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Hoffnung zu Asche

Schatten und Licht, Band 2
von

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Meinungsaustausch

Als Hitomi den Saal der Vollversammlung der Allianz betrat und zum Rednerpult ging, brach ein Sturm unter den Anwesenden aus. Laute Buhrufe und obszöne Beleidigungen flogen ihr aus allen Ecken der Halbkreis förmigen Bankreihen zu. Sie war sichtlich um Fassung bemüht und Van wünschte, er könnte mehr tun, als ihr jeden Liebesschwur von seinem Platz aus zu schicken, der ihm einfiel. Er wusste, seine Gedanken würde sie erreichen, doch ob sie ihn auch hören konnte zwischen dem ganzen Gebrüll?

Mit aller Macht hämmerte der Präsident der Versammlung seinen Hammer gegen den Aufsatz auf seiner Tischplatte und sorgte so endlich für Ruhe. Die junge Königin reckte vor der aufgebrachten Menge demonstrativ das Kinn in die Höhe, aber der Angriff war nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. In einen unachtsamen Moment wischte sie eine Hand über ihre Augen. Der Präsident bat sie noch einmal zum Pult zu gehen und sie folgte zögerlich seiner Anweisung. Dann übergab er ihr das Wort. Sie legte sofort ohne ein Wort des Grußes los.

„Ich weiß, dass um meine Person viele Spekulationen gemacht wurden und sie kennen sie mit Sicherheit alle. Ich soll vorsätzlich die Zaibacher Kriege angefacht und so die größte Lawine an Zerstörungen losgetreten haben, die diese Welt je gesehen hat. Ich soll als Sündenbock dafür herhalten, dass hunderttausende von Familien um Mitglieder trauern und noch sehr viel mehr die Kosten des Krieges in ihren eigenen Einkommen spüren. Doch es sind nach wie vor nur Spekulationen und entbehren jeglicher Grundlage.“ Laute Rufe unterbrachen ihren Redefluss und dieses Mal half ihr der Hammer der Aufsicht nicht. Irgendwo war die helle Stimme eines Kindes und die aufgebrachten Schreie einer Frau, doch sie ging völlig unter. Immer wieder wurde Hitomi in allerlei Variationen als Lügnerin und Mörderin beschimpft. Hilfe suchend sah sie sich nach dem Präsidenten um, doch der grinste sie nur an. „Könntet ihr bitte für Ruhe im Saal sorgen, euer Exzellenz?“, bat sie formell, um ihre Wut zu kaschieren, worauf der Saal in Gelächter ausbrach. Die junge Herrscherin war kurz davor zusammenzubrechen und Van wollte schon aufspringen und zu ihr eilen, da zerstampfte eine donnernde Stimme den Spott.

„Wollt ihr wohl still sein?!“, brüllte Aston außer sich von seinem Sitz in der ersten Reihe. „Wo sind die so oft gepriesenen Manieren unserer Diplomatie?“ Er machte einen Moment Pause und ließ die Spannung im Saal auf jeden einzelnen wirken. „Jeder meiner Gäste wird Respekt behandelt und wer sich nicht daran hält, kann sofort und ohne Stimmrecht nach Hause fliegen.“

„Chuzario schließt sich dem Protest Astorias an.“, verkündete Sophia so laut sie konnte von der Nachbarbank aus. „Ich stelle sogar mein Schiff zur Verfügung, falls jemand kein eigenes hat.“

„Meines könnt ihr auch haben.“, mischte Cid sich von den oberen Reihen aus ein. „Mein Vater hätte ein solches Verhalten bei mir nie geduldet!“

Dem antworteten ein paar Protestrufe, doch sie verebbten schnell. Nachdem Aston sich sicher war, dass Hitomi nun die volle Aufmerksamkeit von allen Abgesandten hatte, setzte er sich. Van atmete erleichtert auf, da er spürte, wie sie wieder Mut fasste.

„Als ich das erste Mal überhaupt nach Farnelia gekommen bin, war der Angriff der Zaibacher schon lange in Planung. Ich war erst einen Tag auf den Planeten und in der Stadt, als sie zuschlugen. Das ist viel zu wenig Zeit um den Zaibacher verlässliche Erkenntnisse oder auch nur einen guten Grund liefern zu können, dort einzufallen.“, fuhr sie fort. „Die Zaibacher waren auf der Jagd nach Escaflowne, dem königlichen Guymelef Farnelias, einzig und allein weil der Imperator Dornkirk ihn als Bedrohung für seine kriegerischen Expansionspläne sah.

Danach floh ich zusammen mit Van, dem frisch gekrönten Herrscher dieses ehrwürdigen Landes, nach Astoria, wo wir ungeachtet aller Bündnisse zwei Mal von den Zaibacher angegriffen worden sind. Viele Soldaten und Familien haben dabei ihr Leben gelassen, doch waren für die Gräueltaten allein die Zaibacher Streitkräfte verantwortlich. Mein Mann hat sogar durch den Einsatz seines Lebens versucht, die Verluste möglichst gering zu halten, indem er die Zaibacher von der Besatzung des Crusadors weglockte.

Dann flohen wir nach Fraid, wo alle vier Armeen des Zaibacher Imperiums einmarschierten. Herzog Cid kann bezeugen, dass der Oberkommandierende der Zaibacher es nur auf das Erbe von Fraid abgesehen hatte. Und erst dort wurden die Zaibacher auf mich aufmerksam und begannen mich zu jagen. Den Rest der Geschichte kennen sie. Die Zaibacher griffen Palas an und forderten zum ersten Mal meine Auslieferung. Ich hatte mich sogar gestellt, wie ich es auch beim Haftbefehl der Allianz getan habe, bis es der Gesandte Astorias die Herrschaft über Farnelia forderte.“

Ein Vertreter forderte lauthals Beweise, andere stimmten mit ein.

„Wie soll ich etwas nachweisen, dass ich nicht getan habe?“, übertönte Hitomi die vereinzelten Rufe. „Außerdem, wo sind die Beweise, die sagen ich wäre schuldig? Bisher bin ich immer nur angeklagt worden, habe aber nichts gesehen oder gehört, was die Vorwürfe gegen mich stützen könnte.“

„Ihr habt euch über drei Jahre lang unserem Zugriff entzogen.“, konterte einer der Anwesenden. „Was für Beweise brauchen wir noch?“

„Ich war zu Hause auf der Erde, dem Mond der Illusionen, und wusste von nichts.“, rechtfertigte sich Hitomi. „Auch das kann ich natürlich nicht belegen, aber auch das Gegenteil kann niemand beweisen, aus dem einfachen Grund, dass ich die Wahrheit sage.“

„Ihr lügt doch wie gedruckt!“, tönte es von oben.

„Beweist es!“, verlangte die Königin. „Sonst werde ich nicht noch eine Sekunde länger hier stehen und mich beleidigen lassen. Ich beantworte gern alle Fragen, aber mit der nächsten haltlosen Anschuldigung bin ich weg und sehe die Angelegenheiten der Allianz um meine Person als erledigt an.“

„Ihr könnt doch nicht einfach...“, protestierte Friedrich, Vasrams Oberkommandierender, aus der ersten Reihe.

„Ist die Rechtssprechung der Allianz nur auf Willkür ausgelegt? Reicht ein grundloser Verdacht, um Mitglieder zu bestrafen?“ fragte sie und ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. „Wenn Ja, dann ist eine Mitgliedschaft hier kaum von Vorteil. Auf Farnelia, eine Stadt voll von unschuldigen Menschen, rollte eine riesige Gefahr zu. Ein Heer aus zweitausend versklavter Seelen marschiert auf die frisch errichteten Mauern zu. In Sarion, der Hauptstadt Chuzarios, bewegen sie sich frei und gefährden die wenigen Überlebenden des Angriffs der Gezeichneten. Keiner unternimmt etwas. Stattdessen möchte mich fast jeder hier nur als Sündenbock sehen, um sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen. Bei so wenig Solidarität unter den Mitgliedern ist es kein Wunder, dass das Bündnis auseinander zu fallen droht.“

„Jede dieser Bedrohungen betrifft nur einzelne Mitglieder, nicht das Bündnis als ganzes.“, rechtfertigte der dicke Offizier Vasrams die Zurückhaltung.

„Aber das tut sie. Auch das Zaibacher Reich hat zum Zeitpunkt der Gründung dieses Bündnisses nur einzelne Staaten angegriffen. Dennoch habt ihr euch zusammen geschlossen.“, konterte Hitomi.

„Weil wir Beweise hatten.“, vollende Friedrich höhnisch grinsend. „Folken, der Stratege des Zaibacher Reiches persönlich, hat uns die Pläne des Imperator vorgetragen. Habt ihr einen vergleichbaren Zeugen?“

Hilfe suchend sah Hitomi zu Van. Dann entschied sie sich, ihre letzten Trümpfe auszupacken.

„Hab ich nicht. Ich habe die Absichten des Mannes, der die Gezeichneten befiehlt mit eigenen Ohren gehört, doch leider hat er es nicht nötig sie aufzuschreiben.“

„So ein Pech.“, spottete jemand aus den oberen Reihen, worauf der Saal wieder in ein kurzes Gelächter einfiel.

„Jetzt lachen sie, aber ich kann ihnen versprechen, die Gezeichneten werden jedes Land angreifen, eines nach dem anderen, jedes auf eine andere Art und Weise.“ In den Worten legte Hitomi die gleiche Zuversicht wie früher in ihre Wahrsagerei. „Und ich kann ihnen versichern, jeder von ihnen wird hier stehen, wo ich stehe, und sich mit der selben Bitte an die Versammlung wenden. Gaia wird bald keine Zukunft mehr haben, wenn sie zu viele von ihres Gleichen abweisen.“

„Ihr seid keine von uns!“, dementierte Friedrich entrüstet. „Keiner von uns hat sich hochgebumst!“

„Das reicht!“, schrie Hitomi wütend. „Ich habe für euch alle ein so einfaches Geschäft, dass selbst eure Inzest verseuchten Gehirne es verstehen.“ Der Saal verfiel in fassungsloses Schweigen. „Wenn die Allianz auf eine Beweislast für Farnelia bezüglich der Bedrohung durch die Gezeichneten verzichtet, unterwerfe ich mich ihrem Urteil. Besteht die Allianz auf die Beweislast, tu ich es auch. Dann gehe ich als freie Frau aus diesem Saal und niemand sollte auch nur daran denken mich aufzuhalten!“

Stille. Niemand wagte auch nur zu husten für fünf lange Sekunden.

„Das wird nicht nötig sein.“, brach Aston schließlich das Eis. „Mir liegen Dokumente aus dem Archiv der Zaibacher vor, die die Geschichte der Königin Farnelias bestätigen. Auf Anfrage kann jeder der Anwesenden Kopien bekommen. Wenden sie sich dafür einfach an einen meiner Sekretäre.“

„Was?“, brach der Schock aus Hitomi heraus.

„Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?“, brüllte Van wütend von oben herunter. „Ihr hättet meiner Frau die ganze Tortur ersparen können.“

„Ich wollte hören, ob sich ihre Aussage mit den Berichten deckt.“, erklärte Aston unschuldig.

„Und?“, zischte Hitomi bedrohlich. „Tut sie das?“

„Im Großen und Ganzen, ja.“ Der König Astorias blieb unbeeindruckt. „Die Unterschiede belegen, dass es sich um von einander unabhängige Sichtweisen einer Geschichte handelt. Hiermit beantrage ich die Anklage gegen die Hitomi de Farnel, Königin von Farnelia fallen zu lassen und stimme dafür.“

„Chuzario stimmt ebenfalls dafür. Farnelia hat unser vollstes Vertrauen und wir freuen uns, dass die Sache endlich aus der Welt geschafft wurde.“, äußerte sich Sophia formell.

„Vasram enthält sich.“, knurrte Friedrich und funkelte Hitomi wütend an. „Verwechselt das nicht mit einem Freispruch, Hure!“

„Außerdem...“, ging Aston schnell dazwischen, ehe Hitomi etwas erwidern konnte. „entschuldige ich mich hiermit im Namen der Versammlung für alle Beleidigungen, die hier gefallen sind. Fast jeder hier im Saal hat Freunde und Familie verloren. Da sind wir alle etwas emotional.“

„Ich entschuldige mich ebenfalls.“, erwiderte Hitomi kalt. „Meine Aussagen waren fehl am Platz.“

„Ich habe nur eine letzte Frage, wenn ihr sie mir gestattet.“, bat er weiter.

„Fragt!“

„Wie habt ihr meine Guymelefs besiegt?“

Hitomi streckte ihre Hand mit der Innenseite nach oben über dem Rednerpult aus. An für sich war es nicht notwendig, doch jeder sollte verstehen, dass die folgende Demonstration ihr Werk war. Dann erschuf sie eine schwach leuchtende Kugel über ihre Hand und dehnte sie aus, bis einen Meter Durchmesser hatte.

„Ich kann die Oberfläche einer Kugel mit der Kraft meiner Gedanken entstehen lassen. Die Eigenschaften kann ich beliebig verändern, so das die Fläche auf ihre Umwelt nach meinen Willen Einfluss nimmt.“, erklärte sie geduldig und ließ sich von der aufkeimenden Zweiflern nicht aus Konzept bringen. Jetzt nicht mehr! „Die Kugel, die die Guymelefs zerstört hat, war zu einer Ellipse verformt, durchsichtig, undurchdringlich und bewegte sich sehr schnell. Damit habe ich die Beine der Maschinen durchschnitten. Keiner der Piloten ist dabei zu schaden gekommen.“

„Könntet ihr uns damit auch köpfen?“, fragte jemand aus der Menge.

„Ja.“, antwortete die Königin wahrheitsgemäß. „Genauso wie Astoria diesen Saal ohne nennenswerte Gegenwehr stürmen oder wie Vasram eine Bombe über unseren Köpfen explodieren lassen könnte.“ Wieder wurde es laut in der Versammlungskammer. „Aber jeder von uns weiß, das kein Land würde eine solch schändliche Tat jemals überleben.“ Sie fixierte Friedrich, den Oberkommandierenden aus Vasram. „Schließlich wäre das ein Angriff auf das gesamte Bündnis.“

„Wird unserem Hilfegesuch stattgegeben?“, fragte Van laut in die Runde.

„Die Beweislast liegt noch immer bei euch.“, erinnerte Friedrich genüsslich.

„Dann erlaubt uns jetzt zu gehen.“, ätzte Hitomi und wandte sich an den Vorsteher der Versammlung. „Hier verschwenden wir nur unsere Zeit.“

„Ihr könnt neben euren Mann Platz nehmen.“,verkündete der Präsident. „Es gibt allerdings noch einen Punkt auf der Tagesordnung. Ich erteile dem Gastredner Elhad Dar Fraid das Wort.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2011-02-02T22:45:27+00:00 02.02.2011 23:45
Dieser Friedirch ist ein Arsch.
Denn sollte man gleich den Schädel Spalten.


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