Die Entscheidung, Teil 1
Die Entscheidung, Teil 1
Der Jäger starrte an die Decke, J.J. bestand darauf, dass sich Seto noch mal hinlegte um sich vollständig zu erholen. Er selbst hatte sich an den Brünetten angeschmiegt und war eingeschlafen. Gedankenverloren streichelte der Blauäugige mit einer Hand über den Rücken des Blondschopfs, die andere hatte er sich unter seinen Kopf geschoben.
Seine Gedanken rotierten... seine letzte Begegnung mit Miharu beschäftigte ihn. Offensichtlich wusste sie über die Geschehnisse der letzten Jahre Bescheid, auch Marcel war über J.J.'s Leben informiert. Auf die Frage warum das so war, würde er wohl keine Antwort bekommen.
Der flüchtige Bericht Patricks kam ihm in den Sinn. Elana und Mokuba waren dem Handlanger Barnabas begegnet und jener überlebte das nicht. Der Jäger musste mit der jungen Frau reden. Er richtete den Blick auf den Mann, der sich an ihn gekuschelt hatte und offenbar fest schlief. Vorsichtig befreite sich Seto aus dieser Umarmung, verließ leise das Schlafzimmer, danach die Wohnung. Sein Weg führte zu Patrick, dieser sah ihn säuerlich an.
„Musste das wirklich sein?“ knurrte der Grauhaarige und betrachtete die kleinen Wunden am Hals des Jägers.
„Ja... musste es. Ob du es glaubst oder nicht, Miharu ist damit einverstanden.“, konterte Kaiba kühl.
Diese Aussage brachte ihm einen ungläubigen Blick Patricks ein. So sah sich der Brünette genötigt, den Großvater seiner Frau über sein Erlebnis zu Unterrichten.
„Es geht ihnen also gut? Sofern man das sagen kann.“, fragte der alte Mann nach, seine grauen Augen glitzerten verdächtig.
„Es geht ihnen gut, Patrick. Es geht ihnen sehr gut.“, bestätigte Seto leise, trat an den Grauhaarigen heran, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn an. Sie verstanden sich auch ohne viel Worte.
„Ich geh jetzt zu Elana und rede mit ihr. Danach begebe ich mich auf Tour.“, erklärte der Jäger gewohnt kühl.
Patrick nickte nur, dass war ihm nur recht, er wollte mit seinen Gedanken allein sein. Kaiba wandte sich ab und machte sich auf die Suche nach der jungen Dämonin. Draußen fand er sie schließlich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, Elana brauchte ihn im Augenblick nicht. Mokuba kümmerte sich gerade hingebungsvoll um sie... die jungen Leute waren in einem innigen Kuss vertieft. Leise zog sich der Jäger zurück, holte sich sein Katana und fuhr in die Stadt.
Braune Augen öffneten sich, sahen sich verwundert um, seufzend erhob sich ihr Besitzer. Die inzwischen hereingebrochene Dunkelheit störte ihn nicht weiter. Das sich Seto nicht in der Wohnung befand stellte er sehr schnell fest, auch im restlichen Gebäude konnte er ihn nicht finden. Dafür traf er auf Patrick. Die Beiden standen sich gegenüber und starrten sich an.
„Nun Patrick. Was tust du jetzt?“ fragte der blonde Vampir.
„Ich hoffe für dich, das du Seto nicht verschaukelst.“, antwortete der Grauhaarige reserviert.
J.J. seufzte, „Auch wenn es dir schwer fällt mir zu glauben, ich liebe Seto aufrichtig und mit jeder Faser meines Herzens - nicht einmal der Tod wird es beenden können.“
Der Blick grauer Augen bohrte sich in braune, der Ältere versuchte ein Anzeichen von Lüge und Falschheit zu finden... erfolglos. Schließlich nickte der Grauhaarige.
„Seto sagte mir, das meine Enkeltochter mit euch einverstanden ist. Ich weiß, dass du keinen Wert auf meine Zustimmung legst, dennoch bekommst du sie, denn ich weiß, dass sie Seto wichtig ist.“
„Danke... und du irrst dich, auch mir ist dein Einverständnis wichtig.“, erwiderte der deutlich Ältere erleichtert. „Weißt du wo Seto gerade ist? Ich kann ihn nirgends finden.“
„Er ist in die Stadt gefahren... vor drei Stunden schon.“, bekam er zur Antwort.
„Hat er das schon immer gemacht? … Alleine los ziehen?“ murrte J.J. etwas, der Brünette hätte ihn durchaus wecken können, dann wäre er mitgefahren.
„Das ist eine Sache die er sich in den letzten Jahren angewöhnt hat, es wird dauern bis er das ablegt ... wenn er es überhaupt will.“, erklärte der Grauäugige grinsend.
„In welche Gegend er wollte, ist dir nicht zufällig bekannt?“ hakte der Blondschopf hoffnungsvoll nach.
„Nein... keine Ahnung, das hat er nie gesagt.“, gab Patrick schulterzuckend zurück. Das leise Klingeln eines Telefons unterbrach ihre Unterhaltung.
„Das ist doch Seto's Handy … der Idiot hat's nicht mitgenommen.“, stellte der Grauhaarige ärgerlich fest. „Immer das selbe mit dem Kerl.“
Das Telefon verstummte, doch nach einigen Augenblicken meldete es wiederholt einen Anrufer.
„Tja... wer auch immer da Anruft muss warten bis Seto zurück ist. Er hat es gar nicht gern, wenn jemand ungebeten seine Wohnung betritt.“, meinte Patrick trocken.
„Hm... ich denke, da bilde ich eine Ausnahme.“, grinste der Vampir breit, drehte sich um und war wenig später in besagter Wohnung verschwunden. Es dauerte ein Weilchen bis er das Mobiltelefon Kaiba's fand, schließlich kam er damit wieder zu dem Grauhaarigen und warf es ihm zu. Geschickt fing dieser es auf und nahm das Gespräch an.
Eine halbe Stunde später trafen J.J., Patrick, Elana und Mokuba vor dem alten Friedhof ein.
Tristan Taylor erwartete sie bereits, sein Blick huschte über die Gruppe.
„Seto ist also nicht aufgetaucht.“, stellte er leicht enttäuscht fest.
„Ist er nicht, aber wir können ihnen genauso gut helfen.“, antwortete Patrick bestimmt.
„Was genau ist hier los.“, mischte sich der blonde Vampir ein.
Der Polizeichef räusperte sich, berichtete über die Geschehnisse des Abends und schloss mit den Worten. „Jetzt befindet sich einer der beiden Vampire mit einem Teenager hier auf dem Friedhof und verlangt nach dem Jäger. Wo der andere ist wissen wir noch nicht.“
J.J. ging zu ihrem Wagen und holte sein Schwert heraus.
„Wir brauchen den Jäger nicht. Ich kümmere mich um den Vampir.“, teilte er Taylor entschlossen mit. „Elana... du gehst Seto suchen. Du kennst seine Gewohnheiten am besten. Erzähle ihm was geschehen ist, er wird wissen was er tun muss.“
Die Lilahaarige starrte den Blondschopf an.
„Das ist nicht dein ernst, oder? Du willst dich doch nicht dem Vampir stellen?“ hakte sie nach.
„Natürlich ist das mein ernst... wir können nicht auf Seto warten.“, bestätigte der blonde Untote.
„Und wenn Bakura dort wartet? Wenn du gegen ihn verlierst, kann dir niemand helfen.“, beschwor die junge Dämonin den Freund ihres Ziehvaters.
„Und wenn er es nicht ist? Sollte es Barnabas sein wäre es mir nur recht, ich hab mit dem Kerl noch ein spezielles Hühnchen zu rupfen... mehr noch als mit Bakura. Und du wirst es mir nicht ausreden.“, erklärte J.J. keine Widerrede duldend.
Entschlossen schritt er auf den Friedhof zu, er zeigte nun eine Seite, die man von ihm nicht kannte. J.J. wusste das er einem harten Kampf entgegen ging und dessen Ausgang absolut offen war. Elana wollte ihn aufhalten doch Patrick hielt sie zurück.
„Lass ihn … er muss es tun, damit er mit dem abschließen kann, was sie ihm angetan haben. Tu was er dir gesagt hat und suche Seto. Vielleicht findest du ihn rechtzeitig.“, hielt der Ältere die junge Frau auf. Diese zögerte noch einen Moment, drehte sich dann abrupt um, stieg in den Wagen und fuhr los.
Tristan blickte irritiert hinter dem Blondschopf her, jener verschwand in der Dunkelheit der Anlage. Der Polizeichef wandte sich an Patrick, der seinerseits hinter der Lilahaarigen hersah.
„Was wird hier eigentlich genau gespielt? Dieser blonde Irre ist derjenige der Entführt und von Seto Befreit wurde. Das ist mir klar... aber was für ein Hühnchen hat er mit Barnabas zu rupfen? Und warum glaubt er, das die junge Frau den Jäger schnell finden wird?“ forderte er eine Erklärung von dem Alten.
J.J. ging zielstrebig zu der Gruft, in der sich der Vampirfürst die letzten Monate aufgehalten hatte. So in etwa wusste er noch in welche Richtung er gehen musste. Tatsächlich sah er die Gestalt Barnabas zwischen den Grabstätten auf und ab wandern. Der blonde Vampir blieb stehen, ließ seine Augen umher schweifen. Doch konnte er nichts weiter entdecken – nur der Fürst und einen der Teenager. Langsam trat er in das Sichtfeld des alten Vampirs, wie erwartet nahm ihn jener sofort wahr.
„Ach... sieh an, wer kommt denn da?“, höhnte der Rotäugige, „Hat du Sehnsucht nach mir?“
„Nicht doch. Wie kommst du denn darauf? Du warst der miserabelste Liebhaber den ich je hatte.“, konterte der Blondschopf kalt.
Ruhigen Schrittes näherte sich der junge Vampir dem Jugendlichen, der an einen Grabstein gefesselt war. Bei näheren hinsehen erkannte der Braunäugige, dass es sich um ein Mädchen handelte.
„Halt!“, stoppte ihn der Ältere und stellte sich dem Blonden in den Weg.
„Lass sie gehen. Du brauchst sie nicht mehr.“, forderte der 'Daywalker'.
„Woher willst du wissen ob ich sie brauche oder nicht? Solange der Jäger nicht tot ist bleibt sie in meinem Gewahrsam. Du wirst nichts daran ändern.“, entgegnete Barnabas.
Der Jüngere zog seine Klinge, forderte so den alten Vampir heraus. Jener lachte laut auf.
„Du armseliger Wicht... du wagst es mich herauszufordern? Das wirst du bereuen … ihr habt meinen Gefährten auf dem Gewissen und dafür wirst erst du und dann der Jäger bezahlen.“
„Du meinst diesen Grünäugigen Bastard? Hat er wirklich das Zeitliche gesegnet? Das ist ja prächtig, das erspart mir Arbeit.“, stellte der junge Vampir zufrieden fest.
Das Gesicht des Fürsten verfinsterte sich schlagartig und er griff ohne weitere Worte an...
Am anderen Ende der Stadt streifte der Jäger durch die Straßen. Immer wieder begab er sich auch auf die Dächer, so verschaffte er sich einen besseren Überblick. Dabei bemerkte er das erhöhte aufkommen der Polizeiwagen... irgendwas war hier geschehen.
Doch neugierig geworden kehrte er zu seinem Auto zurück und steuerte sein Gefährt in die Stadt. Sein Weg führte somit auch an einem alten, zum Abriss freigegebenen, Parkhaus vorbei. Routinemäßig schweifte sein Blick über das Gebäude und – blieb an einem weißen Haarschopf hängen. Sofort stoppte der Blauäugige am Straßenrand, sprang aus dem Wagen, überquerte die breite Verkehrsader im Laufschritt und war im nächsten Moment in dem alten Parkhaus verschwunden.
Bakura grinste böse, der Jäger würde gleich hier sein. Wie das Schicksal es wollte hielt er sich gerade am Rand des obersten Parkdecks auf und wurde von seinem Feind gesehen. Der Vampir war zufrieden, diesen Mann hatte er sich als Gegner gewünscht. Behände schritt er zu seiner Geisel, das böse Grinsen zierte immer noch sein Gesicht.
„Nun mein junger Dämon, der Jäger wird hier gleich erscheinen und du hast das Vergnügen seinem Untergang beizuwohnen.“
„Er wird dich fertig machen.“, knurrte dieser zuversichtlich zurück.
„Hey... bist du etwa ein Fan von dem Kerl?“ hakte der Weißhaarige verblüfft nach.
„Das geht dich nichts an.“, antwortete der Teenager aufsässig. Das konnte sich Bakura nicht auf sich beruhen lassen, so packte er den Jungen am Kragen und zog ihn zu sich nach oben. Nur Millimeter trennten ihre Gesichter voneinander.
„Hör mal zu Bursche, es ist nicht ratsam mich zu verärgern. Vergiss nicht ... es liegt in meinem Ermessen was im Anschluss mit dir geschieht.“, drohte der Ältere massiv.
„Wenn der Jäger mit dir fertig ist, bist du nur noch ein Häufchen Asche. Es dürfte dir schwer fallen mir dann was anzutun.“, entgegnete der Jüngere furchtlos.
Nach außen wirkte der Dämon zwar gefasst, für sein Alter schon zu gefasst, doch tief in seinem Innern hatte er eine Scheiß Angst. Nur der Gedanke, dass er diesem Blutsauger vielleicht entkommen und seiner Freundin helfen konnte, ließ ihn die Nerven bewahren. Die Nachricht, dass der Jäger hier gleich erscheinen würde, nährte seine Hoffnung.
„Ich sollte dir gleich die Kehle durchschneiden.“, versuchte er den Jungen einzuschüchtern. Finster bohrte sich sein Blick in die grauen Augen seiner Geisel.
„Versteckst du dich schon hinter Kindern? Was bist du doch für ein erbärmlicher Feigling.“, tönte die eisige Stimme des Jägers über das Parkdeck.
Ganz langsam wandte der Angesprochene den Kopf zum Sprecher.
„Sieh an, der Jäger.“, stellte der Weißhaarige ironisch fest, wandte sich wieder seinem Opfer zu. „Mach dir keine Hoffnung, Bursche. Am Ende gehörst du mir.“
Der Schwertkämpfer richtete sich auf und schenkte dem Jäger seine volle Aufmerksamkeit. „Wir hatten ja schon mal das Vergnügen gegeneinander zu kämpfen. Bringen wir es jetzt zu Ende.“, drohte der Weißhaarige.
„Du nennst unser letztes aufeinander treffen einen Kampf? Dann ist es mit deiner Schwertkunst nicht besonders weit her.“, provozierte der Brünette.
„Du nimmst den Mund ja ziemlich voll, Jäger. Dann zeig doch mal, was du so drauf hast.“, gab der Vampir knurrig zurück.
Beide Männer standen sich mit gezogenen Schwertern gegenüber... fixierten sich mit ihren Blicken.
Cedrick saß gefesselt am Boden und beobachtete die Szene mit großen Augen. Vom Ausgang dieses Kampfes hing sein und Samanthas Schicksal ab... nicht nur ihres auch das vieler unschuldiger Menschen.
Einen Wimpernschlag später klirrten die Schwerter, als sie aufeinander trafen. Der junge Dämon hatte die Bewegungen der beiden Kontrahenten gar nicht wahrgenommen – so schnell bewegten sie sich. Auch jetzt fiel es ihm sehr schwer den Kämpfern mit seinen Augen zu folgen. Der Weißhaarige stieß gerade mit dem Katana zu, der Jäger wirbelte an der Klinge und dem Schwertarm entlang und rammte Bakura seinen Ellenbogen zwischen die Schulterblätter. Dieser fauchte vor Schmerz auf und taumelte einige Schritte vorwärts, dabei bemüht sein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Kaum war er zum Stehen gekommen, schnellte er herum, überbrückte die Distanz zu seinem Gegner in Sekundenschnelle und hieb machtvoll auf den Brünetten ein. Bestrebt die Deckung seines Feindes zu durchbrechen, legte er seine ganze Kraft in die Hiebe, doch der Blauäugige blockte die Angriffe mit gleicher Stärke ab.
Der Weißhaarige sprang zurück.
„Nicht schlecht für einen Menschen, aber du wirst das nicht lange durchhalten können.“, kam es widerwillig anerkennend von dem Schwertkämpfer. Kaiba lachte freudlos auf. „Deine Sinne scheinen ziemlich eingerostet zu sein, sonst wüsstest du, dass ich kein Mensch mehr bin.“
„Was heißt das... du bist kein Mensch mehr.“, hakte Bakura überrascht nach. Seine braunen Augen musterten den Jäger genauer, dieser drehte leicht seinen Kopf, so dass sein Gegenüber die kleinen Narben an seinem Hals sehen konnte. Ein geringschätziges Lächeln umspielte den Mund des Brünetten, als er den verwunderten Blick des alten Vampirs sah.
„Du bist ein Vampir?“ brach es entsetzt aus Bakura heraus.
„Ja, seit einigen Stunden bin ich ein Vampir.“, bestätigte der Blauäugige kühl.
„Aber wieso?“ mit dieser Wendung hatte der Weißhaarige nicht gerechnet.
„Muss ich das wirklich erklären?“ entgegnete der junge Vampir ironisch.
„Der 'Daywalker' …“, flüsterte der Braunäugige ungläubig.
„Dein Verstand funktioniert ja doch noch. Er lebt und brennt darauf mit euch abzurechnen... genauso wie ich auch.“, spottete Kaiba kalt.
Der Ältere hatte sich inzwischen wieder gefasst, sein Blick verfinsterte sich zunehmend.
„Der Fürst ist ist genauso wütend auf euch. Ihr Schwachköpfe seid für den Tod Estradas verantwortlich, das werdet ihr bezahlen... bitter bezahlen.“, drohte Bakura. „Und was dich betrifft...Ob nun Vampir oder nicht, es spielt keine Rolle. Am Ende bist du Tod.“
„Hab ich schon erwähnt, dass auch das Blut eines Dämonenkriegers in meinen Adern fließt?“ sinnierte der Jäger laut, erwartete aber keine Antwort.
„Hast du noch mehr Überraschungen auf Lager?“ knirschte der Weißhaarige zwischen den Zähnen hervor.
„Nein... fürs erste nicht.“, konterte Kaiba höhnisch, „Kämpfen wir nun weiter oder kneifst du gleich?“
„Dir werden deine Sprüche gleich noch vergehen.“, knurrte Bakura und griff wieder an.
Keuchend standen sich der Blonde und Weißhaarige Vampir gegenüber, sie ließen sich nicht aus den Augen. „Gib auf du armseliger Wicht. Du hast nicht die geringste Chance.“, forderte der Ältere hart.
„Ha... meine Chancen sind im Augenblick so gut wie deine. Du pfeifst doch schon auf dem letzten Loch... deine Kondition lässt doch sehr zu wünschen übrig.“, konterte der Braunäugige.
„Täusch dich nicht... mit dir werd ich allemal fertig.“, knurrte der Rotäugige zurück.
„Das halte ich für ein Gerücht.“, erwiderte der Jüngere zuversichtlich.
J.J. griff wieder an, geschickt lockte er den Fürsten immer weiter von seiner Geisel weg. Noch wusste er nicht wie, aber er würde das Mädchen befreien, noch bevor der Kampf beendet war. Ganz kurz huschte sein Blick zu der Gefesselten, im Hintergrund nahm er schemenhaft eine sehr große Katze wahr. Da wusste er, dass er sich um die Kleine keine Sorgen mehr machen musste.
Von den Kämpfern nahezu unbemerkt schlichen sich zwei Gestalten näher. Der eine war Mokuba, der andere Patrick. Sehr zur Verwunderung des Schwarzhaarigen, entpuppte sich jener ebenfalls als Dämon. Wie kam es dazu?
Vor zwanzig Minuten....
Grant lief angespannt auf und ab, nach dem J.J. in der Dunkelheit des Friedhofs verschwunden war und je länger seine Abwesenheit dauerte um so nervöser wurde er. Der Schwarzhaarige hasste diese Untätigkeit und schließlich entschloss er sich zu handeln.
„Ich geh da jetzt rein. J.J. mag ja meine Hilfe ablehnen, aber ich denke, er hat nichts dagegen, wenn ich die Geisel befreie.“, erklärte er bestimmt. Drehte sich um und machte sich auf den Weg. Das wollte Tristan nicht durchgehen lassen, schlimm genug das er nicht wusste, was in diesem Gelände vor sich ging. Jetzt auch noch Leute da reingehen zu lassen wäre einfach unverantwortlich.
„Sie gehen da nicht rein. Verstanden!“, hielt er den Schwarzhaarigen auf. „Das ist zu gefährlich.“
Dieser blieb stehen, drehte seinen Kopf zu dem Polizeichef um, seine grauen Augen funkelten. „Sie halten mich nicht auf. Ein Freund ist da drin und braucht Hilfe. Ich werde bestimmt nicht hier rumstehen und warten.“
Taylor knirschte mit den Zähnen machte hier denn jeder was er wollte? „Gut... ich komme aber mit.“, stimmte er schließlich zu.
„Nein! Taylor sie bleiben hier. Ich gehe mit Grant.“, stoppte Patrick den Polizeichef.
„Was soll das jetzt schon wieder? Wieso wollen sie sich unnötig in Gefahr begeben?“ fragte Taylor genervt.
„Das ist kein Risiko für mich. Beruhigt es sie zu wissen, das ich Miharus Großvater bin?“, machte der Grauhaarige klar. Zwingend sah er den Braunhaarigen an, der hielt finster dem Blick stand. „Okay... ich bin einverstanden. Aber ich rate ihnen sich nicht umbringen zu lassen. Ich habe keine Lust mich vor Seto zu rechtfertigen.“, murrte Tristan undeutlich.
Patrick und Grant wurden von den Schatten der Bäume verschluckt, in etwa kannten sie die Richtung in die sie gehen mussten. Der Schwarzhaarige hatte noch ein oder zwei Fragen an den Älteren.
„Was hast du eigentlich damit gemeint, dass du Miharus Großvater bist.“, wollte er neugierig wissen.
„Muss ich dir das wirklich erklären?“ stellte der Grauhaarige die Gegenfrage.
„Miharu war Kaibas Frau, das weiß ich... aber was ist so besonderes daran, dass du ihr Großvater bist?“ beharrte Grant auf einer Antwort.
„Hast du tatsächlich noch nicht raus bekommen, dass Setos Frau eine Dämonin war?“ antwortete Patrick mit einer weiteren Frage. Verblüfft blieb blieb Mokuba stehen, das hatte er nicht gewusst. Einiges brachte er über Kaibas Familie heraus, aber das nicht.
Auch der Grauhaarige blieb stehen, ein amüsiertes Grinsen umspielte seine Lippen... was der junge Mann wohl für Augen machte, wenn er heraus bekam zu welchen Dämonen sie gehörte – er gehörte.
Grant fing sich schnell, zählte eins und eins zusammen und kam zu dem Schluss.
„Dann bist du auch ein Dämon?“ hakte er nach.
Patricks Antwort sah so aus, dass er seine menschliche Form aufgab und dessen Stelle eine große graue Katze... ähm... Kater. Das Tier zeigte seine Zähne und seine Augen funkelten belustigt. Die Dämonenkatze stand auf und trabte an Grant vorbei, blieb noch mal kurz stehen und warf dem jungen Mann einen auffordernden Blick zu. Mokuba seufzte auf. „Worauf habe ich mich bloß eingelassen.“, folgte dann dem Dämon.
Gegenwart...
Ziemlich sicher fand Patrick den Weg durch die Dunkelheit, allein wäre er schneller gewesen, so musste er auf Grant warten. Je näher sie dem Aufenthaltsort kamen, desto vorsichtiger bewegten sie sich. Mokuba erkannte an der Haltung des Dämons wie er selbst sich verhalten musste. Schließlich drang das Klirren der aufeinander prallenden Schwertklingen ans Ohr. Im Schutze der Sträucher kam das ungleiche Paar nahe an die Gruften heran. Patrick riskierte es und zeigte sich kurz dem blonden Vampir, ob dieser ihn nun gesehen hatte und auch zuordnen konnte, war dahin gestellt. Aber es schien funktioniert zu haben, J.J. entfernte sich mit seinem Gegner ohne das dieser es bemerkte.
Patrick nahm seine menschliche Form wieder an. Jetzt wisperte er dem unerfahrenen Reporter ins Ohr, was dieser nun tun musste.
Wenig später huschte der Schwarzhaarige geduckt durch die Reihen der Grabstätten bis er das Mädchen erreichte. Dieses konzentrierte sich ganz auf den Kampf, mit dessen Ende entschied sich auch ihr Schicksal. So bemerkte sie das Geschehen hinter ihrem Rücken nicht und wurde von der Hand, die sich über ihren Mund legte völlig überrascht. Panisch sog sie die Luft ein. „Scht... ich will dich befreien. Bitte nicht schreien.“, flüsterte ihr ein Mann ins Ohr, sie wollte sich schon umdrehen, als dieser noch hinzufügte. „Nicht umdrehen... ich nehme jetzt meine Hand weg. Hast du mich verstanden?“
Samantha nickte kaum merklich, ihr Atem ging immer noch heftig. Erleichtert registrierte sie die verschwindende Hand.
„Braves Mädchen... ich schneide nun deine Fesseln durch... bist du verletzt? Kannst du laufen?“ erkundigte sich der Mann hinter ihr.
„Ich bin okay.“, wisperte das Mädchen zaghaft zurück.
„Warte noch... beweg dich nicht.“, verlangte Grant von der Teenagerin, schnitt deren Fesseln durch und beobachtete die beiden Kämpfer. Als sich diese wieder erbittert mit ihren Schwertern schlugen, war die Gelegenheit günstig. Der Schwarzhaarige packte das Mädchen an der Hand.
„Komm... duck dich ein wenig und lauf... bleib an meiner Seite.“, forderte er gepresst.
Mit klopfendem Herzen folgte Samantha dem unbekannten Mann und hoffte das sie nicht in eine noch schlimmere Lage kam. In dem Gebüsch das sie erreichten wartete ein weiterer Mann, soweit sie erkennen konnte war er wesentlich älter. Sie stutzte, hatte dieser etwa Katzenohren?
„Keine Sorge Kleines, wir gehören zu dem blonden Dummkopf dort.“, grinste der Ältere.
„Du kannst deinen Augen ruhig trauen. Ich bin ein Katzendämon... Aber jetzt kommt! Wenn dein Verschwinden entdeckt wird, sollten wir weit weg sein.“
Vor den noch ungläubigen Augen des Mädchen verwandelte sich Patrick gänzlich in eine große Katze. Geschmeidig setzte er sich in Bewegung, Grant nahm die Hand der Jugendlichen und folgte dem Dämon. Sie waren noch gar nicht weit gekommen, als sie ein durchdringender Wutschrei zusammen zucken ließ.
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Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich in den Urlaub,
in voraussichtlich drei Wochen bin ich wieder zurück.
*Erdbeertorte hinstell*
bis dahin
*knuddel*
night-blue-dragon