergarten so etwas wie ihre Familie geworden und die ließ man nicht einfach so alleine…
~**~
Die Sonne stand tief, würde bald hinter dem Horizont verschwinden und Koch, nebst Schwertkämpfer blinzelten kurz, gegen das warme Licht an. „Zeit für´s Abendessen.“, bemerkte Sanji mit einem süffisanten Schmunzeln und nahm lässig einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Danach tätschelte er dem Grünhaarigen salopp die Schulter. „Kannst ja schon mal überlegen, was du nachher essen willst.“
„Toll!“ maulte dieser. „Soll ich das jetzt in fünf Minuten entscheiden? Länger brauchen wir hier doch eh nicht.“ Beide grinsten sich viel sagend an. Sie konnten ein Team sein, wenn sie wollten und gerade hatte keiner von ihnen etwas gegen eine funktionstüchtige Zusammenarbeit. Ein bestärkendes Nicken und sie teilten sich auf. Pfeilen flogen, Kugeln sausten und Zoro zerlegte die ersten Schützen in ihre Einzelteile. Auch Sanji hatte alle Füße voll damit zu tun, diesen heimtückischen Ratten einmal deutlich zu machen, was es hieß einen Spitzenkoch zu sehr zu reizen. Nun bekamen diese Deppen die Quittung, gingen nacheinander zu Boden oder flogen in hohem Bogen durch die Luft, während das Gespann ihnen mächtig einheizte.
„Hey, Sanji!“, rief der Schwertkämpfer, ignorierte kurzerhand den zappelnden Piraten, mit dem er gerade die Klingen kreuzte und der Blonde blickte ihn fragend an. „Wenn wir hier fertig sind, will ich ein Steak. Das größte, was du auftreiben kannst.“
„Wenn du schneller bist, als unser verfressener Kapitän.“, feixte der Koch und setzte zum Sprung an.
„Aber erstmal räumen wir hier auf.“
ENDE