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Beautiful Disaster

von

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17.
 

Als Ken im Laufe des nächsten Tages nach Hause kam, lief er prompt wieder seinem Ex in die Arme. Diesmal sah Yohji aber auch zufriedener aus, fand Ken nach einem raschen Blick, mit dem er sich auf sein Zimmer schleichen wollte. Er war nur noch müde und konnte kaum noch vernünftig gehen...
 

Und Yohji fühlte sich auch besser, so dass er kaum wütend darüber war, dass Ken wieder erst am nächsten Tag nach Hause kam - mal ganz davon abgesehen, dass er auch erst vor ein paar Stunden wieder heim gekommen war.

"Na auch wieder da?" Der Blonde sah, dass der Andere nur noch in sein Zimmer wollte, trotzdem hielt er ihm am Oberarm leicht fest.
 

"Sieht so aus", konterte Ken frech, schickte dabei einen forschenden Blick über den Älteren und grinste so breit, wie man es sonst eigentlich nur von seinem Liebling kannte. "Na, hat's dir diesmal besser getan als beim letzten Mal?", wollte er unverschämt wissen, obwohl das deutlich sichtbar war. Yohji war auf seine Kosten gekommen und würde ihm somit in Zukunft nicht mehr im Weg stehen.
 

Doch der Ex-Detektiv war reichlich unbeeindruckt von Kens Frechheit.

"Ja hat es. Der beste Sex meines Lebens." Auch auf seinen Lippen zeigte sich ein, gespielt, freches Grinsen. Ob er Ken wohl eifersüchtig machen konnte? Eine kleine Stimme in ihm glaubte noch immer nicht daran, dass Brads Plan aufgehen würde.
 

Ken nickte verstehend, überspielte den Stich, den ihm Yohjis Worte verpassten, aber geschickt. Soso, der beste Sex seines Lebens also? Für einen Moment vergaß er sogar seinen geliebten Telepathen und ärgerte sich nur. Was war das dann mit ihm gewesen? Kindergartenniveau? Krampfhaft behielt er sein Grinsen bei und meinte absichtlich abfällig: "Naja, du hast anscheinend noch nicht wirklich guten Sex erlebt... Aber wenn das für dich reicht, ist es doch schön." Mit stolz erhobenem Kopf machte er sich daran, seine Tür aufzusperren, um endlich allein sein zu können. Diese kurze Begegnung nahm ihn mehr mit, als er zuzugeben bereit war.
 

"Woher willst du wissen, wie gut der Sex mit Brad war? Du hast keine Ahnung von seinem Können und auch kaum Vergleichsmöglichkeiten", sagte Yohji gleichgültig. Er sah, dass es Ken nicht ganz so kalt ließ, wie dieser ihm glauben machen wollte, aber diese Reaktion reichte dem Blonden noch nicht.
 

Ken blieb in der offenen Tür stehen und wandte den Kopf ein wenig, um über die Schulter zu Yohji zurückzuschauen. "Meine Vergleichsmöglichkeit ist Schuldig", erwiderte er kühl. "Und besser als er ist Crawford mit Sicherheit nicht!" Selbst wenn Yohji den Amerikaner dafür hielt - für Ken gab es da gar keine Frage. "Also red nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst!"
 

"Wenn du meinst", meinte der Blonde lapidar und zuckte mit den Schultern. Für einen kurzen Moment wusste Yohji nicht, was er sagen sollte. Innerlich wusste er jedoch genau, was er sagen oder fragen wollte. Er brauchte Klarheit, darüber, wie es nun eigentlich zwischen ihm und Ken stand.

"Ken, warte. Ich… Können wir kurz reden? Nicht auf dem Flur?" Seine Stimme war sehr neutral, doch innerlich war der Ältere ziemlich aufgewühlt.
 

"Klar." Ganz automatisch nickte Ken. Eine unbenannte Aufregung ergriff von ihm Besitz, er hatte so eine Vermutung, warum Yohji gerade jetzt unbedingt mit ihm reden wollte. Er ging einen Schritt in sein Zimmer und dann zur Seite, um dem Älteren herein zu lassen. Mit einer beiläufig anmutenden Bewegung zog er sich den Stuhl heran, der vor dem kleinen Tisch stand, und setzte sich rittlings darauf, das Kinn auf die Arme gestützt, die er auf die Lehne gelegt hatte. Er legte den Kopf ein wenig schief, fixierte den Anderen mit müden Augen. Aber soweit konnte er sich jetzt schon noch zusammen reißen, um ein Gähnen zu unterdrücken.
 

Yohji folgte dem Jüngeren in sein Zimmer und ließ sich dann auf dessen Bett nieder, stützte die Unterarme auf seine Knie.

Nachdenklich sah er Ken an, bemerkte dessen müde Augen und wie erschöpft dieser wirkte.

Kurz räusperte er sich, als er merkte, dass er in der Betrachtung des Anderen versank.

Offen blickte er die braunen Iriden seines Gegenübers.

"Ken.. was ist zwischen uns? Sind.. sind wir noch zusammen? Empfindest du noch etwas für mich? Etwas anderes als Abneigung?"
 

Ken atmete tief durch. Sicher: er hatte auf diese Fragen gewartet. Aber doch noch nicht so schnell... Der Fußballer schluckte, antwortete aber erst einmal nicht, sondern hörte tief in sich hinein. Ein weiteres, tiefes Seufzen strömte über seine Lippen. "Yohji, ich... Natürlich empfinde ich noch was für dich. Du warst mein Freund, lange bevor wir Lover wurden. Und das wirst du auch bleiben, egal was kommt." Das war auf jeden Fall mal der einfache Teil gewesen. Jetzt wurde es schwierig, denn er begab sich auf sehr dünnes Eis. "Ob ich dich noch liebe... Ich weiß es nicht. Du hast mir so verdammt weh getan, Yohji. Mehr als du dir vorstellen kannst. Und Schu...", Ein zärtliches Lächeln huschte über seinen Mund, es geschah unbewusst, Ken konnte einfach nicht anders. "Ich bin glücklich mit ihm, es ist wunderschön... Ich weiß nicht, was ich für dich fühle, Yohji, aber ich weiß, was ich für ihn empfinde."
 

Eiskalt lief es Yohji den Rücken herunter. Er hatte mit solchen Worten gerechnet, doch sie jetzt wirklich zu hören und dann noch dieses Lächeln auf Kens Lippen zu sehen, welches nicht ihm galt, war einfach nur schrecklich.

Kurz schloss er die Augen, versuchte die erneut aufkommende Wut zu kontrollieren.

Denk an den Plan, denke an den Plan.

Mit einem nicht lesbaren Blick sah er wieder zu Ken. "Was ich getan habe, tut mir immer noch leid - ich war nicht ich selbst.", ein resigniertes Seufzen folgte. "Und was empfindest du für ihn? Du liebst ihn, nicht?"
 

Das Nicken geschah langsam, wie in Zeitlupe. "Ja, ich denke, das tu ich", erwiderte Ken leise. "Auf jeden Fall bin ich total _verliebt_ in ihn." Gut, er selbst wusste, dass das Eine noch nicht viel mit dem Anderen zu tun hatte. Aber es war ein Anfang. Wieder sah er den Älteren fest an, doch die Traurigkeit in den grünen Augen machte ihm das Atmen schwer. Hätte Yohji doch nicht auf diesen verdammten Tausch bestanden... Aber dann hätte er jetzt auch nicht dieses Bauchkribbeln und das dringende Bedürfnis, laut zu lachen, wenn er nur an den Telepathen dachte.
 

Yohji wusste was es hieß, wenn sich Ken verknallt hatte. Die Liebe war dann nicht mehr weit. So war es auch bei ihnen gewesen.

Es tat verdammt weh, bestätigt zu bekommen, dass man seinen Freund an einen anderen verloren hatte. Fast wollte er die Hoffnung schon aufgeben, doch immer wieder dachte er an Brad und an dessen Plan. Trotzdem nagten die Zweifel an ihm, ob er die Beziehung überhaupt noch wollte, sollte ihr Vorhaben aufgehen.

"Also ist es aus zwischen uns? Einfach vorbei?"
 

Was sollte er darauf sagen? Ken zuckte mit den Schultern, meinte dann in einem leicht ätzenden Ton: "Wird dir ja sicher nicht viel ausmachen. Nachdem du ja jetzt den besten Sex deines Lebens hattest..." Genau dieser Ausdruck machte ihm mehr als alles andere zu schaffen, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Bisher hatte er Yohji doch auch gereicht... Hatte er zumindest gedacht.
 

Yohji legte den Kopf leicht schief.

"Das kann ja sein, aber hältst du mich für so gefühlskalt, dass mir unsere Trennung nichts ausmachen würde?"

Eigentlich sollte er ja den Verliebten spielen, davon schwärmen, wie toll Brad ist, aber irgendwie konnte er es nicht so direkt.

"Nur weil ich einen großen Fehler gemacht habe, heißt das ja nicht, dass ich nichts empfinde - für dich empfinde."
 

"Hättest du etwas für mich empfunden, wärst du nie auf die Idee gekommen, mit Crawford ins Bett steigen zu wollen!" Die Bitterkeit in Kens Stimme ließ sich nicht mehr unterdrücken. "Und jetzt willst du mir erzählen, dass ICH schuld an einer Trennung wäre?" Ken konnte es nicht glauben. Yohji machte es sich schon verdammt einfach. Gut, er ebenso, aber das stand gerade nicht zur Debatte.
 

"Du kennst mich lange und gut genug um zu wissen, dass Sex und Liebe bei mir nichts miteinander zu tun haben.", flüsterte der Blonde. Ken wusste das, hatte es schon immer gewusst.

"Und ich habe dir nie die Schuld daran gegeben. Ich wollte einfach nur wissen, wie es zwischen uns steht." Mit einem Ruck stand er auf und ging zur Tür.

"Jetzt weiß ich es - es ist aus. Also kann ich auch wieder zu Brad gehen." Da war er wieder. Auch er konnte den kalten Spieler mimen.
 

Ken saß da und spürte, wie ihm der Unterkiefer nach unten klappte. Die Erwiderung auf Yohjis erste Aussage verdorrte ihm auf der Zunge, seine Augen nahmen Tellergröße an. "WAS?" Nein, das glaubte er jetzt nicht! Dieses ganze Affentheater und das schlechte Gewissen, das er schon wieder gespürt hatte, dafür, dass Yohji ihn unter die Nase rieb, wieder zu dem Amerikaner zu gehen? In ihm stieg eine Kälte auf, wie er sie noch nicht erlebt hatte. "Ja. Genau. Das wird das Beste sein. Geh zu Crawford, da passt du hin. Und Schu und ich haben endlich unsere Ruhe."
 

"Warum bist du so entsetzt? DU hast mir doch gerade gesagt, dass du in einen Anderen verliebt bist und mit ihm glücklich bist, nicht mit mir."

Fragend sah er Ken an und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wieso sollte ich also nicht auch zu einem anderen gehen?"
 

Ken bedachte seinen ehemaligen Freund mit einem eisigen Blick, auf den sogar Aya neidisch gewesen wäre. "Wenn du dir so schnell Ersatz gefunden hast, obwohl es ja NUR um Sex gegangen ist, kann deine Liebe ja nicht so ernst gewesen sein. Und jetzt lass mich allein, Yohji." Demonstrativ drehte der Braunhaarige sich um, um den Älteren nicht mehr ansehen zu müssen.
 

Ein leises Seufzen kam von dem Blonden. Noch einen Moment betrachtete er Ken, dann verließ er dessen Zimmer.

Irgendwie war das gerade nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte - mal davon abgesehen, dass es Ken wohl doch zu schaffen machte, dass er jetzt auch einen Anderen hatte.

Doch der kalte Blick des Jüngeren war einfach nur schrecklich gewesen, so gar nicht Ken-typisch.

Mit hängendem Kopf ging er in sein Zimmer.
 

Mit viel Mühe und Selbstbeherrschung widerstand Ken dem Drang, kostbare Ming-Vasen an die Wand zu werfen - wenn er denn welche gehabt hätte. Das war das beste Beispiel, wie austauschbar man war, schoss ihm durch den Kopf. Aber bei Yohji war das ja auch kein Wunder. Einmal Playboy, immer Playboy. Crawford würde sich auch nicht lange seine Freude mit dem Weißältesten haben.
 

Schuldig kam erst am frühen Abend wieder zurück in die Schwarz'sche Villa. Er hatte sich, nachdem Ken gegangen war, noch etwas Zeit im Hotel gelassen. Da er in der Nacht nicht wirklich geschlafen hatte, hatte er dies dann nachgeholt. Der Deutsche konnte sich nur schwer dazu aufraffen nach Hause zu gehen, denn er hatte keine Lust, Brad über den Weg zu laufen.

Doch nach mehreren Stunden hielt er es auch nicht mehr in dem Hotelzimmer aus, da der Telepath immer wieder an Ken denken musste.

So stieg er nun mal wieder leise die Treppe nach oben, in der Hoffnung niemandem zu begegnen.
 

Doch wieder einmal hatte er sich da getäuscht. Doch diesmal grinste ihn ein sehr gut gelaunter Amerikaner an und grüßte ihn freundlich, als er dem Telepathen so ganz zufällig auf dem Weg ins Bad über den Weg lief. Brad pfiff sogar leise vor sich hin und erklärte Schuldig dann: "Ich muss schon sagen, der zweite Tausch war eine sehr gute Idee von dir." Damit schloss er die Badtür hinter sich.
 

Wie angewurzelt blieb der Jüngere stehen und blinzelte verwirrt die geschlossene Tür an. Hatte er sich da gerade verhört und verguckt? War das gerade eben wirklich Brad Crawford gewesen?

Kurz schüttelte er verwirrt den Kopf und ignorierte den leichten Stich in seinem Herzen.

"Ich hab nur gute Ideen!", rief er dann frech wie immer durch die Tür und ging in sein Zimmer.

Na dann musste er ja jetzt kein schlechtes Gewissen oder ähnliches haben.
 

Brad ließ sich im Bad viel Zeit und klopfte dann frisch geduscht und immer noch blendend gelaunt an die Tür des Telepathen. "Naja, immer gute Ideen würde ich das jetzt nicht nennen, aber diese war wirklich hervorragend", teilte er Schuldig mit, als der die Tür geöffnet hatte.
 

Schuldig hatte sich in der Zwischenzeit bequemere Klamotten angezogen und lümmelte jetzt auf seinem Bett herum und zappte sich durchs Fernsehprogramm.

Als Brad dann in seinem Zimmer stand, verdrehte der Telepath kurz die Augen. Eigentlich hatte er gedacht, Ruhe vor dem Älteren zu haben.

"Ja, das sagtest du schon..."
 

Der Amerikaner setzte sein strahlendstes Lächeln auf. "Ich hoffe, für dich war es genauso schön wie für mich. Ach, ich vergaß, du bist ja bis über beide Ohren verknallt, da muss es ja schön gewesen sein. Ich kann dir das sehr gut nachempfinden." Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte er, wie Schuldig beim letzten Satz die Gesichtszüge leicht entgleisten.
 

Autsch.. Das hatte gesessen.

Doch wer war er, dass er sich nicht zusammen reißen konnte.

"Natürlich war es schön.. wunderschön. Und es freut mich, wenn du auch deinen Spaß hattest", lächelte er gespielt.

Brad wusste genau, dass er ihm weh tat, wenn er hier so glücklich in der Gegend herumstrahlte. Aber so wie Schuldig den Anderen kannte, war das volle Absicht.

"Wenn das alles war, kannst du ja jetzt gehen."
 

"Keine Sorge, ich bin schon weg. Ich will ja nicht zu spät zu meinem Date kommen. Ich wollte mich ja auch bloß bei dir bedanken." Zu seinem größten Vergnügen sah Brad genau, dass Schuldig das gar nicht zu passen schien. Um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, zwinkerte er ihm fröhlich zu und meinte: "Ich wünsch dir noch einen schönen Abend. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder daheim bin."
 

Oh man. Das schoss doch jetzt wirklich den Vogel ab.

Schuldig war mehr von Brads guter Laune als von dessen Abendplanung überrascht. Natürlich versetzte ihm diese Offenbarung auch einen imaginären Schlag in die Magengrube, aber was hatte er erwartet? Er sollte froh sein, dass der Andere nicht mehr so fixiert darauf war, ihn zu besitzen, wie vor ein paar Tagen noch. Und schließlich hatte er Ken, wenn Brad jetzt was mit Yohji - er nahm jetzt einfach mal an, dass der das Date war - anfing, konnten er und Ken ja offen zusammen sein und sich sehen wann sie wollten.

Trotz dieser Aussicht rutschte ihm ein trauriges Seufzen heraus.

Schnell räusperte sich der Deutsche und schenkte seinem Leader nur ein gelangweiltes "Jaja.. viel Spaß."
 

Mit einem wissenden Grinsen, das der Telepath nicht mehr sehen konnte, weil Brad sich schon umgedreht hatte, ging der Amerikaner absichtlich beschwingt zu seinem Zimmer. Klar würde jetzt eine schwere Zeit auf ihn zu kommen, denn es war klar, dass Schuldig aus seiner ach so großen Liebe zu Ken keinen Hehl mehr machen würde. Aber er selbst würde sich die Zeit eben mit Yohji vertreiben - auch keine allzu schlechte Alternative. Und immerhin spielte der Weiß in der gleichen Liga wie der Deutsche, was Brad auf das ein oder andere sehr geniale Erlebnis hoffen ließ.
 

Schuldig sah seinem Ex-Lover hinterher und schüttelte unbewusst den Kopf.

Kurz überlegte er, griff dann zu seinem Handy. Schnell hatte er Kens Nummer gewählt und wartete nun darauf, dass der Andere abnahm. Das war ja nun nicht mehr verboten, und er musste jetzt einfach die Stimme seines Geliebten hören - um sich zu versichern, dass alles richtig lief.
 

Nach dem vierten Klingeln hatte Ken sein Handy gefunden und nahm strahlend das Gespräch an. Die vorherige Unterhaltung mit Yohji hatte zwar noch nicht vergessen, aber in dem Moment, in dem er Schuldigs Namen auf dem Display gesehen hatte, war das alles unwichtig geworden. "Hey, Schatz!", begrüßte er den Telepathen zärtlich und mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme.
 

Oh ja.. das tat gut! Kens Stimme ließ ihn lächeln und sich wieder etwas entspannen.

"Hey!", antwortete er recht leise. "Alles klar bei dir? Bist du schon Yohji begegnet?"

Schuldig legte sich wieder richtig ins Bett und schloss die Augen. Vor seinen geschlossenen Lidern tauchte sofort das Bild von Ken auf und löste ein warmes Gefühl in ihm aus.
 

"Ja, bin ich." Ken runzelte die Stirn ein wenig. Er wollte eigentlich nicht an das anmaßende Gehabe des Älteren erinnert werden. Dafür war es gerade viel zu schön, seinen Geliebten zu hören. "Warum fragst du?", erkundigte er sich aber doch zögerlich. "Yohji ist mir egal. Ich liebe nämlich dich." Gut, so ganz egal war Yohji ihm nicht, aber das gehörte sicher nicht hierher.
 

Das Lächeln auf den Lippen des Deutschen wurde weich und er seufzte leise.

"Das weiß ich. Ich liebe dich auch. Ich wollte nur wissen, ob er sich dir gegenüber scheiße benommen hat. Hat er was gesagt, dass er jetzt was mit Brad am laufen hat?"

Ihm kam das alles irgendwie spanisch vor. Nicht nur seine eigenen verwirrten Gefühle, sondern auch das Verhalten von Brad. War es möglich, dass dieser so schnell seine Meinung änderte?
 

Seufzend nickte der Braunhaarige. Bis ihm einfiel, dass Schuldig das nicht sehen konnte. "Ja, er hat gesagt, dass er mit Brad zusammen ist." Ihm war anzuhören, dass ihm die Vorstellung nicht allzu sehr gefiel. Auf der anderen Seite konnte es ihm egal sein, er hatte ja seinen geliebten Telepathen. Aber etwas machte den Weiß stutzig: die Art wie Schuldig gefragt hatte. "Stört dich das mit den beiden?"
 

Der Telepath atmete tief ein. Er sollte ehrlich zu Ken sein, es brachte sie nicht weiter, wenn sie sich schon jetzt gegenseitig anlügen würden.

"Ja irgendwie schon. Dich nicht?", fragte er zögerlich. "Es ist nicht so, dass ich nicht will, dass die beiden jemanden anderen haben. Mich stört nur, wie schnell sie ihre Meinungen geändert haben." Irgendwie hatte er das Gefühl sich nicht richtig ausdrücken zu können, hoffentlich verstand Ken ihn jetzt nicht falsch.

"Ich mein… ich kann nur von Brad ausgehen, aber erst vergewaltigt er mich fast und schlägt mich, weil ich zu spät nach Hause gekommen bin und jetzt... Es ist eigenartig." Schuldig war zum Ende hin immer leiser geworden, hatte aber nicht bemerkt, dass er seinem Liebsten auch das erzählt hatte, was er ihm bis jetzt verschwiegen hatte.
 

"Was?" Kens Ton war schrill vor Entsetzen und er wurde kreidebleich. Es war furchtbar, dass ihnen das beiden passiert war. "Brad wollte dich auch vergewaltigen?" Eine Gänsehaut rieselte über seine Arme. "Wieso hast du mir das nicht erzählt!" Alles andere wurde nebensächlich, allem voran Brad und Yohji. Dass sich Ken nun ebenfalls verriet, fiel ihm genauso wenig auf wie seinem Lover zuvor.
 

Schuldig zuckte zusammen, als er Kens schrille Stimme in seinem Ohr klingeln hörte.

"Scheiße.." Innerlich schlug sich der Deutsche die Hand vor die Stirn. Dann realisierte er, was Ken gesagt hatte.

"Ja, hat er. Und wieso sagst du auch?" Er wusste genau, was das auch zu bedeuten hatte - wollte es aber nicht wirklich wahr haben.
 

Für einen Moment biss sich Ken auf die Unterlippe. Mist, der Schuss war nach hinten losgegangen, wie es schien. Es dauerte eine Weile, die Ken wie eine Ewigkeit vor kam, bis er in der Lage war, tonlos zu antworten. "Yohji... Er hat... Er hat..." Verzweifelt brach er ab. Schuldig wäre von Brad _fast_ vergewaltigt worden, Yohji hatte es nicht nur beim Versuch belassen. Aber wie sollte er das seinem Schatz beibringen? Und obendrein wollte Ken sowieso nicht mehr an die endlosen Minuten denken, in denen er unter seinem Ex-Freund gelegen hatte und all das über sich ergehen lassen musste.
 

"Er hat? Was?" Schuldig kroch eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken. War da mehr passiert, als nur fast? Ruckartig setzte er sich auf und starrte fassungslos seine Bettdecke an.

"Ken! Was hat dieser Arsch dir angetan? Bitte.. sag es mir!"
 

Silberne Tränen standen Ken in den Augen, als er resigniert für sich selbst den Kopf schüttelte. Was brachte es denn, wenn er seinem Lover alles erzählte? "Ich... ich komm damit schon klar, Schatz", brachte er gepresst heraus und verfluchte sich dafür, dass seine Stimme nicht halb so fest und sicher klang, wie er es sich gewünscht hätte. "Ich bin nur wirklich froh, dass er sich jetzt jemand anderen gesucht hat", gestand er noch leiser. Die Tränen rollten jetzt ungehemmt über seine Wangen. Ken schloss die Augen, um den Wasserfluss ein wenig einzudämmen, bis ihm etwas anderes durch den Kopf schoss und er entsetzt die Augen wieder aufriss. Jetzt, nachdem Schuldig wusste - oder ahnte - was geschehen war... Was, wenn er sich jetzt vor ihm ekelte? Ken hatte das Gefühl, ihm müsste das Herz stehen bleiben. Wahrscheinlich war das auch der Grund gewesen, warum er bisher dieses Erlebnis verschwiegen hatte...
 

Ein Schauer lief Schuldig über den Rücken. Dieses Schwein Yohji - am liebsten würde er ihn sofort umbringen. Und natürlich hörte er auch die Tränen in Kens Stimme.

"Baby.. Sag nicht, dass du damit klar kommst, wenn es nicht stimmt.", sagte er leise, liebevoll. Dann fasste er mit einmal einen Entschluss.

"Ich komm vorbei - jetzt gleich." Mit diesen Worten legte er auf und sprang vom Bett. Schnell hatte er sich umgezogen und war nun auf dem Weg zu seinem Auto.
 

Fassungslos starrte Ken sein Handy an, aus dem nur noch das monotone Tuten erklang. Nein, das hatte Schuldig jetzt nicht gesagt! Ein riesiger Kloß machte sich im Hals des Fußballers breit. Aya würde den Telepathen doch einfach lynchen, wenn der so einfach in den Laden oder die Wohnung spazierte! Panische Hektik ergriff von Ken Besitz. Er warf das kleine Telefon auf sein Bett, sprang auf und raste aus dem Zimmer. Sein erster Weg führte ihn ins Bad, um sich erst mal das Gesicht zu waschen und damit das Verheulte zu kaschieren. Wenn es ihm auch nicht wirklich gelang... Er nahm sich nicht einmal die Zeit, sich abzutrocknen, sondern flitzte nach unten, in den Vorraum zum Laden, und spähte mit wild klopfendem Herzen durch den Spalt, den er die Tür geöffnet hatte. Er hatte es befürchtet: Aya stand gelangweilt hinter der Theke und glarte die Schulmädchen, die ihn eindeutig anhimmelten, zu Tode. Verdammt! Wie sollte er sich jetzt nur aus der Affäre ziehen? Schuldig würde sich wahrscheinlich nicht davon abhalten lassen, ins Haus zu stürmen, selbst wenn Ken ihn auf der Straße abfangen würde.
 

~+~tbc~+~



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