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C´mon, I´ll put a smile on ya face

So: Why so serious?
von

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I. Like a Harlequin

Das klackende Geräusch von hohen Absätzen hallte an den kahlen Wänden wieder. Die dämmrige Beleuchtung dort unten störte längst nicht mehr, auch wenn es hier unten aussah wie ein großes Kellergewölbe. Dazu noch leises und wirres Stimmengemurmel, das Surren einer Klimaanlage, das Flackern einer Glühbirne. Ebenfalls war das Panzerglas alltäglich geworden was die Mitarbeiter schützen sollte. Resolutes, dickes Panzerglas, soll jeglichen Schlag-, Beschuss- und Sprengeinwirkungen standhalten. Man konnte also ganz beruhigt sein. Zumindest auf der einen Seite von dem Glas. Und hinter dem Panzerglas? Die schlimmsten und kaltblütigsten Serienmörder und Psychopathen der Neuzeit. Solche wie Hanibal „The Canibal“ Lector. Und sie fühlte sich auch ein klein wenig wie Clarice Starling hier unten. Wie in der Szene als Clarice zum ersten Mal Hanibal aufsucht. Jedes Mal fühlte sie sich so wenn sie hier herunter kam. Nur arbeitete sie nicht für das FBI.

Diese Psychopathen, anders konnte man sie nicht nennen, waren ihr Job, mit ihnen zu reden, dem Versuch sie zu therapieren und sei es auch sie nur mit Medikamenten vollzupumpen, verdankte sie ihr täglich Brot. Wie konnten sie nur so werden? Was trieb sie dazu? Wer waren sie? Wer sind sie? Sie hatte im Laufe der Zeit gelernt sich die Einzelschicksale nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Missbraucht in der Kindheit, auf jegliche Arten und Weisen, andere Traumatas… sie war abgestumpft den Geschichten gegenüber. Es waren Psychopathen und würden es auch immer bleiben. Irgendwann, nach einer gewissen Anzahl von Patienten, erhält jeder Psychologe diese bittere Erkenntnis, dass man diesen Menschen ganz einfach nicht mehr helfen kann, dass man sie nicht rehabilitieren kann, man kann sie nimmer mehr auf die Gesellschaft loslassen. Man konnte sie nur noch vor dem Rest der Menschheit wegsperren.

Und wieder einer mehr im Arkham Asylum. Auf ewig weggesperrt. Höchste Sicherheitsstufe also wenn er hier unten war. Unter ihnen nur das Rattenloch genannt. Ein Patient mehr in ihrer Laufbahn. Eine neue Akte, ein neuer Patient. Während ihres Studiums war ihr früh klar geworden, sie wollte Spannung! Sie wollte sich nicht um Business-Männer mit Burnout-Syndrom oder überforderten Hausfrauen rumschlagen, nicht mit geistesschwachen, sabbernden kleinen Irren die nirgendwo ohne ihren Teddy-Bären hingingen. Sie wollte etwas Aufregendes! Sie wollte die wirklich schweren Fälle haben! Sie wollte sich mit den Psychopathen und Serienmördern befassen! Aber auch die hatten ihre Spannung mittlerweile verloren…

Schon als sie heute Morgen in ihr Büro gekommen war, lag da der braune Papphefter auf ihrem Schreibtisch. Ein neuer Patient. Schon ein andere hatte sich um ihn gekümmert, dass verriet ihr die fremde Handschrift auf dem Ordner mit welcher die Nummer des Patienten draufgekritzelt wurde. Die Akte schien umfangreich zu sein. Sie würde sie später lesen. Aus Später, wurde später und später und später. Sie war bisher wirklich nicht dazu gekommen auch nur einen Blick in diese zu werfen. Zelle #146. Das wusste sie, auch nur weil die Zellennummer auf dem Papphefter gekritzelt war… und halt die Patientennummer. #002698. Erst jetzt, als sie auf den Weg zur Zelle war, kam sie dazu, den Ordner aufzuschlagen, nur noch wenige Schritte und sie war bei Zelle #146. Doch bevor sie auch nur einen wirklichen Blick in auf die Akte werfen konnte, begann das Licht im ganzen Flur zu flackern und gleich darauf wurde es auch Pechschwarz. Sie erinnerte sich daran wie sie zum ersten Mal hier unten gewesen war und das Licht ausfiel. Sie hatte panische Angst. Heute konnte es ihr nur ein Seufzen abringen und ein „Na klasse…“. Ständig fiel hier unten das Licht aus. Lediglich ein kleines rotes Lämpchen einer Überwachungskamera verriet ihr, dass sie vor einer Zelle stand. Sie trat näher heran bis ihre Fußspitze auf das Glas traf, mit den Fingern tastete sie zu dem kleinen Schildchen, schob ihre Brille bis auf die Nasenspitzen. Mit viel Anstrengung und wenn sie nah genug heranging, konnte sie die Zellennummer entziffern. #146. Zumindest vor der richtigen Zelle stand sie.

Statt Patienten mit Elektroschocks zu therapieren, sollte man sich mal um dieses verdammte Lichtproblem kümmern. Sie versuchte in der Zelle irgendetwas auszumachen, aber nur das rote Lämpchen der Kamera war zu sehen, mehr nicht. Auch kein Geräusch verriet ihr, dass da jemand drin war. Nichts als Stille umfing sie, von weit her war leises Murmeln zu hören. Kein Wunder, mehr als 90% der Patienten wurden mit Medikamenten ruhig gestellt, so machte man sich die Arbeit hier leicht. Warum auch nicht? Lieber einen Schwerverbrecher der Tag und Nacht vor sich hin vegetiert als einen der nur Radau macht.

Plötzlich sprang das Licht wieder an und mit einem Laut des Schreckens stolperte sie von dem Panzerglas zurück aufgrund des Gesichtes was so plötzlich vor ihr schien, die Nasenspitzen nur durch das Glas getrennt. Oh Gott… sie atmete tief ein und aus, sammelte sich. Verdammt noch eins, sie hätte wahrlich früher einen Blick in die Akte werfen sollen! Dann hätten die starren Augen die so sehr aus dem Schwarz hervorstachen sie nicht erschreckt, dann hätte sie gewusst, dass es Der Joker war, der in Zelle #146 saß! Die weiße Schminke verschmiert, ließ ihn älter aussehen als er im nachhinein wahrscheinlich war, das Schwarz um die Augen immer noch dunkel und intensiv, ließen seine grünen Augen hell hervorstechen, das breite und blutrote Grinsen immer noch vorhanden, doch zum Teil verwischt, machte zusammen mit dem Weiß die Haut rosig an manchen Stellen, strähniges Haar mit einem ausgewaschenen bleichen Grün das ihm in die Stirn hing.

Schnell blätterte sie durch die Akte. Eine Liste all seiner Verbrechen, ein oberflächliches Gutachten weshalb er hier überhaupt drin saß und nicht auf dem elektrischen Stuhl, eine Reihe von Ärzten… in 4 Monaten 6 Psychologen… Davon wurde einem mit seiner eigenen Sicherheitskarte für die Räumlichkeiten hier die Kehle… oh Gott… Respekt, das gelang bei weitem nur wenigen… Und sie war offensichtlich Nummer 7. Aber nichts persönliches, kein Name, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer, nichts. Nichts was ihm eine Identität gab, was ihn als einen Bürger dieses Staates auswies. Nichts. Nur Der Joker.

Geisteskrank stand in dem Gutachten für das Gericht. Unzurechnungsfähig. Aber die stechenden Intensiven Augen, Augen die jeder ihrer Bewegungen folgten, sagten ihr durchaus, dass er zurechnungsfähig war. Das er wusste was er tat, all sein Handeln gut durchdacht war. Das waren nicht die Augen eines Geisteskranken. Eines Psychopathen, ja vielleicht, aber nicht die eines Geisteskranken. Sie konnte einen Schauer nicht unterdrücken beim Blick in seine Augen. Genau SO musste Clarice Starling sich bei Hanibal Lector gefühlt haben… Wie die wilden Augen sie anstarrten… als würden sie ihr Innerstes erforschen wollen, als würden sie tief in sie hinein schauen… sie lesen als wäre sie ein offenes Buch.

Sie räusperte sich, wandte ihren Blick ab und blätterte weiter durch die Akte, nur um sich wieder zu sammeln. Nervös strich sie sich eine Haarsträhne nach hinten sie sich aus ihrem Haarknoten gelöst hatte, schob sich die Brille wieder auf die Nase.

„Ähm… Guten Tag Mister… Joker?... Ich bin Dr. Quinzel, Dr. Harleen Quinzel, Sie sind wohl mein neuer Patient wie ich feststellen muss. Oder ich ihre neue Ärztin.“ Je nachdem wie man es sah. Er sah aus als würde er Schmunzeln, es war schwer zu sagen bei den Narben und der Schminke. Aber sie war sich sicher, dass er schmunzelte als er sich abwandte von der Scheibe, sich auf den Stuhl setzte, Arme vor der Brust verschränkt und die Beine ausgestreckt und überkreuzt. „Nun Mister Joker, möchten Sie mir irgendetwas erzählen? Wie geht es Ihnen? Gefällt Ihnen das Ambiente? Möchten Sie irgendetwas los werden? Reden Sie ruhig, ich werde Ihnen zuhören, dazu bin ich ja schließlich da, um Ihnen zuzuhören.“ Und die entsprechende Medikamentendosis zu verschreiben. Eisernes Schweigen entgegnete ihr. Ihre Fragen waren aber auch lächerlich, Standartfragen um ein Gespräch anzufangen. Und was das Ambiente betraf: eine harte Pritsche, ein schäbiger Holztisch samt Stuhl, ein metallenes Waschbecken samt Toilette… was sollte das schon für ein Ambiente sein? Da lebten Tiere zumeist besser. Nicht umsonst nannte man es hier das Rattenloch. Vom Essen ganz zu schweigen, sie sprach aus Erfahrung. Sie aß ja schließlich zu Mittag immer in der Kantine. Das Essen war wirklich miserabel.

Nun gut, sie wusste um ehrlich zu sein auch nicht wirklich wie sie mit diesem speziellen Patienten umgehen sollte. Wer hatte nicht von dem Joker und seine Taten gehört? Im Fernsehen was gesehen oder in der Zeitung gelesen? Wochenlang auf den Titelseiten… Sie räusperte sich erneut. „Nun… ich kann demnach davon ausgehen, dass es Ihnen gut ergeht in… diesem bescheidenem Institut? Gut. Und sie wollen mir nichts erzählen?“ Eisernes Schweigen, ein Schmunzeln, starrer Blick. „In Ordnung. Sie wollen Schweigen. Ich akzeptiere das. Ich würde auch nicht gleich jedem Fremden mein Innerstes ausschütten.“ Sie nahm einen Stift aus der Brusttasche ihres Kittels, blätterte kurz in der Akte und kritzelte etwas auf ein Blatt Papier. „Man sieht ja was Sie von Ärzten wie mir halten. Dr. Hanccook, möge er in Frieden ruhen, ist ja Beweis genug dafür.“ „Mir war danach.“

Sie blickte auf beim Klang des samtenen Baritons. „Bitte?“ „Dr. Hanccook… mir war danach.“ Sie blinzelte kurz irritiert. Aha… ihm war danach… Ein Glück schlug sie nicht jedem den Schädel ein nur weil ihr danach war… „So… Ihnen… war also danach? Und… wonach ist Ihnen jetzt in diesem Moment? Wollen Sie mir auch mit meiner ID-Card die Kehle durchschneiden?“ „Ich bin mir noch nicht sicher.“ Ein leises Schmatzen drang aus der Zelle. Es kam auf seine Laune an und diese kam gerade ein wenig ins Schwanken. Frau Doktor in ihren schwarzen Pumps mit der zu engen Bluse und dem knielangen Rock der ein wenig zu eng schien. Der Versuch streng und intelligent auszusehen mit dem Haarknoten im Nacken und der schwarzumrandeten Brille. Frau Doktor Harleen Quinzel. Das Schmunzeln wuchs zu einem Grinsen an.

„Und was würden sie stattdessen mit mir tun, wenn nicht mich umbringen?“ „Wer weiß…? Meinen Spaß mit Ihnen haben, Fräulein Harley Quinn?“ „Quinzel, Dr. Harleen Quinzel ist mein Name.“ „Harley Quinn gefällt mir besser.“ Wieder ein leises Schmatzen. „Beinahe so wie der Harlequin…“ „Ich hasse Clowns, nur damit Sie es wissen. Ich konnte sie schon als Kind nicht ausstehen. Dieses alberne rumgescherze…“ „Lassen Sie mich raus und ich zeige Ihnen wie ich zu Scherzen beliebe…“ „So wie Sie es Dr. Hanccook gezeigt haben?“ „Awww… jetzt ruinieren Sie die Stimmung, Harley. Tststs…“ „Harleen. Dr. Harleen Quinzel.“, wiederholte sie energisch. „Ich mag Ihren Namen… Er zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht, kleine Harley.“ Sie wiederstand dem Impuls mit dem Fuß aufzustampfen. Stattdessen kritzelte sie nur wieder etwas aufs Papier. „Nun, dann müssen Sie ab jetzt erst wieder mit den Wärtern scherzen. Sie sind nicht mein einziger Patient. Schönen Tag noch, Mister Joker.“ „Bye, bye, kleine Harley.“ Erneut ein Schmatzen.
 

Ein entnervter Seufzer entwich ihr, als sie wieder in ihrem Büro war, sich auf den Bürostuhl setzte und die Akte auf den Schreibtisch schmiss. Kein Wunder, dass jeder diesen Patienten bisher weitergereicht hatte… Sie nahm ihre Brille ab, legte diese auf den Tisch und rieb sich die Nasenwurzel. Sie setzte sich wieder die Brille auf, schlug die Akte auf. Irgendwo musste doch die Liste sein mit den Medikamenten die er verabreicht bekam… Arch, alles durcheinander… Während sie die Blätter ordnete fand sie auch das Gesuchte. Haloperidol, Amisulprid, Tilidin, Naloxon, Lorazepam, Midazolam… Herrgott… Er müsste mehr oder minder wie tot auf der Pritsche liegen bei all den Beruhigungsmitteln! Von den hohen Dosen ganz zu schweigen! Dieser Mann war im wahrsten Sinne des Wortes nicht normal. Sie glaubte ihr würde es in spätestens einem Monat so ergehen wie Dr. Hanccook… oder den anderen Ärzten, tot oder fertig mit den Nerven und am Rande der Verzweiflung.

Schnell flitzten ihre Finger über die Tastatur, das Summen des Computers und Klicken der Tastatur füllte den Raum, tippte ihren ersten Eindruck nieder. Seufzend lehnte sie sich zurück als sie fertig war. Kurz nach 18 Uhr verriet ihr die Uhr über der Tür. Schon wieder so spät und sie war todmüde, abgesehen von dem Hunger der ihren Magen knurren ließ. Sie sollten sich fest vornehmen in Zukunft nicht immer Überstunden zu machen und früher nach Hause zu gehen. Der Computer wurde herunter gefahren, sie hängte ihren Kittel an die Garderobe, nahm ihre ID-Card. Mantel und Tasche geschnappt und schon war sie raus aus ihrem Büro, schloss ab und ging die weißen kahlen Flure entlang, hinab zu den Tiefgaragen. Die erste Handlung als sie ihrem Auto saß, ein altes Ding noch aus den Tagen als sie studierte ihr aber zu lieb geworden war als dass sie es entsorgen könnte, bestand darin das Radio laut aufzudrehen. Irgendein Popsong dudelte ihr entgegen.

„Don't cha wish your girlfriend was hot like me? Don't cha wish your girlfriend was a freak like me?”

Endlich konnte sie abschalten, lehnte sich in den Sitz zurück und ließ erst einmal berieseln von dem Gedudel aus dem Radio. Auch wenn sie diese Art der Musikrichtung nicht ausstehen konnte. Besser als sich weiter mit den Patienten beschäftigen zu müssen und sich deren Hasstiraden auf die Welt und die Menschheit anzuhören. Endlich steckte sie den Schlüssel ins Schloss, drehte diesen herum, der Motor sprang an. Sie schaltete den Gang, trat aufs Gas und drehte das Lenkrad. Ab und zu warf sie einen Blick in den Rückspiegel, wandte sich um. Sie hatte das Gefühl paranoid zu werden, hatte das Gefühl stechende Augen würden sie verfolgen. Sie schüttelte den Gedanken ab, sie war ganz sicher nicht diejenige die wahnsinnig war oder wurde.

Ihr Schlüssel fielen klappernd auf die Kommode als sie ihre Wohnung betrat, ihr kleines Appartement was sie sich gönnte für ihre Arbeit im Arkham Asylum. Ihre Schuhe kickte sie achtlos zur Seite, der Mantel blieb auf dem Weg im Wohnzimmer im Flur liegen nebst der Handtasche. Eine herrliche Ordnung strahlte ihr aus dem Wohnzimmer entgegen und es roch nicht mehr länger nicht erledigtem Abwasch. Sie war froh im Nachhinein sich getrennt zu haben. Sie war wieder Herr in ihren vier Wänden, niemanden dem sie nachräumen musste, musste endlich wieder nur für sich alleine Sorgen. Sie musste lächeln, hatte ganz vergessen wie schön es doch sein konnte Single zu sein.

Jetzt war sie einfach nur Harleen, Dr. Quinzel hatte sie in Arkham gelassen. Und Harleen hatte jetzt unheimlich Lust dazu sich vor den Fernseher auf ihrer Designercouch zu wälzen mit einer Tüte Chips und sich das Freitagabend-Programm zu Genuss zu ziehen.

II. Vorhang auf

Die Schweigenummer beherrschte sie zwar nicht so gut wie er, aber wurde sie dafür bezahlt für jede Stunde die sie hier saß, warum also nicht. Die Beine überschlagen saß sie auf einem Stuhl vor Zelle #146, ein Klemmbrett auf ihrem Schoß, der Kugelschreiber tippte unaufhörlich auf das Klemmbrett. <PackPackPackPackPackPackPack>

„Wie geht es Ihnen denn heute so, Mister Joker? Haben sie gut geschlafen? Wie war das Frühstück? Wie bekommen Ihnen die Medikamente? Meine Kollegen haben Ihnen ja hohe Dosen von allen möglichen Beruhigungsmitteln verschrieben. Fühlen Sie sich nicht müde? Schläfrig oder Schlaff?“ Schweigen. Nunja, offensichtlich schien er nicht müde oder dergleichen zu sein. „Hmm…“ Sie schrieb eine kurze Bemerkung auf das Blatt auf dem Klemmbrett. „Soweit ich weiß, befindet sich einer Ihrer Kollegen ebenfalls hier. Nur unter weitaus nicht so strengen Sicherheitsvorkehrungen. Mister De…“ „Haben Sie auch an Harvey Dent geglaubt?“ „Nein, habe ich nicht. Wenn es keine Verbrechen mehr gäbe, hätte ich irgendwann keine Patienten mehr.“ Ein schrilles, halb wahnsinniges Lachen drang an ihre Ohren, wieder ein leises Schmatzen, fuhr sich mit der Zunge über seine Lippen. Sie sollte sich mal mit einem Gesichtschirugen unterhalten ob diese Eigenheit mit den Narben zusammenhängen könnte. „Ich mag Sie, Harley! Sehen Sie! Sie bringen mich zum Lachen!“ „Für Sie Dr. Quinzel. Ich darf also davon ausgehen, dass Sie nicht viel von Mister Dent halten?“ „Ein kleiner Fisch… fühlt sich nur groß mit seiner Spielzeugpistole… Das einzige was er will ist Rache… zu unüberlegt… blind… zu impulsiv… er hat das Töten einfach nicht gelernt… er genießt es nicht… er kann es einfach nicht.“ Eifrig kritzelte sie auf das Papier. „Aber Sie haben es gelernt? Das Töten?“ „Was… sagen Ihre Fachmännischen Kenntnisse dazu, dass ich ein Messer den Feuerwaffen bevorzuge?“ „Dass Sie es genießen… Dass Sie Macht haben in diesem Augenblick, zusehen können wie ihre Opfer ihr Leben aushauchen, der Moment des Todes, ein ganz intimer Moment im Leben eines Menschen.“ „Ich sehe wer sie wirklich sind…“ Die Stimme gesenkt, ein düsteres Hauchen, dem Wahnsinn nah.

„Wissen Sie, Harley…“ „Quinzel. Dr. Quinzel.“ „Es kommt nicht darauf an wie groß man ist, wie stark man ist. Es kommt auf´s Können an. Ich bin keine 2 Meter groß und wiege keine 200 Pfund, habe nicht einmal eine Waffe… und trotzdem…“ „Haben Sie 5 Wachen und einen Doktor hier getötet.“ „Bingo, die kleine Harley darf sich einen Lolli nehmen.“, sagte er leise, ein frivoles Schmunzeln auf den Lippen. „Nein Danke, das ist nur schlecht für die Zähne.“ Jedes mal schrak sie leicht zusammen wenn plötzlich ein irres Lachen aus ihm heraus brach. „Oh Harley… Kleine Harley… Ihr macht Eurem Namen alle Ehre…“ Sie tat einen tiefen Atemzug. Hatte ihrer Mutter sie nicht Samantha oder dergleichen nennen können? „Ein richtiger kleiner Harlequin seid Ihr! Es gibt wahrlich nicht viele die mich zum Lachen bringen.“ „Was für eine Überraschung…“, murmelte sie als sie sich wieder dem Klemmbrett zuwandte und ihr Stift über das Papier eilte.
 

Er konnte hören wie das Klacken ihrer schwarzen Pumps sich weiter entfernte, deren Geräusch langsam verhallte, immer weiter, immer leiser. Noch immer schwebte ein Hauch ihres Parfums in der Luft, ein süßlicher, zarter Duft, nicht zu auffällig, nicht zu penetrant. Er musste Lächeln über den Versuch ernst auszusehen, mit der schwarzumrandeten Brille, es war lächerlich, dafür hatte sie zu große blaue Augen, kindische Augen, Augen wie die eines kleinen Mädchens. Ihr ganzes Gesicht war wie das eines Mädchens, der kleine Mund, die Stupsnase. Er konnte sich gut vorstellen wie sie ihr Haar zu zwei Zöpfen band, wie ein kleines Mädchen…Sicher war sie auf der High School Cheerleader gewesen. Dünne Knöchel samt schlanken Waden die in den zu hohen Pumps steckten. Er stellte sie sich unweigerlich in Turnschuhen und Cheerleader-Kostüm vor, das zu enge Oberteil, das zu kurze Röckchen, Pon- Pons in ihren Händen und akrobatische Meisterleistungen vollführend. Sein Grinsen wurde breiter. Ein richtig kleiner Harlequin.

Keiner der anderen Stümper vor ihr hatte ihn wirklich zum Lachen bringen können. Bis auf diesen Hanccook vielleicht. Aber auch nur ein bisschen. Und auch nur als er die panische Angst in seinen Augen sah, sah wie langsam das Leben aus ihm verschwand, das Blut hervorspritzte, all das reine Weiß besudelte, seine Hände färbte, wie er gurgelte, versuchte zu sprechen, versuchte nach Hilfe zu rufen… es dauerte Ewigkeiten bis die Wärter ihn von ihm heruntergezogen hatten und mehr als ein blaues Auge verpasst hatten. Es hatte ihn für einen kurzen Moment zum Lächeln gebracht.
 

„Ich habe hier einen kleinen Test. Ich würde Sie bitten diesen auszufüllen. Sie haben 15 Minuten Zeit.“ „Ein Intelligenz-Test?“ Er kicherte. „Glaubt die kleine Harley, dass ´Wahnsinn` und ´Intelligenz` sich ausschließen?“ „Nein. Im Gegenteil. Die meisten Psychopathen sind hochbegabt. Würden Sie diesen Test also bitten machen?“ Er hob seine Schultern. Warum auch nicht, es konnte lustig werden.

Die Luke in der Scheibe wurde deaktiviert, sie schob ein weißes Blatt Papier und einen Bleistift hindurch. Die Luke schloss sich wieder. „Oh… Der erste Stift seid langem den man mir anvertraut… Will die kleine Harley einen Zaubertrick sehen?“ „Dr. Quinzel will keine Zaubertricks sehen. Sie sollten die Zeit nicht verschwenden.“ „Zeit… was ist schon Zeit… Zeit ist relativ wie so vieles.“

Sie beobachtete ihn genau, über das Blatt gebeugt, den Bleistift schien er nie abzusetzen, hastig war die Bewegung seiner rechten Hand. Seine rechte Hand mit den langen und schlanken Fingern… Sie kannte nur Künstler mit solchen Händen. Sie schüttelte den Gedanken fort und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. „Die Zeit ist um Mister Joker. Würden Sie mir nun beides wiedergeben?“ „Wie heißt das Zauberwort?“ „Sofort.“ „Awww… die kleine Harley wird unartig.“ „Ich kann auch Wachen holen lassen wenn Ihnen das lieber wäre, Mister Joker.“ Sie nahm das Papier und den Bleistift wieder an sich. Sofort begann sie mit der Auswertung, blätterte auf ihrem Klemmbrett um die Ergebnisse zu vergleichen. „Bestanden?“ „Soweit ja.“ Das Ergebnis überraschte sie nicht wirklich. Wie heißt es so schön? Genie und Wahnsinn liegen nah bei einander. Bei den meisten wendet sich die Hochbegabung in aggressive Verhaltensstörungen, ausgehend von Frustration und Unterforderung. „Hat man bei Ihnen je eine überdurchschnittliche Intelligenz festgestellt?“ „Man?“ „Eltern, Lehrer, Ärzte… ist das irgendwem einmal aufgefallen?“ Ein leises Schmatzen. „Wissen Sie, woher ich diese Narben habe?“ „Bisher haben Sie mir zwei Versionen erzählt. Ich bin gespannt was nun kommt.“ Ein leises Kichern.
 

Schon seid Stunden saß sie vor dem PC, starrte auf den Monitor und las einen Zeitungsartikel nach dem anderen. Polizeiberichte, Polizeivideos, Berichte und Videos von Verhören. Sogar ein Profiler vom FBI hatte seine taten analysiert.

Plötzlich war er da gewesen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass er schon zuvor aktiv gewesen war, keine Verbrechen die man ihm zuschreiben könnte im Nachhinein, nichts was in sein Schema passen würde. Er war ganz einfach plötzlich da. Von heute auf morgen. Es hat BOOM gemacht und da war er. Fingerabdrücke, DNA-Profil, nichts was das FBI überprüft hatte führte zu einem Ergebnis. Nichts hatten sie gefunden. Dieser Mann hatte ganz einfach keine Identität. Er war schlicht und einfach nur Der Joker. Nur der Joker, niemand sonst. Was heutzutage bei der Technologie und der Überwachung beinahe unmöglich schien, hat er geschafft. Sich aus dem ganzen System zu löschen und eine neue Identität sich zu kreieren.

Banküberfälle, Geld brauchte man ja bekanntlich immer. Handel mit der Mafia, gute Bekanntschaften konnten ja nie schaden. Verursacher mehrerer Verkehrsunfälle bei Fluchten, mangelndes Fahrtalent. Hier und Dort etwas in die Luft gejagt, Feuerwerke waren ja immer schön anzusehen. Und vor allem immer diesem Batman entkommen, clever! Bis auf das letzte Aufeinandertreffen. Sie dem befindet er sich ja nun bekanntlich hier.
 

„Sie spielen gerne mit Sprengstoff, hm?“ „Manchmal.“ „Ein bisschen C4, ein wenig Dynamit, etwas Benzin…“ „Es brennt so schön.“ „Und ist immer kuschelig warm.“ An das Schrille Lachen hatte sie sich mittlerweile ganz gut gewöhnt. „Kleine Harley, wegen Ihnen lache ich mich eines Tages noch zu Tode!“ „Nicht doch. Sie wollen mich doch nicht in Schwierigkeiten bringen, oder?“ „Nicht in diese Art von Schwierigkeiten.“ Sein Schmunzeln brachte sogar sie dieses Mal zum lächeln. „Oh, sehet! Ich habe die kleine Harley zum Lächeln gebracht!“ „Ist das nicht Ihr Job als Clown?“ „Irgendwie schon.“

Sitzung #11. Mittlerweile überging sie es auch wie er sie nannte. Harley klang doch ein wenig schöner als Harleen. Und mit der Namensassoziation hatte er ja auch gar nicht mal so unrecht. Ihr Name klang wirklich wie der Harlequin. „Ihr habt ein wunderschönes Lächeln, kleine Harley.“ „Vielen Dank. Dafür könnt Ihr bis zu den Ohren grinsen.“ Ja, sie hatte sich schnell an das laute, schrille Lachen gewöhnt.
 

„Sie können es als einen kleinen Erfolg verbuchen. Bisher ist keiner unser Mitarbeiter zu schaden gekommen. Ich schätze die Sitzungen verlaufen gut?“ „Er ist ruhig und friedlich wie ein kleines Lamm.“ Hmm… ich sehe, dass Sie die Medikamente alle angesetzt haben.“ „Die ohnehin zu hoch dosiert waren und kein bisschen Auswirkung bei ihm zeigten. Er hätte demnach komaartig in seiner Zelle vor sich hinvegetieren müssen. Er ist auch ganz ohne Medikamente ruhig. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass man die Sicherheitsstufe herabsetzen kann. Noch immer getrennt von anderen Insassen natürlich, zu seiner eigenen Sicherheit. Aber…man könnte versuchen ihn mit den anderen in die Kantine zu lassen für´s Essen.“ „Ausgeschlossen.“ „Aber…“ „Doktor Quinzel! Die anderen sind keine Gefahr für ihn, er ist eine Gefahr für anderen! Wenn er auch nur eine Gabel oder ein Messer in die Hände bekommt, in der Kantine zur Mittagszeit die dann voll von Patienten sein wird… sogar mit einem Plastikteller würde er noch jemanden den Schädel einschlagen!“

„Aber er ist ruhig und friedlich, er…“ „In Ihren Sitzungen vielleicht, Dr. Quinzel! Aber er ist ein unberechenbarer Psychopath, er ist wahnsinnig!“ „Das denke ich nicht. Schauen Sie sich die Testergebnisse an, er ist hochbegabt! Er macht auf mich einen sehr klaren Eindruck, er weiß wovon er redet, es ist kein wirres Gebrabbel. Er macht nicht auf mich den Eindruck wirr zu sein, keineswegs ist er das. Lassen Sie es mich versuchen. Ich werde die ganze Zeit über in der Kantine sein. Er allein an einem separaten Tisch. So viele Wachen wie Sie wollen. Eine falsche Bewegung seinerseits und er wird wieder die volle Medikamentendosis bekommen.“ „Mindestens 12 Wachen. Alleine an einem separaten Tisch. Und wenn er offensichtlich handzahm bei Ihnen ist, werden Sie die ganze Zeit über bei ihm sitzen. Er bekommt kein Messer in die Hände. So und nicht anders, verstanden?“ „Danke! Vielen Dank Dr. Leland!“ Übereifrig schüttelte sie die Hand, ein breites Grinsen auf ihren Lippen und schon eilte sie aus dem Büro.

Dr. Leland schüttelte sachte den Kopf. Sie traute dem angeblichen Frieden nicht und Harleen sollte es ebenfalls nicht. Mochte es so scheinen als wäre er zart wie ein Lämmchen bei ihr… er war es definitiv nicht. Aber… hatte nicht jeder eine zweite Chance verdient? Sind nicht schon Schwerverbrecher durch richtige Therapie zart wie Küken geworden? Aber wie viele sind Rückfällig geworden?

III. Narretei

Mit einem lauten warnenden Geräusch wurde das Panzerglas automatisch geöffnet, selbstverständlich erst nachdem der richtige Code dafür eingegeben war und die Hände des Insassen mit Handschellen fixiert waren.

„Womit habe ich denn diese reizende Gesellschaft verdient?“, fragte er als gleich 4 Wachen ihn umringten um ihn aus der Zelle zu führen. „Überraschung“ Sie dürfen heute mit den anderen Insassen in der Kantine zu Mittag essen!“, grinste Harleen ihm breit entgegen. „Ist das nicht eine tolle Überraschung? Natürlich noch immer unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, aber Sie müssen zumindest für heute Ihr Essen nicht alleine in Ihrer Zelle zu sich nehmen!“ „Nur nicht zu viele Überraschungen, kleine Harley, das hält mein armes altes Herz nicht aus.“ „Ach, kommen Sie,“, lächelte sie, „so alt sind Sie ganz sicher nicht.“ Ein kleines Zwinkern Ihrerseits. Er musste Schmunzeln.

Unsanft wurde er vorangestoßen, als Zeichen zu gehen. Harleen an vorderster Front und er flankiert von den 4 Wachen. Dennoch konnte er noch immer sehen wie sie sachte mit den Hüften wackelte unter dem weißen Kittel, wie ihre zarten Knöchel leicht schwankten in den zu hohen Schuhen. Ein schmaler Rücken, dünne Schultern. Eines ließ sich nicht vermeiden. Dass sie allesamt in den zu engen Fahrstuhl zur Kantine fuhren. Er stand dicht hinter ihr, konnte ihr Parfum stärker wahrnehmen, überragte sie trotz ihrer Pumps um gut einen Kopf. „Ich mag Euer Parfum, Harley.“ Ein dunkles, schmeichelndes Raunen. „Dankeschön.“, kicherte sie leise, wie ein kleines Schulmädchen. Er dafür kassierte einen Klaps gegen den Hinterkopf von einer der Wachen. „Benimm dich gefälligst in Gegenwart der Lady!“ „Nicht so rüde, das muss wirklich nicht sein. Es stimmt keinesfalls was man über Schläge auf den Hinterkopf sagt… Außerdem war es nur ein nett gemeintes Kompliment.“ „Ja, das war es, ein nett gemeintes Kompliment… das wird ja noch erlaubt sein… was ist so falsch über ein Kompliment an meinen Seelenklempner?“ Harleen lächelte leicht, selbst noch als sie den Fahrstuhl verließ.

Ein kleines Triumphgefühl baute sich in ihm auf. Er war auf dem besten Weg…

Eine Hälfte der Masse von orange-grauen Anzügen saß bereits in der Kantine, die andere Hälfte davon stand noch in einer langen Schlange davor. Schon von weitem konnte er die eine besondere Fratze von Harvey „Two-Face“ Dent erkennen. Mit einem Grinsen auf den Lippen spazierte er an ihm vorbei. „Wa…“ Wäre er eine Comic-Figur, wäre ihm jetzt die Kinnlade auf den Boden geklappt als er sah wie dieser Freak… „Nur ein kleines privates Candlelight Dinner…“ Fröhlich hüpfte er davon, so wäre Rotkäppchen sicher durch den Wald spaziert, und pfiff fröhlich ein Lied was manch einen dunkel an Singing in the rain erinnerte und drehte sich einmal schwungvoll um seine eigene Achse. „Dieser Freak! Dieser kleine miese Ba…“, könnte er noch hören bevor eine Wache diese Fratze zu Schweigen brachte. Gott, wie er ihn hasste!

Am Ende des Raumes, weit weg von den anderen an einem einzelnen Tisch, nahm er Platz.

„Ihr vermehrt euch ja wie die Karnickel, Jungs… Gibt es hier irgendwo ein Nest?“, bemerkte er als er sich umsah und nun von mittlerweile 12 Wachmännern umringt war. „Halt´s Maul! Hier wird nicht gesprochen!“ „Tsetsetse… da hat jemand wohl keine gute Kinderstube genossen.“

Harleen setzte sich ihm gegenüber mit einem breiten Lächeln. Er hatte zumindest gute Aussicht auf ihr Dekolleté. „Lassen Sie es sich schmecken!“, lächelte sie als eine Wache ein Tablette mehr oder minder herzlos vor ihm auf den Tisch warf, mit einer undefinierbaren Pampe Namens Essen. „Ich werde es versuchen…“ Er hatte das Gefühl das ´Ding` auf dem Teller würde ihn jeden Moment anspringen. Es widerstrebte ihm, richtiger Ekel machte sich in ihm breit. Bor allem bei dem ´Geschmack`. Man starb hier weniger aufgrund der Therapien, als aufgrund des Essens… „Will die kleine Harley nichts essen? Sonst scheint morgen nicht die Sonne. Es schmeckt wirklich wunderbar!“ „Nein danke, ich habe bereits gegessen.“ „Auch von diesem gar köstlichen Mahl? Nicht? Wie schade, es ist wirklich vorzüglich. Ihnen entgeht etwas.“ „Ja, wie es aussieht entgehe ich einer Lebensmittelvergiftung.“ Das laute Lachen hallte durch die gesamte Halle und jegliche Geräusche verstummten mit einem Mal. „Oh Harley! Harley, Harley, Harley… was für ein schelmischer Harlequin seid Ihr doch. Ihr habt euren Beruf verfehlt. Ganz Arkham würde sich zu Tode lachen bei eurem Talent.“ „Mister Joker, ich habe keinerlei humoristische Talente. Ich bin absolut ungeeignet als Stand-Up Comedian.“ „Nur nicht so bescheiden, kleine Harley. Mich bringen Sie auch zum lachen. Und das ist nicht leicht.“ „Sie haben ja auch einen sonderbaren Humor.“ „Exquisite nenne ich das.“

Er schmunzelte breit. Es würde noch lange dauern, er müsse Geduld haben, viel geduld, an der Zeit sollte es nicht mangeln. Aber ihr Lächeln sagte ihn, dass sein Spiel begonnen hat, dass er sie bereits erfolgreich um den Finger wickelte, ohne dass sie es merkte.
 

Ein ungeheures Triumphgefühl bemächtigte sich ihrer. Es war alles Reibungslos verlaufen! Die Sorgen von Dr. Leland waren absolut unbegründet! Es verlief doch alles wunderbar! Warum glaubten nur alle, alle Hoffnung sei bei solchen Menschen verloren? Mit kleinen Schritten, konnte man jeden resozialisieren, sogar den Joker! Man musste ihnen nur eine Chance geben, es gab immer Gründe warum ein Mensch so geworden ist wie er war. Niemand wird krank oder böse geboren, es gab immer Faktoren die einen so werden ließen. Sie musste nur das Vertrauen des Jokers gewinnen, dann er wird schon mehr und mehr von sich preis geben, er musste ihr nur vertrauen. Und wie ginge das wohl besser als wenn man die Sicherheitsvorkehrungen lockerte, Stück für Stück mehr Freiheiten gab? Harleen Quinzel war nicht mehr von der Idee abzubringen, hatte es sich fest in den Kopf gesetzt. Sie wollte dem Joker helfen, wollte ihn heilen und wieder in die Gesellschaft integrieren. Er musste ihr dazu nur vertrauen. Und sie war auf dem Besten Weg!
 

Er wunderte sich schon warum er in Handschellen die kahlen Fluren entlang spazieren geführt wurde. Das letzte Mal hatte so ein Ausflug blutig geendet. Für den Arzt versteht sich. Nunja, vielleicht würden sich die Wachmänner auch nur still und heimlich an ihn rächen, hatte er doch 5 von ihnen auf seinem ´Gewissen`. Plus/Minus 5… was machte das schon. Davon ging die Welt nicht unter und Intelligenzbestien waren sie ohnehin nicht gewesen.

Unsanft wurde er auf einen Stuhl gedrückt. Der Raum erinnerte ihn ein wenig an das Verhörzimmer des Gotham City Police Departements. Nur war es hier weitaus sauberer und heller. Und vor allem ohne Batman…

Er blickte auf als die Tür aufging und ein Grinsen umspielte seine Lippen wie das eines Jungen der gerade heimlich Süßigkeiten zugeschoben bekam. „Guten Morgen, Mister Joker!“ „´Morgen kleine Harley… Sie sind so gut gelaunt.“ „Das bin ich auch, Sie nicht? Ist es nicht schön, der tristen Zelle mal zu entkommen?“ „Und statt grauen Wänden, weiße zu sehen?“ „Wenn Sie sich gut benehmen werden Sie auch irgendwann mehr zu sehen bekommen.“ Er grinste süffisant, ließ seinen Blick unauffällig an ihrer Gestalt auf und ab wandern. „Oh ja… das hoffe ich doch.“ Sie setzte sich ihm gegenüber, platzierte ihre Zettelchen und Papiere vor sich. „Wollen Sie vielleicht heute ein wenig über sich reden? Mich würde interessieren wie jemand mit so einem hohen IQ so… so…“ „Ein Psychopath werden kann?“, beendet er ihren Satz mit einem charmanten Lächeln. „Das wolle ich nicht sagen, sondern wie… jemand wie sie sich so dem Verbrechen verschreiben konnte?“ Sie klang mehr wie eine dieser nervigen Reporter, denn wie eine Psychologin. „Mit diesem IQ hätten Sie soviel mehr aus sich machen können. Haben Sie studiert oder…“ „Was ich kann, kann ich. Was macht es da für einen Unterschied ob ich Gothams achsotolle Universität besucht habe, Stunden in Lesungen verbracht habe oder ob ich selber Monate über Bücher gebeugt verbracht habe, dies und das gemixt habe, experimentiert, geforscht, gespielt habe mit den verschiedensten Stoffen? Probieren geht über studieren heißt es doch so schön, oder? Ich kann die kleine Harley genauso gut fragen wie sie dazu kommt vom Cheerleader Dasein zu einem Studium der Psychologie zu wechseln.“ „Weil man mit 25 als Cheerleader ausgedient hat und auf Dauer einen richtigen Beruf braucht.“, sprudelte es aus ihr heraus ohne nachzudenken. Er schmunzelte. Ein guter Psychologe hätte nicht darauf geantwortet, ein guter Psychologe würde eine Gegenfrage stellen, ein guter Psychologe erzählt nichts von sich selbst.

Die kleine Harley war also Cheerleader.“ Sie errötete ein wenig als der Fehler ihr bewusst wurde. Sie räusperte sich. „Woher…“ „So schöne schmale Knöchel… so schlanke Waden… die kleine Harley war sicher Teamchefin ihrer Cheerleader… da steht sie oben an der spitze der Pyramide… feuert die Footballmannschaft ihrer High School an… Go Gotham Bats, Go…“ „Thunders. Nicht Bats. Es waren die Gotham Thunders.“ „Oh, die Gotham Thunders… ich kann mir sehr gut vorstellen wie die kleine Harley in einem reizenden Cheerleader Kostüm am Spielfeldrand steht, ihre Mädchen kommandiert und die Mannschaft anfeuert. Auf und ab springt, herumwirbelt und einen Akrobatischen Trick nach dem anderen vollführt… immer mit ihren Pon-Pons wedelnd…“ Etwas an seinem Lächeln und seiner Stimmlage ließ sie erröten, ließ sie auf ihrem Stuhl hin und her rutschen, ganz nervös. „Naja… so ungefähr…“ „So ungefähr… die kleine Harley war sicher eine exzellente Cheerleaderin… warum musste denn die kleine Harley ihre Cheerleader Karriere aufgeben?“ „Irgendwann ist man zu alt dafür…“ „Mit 20?“ Sie lächelte leicht. „Danke… aber ich bin doch schon 28.“ Ein charmantes Lächeln seinerseits. „Lügen Sie mich nicht an…“ „Doch… doch ich bin 28.“ „Sie sehen viel zu jung aus. Aber verraten Sie mir eines, kleine Harley, was macht eine so schöne Frau im Arkham Asylum?“ Ein leises Kichern hinter vorgehaltener Hand, eine zarte Röte auf den Wangen… Es lief doch wie geschmiert.

IV. What a Clown

Er schwieg beharrlich. Saß nur da und starrte sie an. Sie wurde zusehends nervöser unter seinem durchdringenden Blick, begann auf dem Stuhl hin und her zu rutschen.

„Erzählen Sie mir etwas über ihre Kindheit.“ Er schwieg weiterhin beharrlich, die Hände in Handschellen auf dem Tisch, mit den Fingern auf der Tischplatte einen Takt pochend. „Hatten Sie eine schöne Kindheit?“ „Hatten denn Sie eine schöne Kindheit?“ „Ich kann mich nicht beschweren.“ „Sind Sie Einzelkind?“ „Ja.“ „Und ihre Eltern haben Sie abgöttisch geliebt?“ „Ich… ich glaube schon.“ „Sie glauben?“ „Nunja… naja, meine Eltern sind früh verstorben, ein Autounfall… ich war noch ein Kind.“ „Oooh… die kleine Harley ist eine Waise…“ „Nichts dramatisches, das sind viele. Meine Tante hatte sich um mich umgekümmert. Es hat mir an nichts gemangelt.“ Oh, kleine Harley. Ein Fehler nach dem anderen. „Liebe, Zuneigung, Geborgenheit.“ „Es mangelte mir an nichts. Und Sie?“ „Waren Sie ein braves, fleißiges Mädchen?“ „Ich habe meiner Tante nie Kummer bereitet.“ „Und in der Schule? Als Cheerleader… und studierte Psychologin… Sie müssen ein Ass gewesen sein.“ „Ach, naja… es ging. Ich habe längst keinen so hohen IQ wie Sie.“, lachte sie leise. Oh ja, das merkte er… Klein Harley hätte bei den Cheerleadern bleiben sollen. Da musste Sie nicht so viel nachdenken. Er schmunzelte.

„Hatte die kleine Harley ein Lieblingsfach?“ „Sport, insbesondere Gymnastik. Sport und Französisch.“ „Oho… die kleine Harley kann französisch…“ Etwas an der Art wie er es aussprach ließ sie erröten. „Mais oui. Et vouz?“ „Mein französisch ist ganz passabel… nur mit der Sprache hapert es gewaltig.“, grinste er breit. Sie räusperte sich, versuchte sich auf ihre Notizen zu konzentrieren. „Nun… Sie beherrschen noch andere Sprachen?“ „Ich weiß nicht… glauben Sie?“ „Naja… Sie sagten eben…“ „Glauben Sie alles was ich sage?“ „Hmm… warum sollte ich Ihnen nicht glauben? Ich glaube nicht, dass Sie ein notorischer Lügner sind.“ „Stimmt. Ich erzähle nur gerne Geschichten.“ „Sprechen Sie denn nun mehrere Sprachen?“ Er neigte den Kopf hin und her, als würde er überlegen müssen. „Ich weiß nicht…“

„Parlez vouz francaise?“ „Un peu.“ „Ellos halban espanol?“ „Un poco.“ „Вы говорите на русском языке?“ „Немного.“ „Also sprechen Sie doch mehrere Sprachen!“ „Wenn Sie meinen…“ Sie rümpfte ihre Nase und kritzelte wieder auf ihrem Notizblock. Er grinste amüsiert. „Haben Sie Lust auf eine Runde Poker?“ „Glücksspiel ist in diesem Staat verboten. Wir sind nicht in Las Vegas.“ „Nur eine kleine Runde.“ „Ich kann kein Poker.“ „Dann bringe ich es Ihnen bei. Oder wäre Schach der gehobenen Psychologin lieber?“ „Das hier ist eine Sitzung, Mister Joker, das Spielzimmer befindet sich ein Stockwerk tiefer.“ „Aaawww… will die kleine Harley nicht mit mir spielen?“ „Nein will sie nicht. Wären Sie so freundlich meine Fragen zu beantworten?“ „Nein. Ich bin nicht so freundlich. Ich will jetzt eine Partie Schach spielen… Strippoker wäre mir mit ihnen natürlich lieber, aber wir könnten das Schach ja ein klein wenig variieren.“ „Die netten Herrn der Tageswache können Sie auch wieder ganz unsanft in ihre Zelle befördern.“ „Aaaawwww, Harley, nun kommen Sie schon, seien Sie keine Spielverderberin… nur eine Partie… Bitte.“ Er setzte einen Schmollmund auf und versuchte möglichst unschuldig dreinzublicken. Soweit das in seinem Zustand möglich war. „Ich bitte Sie Harley… Nur eine kleine Partie… Ich hatte schon lange keine Herausforderung mehr im Schach. Und ich muss ja schließlich meine kleinen, grauen Zellen auf Trab halten.“
 

„Schachmatt.“ „Sie werden nicht müde, mit mir Schach zu spielen? Ich habe oft genug bewiesen, dass ich furchtbar schlecht in Schach bin.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es spielt ja sonst keiner mit mir außer die liebe, kleine Harley.“

Seid 5 Sitzungen spielten sie miteinander Schach, sonderlich viel geredet hatten sie nicht, er hatte stets gewonnen im Schach. Harleen gab auch zu, nicht wirklich gut Schach spielen zu können. Es störte ihn nicht wirklich. Selbst wenn sie ein Ass im Schach gewesen wäre, er hatte seine Tricks und Kniffe um IMMER zu gewinnen.

„Sie reden ja auch mit niemandem sonst.“, schmunzelte sie. „Ich habe auch keine Lust mit anderen zu reden. Was soll ich mit denen reden? Die verstehen mich ohnehin nicht… Nur Sie tun das, kleine Harley.“ Sie lächelte. Er verkniff sich ein Schmunzeln. Er wusste was er zu sagen hatte um Klein Harley zu umschmeicheln. Sie war ja so… einfach.

„Noch eine Partie?“ „Wenn Sie unbedingt wollen.“
 

„Er wird an Händen und Füßen fixiert, von mindestens 4 Wachen wird er begleitet und diese bleiben vor ihrem Büro stehen, verstanden? Sollte er nur eine falsche Bewegung machen wird er unverzüglich zurück in seine Zelle gebracht.“ „Verstanden, Dr. Leland.“ „Dann halten Sie ihre Sitzungen von mir aus in ihrem Büro ab…“ „Vielen Dank, Dr. Leland! Ich danke Ihnen vielmals!“ Freudestrahlend war Harleen aus dem Büro geeilt. Nun gut, manchen mag eine warme Umgebung mehr helfen als ein kahler steriler Raum… Und sie konnte nicht über die Ergebnisse von Dr. Quinzel klagen, sie machte ihre Arbeit gut, es war kein auffälliges Verhalten Seitens des Jokers mehr verzeichnet, er benahm sich lammfromm. Und niemand ist mehr in dieser Anstalt durch ihn ums Leben gekommen… Er schien Lammfromm zu sein… Aber eben das war es… es schien…
 

„O lá lá, Harley… machen wir etwa Fortschritte? Womit habe ich diese Ehre denn verdient? Eine bequeme Couch haben Sie…“ Sie lachte leise als sie sich ihm gegenüber setzte. Er war nicht an Händen und Füßen fixiert, trug lediglich Handschellen an den Handgelenken. Sie hatte nicht die Befürchtung er könnte ihr etwas antun, ihrer Meinung nach war es überflüssig ihn auf der Couch zu fixieren. „Vielen Dank, Mister Joker. Möchten Sie einen Keks?“, lächelte sie und bot ihn etwas von dem Gebäck an was auf ihrem Schreibtisch stand. Seid sie hier angefangen hatte konnte sie nicht mehr ohne Naschereien auskommen. Ein Glück sah man das ihr nicht an, dachte sie sich bei jeder Leckerei die sie verdrückte.

„Hmm… das erste Genießbare seid Ewigkeiten was ich in diesem bescheidenen Institut zu mir nehme. Haben Sie die selbstgemacht? Wirklich lecker.“ „Vielen Dank.“, lächelte sie. Natürlich schmeichelte es ihr, stand sie immerhin eher recht selten am Herd. Fertiggerichte zählten mittlerweile zu ihren Grundnahrungsmitteln. „Ich glaube, ich habe heute Lust ihnen ein bisschen was zu erzählen.“ „Wirklich? Was möchten Sie mir denn erzählen?“ „Interessiert die kleine Harley sich für etwas Bestimmtes? Woher ich die Narben habe?“ „Darüber haben Sie mir bereits 47 verschiedene Versionen erzählt.“, lächelte sie. „Oh, doch so viele? Hmm…“ Er lehnte sich zurück auf die Couch, streckte die Beine aus und legte den Kopf schief als würde er überlegen. „Wissen Sie Harley… alles fing an als ich 7 war… Mein Vater hatte mich zum ersten Mal in den Zirkus mitgenommen.“ „Mochten Sie den Zirkus?“ „Oh ja, sehr sogar. Besonders die Clowns gefielen mir. Tolpatschig… dumm… aber niemand weiß, dass dahinter wirklich ein ausgeklügeltes Konzept steckt… Mein Vater mochte die Clowns auch sehr… obwohl er meisten den Seiltänzerinnen und Akrobatinnen hinterher geschielt hat. Ihm gefielen die engen Trikots… Nun, jedenfalls, um meinen Vater eine Freude zu machen, rannte ich an Halloween als Clown herum, rannte in der Wohnung auf und ab, stolperte über meine eigenen Füße, ließ Sachen fallen… Er fand es nicht wirklich komisch… Er hat mir das Nasenbein zertrümmert…“

Sie hielt inne mit dem Schreiben ihrer Notizen und blickte auf. „Oh…“ „Halb so schlimm.“, winkte er ab. „War nicht das erste Mal… ist ja auch wieder geheilt…“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich musste mich daran gewöhnen. Mein Vater trank viel und gerne. Ich glaube ich habe ihn selten ohne eine Flasche Bier in der Hand gesehen…“ „Hat… hat ihr Vater sie misshandelt?“ „Sie meinen geschlagen? Japp. Immer wenn er betrunken war. Er war fast ständig betrunken. Die Nase war nicht das einzige was er mir immer wieder brach.“ „Und… und ihre Mutter?“ „Welche Mutter?... Ich hatte keine Mutter. Ist abgehauen als ich 3 war. Ich kann´s ihr nicht über nehmen. Vater hat nur über sie geflucht und geschimpft.“ „Sie sind ohne eine Mutter aufgewachsen?“ Sie selbst war zwar Waise aber hatte sie selbst immer ihre Tante gehabt, die sich liebevoll um sie gekümmert hatte. „Sie doch auch. Ich habe auch ohne überlebt. Darf ich mir noch einen Keks nehmen?“

Sie konnte es nicht erklären, aber seine Geschichte rührte sie und sie hegte in diesem Moment keinen Zweifel daran, dass Sie echt war. Zu wissen, dass er ihr diese Episode aus seinem Leben anvertraute und… dass er so etwas durchmachen musste… Mitleid stieg in ihr auf für diesen Mann der vor ihr saß, letzten Endes nichts dafür konnte, dass er der geworden ist der er war. „Es tut mir so Leid…“, hauchte sie mit Tränen in den Augenwinkeln. „Es tut mir so Leid für Sie…“ Sie war aufgestanden, hatte sich zu ihm gesetzt und eine seiner Hände in ihre genommen. „Hmmm?“

Er blickte fragend drein, immer noch den Keks kauend.
 

Es ergab alles einen Sinn. Natürlich, warum nicht! Jemand der in der Kindheit nur Gewalt erfahren hat, wie sollte er später als erwachsener Mann etwas anderes ausüben als Gewalt? Er kannte es ja nicht anders. Er kannte keine Welt ohne Gewalt. Er war damit aufgewachsen! Er war nicht krank, er war nicht gestört. Er hatte nur eine furchtbar schreckliche Kindheit gehabt… Warum hatte das vor ihr niemand erkannt?! Man konnte ihn doch nicht verurteilen, für etwas wofür er im Grunde nichts konnte. Das hier war kein Ort für ihn… er konnte doch nichts dafür…

V. Dummer August

Wie geht es Ihnen denn heute, Mister Joker?“ „Ganz gut…“ Genüsslich nahm er sich einen Drop nach dem anderen. Es war eine willkommene Abwechslung zu dem Fraß in der Kantine. „Haben Sie gut geschlafen?“ „Abgesehen von den Schreien, dem wirren Gebrabbel, dem Schnarchen und dem ständig flackernden Licht und der kalten Zelle? Ganz gut…“ „Oh Gott, können Sie dabei wirklich schlafen?“ Sie wusste ja nicht wie es hier nachts aussah, für sie war spätestens um 18 Uhr Feierabend. „Hmm… nicht wirklich. Aber ich schlafe ohnehin nur wenig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Warum das?“ „Dann bin ich weniger wach… Und wozu soll der Mensch schlafen, schlafen kann man wenn man tot ist. Wissen Sie Harley… es ist ein Vorteil nur einen leichten Schlaf zu haben mit einem betrunkenem Vater unter dem Dach… es gibt keine bösen Überraschungen.“ Da saß er auf der Couch, aß Drops und lächelte, wie ein Schuljunge. Wie ein kleiner Schuljunge im Krankenzimmer.

„Möchten Sie weiter darüber reden?“ „Nein. Ich habe heute keine Lust zu reden.“ „Wonach steht ihnen dann der Sinn?“ „Hmm… Lassen Sie mich überlegen… Ich würde Mike da draußen gerne ein Lächeln ins Gesicht zaubern, er ist immer so ernst. Warum sind alle immer so ernst? Warum nimmt jeder das Leben immer so ernst? Wir kommen doch eh nicht lebend raus.“ Mit einem Seufzen hatte er sich zurückgelehnt. „Und ich würde jetzt alles geben für eine Zigarette.“ „Rauchen ist in diesem Gebäude leider strikt untersagt.“ „Natürlich. Soviel zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten.“ Er seufzte leise.

„Möchten Sie, dass ich ihnen etwas verschreibe, damit Sie schlafen können?“ „Nicht nötig. Ich habe es auch bisher ohne ausgehalten. Ich kann sonst den amüsanten Gesprächen der Wachleute nicht lauschen.“ Sie notierte sich dennoch ein Schlafmittel. „Sie sagten, Sie wäre weniger wach wenn Sie schlafen würde. Gibt es soviel worüber sie nachdenken müssen?“ „Japp.“ „Über einen Ausbruch?“ „Tststs… wie kommen Sie nur darauf, kleine Harley? Warum sollte ich ausbrechen wollen? Ich habe ein Dach über den Kopf, ein Bett zum schlafen, bekomme zu essen… und habe eine äußerst attraktive Psychologin.“, lächelte er charmant. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Also ziehen Sie das Leben hier vor?“ „Habe ich das gesagt?... Ich würde höchstens ausbrechen um diesen Flattermann zu töten. Aber dann würde ich unverzüglich zu euch zurückkehren, kleine Harley.“ „Würden Sie mich etwa vermissen?“ „Da sehe ich ihr hübsches Gesicht jeden Tag… natürlich würde ich Sie vermissen! Sie sind der einzige Mensch auf der großen weiten Welt, der mich versteht, kleine Harley…“, seufzte er. „Niemand sonst versteht mich… niemand sonst hört mir zu.“ „Aber dafür bin ich schließlich da. Um ihnen zu zuhören. Ihnen zuhören, herausfinden warum Sie so sind wie Sie sind und ihnen helfen.“ „Warum ich so bin wie ich bin?

Etwas Gefährliches blitzte in seinen Augen auf. „Warum ich so bin wie ich bin?!“ Kerzengerade saß er auf der Couch, Schultern gestrafft, Rücken durchgestreckt, die Stimme zornig erhoben. Sie war zusammengezuckt. „Nun… man tötet nicht einfach so Menschen und… jagt Gebäude in die Luft und… nunja… Sie… Sie sind so plötzlich einfach da gewesen und… und zuvor nie in Erscheinung getreten und… irgendetwas… muss das doch bewirkt haben… diese… diese Wendung wenn… wenn Sie offensichtlich zuvor ein… normales Leben hatten, vielleicht auch mit… Familie…?“

Sie war langsam aufgestanden und um den Sessel herumgelaufen, wie bei einem Raubtier bei dem man schnelle, hektische Bewegungen vermeiden sollte. Er sah aus als würde er jeden Moment aufspringen und…

Ja… ich hatte ein normales Leben…“, grollte er. Die Hände zu Fäusten geballt, knirschte mit den Zähnen. Seine Stimme hatte einen gefährlichen, drohenden Klang angenommen, die Augen auf sie starrend, der Blick stechend. „Und ja… ich hatte eine Familie…“ Ihre Knie zitterten ein wenig und sie tat mehrere tiefe Atemzüge um das Adrenalin in sich wieder zu minimieren. Langsam trat sie wieder hinter dem Sessel hervor doch war noch immer auf der Hut. „S-sie hatten eine Familie?“ „Überrascht?! Halten Sie es für unwahrscheinlich, dass jemand wie ich… eine Familie haben könnte?! Jemand so krankes und wahnsinniges?! So ein… Freak?!“ „Nein! Natürlich nicht! Natürlich nicht… Natürlich hat jeder Anspruch auf eine Familie! Verzeiht, ich wollte nicht, dass so ein Missverständnis aufkommt! Ich wollte nur damit sagen, dass… dass Sie auf mich nicht wie ein Familienmensch wirken.“ „Das bin ich auch nicht, klein Harley lag da schon richtig.“ „Ich habe das nicht gewollt, verzeiht… ich… W-wollen Sie darüber reden?“ „Nein! Will ich nicht! Sehe ich so aus als wolle ich darüber reden?!“ „N-nein?“ „Ganz richtig klein Harley! Will ich nicht!

In diesem Moment öffnete sich die Tür zu ihrem Büro und einer der Wachmänner trat einen halben Schritt herein, den Blick zwischen Doktor und Patient wandernd.

„Alles okay, Frau Doktor? Wir haben den Freak da brüllen gehört und wollten sicher gehen, dass…“ „Alles in Ordnung… danke, aber es ist alles in Ordnung.", lächelte Harleen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie angespannt wie war. „Alles in bester Ordnung, nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ „Wenn Sie´s sagen… Sagen Sie bescheid wenn der da abdreht, dann lesen wir ihm Leviten.“

Er schnaubte verächtlich als die Tür sich wieder schloss und sie wieder alleine im Büro waren. Die vier Affen da draußen würde er mit links für immer zum Schweigen bringen noch ehe sie realisieren konnten was geschah. So sehr er die Männer da draußen verachtete, so sehr war er doch über Harleys Reaktion überrascht, aber naja, er wusste bereits, dass sie alles andere als eine gute Psychologin war, jeder gute Psychologe hätte ihn sofort wegbringen lassen. Und zumindest jeder halbwegs gute Psychologe hätte rein aus Angst ihn wegbringen lassen… Klein Harley, entweder war sie extrem mutig oder einfach nur furchtbar dumm und naiv. Er tippte auf Zweiteres.

„Verzeiht, ich wollte euch nicht verärgern… alles wieder… gut?“ „Wenn dem nicht so wäre würdet ihr tot am Boden liegen noch ehe Maik und seine Kollegen nur ansatzweise hätten etwas ausrichten können.“ Sie schluckte schwer und setzte sich wieder langsam. Ganz ruhig und nüchtern wirkte er wieder, es ließ sie tief und erleichtert durchatmen. Nur ein cholerischer Anfall, nichts weiter, viele der Insassen waren cholerisch, es war normal, kein Grund zur Sorge und sie hatte ihn schließlich erzürnt. „Wo.. wo waren wir stehen geblieben…?“

„Haben Sie einen Freund, Harley?“ „Ähm… ich wüsste nicht was Sie das… aber nein. Ich bin Single…“ „Sie fragen mich seid Wochen aus… da ist es doch nur fair wenn ich auch ein bisschen über Sie weiß, oder? So, klein Harley ist also Single… was für ein Zufall, ich auch, da haben wir ja schon mal was gemeinsam, das könnte man ausbauen.“, grinste er. „Mister Joker, ich denke nicht, dass unter diesen Umständen…“ „Und wenn ich nicht ihr… Patient wäre?... Sagen wir… wir treffen uns in einer Bar, nette Drinks, ein mehr oder minder guter Stand-up Comedian, Nachos… oder sind Sie mehr der Disco-Typ? Unheimlich laute und schlechte Musik, Menschenmassen die sich auf der Tanzfläche drängen, hämmernde Beats, dröhnender Bass, hochprozentige Drinks… nehmen wir mal an, wir würden uns auf der Tanzfläche oder Dancefloor treffen, ich remple Sie aus Versehen an, eine Entschuldigung, ein kleines Lächeln… was dann? Stellen Sie es sich einfach mal vor, es interessiert mich.“ „Nunja… mal angenommen, dieser Fall würde so eintreffen…“ Sie überlegte kurz, legte dabei den Kopf schief und spielte mit ihrem Kugelschreiber. „Kommen Sie Harley… ich würde Sie sogar auf einen Drink einladen!“ „Ich denke… ich hätte nichts dagegen einzuwenden. Ich würde ein wenig mit ihnen tanzen, ein paar Drinks nehmen, Telefonnummern austauschen…“ „Awww… nur die Telefonnummer? Mehr könnte ich nicht aus ihnen heraus kitzeln?“ „Hmmm… wenn Sie mich noch nach Hause begleiten würden…“ „Selbstverständlich würde ich das, ich bitte Sie, ich bin ein Gentleman. So eine schöne Frau lässt man des Nachts nicht alleine durch Gothams Straßen gehen…“ „Nun… dann würde ich Sie mit nach oben nehmen. Auf einen Kaffee.“ „Auf einen Kaffee…“ Er grinste wie ein Schelm. „Ich trinke aber keinen Kaffee.“ „Nun… etwas andere würde sich ganz sicher finden lassen.“ Auch sie konnte ein zweideutiges Grinsen nicht vermeiden. „Oho, kleine Harley… Sie offenbaren mir ja ganz andere Seiten von ihnen!“ „Nunja… was ist schon gegen ein One-Night-Stand einzuwenden?“ „Whaho! Harley! Stille Wasser sind tief und dreckig!“ Sie kicherte leise.

„Was soll ich sagen… ich meine… unter anderen Umständen… Und Sie sind doch recht… anziehend… und… nunja, warum nicht…“ „Harley, Harley… böses kleines Mädchen… hätt ich das nur früher gewusst…Hätte ich das nur gewusst bevor ich hierher kam…“ „Was dann?“ „Dann hätte ich Sie entführt und wir zwei hätten unseren Spaß gehabt.“ Ihre Wangen röteten sich unter seinem Blick der unverhohlen über ihren Körper glitt.

Böse kleine Harley… dass sie so drauf wäre hätte er nicht wirklich gedacht! Er musste zugeben, dass sie ihn überrascht hatte mit ihrer Aussagen. Wenn klein Harley so drauf war… wurde ihm auch langsam klar wie sie als so miserable Psychologin überhaupt das Studium beenden und all die Diplomen erhalten konnte die an den Wänden hier hingen. Mit den Professoren zu schlafen war ja auch viel einfacher als hart zu lernen… Wie langweilig und abstoßend… Sein erster Eindruck hatte ihn doch nicht getäuscht. Jemand wirklich intelligentes, mit Gripps im Hirn wäre eine viel amüsantere Herausforderung gewesen. Aber auch so, würde er schon seinen Spaß mit klein Harley haben. Es bedarf gar nicht mehr viel…

„Sagen Sie Harley… mögen Sie Blumen?“ „Welche Frau mag keine Blumen? Warum wollen Sie das wissen?“ „Ich bin Nebenberuflich auch Magier… vielleicht zaubere ich ihnen ja mal einen Blumenstrauß hervor? Würde sich ganz nett machen auf ihren Schreibtisch, oder finden Sie nicht?“
 


 

Anmerkung d. Autors: Danke an dieser Stelle einmal für die vielen Favoriten und Kommentare.

VI. Jolly

Sie hatte eine furchtbare Nacht hinter sich gehabt, hatte kaum ein Auge zu getan und so gut wie gar nicht geschlafen. Ununterbrochen schienen die Polizeisirenen in der Nacht gelärmt zu haben. Sämtliche Verbrecher und Spinner Gothams schienen sich wohl letzte Nacht im Park angesammelt zu haben. Sie hätte nicht die Wohnung am Gotham Park nehmen sollen, von wegen ruhige Lage… schöne Aussicht, aber manche Nächte waren wirklich der Horror. Müde und missgelaunt öffnete sie die Tür zu ihrem Büro, schmiss sie hinter sich zu und ging auf ihren Schreibtisch zu. Doch sie hielt inne. Da stand eine kleine Vase auf dem Tisch und in dieser stand eine Rose. Langsam nahm sie das Kärtchen in ihre Finger das um den Stiel gebunden war.

Überraschung!

Schöne Frauen haben schöne Rosen verdient!

~ J.

Ihr stockte der Atem. Um Gottes Willen… Wie war das möglich?! Er… er war seiner Zelle entkommen! Das war schier unmöglich! Er muss es gewesen sein, eine andere Möglichkeit gab es nicht, ein Angestellter hätte sich nie dazu überreden lassen dies hier hinzustellen! Das… das war…
 

Er lauschte auf als er hohe Absätze auf dem kahlen Stein hallen hörte. Er musste grinsen und setzte sich langsam auf, fuhr sich einmal durch die Haare, strich sie sorgsam nach hinten. Jetzt wurde es erst richtig interessant! „Guten Morgen, kleine Harley!“, lächelte er als sie vor seiner Zelle zum stehen kam. Sie war richtig außer Atem, eine Haarsträhne aus dem Knoten hatte sich gelöst. Schien wohl den ganzen Weg hier hinunter gerannt zu sein. „Sie scheinen es ja richtig eilig zu haben. Konnten Sie es nicht mehr abwarten mich zu sehen? Tststs… so ungeduldig, klein Harley…“ „Erklären Sie mir das hier!“ Sie presste das Kärtchen mit seiner Handschrift gegen das Glas. „Was soll ich da erklären? Gefällt ihnen die Rose nicht?“ „Das steht hier nicht zur Debatte! Sie sind außerhalb ihrer Zelle gewesen! Sie waren in meinem Büro!“ „Und?...“ „Und?! Wie sind Sie aus der Zelle gekommen?! Wie konnten Sie heraus spazieren ohne den Alarm auszulösen, ohne, dass die Wachen es bemerkten! Ohne dass irgendeiner es bemerkte! Das… das ist ein Ding der Unmöglichkeit!“ „Ach… es war ganz einfach. Hat man einmal den Dreh raus…“ „Sie sagen mir jetzt sofort wie Sie das geschafft haben! Sonst… sonst…“ „Sonst was?“, grinste er lauernd, erhob sich langsam und schritt auf die Glaswand zu. „S-sonst sage ich den Wachen bescheid und Dr. Leland und dann werden sie wieder unter strengerer Beaufsichtigung…“ „Dann hätten Sie es längst getan, wenn Sie das wirklich beabsichtigen.“, sprach er leise. „Dann wären Sie gar nicht erst hier her gekommen.“ „Wie haben Sie das geschafft?!“ „Das bleibt mein kleines Geheimnis. Sagen wir es so: ich sitzte lang genug hier drin fest um alle Schwachstellen des Systems mittlerweile zu kennen. Und warum sollte es unmöglich sein?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Schulter an das Glas. „Es sind ja schließlich auch einige Alcatraz entkommen. Außerdem wollte ich ihnen eine Freude machen. Es muss so anstrengend sein, nur von Wahnsinnigen umgeben zu sein, Tagein, Tagaus… und niemand scheint ihre Arbeit zu würdigen und zu allem Übel müssen Sie auch noch mich ertragen…“ „Das ist mein Job. Dafür werde ich schließlich bezahlt. Und… und Sie sind ein weitaus angenehmerer Patient als die meisten hier.“ „Oh, vielen Dank, Harley, ich sehe das als Kompliment.“ „Sagen Sie mir jetzt endlich…“ „Scht…“, er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. „Lassen Sie das doch unser kleines Geheimnis bleiben. Nur Sie und ich. Wäre doch zu schad wenn noch andere davon wüssten, oder? Ich kann nämlich noch viel mehr Rosen für die kleine Harley herbeizaubern.“ Sie entrang sich ein kleines, schüchternes Lächeln. „Sie… Sie haben mich gern, hm?“ „Mit gern haben, hat das längst nichts mehr zu tun.“ Ein Schauer lief ihr über den Rücken und das Herz schlug ihr einen Takt schneller. Er deutete ihr näher zu kommen und sie trat dicht an die Scheibe heran, er beugte sich ein wenig hinunter. „Ich will euch.“, hauchte er. „Ich will euch den dämlichen Kittel vom Leib zerren der zu viel verdeckt, jeden einzelnen Knopf eurer Bluse öffnen, den zu kurzen Rock noch ein paar Zentimeter höher schieben, so dass er nicht mehr stört… Ich will ihnen ein paar Zaubertricks zeigen, die Sie so schnell nicht vergessen werden.
 

Verärgert schob sie die Tastatur des PC´s von sich. Sie konnte sich ganz einfach nicht konzentrieren! Noch immer spukten seine Worte in ihrem Kopf herum und bescherten ihr zittrige Knie, verwirrten ihre Gedanken und stahlen ihr jegliche Konzentration. Ganz durcheinander war sie. „Herrgott Harleen! Du bist eine erwachsene Frau von 28 Jahren und Psychologin, dich sollten solche Worte nicht aus dem Konzept bringen!“, schimpfte sie mit sich selbst. „Er ist auch nur ein Mann…“ Dennoch wurde sie die Vorstellung mit der Disco nicht los und seine Worte… Sie schüttelte ihren Kopf um diese Gedanken los zu bekommen, so verlockend dieser auch war. Sie musste professionell bleiben, er war ein Patient, es war ihr Job, ihr Urteilsvermögen dürfte sie sich nicht trüben lassen! Sie atmete einmal tief durch und zog wieder die Tastatur an sich heran. Ihr Blick fiel auf die Vase in der noch immer die einzelne Rose stand. Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ein Seufzer entfloh ihr.
 

Angewidert sah er auf das hinab was sein Mittagessen darstellen sollte. Einen Blick hinter sich werfend versicherte ihm, dass er nicht der einzige war und dass man ihn nicht vergiften wollte. Andere sahen genauso angeekelt aus. „Ich esse das nicht.“, sagte er laut genug, dass zumindest die halbe Kantine ihn verstehen konnte und schob das Tablette von sich. Hielt die Hände weiterhin auf dem Tisch. „Hier wird gegessen was auf den Tisch kommt! Hat deine Mutter dir keine Manieren beigebracht?!“ „Um ehrlich zu sein, nein. Aber es ändert nichts daran, dass ich das nicht esse.“ Die Geräusche von kauenden Mäulern, klirrendes Besteck und leises Gemurmel waren verstummt. „Du wirst das fressen, verstanden?!“ „Nein, werde ich nicht.“ Er war sich bewusst, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren, er war sich auch dessen bewusst, dass er die Wachmänner provozierte und das war reine Absicht. Sie sollten ihm zeigen was sie drauf haben! Langsam und drohend kam einer dieser bulligen Affen näher auf ihn zu. Nur noch ein wenig näher… nur noch zwei Schritte… gleich… gleich…

So schnell konnte der arme Mann gar nicht gucken wie der Gefangene vor ihm das Tablette ergriff und es ihm von unten ins Gesicht donnerte. Ein ekelhaftes Knacken war zu hören als der Kiefer brach, ein dumpfes <Bong> als das Tablette erneut gegen sein Gesicht donnerte, dieses Mal von der Seite. Sogleich stürzten sich die anderen 6 anwesenden Wachmännern auf ihnen, mussten Fußtritte und Faustschläge in Kauf nehmen, ein paar Rippen wurden gebrochen, ein, zwei Nasen hatten zu leiden. Wie gespannt starrten die anderen Insassen auf das sich ihnen dargebotene Schauspiel und waren doch überrascht wie schnell und gewandt dieser Clown war. Doch wurde seinem Treiben auch schon bald ein Ende gesetzt. Das Tablette fiel klirrend zu Boden, schepperte dröhnend in der Stille und er schlitterte über den Spiegelglatten Boden als ein Faustschlag ihn niedergestreckt hatte.

Wen haben wir denn da…? Hallo, Freak.“ Als er seine Augen öffnete konnte er die grinsende Fratze dieses Dent sehen und dann nur noch die Sohle seines Schuhs. Er glaubte es sei der linke gewesen. „Ah… nicht die Nase… die brauche ich noch…“, stöhnte er schmerzvoll. Er hustete als er noch einen Tritt in die Magengegend kassierte bevor die Wachmänner sich aufgerappelt und sich seiner wieder angenommen haben. Am Ende konnte er zwar seine Glieder kaum mehr spüren, schmeckte Blut in seinem Mund und jeder Atemzug schmerzte… aber der Zweck heiligt die Mittel, hieß es doch so schön. Es war von Nöten gewesen das über sich ergehen zu lassen, es gehörte alles zu seinem Plan. Natürlich würde man ihn nicht auf der Krankenstation lassen, man würde ihn sofort wieder in seine Zelle bringen und in die Sitzung mit seinem zuständigen Arzt. Ohja, in die Sitzung mit seinem Zuständigen Arzt… Trotz der Blessuren musste er grinsen bei diesem Gedanken.
 

„Um Gottes Willen! Mister Joker! Was ist denn mit ihnen passiert?! Was…“ „Sein eigenes verschulden, Doc… Er war in der Kantine aufmüpfig. Er hat Jerry den Kiefer gebrochen. Maik und John die Nasen und Timmothy und Bill einige Rippen.“ „Aber… wie…“ „Er war aufmüpfig geworden und wir mussten ihn irgendwie ruhig stellen.“ „Das nennen Sie ruhig stellen?! Raus!“ Die Wachen verließen das Büro, was sollte auch jetzt noch geschehen, der Clown war in eine Zwangsjacke gezwängt, da konnte nichts mehr passieren.

Harleen führte ihn zur Couch, träge ließ er sich auf diese nieder, sie setzte sich neben ihn. „Ist alles in Ordnung mit ihnen? Geht es ihnen gut, Mister Joker? Haben Sie schmerzen?“ Innerliche kicherte er bei ihrem besorgten Tonfall. Er könnte ihr auftischen was er wollte, sie würde nur ihm glauben, egal was Fakten und Tatsachen sagten. „Ach… es geht schon wieder einigermaßen… mit tut zwar alles noch ein wenig weh… aber da muss ich durch… Ich habe es wohl verdient, es war vorauszusehen… ich habe schließlich Kollegen von denen auf dem Gewissen…“ „Das ist kein Grund, ich werde das sofort melden, es ist nicht korrekt, dass sie ihre Position ausnutzen und wahllos sich an den Patienten vergreifen. Geht es denn? Soll ich ihnen etwas gegen die Schmerzen geben? Kommen Sie, legen Sie sich hin, ruhen Sie sich aus.“ „Machen Sie sich keine Umstände, kleine Harley. Mir geht es schon besser. Jetzt wo ich bei ihnen bin.“ Das charmanteste Lächeln zu dem er fähig war setzte er auf. „Scheren Sie sich nur nicht zu arg um mich. Ich bin es ja nicht wert. Die kleine Harley sollte sich keine Sorgen um einen Psychopathen machen.“ „Aber… hat man Sie überhaupt richtig verarztet? Haben Sie schmerzen?“ „Ach, Harley.“, seufzte er. „Allein euer Anblick nimmt mir jegliche Schmerzen...“ Sie lächelte. „Geht es ihnen wirklich gut?“ „Naja… die Schulter und meine Nase macht mir ein wenig Probleme… Aber ansonsten ist alles okay.“

Sie lächelte sanft auf ihn nieder und strich ihm die Haare aus der Stirn. „Wir lassen die Sitzung heute ausfallen. Sie sollten sich lieber ausruhen. Bleiben Sie ruhig liegen.“ „Sie sind so gütig, Harley. So müssen Engel sein.“ Sie lächelte geschmeichelt. „Sie sind ein Charmeur, hat ihnen das schon mal jemand gesagt?“ „Jetzt schon.“

VII. Wild Card

Die gehirnamputierten Affen hatten ihn doch schlimmer zugerichtet als er gedacht hatte. Kaum ein Fleckchen Haut das nicht in den schillernden Farben des Regenbogens getaucht war und die schmerzenden Muskeln taten ihr übriges auch dazu doch das ignorierte er. Zumindest war seine Nase nicht krumm und schief. Dennoch würde er schneller als ihm lieb wäre seine Schuhsohlen zu spüren bekommen. Er wandte sich von dem Glas ab nachdem er sein Gesicht ausgiebig in der Reflektion begutachtet hatte. Nichts was nicht wieder heilen würde und in ein paar Wochen wieder verschwunden wäre. Was sein muss, muss sein. Und es hat ja schließlich Wirkung gezeigt bei der Kleinen. Er schätzte noch höchstens drei, fünf Sitzungen und er hätte sie geknackt.
 

„Geht es ihnen heute besser? Haben Sie noch schmerzen?“ „Es geht mir schlagartig besser wenn ich Sie sehe.“, grinste er breit. „Sie sind ein Schatz, Harley!“ „Das hört man doch gerne… möchten Sie einen Keks?“ Er zuckte mit den Schultern, ein kläglicher Versuch seine Arme zu bewegen die in der Zwangsjacke steckten. „Ich glaube, klein Harley muss mich füttern. Keine Angst… ich beiße nicht…“ Sein Unterton verriet ihr, dass die letzten Ereignisse seinem Charakter keinen Abbruch getan haben. Es musste absurd aussehen wie er ihr so gesehen aus der Hand aß, wie ein kleines Hündchen. Ganz zahm und unschuldig. „Hm… Lecker… an ihnen ist wahrlich eine Bäckerin verloren gegangen.“ „Ich glaube eher, das zählt zu einem weiblichen Urinstinkt, genauso wie das Schuhe kaufen.“, lachte sie leise und setzte sich. Sie betrachtete ihn kurz ausgiebig. Das Make-up oder die Schminke war ihm längst ausgegangen, ohne diese Kriegsbemalung sah er ganz anders aus, jünger, sanfter… smart und handsome trotz der Narben, die störten nicht einmal wirklich.

„Möchten Sie denn heute mit mir über irgendetwas reden? Sie können auch ruhig ihrem Ärger über die Wachleuten Luft machen die Sie so zugerichtet haben. Glauben Sie mir, das hat noch ein Nachspiel für diese Männer.“ „Nein, ich will nicht reden. Ich habe keine Lust dazu…“ Er lehnte sich zurück und strecke die Beine aus. „Dürfte ich Sie was fragen, Harley?“ „Es kommt auf die Frage an.” „Was hören Sie für Musik?“ „Öhm… nichts Bestimmtes… je nachdem was im Radio läuft. Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon.“ „Wie langweilig… Sie müssen doch irgendetwas bevorzugen.“ „Naja… Popmusik, also… das was im Radio halt läuft.“ Er verzog sein Gesicht missmutig. Popmusik… da konnte einem ja schlecht werden. „Sie haben keine Ahnung von guter Musik, oder?“ „Was ist denn gute Musik in ihren Augen?” „Kennen Sie Dean Martin? Frank Sinatra? Die Andrew Sisters? Marlene Dietrich und Zarah Leander? Bing Crosby, das Glenn Miller Orchestra? Nein? Das ist gute Musik, meine Liebe.“ „Sinatra sagt mir etwas, ja. Aber tut mir Leid, mit den anderen kann ich nichts anfangen.“ „Sie sollten sich schämen, Asche über ihr Haupt. Das war damals noch Musik. Sowas wird heutzutage gar nicht mehr produziert… es ist wahrlich bedauerlich. Ich muss ihnen die Musik wohl etwas näher bringen. Hmm… fangen wir an mit Dean Martin. Möchten Sie etwas von Dean Martin hören?“ Er räusperte sich ehe der seine Stimme erneut erhob.

When marimba rythms start to play, dance with me, make me sway. Like a lazy ocean hugs the shore, hold me close, sway me more. Like a flower bending in the breeze, bend with me, sway with ease. When we dance you have a way with me, stay with me, sway with me. Other dancers may be on the floor. Dear, my eyes will see only you. Only you have the magic technique, when we sway I go weak. I can hear the sounds of violins, long before it begins. Make me thrill as only you know how, sway me smooth, sway me now.*“ Er summte leise die Melodie und wiederholte ab der dritten Strophe.

Sie hätte sich beinahe in der ruhigen und sanften Melodie gewiegt, hätte beinahe wirklich geschunkelt wie es der Text verlangte. Dazu sein ruhiger, melodischer Bariton… Für einen kurzen Moment hatte sie ihre Augen geschlossen um sich darin zu verlieren. Als sie ihre Lider wieder hob, seine Augen direkt in ihre sahen… Sie konnte sich nicht helfen, aber irgendwie fühlte sie sich angesprochen von den letzten Zeilen und wie er sie ansah, was in seinen Augen lag, wie er es sang und aussprach… Sie rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her. „Das… das hört sich schön an. Sie können gut singen.“ „Vielen Dank.“ Er deutete eine Verbeugung an, grinste wie ein Schelm. „Haben Sie es gelernt zu singen?“ „Nicht wirklich.“ Sie lächelte. „Ein Naturtalent also.“ „Wenn Sie meinen.“ Dieses Spielchen also wieder.

„Sie sollten in den Chor hier eintreten.“ „Ich bin vielleicht wahnsinnig, aber nicht bekloppt.“ Sie musste leise lachen. In diesem Moment ging ihr Pieper los und sie durchsuchte die Taschen ihres Kittels nach diesem bis sie ihn fand. „Entschuldigen Sie… ein Notfall. Ein anderer Patient von mir…“ „Verliert die Nerven?“ Sie lachte kurz. „Ja, wortwörtlich anscheinend. Tja… tut mir leid. Ich hoffe es dauert nicht all zulange. Sie bleiben einfach hier. Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.“ Sie erhob sich von ihrem Sessel, legte den Notizblock und den Stift auf den Schreibtisch und wandte sich ab um zu gehen.

Bitte geh nicht fort! Lass mich nicht allein! Wenn du mich verlässt, stürzt der Himmel ein… Bis am Himmelszelt voll der Mond erscheint, unsre beiden Schatten liebevoll vereint. Bitte geh nicht fort! Bitte geh nicht fort! Bitte geh nicht fort! Bitte geh nicht fort! Glaube mir ich werd´ deine Sehnsucht stillen, wird´ dir jeden Wunsch dieser Welt erfüllen, werde alles tun, was ich hab versäumt… Las mich nicht allein – ich beschwöre dich – lass mich nicht allein, denn ich liebe dich! Bitte geh nicht fort!... Bitte geh nicht fort…**“

Sie hatte sich wieder zu ihm umgewandt als er erneut angefangen hatte zu singen.

„Sie können Deutsch?“, fragte sie erstaunt, gebannt von den Worten und deren Bedeutung, von seiner Stimme, so herzzerreißend hatte er es gesungen und sein Gesichtsausdruck… die Augen… „Ich habe nie behauptet es nicht zu können.“ „Das… das war wunderschön… was war das?“ „Marlene Dietrich. Eine wunderbare, wunderschöne faszinierende Frau.“ „Es hat sich so traurig und schön zugleich angehört.“ „Sie haben es verstanden?“ Sie nickte heftig, trat näher auf ihn zu. Der Pieper und der Patient waren vorerst vergessen. „Naja… Marlene macht es besser.“ Sie setzte sich neben ihn auf die Couch. „Sie haben genauso schönes goldiges Haar wie Marlene. Und Engelsblauen Augen...“ Sie fühlte sich geschmeichelt und spürte wie sich ihre Wangen leicht röteten unter seinem Blick. „Vielen Dank.“ „Nichts zu danken… Sie sind genauso sexy wie Marlene in ihren besten Tagen… eine richtige blonde Venus…“ „Sie wollen mir nur schmeicheln.“ „Nein. Ich will Sie nur verführen…“ „Ich… ich glaube das haben Sie geschafft…“ „Das werden wir ja sehen…

Sie schloss ihre Augen und seufzte leise als seine Lippen sich auf ihre legten, kaum zu glauben wie sanft und warm diese waren. Bereitwillig öffnete sie seufzend ihre Lippen als seine Zunge mit sanftem Druck über diese strich, Einlass begehrte. Mit einem leisen stöhnen drängte sie sich an ihn, die arme um seinen Hals schlang und ihre Finger in seinem Haar vergrub. Oh Gott, er wusste wie man küsste! Wie er sanft an ihrer Unterlippe knabberte, glaubte ein leises Knurren von ihm zu hören. Herrgott, er bereitete ihr einen Schauer nach dem anderen!

Das schrille Geräusch des Piepers riss sie wieder in die Realität und sie ließ von ihm ab als hätte sie einen Stromschlag erhalten. Oh Gott, was tat sie hier nur?! Er war noch immer ihr Patient! „Ich… ich muss los… Entschuldigung… ich… ich… ich muss los!“ Sie sprang auf und eilte aus ihrem Büro, die Finger an ihre Lippen pressend. Noch immer konnte sie seine Lippen fühlen… Er grinste zufrieden und breit als die Wachmänner ihn an den Armen packten, hochzerrten von der Couch und unsanft vor sich hin schubsten. Er leckte sich über die Lippen, noch immer lag ihr Geschmack auf diesen. Er hatte sie… Gott, und wie er sie hatte!
 

*Dean Martin - Sway

**Marlene Dietrich - Bitte geh nicht fort!
 

http://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich]Marlene Dietrich

http://www.youtube.com/watch?v=vCmMc0ZoLbQ]Marlene Dietrich- Bitte geh nicht fort!

http://de.wikipedia.org/wiki/Dean_Martin]Dean Martin

http://www.youtube.com/watch?v=YsgL35RCGcc]Dean Martin-Sway

VIII. A Game of Fools

Fröhlich pfeifend pfiff er ein Lied vor sich hin, locker und flockig, bewegte sich ein wenig mit dem Rhythmus. Unverkennbar hatte er gute Laune. Wer hätte die nicht an seiner Stelle? Schließlich hatte er seine Fahrkarte nach draußen. Er strich sich mit den Fingern durch das noch immer feuchte Haar, strich es fein säuberlich zurück. Ein Kamm wurde ihm ja verwehrt, damit hätte er jemanden ja wehtun können. Er wünschte sich seinen Anzug zurück. Er hatte langsam die Nase gestrichen voll von diesem grau-orange… Außerdem sah er besser in seinem Anzug aus. Zumindest dürfte er sich rasieren. Er musste ja das Beste aus sich machen, wenn er schon einmal seine Fahrkarte hatte… er dürfte sie nicht verlieren. Langsam verblassten auch wieder die Blessuren an seinem Körper, er sah wieder ansehnlich aus. Ein bisschen eitel war er schon. Ja, es wurde langsam wirklich Zeit, dass er hier raus kam. Selbst noch auf dem Weg zur Kantine pfiff er fröhlich ein Lied, nun auch die Füße mit Schellen fixiert mit einer Kette die zu den Handschellen führte um ihn weiter einzuschränken in seiner Bewegungsfreiheit. Später zur Sitzung würde man ihn wieder in die Zwangsjacke zwingen die ihm eine Nummer zu klein war. Jedesmal wurden seine Arme beinahe taub dadurch. Aber er würde die nicht lange tragen. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht als er an klein Harley dachte. Oh ja, er würde die Zwangsjacke nicht lange anbehalten.

Um ehrlich zu sein, er hatte sich an sie gewöhnt. Das Geräusch ihrer klackenden Schuhe auf dem kahlen Stein, der Hauch ihres leichten Parfums und die naiven blauen Augen. Abgesehen von den schlanken Beinen in den zu kurzen Röcken und dem üppigen Vorbau. Die Sitzungen waren eine angenehme Abwechslung gewesen zum schnöden Alltag in Arkham. Und natürlich ließen ihn die Blicke der anderen breit grinsen wenn er klein Harley folgte wie ein Schoßhündchen, dass sich eine so wohlproportionierte Ärztin sich seiner annahm. Er lief gerne hinter ihr her, besonders wenn sie den Kittel wegließ und nur einen Blazer trug der ihr nur bis zur Taille reichte.
 

Sie war noch immer ganz und gar durcheinander. Konnte sich einfach nicht erklären was in sie gefahren war. Was hatte sie sich dabei nur gedacht?! Er war ihr Patient! Er saß hier drin unter strengsten Sicherheitsauflagen! Er hatte gemordet! Sogar noch hier in diesem Institut! Und… und sie warf sich ihm an den Hals! Um Gottes Willen… wenn das… sie würde ihre Zulassung verlieren! Man würde sie feuern! Sie sollte ihn abgeben, als Patient. Dann bestehe keine Gefahr mehr für sie, aber… aber es würde nur beweisen, dass sie unfähig war, ihre ganze bisherige Arbeit wäre futsch. Nein, dafür war sie dann doch zu stolz! Sie würde es ganz professionell angehen, sich überhaut nicht auf ihn einlassen. Sie würde die Schmetterlinge in ihrem Bauch ignorieren die wild umherflatterten wenn sie nur an ihn dachte. Seine Stimme… die Augen… wie er küsste! Sie schüttelte die Gedanken ab. Sie war eine professionelle Psychologin und so würde sie auch vorgehen!
 

„Ich wünsche ihnen einen wunderschönen guten Tag, Miss Harley!“ „Sie sind ja so gut gelaunt, Mister Joker. Dürfte man den Grund dafür erfahren?“ „Der Grund sitzt gerade vor mir. Wissen Sie, Harley,“, seufzte er leise, „es ist so lange her… aber ich habe wieder Schmetterlinge im Bauch… wenn ich Sie sehe… dann ist die Welt auf einmal gar nicht mehr so schlecht wie sie scheint… Sie versüßen mir den Alltag hier in Arkham. Wenn ich nachts nicht schlafen kann, dann denke ich an Sie. Und jedes Mal habe ich wunderschöne Träume. Harley, Sie sind ein Engel. Ein wunderschöner und sanfter Engel, der mir geschickt wurde um mich zu verstehen, mir zu helfen. Sie sind so schön wie eine die Hollywood Diven der 30er und 40er Jahre. So schönes blondes Haar, eure himmelblauen Augen, der blasse Teint… und eure Lippen möchte ich am liebsten ewig nur küssen. Ich habe ewig nach einer Frau wie Sie gesucht.“ Arch… seine Worte machten sie wieder schwach. Noch nie hatte ihr jemand so etwas schönes gesagt, so romantisch. All ihre Vorsätze gerieten ins Schwanken, all das was sie sich fest vorgenommen hatte. Seine Worte und der Blick in seine Augen bescherten ihr ganz weiche Kniee. „M-mister Joker…“ „Nennt mich Jack, das ist mein Name.“ „Jack… das… ich kann nicht… ihr… ihr seid mein Patient, ich eure Ärztin, es… es würde meinen Job riskieren…“ Sie hörte ihn tief seufzen. „Schon klar…“ Er klang zutiefst deprimiert und senkte den Blick, seufzte traurig. „Warum sollte auch solch ein Engel sich in mich… ach, vergisst es. Ich habe euch ohnehin nicht verdient. Ein Psychopath, ein Wahnsinniger wie ich… Ein Staatsanwalt würde besser zu euch passen. Ich habe es halt nicht verdient glücklich zu werden…“

„Nein, nein, nein!“ Sie war aufgestanden und hatte sich zu ihm gesetzt. „Ich… ich würde unheimlich gerne… aber… versteht doch bitte… Wenn Sie rehabilitiert sind und hier rauskommen, dann… dann stünde dem nichts im Wege!“ Lächelte sie aufmunternd. „Jeder hat sein Glück verdient und… und noch niemand hat man mir so etwas gesagt…“ Er hob seinen Blick, lächelte sie wieder an. „Kann denn Liebe Sünde sein? Darf es niemand wissen, wenn man sich küsst, wenn man einmal alles vergisst, vor Glück? Kann das wirklich Sünde sein, wenn man immerzu an einen nur denkt, wenn man einmal alles ihm schenkt, vor Glück? Niemals werde ich bereuen, was ich tat, und was aus Liebe geschah, das müsst ihr mir schon verzeihen, dazu ist sie ja da! Liebe kann nicht Sünde sein, doch wenn sie es wär´ dann wär´s mir egal – lieber will ich sündigen mal, als ohne Liebe sein!*“, sang er vor sich her. „Wieder Marlene Dietrich?“, lächelte sie. „Nein, dieses Mal Zarah Leander.“ „Es klang sehr schön und munter. Sie müssen mir einmal mehr von der Musik erzählen.“ „Wenn ich hier raus bin, spiel ich ihnen alle meine CD´s vor. Glauben Sie mir, sie werden Marlene Dietrich, Bing Crosby und das Glenn Miller Orchestra noch lieben lernen.“ „Wenn Sie mir mehr vorsingen, ganz sicher.“ „Daran soll´s nicht hapern.“, grinste er.

Sie konnte seinen Lippen nicht mehr länger wiederstehen und küsste ihn, schlang ihre Arme um seinen Hals und protestierte leise seufzend als er den Kuss abbrach. „Ich würde ja gerne weitermachen, Harley, aber die Jacke ist etwas zu klein geraten und ich kann meine Hände kaum noch spüren.“ Es war ja nicht einmal gelogen, die Jacke war ihm wirklich zu klein. „Oh! Warten Sie.“ Ein paar Handgriffe von ihr und… „Ahhh… schon viel besser, das fühlt sich gut an.“, lächelte er, streckte seine Arme. Plötzlich fiel sie über ihn her, zog ihm die Zwangsjacke völlig aus und ihre kleinen, warmen Hände stahlen sich unter das Anstaltshemd. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet und war wirklich überrascht. Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte, er hatte schließlich auch seine Bedürfnisse die danach verlangten gestillt zu werden. Zu seinem Bedauern kam es gar nicht erst so weit. Er machte eine Memo an sich selbst, beim nächsten Mal würde er ihren Pieper verschrotten und das Telefon ausstöpseln. War doch nicht auszuhalten…
 

Er trug wieder die Zwangsjacke, flankiert von vier Wachmännern wurde er die Flure hinab geführt. „Die Quinzel ist schon ´ne heiße Schnitte.“ „Hast du den Rock heute gesehen? Gott, diese Frau hat Beine!“ „Bei der würde ich auch gerne mal auf der Couch liegen und mich behandeln lassen!“ Ein allgemeines Gelächter. „Ich guck nicht auf den Rock, ich wer mehr auf die Bluse fixiert!“ Wieder Gelächter und eine eindeutige Handgeste. „Ein gut gefülltes B-Körpchen sag ich mal Jungs!“ „80 C und rote Spitze.“ Plötzlich hielten alle inne, sahen alle den verrückten Clown an. „Was?!“ „Sie trägt 80 C und rote Spitze…. Jungs, ihr versteht viel zu wenig von Frauen…“ Er erntete mehr als eine Kopfnuss.
 


 

*Zarah Leander – Kann denn Liebe Sünde sein?

http://www.youtube.com/watch?v=0zDL4j9haQ0 – Zarah Leander – Kann denn Liebe Sünde sein?

http://de.wikipedia.org/wiki/Zarah_Leander - Zarah Leander

IX. Mummenschanz

Es war lachhaft einfach und simple gewesen. Man konnte es kaum glauben wie einfach es gewesen war. Er dachte es würde wie Alcatraz sein, kein entkommen ab einem bestimmten Punkt, aber mit diesem albernen Identity Pass war er an allem und jedem vorbei gekommen. Hätte er das nur früher gewusst…! Dann wär klein Harley ihren Pass schon viel früher losgeworden… Es war nur dem Glück zuzusprechen, dass die das Fehlen dieses Passes bisher nicht bemerkt hatte. Er musste grinsen. Aber klein Harley wäre viel zu sehr durch den Wind als daran zu denken. Ach, es fühlte sich auch gleich viel besser an als er aus der Anstaltskleidung raus war und wieder in seinem Anzug steckte. Es war ein herrliches Gefühl. Er fühlte sich wieder wie er selbst.
 

Noch nie im Leben hatte sie sich so miserabel gefühlt wie ab diesem Tag, auf ganzer Linie hatte sie versagt. Er war entkommen und es war keine Spur von ihm zu finden. Und das nur weil sie nicht auf ihren Pass geachtet hat, weil sie viel zu gutgläubig gewesen war, das hatte sie nun davon… Er war entkommen und sie war erst einmal beurlaubt. Sie fürchtete letzten Endes vielleicht sogar ihre Zulassung zu verlieren. Nur weil sie so dumm, so unglaublich dumm gewesen war! Wie hatte sie nur darauf reinfallen können… Wie hatte sie nur auf ihn reinfallen können?! Er wollte nichts als da raus, das war das einzige gewesen was er je gewollt hatte! Nichts sonst!

Mit einem verzweifelten und verbitterten Laut schlug sie mit der Stirn auf das Lenkrad und schrak hoch als die Hupe losging. Arch, heute ging auch alles schief! Sie hasste diesen Tag! Wäre sie nur nicht aufgestanden! Wäre sie einfach liegen geblieben! Sie hasste sich selbst dafür… Männer waren doch alle gleich… und immer wieder fiel sie auf die rein! Sie war so dumm! Sie hätte dieses eine Mal auf ihren Verstand hören sollen! Sie könnte sich selbst Ohrfeigen. Sie würde sich nach einem neuen Job, einer neuen Anstellung umsehen müssen. Sie glaubte nicht daran, dass sie jemals wieder in Arkham arbeiten würde. Und dafür hatte sie nun ihren Job riskieren, für so einen Mistkerl! Sie war wütend auf ihn, wütend auf sich selbst, wütend auf jemanden der als unzurechnungsfähig eingestuft wurde und überhaupt keine Identität besaß, wie lächerlich… Und sie war enttäuscht… Seine Worte, die Komplimente, noch nie hatte sie so etwas Schönes gehört gehabt, es klang so ehrlich, so…

Sie trat stärker auf das Gas. Dass sie das Tempolimit überschritt war ihr in diesem Moment herzlich egal, darauf kam es nun auch nicht mehr an. Nun, zumindest was das betraf hatte sie Glück und ward nicht erwischt worden als Temposünderin.

Klimpernd holte sie ihren Schlüsselbund hervor, schloss die Tür zu ihrem Appartement auf. Umziehen würde sie auch müssen wenn sie ihre Anstellung verlor… wovon sollte sie sonst die Miete zahlen, dachte sie niedergeschlagen. Im Flur tastete sie nach dem Lichtschalten während sie ihre Tasche auf den Boden fallen ließ und die Schuhe von sich kickte. Moment… Musik?... Wie ertönte Musik aus dem Wohnzimmer? Sie erinnerte sich nicht daran heute Morgen das Radio angelassen zu haben… Vorsichtig tapste sie weiter in das Appartement hinein, lugte in das Wohnzimmer. Da summte jemand… Oh mein Gott! Ein Einbrecher! Da war jemand bei ihr eingebrochen! Sie wollte schleunigst den Rückzug antreten als ein Licht im Wohnzimmer aufflackerte.

„Guten Abend, Harley.“ Sie hielt abrupt inne als sie die Stimme erkannte, drehte sich ganz langsam wieder um. „Sie sehen ja völlig fertig aus. Anstrengenden Tag gehabt? Wie wär´s mit einer Massage? Soll bekanntlich Wunder wirken.“ O Gott… er saß in ihrem Wohnzimmer… Er war tatsächlich in ihrem Wohnzimmer. „Ich habe mir die Freiheit genommen es mir hier ein wenig gemütlich zu machen. Schickes Appartement… Sie sehen überrascht aus.“ „Sie… was machen Sie hier…?“ „Ich hatte Sehnsucht nach ihnen… Ich musste Sie einfach sehen, kann man mir das übel nehmen? Ich hoffe ich habe ihnen keinen allzu großen Ärger gemacht.“ „Ich… ich bin beurlaubt worden bis… bis sich alles aufgeklärt hat…“ „Verzeihen Sie mir, ich wollte ihnen wahrlich keinen Ärger machen. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir.“ Er klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Polster. „Ich werde das alles gut machen, versprochen.“ Zögernd trat sie in das Wohnzimmer ein, ging auf die Couch zu und setzte sich. Ihr gesunder Verstand sagte ihr, sie solle schleunigst die Polizei informieren, dafür sorgen, dass er wieder nach Arkham kam. Aber auf der anderen Seite… mit ihm in ihrem Wohnzimmer auf ihrer Couch zu sitzen… „Wissen Sie, es ist so wunderbar dort raus zu sein. Jeden Tag immer in dieser tristen Anstalt zu hocken… Hier ist es doch viel gemütlicher!“ All ihr Ärger über ihn war verraucht als er sie anlächelte.

„Sie… Sie müssen wieder nach Arkham, dass… dass wissen Sie… oder?“ „Keine Angst, ich will schließlich nicht, dass Sie wegen mir Ärger haben. Ich wollte nur ein wenig frische Luft schnappen. Oh, ich liebe diesen Song! Sinatra. Ein einmaliger Musiker. Einer der Beste, quasi die Elite. I´ve got you under my skin… I´ve got you deep in the heart of me… So deep in my heart, that you´re really a part of me… I´ve got you under my skin…*“ Er stand auf, nahm sie bei der Hand und zog sie hoch. „Oh, ich.. ich bin eine miserable Tänzerin… ich kann nicht tanzen.“ „Keine Sorge, es ist ganz einfach.“, lächelte er. „I’ve tried so not to give in. I’ve said to myself this affair never will go so well but why should I try to resist, when baby will I know than well that I’ve got you under my skin. I’d sacrifice anything come what might for the sake of having you near. In spite of a warning voice that comes in the night and repeats, repeats in my ear*.“ Seine Stimme war herrlich, er sang so… warm und sie war ihm noch nicht einmal auf die Füße getreten, er führte sie einfach wunderbar. „Don´t you know you fool, you never can win. Use your mentalitiy, wake up to reality.But each time I do, just the thought of you makes me stop before I begin... ´Cause I´ve got you under my skin… I´ve got you under my skin…*“

Sie hätte nie geahnt, dass er so ein guter und geschmeidiger Tänzer war. Mit ihm zu tanzen im schummrigen Licht einer Lampe, dieser Song, seine Stimme, der Blick in seine Augen…

„Sie sind doch gar keine so schlechte Tänzerin. Vielleicht liegt´s auch nur an Sinatra…“ „Oder an ihnen…“ Er lächelte. „An mir?“ Er lachte leise. „Sie dürfen mir nicht zu sehr schmeicheln, sonst werde ich noch arrogant.“ Die CD war längst zu Ende, aber noch immer summte er die Melodie und ihr gefiel es. Ganz verträumt blickte sie zu ihm auf, könnte die ganze Nacht so mit ihm durchtanzen. Oh Gott, sie kam sich vor wie auf ihrem Abschlussball, wie ein verliebter kleiner Teenager! Sie schüttelte den Gedanken fort, löste sich von ihm und räusperte sich.

„M-Mister Joker, dass…“ „Ich habe ihnen doch Jack angeboten.“, lächelte er charmant. „J-Jack… Sie… Sie müssen…“ „Harley… Ich bin jetzt nicht ihr Patient… Sie sind jetzt nicht meine Ärztin… wir sind nicht in Arkham… wir sind hier ganz… privat, nur unter uns, nur wie zwei, Sie und ich…“ Langsam kam er auf sie zugeschritten. „Keine Wachmänner, keine Diktiergeräte, keine Kameras, nichts und niemand der uns stören könnte… Wir hätten alle Zeit der Welt…“ Sie schluckte leicht als er ihr immer näher kam. „Warum diese Chance also nicht nutzen?...“ Sie atmete schwerer, ihr Blick glitt an ihm auf und ab, sein Lächeln, sein Blick, seine Haare wieder einen satten grünen Ton, und es war kaum zu glauben, aber er sah wirklich gut aus in dem lila Nadelstreifenanzug. „Harley… wir sind zwei erwachsene Menschen. Wir können tun und lassen was wir wollen… Wie wäre es mit einem Gläschen Wein zum aufwärmen, hm? Sie holen den Wein und ich kümmere mich um die Musik, abgemacht?“ Mit einem Lächeln auf den Lippen und ihr sanft den Oberschenkel tätschelnd, erhob er sich schwungvoll.

In der Küche über der Spüle betupfte sie sich ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Immer wieder ermahnte sie sich runterzukommen, cool zu bleiben, sie war schließlich keine 16 mehr und auch kein Teenager, sie war eine erwachsene Frau, eine Diplom-Psychologin die dabei war ihre Anstellung nun erst recht zu verlieren! Die Psychologin in ihr sagte ihr zum wiederholten Male sie soll gefälligst die Polizei verständen und dafür sorgen, dass er wieder in Arkham einsaß. Aber die Frau in ihr wollte ihn bei sich haben, ihrem inneren Drang einfach nachgeben und sich auf ihn einlassen. Die Frau in ihr ließ sich von dem Nervenkitzel tragen welcher die ganze Situation mit sich brachte… der Joker… Sie schreckte hoch als sie wieder Musik hörte, schnappte sich die Weinflasche und zwei Gläser und eilte zurück in das Wohnzimmer.

Er musste kein großer Weinkenner sein um schmecken zu können, dass der Wein aus dem Supermarkt um die Ecke stammt. Aber naja, man muss nehmen was man kriegen kann. „Ist doch gleich viel gemütlicher, oder?“ Sie nickte leicht, leerte mit einem Zug das halbe Glas. Sie brauchte das jetzt einfach. „Nana, Harley… nicht so gierig… so etwas muss man genießen.“ Sie spürte wie ihre Wangen erröteten. Jetzt würde er sie sicherlich für eine Alkoholikerin halten… Nervös lächelte sie zu ihm hinauf. „Entschuldigung, ich… ich bin nur etwas nervös…“ „Wegen mir?“ Er lachte leise. „Das müssen Sie doch nicht… Sie kennen mich doch mittlerweile so gut… was sollten Sie da zu befürchten haben? Dass ich Sie verführen will?“ Er lachte etwas lauter. „W-wollen Sie denn?“ „Und ob ich das will…“, raunte er leise. Sie räusperte sich leise und leerte das Glas nun vollkommen, rutschte unruhig hin und her.

Er kicherte leise, stellte das Glas ab. „Harley, warum auf einmal so schüchtern? Als wir das letzte Mal aufeinander getroffen sind waren Sie völlig aus dem Häuschen mich zu sehen, was ist nur geschehen? Ich mochte es wie Sie so leidenschaftlich über mich hergefallen sind.“ Oh Gott, DAS! Sie hatte es schon beinahe verdrängt gehabt. „Das… das war falsch gewesen von mir, es… es hätte nicht…“ „Harley…“, säuselte er leise. „Schon vergessen? Das hier ist nicht Arkham… Wir können hier tun was wir wollen. Sie können tun was Sie wollen.“ „Kein Mensch kann tun was er will. Der Mensch ist frei geboren, und liegt doch überall in Ketten**. Wir können nie tun was wir wollen, Job, Karriere, Zeit, Freunde, Familie, Geld, alles hält uns fest und bindet uns, wir sind nie frei.“ Sie lehnte sich vor und füllte sich ihr Glas. „Kommt mit mir und ich lehre euch zu tun was ihr wollt. Lasst alles hinter euch und kommt mit. Es wird nichts mehr geben was euch aufhalten könnte…“ „Sie sind verrückt!“, lachte sie leise und stoppte als sie merkte, dass er es absolut ernst meinte. „Natürlich bin ich verrückt, aber das heißt nicht, dass ich falsch liege. Ich bin verrückt, aber nicht krank.“*** „Aber… aber das…“ „Tut es doch ganz einfach Harley… ihr seid nicht minder gefangen wie ich es in Arkham bin… brecht aus und lernt zu leben. Kommt mit mir…“

Sie dachte Fieberhaft über seine Worte nach. Irgendwie… irgendwo hatte er schon Recht… aber ihr ganzes Leben wegwerfen… wer weiß was sie erwartet, wer weiß was geschehen wird? Es ist ein viel zu großer Schritt um ihn einfach wagen zu können ohne sich alles ausgiebig überlegt zu haben. „Tut es einfach.“ Seine raunende Stimme dicht an ihrem Ohr ließ sie herum fahren, nur noch Zentimeter trennten ihre Gesichter von einander…
 


 


 


 

*Frank Sinatra – I´ve got you under my skin

http://www.youtube.com/watch?v=X--QWXGjXfg

http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Sinatra

** Zitat von Jean-Jacques Rousseau

***Zitat Robert Anton Wilson “Werewolf Bridge”
 

Anm. d. Autors: Achje, das war eine schwere Geburt, nun habt ihr wieder Lesefuttern^^ Danke für die Kommentare und vor allem auch für doe vielen Favoriten! XD Habbedeehre! XD

X. Royal Flash

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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von:  Lottie
2009-01-19T20:08:30+00:00 19.01.2009 21:08
Tja, was soll ich sagen?
Einfach Klasse ^^
Ich mag ja alles rund um Harley und 'ihren' Puddin', aber deine Geschichte ist echt klasse. Gänsehaut von Anfang bis Ende, vor allem Harleens Ringen mit sich selbst kommt gut zum Vorschein ^^
Und dein Joker? Perfekt ^^
Ich freu mich schon auf ein neues Kapitel =)

Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2008-11-11T17:30:53+00:00 11.11.2008 18:30
Wow, kann es sein dass du dich mit jedem Kapitel selbst übertriffst?
Die Szenenbeschreibung bei Harleen zu Hause ist absolut grandios, man bekommt das Gefühl man ist hautnah beim Geschehen dabei, und die Umgarnungsversuche des Jokers machen mich selbst sprachlos, ohh ich wäre ihm schon hoffnungslos verfallen ;)
Der Anfang war zuerst etwas verwirrend, aber es wurde ja gleich aufgeklärt was passiert ist, smomit ein gutes Mittel mal die Aktionsorte zu verlegen. Oh und ganz toll finde ich die Stellen, an denen du Harleens jugendliche Gefühle zur Geltung bringst und zeigst, dass sie ihm bereits mit Leib und Seele verfallen ist, auch wenn sie es noch nicht ganz bemerkt hat!
Also ein echt gelunges Kapitel!^^

Von:  Izzy101
2008-11-09T10:13:32+00:00 09.11.2008 11:13
Wow, das Kapitel war genial!!
Du hast echt wahnsinniges Talent zu schreiben *_* Ich bin wirklich begeistert!
Wenn das nächste Kapitel auch so genial wird, dann darfst du dir auch gerne wieder so viel zeit lassen xD

Von:  cleo--
2008-11-09T08:46:50+00:00 09.11.2008 09:46
Juhu!!
Endlich wieder ein Kapitel voller Spannung! Und ich bin begeistert.
Man kann Harleys Gedanken gut nachvollziehen, sie macht sich ja bis zum Schluss noch Gedanken über ihren Job, das belegt ihren leicht beeinflussbaren und auch den ein bisschen, entschuldige, treudoofen Charkter^^
Ich glaube, das ist der Albtraum eines jeden Psychologen, wenn man abends heimkommt und der Psychopath, den man behandelt, bei einem auf der Couch sitzt...Aber Harley scheints ja zu gefallen^^
Ich freue mich auf die Fortsetzungen. Lass dir ruhig Zeit, dass die nächste Kapitel auch so gut werden wie die vorherigen!
liebe grüße
~cleo--
Von:  rabu-rabu
2008-11-08T21:24:52+00:00 08.11.2008 22:24
DAS Warten hat sich wirklich gelohnt!
Du bist gelungen eingestiegen und hast Harleens Gedanken im Auto wirklich sehr gut beschrieben (genau die gleich gingen mir auch in dem Kopf herum XD). Als ich die ersten Zeilen gelesen habe, dachte ich, du wolltest es an den Comic "Harley Quinn" anlehnen (wo Harley den Joker immer aus Arkham rausgeschleust hat und wo sie schließlich zum Schluss ertappt wurde), aber dann kam ja doch alles anders, gut gemacht! Immernoch eine meiner Favoriten unter den vielen Batman FFs! *_*/


Von:  Izzy101
2008-10-28T10:57:27+00:00 28.10.2008 11:57
wow, ich bin begeistert von der geschichte!
du beschreibst beide charaktere einfach genial und dein schreibstil gefällt mir auch sehr ^^
Ich werd auf jeden Fall weiterlesen ^^
Von:  cleo--
2008-10-21T18:41:57+00:00 21.10.2008 20:41
lol
die letzten zeilen...ich lach mich schlapp^^
die witzchen, die du eingebaut hast sind einfach nur klasse.
die handlung nimmt einen interessanten lauf.
ich finde auch gut, dass du regelmäßig updatest und immer wieder neuen lesestoff verteilst, das ist besser wie so manches buch...^^
liebe grüße
~cleo--

Von:  rabu-rabu
2008-10-20T17:21:39+00:00 20.10.2008 19:21
Wieder so ein schnelles Update *_*
(Überanstreng dich bitte nicht :)!)

Und wiedermal gefällt es mir so sehr. Der letzte Absatz mit dem Kommentar des Jokers zu Harleys Unterwäsche, einfach nur toll! Deine FF ist eine der wenigen bei der ich wirklich oft schmunzeln muss! (weiß nicht ob ich das schonmal erwähnt ;D)
Ich bin wirklich begeistert von deinem Schreibstil und davon, dass du es weiter "durchhälst", die FF weiter zu führen (die meisten Batman FF's sind nach einem Kapitel verschwunden --leider auch sehr gute mit darunter : ()

Weiter so! ;)
Von: abgemeldet
2008-10-20T12:21:55+00:00 20.10.2008 14:21
Geschickter Schachzug!
Und nebenbei eine tolle Idee, Lieder in die Geschichte einzubringen, die dazu auch noch zu echten Klassikern gehören. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Joker tatsächlich solche Musik bevorzugen würde!
Von:  Evaleska
2008-10-19T17:44:36+00:00 19.10.2008 19:44
Na also. Ich hab mich schon gefragt, wann das endlich passiert ^^
Super, super, echt!
Joker klingt fast wie mein Vater. Der behauptet auch immer, die Musik war früher besser... Na ja, mindestens die Hälfte von den ganzen Leuten, die du da aufgelistet hast, kenne ich auch nicht ^^
Schreib mal bloss schnell weiter.


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