Überraschungsbesuch
"Der Tod ist unvermeidlich.
Er ist ein Versprechen, dass jedem von uns bei der Geburt gegeben wird.
Aber ehe dieses Versprechen eingelöst wird, hoffen wir alle, dass uns etwas widerfährt.
Sei es das prickeln einer romantischen Liebe,
das Glück eine Familie zu haben oder der Schmerz eines großen Verlustes.
Wir alle hoffen etwas zu erfahren, das unserem Leben einen Sinn gibt.
Aber das traurige ist, dass nicht jedes Leben von Sinn erfüllt ist.
Manche Menschen verbringen ihre Zeit auf diesem Planeten nur damit am Spielfeldrand zu sitzen und darauf zu warten, dass ihnen etwas widerfährt
- ehe es zu spät ist."
Bellas Sicht:
Von irgendwoher hörte ich Stimmen. Sie schienen aus der Ferne zu kommen. Ja, sie schienen von ganz weit weg zu kommen und dennoch hörte ich sie.
Ich streckte meinen Arm nach Edward aus, da ich ja wusste, dass wir zusammen in seinem Bett eng aneinander gekuschelt, eingeschlafen waren.
Was für eine wundervolle Idee, das doch gewesen war. Ich mochte es inzwischen so sehr, neben ihn ein zu schlafen, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen konnte, ohne ihn ein zu schlafen. Ich mochte seine Wärme und wie er immer seinen Arm um meinen Körper legte. Ich passte einfach perfekt in diese Kuhle.
Aber seine Seite war leer. Und kalt.
Ich öffnete meine Augen und stellte wirklich fest, dass neben mir keiner mehr lag. Vor allem kein Edward.
Ich sah mich im Zimmer um und entdeckte ihn nicht, außer mir befand sich keine weitere Person in Edwards Schlafzimmer.
Vielleicht machte er Frühstück?
Ja, das war ein guter Gedanke. Vielleicht würde er mir sogar das Frühstück ans Bett bringen.
Ein noch viel schönerer Gedanke.
Ich kuschelte mich wieder in das Kissen, das nach Edward roch, einfach himmlisch. Es war sein Bett und ich lag darin, wie als gehörte ich hier einfach her.
„Ich möchte sie aber gerne sehen“, hörte ich wieder die Stimme, die eben noch von so weit her kam. So fern schien sie gar nicht zu sein. Vor allem kannte ich die Stimme.
„Sie schläft.“ Das war Edwards Stimme. Was war denn hier los?
„Ach ja und wo? Ihr Bett ist ja wohl leer.“
Plötzlich saß ich regelrecht aufrecht in meinem Bett. Das war meine Mutter! Was macht denn bitte Renée hier? Hatte ich irgendetwas nicht mitbekommen. Offensichtlich, denn sie war hier in unserer Wohnung.
„Renée beruhige dich doch.“ Das war die Stimme von Charly, meinem Dad.
Was war denn bitteschön hier los? Was machten denn bitte meine Eltern hier?
„Edward, wo ist deine Schwester?“ Fragte nun Esme. Was machten denn die alle hier?
Das konnte echt nur ein Traum sein.
Was sollten denn bitte die Eltern von Edward und mir in unserer Wohnung machen?
Ich griff nach dem anderen Kissen und legte es mir über den Kopf und hoffte, dass die Stimmen, dann endlich verschwimmen würden. Nein, es war kein Traum. Nicht wirklich. Und ich sollte auch Edward nicht alle im Kampf gegen unsere Eltern lassen.
Also warf ich Kissen und weiche Bettdecke von mir und stand aus dem Bett auf. Aus Edwards Bett. Wie würden unsere Eltern wohl reagieren, wenn ich aus seinem Schlafzimmer kommen würde? Vielleicht sollte ich mir eine Ausrede überlegen, doch mir fiel absolut nichts Passendes ein.
Eigentlich wäre ich ja schon noch eine Weile liegen geblieben, aber ohne Edward macht das ja dann auch keinen Spaß.
Ich blickte an mir herunter. Ja, ich hatte meinen Pyjama noch an, so konnte ich meinen Eltern und auch Carlisle und Emse unter die Augen treten. Meine und seine Eltern hatten mich schließlich schon als kleines Kind kennen gelernt, da war es ja wohl egal, ob ich nun einen Pyjama anhatte.
Ich trat an die Schlafzimmertür, holte noch mal kurz tief Luft und öffnete die Tür und trat in den Wohnbereich unserer Wohnung.
„Hey, Mom. Dad. Esme. Carlisle“, begrüßte ich alle mit einem Lächeln und spürte die starren Blicke auf mir, doch ich versuchte sie einfach zu ignorieren. Natürlich wusste ich warum sie mich so überrascht ansahen, doch ich würde nicht die Erste sein, die dies ansprechen würde.
Edward lehnte gegen die Theke, die die Küche vom Essbereich trennte und lächelte mich an. Offensichtlich war er erleichtert, dass er nun mich als Unterstützung an der Front gegen unsere Eltern hatte.
Unsere Eltern saßen oder standen am Esstisch und musterten mich fragend. Gut, nach diesem Auftreten, hatte ich auch gar nichts anderes erwartet.
„Sag mal, junge Dame, wo kommst du denn jetzt her?“, fragte meine Mutter.
Das war ja wohl offensichtlich, Mom. Statt sie anzuschauen und ihr zu antworten, ging ich an den Kühlschrank und holte die Flasche Orangensaft aus der Tür.
„Bella?“, fragte nun auch Esme.
„'Guten Morgen' könnt ihr auch mal sagen“, erinnerte ich sie. Hatten nicht meine und seine Mutter mich erzogen, anscheinend musste ich sie an ihre eigene Erziehung erinnern.
Edward holte mir ein Glas aus dem Schrank und lächelte mich an. Ach, das war wirklich ein sehr süßes Lächeln. Das machte diese komische Situation doch gleich viel erträglicher.
„Was macht ihr eigentlich hier?“, fragte ich und blickte unsere Eltern an. Das war ja wohl die entscheidende Frage. Zumindest für mich.
„Willst du uns nicht lieber mal sagen, warum du aus Edwards Schlafzimmer kommst?“, forderte meine Mutter.
„Renèe, lass sie doch“, versuchte mein Dad sie zu beruhigen. Danke, Dad, offensichtlich hatte er kein Problem damit, dass ich bei Edward geschlafen hatte.
„Nein, ich will wissen, warum Bella nicht in ihrem Bett geschlafen hat, sondern...“
„Sondern warum ich bei Edward geschlafen habe?“, fragte ich sie lächelnd und nippte an meinem Orangensaft.
Meine Mutter hatte mich doch immer damit genervt, dass ich doch endlich mal mit einem Kerl zusammen kommen sollte. Immer wenn wir telefoniert hatten, hatte sie mir damit in den Ohren gehangen, wann ich denn endlich einen festen Freund haben würde. Also warum nicht Edward?
Unsere Eltern kannten sich seit sie klein waren und so war es doch nun auch bei uns. Sie kannten ihn schließlich. Und sie konnten mir nun nicht damit kommen, dass er der falsche Umgang für mich wäre. Das würde ein paar Jahre zu spät kommen.
Wir hatten schon so viel zusammen erlebt. Edward war meine erste große Liebe. Die Sandkastenliebe. Mir war inzwischen klar geworden, dass ich keinen anderen wollte, als Edward.
„Edward, willst du nicht auch mal was dazu sagen?“, meinte Carlisle.
Edward blickte mich an, lächelte und küsste mich einfach so auf die Schläfe. Es war etwas komisch, dass er das vor unseren Eltern tat, doch weder ich noch er ließen uns etwas anmerken. „Bella hat bei mir geschlafen. Den Rest könnt ihr euch doch denken“, meinte er nur.
Ich nickte ihm zu und schaute zu unseren Eltern, die konnten mir doch nicht weiß machen, dass sie so schwer von Begriff waren? Renée setzte sich auf einen Stuhl und seufzte erst mal auf. Tolle Reaktion, Mom, Danke.
„Und wo ist Alice?“, fragte Esme. Sie schien mit unserer Beziehung wohl auch keine Probleme zu haben. Warum auch?
„Sie hat bei jemanden übernachtet“, meinte Edward, neben mir.
„Ihrem Freund?“, fragte Carlisle.
Edward blickte mich fragend an, anscheinend wusste er nicht, ob er das einfach so behaupten konnte, denn wir wussten selber noch nicht ob es offiziell war. „Ja, sie ist bei ihrem Freund“, antwortete ich dann für ihn.
„Hier ist ja eine ganze Menge passiert“, meinte Esme lächelnd.
„Das kann man wohl laut sagen und noch mal auf das hier zurück zukommen“, meinte Mutter deutete damit auf uns. „Was ist das?“
„Renée, lass die Beiden doch“, meinte Esme und lächelte uns an.
„Du findest das also okay, dass keiner davon was weiß.“
„Was sollen sie uns denn sagen?“, fragte Renée sie. „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als wir jung waren und unseren Eltern auch nichts erzählt haben.“
„Das ist was anderes.“
Natürlich. Ich lächelte, als meine Mutter das meinte.
Edward lehnte sich neben mir an die Theke und legte den Arm um mich. Er küsste mich auf die Stirn. „Guten Morgen, übrigens“, hauchte er mir zu.
Ich lächelte. Ja, es zwar ein komischer Morgen, aber durch Edward, war es auf jedenfall ein guter Morgen. Es war schließlich Edward und er war hier bei mir und darüber war ich verdammt froh.
„Wann kommt Alice?“, fragte Carlisle.
„Na ja, wenn ihr euren Besuch angekündigt hättet, wäre sie bestimmt schon längst da“, meinte Edward.
„Das nennt man Überraschungsbesuch“, meinte Charlie und lächelte.
„Dann müsst ihr eben auch mit Überraschungen rechnen“, sagte Edward.
„Ja, das ist wirklich eine Überraschung“, meinte Renée.
Ich seufzte auf.
Das war ja mal wieder wundervoll. War das so schrecklich mich nun mit einem Kerl zu sehen? Sie tat ja gerade so, als wäre es ein Weltwunder. Aber so war meine Mutter nun mal.
Edward hörte mein Seufzen und streichelte mir über den Rücken. Er kümmerte sich hier um mich auch wenn ich mich fragte, ob es für ihn vielleicht auch etwas komisch war, diese Liebesbekenntnisse vor unseren Eltern zu machen.
„Aber ich habe ihr eine SMS geschrieben. Ich denke, sie ist schon auf den Weg hierher“, meinte Edward und lächelte Carlisle an. „Überraschungsbesuch also?“
„Genau, wir wollten mal sehen, wie sich die WG unserer Kinder so macht.“ Esme lächelte uns liebevoll an. Sie war wirklich toll. Warum konnte meine Mom sich nicht einfach mal benehmen und sich für ihre einzige Tochter freuen. Ich blickte zu meinem Vater, der mir zuzwinkerte.
Alice' Sicht:
Es war so wundervoll in den Armen von einem Mann zu liegen. Nein, in den Armen, des Mannes, für den man was empfindet. Von dem man träumt. Von den man sich eine Zukunft erträumt. Der Mann, dessen Lächeln einen so zu verzaubern weiß.
Es war wirklich wundervoll, in Jaspers Armen zu liegen. So konnte von mir aus jeder Morgen beginnen.
Doch ein Klingeln riss mich aus meinem Halbschlaf.
Ich kannte dieses Klingeln und ich verfluchte sofort mein Handy. Das war nun wirklich ein sehr ungünstiger Moment, für mein Handy.
Ich seufzte und löste mich schließlich, wenn auch nur wiederwillig, aus dem Arm von Jasper.
Er blickte mich lächelnd an. „Na, schau dir doch die SMS wenigstens erst mal an“, schlug er vor.
Ich blickte ihn an. Wie konnte jemand nur so wundervoll sein? Ich beugte mich wieder zu ihm und küsste sie ihn auf seine wundervoll, himmlischen Lippen. „Wenn ich aber nicht will.“
Jasper legte seine Arme wieder um mich und drückte mich an sich. „Sicher?“
„Absolut sicher.“ Um meine Aussage zu bestätigen, küsste ich ihn inniger.
Es war einfach unbeschreiblich. Er gehörte mit Emmett zu den besten Freunden von Edward, aber das schien gerade ziemlich weit weg zu sein. Was gerade zählte, waren nur er und ich in seinem Bett.
„Du bist übrigens sehr süß“, hauchte er mir zu und strich mir meine Haare, die vermutlich wirr vom Kopf ab standen hinter mein Ohr.
„Und du erst“, meinte ich lächelnd und küsste ihn wieder.
Und schon wieder klingelte mein Handy.
„Vielleicht ist es eine wichtige SMS“, meinte Jasper lächelnd und verständnisvoll.
„Ja, das hoffe ich, für den Absender.“ Ich löste mich aus seinen Armen und griff nach meiner Hose, die auf dem Boden, vorm Bett lag und zog mein Handy aus der Tasche. Ich öffnete die Nachricht und seufzte. „Oh.“
„Oh?“, fragte Jasper mich.
Ich blickte ihn an und seufzte. „Ich muss leider gehen.“ Das musste ich wirklich, auch wenn ich das absolut nicht wollte. Ich wollte noch länger bei diesem Mann bleiben, aber diese Sache ging leider vor.
„Eine wichtige Nachricht?“
„So kann man es sagen. Meine und Bellas Eltern machen gerade einen Überraschungsbesuch und fragen sich, wo ich denn stecke.“ Ich zog meine Hose an.
„Du kannst heute wieder zu mir kommen?“, schlug er vor.
Ich blickte Jasper an und lächelte. „Das ist eine wundervolle Idee.“ Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn. „Ich komme wieder. Kann aber nicht sagen, wann.“
„Ich bin hier“, meinte Jasper lächelnd. Er war wirklich ein toller Kerl, eindeutig. „Und werde auf dich warten, Liebes.“
Bellas Sicht:
Als Alice wenig später hier erschien, Edward und ich uns noch fertig gemacht hatten, saßen wir auch schon in einem Café zum Brunch. Etwas das eigentlich gar nicht so mein Ding war. Aber für mich war es ja eh eher ein Frühstück.
Ich saß zwischen Edward und meinem Vater. Neben Edward saß noch Alice. Auf der anderen Seite des Tisches saßen Carlisle, Renée und Esme. Inzwischen hatte sich meine Mutter sogar ein wenig beruhigt. War ja wohl anscheinend auch echt zu viel verlangt.
„Bella, was macht dein Studium?“, fragte Carlisle mich lächelnd.
Esme unterhielt sich gerade mit Renée, meinem Vater und Alice. Edward hatte unterm Tisch nach meiner Hand gegriffen und hatte sie auf seinen Oberschenkel gelegt, wo er sie mit seinem Daumen streichelte. Hatte ich schon erwähnt, dass ich diesen Kerl einfach liebte? Es ging gar nicht anders.
„Na ja, ich hab wieder ein Semester gut abgeschlossen“, erwiderte ich. Gut, das war nicht unbedingt die Antwort die er vermutlich hören wollte, aber was anderes fiel mir nicht ein. Ich mochte solche Fragen auch einfach nicht.
„Und macht es dir noch Spaß? Romanistik ist sicherlich ein schweres Studium?“
„Es geht“, erwiderte ich. „Aber es macht immer noch Spaß.“ Ja, ich war immer noch der festen Überzeugung, dass das einfach genau mein Ding war.
„Na, dann ist ja gut.“ Carlisle blickte Edward an. „Und bei dir, Edward? Was macht die Medizin? War der Wechsel schwer?“
Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Klar, er hatte die Universität gewechselt, aber ich hatte ihn noch gar nicht gefragt, ob die Vorlesungen nun anders sind. Ich hatte ihn eigentlich gar nicht gefragt, wie es für ihn gewesen war, einfach zu wechseln. Ob es hier leichter oder schwerer war.
Edward spürte wohl meine unausgesprochene Frage und drückte meine Hand kurz. „Ja, Dad, es ist alles okay. Der Wechsel war leichter als erwartet.“
„Dann bin ich ja wirklich erleichtert. Ich war ja eigentlich dagegen, dass du nun auch nach Chicago wechselst. Von deiner Schwester sind wir ja solche Halsüberkopf-Aktionen gewohnt, aber nicht von dir.“
„Das habe ich gehört, Dad“, meinte Alice und blickte ihn mürrisch an.
„Ich weiß, mein Engel.“ Carlisle lächelte sie aber an. Und schon war die Sache auch für Alice wieder geklärt. Alle wussten, dass Carlisle seine Tochter vergötterte und ihr alles verzeihen würde.
„Aber anscheinend hast du dich richtig entschieden.“ Damit blickte Carlisle lächelnd auf mich.
„Ja, das habe ich“, sagte Edward und schaute mich lächelnd an.
Okay, die Röte trat mir wieder ins Gesicht, so dass ich den Kopf senkte und mich meinem Teller widmete. Solche Komplimente mochte ich eigentlich gar nicht. Mit so etwas konnte ich einfach gar nicht umgehen und ich wusste einfach nicht, ob ich etwas erwidern wollte.
„Was besprecht ihr?“, fragte Esme lächelnd.
„Ich habe nur zu Edward gesagt, dass ich nun eingesehen habe, dass es eine gute Idee war, nach Chicago zu ziehen. Hier ist schließlich Bella.“ Na ja, so hatte er es allerdings nicht ausgesprochen. Auch wenn er es angedeutet hatte.
„Wollt ihr mir damit sagen, dass ihr schon was wusstet?“, fragte Renée empört.
„Renée, wo denkst du hin“, versuchte Esme ihre Freundin sofort zu beschwichtigen. „Wir wussten nicht, warum Edward plötzlich seine Universität wechseln wollte. Carlisle war nicht gerade begeistert davon.“
„Ja, das stimmt. Dad ist ausgerastet“, meinte Alice.
Wieder blickte ich Edward fragend von der Seite an. Hier kamen gerade Dinge ans Licht, von denen ich gar nichts wusste.
Warum hatte mir keiner was davon gesagt? Ich dachte es wäre von allen Seiten abgesegnet gewesen dass die Cullen-Geschwister zu mir nach Chicago kommen.
Edward bemerkte meinen Blick wieder, lächelte nur und streichelte meine Hand weiterhin. Warum hatte er mir davon nie was gesagt? Gut, ich hatte ihn auch nicht danach gefragt. Vermutlich war das der Grund.
Offensichtlich war ich als Freundin eine komplette Niete.
„Ja, aber inzwischen sehe ich ja auch ein, dass es gar keine so schlechte Idee war.“
„Nein, war es nicht, Dad. Wir haben eine tolle WG und Bella passt da wundervoll rein. Es war schon schwer sie zu überreden, dass sie mit einzieht“, meinte Alice und biss in ihr Croissant.
„Schwer mich zu überreden?“, hakte ich nun nach. Ich musste da wohl irgendwas nicht mitbekommen haben. „So weit ich mich erinnere, wurde meine Antwort gar nicht akzeptiert.“
„Nun komm mir doch nicht mehr mit dieser alten Leier“, meinte Alice und seufzte theatralisch aus. „Du kannst ja wieder ausziehen.“ Damit erhellte sich ihr Gesicht wieder. „Willst du denn noch ausziehen?“
Ich seufzte und murmelte: „Nein.“
Edward lächelte. „Dann ist ja gut“, sagte er zu mir flüsternd.
Ich blickte ihn lächelnd an.
Nein, ich konnte ja nicht mal ans Ausziehen denken. Das war inzwischen ein vollkommen absurder Gedanke geworden. Ich wollte jeden Tag mit Edward zusammen sein. Und so schlimm war es dann ja doch nicht, mit den Cullen-Geschwistern zusammen zu wohnen.
„Wie geht’s Emmett?“, fragte Esme.
„Oh, dem geht’s gut“, meinte Alice schnell.
„Wir waren gestern Baseballspielen“, meinte Edward.
„Wir in alten Zeiten?“, fragte Carlisle.
Edward lächelte. „Genau, wie in alten Zeiten. Sogar Bella war gar gut.“
„Bella hat Baseball gespielt?“, fragte Renée skeptisch. So langsam fing ich an, meine Mutter nicht mehr zu mögen. Warum muss sie mich nur so schlecht darstellen?
„Das hat sie doch damals in den Sommern auch immer gemacht, so weit ich mich erinnere“, meinte Esme lächelnd.
Ich nickte. Gut, das war Kinderbaseball und das gestern, war richtiges Baseball gewesen. Abgesehen von Emmetts Sonderregeln. Zumindest redete ich es mir so ein.
„Alice was macht dein Studium? Gefällt dir das nun eher oder wirst du demnächst wieder das Fach wechseln?“, fragte Carlisle nun seine Tochter.
„Nein, Dad, bisher gefällt es mir noch sehr gut.“
„Das war ja echt eine Aktion“, meinte Alice und warf sich zu mir aufs Sofa als unsere Eltern endlich wieder gegangen waren. „Die hätten uns ruhig vor warnen können.“
„Dann wäre es doch aber kein Überraschungsbesuch“, meinte ich leicht genervt. Ich hasste Überraschungsbesuche. Ich griff nach einem Kissen, klemmte es mir vor die Brust und umklammerte es, während ich Alice ansah. „Wie war es eigentlich mit Jasper?“
Alice blickte mich an und kam verfiel in ein Strahlen. „Es war wundervoll.“
„Was denn genau?“
Sie strahlte von einem Ohr zum anderen und sah vollkommen glücklich aus. Ihre Augen glitzerten richtig vor Glück. „Einfach alles. Er ist so wundervoll. So liebenswürdig und sanft und zärtlich.“
„Hey, so genau, will ich das gar nicht wissen“, warf ich ein.
Sie blickte mich fragend an und seufzte auf. Ich grinste, was sie wahrnahm.
„Ihr seid also zusammen?“
„Ich denke.“
Ich lächelte. Alice war verliebt, sie sah richtig süß aus. Diese leicht rosa-gefärbten Wangen standen ihr super. Gab ihrem Wesen noch mehr etwas Elfenhaftes und Unschuldiges. Unschuldig? Ja, im Moment sah sie wirklich so aus. Aber ich kannte sie ja inzwischen schon genug.
„Und du und mein Bruder?“
„Was ist mit uns?“
„Nun sag schon. Wie weit seit ihr schon?“
„Hallo? Das geht dich mal gar nichts an.“ Ich warf das Kissen auf sie. „Apropos, wo ist dein Bruder eigentlich?“
„Er hat sich zurück gezogen, direkt als sie gegangen sind, wurde aber auch endlich Zeit. Ich hatte schon vergessen, wie anstrengend die sind, wenn die vier zusammen sind. Alleine sind die ja schon manchmal unerträglich, aber alle Vier auf einmal.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber Ed hat sich zurückgezogen. Ich denke, das lag wohl auch an dem Gespräch was Dad mit ihm geführt hatte.“
Ich erinnerte mich. Carlisle und Edward waren vorhin auf den Balkon gegangen um in Ruhe und unter Männer mal zu reden. Vermutlich so ein Vater-Sohn-Gespräch. Danach hatte ich noch nicht wirklich mit Edward gesprochen.
„Ich geh ihn mal suchen“, meinte ich und stand auf.
Auch Alice stand auf und ging zur Garderobe. „Ich bin noch mit Jasper verabredet. Ich musste ihn ja heute Morgen voreilig verlassen.“
„Schon klar.“ Ich lächelte sie an.
„Bis später.“
„Du kommst heute also nach Hause?“
„Ich denke schon. Morgen ist doch wieder Uni.“
„Gut, braves Kind“, erwiderte ich grinsend.
„Bis nachher Mami.“ Damit verschwand sie aus dem Wohnzimmer.
Ich klopfte an der Tür von Edwards Schlafzimmer und trat ein. Ein wenig erstaunt stellte ich fest, dass er an seinem Schreibtisch saß. Er lernte?
Ich hatte ihn noch nie an seinem Schreibtisch gesehen, was eigentlich schon verrückt war, denn ich selber saß da eigentlich die ganze Zeit.
Er hatte sich auf seinen Drehstuhl zu mir rumgedreht und sah mich fragend an.
„Stör ich?“
„Nein, komm ruhig rein.“ Er blickte mich an und lächelte.
„Alles okay?“
„Klar. Warum fragst du?“
Ich setzte mich auf seinen Schoss und legte die Arme um seinen Nacken. „Wegen dem Gespräch mit deinem Vater vielleicht.“
„Ach das.“ Er blickte mich lächelnd an und strich mir eine Strähne hinters Ohr.
„Möchtest du drüber reden?“
„Möchtest du es hören?“ Offensichtlich mochte er es, meine Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, das war mir schon oft aufgefallen.
„Sonst würde ich doch nicht fragen.“ Ich hatte das Gefühl, ein wenig was gut machen zu müssen. Ich erzählte ihm ja schließlich was von meinem Studium, da er mich fragte. Aber ihn hatte ich das noch gar nicht gefragt. Vielleicht hatte ich ein schlechtes Gewissen oder so. „Ich habe übrigens, glaub ich, ein schlechtes Gewissen“, sagte ich dann ehrlich zu ihm.
„Warum denn das?“
„Ich glaube ich bin eine schlechte Freundin. Denn ich habe dich nie gefragt, ob dir der Wechsel schwer gefallen ist? Ich habe da ehrlich gesagt, gar nicht dran gedacht.“
Er lächelte sein schiefes Lächeln, was doch sanft war. „Ist doch okay. Ich habe ja vorhin auch gesagt, dass es nicht schwer war.“
„Ja, schon. Aber ich hätte vielleicht doch mal nachfragen sollen. Du fragst mich doch auch immer, wie meine Vorlesungen war oder ob ich Hilfe bei der Hausarbeit brauche“, erklärte ich ihm und strich ihm durchs Haar.
„Bells, mach dir mal keinen Kopf.“ Er küsste mich auf die Stirn. Es war schön seine Lippen auf meiner Haut zu spüren. Diese sanften Lippen, die so süß schmeckten.
„Und wie war nun das Gespräch mit deinem Vater?“
„Ach, das war nur so ein Vater-Sohn-Gespräch“, meinte er und versuchte das Thema damit weg zuschieben.
„Glaub ich dir nicht so ganz.“ Nein, das tat ich wirklich nicht. Wenn es nur so ein banales Thema war, dann würde er mir ja davon erzählen, zumindest dachte ich mir das. „Warum sagst du mir nicht einfach, was ihr besprochen habt“, schlug ich vor.
„Gut, aber nicht hier.“
„Wo dann?“
Da war Edward schon vom Stuhl aufgestanden und ging mit mir auf dem Arm zum Bett. Er ließ mich in die Kissen fallen und legte sich neben mich.
Ich drehte mich auf die Seite und schaute ihn lächelnd an. „Du willst also im Bett mit mir reden?“ Skeptisch sah ich ihn an, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jetzt wirklich mit mir über sein Vater-Sohn-Gespräch reden wollte.
Er grinste, seine Hand strich über meinen Bauch. „Genau, das will ich.“ Er blickte mich lächelnd an. „Es ging um das Studium und um uns.“
„Um uns?“ Hatte Carlisle doch etwas gegen unsere Beziehung?
„Nicht das du denkst, dass Carlisle was gegen 'Uns' hat. Er findet das schön, dass wir beide zueinander gefunden haben.“
Ich lächelte. Ja, war es mir ja auch vorgekommen. Und so sehr konnte ich mich doch nicht geirrt haben.
„Er wollte einfach nur wissen, wie ernst es mir mit dir ist.“
„Und?“, fragte ich ihn vorsichtig. Das würde mich auch gerne interessieren.
Edward schmunzelte und küsste meine Lippen. „Ich habe ihm, dann gesagt, dass ich für immer mit dir zusammen bleiben will und nicht zulassen werde, dass sich wieder irgendwas zwischen uns stellt.“ Wow, das war wirklich wundervoll. Aber so war Edward nun mal. Er sagte immer so tolle Sachen. „Was sagst du dazu?“
„Klingt schön“, erwiderte ich ihm.
Edward lächelte und küsste mich wieder. „Du bist wundervoll.“
„Danke, du auch.“ Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter. „Es war also wirklich nicht schwer für dich, einfach hier her zu wechseln?“, fragte ich noch mal nach.
„Sagen wir es so, damit ich in deiner Nähe sein konnte, würde ich alles in Kauf nehmen.“
„Du schleimst“, erwiderte ich ihm.
„Nein, ich bin nur ehrlich“, sagte er grinsend.
Ich küsste seine Lippen und spürte sehr wohl seine Hand, die unter dem Saum meines T-Shirts verschwand und meine Haut streichelte und eine heiße Spur hinterließ.
„Ich denke übrigens, dass es keinen Überraschungsbesuch unserer Eltern mehr geben wird.“
„Das war ja auch eine tolle Aktion von ihnen.“
„Ja, sie hatten schon bessere Ideen.“ Seine Lippen wanderten über meine Wangen zu meinem Ohr. „Aber sie haben gelernt, dass sie sich nun ankündigen sollten. Wer weiß, bei was sie uns erwischen“, meinte er mit einem frechen Grinsen.
Ich dachte nicht lange nach und zog ihm sein T-Shirt aus und starrte mal wieder, wie jedes Mal auf seinen gut gebauten Oberkörper. Er war wirklich echt gut gebaut. „Trainierst du eigentlich?“, fragte ich ihn und fuhr die Brustmuskeln nach.
„Mit Emmett, ab und an.“
Was ich alles nicht wusste. „Mach das ruhig weiterhin“, erklärte ich ihm mit einem frechen Grinsen und küsste ihn wieder.
„Einverstanden.“
Unser Kuss wurde inniger und schon bald streichelte seine Zunge über die meine und forderte sie zu einem kleinen Spiel heraus.