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Luv

one day
von

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Leonce

Ashling vermochte später nicht zu sagen, ob sie nun 4 Stunden oder vier Tage geschlafen hatte. Nach ihrer kleinen Magievorstellung hatte sie sich gefühlt, als sei einer der Traktoren, die in dieser ländlichen Gegend so zahlreich zu finden - vor allem aber zu hören - waren, über sie hinweggerumpelt. Trotzdem war es ein befreiendes Gefühl gewesen.

Sie hatte all den aufgestauten Druck und die gesammelten Ängste von sich abfallen zu spüren geglaubt und nun, da sie auch endlich die verlorenen Stunden des Schlafes aufgeholt hatte, fühlte sie sich schlicht neu geboren und zu allem fähig.
 

Sie hatte vorgehabt, Karfunkel, die nun den klangvollen Namen "Kirschkern" angenommen hatte, nach diesem Ort zu befragen, ihr seine Geheimnisse zu entlocken, denn sie war sich nun sicher, dass diese den Schlüssel in Händen hielt, der ihr hier alle Türen öffnen würde. Türen, hinter denen Antworten zu finden waren und nicht nur immer weitere Fragen und Rätsel. Doch hatte sie sich damals einfach zu erschöpft gefühlt, es aufgeschoben und schließlich einfach vergessen.

Vergessen, das geschah hier, an diesem einerseits wunderschönen idyllischen Ort, sehr schnell. Andererseits war sich Ashling schmerzlich bewusst, dass gerade seine vollkommene Schönheit das gefährlichste an dieser Welt hinter der Welt war. Man vergaß, dass auf Erden nicht nur Schönheit und Frieden auf seine Bewohner warteten.

Sie erinnerte sich an den Klang von Elektrogeräten, an das Piepsen des Funkweckers oder den Alarm eingeschlagener Schaufenster und sie erinnerte sich an ein lautes Röhren und Hupen, wie ein Horn, aber seltsam verzerrt, unecht. Künstlich?

Kurz überlegte sie, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass etwas, dass so schnell in Vergessenheit geraten konnte, keinen allzu großen Wert haben konnte und schüttelte energisch den Kopf. Vergessen.
 

Es war einfach.
 

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Fensterglas barst und streute glitzernde Geschosse, regnete in Kaskaden glänzender kleiner Kristalle auf die drei herab und schnitt Ludovika über Gesicht und Unterarme. Sie riss Leonce mit sich auf den Boden, suchte Schutz hinter dem kleinen Sofa und warf sich schützend über seinen Körper, wobei sie sich die Arme über den Kopf riss und laut fluchte.

Raphael handelte nicht weniger geistesgegenwärtig und sprang mit einem Satz hinter die offenstehende Tür, wo nun auch er von den schlimmsten Salven verschont bleiben würde.

Für einen Moment glaubte Ludovika die Scherben in der Luft singen zu hören, schloss erwartungsschwer die Augen und horchte in sich hinein. Sie nahm die Gegenwart zweier Menschen in diesem Raum wahr. Leonce und Raphael. Es roch nach Angst und Verwirrung, aber auch nach Gefahr. Sie spürte zwei weitere Individuen, die sich unmittelbar hinter den beiden zerschlagenen Fenster aufhalten mussten. Sie waren groß, menschlich. Ein Mann und eine Frau. Sie waren sehr angespannt. Und kampfentschlossen.

"Verdammt, verdammt!" Leonce' Stimme riss sie zurück in die Gegenwart. Die Zeit, die gerade noch so mitfühlend langsam verlaufen war, rastete beinahe hörbar ein und so schien nun alles unglaublich schnell zu geschehen. Ludovika hatte Mühe das Geschehen zu verfolgen.
 

Zu beiden Seiten des Raumes stieg eine Person in das Zimmer ein. Eine hielt eine Handfeuerwaffe, die andere schien die Hände frei zu haben.

Weit entfernt glaubte die junge Frau einen Alarm zu hören, der fast synchron mit Leonce' keuchendem Atem anschwoll und wieder nachliess, fast versiegte, um sofort wieder lauter zu werden. Erschrocken riss Ludovika den Kopf von ihrem geliebten Freund los, sah nach Raphael, doch der hatte sich fest an die Wand gepresst, um hinter der Tür nicht gesehen zu werden und sah sie fast beschwörend an.
 

Was wollte er von ihr?
 

Zu spät bemerkte sie, dass sich das Bild der beiden Fremden erschreckend geändert hatte, seit sie das letzte mal zu ihnen herübergelugt hatte. Sie sah schwere Schuhe direkt vor sich. Stiefel. Ähnlich ihrer eigenen. Ein Klicken, der Geruch von Siegesgewissheit, dann der Schuss. Sie spürte den Schmerz vor lauter Überraschung kaum, sehr wohl spürte sie aber ihr eigenes Blut, wie es warm über ihre Schulter floss. Sie biss die Zähne zusammen, krampfte sich schier um ihren Freund, um wenigstens ihn vor weiteren Schüssen zu bewahren, spannte die Muskeln zum Zerreißen an und wartete.

Der erwartete zweite Schuss blieb aus, dafür erklang über ihr ein überraschter Aufschrei, ein dumpfer Schlag. Raphael musste sich von hinten an den Kerl herangeschlichen haben. Ludovika wusste auch ohne hinzusehen, dass er dem Fremden eines von Ashlings dicken Büchern um die Ohren geknallt hatte. Es roch nach Staub und Altertum und ihre tierischen Instinkte waren um vieles sensibler, als die der Menschen.

Blitzartig sprang die Punkerin auf, hob den Kopf an und traf damit den Unterkiefer ihres Angreifers, bereute ihre Heldentat jedoch im selben Moment schon wieder, als sie sich der Schusswunde bewusst wurde, die plötzlich viel zu stark zu schmerzen schien. Sie rang die bunten Lichtblitze vor ihren Augen nieder und hieb nach dem Mann, verfehlte aber. Mit einem seltsam gedämpften Laut schlug sie auf dem Boden auf. Leonce stöhnte leise unter ihr.

Ihr blieb keine Zeit zu denken, sie musste handeln, reagieren. Sie musste ihr Menschsein für diesen Moment ausschalten.

Der Mann trat nach ihren Rippen, sie wusste, dass er es tat, bevor er zum Tritt ansetzte, konnte seine Freude riechen, und fing den Stiefel ab, drehte ihn herum. Der Angreifer verlor sein Gleichgewicht und wedelte mit den Armen nach einem festen Stand, was Ludovika ausnutzte, um ihrerseits wieder auf die Beine und von Leonce herunterzukommen.

Sie schaffte es beinahe schnell genug. Die zweite Person hatte ihre freie Handlungszeit genutzt. Sie hatte es irgendwie geschafft von hinten an sie heranzukommen, um ihr etwas metallenes in die Hüfte zu rammen. Die Luft im Raum roch nach Blut. Ludovika nahm auch das Blut Raphaels wahr. War er also auch schon ausgeschaltet? Im selben Moment, in dem sie zum zweiten Tritt ansetzte, erreichte die Waffe in ihrer Seite etwas scheinbar sehr wichtiges, denn sie spürte, wie sie erneut zu Boden ging, wunderte sich darüber, dass sie nicht wieder auf Leonce knallte und verlor für einen winzigen Moment das Bewusstsein.
 

Oder träumte sie es nur, weil es ihr Wunsch war?
 

Die Punkerin versuchte noch einmal, hochzukommen. Beim zweiten Mal wurde dieser Versuch mit weiteren Tritten belohnt.

Ludovika spürte, wie die beiden Angreifer einen langen Blick austauschten, ein Windhauch. Jemand wedelte mit der Hand. Der Mann verließ den Raum. Schritte, Metall. Die Frau beugte sich über Raphael...plötzlich verbannte die Präsenz von Leonce jede Wahrnehmung in ihr. Sie tastete nach seiner Hand, fand sie direkt über ihrem Kopf. Sie lauschte seinem Atem, er hatte die Situation bereits erfasst.

Unsicher öffnete sie ihre Augen, schloss sie mühselig.
 

Leonce durchflutete sie, nistete sich in jede Faser ihres Körpers. Er besetzte intime Gedanken, verbannte jede Privatsphäre. Ludovika zwang sich dazu, sich nicht zu verkrampfen und ihn damit auszusperren, sondern ließ ihn tun.

Kraft...
 

Ein Moment, der sich ausdehnte, kaum zu erfassen, doch nahezu unerträglich lang.

Hunger...
 

Pulsieren, Die Präsenz schwoll ab, Leonce verkroch sich, räumte ihr ein wenig Handlungsfähigkeit ein.

Wille.
 

Mit einer fließenden Bewegung spürte sie sich selbst auf die Füße kommen, dann setzte ihr Bewusstsein in jeder Hinsicht aus.

Schließlich kniete sie über dem Körper der Frau, deren Blut ihre Kehle benetzt. Ekstase.

Ludovika war bereits aus dem Zimmer gestürzt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-09-16T22:51:44+00:00 17.09.2008 00:51
Hey, wie nur ein Kommi zu deiner ganzen FF??
also ich finde deine Ff wirklich seeeehr spannendund und mitreißend, besonders weil ich immer total überrascht von der nächsten Situation war...
bin nämlich auch auf Morgenröte und diesen aufgegeben reingefallen, hatte mich schon soo gefreut, dass er shounen wieder sieht...*grins*
würde mich auf jeden fall sehr freuen, wenn du noch weiterschreiben würdest...^^..
GlG



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