Epilog
Kapitel 25: Epilog
Harry blickte leichenblass von einem zum anderen. Sein Blick blieb bei Ginny hängen.
"Ich liebe dich, Ginny."
"Avada Kedavra!!"
Der grüne Strahl sauste binnen einer Sekunde durch die Luft und traf Harry mitten in die Brust.
Hermine schrie gellend auf.
Auch Ginny hätte geschrien, hätte sie nicht unter einem Schweigezauber gestanden. Sie schien in ein unendlich tiefes Loch zu fallen, in ein Loch, welches sie sich selbst gegraben hatte.
Er liebte - nein, hatte sie immer noch geliebt. Ihr schossen die Tränen in die Augen.
Und was hatte sie undankbare Gans getan? Sie hatte Voldemort geholfen, ihn umzubringen! Den Jungen, den sie solange geliebt hatte!
Warum musste er ihr auch ausgerechnet jetzt noch sagen, dass er sie liebte? Verdammt, warum musste er alles nur so kompliziert machen?
Durch einen Tränenschleier nahm sie Hermine wahr, die rückwärts stolperte. Sie wischte sich mit der freien Hand über die Augen und blinzelte.
Auch über Hermines Gesicht liefen Tränen. Sie meinte leise: "Leb wohl, Ginny. Ich werde dir helfen, keine Sorge. Ich befreie dich."
Sie warf Harrys Körper, der leblos auf dem Boden lag, einen langen Blick zu und schluchzte erneut auf. Dann funkelte sie Voldemort einen Moment hasserfüllt an, wirbelte herum und rannte.
Voldemort hatte sich seit dem Todesfluch nicht mehr gerührt. Immer noch hatte er den Zauberstab auf die Stelle gerichtet, an der zuvor Harry gestanden hatte. Er murmelte etwas Unverständliches. Für Ginny hörte es sich an wie eine Beschwörungsformel.
Sie kümmerte sich nicht darum, entriss ihm ihren Arm und sank neben Harry auf die Knie. Wieder kamen ihr die Tränen.
Sie war schuld.
Sie ganz allein.
Sie hatte Harry umgebracht.
Sie.
Sie!
Die Worte hämmerten ihr von innen gegen den Schädel. Es tat so furchtbar weh... Wieder schluchzte sie auf. Die Welt begann sich zu drehen. Wie hatte sie nur jemals glauben können, es wäre leichter, Harry umzubringen, als selbst zu sterben?
Plötzlich sprach Voldemort lauter. Die Beschwörung klang ziemlich düster, auch wenn Ginny kein Wort verstand.
Mühsam riss sie den Blick von Harrys bleichem Gesicht los und blickte zu Voldemort auf. Und sprang entsetzt auf die Füße.
Voldemort leuchtete in einem seltsamen roten Licht, und sein Zauberstab - war auf Ginny gerichtet!
Sie wollte protestieren, doch noch immer kam kein Laut über ihre Lippen. Sie stolperte rückwärts, fiel über Harrys Körper und landete auf dem Hintern.
Fassungslos starrte sie Voldemort an, der mit einem fast euphorischen Lächeln auf dem Lippen die Beschwörung vollendete und ein nachtschwarzer Lichtblitz auf Ginny zuschoss.
Ihre Augen weiteten sich. Es war keine Zeit mehr, auszuweichen.
Einen Moment vor dem Zusammenstoß glaubte Ginny, zwei Voldemorts zu sehen - einer davon lichtdurchlässig und schemenhaft - dann traf der Strahl sie ins Gesicht und sie fiel ins Dunkel.
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Das erste, was Ginny wahrnahm, als ihr Bewusstsein zurückkehrte, war Toms Anwesenheit in ihrem Kopf. Als nächstes kamen die Kopfschmerzen zurück. Und dann die Erinnerungen.
Ginny spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog. Harry war tot. Nur mühsam konnte sie die Tränen stoppen, die ihr schon wieder aus den Augen quollen.
Nach einer Weile konzentrierte sie sich, immer noch mit geschlossenen Augen, auf Tom, der immer noch in ihrem Geist zu spüren war, und dachte: 'Was machst du in meinem Kopf? Was hast du überhaupt mit mir angestellt?'
'Mach die Augen auf, Ginny. Da ist jemand, der mit dir reden möchte.'
'Das war keine Antwort!'
'Mach erst die Augen auf!'
Ginny seufzte und öffnete mühsam die Augen. Und zuckte zurück. Direkt vor ihrer Nase schwebte ein großer Schlangenkopf. Die Schlange musterte sie mit stechenden, gelben Augen und legte leicht den Kopf schief.
Plötzlich öffnete sie leicht ihr Maul und zischte etwas. Ginny hörte jedoch durch das Zischen hindurch deutlich Worte: "Ichhhh bin Nagini. Ssschön, dasssss wir unssss endlichhhh kennen lernen, Ginny."
Ginny schrie auf und krabbelte rückwärts.
Doch die Schlange redete ruhig weiter. "Ichhhh weissss, dassss dassss für dichhhh komissssch ssssein mussss. Wunder dich nicht - der Meisssster hat sssseine Fähigkeiten mit dir geteilt. Alsssso auchhhh Parssssel. Du bisssst nicht verrückt."
"Was?", fragte Ginny verdattert. Und schlug gleich darauf entsetzt die Hand vor den Mund. Daraus waren keine Worte gekommen, sondern ein lautes Zischen. Doch Nagini schien zu verstehen.
"Ja, hat er. Weisssst du noch, alssss wir in Godric'ssss Hollow waren? Damalssss hat der Meisssster dich gefragt, ob du gerne mit mir reden möchtesssst. Du hasssst ja gessssagt."
Nur langsam sickerte die Bedeutung der Worte in Ginnys Bewusstsein. "Aber-", setzte sie an, hielt jedoch angesichts des Zischens, das erneut aus ihrem Mund kam, irritiert inne.
"Keine Angst", ertönte plötzlich Toms Stimme. "Das ist vielleicht am Anfang etwas komisch, aber es ist genauso wie normales Sprechen. Du musst dich nur daran gewöhnen."
Ginny sah auf. Sie saß auf der Waldlichtung, auf der sie die vorige Woche verbracht hatten. Tom hatte sich nicht weit von ihr an einen Baum gelehnt und beobachtete sie lächelnd.
Sie funkelte ihn an. "Was soll das heißen, deine Fähigkeiten mit mir geteilt? Was war das für ein Fluch? Und warum hab ich dich doppelt gesehen, bevor ich umgekippt bin?"
Tom seufzte, kam zu ihr herüber und setzte sich auf den harten Waldboden. Nagini kroch zu ihm und legte den Kopf auf seinen Schoß.
Er streichelte sie abwesend, als er sagte: "Das war ein seltener schwarzmagischer Zauber. Mit diesem Zauber kann man seine Seele spalten und einen Teil davon jemand anderem geben."
Ginny brauchte eine Weile, um diese Ungeheuerlichkeit zu verdauen.
Dann meinte sie langsam: "Also... deine Anwesenheit in meinem Kopf... ist das dieser Seelenteil?"
Tom nickte.
"Ich hoffe natürlich, du hält ihn in Ehren", meinte er mit einem Zwinkern und streckte eine Hand nach ihr aus.
Ginny musste lächeln und ergriff die Hand.
"Das werde ich, Tom."
^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Ende ^^°°***°°***^^***°°***°°^^