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Wanderer der Nacht

von

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Das erste, das ich bemerkte als ich die Augen aufschlug, war das schöne Gesicht Charles vor meinen Augen. Ich war mir nicht sicher, das ich wach war, denn etwas ähnliches hatte ich geträumt. Womöglich träumte ich noch immer. Aber kann ein Traum so schön sein? Ich spürte seine Lippen auf meinen, irgendwie kalt, jedoch auch fordernd und sanft. Ich gab mich ihm hin, es war schön, viel zu schön schon fast. Ganz sicher aber zu schön für einen Traum. Als es vorbei war, schlief ich wieder ein, das letzte das ich davor sah, war das wache und lächelnde Gesicht Charles.

Doch als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er nicht mehr neben mir im Bett. Leicht verwirrt richtete ich mich auf und sah mich in dem Zimmer um. Das erste, das mir auffiel, war, das meine Truhe direkt vor dem Bett stand, darauf jedoch etwas verblüffenderes. Schwarz, mit dunkelgrauen Verzierungen eine Fülle an Stoff war dieses Kleid, prachtvoller als alles, das ich bisher gesehen oder gar getragen hatte. Ich war erstaunt, was mich jedoch nicht daran hinderte, sofort auf zuspringen und mich an zu kleiden. Als ich es trug war ich erstaunt, es sah, wenn ich es an hatte, noch viel besser aus. Doch war es schwer, es war sehr viel Stoff, der sein Gewicht zeigte, ein Faktor, der mich jedoch nicht daran hinderte sofort meine Haare hoch zustecken – ich nutzte die auf dem Frisiertisch liegenden Utensilien, schwarze Klammern, eine Bürste, und steckte mir zu guter letzt noch eine schwarze Rose hinein, welche ich einfach aus dem Strauß auf dem Tischchen entfernte. – Dann öffnete ich die Tür und begann, durch die Villa zu wandeln. Ein Zimmer, zwei, drei, acht, neun. Alle waren sie Pracht- und stilvoll eingerichtet. Doch in dem großen Speisezimmer – so wirkte es auf mich – traf ich endlich auf Charles.

„Guten Morgen, Catheryne.“ Dies hörte ich, noch ehe ich ihn gesehen hatte. Dann war er hinter mir, legte seine Arme um mich und küsste mich auf die Wange. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen, Liebste?“ Ich nickte nur und er drehte mich mit einer sachten Berührung herum. „Ich habe dir etwas zu sagen. Ich liebe dich, Catheryne. Ich weiß, es könnte etwas plötzlich kommen, doch ich musste es loswerden.“ Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und mein Herz schien höher zu springen als er sanft seine Lippen auf die meinen legte. „Ich liebe dich auch, Charles.“ Zögernd nahm er mich bei der Hand, seine Augen funkelten leicht als er mich zu einem Tisch ganz am Rande des Raumes führte und wir dort Platz nahmen. Wir schwiegen, während ich aß. Er nahm nichts zu sich, als ich ihn fragte warum, sagte er nur, er habe schon früher gegessen. Weder seine Antwort noch das Schweigen machte mir nichts aus, anders die Stille, die noch folgte. Ich beobachtete Charles und so kam ich nicht umhin, festzustellen, das er etwas merkwürdiges in seinem Blick hatte. Ich konnte es nicht einschätzen, doch wirkte es irgendwie gierig aber auch konzentriert auf mich. Schwer einzuschätzen, ich bemerkte nur nebenbei, das draußen ein wunderbares Konzert erklang, das Gezwitscher der verschiedenen Vögel, dem ich sonst so gerne lauschte, ignorierte ich einfach.

Ich zuckte zusammen, als Charles sich abrupt erhob und mit galanten Schritten auf mich zutrat.

“Ich muss wieder los. Entschuldige. Sieh dich um, tu was du möchtest, doch pass im Wald auf, dort ist es gefährlicher als manch einer denken mag.“ Mit dieser Warnung ließ er mich stehen, drehte sich einfach herum und verließ den Raum. Gerade als ich mich erhob trat er jedoch wieder in die Tür. „Und ehe ich es vergesse…Ich habe für morgen etwas geplant. Eine Überraschung. Ich bin mir ziemlich sicher, das es dir gefallen wird.” Damit drehte er sich endgültig herum und verschwand, mich hinterließ er einfach in dem Raum. Grübelnd und das köstliche Frühstück vergessen habend.

Charles hielt sein Versprechen...und ich hatte nichts anderes erwartet. Er führte mich aus, so fuhren wir mit seiner Kutsche zu einem kleinen Waldsee. Ich hatte keine Angst. Seine Gegenwart verschob das Geschehene in den Hintersten Teil meiner Gedanken. Es war schön, obgleich wir erst am späten Nachmittag losfuhren. Und das einzige, was wir an dem See taten, war ein wenig Obst zu essen. Besser gesagt..Ich aß ein wenig Obst..Und dabei zuzusehen wie der Tag der Nacht wich und danach das Funkeln der Sterne zu betrachten. Dennoch war es wunderschön...Charles Anwesenheit machte es schön.

Ich glaube, es war schon mitten in der Nacht, als wir wieder nach Hause fuhren... Zu Charles nach Hause fuhren. Als ich alleine in meinem Bett lag, fiel mir etwas auf. Ich sah ihn immer nur, wenn es Nacht wurde oder auch wenn Schatten beinahe überhand nahmen. Und er aß nichts...nicht wenn ich dabei war und ob er sonst etwas aß, konnte ich nicht sagen.

Was hatte das alles zu bedeuten? Nicht selten sprach er nur Andeutungen aus, auch in der kurzen Zeit, in der ich ihn erst kannte und erst dieser unwirkliche Körper? Ich hatte schon einige Männer gesehen, welche bei der Arbeit in der prallen Sonne eines Sommertages nur mit einer Hose ihrer Arbeit folgten. Keiner von ihren war so..erschreckend perfekt gewesen, wie Charles es war. Ich machte mir Gedanken darüber, warum dies so war. Was war das Besondere an ihm?

Das war die Frage, die ich mir zwei, drei Wochen lang stellte. Immer wieder zwischen den Tagen des Glückes und der Freude. Zwischen dem Entdecken und der Verführung. Rastlos dabei, alles zu erkunden. Oftmals ohne Charles. Doch auch oft in seiner Begleitung...Jeden Tag aufs neue bekam ich etwas zu Gesicht, das ich noch niemals gesehen hatte. Immer wieder. Aber nie wagte ich es, alleine in den Wald zu gehen. Nicht selten war ich auf dem besten Weg zum Waldrand. Jedes Mal fiel mir jedoch Charles' Warung rechtzeitig ein. Ich spürte jedoch förmlich, wie die Neugierde auf den so ruhig daliegenden Wald mit jedem Tag wuchs und beschloss, sobald wie möglich in dem sachten Grün zu verschwinden. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Die Gelegenheit bot sich gleich am nächsten Tag. Charles Frühstückte mit mir und verschwand dann, mit dem Kommentar, es täte ihm leid, aber er würde erst Abends zurück kehren. Normalerweise fand ich dies immer schade. Doch heute nicht. Kaum das er verschwunden war, machte ich mich auf den Weg in den Wald. Nicht in meinen gewohnten Kleidern. Nein. In Hose und kurzärmeligem Oberteil. Sowie Stiefeln bis fast zum Knie. Es dauerte nicht lange und ich tauchte in die Ruhe und Schönheit des Waldes ein. Und weniger denn je verstand ich, was Charles damit gemeint hatte, es wäre dort gefährlicher, als man vielleicht denken möge.
 

Ich verstand dies nicht. Der Wald war wunderschön. Ruhig, nur ab und zu von dem melodischen Spiel eines Vogels gestört, ein dämmriges Licht und vorallem Die Chance alles zu vergessen und sich nur auf die Natürliche Schönheit des Waldes zu konzentrieren. Scheinbar waren alle meine Gedanken aud meinem Kopf getilgt, jedenfalls kam es mir so vor. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon in diesem Wald unterwegs war, als die Ruhe von etwas gestört wurde, das dort nicht hingehörte. Obwohl das leise Knacken von Ästen und ein leises Schnüffeln, wie von einem Tier in einem Wald eigentlich normal sein sollten. Nun erst, fiel mir auf, das noch kein Ähnliches Geräusch durch den Wald geklungen war. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich stehen blieb und auf ein Zeichen von Leben suchte, noch nicht einmal die seltenen Vogelstimmen bekam ich zu hören. Nun wirkte der Wald wie ausgestorben.
 

Angst durchfuhr mich scharf, ich bemerkte nun erst, das ich keine Ahnung hatte, wie ich hier herausfinden sollte. Geblendet von der Schönheit des Waldes war ich, ohne darauf zu achten, wohin, durch den Wald gelaufen. Ein Fehler, das wurde mir nun auch klar und nun erinnerte ich mich ängstlich auch wieder an die Warnung Charles. Das hatte er wohl gemeint. Und diesmal würde er mich nicht retten. Wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit, das er mich im Wald sucht. Schließlich hat er mir nahe gelegt, den Wald nicht zu betreten. Angst schien mir die Kehle zuzuschnüren. Ich schloss die Augen und versuchte mich darauf zu konzentrieren, mich zu beruhigen, erfolglos. Denn kaum als ich mich gerade dazu durchgerungen hatte, die hysterischen Schreie, die mir über die Lippen kommen wollten, niederzukämpfen, knackte es in dem Gebüsch neben mir. Zu Tode erschrocken stolperte ich zurück und fiel über meine Eigenen Füße. In Erwartung etwas sehr schrecklichem zu begegnen, kniff ich die Augen zu....

..Und es geschah..Nichts...Weder wurde ich angegriffen, noch hörte ich sonst ein Geräusch. Vorsichtig öffnete ich die Augen und erblickte eine kleine Waldmaus, welche dicht neben dem Gebüsch am Boden saß und mich mit kleinen, schwarzen Knopfaugen ansah. Ein hysterisches Lachen drang über meine Lippen. Bei dem ersten Laut schien die Maus leicht zu zucken und verschwand. Die ganze Aufregung wegen einer schlichten, grauen Maus! Noch immer Lachend stand ich auf und klopfte mir den Dreck von den Kleidern. Das war also das schlimme gewesen, das ich gefürchtet hatte. Wie schrecklich!

Es dauerte noch einige Augenblicke, bis das schreckliche, hysterische Lachen verklang und einem leichten, amüsierten Lächeln Platz machte. So schlimm war es nun doch auch wieder nicht...Irgendwann muss der Wald sich schließlich lichten. Ich drehte mich herum und ging in die Richtung weiter, aus der ich gekommen war. Jedenfalls hatte ich es vor. Doch Kaum hatte ich mich bewegt Knackte erneut ein Ast und etwas schweres prallte Gegen mich und presste mich an einen Baum. Ich wollte schreien, doch brachte ich nun keinen Ton mehr über die Lippen. Abgesehen von einem entsetzten, Schmerzgefüllten Stöhnen. Mit Schrecken spürte ich, wie mir die Sinne schwanden..Und das letzte, was ich spürte, ehe sich die Dunkelheit über mich senkte, war ein scharfer Schmerz an meinem Hals.



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