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Frieden?

Kapitel 15: Frieden?
 

Als Ginny am nächsten Morgen gerade vom Frühstück aufstehen wollte, griff Voldemort nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. Sie zuckte nicht einmal mehr zusammen und ließ sich wieder auf ihren Stuhl nieder. Er sah ihr in die Augen. Ginny verstand sofort und sandte ihren Geist aus.

'Ich möchte dir heute die Festung zeigen. Du hast bewiesen, dass ich dir trauen kann und du nicht bei der erstbesten Gelegenheit verschwindest. Also hast du auch ein Recht darauf, zu wissen, wo du bist.'
 

Ginnys Augen weiteten sich ungläubig und ihr Herz pochte plötzlich schneller. Voldemort vertraute ihr? Seit wann vertraute Voldemort? Hieß das, dass Tom sich wieder in sein Herz geschlichen hatte? Dass er wieder so wurde wie früher?
 

Sie nickte schwach. Doch plötzlich stutzte sie. Sie spürte etwas, was nicht dort sein sollte. Ein fremder Geist. Doch sie konnte absolut nichts erkennen, nicht den kleinsten Gedankenfetzen. Das konnte nur einer sein.
 

Ohne den Kopf zu drehen, dachte sie: 'Professor Snape? Ich weiß ja nicht, ob Voldemort mit Ihnen weniger streng umgeht als mit mir, aber mir hat er fürs Lauschen einmal einen Cruciatus aufgehalst, wissen Sie noch? Ist es Ihnen das wert?'
 

Sie blickte immer noch Voldemort in die Augen und zwang sich, sich nicht zu Snape umzudrehen. Einen Moment lang herrschte Stille, dann zog sich der fremde, verschlossene Geist leise zurück. Um Voldemorts Lippen spielte ein schwaches Lächeln.

'Du bist ziemlich vorlaut, weißt du das?'

Ginny zuckte mit den Schultern und grinste.

'Sie haben nichts dagegen, also, warum sollte ich es nicht sein?'
 

Voldemort zuckte zusammen und brach die Verbindung ab. Verdammt, er hatte sich doch abgeschirmt! Woher wusste sie das denn schon wieder? Na gut, er hätte sie in die Schranken weisen müssen, von Anfang an, um ihr zu zeigen, wann sie zu weit ging. Doch er hatte schon recht früh nachgegeben. Also kein Wunder. Er hoffte, dass sie wirklich nicht noch mehr gesehen hatte, als ohnehin klar war.
 

Er duldete es schließlich nicht nur, er genoss es richtig, dass sie nicht so verdammt ängstlich war und nur katzbuckelte wie der Rest. Mit ihr konnte er fast - nun ja, normal - reden.

Er setzte seine verbitterte Maske auf und erhob sich.
 

Ginny folgte Voldemort zu einer der Türen in angrenzende Räume, von denen sie sich bisher wohlweislich ferngehalten hatte. Voldemort hielt sie ihr auf und sie folgte der Einladung mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

Durch diese Tür kam Bellatrix jeden Morgen zum Frühstück. Waren hier die Todesser untergebracht?
 

Voldemort schloss die Tür hinter sich und zog eine Augenbraue hoch.

"Du solltest wirklich lernen, deinen Geist zu verschließen. Du bist ein offenes Buch, wenn man den Mumm hat, zu lesen."

Ginny warf ihm einen empörten Blick zu.

"Ich dachte, das wäre Snapes Text. Seit wann sind Sie so versessen darauf, meine Gedanken zu lesen?"

"Seit es so viel zu entdecken gibt. Am Anfang hattest du fast nur Angst. Das war langweilig."
 

Ginny schnappte nach Luft.

"Das gehört sich nicht! Wenn Sie von Anfang an meine Gedanken kontrolliert haben und es jetzt immer noch tun, dann trauen Sie mir doch gar nicht! Wieso haben Sie mich gerade angelogen und gesagt, Sie täten es?"
 

Voldemorts rote Augen blitzten. Was redete sie da? Sie konnte doch wirklich nicht von ihm verlangen, ehrlich zu sein. Oder doch? Sie hatte es schließlich gerade getan!

Aber ein Lord Voldemort war niemals ehrlich. Oder zumindest nur dann, wenn es ihm gerade in den Kram passte. Wieso dachte sie dann, er würde ehrlich zu ihr sein? Ausgerechnet zu ihr?

Andererseits... nur dank ihr hatte es Tom wieder in sein Herz geschafft. Und Tom wäre ehrlich zu ihr... das spürte er ganz deutlich.

Doch eine kleine Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm zu, dass Ehrlichkeit Schwäche war. Was hatte er davon, wenn andere seine Gedanken kannten? Nur Nachteile. Er hatte sein ganzes Leben alleine klar kommen müssen. Er hatte immer stark sein müssen. Wozu brauchte er Ehrlichkeit?
 

'Weil Sie sonst für immer alleine sein werden. So werden Sie niemals wahre Freunde finden.'
 

Voldemorts Augen weiteten sich erschrocken, und er taumelte rückwärts. War das Ginny gewesen? Aber... woher - ?

Er starrte sie entsetzt an. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lächelte verschlagen.

"Wie war das mit dem offenen Buch? Sie sind auch sehr interessant, das muss man Ihnen lassen ... Tom."

Er schnappte empört nach Luft.

"Wie kannst du es wagen?!", kreischte er, ohne groß nachzudenken.

Sie lächelte nur und schwieg.
 

Ginny musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Innerlich zitterte sie furchtbar. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie machte sich schon einmal gefasst auf einen Cruciatus - doch die Sekunden zogen sich in die Länge und Voldemort stand weiter nur da und versuchte, seine Fassung zurück zu gewinnen.

Sie widerstand dem Drang, noch einmal seine Gedanken zu lesen. Jetzt konnte sie nicht mehr zurück - da musste sie es nicht noch schlimmer machen.
 

Voldemort atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Eine Seite von ihm hätte ihr am liebsten einen ordentlichen Cruciatus aufgehalst und sie schreien lassen, sie für ihre Respektlosigkeit büßen lassen, sie leiden lassen - seine andere Hälfte hielt ihn jedoch davon ab.

War es nicht genau das, was er wollte? Jemand, der ihm die Meinung sagte, wenn er jemandem, der ihm etwas bedeutete, auf die Zehen trat? Jemand, der ihn in die Schranken wies, wenn er etwas Dummes anstellte? Jemand, der ihm zeigte, was richtig war?

Moment mal, dachte seine andere Hälfte. Das klang verdammt nach einem Gewissen. Wollte er das wirklich? Es verkomplizierte das ganze Leben nur unnötig. Und warum sollte er auf ein Gewissen hören, dass ihm ein friedliches Zusammenleben mit anderen ermöglichte? Jeder starb schließlich alleine. Wozu sollte er mit anderen auskommen wollen?

Voldemort schluckte. Weil ich nicht alleine sein will, dachte Tom. Seine kalte Seite erwiderte nichts.
 

Er schluckte erneut.

Dann holte er tief Luft und zischte leise: "Wehe, du nennst mich so, wenn uns jemand hören kann! Dann setzt es was!"
 

Ginny atmete erleichtert aus. Er hatte sich beherrscht. Mehr als das, er hatte ihr sogar zugestanden, ihn Tom zu nennen, wenn sie alleine waren. Es war nicht zu fassen.

Ihr Herz pochte immer noch schmerzhaft gegen ihre Rippen, als sie ihr freundlichstes Lächeln aufsetzte und meinte: "Das hatte ich nicht vor, TOM."
 

Erheitert betrachtete sie, wie ihm seine mühevoll wieder aufgerichtete Maske vom Gesicht rutschte und er sie einen Moment lang so ansah, als wüsste er nicht, ob er lächeln oder ihr eine reinhauen sollte.
 

Sie grinste und sah sich um. Sie standen in einem langen und breiten Gang mit vielen Türen und Abzweigungen.

"Wo sind wir hier?"
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Voldemort führte Ginny in ein weit verzweigtes Gänge-Labyrinth. Sie staunte nicht schlecht.

Die Festung war viel größer, als sie auch nur geahnt hatte. Sie musste tief unter dem Berg sein und sich unter der Erde auch ins Flachland ausbreiten. Hier gab es alles, was man brauchte, um mehr als hundert Mann ein paar Jahre völlig isoliert leben lassen zu können. Ginny vermutete fast, dass das ein Maßnahme für eine eventuelle Belagerung war. Doch sie hoffte, dass es nicht so weit kommen würde.
 

Sie verlor sich immer weiter in den vielen kleinen Nebengassen und erkundete jeden Flur so gründlich, dass Voldemort ihr irgendwann etwas genervt den Vier-Punkte-Zauber beibrachte, ihr zeigte, in welcher Richtung der Ausgang zur Halle war und sie dann alleine ließ.
 

Ginny war etwas verdutzt über ihre neu gewonnene Freiheit, doch schon bald war sie so mit der Erkundung der Festung beschäftigt, dass sie sich nicht mehr wunderte. Die Zeit verging wie im Flug, und als Ginny schließlich in die Halle zurückkehrte (natürlich nicht, ohne sich ein paar Mal zu verlaufen), platzte sie mitten in das Abendessen.

Sie ging früh zu Bett und stand am folgenden Tag vor Tau und Tag auf, um noch eine Runde durch die langen Gänge zu drehen, bevor es Frühstück gab.
 

Auch beim Frühstück selbst dachte sie nur darüber nach, wo sich noch überall kleine Gänge verstecken könnten, die sie noch nicht erkundet hatte.
 

Nach dem Essen wollte sie so schnell wie möglich wieder auf Streifzug gehen, doch noch bevor sie die Halle verlassen hatte, wurde ihr schwindelig.
 

Sie fasste sich an den Kopf und blieb stehen. Es wurde nicht wirklich besser.

Um sie herum begann sich alles zu drehen. Sie schluckte mühsam.

Was zum Teufel war hier los?
 

Noch bevor sie sich einen Reim darauf machen konnte, gaben ihre Beine nach. Sie sank an der Wand zusammen und sah sich mühsam um. Es fühlte sich an, als wäre sie aus Watte und ein Schleier trennte sie von der Welt.

Was war nur geschehen?
 

Als eine schwarze Gestalt meckernd lachte und ein triumphierendes Kreischen ausstieß, fiel der Groschen.

Bellatrix.
 

Sie hatte vor lauter Freude über ihre Bewegungsfreiheit den Giftaufspürzauber vor dem Essen vergessen.

Ginny stöhnte und massierte sich die Schläfen, doch schon bald wurden ihre Arme immer schwerer und sie ließ sie sinken. Es wurde alles so schwer...
 

Schließlich hob sie mühsam den Kopf und rief so laut sie konnte: "HILFEEE!!"

In Gedanken setzte sie noch ein genauso eindringliches 'TOOM!!' dahinter, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Bellatrix betrachtete Ginny mit einer grimmigen Zufriedenheit im Magen. Endlich war die kleine Göre erledigt! Es hatte doch etwas für sich, ihr eine Weile heile Welt vorzuspielen. Anders hätte sie ihr Misstrauen niemals abgelegt.

Bellatrix kreischte freudig auf, als Ginny an der Wand zusammensank.
 

Jetzt hatte sie Voldemort wieder für sich alleine! Und er hatte auch ein Problem weniger. Bellatrix hatte gemerkt, dass er es müde wurde, Ginny zuzuhören. Er brach immer wieder mitten im Gespräch ab und saß dann eine Weile in sich gekehrt da, als ob er über irgendetwas brüten würde. Doch Bellatrix wusste es besser. Ginny nervte ihn und er war es Leid. Und jetzt hatte sie Ginny aus dem Weg geräumt. Er würde springen vor Freude.
 

Die kleine Göre sank immer mehr in sich zusammen und griff sich an den Kopf. Schließlich lag sie ganz am Boden. Doch, halt, sie hob noch einmal den Kopf.

"HILFEEE!!"

Bellatrix zuckte zusammen. Doch noch bevor sie sich wieder beruhigt hatte, hallte eine genauso laute und verängstigte Stimme in ihrem Kopf wieder.

'TOOM!!'

Bellatrix runzelte verwirrt die Stirn. Wer war Tom? Sie wollte schon den Mund aufmachen und die Göre fragen, da fiel Ginnys Kopf wieder auf den kalten Steinfußboden und sie regte sich nicht mehr.
 

Bellatrix schluckte. Die Kleine sah seltsam verloren aus in dem weiten, schwarzen Kapuzenumhang, der den Boden um sie herum bedeckte. Für einen Moment durchzuckte Bellatrix ein Hauch Mitleid. Moment mal, Mitleid? Ja, doch.

Ginny hatte alles hinter sich gelassen, was sie liebte, und hier, in der Höhle des Löwen, oder vielmehr der Schlange, neu angefangen. Die meisten ihrer Todesserkollegen schienen Ginny mittlerweile stillschweigend zu akzeptieren, auch wenn außer Snape niemand mit ihr redete.
 

Die Göre hatte es sogar geschafft, sich mit Voldemort anzufreunden. Und es sah wirklich so aus, als würde Voldemort sie respektieren. Es musste viel Zeit, Nerven und vor allem Schmerzen gekostet haben, ihn soweit zu bringen.

Halt. Bellatrix erschrak.

Voldemort respektierte Ginny? Sonst brachte er außer für Snape selten etwas Respekt für seine Mitmenschen auf. Und an Snape lag ihm sehr viel. Hieß das, dass auch Ginny ihm wichtig war?
 

Sie schluckte. Wenn sie ihm wichtig war, würde er über ihren Tod nicht erfreut sein. Was würde Bellatrix zu hören bekommen, wenn Voldemort erfuhr, dass sie die Schuld trug? Ihr wurde mulmig zumute und sie fragte sich vage, ob sie das richtige tat.
 

Natürlich, gab sie sich gleich darauf selbst die Antwort. Sie ist eine kleine Blutsverrätergöre!

Aber Voldemort wird sehr wütend sein, rief sie sich selbst ins Gedächtnis. Vielleicht wird er mich sogar hassen dafür...

Sie riss erschrocken die Augen auf. Voldemort würde sie hassen? Das konnte sie nicht ertragen.

Aber das da war eine Weasley, noch dazu eine, die sie mehrmals vor versammelter Mannschaft gedemütigt hatte...
 

Langsam trat sie auf Ginnys reglosen Körper zu und ging in die Knie. Sie tastete nach der Halsschlagader.

Der Puls war langsam, aber noch regelmäßig.

Etwas Zeit hatte sie noch.

Sollte sie etwas tun?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Voldemort
2008-11-20T14:42:25+00:00 20.11.2008 15:42
so wenige kommentare?
also ich find die ff klasse, endlich mal eine wo voldemort nicht wieder zum teenager wird^^
mach weiter so! :D


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