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Mosaik

von

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Absurd

Hey Leute :-)!

Vielen Dank für Eure Geduld, hier kommt das 5. Kapitel und es ist - wie auch der Titel sagt - ganz schön absurd^^. Ich hoffe, Ihr mögt es und habt was zu lachen.

Danke für all die lieben Kommentare :-)!

Viele Grüße,

BlueMoon

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Zum zweiten Mal in dieser Woche hatte David eine kurze und anstrengende Nacht. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er seinen verwirrten Körper und seinen jammernden Magen unter Kontrolle gebracht hatte und als er endlich einschlief, waren seine Träume chaotisch und verstörend. Um zwanzig Minuten nach drei erwachte er schließlich davon, dass ihm eine dunkle Traumgestalt „BUMS“ ins Ohr brüllte.

David fuhr aus dem Schlaf und saß aufrecht in seinem Bett. Sein Atem ging schwer und auf seiner Stirn perlte Schweiß. Durch die zugezogenen blauen Vorhänge leuchtete matt das Mondlicht ins Zimmer. Er seufzte erleichtert, als er erkannte, dass er sich allein in seinem Zimmer befand und weit und breit keine finstere Schattengestalt namens Sascha zu sehen war.

Und dennoch... David fühlte wieder Dings’ Lippen auf den Seinen, seine Hand zwischen seinen Beinen... Hastig schüttelte er den Kopf, um diese Empfindungen loszuwerden. Er wischte sich mit dem nackten Arm die Schweißtropfen vom Gesicht, legte sich wieder hin und dachte mit aller Kraft an seine letzte Cellokomposition. Doch jetzt zu versuchen, wieder einzuschlafen war vergebliche Liebesmüh.
 

Sein Magen knurrte so laut, dass er sich am Liebsten die Ohren zu gehalten hätte und das nagende Hungergefühl war inzwischen so stark geworden, dass er es nicht mehr ignorieren konnte. Es half alles nichts. Er musste aufstehen und etwas essen.

Also hievte er sich ächzend aus seiner Bettdecke und erhob sich wacklig. Vorsichtig tapste er zu seiner Zimmertür, legte sein Ohr an das kühle Holz und horchte angestrengt. Es würde ihn nicht wundern, wenn Mr. Ich-Will-Dich-Bums-Nennen draußen am Treppenabsatz patrouillierte, um ihn abzufangen, sobald er sein Zimmer verlassen wollte. Doch auf der anderen Seite schien alles still zu sein. Himmel, er wurde wirklich langsam paranoid. Das war doch bescheuert. Wieso sollte Dings um diese Uhrzeit vor seiner Tür hocken?

Trotzdem schlich David zu seinem Regal hinüber und sah sich seine Bücher an. Er entschied sich für Harry Potter und der Orden des Phönix. Es war das dickste Buch, das er in seiner Sammlung hatte und es sollte schwer genug sein, um Mr. Ich-Knutsch-Dich-An-Die-Wand im Notfall k.o. zu schlagen.
 

Mit seiner Waffe unter dem Arm, schloss David so leise wie möglich die Tür auf und tappte auf den Flur hinaus. Noch immer trug er nur eine Boxershorts und ein T-Shirt. Er blieb stehen und lauschte mit angehaltenem Atem in die Finsternis. Nichts. Absolut nichts war aus seinem Ex-Zimmer zu hören. Genauso wenig wie aus dem zweiten Raum rechts, der neben Davids eigenem. In diesem Zimmer schliefen die Zivis, die Nachtschicht hatten und nicht im Zentrum wohnten. Ab diesem Abend also Ben.

Lautlos atmete David aus und huschte auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und den dunklen Flur entlang. Aus dem Heizungsraum erklang gedämpft das Rauschen der Waschmaschine.

In der Zivi-Küche angekommen, seufzte David erleichtert. Der Raum war dunkel, aber vertraut. Der Esstisch war abgeräumt worden und trug kein Zeichen des vergangenen Höllenessens mehr. Die Tür zum Seminarraum stand offen. David verfluchte den Umstand, dass es keine Tür gab, die die Küche vom Flur trennte. So konnte er kein Licht machen. Doch zum Glück fiel genug Mondlicht durch das Fenster hinein, es würde schon gehen. David legte Harry Potter auf das kleine Sofa und öffnete den Kühlschrank.
 

Drei Minuten später ließ er sich neben das Buch auf das Sofa fallen und rührte hungrig in einem dampfenden Plastikbecher mit Instandnudeln in Tomatensoße. Er war wütend auf den Wasserkocher, da dieser sein Wasser so übertrieben laut gekocht hatte. Fast hatte David damit gerechnet, dass Sascha jeden Moment johlend aus seinem Zimmer gestürmt kam. Doch von oberhalb der Treppe war glücklicherweise noch immer kein Laut zu hören.

David unterdrückte ein Gähnen und überlegte, ob Wahnsinn eventuell ansteckend war. Da trampelte dieser geisteskranke Kerl in sein Leben und machte ihn innerhalb von zwei Tagen so verrückt, dass er es jetzt für lebenswichtig hielt, um halb vier Uhr morgens in der unbeleuchteten Zivi-Küche zu sitzen, mit einem Harry Potter-Band bewaffnet. Er benahm sich wirklich lächerlich. Zugegeben, Dings hatte ihn gegen seinen Willen geküsst und befummelt, doch schließlich hatte er ihn doch abschütteln können. Wieso hatte er es dann bitte nötig, sich wie ein Irrer aufzuführen?
 

Er rührte ein letztes Mal den Inhalt des Topfes um und begann dann endlich zu essen. Es schmeckte wunderbar. Wie hatte er nur jemals ein Steak diesen Nudeln vorziehen können? Das würde ihm nicht noch einmal passieren. Scheiß auf Steak, Scheiß auf Mr. Ich-Grapsch-Dir-Unerlaubt-Zwischen-Die-Beine.

David hatte sich gerade den letzten Rest seiner Nudeln in den Mund geschoben, als er ein Geräusch vernahm. Augenblicklich erstarrte er und lauschte mit aller Kraft. Tatsächlich. Im zweiten Stockwerk knarrte eine Tür und dann – hörte er leise Schritte auf der Treppe. Blankes Entsetzen packte David. Das war er! Das war Sascha und er war auf dem Weg in die Zivi-Küche! Zu ihm!

David schluckte hastig ohne vorher zu kauen und sprang lautlos auf die Füße. Dabei vergaß er ganz seinen fast leerer Becher Nudeln und seinen Löffel. Beides fiel klappernd zu Boden.

„Verfluchte Scheiße!“, zischte er verzweifelt. Die Schritte auf der Treppe waren verklungen.

„Hallo? Ist da jemand?“, hörte er eine Stimme unsicher fragen.
 

Saschas Stimme! Ganz sicher! Er hatte ihn gehört, jetzt wusste er, dass er hier war. Er konnte sich nicht mehr verstecken. Da half nur noch eins!

David ließ die Beweise auf dem Boden liegen, packte Harry Potter und presste sich rücklings zwischen Sofa und Durchgang zum Flur still an die Wand. Präventivschlag!

Sein Herz hämmerte einen ohrenbetäubenden Trommelwirbel, seine Hände waren feucht. Er vernahm, wie Mr. Ich-Treibe-David-In-Den-Wahnsinn sich wieder in Bewegung setzte und den Flur entlang, unabwendbar auf die Zivi-Küche zu ging. Langsam hob David das Buch. Seine Hände waren ganz ruhig. Dann durchschritt eine Gestalt den Durchgang.

Ohne zu zögern, hob David das Buch und schlug mit voller Wucht zu. Jemand schrie erschrocken auf und der schwere Band traf krachend auf zwei Arme, die schützend vor einen Kopf geschnellt waren.

„HEY! WAS SOLL DAS?!“, brüllte die Gestalt. David zuckte zurück und riss die Augen auf. Der Jemand vor ihm war dick und untersetzt und ganz offensichtlich nicht Sascha. Nein, ganz und gar nicht. Es war Ben.
 

„Oh, Scheiße...!“, fluchte David und warf das Buch hinter sich auf das Sofa, „Ben, bist du okay? Tut’s dolle weh?“

„David?“, stieß Ben hervor und schlang seine vermutlich schmerzenden Arme umeinander, dann legte er los, „BIST DU BESCHEUERT?! WAS SOLLTE DAS DENN?!“

„Entschuldigung! Es tut mir Leid!“, beeilte sich David zu sagen und tastete nach Bens breiter Schulter, um ihn zu beruhigen, „Das war keine Absicht! Ich dachte, du wärst jemand anderes!“

„JEMAND ANDERES? UND WER BITTE SCHÖN?!“

„Hör bitte auf zu schreien! Ich dachte, du wärst...,“ er stockte, plötzlich wurde ihm die Absurdität der Situation bewusst, „Ich dachte, du wärst...ein Einbrecher...,“

„EIN EINBRECHER?!“

„BEN! JETZT HÖR AUF ZU BRÜLLEN, DU WECKST NOCH DAS GANZE HAUS!“
 

In der nächsten Sekunde vernahm David hektische Schritte und noch bevor er eine Bewegung machen konnte, kam eine weitere Gestalt in den Raum geschlittert. Sie war groß und schlank und trug nur eine lange Schlafanzughose.

„Was ist passiert?“, keuchte sie, „Ist alles okay?“

Es war Sascha. Er war blass im Gesicht und seine Haare standen in alle Richtungen ab. David versteinerte von Kopf bis Fuß. Er und Ben starrten den Neuankömmling an.

„Sascha!“, keuchte der dicke Zivi und atmete flach, „Was... Was machst du denn hier?“

„Wa... Ihr... Ich habe es krachen und schreien gehört und da...,“ antwortete Dings kopflos, David hätte es nicht für möglich gehalten, dass er so aufgeregt sein könnte, „Ich dachte, es wäre was passiert...! Was... Was macht ihr hier? Mitten in der Nacht? Warum... Warum schreit ihr so rum?“

„Frag ihn!“, fauchte Ben und deutete anklagend auf David, „Ich kam in die Küche und er hat mir eins übergezogen!“

Saschas Augen richteten sich auf David. In der Dunkelheit der Zivi-Küche waren sie nur schwarze Abgründe in weißlichem Nebel.
 

David wollte gerade zu einer Verteidigung ansetzen, deren Inhalt er noch nicht genau kannte, als ein neues Geräusch erklang. Ein donnerndes Krachen. Ganz in der Nähe. Synchron fuhren die drei Zivis japsend zusammen.

„Was war das?“, piepste Ben und grub seine Fingernägel in Davids Arm.

„Keine Ahnung...,“ hauchte David.

Sie lauschten angespannt. Ihr Atem klang keuchend in der Stille der Nacht. Davids Herz schlug so laut, dass er sich kaum auf andere Laute konzentrieren konnte. Es krachte wieder und erneut zuckten alle drei heftig zusammen. Sascha ging in die Hocke und kauerte sich am Boden zusammen. David und Ben taten es ihm automatisch nach. Es polterte ein drittes Mal und nun vernahmen sie außerdem noch ein Brüllen, leicht gedämpft, als ob es durch Stein zu ihnen hindurch dringen würde:

„MATHILDA! MACH AUF, MÄUSCHEN! ICH BIN WIEDER DA!“

„Da... Da ist jemand...,“ flüsterte Ben vollkommen unnötig, seine Stimme zitterte.

Panisch blickten sie sich um. David wirbelte zum Fenster herum und erwartete fast eine riesige Kreatur draußen stehen zu sehen, schwarz, mit leuchtenden Augen und blutenden Fäusten. Doch es war niemand da.
 

Es donnerte wieder und erneut begann jemand rau zu brüllen.

„MATHILDA! LASS MICH REIN!“

Die drei Zivis drückten sich eng aneinander.

„Der Seminarraum...,“ wisperte David plötzlich.

Schweratmend starrten sie sich an.

„Du meinst...?“, hauchte Ben.

Es krachte wieder.

„Ich seh nach!“, zischte Sascha, wandte sich zu der offenen Tür zum Seminarraum um und begann leise und auf allen Vieren auf sie zu zukriechen.

„Warte!“, hauchte David, in seinen Ohren rauschte es, alle seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, „Ich komme mit!“

Er machte sich von Bens Klammergriff los und kroch Sascha hinterher.

„Wartet auf mich!“, fiepte Ben und beeilte sich, ihnen nach zu krabbeln.
 

Stück für Stück, noch immer am Boden kniend, streckten sie die Köpfe um den Türrahmen und blickten in den ausgestorbenen Seminarraum hinein. Durch Ben, der sich angstvoll fest an ihn drückte, wurde David eng an Sascha gepresst. Seine nackte Haut fühlte sich auf seiner eigenen unglaublich heiß an. Fast spürte er den fremden, wilden Herzschlag durch ihren Körperkontakt in sich selbst übergehen. David schluckte trocken.

Dort, hinter der gläsernen Seminarraumtür zum Hof hinaus, halb verdeckt von den Tischen und Stühlen, die in der Mitte des Raumes standen, hockte jemand. Eine massige Gestalt, mit dem Rücken zur Tür.

„Da... Das ist bestimmt ein Betrunkener...,“ quiekte Ben und David spürte, wie er bebte.

„Vielleicht will er ein Tier bringen?“, flüsterte David, „Aber...um diese Uhrzeit...?“

„Und dann würde er nicht nach Mathilda rufen...,“ wisperte Sascha zurück und sah ihn von der Seite her an. Plötzlich wurde David bewusst, wie unheimlich nah sie sich waren und er rückte unvermittelt einige Millimeter von Dings fort. Sein Hirn schaltete sich langsam wieder ein und verdrängte einen Teil seiner Panik. Das war doch total absurd! Hier hockten sie zu dritt am Boden und hatten Angst vor einem Betrunkenen, der nachts an eine Tür hämmerte.
 

„Einer von uns...,“ flüsterte er und bemühte sich, seine Stimme fest und ruhig klingen zu lassen – gar nicht so einfach, wenn einem der Schreck noch so dermaßen in den Knochen steckte, „...muss da raus gehen und ihm sagen, dass er hier an der falschen Adresse ist. Hier wohnt keine Mathilda.“

„Du hast Recht...,“ stimmte Sascha zu und sie beide blickten zu Ben hinüber. Der schaute zurück.

„Ich geh da nicht raus!“, fauchte er sofort.

„Aber du hast Nachtschicht!“, zischte David durch die Schwärze. Draußen begann der Betrunkene leise und lallend vor sich hin zu singen.

„Na, und?!“, fiepte Ben, „Ich müsste schon längst in der Futterküche sein und den letzten Hasen füttern. Ich–,“

„Ich geh schon!“, flüsterte Dings plötzlich und erhob sich langsam. David sah vom Boden zu ihm auf. Sein Puls pumpte verzweifelt Blut durch seine Venen, seine Haut prickelte. Er verspürte wie Ben nicht die geringste Lust, nach dort draußen zu gehen und einen besoffenen Riesen vom Gelände zu schicken. Dennoch...er fühlte sich für diese ganze bekloppte Situation verantwortlich. Sein Verfolgungswahn war Schuld.
 

„Ich komme mit...,“ wisperte er entschlossen und stand ebenfalls auf. Sascha betrachtete ihn kurz, dann huschte ein unmerkliches Lächeln über sein Gesicht. Jedoch nicht gefährlich und anzüglich wie sonst, sondern eher...dankbar.

„Okay...,“ hauchte er.

David wandte sich an Ben:

„Hast du deinen Schlüssel?“

Der dicke Zivi kramte in der rechten Hosentasche seiner Jeans und reichte ihm einen Schlüsselbund. David nickte Dings zu und gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Ben blieb hockend im Türrahmen zur Zivi-Küche zurück.

Ihre bloßen Schritte klangen hell und klatschend auf dem Parkettboden, als sie sich der Seminarraumtür näherten. David zitterte ein wenig und widerstand der Versuchung, sich wieder näher an Sascha zu drücken. Dann erreichten sie die Tür. Mr. Todesmutig hob die Hand und klopfte mit den Fingerknöcheln sanft an die Glasscheibe der Tür. Diesmal war es der Mann draußen, der zusammen zuckte. Er wandte sich um. Der Mond beschien sein Profil. Tiefe, dunkle Furchen zogen sich durch seine Miene, seine Augen wirkten alt und traurig.
 

Wankend erhob er sich und tappte einige Schritte von der Tür zurück, sodass David die Tür aufschließen konnte. Er war fast zwei Meter groß und hatte Muskeln wie ein Bodybuilder.

„Guten...Abend...,“ begrüßte Sascha ihr Gegenüber behutsam.

„N’Abend...,“ antwortete der Bodybuilder unsicher und deutlich lallend, „Ich bin der Leopold. Ist...ist Mathilda nicht da?“

„Nee, ich fürchte nicht...,“ erwiderte Sascha vorsichtig, „Ich denke, Sie haben sich im Haus geirrt... Hier wohnt keine Mathilda. Dies hier ist das Tierschutzzentrum.“

„Oh...,“ machte Leopold bekümmert und kratzte sich den Bauch, „Ich...hatte mich schon gewundert...wo die Hecke geblieben ist...,“ er ließ seinen trüben Blick über die Backsteinmauern des Zentrums wandern, „...da habe ich wohl...was übersehen...,“

„Vermutlich...,“ sagte Sascha freundlich, „Wenn Sie mir die Adresse sagen, kann ich Sie...nach Hause bringen, wenn Sie möchten...,“
 

David traute seinen Ohren nicht. Hatte er ihm das gerade wirklich angeboten? Er wollte Mr. Lebensmüde gerade auf den Fuß treten, als Leopold wieder das Wort ergriff:

„Nee, nee...lass man, Junge... Ich schaff das schon... Jetzt fällt es mir wieder ein... Sie sagte, die zweite Straße rechts...,“ er räusperte sich und winkte, „Gute Nacht. Sorry, dass ich solchen Krach gemacht hab...,“

Wankend und leise singend machte sich Leopold auf den Weg zu Mathilda.

David und Sascha blickten ihm nach, bis er hinter der Häuserecke verschwunden war. Dann machten sie die Tür wieder zu und David schloss ab. Einmal. Dings seufzte laut.

„Boah, so ein Stress mitten in der Nacht... Ben, du kannst aufstehen, er ist weg...!“

Sie hörten ein eiliges Kleiderrascheln, dann tauchte Bens Kopf auf.

„Na, endlich...,“ murrte er, „Gib mir meinen Schlüssel wieder, ich muss jetzt zu den Hasen...,“

David gab ihm sein Schlüsselbund zurück und ohne ein weiteres Wort hastete der dicke Ben durch die Zivi-Küche hindurch und über den Flur. Hinter ihm fiel die Tür zum Hof leise klickend ins Schloss.
 

David schnaubte.

„So ein Vollidiot!“

Sascha blickte ihn an und David blickte zurück. Auf Dings Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Aber auch dieses Grinsen war anders, als sein übliches Sexgrinsen. Es war freundlich und erleichtert und sympathisch. Dann begann er zu kichern und schüttelte den Kopf. David starrte ihn an und – begann ebenfalls leise zu lachen. Und mit jeder lachenden Sekunde spürte er, wie der Schreck und die Panik aus seinem Körper wich und er sich entspannte. Was für eine absurde Nacht.

„Komm...,“ forderte Sascha ihn lächelnd auf, „Trinken wir was.“

David folgte Dings schmunzelnd in die Zivi-Küche. Während der Andere den Kühlschrank öffnete und eine weiße Glasflasche herausholte, sammelte er seinen leeren Nudelbecher und den Löffel vom Boden auf und warf beides in die Spüle. Darum würde er sich am Morgen kümmern.
 

Sascha lehnte sich an den Kühlschrank, schraubte den Deckel der Flasche auf und nahm ein paar große Schlucke. Er ächzte zufrieden und reichte sie anschließend David. Ohne auf das Etikett oder den beißenden Geruch zu achten, setzte er an und trank. Es war Wodka, er verbrannte ihm Mund und Rachen und füllte ihn mit Wärme. Er hustete etwas, wischte sich über die Lippen und sah Mr. Trinken-Wir-Was nachdenklich an.

„Das war...klasse...wie du das mit...Leopold...,“ er gluckste leise, „...geregelt hast. Ich...hätte nie erwartet, dass du...,“ er zögerte. Er wollte nicht gemein klingen, doch es war ja die Wahrheit, „...dass du so mit Menschen umgehen kannst...,“

Dings erwiderte seinen Blick. Das Mondlicht, das durch das Fenster fiel, malte Muster auf seinen nackten, durchtrainierten Oberkörper, sein Haar fiel ihm inzwischen weich in die Stirn, sein markantes Gesicht war entspannt und ohne jeglichen Hauch einer bösen Absicht. Er sah richtig...gut aus. Verflucht!

„Ich...mag Menschen, besonders Kinder...,“ meinte Sascha schließlich, „Eigentlich auch lieber als Tiere...,“
 

David stutzte und nahm noch einen Schluck Wodka.

„Wieso machst du deinen Zivi dann hier und nicht...zum Beispiel in einem Kindergarten oder so?“

„Weil...Bettina meine Tante ist,“ lautete die knappe Antwort und Dings zuckte die Schultern. Als er wieder sprach, klang ein wenig unterdrückte Bitterkeit in seinen Worten mit.

„Meine Mutter...hat das geregelt. Sie meinte, es würde mir gut tun...,“

„Und hat sie Recht?“, wollte David wissen und reichte ihm die Wodkaflasche zurück.

„Vielleicht...,“ antwortete Mr. Immer-Für-Überraschungen-Gut und seine Stimme verlor sich in der immer noch finsteren Zivi-Küche. Er nippte an der Flasche, seine dunklen Augen auf David gerichtet. Der witterte augenblicklich Gefahr und runzelte die Stirn (wo war das Buch...?). Aber in Dings Miene war noch immer kein Anzeichen eines möglichen Hinterhalts zu entdecken. Er schien lediglich in Gedanken zu sein.

„Ja... Ja, doch... Ich glaube, dass es mir gut tun wird...,“ sagte er schließlich, senkte den Blick und streichelte geistesabwesend mit seinem Zeigefinger den Flaschenmund, „Es...ist eine Ehrlichkeit in allem hier, die... Na ja, es...es ist schön hier...,“
 

Sein Gesicht hob sich wieder und seine Augen suchten erneut die Davids. Sie sahen sich an und schwiegen. David öffnete den Mund. Er wollte fragen, was los war, wieso er plötzlich so anders war. Hatte er ihm nicht am vergangenen Abend noch ein Blow-Job Angebot gemacht und ihm danach ungestüm zwischen die Beine gefasst, um ihn zu verführen? Wieso stand er dann jetzt reglos vor ihm, befingerte eine Flasche und sagte sowas eigentümlich Sanftes. Danach hatte er wirklich eine Bewusstseinsspaltung?

Mit einem Mal kam sich David bescheuert und fies vor. Er hatte dem dicken Ben tatsächlich eins über die Rübe gebraten, weil er gedacht hatte, es wäre Sascha. Dieser Verfolgungswahn hatte ihn kontrolliert, sodass er sich benommen hatte wie ein Riesenesel. Er wusste selbst nicht genau weshalb, doch plötzlich verspürte er den Drang, sich bei Dings zu entschuldigen. Aber für was? Mr. Schizophren hatte schließlich keine Ahnung von den näheren (und ferneren) Umständen der nächtlichen Ruhestörung und der Bedeutung des Harry Potter-Bandes, der irgendwo hinter ihm auf dem Sofa lag und jetzt sicher eine Delle hatte.

Er wusste, wenn Sascha jetzt versuchen würde, ihn zu küssen, dann würde er sich nicht dagegen wehren. Und dieses Wissen...machte ihm Angst.
 

Sobald David das erkannt hatte, zuckte sein ganzes Ich zusammen. Er musste schleunigst ins Bett kommen, bevor er einen Fehler beging, den er später garantiert bereuen würde.

„Ich... Ich denke, ich sollte jetzt ins Bett...,“ murmelte er unsicher und griff nach dem Buch, das seelenruhig und zum Glück beulenlos auf dem Sofa lag.

„Ja, du hast Recht...,“ schreckte auch Dings aus seinen Gedanken und stellte die Wodkaflasche zurück in den Kühlschrank. Gemeinsam gingen die beiden Zivis schweigend den Flur entlang und die Treppe hoch. Am Treppenabsatz verabschiedeten sie sich und Sascha ging kommentarlos in sein Zimmer. Auch David schloss seine Zimmertür hinter sich. Er blieb stehen und wartete, lauschte, auf erneute Schritte, ein Klopfen an der Tür, aber alles blieb still. Dings kam nicht noch einmal zurück.

Leise ließ David die Luft aus seiner Lunge entweichen und berührte den Schlüssel, der im Schloss steckte. Doch er schloss nicht ab. Stattdessen räumte er Harry Potter in das Regal und kuschelte sich anschließend ins Bett.

Er horchte, doch alles, was er hörte, war Franziska, die Uhudame, die leise in der Ferne huhute. David schloss die Augen. Das war doch absurd.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Seme-Aoi-chan
2008-09-13T18:01:42+00:00 13.09.2008 20:01
oho, der hat ja verfolgungs wahn!
*lach*
na wenigstens entspannt!
war auf jeden fall, wiedermal, klasse geschrieben,
großen aplaus

Von:  Red_Die
2008-09-01T21:08:39+00:00 01.09.2008 23:08
Neues Kapi, Neues Kapi, Neues Kapi~~~~
*grinsl* ^.^
Und nu hab ich endlich Zeit es zu lesen *____*
Dann will ich mal nicht länger warten und mich deinen Ergüssen hingeben ;)

Jai~~~ Dings xDDD
*lach*
hatte ich fast wieder vergessen XD
Aber mir gefällt der 'Name' noch immer *___* XD

Da hat jemand ein wenig Verfolgungswahn wie mir scheint o___o
Armes David >____< ^-^

Harry Potter um Dings niederzustrecken oo
Auch net schlecht XDDD

Er hats heil und sicher in die Küche geschafft ^.^
Nu... soll ich mich freuen oder nicht oo
Ein Übergriff von Dings wär sicher wieder lustig gewesen XD
Aber ob das Davids Nerven mitmachen würden >___<
brauchen ihn ja noch für deine FF XDD

Extrme Panik vor Dings wie es scheint oo
Armes Buch >___< XD

*lach*
und dann isses nicht mal Dings XD
Armes Ben o____o
aber scheint ja noch ganz zu sein der Gute ^.^

Ui oo
Geschrei weckt Dings XD
bzw. lockt ihn an XDDD *lach*

o_____o
*glubsch*
Was ist nu los????? >____<
*an weiterlesen mach*

Uuuuh~
Dings der tapfere, mutige Kerl oo
Will er David beeindrucken *___*
^.^
*grinsl*

Komischer Kerl der Besoffene XD
*lach*
und eigentlich total Handzahm der GUte XDDDDD

Hm~..
Die beiden sind alleine >___<
Wai xD~
Davids Verhalten ist...iwie...schnuffig ^-^ XD

Dings war ganz brav o___o
wahnsinn ><
hat nüx gemacht ><
Gut für David ^-^
Wird er wieder ruhiger und vielleicht auch..zutraulicher im Bezug aud Dings/Sascha XDDD
*lach*

Kapitel hat mir wirklich wieder gut gefallen ^-^
Und ich bin auch weiterhin gespannt und neugierig wie es mit den beiden Hübschen weitergehen wird ^^
Demnach werd ich wie sonst auch Geduldig oder auch Ungeduldig auf das nächste Kapitel warten ^-^
*grinsl*

Liebe Grüße
*knuddlz*
Daidai~
Von: abgemeldet
2008-09-01T15:26:01+00:00 01.09.2008 17:26
LOL....
alsoich find deine ff einfach nur hammermäßig geil xDDDD
ich liebe immer diese 'Mr. bla-bla-bla'-sprüche....das is so geial
ich könnt mich immer wegschneißen vor lachen XDD
also ich bin schon soooooooooo gespannt wie das jetzt mit den beiden weiter geht...
deswegen schreib bitte ganz ganz gaaaaaaaaaaanz schnell weitter
*tellergroße glubschaugen mach*
bis denni
*wink*
*kekse da lass*
lg hiza ^-^
Von: abgemeldet
2008-09-01T10:36:41+00:00 01.09.2008 12:36
*lol*
ich glaube, der gute is e bissel paranoid. ich stell mir das sehr lustig vor, wenn sascha plötzlich ausem schatten heraus david anspringt.
das paarungsverhalten wild gewordener menschen. hehe

ahhh! missbrauch von büchern >////< schweinerei xD

*lach* er hat ihm tatsächlich eine rübergezogen. also nicht sascha. aber trotzdem. er 'wollte' ihm einen rüberziehen. hehe

xDDD es sind drei kerle, gegen einen. ich glaube nicht, dass ben so große angst haben muss. *ihn poke* *poke poke* wirklich absurd. *g*

*schnurrrz* sascha mit freiem oberkörper... *david weiter dran drück* hehe. ich glaube sascha freut sich über diese situation ganz dolle. xD

kawaii desu ne. ich mag es wenn sascha lächelt. muss jetzt ein wenig schmachten... ~///~

*looooooooooooooooooool* die hecke übersehen? *rummroll* oh man. der is so zu, da is es ja fast scho wieder niedlich!

wow. nach diesem vorfall sind dings und bums ja richtig handzahm geworden... nicht.


*schnurrz* david hat zugegeben, dass dings gut aussieht *.* und wie er gut aussieht!!!! fortschritt numero zwei!

wo ist das buch? *lol* da hast de von! Wenn man so unvorsichtig mit büchern umgeht. Einfach wegwerfen. Tze. Aber keine delle. Na ja. Gut. Dann lass ich das noch mal druchgehen :p

mou. Das is. Schön. I-wie. Hätten sie sich zum abschluss noch geküsst. Dann wäre das beinah wie ein date gewesen hihi

ich lieee~be diese geschichte. Und wie sie sich entwickelt. Ich freu mich schon drauf, wenn david mal den ersten schritt macht *fg*

bin aufs nächste kapi gespannt *flausch*
liebe grüße
milli ^-^

Von:  Snaked_Lows
2008-08-31T11:17:21+00:00 31.08.2008 13:17
Ich muss Paperflower für den Tipp wirklich danken!!!
Deine Geschichte ist wirklich so klasse, wie sie sagte!!!!!!!!!!
Ich hoffe, es geht schnell weiter!!!!
Von:  -Fluffy-
2008-08-30T19:54:12+00:00 30.08.2008 21:54
Armer Ben, den hat´s wirklich schlimm erwischt. So ist es eben, wenn Freunde unter Verfolgungswahn leiden. *lach* Ich glaube auch, Sascha ist ist nicht so oberflächlich, wie er sich gibt. Irgendwie steckt da mehr dahinter. Die Sache mit dem Betrunkenen hat er super gemeistert. Da hat man gesehen, das er auch ernst sein kann.

LG, das Fluffy
Von:  Kari-chan07
2008-08-30T12:49:51+00:00 30.08.2008 14:49
Echt ein tolles Kapitel ^^
Leopold xDDD Herrje, betrunkene sind echt ne Wissenschaft für sich xD Aber immer wieder amüsant ^.~

Freu mich schon aufs nächste Kapi und wie`s bei David und Sascha weitergeht ^~^

Liebe Grüßlis
Kari ^o^
Von:  Ur
2008-08-30T11:24:21+00:00 30.08.2008 13:24
Boah o.O Da war einer vor mir da *murr*

Nun ja...xD Ich habe immer noch Lachtränen in den Augen :D 'MATHILDAAA'
Hach wie schön xD Vor allem, dass du zwei eher absurde Namen gewählt hast, machte die Sache noch lustiger *schmunzel* Und Dann der Satz mit der Hecke :D

Ich mag Sascha...Er ist ein bisschen Brian *O* Ich werde unkonstruktiv, aber ich muss immer wieder matt kichern, das macht es nicht wirklich leichter ;)

Alsi ich hab ja auch die Stelle geliebt, an der David dachte, wenn Sascha ihn jetzt küssen würde, dann würde er sich nicht wehren... >//<
L I E B E

Alles in allem ein sehr lustiges und schön geschriebenes Kapitel, das den Titel 'absurd' tatsächlich verdient hat ;) Ich freue mich auf mehr,

Lieb dich über alles *knutsch*
Von: abgemeldet
2008-08-30T11:16:47+00:00 30.08.2008 13:16
Wieder ein sehr schönes Kapitel - besonders Ben und Leopold mag ich MATHILDA?!?! *grins* "Hab mich schon gewundert wo die Hecke hin ist..." sehr schön xD

Und Ben ist ja nen Totalwaschlappen... Will man garnicht glauben, dass es solche Menschen wirklich gibt ;)

Bin schon gespannt auf Teil 6 ;)

Liebe Grüße
Kevin


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