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Liebesbrief

von

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Der Charakter eines Menschen

„Hitsugi! Hitsugi!“, höre ich Sakito rufen und sofort beginne ich zu lächeln. Denn ich kann mir schon denken, was ihn so glücklich macht. Meinen Kopf drehe ich Richtung Tür, die gerade lauthals aufschwingt und ich kann das Grinsen meines besten Freundes geradezu sehen.
 

Nun. Ich würde es sehen. Wenn ich die Fähigkeit dazu hätte. Aber Sehen ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Schon immer gewesen, wird es immer sein. Es ist ja nichts Schlimmes. Denn ich habe ja Freunde. Ni~ya, Ruka und Sakito. Allen voran Sakito. Obwohl. Meine Brieffreundschaft liegt mir auch sehr am Herzen.

Wie ein Blinder eine Brieffreundschaft haben kann? Ganz einfach. Sakito liest mir die Briefe vor, ich diktiere ihm meine Antworten. Er ist der Einzige, der von ihm weiß. Der Einzige, der diese Briefe zu Gesicht bekommt. Vorsichtig tastete ich nach Sakitos Hand, als er sich vor mir niedergelassen hat.
 

„Nun spann mich nicht auf die Folter, was schreibt er? Los, mach den Brief auf!“, fordere ich ungeduldig. Ich kann ihn lachen hören und muss wieder lächeln. Sakito ist ein fröhlicher Mensch, das färbt ab. Ich höre das Papier rascheln, hibble ungeduldig auf dem Boden herum, murre auf, als ich bemerke, wie langsam mein bester Freund das Papier auseinander faltet.
 

„…hallo Hitsugi,

ich habe mich sehr über deinen Brief gefreut und ich hoffe, dir geht es genauso mit meinem.

Sei mir bitte nicht böse, dass ich dich nicht frage, wie es dir geht. Denn wenn ich dich jetzt frage und du mir eine Antwort schreibst, geht es dir vielleicht wieder anders, bis dein Brief endlich bei mir ist. Mit so überflüssigem Zeug will ich mich dieses Mal nicht abgeben, verzeih mir.“
 

Sakito verstummt. Ich runzle die Stirn und drehe meinen Kopf zu ihm. „Was ist los?“

„Irgendwie… ist etwas anders, merkst du das nicht?“ Ich nicke. Ja. Sonst schreibt Yomi anders. Wie anders, weiß ich nicht. Aber ich bemerke, dass es noch etwas folgen wird, etwas Wichtiges. „Ja… aber nicht schlecht. Lies weiter.“
 

„Seit einiger Zeit mache ich mir viele Gedanken und nun will ich dich um Rat fragen. Muss man wissen, wie der gegenüber aussieht? Muss man ihn zu Gesicht bekommen haben? Oder kann man sich in den Charakter eines Menschen verlieben? Schließlich ist jeder Charakter etwas Besonderes. Man kann die einzelnen nicht miteinander vergleichen, denn jeder ist auf seine Art und Weise einzigartig. Also muss es doch möglich sein, oder nicht? Ich denke viel darüber nach. Mir wird immer wieder bewusst, wie traurig ich es finde, dass wir uns nicht sehen, nicht sehen können…“
 

Seufzend senke ich meinen Kopf und mein Gegenüber unterbricht das Vorlesen. Das macht er immer, wenn er weiß, dass ich das brauche. Er weiß immer, wenn ich über etwas nachdenken möchte. Meine folgenden Worte, sieht Sakito als Bitte fortzufahren. „Ich finde es auch traurig…“
 

„Aber ich will dich nicht quälen. Deswegen will ich dich nicht sehen. Noch nicht. Ich kann mir denken, dass es schlimm für ich ist, wenn du weißt, dass ich bei dir bin, du mich aber nicht sehen kannst.“
 

Wie Recht er doch hat. „Warum hörst du auf?“

„Ich… dachte du willst nachdenken?“ Ich lächle ihn an.

„Dieses Mal nicht.“ Er nickt und liest weiter.
 

„Obwohl ich sagen muss, dass es mir schwer fällt. Ich will dich sehen, aber wir sind weit voneinander entfernt. Wir haben uns aus den Augen verloren, auch wenn wir uns noch nicht gesehen haben, aber aus dem Sinn, sind wir noch lange nicht. Ich will daran glauben, dass man sich in eine Seele verlieben kann, ohne die dazugehörige Hülle gesehen zu haben.“
 

Langsam wundere ich mich. Sonst ist er nicht so philosophisch. Er schreibt sonst recht frisch, bringt mich mit seinen Briefen zum lachen, aber nicht zum nachdenken. Ich beginne mir Sorgen zu machen, aber Sakito merkt es nicht und liest weiter. Ich bekomme kaum etwas mit.
 

Ich habe ihn wirklich gern. Es fühlt sich immer sehr schön an, wenn ich erfahre, dass er mir geschrieben hat. Aber ich kann es nicht einordnen. Dieses Gefühl. Es macht mich glücklich und bringt mich dazu, mich gut zu fühlen. Sakito weiß nichts davon und ich beschließe ihm jetzt wieder richtig zuzuhören, weil ich bestimmt schon Einiges nicht mitbekommen habe…
 

„… unsere Briefe immer wichtiger geworden und jetzt warte ich schon fast jeden Tag darauf, dass du mir schreibst. Ich würde dich gerne sehen, aber ich verzichte, weil du mich nicht sehen kannst. Das ist schwer. Aber für dich tue ich es ohne zu zögern.“
 

Er wiederholt sich. Also fällt es ihm schwer, etwas ganz Bestimmtes zu schreiben, das macht er immer. Er schreibt, als würde er reden, das finde ich schön. So habe ich manchmal das Gefühl, dass er mir Dinge erzählt, auch wenn ich seine Stimme nicht kenne. Ich habe auch keine Vorstellung davon.
 

„Worauf ich eigentlich hinaus will, ist…“
 

Sakito hält Inne und ich schließe meine Augen. Mein Herz schlägt schneller. Warum? Und warum will ich, dass Sakito endlich weiter liest? Warum will ich jetzt so schnell es geht zu Yomi? Ich weiß es nicht, aber es interessiert mich auch nicht. „L-lies weiter.“
 

„… ich glaube, ich habe mich in deinen Charakter verliebt.“
 

Ich halte die Luft an und spüre, wie sich ein angenehmes Gefühl in meiner Magengegend ausbreitet. Es soll nicht mehr weggehen.

„Mehr hat er nicht geschrieben.“, klärt mich mein bester Freund auf und ich nicke bloß schwach. „Wie fühlst du dich?“

„G-gut…“
 

Sakito steht auf und sucht Papier und einen Stift. Das macht er immer, denn ich will direkt antworten, genauso, wie das letzte Mal auch. Ich antworte immer sofort, weil ich sonst noch vergesse, was in seinem Brief gestanden hat. Während Sakito in der Schublade kramt, denke ich immer wieder über die Frage nach. Kann man sich in den Charakter eines Menschen verlieben?
 

„Ja… denn wir beide haben es…“
 

Ich höre, wie der Stift auf dem Papier kratzt. Sakito hat es sofort aufgeschrieben. Ein leichtes Lächeln erscheint auf meinen Zügen und ich drehe meinen Kopf in seine Richtung. Ich weiß genau, was ich zu tun habe…
 

„Schreib, dass ich ihn sehen möchte…“
 

_Owari_



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  ChiChii
2012-05-10T14:24:53+00:00 10.05.2012 16:24
Das ist total süß!
Es stimmt total, dass der Charakter wichtig ist und dass du das durch die Brieffreundschaft/liebe betont hast, finde ich beeindruckend
Das ist übrigens mein totals Lieblingspair *freu*
Und auch wie du das alles ausgedrückt hast: TOLL!!
LG
Von:  Yoms
2009-06-14T22:06:04+00:00 15.06.2009 00:06
hach süß
n bisschen kurz und schade das es ein teil bleibt
aber sonst ... gefällt mir ^^
Von:  -shiyuu
2008-09-24T14:21:03+00:00 24.09.2008 16:21
ein wirklich hübsher one shot ^-^
ich finde jetzt fehlt ne fortsetzung.. gibt aber noch keine oder????
find das interessant, dass du das mit dem blind sein gemacht hast... war erst ein bisschenv erwundert, aber es ist toll...
ich will ne forrttsetzung >///<
Von:  xXSakiChan
2008-09-20T11:43:35+00:00 20.09.2008 13:43
toll *///*
Ich kann den bisherigen kommi schreibern nur zustimmen ^.^
Wirklich sehr schön geschrieben <3
Von: abgemeldet
2008-08-31T20:25:40+00:00 31.08.2008 22:25
aww~
sehr schön
manchmal etwas verwirrend aber eine echt tollo idee
wäre schön wenn du vielleicht noch weiter schreieben würdest
z.B. wie die beiden dann aufeinander treffen und so
da könnte man auch noch was sehr schönes draus machen
*keks da lass :3*
Von:  QueenLuna
2008-08-27T15:13:18+00:00 27.08.2008 17:13
sehr sehr schön.. und sehr rührend... toll gemacht^^
Von: abgemeldet
2008-08-24T12:24:44+00:00 24.08.2008 14:24
das rührt einen echt zu tränen..... ich wüsste ja schon gerne wie es weitergeht........
Von:  life_is_melody
2008-08-21T18:53:46+00:00 21.08.2008 20:53
Ano...
Ich bin gerade knapp am heulen, nur so nebenbei gesagt...
Ich bin im Moment noch recht sprachlos, denk ich. Mir gehen irgendwie zu viel Dinge durch den Kopf...Ist Hitsugi wirklich blind? Ich kenne Naito nicht, deshalb war ich deswegen etwas...erstaunt und geschockt.
Aber mir gefällt es gut, wie du zum einen die Freundschaft zwischen Sakito und Hitsugi beschreibst. Es scheint ne wirklich tiefsinnige Freundschaft zu sein. Immerhin scheint Sakita genau zu wissen, was er tun muss, um Hitsugi zu helfen. Das war toll Beschrieben. Und auch das, was Yomi geschrieben hat ist mir irgendwie Nahe gegangen, da er immer wieder gemeint hat, dass sie sich niemals sehen könnten. Da wurde ich richtig traurig. Und das ist es auch, was mich so sprachlos macht. der letzte Satz. Der ist wirklich gut getroffen. Er setzt, sprichwörtlich, dem Topf den Deckel auf. Ich bin schlicht und einfach nur begeistert. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Tut mir leich.
Danke für den tollen OS.
*verbeug*


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