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Phantomkräfte

Es geht ein Geist um in... Tokyo
von

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Maskenball

Etwas erschöpft, hauptsächlich durch die Sorgen, die sie sich die ganze Zeit gemacht hatte, aber auch glücklich darüber, dass „ihre“ erste Premiere ein Erfolg gewesen war, betrat Anzu hinter ihrer blonden Freundin die Umkleidekabine. Einige Mädchen unterhielten sich, aber die meisten warfen nur ihre Kleider ab und machten sich auf den Weg zu den Duschen, es war ein langer Tag gewesen. Auch Anzu griff nach einem Handtuch und zog sich aus, bevor sie sich mit einer ausgiebigen, warmen Dusche für ihren Beitrag zur Vorstellung belohnte. Einige Minuten später kehrte sie zurück, die Haare in einen Turban gewickelt und sich selbst mit einem weiteren Handtuch bedeckend, und öffnete ihren Spind, um die frischen Kleider herauszuholen, die sie anziehen wollte. Geistesabwesend streckte sie die Hand aus, erstarrte aber im nächsten Augenblick. Sorgfältig auf ihre Unterwäsche gebettet, wartete da ein blassblauer Briefumschlag auf sie. Und direkt daneben lag eine wunderschöne, voll aufgeblühte Blume und verbreitete ihren betörenden Geruch. Jemand war an ihrem Sprind gewesen und hatte ihn geöffnet. Sicher, das war nicht besonders schwer. Aber trotzdem ein Einbruch in ihre Privatsphäre, der Anzu schwummerig werden ließ. Wer würde das versuchen? Ihr erster Gedanke war Seto, aber als sie es endlich wagte, die Blume aus dem Dämmerlicht des Schrankes zu nehmen, stellte sie fest, dass es sich dabei um eine samtig-blutrote Hibiskusblüte handelte. Seto schickte ihr nie etwas anderes als orangefarbige Rosen. Nie. Ausserdem, warum sollte er ihr eine Überraschung in ihren Spind legen, wenn er doch selbst in der Vorstellung gewesen war und sie sich in ein paar Minuten sehen würden? Sehr zu ihrem Ärger musste Anzu feststellen, dass ihre Finger zitterten, als sie schliesslich den Umschlag aufhob. Es gab wirklich keinen Grund, nervös zu werden! Vermutlich war das ganze nur ein dummer Scherz.
 

Bravo, Mademoiselle!, las sie. Schon wieder Französisch?

Ihr Tanz war ausgezeichnet, ich hoffe darauf, dass ich noch Gelegenheit haben werde, mehr davon zu sehen, ungestört von den unkontrollierten Bewegungen Ihrer unfähigen Kolleginnen.

Arbeiten Sie weiter so fleißig, ich denke, Ihnen ist eine große Zukunft vorherbestimmt.
 

Ein Verehrer
 

Anzu runzelte die Stirn. Das klang wirklich mehr nach einem ungeschickten Schulkinderwitz als nach etwas, das ein wirklicher Verehrer schicken würde. Außerdem wusste doch wohl jeder hier inzwischen, dass sie glücklich verheiratet war? Aufmerksam studierte sie die kleine Karte, um einen Hinweis auf den Urheber zu finden. Vielleicht hatten Yu und ihre Clique sich mal wieder einen kleinen Scherz erlaubt? Allerdings hatte Anzu in den letzten Monaten einige Gelegenheiten gehabt, sich mit dem Humor dieser Bande vertraut zu machen, und das war nicht, was sie von ihnen erwartet hätte. Schon wollte sie die Karte wegstecken, als ihr Blick auf etwas fiel, das zuvor ihre Finger verdeckt hatten: versteckt in der untersten, rechten Ecke befanden sich zwei weitere Buchstaben.

O.G.
 

„Sieh mal einer an, Seto. Wer hätte je gedacht, dass du mal mit einer so hübschen, virtuosen Tänzerin verheiratet wärst?“ Seine Schwägerin grinste schelmisch, sodass man hinter der Fassade immer noch das zehnjährige Genie erkennen konnte, als das er sie einmal kennengelernt hatte, auch wenn sie inzwischen schwanger war und ein umwerfend elegantes Abendkleid trug. „Stimmt.“ Mokuba schlang einen Arm um die Hüften seiner Frau und drückte sie an sich. „Ist ja nicht so, als ob du sie verdienst, Mister Ich-heirate-wenn-die-Hölle-zufriert. Ich wette, Satan macht gerade Skiurlaub.“ Seto wollte missbilligend die Stirn runzeln, aber trotz seiner Bemühungen schmunzelte er. Mokuba zog ihn schon damit auf, seit Anzu und er ein Paar waren, und Rebecca leistete ihm Gesellschaft, seit sie ein regelmässiger Gast in der Villa geworden war. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt. „Wenn man bedenkt, dass ihr zwei euch auf unserer Hochzeitsfeier in einander verliebt habt, solltet ihr euch wohl besser nicht beklagen, würde ich sagen“, erklärte er gelassen. Es war das zum Leben erweckte Klischee gewesen: Eine von Anzus Brautjungfern und Setos Trauzeuge. Rebecca hatte sogar den Brautstrauß gefangen, um dem ganzen die Krone aufzusetzen. Den Rest des Abends hatte sie ausschließlich mit Mokuba getanzt, was all diejenigen überraschte, die insgeheim damit gerechnet hatten, sie würde noch einmal bei Yugi ihr Glück versuchen, jetzt, wo ihre größte Konkurrentin offiziell aus dem Weg geräumt war.
 

Anzus schlanke Gestalt, die jetzt in einer der Türen auftauchte, riss ihn aus seinen Gedanken. Sogar aus dieser Entfernung sah sie erschöpft aus. Sie trafen sich in der Mitte der Halle, wo Rebecca sofort die Arme um ihre Freundin warf und rief: „Du warst wundervoll. Ich bin immer noch nicht ganz sicher, wer aus dem ganzen Haufen du warst, aber ich bin mir sicher, dass du es warst.“ Anzu lächelte müde und bedankte sich bei ihr, wurde aber sofort von Mokuba unterbrochen: „Kommt, lasst uns irgendwo hingehen und was trinken, zur Feier des Tages. Immerhin war das dein erster Auftritt seit Jahren! Und die Babysitterin ist sowieso noch eine Stunde da.“ Sie hatten Kaito unter der Aufsicht einer Tochter von einem von Setos neuen Angestellten zurückgelassen, obwohl er behauptete, er sei inzwischen zu alt für einen Babysitter. „Ach, nein... können wir das bitte auf ein anderes Mal verschieben? Ich bin einfach totmüde. Ich will nur noch ins Bett.“ Anzu trat zu Seto und lehnte sich an seine Schulter, sodass keiner auf die Idee kam, ihre Aussage zu bezweifeln. „Na gut.“ Ihr Schwager lächelte und umarmte sie kurz. „Dann sehen wir uns alle morgen, zum Mittagessen. Halb zwölf im Palace, richtig?“ Seto nickte, schließlich hatten sie sich für den nächsten Tag verabredet, bevor Mokuba und Rebecca wieder nach Domino zurück flogen. „Bis dann.“
 

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Ungeduldig schritt er die Wände des halbdunklen, nur von ein paar fast heruntergebrannten Kerzenleuchtern erhellten Verließes ab, das ihm als Wohn- und Arbeitszimmer diente. Was für ein Jammer, dass falsche Spiegel dieser Tage nicht mehr in Mode waren! Er hätte zu gerne gesehen, wie sie auf seine Nachricht reagiert hatte. Aber einen in ihrem Spind zu installieren? Das hätte selbst für ihn eine Herausforderung dargestellt.

Was hatte sie gedacht, hatte sie etwas gesagt? Hatte sie sich geschmeichelt gefühlt und den Brief ihren Freundinnen gezeigt, oder hatte sie ihn heimlich eingesteckt, als ein nur ihr allein bekanntes Pfand einer Bewunderung, die ihr entgegengebracht wurde von jemandem, den sie zwar noch nicht kannte, aber gerne kennenlernen würde? Oder hatte sie Angst bekommen? Nein, sicher nicht. Sie war nicht eine dieser albernen Balettratten, die jede Gelegenheit wahrnahmen, in Ohnmacht zu fallen. Und sie hatte schon viel Schlimmeres durchgemacht. Was war mit ihrem Mann?

Ein Gefühl benebelten Schwindels ergriff ihn. Machte es überhaupt einen Unterschied, was sie jetzt dachte, was sie fühlte, was sie tat? Er hatte alles genau geplant, es war unmöglich, dass sie seinen unbemerkt gestellten Fallen entrinnen würde. Je sicherer sie sich bis dahin fühlte, desto besser. Und doch, und doch...
 

Er riss die Maske von seinem Gesicht und starrte auf das Bild, das das fleckige, bleigraue Glas des alten Spiegels zurückwarf. War es wirklich möglich, dass eine moderne junge Frau sich in jemanden wie ihn verliebte, ob er nun eine geheimnisvolle Aura auf seiner Seite hatte oder nicht? Er war nicht gerade das, was man als einen Traumprinzen bezeichnen würde, und er hatte den größten Teil seines Lebens in Abgeschiedenheit verbracht. War es ihm möglich, eine Frau zu bezaubern? Er durfte nicht vergessen, dass diese Frau, für die sein Begehren entbrannt war, bereits in Seto Kaiba verliebt war. Seto Kaiba, den niemand anders als in jeder Hinsicht perfekt nennen konnte.

Es schien einfach zu viel der Hoffnung zu sein.
 

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Entgegen ihrer Behauptung Mokuba und Rebecca gegenüber ging Anzu nicht sofort und ohne Umschweife zu Bett, als sie zuhause ankamen. Stattdessen ließ sie sich mit Seto im Wohnzimmer ihres neuen Apartments nieder, nachdem sie Kaito begrüßt, den Babysitter bezahlt und ihren Sohn zu Bett gebracht hatten. „Was ist los?“, fragte er, der sehr wohl merkte, dass sie nicht einfach nur erschöpft war. Seine Frau zuckte wegwerfend die Schultern. „Nichts, wirklich. Nur was ich schon gesagt habe, ich bin müde. Sieh mal, was ich heute in meinem Spind gefunden habe.“ Mit einem leichten Schmunzeln zog sie die Karte aus ihrer Tasche und reichte sie Seto. Der las die wenigen Zeilen, die darauf standen, und sah sie scheinbar tief besorgt an. „Muss ich mir etwa Sorgen machen? Oder weiß der Kerl, was ich ihm antun werde, wenn er versucht, meine Frau zu verführen?“ Anzu grinste. „Was genau wäre das denn? Nur für den Fall, dass er hier auftaucht, während du nicht da bist. Damit ich ihn vorwarnen kann.“ Seto gab vor, einen Augenblick ernsthaft zu überlegen. „Wie wäre es mit einem blauen Auge, für den Anfang? Natürlich kommt das ganz darauf an, wie weit er sich traut, zu gehen.“ Die junge Frau gähnte und rutschte auf dem Sofa zur Seite, bis sie sich hinlegen und ihren Kopf in Setos Schoß betten konnte. „Gut, ich werde es mir merken. Nicht, dass ich vorhabe, dich zu betrügen, aber man weiß ja nie. Vielleicht muss ich mal einen nicht ganz so heimlichen Verehrer in die Flucht schlagen.“ Eigentlich war sie nicht in der Stimmung für Scherze, aber das wollte sie nicht zeigen. Immerhin, was hatte sie denn für einen Grund, Angst zu haben? Zwei harmlose Buchstaben. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, woher sie sie kannte, aber aus irgendeinem Grund hatten die beiden Lettern O.G. sie auf der Stelle ernüchtert und davon überzeugt, dass es sich hier nicht einfach um einen dummen Scherz handelte. „Würdest du dich für mich wirklich auf einen Kampf einlassen?“, fragte sie in die Dunkelheit hinein. Zur Antwort fühlte sie kurz darauf das beruhigende Gewicht von Setos Hand auf ihrem Scheitel.

„Selbstverständlich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-04-08T14:34:18+00:00 08.04.2009 16:34
hallo!!

ich hab am anfang zwar etwas länger gebraucht um wieder in die story reinzukommen, aber das kapitel ist echt toll geworden.

besonders spannend fand ich die szene mit dem brief ... ich bin dann mal gespannt um wen es sich bei diesem mysteriösen verehrer handelt ... hoffe der führt nichts böses im schilde ...

tja, mokuba und rebecca, wer hätte das gedacht ... ich persönlich find das pairing aber ganz nett ... :-)

abschließend bleibt mir dann nur noch zu sagen, dass ich mich schon wieder aufs nächste kapitel freue ... mach nur weiter so. ;-)

glg Heli
Von:  neona
2009-03-30T19:02:31+00:00 30.03.2009 21:02
Es geht entlich weiter ^ O ^
Hab n bisschen gebraucht um in diese storry wieder reinzukommen und muss sagen das mir das kapitel sehr gefallen hat : )
Wer wohl der verehrer sein mag den sich die liebe Anzu da angeangelt hat? Klingt intereesant O.G. o O
Eine sehr gute idee von dir ist es,die sicht des verehrers zu schildern da wird man ja noch neugiriger wer sich darunter verbirkt ^^
Ach ja und das " selbstverständlich " am ende des kapitels past übrigens sehr gut ; )
Freue mich aufs nächste kapp
grüße neona
Von:  Chio-chiisai
2009-03-30T05:39:16+00:00 30.03.2009 07:39
jajaja:D endlich mal wieder ein chap :D
ich hab mich so gefreut als ich dein ens bekommen haben^^

ich fand es richtig toll und es erinnert mich auch aucht an "The phantom of the opera" :D

ich freu mich schon echt riesig auf das nächste kapitel :)

mach wieter so^.~

alles liebe
chio-chiisai
Von:  LawChan
2009-03-29T16:25:57+00:00 29.03.2009 18:25
Hallo^^

Das Kapitel ist echt klasse geworden!
Allerdings musste ich erstmal wieder in die Handlung der Geschichte kommen,da es ja doch schon eine Weile her war, als das letzte Kappi erschien^^
Um so mehr freue ich mich,dass es endlich weiter geht!

Das Anzu bei ihrem ersten Auftritt schon viel Erfolg hat,konnte ich mir schon beinah denken, immerhin ist sie ja eine gute und ausgezeichnete Tänzerin^^
Ha, und wer hätte das gedacht?
Anzu hat einen verehrer,obwohl sie glücklich verheiratet ist?!
Ich wüsste zu gern, wer O.G. ist^^
Anfangs hatte ich auch an Justin gedacht,aber ne das kann nicht sein xD
Hm..ich werde mich da mal überraschen lassen und bin gespannt wer sich dahinter verbirgt.

Was mich grad aus den Socken haut ist, dass Mokuba mit Rebecca zusammen ist öö
Entweder ich hatte es in den letzten Kappis überflogen oder du hast es geschafft mich baff zu machen xD
Ich hätte ernsthaft gedach sie kommt mit Yugi zusammen,aber Moki x Becci finde ich auch süß^^
Und was mich noch mehr erstaunt: Sie ist Schwanger???
Mensch Anzu...du kannst dir noch ne Scheibe von Becci abschneiden xD
Bin mal gespannt wann Anzu schwanger wird^^

Der letzte Abschnitt ist auch genial. Da sieht man mal wieder wie gern die beiden sich doch haben und das "Selbstverändlich" auf der nächsten seite steht finde ich auch passend xD
Auch wenns ungewollt war^^

Ein echt schönes kapitel^^
Mach weiter so!

lg satine
Von:  kitty_shack
2009-03-28T21:16:42+00:00 28.03.2009 22:16
Ach, das passt so gut, dass dieses "Selbstverständlich" auf einer seperaten Seite ist ;3

Ich fand das Kapitel richtig toll ^^
aah, ich farg mich wer dieser O.G. ist! o.o
Ich dachte zuerst, dass das dieser Freund von damals wäre, aber der hieß ja Justin.. xD

lG
kitty :3


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