Relationship
Als ich am nächsten morgen aufwache, fühlt sich mein Kopf komisch an. Irgendwie leer gefegt. Außerdem hab ich ein komisch zerrendes Gefühl in den Schultern, beinah wie Muskelkater. Ich lasse meine Augen erst einmal geschlossen, weil ich noch müde bin. Plötzlich wird mir ein Kuss auf die Wange gedrückt.
„Matty, aufwachen.“
Mellos Stimme. Warum redet er mich mit meinem Spitzname an? Das macht er doch sonst nur, wenn irgendwas passiert ist, oder er gute Laune hat.
„Noch fünf Minuten…“ murmle ich verschlafen und drücke mein Gesicht tiefer ins Kissen. Ich kann hören, wie er leise lacht und sich dann zu mir rüber beugt.
„Komm schon, ich hab was für dich…wegen gestern Abend, ein kleines Dankeschön.“
Gestern Abend? War da was? Ich kann mich nicht daran erinnern. Da war doch was…
„Matt, bitte, du kriegst auch was Schönes...“
Seine Stimme ist nun ganz nah an meinem rechten Ohr, ich kann seinen Atem an meiner Haut spüren. Mellos Stimme…Mellos Atem…wie er meinen Namen sagt…erinnert mich an irgendwas. Gestern Abend…
‚Ahhh…nh...! Matt…!!’
Plötzlich reiße ich die Augen weit auf und sitze kerzengerade im Bett, als mir einfällt, WAS wir gestern Abend gemacht haben.
„OH MEIN GOTT, WIR HATTEN SEX!!“, schreie ich völlig fassungslos.
Ich kann mich an keine Einzelheiten mehr erinnern, nur an Mellos Stimme, seine warme Haut, so nah an meiner und…argh, wir hatten Sex!! Wie konnte das passieren?! Ich notgeiler Idiot!!
Er ist etwas von mir weg gerutscht und sieht mich undefinierbar an. In mir steigt Panik auf, weil ich mich wirklich an NICHTS vom vorherigen Abend erinnern kann. Verstört wende ich mich ihm zu.
„Äh-“
„Mello, es tut mir so leid!“
„Warum-“
„Oh Gott, ich hab dir dabei wehgetan, oder? Das wollte ich nicht!!“
„Matt, du-“
„Ich weiß, ich bin sicher eine riesen Niete im Bett, ich-“
„Matt!!“
Plötzlich komme ich nicht mehr weiter, seine Hand liegt auf meinem Mund.
„Es war wunderschön.“ Meine Augen weiten sich und ich sehe ihn ungläubig an.
„Hmpf?!“
Mehr bekomme ich nicht heraus, weil seine Hand nach wie vor auf meinem Mund liegt und sanft dagegen drückt.
„Du hast schon richtig gehört. Und du hast mir dabei nicht wehgetan. Wirklich nicht. Es hat mir sehr gefallen.“
Er lächelt etwas und nimmt seine Hand dann zurück, küsst mich kurz auf den Mund.
„Und deswegen hab ich auch was für dich.“
Er deutet auf etwas im Bett. Ein flacher Tisch mit etwas zu Essen darauf. Wow, Frühstück im Bett. Er lächelt mich an und beugt sich dann rüber zu mir, gibt mir noch einen Kuss auf die Wange.
Erst jetzt fällt mir auf, dass wir beide nichts anhaben. Unsere Klamotten liegen durcheinander neben dem Bett. Er streicht mir mit seinen Fingern über den Hals und lehnt sich dann wieder etwas weg von mir.
„Warum hattest du eben solche Angst?“
„Mello, sei mir nicht böse, aber ich kann mich an wirklich nichts mehr von gestern Abend erinnern. Bloß noch, dass du meinen Namen gerufen hast und dass wir…naja, ich weiß keine Einzelheiten mehr…“
Er grinst plötzlich - entgegen meiner Erwartung.
„Wir können deine Erinnerung gerne jederzeit wieder auffrischen…“
In seinen Augen ist ein Ausdruck der mich innerlich erschaudern lässt, aber gleichzeitig muss ich lächeln. Er sieht mich noch für einen Moment an, bevor er sich wieder dem flachen Tischchen auf dem Bett zuwendet.
„Also, was willst du essen?“
Ich beäuge die Lebensmittel eine Weile. Hm, nicht gerade typisch für Frühstück. Unmengen von Pralinen und vor allem Schokolade. Außerdem noch einige Früchte. Wundert mich, dass er kein Schokoladen-Fondue mit dazu gestellt hat. Naja, damit hätten wir uns sowieso nur gegenseitig eingesaut. Einige der Sachen, die auf dem Tablett liegen mag ich echt gern.
Plötzlich sehe ich seine Hand nach einer der Pralinen greifen und wie er sich wieder mir zuwendet.
„Mund auf!“
Er grinst und ich befolge die Anweisung, worauf er mir die Süßigkeit in den Mund schiebt. Ich kaue und schlucke schließlich. Ein süßlicher Nachgeschmack.
„Das schmeckt gut! Was ist das?“
„Hm, weiß nicht genau, aber da ist Schokolade dran, das muss lecker sein.“
Ich grinse ebenfalls und schnappe mir eine am Rand liegende Erdbeere.
„So, jetzt du, Mund auf!“
Er schaut etwas skeptisch und missbilligend auf das Obst in meiner Hand, hebt dabei eine Augenbraue.
„Warum krieg ich die Erdbeere?“
„Du solltest auch mal was Gesundes essen.“
Er senkt den Kopf etwas und legt einen gespielt traurigen Blick auf. Sehnsüchtig schaut er rüber zu dem Tablett mit den Pralinen darauf.
„Aber -- …Schokolade…“
Ich muss so sehr grinsen, dass ich meine Augen dabei schließe. Gott, er kann so niedlich sein, wenn er will!
„Erst etwas Gesundes, Mello!“, sage ich mit einem gespielt tadelndem Tonfall.
Einen Moment lang ist es still und als ich kurz darauf prüfend ein Auge öffne, trifft mich plötzlich eines der Kissen im Gesicht. Ich lande rückwärts auf dem Bett. Er setzt sich auf mein Becken und grinst triumphierend.
„Wie wär’s mit: Erst Kissenschlacht, dann Schokolade und nie wieder was Gesundes?“ Ich bin total perplex, muss aber lachen.
„Meinst du nicht, aus dem Kissenschlacht-Alter sind wir raus?“
„Hm, nein, eigentlich nicht.“
Er holt erneut mit dem weichen Daunenbündel aus und gleich darauf landet der verpackte Haufen Federn wieder in meinem Gesicht.
„Mello, das ist gemein, ich will auch was, um mich zu wehren!“
„Brauchst du gar nicht, versprich mir einfach, mir keine Erdbeeren vorzusetzen, während du sauteure Edelschokolade essen darfst!“
Sehen kann ich nicht viel, aber an seiner Stimme hört man, dass er permanent grinst. Ich halte meine Hände schützend vor mein Gesicht und als er das nächste mal ausholt, schnappe ich mir plötzlich das Kissen und wende das Blatt.
Von einer Sekunde auf die andere bin ich im Vorteil. Denn jetzt liegt er mit dem Rücken auf der Matratze und ich knie über seiner Hüfte. Dann werfe ich das Kissen weg und greife mir wieder eine Erdbeere, als mir plötzlich eine Idee kommt.
„Wir können sie auch teilen.“
Er weiß, was ich vorhabe und fängt an zu grinsen.
„Einverstanden.“
Ich nehme das eine Ende der Erdbeere zwischen meine Lippen und beuge mich dann zu ihm runter. Er schnappt sich das andere Stück mit seinen Lippen und drückt sie kurz darauf gegen meine. Ein Kuss der nach Erdbeeren schmeckt ist auch mal was anderes. Nach einer Weile löst er sich von mir und schiebt mich etwas von sich weg.
„Also…so schmeckt dieses gesunde Zeug schon fast ein bisschen gut. Aber jetzt will ich endlich Schokolade…“
„Kriegst du.“
Ich mache mir nicht die Mühe, von ihm runterzukrabbeln und reiche ihm ein paar Stücken seiner Lieblingsschokolade, die er auch ohne zu Zögern vernascht. Genüsslich schließt er die Augen und lässt sich die Süßigkeit auf der Zunge zergehen. Ich sehe ihn die ganze Zeit an, esse ab und zu selbst etwas. Nach einigen Stunden ist das Tablett jedoch leer und wir beschließen aufzustehen. Es ist schon fast Mittag und wir ziehen uns gerade erst an.
„Ach…Matt!“
„Hm?“
„Ich werde nächste Woche oder so mal zu Near oder Hale gehen müssen.“
Bah, Hale. Sie ist die einzige Frau im SPK-Team und genau deswegen hasse ich sie. Mello kennt sie und hat schon mal von ihr erzählt - nach allem, was ich über sie gehört habe, ist sie wohl ziemlich in ihn verknallt. Am liebsten würde ich sie- nein, lieber nicht…
Aber naja, mir war klar, das Mello sich irgendwann wieder dem KIRA-Fall zuwenden muss. Ich will den Kerl ja eigentlich auch fangen. Weil er L umgebracht hat, hat Mello damals auch das Waisenhaus verlassen. Und deswegen bin ich stinksauer auf diesen beschissenen Massenmörder. Andererseits…wenn Mello wieder ermittelt, heißt das, dass ich fast keinerlei Zeit mehr mit ihm verbringen kann. Außer natürlich…
„Kann ich dir dann vielleicht irgendwie beim Ermitteln helfen?“
Er sieht überrascht auf.
„Ich dachte, du hasst es, auf irgendeine Weise zu arbeiten.“
„Nicht, wenn ich dir dabei helfen kann. Außerdem will ich nicht solange ohne dich hier sein.“
„Beim Ermitteln können wir aber auch nicht immer alles zusammen machen.“
Das ist mir klar, aber so kann ich ihn öfter sehen, als wenn ich hier bleibe. Und anstatt in dieser Wohnung rum zu sitzen und zu zocken, könnte ich ihm wirklich helfen. Nachdem die gesamte Mafia von L.A. damals, am 23. November, abgekratzt ist, hat er, außer mir, jetzt niemanden mehr, der ihn unterstützt. Sicher, Near lässt ihm über Hale manchmal Infos zukommen, aber nur welche, die Mello nicht viel nützen. Und auch wenn ich es wie die Pest hasse, zu arbeiten, und es sicher nicht besonders toll wird, werde ich ihm helfen.
„Ist nicht so schlimm.“ antworte ich deswegen schlussendlich. Er zögert einen Moment, bevor er wieder das Wort ergreift.
„Gut, aber…falls ich irgendwann mal etwas blödes plane, dann musst du nicht mitmachen, okay?“
Ich hebe den Kopf etwas und schaue ihn fragend an.
„Äh…okay.“
„Danke. Ich möchte nämlich nicht, dass ich dir noch einmal zur Last -- …dass du irgendwelche Schwierigkeiten wegen mir hast.“
Ach darum geht es ihm schon wieder.
„Aber wenn ich dir bei dem Plan helfen will - egal wie blöd oder gefährlich er ist - dann lässt du mich das auch machen, okay?“
Er sieht mich ein wenig so an, als ob ich ihm gerade gesagt hätte, ich würde ihn nicht mehr lieben. Er öffnet kurz den Mund und für einen Moment sieht es so aus, als ob er mir widersprechen will, doch dann schließt er ihn wieder und nickt nach ein paar weiteren Sekunden schwach. Ich gehe näher zu ihm und küsse ihn ganz kurz auf den Mund.
„Gut. Danke. Ich möchte nämlich wiederum nicht, dass du irgendwas auf eigene Faust unternimmst. Ganz ohne Hilfe kommt niemand aus.“
„…ja…“
Seine Stimme ist leise. Er sieht mich auch nicht an, als er das sagt. Stattdessen starrt er auf den Boden. Ich streiche ihm durch die Haare, worauf er letztendlich doch wieder den Kopf hebt und mir in die Augen sieht. Schon wieder etwas besorgt mustere ich sein Gesicht.
„Mello…wenn du über irgendwas reden willst, kannst du das gerne mit mir machen.“
Er sieht kurz so aus, als ob er etwas erwidern möchte, macht sich aber dann von mir los und verlässt das Schlafzimmer.
„Ich fliege in zwei Tagen nach New York. Alleine…und wenn ich zurückkomme, ermitteln wir gemeinsam.“
Einen Moment sehe ich ihm noch hinterher.
Er frisst schon wieder irgendetwas in sich hinein. Etwas, worüber er nicht mit mir reden will. Vielleicht sein ‚blöder’ Plan? Das letzte Mal, als er mir nicht von seinem Plan erzählen wollte, hat er sich in die Luft gesprengt. Hoffentlich passiert diesmal nichts noch schlimmeres…
~*Zwei Tage später*~
„Matt, ich gehe jetzt!“
„Ah!!“
Ich sprinte aus der Küche, in den Flur, wo er bereits mit einem Koffer in der geöffneten Tür steht. Ich stelle mich vor ihn und zwinge mich zu einem Lächeln. Ich weiß, dass er nicht sehr lange wegbleibt, aber ich hasse es, allein zu sein. Noch dazu, wenn ich weiß, dass er so etwas wie Hale treffen wird.
„Mach’s gut, Matt.“ Er lehnt sich zu mir rüber und küsst mich zum Abschied.
„Bye, Mello. Ich liebe dich.“ Er lächelt kurz und dreht sich dann auf der Türschwelle um.
„Ich dich auch. Aber lass das Haus ganz, ja?“
„Jaaaa…“ dehne ich das Wort genervt in die Länge um ihm dann noch etwas hinterher zu rufen.
„…mach ich, wenn du nicht flirtest!!“
Er steigt in den schwarzen Porsche und startet den Motor.
„Für was hältst du mich?“
„Ach, komm einfach ohne neue Verletzungen zurück, okay?“
„Ja, versprochen.“
Und mit diesen Worten fährt er die lange Straße entlang, in Richtung Flughafen. So. Was mach ich in der Zeit wo er weg ist? Ich überlege eine Weile, aber auf etwas anderes als Zocken komme ich einfach nicht. Naja, das hab ich auch schon ewig nicht mehr gemacht. Wird Zeit, Lara Croft mal wieder in knappen Klamotten durch irgendeinen Dschungel zu scheuchen oder in Counter Strike ein paar Terroristen abzuknallen.
Hauptsache, ich werde nicht wieder so depressiv wie damals im Waisenhaus, bloß weil er mal für ein paar Tage weg ist.
Nach einer Weile schließe ich die Wohnungstür wieder und gehe sofort in Richtung Wohnzimmer, wo ich dann anfange zu zocken. Erst Tomb Raider, dann Counter Strike, dann Tekken und noch viele andere Spiele. Die Wii sollte ich auch langsam mal ausprobieren.
Nebenbei rauche ich fast ununterbrochen eine Zigarette nach der anderen. In der Zwischenzeit wollte ich eigentlich schon wieder mit dem Rauchen aufgehört haben, aber immer, wenn Mello für längere Zeit nicht da ist, oder ich mich einfach von etwas ablenken muss, dann fange ich wieder damit an. Ich weiß selber auch nicht warum - es ist beinah schon wie ein Ritual für mich geworden. Zum Glück weiß er nichts davon, er wäre sicher dagegen, dass ich so etwas mache. Hm…müsste man das beim Küssen eigentlich nicht bemerken? Oder achtet er da nicht so drauf? Und müssten meine Klamotten nicht nach Tabak riechen? Naja, umso besser, wenn er es nicht bemerkt.
Hmpf…erst jetzt fällt mir auf, dass ich mir immer noch Gedanken über ihn mache, obwohl ich gerade zocke. Dabei wollte ich mich mit dem ganzen Rumgeballer in den Games doch von ihm ablenken. Ich schaue auf die Uhr, während ich die Asche meiner Zigarette in einer Flachen Schüssel abklopfe - einen Aschenbecher hab ich nicht besorgt, das wäre zu auffällig gewesen.
Ein Seufzen meinerseits. Es sind noch nicht einmal vier Stunden seit seiner Abreise vergangen. Und mir ist schon jetzt saulangweilig. Ob ich ihn anrufen sollte? Langsam tippe ich seine Nummer ein und halte mir das Handy ans Ohr.
-tuuuuut tuuuuut tuuuuut tuuuuut…-
Statt seiner, ertönt einer nervig neutrale Frauenstimme, mit folgendem Satz:
» Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später noch einmal oder- «
*Klick*
Etwas frustriert lege ich auf, schließe die Augen kurz und nehme dann noch mal einen tiefen Zug von der Zigarette. Gut, dann wenigstens eine SMS.
‚Hey Mel, du hast mir gar nicht gesagt, wie lange du eigentlich wegbleibst. Ohne dich ist es langweilig hier und ich vermisse dich…’
Ich stocke. So sehr rumheulen muss ich auch wieder nicht. Ich komme mir schon fast wie eine Klette vor. Es würde ihn sicher nerven, wenn ich so etwas schreibe. Schnell drücke ich ein paar Tasten, damit der Text wieder gelöscht wird und das Handy sich anschließend ausschaltet. Nochmals inhaliere ich den Tabakrauch und wende mich dann wieder meiner PS2 zu.
Ich sollte ihm einfach mal ein wenig Freiraum lassen. In ein paar Tagen ist er schließlich wieder zurück. Und bis dahin warte ich.
~Kapitel 14 - Ende~
Hui, dafür, dass das hier ne Darkfic ist, ist der Anfang des Kapitels ganz schön lustig geworden...tut mir leid für die Stimmungsschwankungen in diesem Kapitel, hoffentlich gefällt es trotzdem einigen von euch!^^ Und nochmals ein riesiges Sorry für das adult-Kapitel!! Wer es lesen will, muss mir bescheid sagen (obwohl das die meisten sowieso schon getan haben! xD). Nja, es kommt garantiert noch ein Adult-kapi dazu...xDD
Bis zum nächsten Kapitel
Misu