Ein plötzlicher Schmerz ließ Harry in einer Nacht Anfang Dezember aus dem Schlaf schrecken. Seine Gedanken flogen automatisch zu dem Baby und als seine Hand seinen geschwollenen Bauch mit den verhärteten Muskeln berührte, wusste er, dass es endlich an der Zeit war für den neusten Zugang der Malfoyfamilie das Licht der Welt zu erblicken.
Der voraussichtliche Geburtstermin war vor ein paar Tagen gewesen und er war nun 5 Tage überfällig, was Poppy außerordentlich freute, bedeutete es doch, dass die Schwangerschaft wie jede andere verlief.
Ginge es allerdings nach Harry, wäre das Kind schon seit einigen Tagen auf der Welt.
Draco war so wütend auf Poppy und Professor Riddle gewesen, als er erfahren hatte, dass sie Harry von ihm ferngehalten hatten, dass er an die Schulbehörde gehen und die beiden feuern lassen wollte. Harry hatte ihm diese Idee allerdings relativ schnell wieder ausgetrieben indem er Draco klar machte, das es auch seine Entscheidung gewesen war sich versteckt zu halten bis Webcol aus dem Verkehr gezogen war.
Mittlerweile saß der Mann im tiefsten Loch von Askaban und würde das Gefängnis die nächsten Jahre auch nicht mehr verlassen, wenn er überhaupt jemals wieder dort heraus kommen sollte. Dafür hatten Draco und Lucius gesorgt.
Draco stimmte Harry in dem Thema zwar nicht zu (was daran lag, das er sich in seiner Ehre als Mann gekränkt fühlte. Dachte Harry wirklich, dass er ihn und das Kind nicht richtig beschützen könnte?!?), konnte aber nachvollziehen, dass Harry sein Handeln als das Beste für das Wohl des Kindes sah.
Um allerdings einen Zwischenfall wie den mit Webcol zu vermeiden, hatten sie niemandem außer ein paar ausgesuchten Personen von Harry Rückkehr erzählt und würden es auch dabei belassen bis das neuste Mitglied der Malfoyfamilie auf der Welt war und sie es der Öffentlichkeit präsentierten.
Harry blieb keine Zeit sich weiter in seinen Gedanken zu verlieren, da ihn ein erneuter Krampf in seinem Unterleib zurück in die Realität katapultierte. Stöhnend wandte er sich seinem Ehemann zu und begann den Blonden an der Schulter zu schütteln. “Draco, Draco wach auf.”
Schläfrig öffnete der Blonde seine Augen einen Spalt breit. “Was ist los Harry?”
“Es ist so weit.”, zischte Harry, während er versuchte möglichst gleichmäßig durch eine neue Wehe zu atmen.
Halb schlafend und leicht verwirrt sah Draco ihn an. “Was ist so weit?”
“Dein Kind hat sich entschieden das Licht der Welt zu erblicken.”, knurrte Harry durch eine weitere Wehe.
“Was?” Draco war immer noch verwirrt.
“Ich habe Wehen! Also beweg deinen Arsch und hol Poppy!”, schrie Harry schließlich genervt.
Wie vom Teufel gepackt sprang Draco aus dem Bett, verfing sich in der Bettdecke und fiel der Länge nach hin, bevor er endlich den Kamin erreichte und die Medihexe anflohte.
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Draco konnte nicht sagen wie lange er schon vor Harrys und seiner Schlafzimmertür auf und ab ging, aber so wie der Boden aussah musste es schon eine Weile sein.
Das war kein gutes Zeichen, oder?
Poppy hatte ihn sofort, nachdem sie das Zimmer betreten hatte, aus dem Raum geschmissen und nur seiner Mutter gestattet bei der Geburt dabei zu sein, da sie als einzige Hintergrundwissen und eine Ausbildung in Heilmagie hatte. Der Geburtsvorgang war für einen Zauberer sehr kompliziert und konnte, wenn er nicht richtig beaufsichtig wurde, sowohl zum Tod des Zauberers als auch dem des Kindes führen.
Und so stand er also vor verschlossener Tür und hatte keine Ahnung was in dem Zimmer vor sich ging.
Ein Seufzen entfuhr ihm. Wenigstens war er nicht alleine. Mit ihm warteten sein Vater und Schwiegervater, Remus und Jeremy, Severus und Sirius sowie Blaise, Pansy und Professor Riddle. Amy hatte ebenfalls kommen wollen, aber da sie niemanden hatten, der auf Michael hätte aufpassen können, und sie ihn um diese Zeit nicht hatten wecken wollen, war sie zu hause geblieben.
Draco blickte auf die Uhr an der Wand. Es war inzwischen 5.45 Uhr. Etwas mehr als vier Stunden waren vergangen seid Madam Riddle ihn aus dem Raum gejagt hatte. Er begann schon das Schlimmste zu fürchten, als sich die Tür endlich leise öffnete und seine Mutter mit einem kleinen Bündel im Arm auf ihn zukam.
“Draco, ich würde dir gerne deine Tochter vorstellen.”, sagte sie und hielt ihm das Bündel hin.
“Wie geht es Harry?”, fragte er, während er das Baby aus ihren Armen nahm. Seine Augen blieben allerdings weiterhin auf ihr Gesicht gerichtet um sicher zu gehen, dass sie ihn nicht anlog.
“Der Arme war so erschöpft von der Geburt, dass er eingeschlafen ist bevor er einen richtigen Blick auf sie werfen konnte. Er wird die nächsten Tage über schwach sein, aber ansonsten völlig in Ordnung. Und nun sei so gut und begrüße deine Tochter.” Ein spitzbübisches Grinsen erschien auf ihrem Gesicht.
Hellhörig geworden, sah Draco auf das kleine Geschöpf in seinen Armen. Sie war fest in ein weißes Tuch gewickelt, so dass er nur ihr Gesicht sehen konnte, aber das was er sah war wunderschön. Sie hatte Harrys Mund und Nase, hohe Wangenknochen und…
Er konnte nur sprachlos auf die kleine Locke, die unter dem Tuch hervorlugte starren. Sie hatte blondes Haar. Aber nicht einfach irgendein blond, ihr Haar war malfoyblond!
Aber das war doch gar nicht möglich?!?
“Er hat Dobby den Trank aus dem Manor schmuggeln lassen, während du im Büro warst. Er wollte dich mit ihrer Geburt überraschen.”, erklärte Narzissa. Sie lachte hell auf als nach dieser Aussage auch die übrigen Insassen des Raumes aufsprangen und sich neugierig um ihren Sohn und seiner neugeborenen Tochter versammelten.
Draco selbst brachte kein Wort heraus. In stiller Ehrfurcht starrte er auf das Kind in seinen Armen und nahm die Glückwünsche seiner Familie kaum wahr. Erst als sie anfingen zu fragen, ob sie sie halten dürften, fand er wieder in die Realität zurück.
Er wollte sie nicht hergeben, also entschuldigte er sich mit der Ausrede, dass er denke, dass es das Beste sei, wenn er nun zu seinem Mann zurückkehre. Niemand schien etwas dagegen sagen zu wollen, aber sie schienen alle ein wenig enttäuscht zu sein.
Aber das war dem Blonden ziemlich egal. Das Einzige was wichtig war, war sich über Harry Wohlbefinden zu vergewissern.
Er betrat den Raum und schloss leise die Tür hinter sich. Als er sich umdrehte, war Poppy gerade dabei Harry Bettdecke zu glätten.
Als sie aufsah und ihn entdeckte, lächelte sie. “Er wird für eine Weile schlafen. Wenn Sie wollen, können sie sich zu ihm legen.”
Draco nickte ihr bloß kurz zu und beobachtete, wie sie den Raum verließ. Als sie kurz vor der Tür war, hielt er sie auf. “Madam Riddle. …Danke.”, sagte er. “Für Alles.”
Es war nicht viel, aber es war so nahe an “Ich vergebe ihnen.” dran wie er jemals über die Lippen bringen würde.
Sie nickte nur kurz und verließ dann leise den Raum um ihn mit seiner kleinen Familie allein zu lassen.
Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, begab sich Draco zu ihrem Bett, in das er vorsichtig krabbelte und sich neben seinen Mann legte. Ihre Tochter platzierte er zwischen ihnen, sorgsam darauf achtend sie nicht unter sich zu begraben. Er sah in das schlafende Gesicht seines Mannes und strich ihm sanft eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. Harry zuckte im Schlaf zusammen und Draco zog seine Hand schnell wieder zurück in der Hoffnung den Schwarzhaarigen nicht geweckte zu haben. Umsonst, denn einen Moment später öffnete Harry seine Augen.
“Hey.”, murmelte der Schwarzhaarige müde.
“Hey zurück.”, antwortete Draco leicht lächelnd, bevor er sich vorbeugte und einen kleinen Kuss auf Harrys weiche Lippen setzte. “Sie ist wunderschön.”, sagte er und beugte sich zu dem Bündel zwischen ihnen hinunter.
Harry sah ihn ernst, aber immer noch müde an. “Du bist nicht wütend auf mich?”
“Warum um Merlins Willen sollte ich wütend auf dich sein?”, lautete Dracos verständnislose Gegenfrage.
“Wir haben ein Kind zusammen. Es gibt für dich nun keinen Weg mehr aus dieser Ehe. Es tut mir leid, dass ich den Trank genommen habe ohne dir vorher bescheid zu sagen.”
“Harry, ich liebe dich! Mit dir verheiratet zu sein, ist das Beste was mir je passieren konnte. Um nichts in dieser Welt würde ich diese Ehe auflösen wollen. Ich bin völlig überwältigt, dass sie meine ist, denn jetzt kann sie uns niemand mehr wegnehmen. Ich mochte die Überraschung… Nur bitte mach so was nicht noch einmal.”, endete Draco mit einem Glucksen.
“Keine Sorge. Das Nächste wird deines von Beginn an sein.”, versprach Harry, während er seiner Tochter über das weiche Haar strich.
“Nachdem das geklärt ist, wäre ich dafür, dass wir uns unseren wohl verdienten Schlaf holen. Meinst du nicht auch?” Lächelnd stand er auf und ging zu der Wiege, die sie in ihr Schlafzimmer gestellt hatten. Sanft legte er das kleine Mädchen mit einem Kuss auf die Stirn in ihr Bettchen und kehrte dann zu dem Bett zurück, das seinen Gatten beinhaltete. Er kletterte zurück unter die Decke und fühlte sein Herz einen kleinen Satz machen, als Harry sich an ihn kuschelte. Freudig zog er den Schwarzhaarigen noch näher an sich und keine zwei Minuten später waren die beiden in der Umarmung des jeweils anderen eingeschlafen.
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Draco sah vom Tagespropheten auf, nachdem er den Artikel über die Geburt ihrer Tochter und Harrys und seiner geheimen Hochzeit zu Ende gelesen hatte. Sie hatten sich nach einigem Überlegen dazu entschlossen die ganze Geschichte öffentlich zu machen um üble Nachrede zu vermeiden: Wie sie zuerst geheiratet hatten, damit Harry das Baby behalten konnte, dass der andere Vater ihrer Tochter sie nicht haben wollte und wie sie sich schließlich ineinander verliebt hatten.
Der Artikel war kurz und einfach, nicht Großartiges. Um genau zu sein nahm die Anzeige über die Hochzeit von Ron Weasley und Hermine Granger mehr Platz ein als ihr kleiner Artikel.
“Ich denke, ich werde das hier Harry zeigen gehen.”, entschuldigte Draco sich vom Frühstückstisch an dem er mit seinen Eltern und Schwiegereltern saß.
Er schlenderte gemütlich zu ihren Räumen zurück und runzelte missbilligend die Stirn, als er seinen Ehemann mit ihrer Tochter ihm Arm im Bett sitzen sah. “Du weißt doch, dass du das Bett nicht verlassen sollst.”
“Habe ich auch nicht. Dobby hat sie mir gebracht.”, antwortete Harry mit einem beschwichtigendem Lächeln. “Wir sollten ihr langsam mal einen Namen geben, meinst du nicht auch?”
“Nachdem du den Artikel gelesen hast.”, versprach Draco, währen er Harry ihre Tochter aus dem Arm nahm und dafür die Zeitung gab.
“Ron und Hermine heiraten an Neujahr.”, murmelte Harry in der Annahme, dass Draco die Anzeige meinte. Es war seltsam, aber die Nachricht machte ihm nicht im Geringsten etwas aus. Es war im sogar völlig gleichgültig.
“Nicht die Anzeige, Schatz. Den Artikel darunter.”, korrigierte Draco ihn Augen rollend. Danach beobachtete er Harrys Reaktionen auf das Geschriebene.
“Ich schätze, er ist okay.”, meinte Harry, nachdem er die Zeitung beiseite gelegt hatte und seine Arme nach seiner Tochter ausstreckte. “Und nun der Name.”
“Richtig. Ich dachte Skyler wäre ganz passend. Was meinst du?”, fragte Draco und ließ sich neben dem Schwarzhaarigen auf das Bett nieder.
“Skyler… Ich mag es. Skyler Narzissa Malfoy?” Mit großen grünen Augen sah Harry zu ihm auf.
In diesem Moment durchfuhr Draco der Gedanke, dass er ihre Tochter wohl würde wegschließen müssen, wenn sie 15 oder 16 Jahre alt wurde. Mit seinem blondem Haar und Harrys grünen Augen würde es keinen Mann geben, der ihr würde widerstehen können.
“Wenn es das ist, was du willst, dann sollst du es auch bekommen.”, antwortete Draco und schlang seine Arme um seinen Gatten um seine Familie noch näher an sich zu ziehen. “Habt ihr beide schon gegessen?”
Harry nickte. “Natürlich.”
“Gut. Gibt es sonst noch etwas was ich für dich tun kann?”, fragte Draco. “Ich habe mir den Rest der Woche frei genommen, damit ich mich um euch beide kümmern kann.”, sagte er und küsste Harry auf die Schläfe.
“In diesem Fall hätte ich gerne ein Bad.”, meinte Harry, der sich immer noch ein wenig verkrampft und schmutzig von der Geburt fühlte. Natürlich gab es Reinigungszauber, aber nichts ging über ein warmes, erholsames Bad oder eine heiße Dusche. Er lachte, als Draco Dobby rief und ihm Skyler gab mit der Anweisung sie falls nötig mit seinem Leben zu beschützen. Nachdem Dobby mit Skyler verschwunden war, hob Draco ihn hoch und trug in ins Badezimmer, in dem sie zum ersten Mal zusammen ein Bad nahmen.
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Glücklich und zufrieden saß Harry circa 1½ Stunden später wieder im Bett. Er und Draco unterhielten sich leise um Skyler, die friedlich in ihrer Wiege schlief, nicht zu wecken, als plötzlich eine Eule mit einem dicken Umschlag im Schnabel durch das geöffnete Fenster flog.
Draco befreite den Vogel von seiner Last, bevor er den Umschlag öffnete und den Inhalt des Briefes las. Ungläubig starrte er das Blatt Pergament an und las es schließlich noch zwei weitere Mal durch.
Harry, der ihm gegenüber saß, sah ihn neugierig an. “Was ist los?”
“Nach allem was das Wiesel dir angetan hat, besitzt er doch tatsächlich die Frechheit dich zu seine Hochzeit einzuladen. Und hier kommt das Beste.”, antwortete der Blonde und wedelte aufgebracht mit dem Stück Papier in der Luft herum. “Er schreibt, dass du eine Begleitung mitbringen kannst, wenn du so kurzfristig eine finden solltest. Er meint, dass er sich sehr über deine Anwesenheit freuen würde und dass ihr vielleicht über die Möglichkeit euch das Sorgerecht für Skyler zu teilen reden könntet. Dass er seine Meinung geändert hätte und nun gerne versuchen würde sie mit dir zusammen auf zu ziehen.” Dracos Augen blitzten vor Wut.
Harry blieb einen Moment still. “Nun… Es wäre doch äußerst unhöfflich nicht auf der Hochzeit zu erscheinen. Immerhin haben wir nichts anderes vor. Und was das geteilte Sorgerecht betrifft: Skyler hat Eltern und braucht ihn und seine neue Frau nicht in ihrem Leben. Wir werden ihm das einfach klar machen müssen. Ich bin sicher sie werden es verstehen und uns in Ruhe lassen. Zumindest wenn sie wissen, was gut für sie ist…”, sagte er dann mit einem boshaftem Glitzern in den Augen.
Und plötzlich freute Draco sich richtig auf die Hochzeit. Außerdem würde er die best aussehenste Begleitung von allen haben.