Kapitel 3
"Du wohnst schön hier"
Der Ältere lächelte leicht, als er die bunten Poster von verschiedenen Bands sah, die überall in Aois Zimmer herum hingen. Er ist noch so kindisch. Kann mir ja fast Leid tun.
Aoi merkte nichts von dem kleinen, diebischen Grinsen, welches sich kurze Zeit auf Kais Gesicht legte. Vorsichtig setzte er sich auf das Bett, welches mit schwarzer Bettwäsche überzogen war.
"Findest du?"
Aoi, der sich an sein Fenster gelehnt hatte, sah den Braunhaarigen fragend an, ehe er sich selber einmal in seinem Zimmer umsah und sein Blick über alles glitt. Ob er gut ist? Kai schüttelte bei diesem Gedanken schnell den Kopf. Soweit würde es noch nicht kommen. Trotzdem sehnte Kai diesen Moment auf eine seltsame Art und Weise richtig herbei. Er wollte es. Dabei will ich es nie.
Erneut schüttelte er seinen Kopf und betrachtete die schwarz lackierte Gitarre, die in der hinteren Ecke des Zimmer stand.
"Du spielst?"
Er deutete mit einem unmerklichen Nicken in Richtung Gitarre und der Schwarzhaarige folgte seinem Blick, ehe er nickte und leicht lächelte.
"Ja. Seit über 5 Jahren."
Also kann der Süße ja richtig was. Er musste ganz kurz kichern, bevor er den Schwarzhaarigen fragend und gleichzeitig bittend ansah.
"Spielst du mir bitte was vor? Ich mag Gitarristen."
* * *
Was soll das denn jetzt bitte wieder heißen?? Als ihm bewusst wurde, dass er Kai die ganze Zeit über ungläubig anstarrte, wand er schnell den Blick ab. Ich mag Gitarristen... Oh Gott bitte, lass ihn nicht schwul sein. Er schluckte die aufkeimende Angst runter und sah Kai erneut an, um diesmal zu antworten.
"Wenn du willst. Was längeres oder was kurzes?"
Er stand schon einmal auf und holte den Verstärker aus derselben Ecke, wo auch die Gitarre stand. Der Jüngere verkabelte alles Ordnungsgemäß und prüfte kurz den Klang, bevor er etwas an den Reglern des Verstärkers spielte, bis er den gewünschten Klang erreicht hatte und sich sein schwarzes Baby um hing.
"Spiel ruhig etwas langes."
Aoi hatte den Seufzer noch gerade so unterdrücken können, aber es hätte nicht mehr viel gefehlt. Er fühlte sich so unwohl. Er wollte nicht vor Kai spielen. Vor seinen Eltern hatte es ihm immer wieder Spaß gemacht, aber vor Kai war das etwas anderes. Er gefällt mir nicht.
Dennoch klopfte er kurz den Takt mit den Fingern. Als er nach kurzer Zeit bereit war, legte er auch gleich los. Sein Blick war starr auf die Saiten seiner Gitarre gerichtet und er gab sich verdammt viel Mühe, sich nicht zu vergreifen. Es wäre ihm schrecklich unangenehm, einen Fehler vor Kai zu machen.
Diesem aber schien es zu gefallen, er beobachtete die schlanken Finger, wie sie fast mühelos über die einzelnen Saiten fuhren. Nach den ersten Minuten traute sich Aoi einmal, zu Kai herüber zu sehen. Dieser beobachtete noch immer das Fingerspiel und Aoi war sogar erleichtert darüber. Er mag es also. Er sah noch weiter dann und wann mal zu Kai rüber, aber ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter, als Kai sich einmal über die Lippen leckte und ihn damit so aus dem Takt brachte, dass er gleich einen Takt doppelt spielte und leise fluchte, während sein innerer Aoi versuchte, die Fassung wieder zu erringen. Mensch, mach dich nicht so verrückt! Du tickst ja fast aus! Der Jüngere ärgerte sich über sich selbst. Als ob ich mir nie über die Lippen lecken würde. Ich habe dabei nie irgendwelche kranken Hintergedanken! Also reiß dich zusammen.
Er schnaubte einmal und sein Blick verfinsterte sich einen Moment, bevor er sich wieder entspannte. Das Lied war nun vorbei und er ließ die letzten Töne verklingen, bevor er seine Hände auf die Saiten der Gitarre legte.
"Das war doch toll."
Kais Lächeln war ehrlich, und trotzdem gefiel es ihm nicht. Er murmelte nur ein knappes "Danke.", bevor er die Gitarre wieder abschnallte und sie mit dem Verstärker zusammen in die Ecke brachte.
* * *
Schöne Finger. Schlanke Arme. Kai biss sich leicht auf die Lippe, als in seinem Kopf wieder Bilder auftauchten, die da gar nicht rein gehörten. Oh man. Ich hab da eindeutig genug von. Trotzdem konnte er solche Gedanken nicht verhindern. Starr ihn nicht so an. Sonst merkt er vielleicht noch was. Dennoch erwischte er sich immer wieder und wieder dabei, wie er mit den Augen von den Fingern zu anderen Körperteilen wanderte und sich sogar einmal über die Lippen leckte. Verdammt! Hör auf! Er hatte Aois Patzer sehr wohl bemerkt, auch wusste er, dass er der Grund war. Du hast dich bei den letzten Malen zu viel gehen lassen. Ich darf ihm das nicht so zeigen. Sonst klappt es nicht und ich krieg ärger mit dem Boss...
Ein Stich der Angst durchzog ihn, als er an seinen Boss dachte.
