Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt!
All's fair in love and war:
Leicht ärgerlich beobachtete Zorro das Geschehen an Deck während er unaufhörlich seine Gewichte stemmte. Weder das Wetter, oder die Tatsache, dass dort Lysop, Ruffy und Chopper dabei waren, lautstark irgendein dämliches Spiel zu spielen, noch, dass der Koch Nami heftig und nicht überhörbar anflirtete waren der Grund für seine Verstimmung. Der Grund war ein ganz anderer. Ein viel simplerer. Und doch schaffte es diese kleine Sache ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, ihn, den berüchtigten Schwertkämpfer Lorenor Zorro regelrecht fertig zu machen.
Es war das Verhalten, das Nico Robin an den Tag legte. Oder besser gesagt das, das sie seit neuestem nicht mehr an den Tag legte.
Der Grund war einfach: Zorro fühlte sich vernachlässigt.
Ihre Beziehung war nicht ganz einfach, das war sie noch nie gewesen. Wie hätte es bei den beiden auch anders sein können?
So manch einer würde das, was sie verband sogar als kompliziert bezeichnen, aber der Grünhaarige war sich diesmal keiner Schuld bewusst etwas getan zu haben, das solch eine Reaktion Robins in seinen Augen rechtfertigen würde.
Bereits am Vortag hatte sie angefangen in einfach absolut nicht mehr zu beachten. Sie war konsequent in ihrem Verhalten. Er hätte sich wohl mit nichts als seinem Kopftuch bekleidet im Kopfstand vor sie stellen und dabei eine Walzermelodie jodeln können – und sie hätte ihn gekonnt ignoriert. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie das normalerweise auch durch. Eine Eigenschaft, die er sonst sehr an ihr schätzte. Er mochte starke Frauen, die wussten was sie wollten. Mit denen konnte er umgehen.
Jedenfalls meistens…
Mit leicht verbissener Miene behielt er sie die ganze Zeit über im Auge. Schon seit Stunden, so schien es ihm, las sie in ihrem Buch ohne auch nur einmal von den Seiten aufzusehen. Für seinen Geschmack schon fast lasziv blätterte sie um. Ja, diese Frau schaffte es, dass etwas so alltägliches, simples wie die Seiten eines Buches umzublättern hocherotisch aussah! Nicht einmal hob sie den Kopf um in seine Richtung zu blicken und ihm eines ihrer unglaublichen Lächeln, die sie nur für ihn hatte, zu schenken wie sie es sonst immer tat. Sogar den Cocktail den ihr der Koch vor einiger Zeit gebracht hatte, hatte sie entgegengenommen ohne den Blick zu heben, jedoch nicht ohne dem schmierigen Küchendeppen für das Getränk zu danken. Damit hatte sie innerhalb der letzten 36 Stunden mehr Worte mit dem Idioten gewechselt als mit ihm.
Zorro ertappte sich dabei, tatsächlich auf Sanji eifersüchtig zu sein. Ausgerechnet auf Sanji! Soweit hatte sie es jetzt schon getrieben. Nicht nur dass sie sein Ego durch Ignoranz kränkte, nein sie trieb ihn auch indirekt dazu den Koch zu beneiden!
Immer schneller beförderte er die schweren Hanteln in die Höhe, um seinem Ärger Luft zu machen.
Schweiß ran unaufhaltsam an seinem Körper hinab, die Muskeln begannen zu schmerzen. Er bemerkte es nicht.
Das einzige, das er im Moment wahrnahm waren Robins lange Beine, die sie gerade elegant übereinander schlug während sie sich genüsslich streckte.
Ja, sie wusste ganz genau was sie tat!
Das war ihm mittlerweile klar geworden. Sie tat nie etwas, ohne vorherige Überlegung. Immer dachte sie an die Konsequenzen, nie war sie unvorbereitet. Er kannte sie zu gut.
Es war wieder eines ihrer Spielchen die sie so gerne mit ihm trieb. Zugegebenerweise gefielen ihm die meisten davon, hatte der Großteil doch einen äußerst erfreulichen Ausgang für beide Beteiligten, aber heute war ihm nicht danach nach ihrer Pfeife zu tanzen und dieses Spiel mitzuspielen.
Es kratzte an seinem Ego. Das war etwas, was er einfach nicht gut vertrug. Er war doch auch einfach nur ein Mann!
Nach und nach manifestierten sich Rachepläne in seinen Gedanken, während er weiterhin sein Trainingsprogramm vollzog. Nach außen hin versuchte er seine Verärgerung weitgehend zu verstecken. Sie sollte nichts von seinem Vorhaben ahnen. Ein stoischer Ausdruck prägte seine Züge.
Er würde sie überrumpeln und sie würde dafür büßen. Er würde ihr das, was sie begehrte verwehren. Ja, er würde sie büßen lassen!
Süße Rache…
Wie ging der Spruch noch gleich? Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort. Er hieß nicht Gott – bei ihm kam die Rache für die, seiner Meinung nach gar nicht kleine Sünde, eben ein bisschen später.
Nach dem Abendessen bekam der Grünhaarige endlich seine Chance.
Alle anderen befanden sich an Deck. Nur Robin hatte beschlossen das Bad zu benutzen. Um dorthin zu gelangen musste sie den engen Gang durchqueren. Zorro kannte ihre allabendlichen Rituale.
So war es kein Zufall, dass er sich kurze Zeit später genau dort aufhielt wo Robin, lediglich in einen Bademantel gehüllt, zwangsweise vorbei musste. Immer noch würdigte sie ihn mit keinem Blick, so als wäre er gar nicht vorhanden.
Erst als er sich lässig wirkend gegen die Holzbretter der Wand lehnte und ihr somit mit seinem Arm den Weg versperrte schien sie ihn endlich bewusst wahrzunehmen.
Die Schwarzhaarige zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
Sie war eine perfekte Schauspielerin, das musste er zugeben.
Zu mehr, als dieser Bewegung kam die Archäologin nicht, bevor Zorro sie mit sanfter Gewalt an die Wand presste und fast schon brutal ihre Lippen mit seinen verschloss.
Sie erwiderte den feurigen Kuss sofort. Zorro wusste, sie hatte die ganze Zeit nur darauf gewartet.
Er konnte spüren wie sich ein siegessicheres Lächeln auf ihren Zügen ausbreitete. Sie hatte angebissen und den Köder geschluckt.
Sollte sie doch ruhig glauben, sie hätte diesen Triumph in der Tasche… Sollte sie doch glauben sie hätte ihn lange genug ausgehungert, so dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, so wie sie es offensichtlich schon von Anfang an bezweckt hatte. Sollte sie es doch ruhig glauben – dann würde sie nachher umso überraschter sein!
Fordernd begann er mit einer Hand an dem schlichten Seidenband zu ziehen, das Robins Bademantel verschloss.
Sie tat nichts um das zu verhindern.
Ohne den Kuss zu lösen, strich er mit der anderen über ihren Rücken, nur um wenig später an ihrem Po zu stoppen und diesen leicht zu massieren.
Nun begann er ihren Hals mit Küssen zu bedecken.
Er wusste, was sie wollte und so überraschte es Zorro nicht, dass er schon nach kurzer Zeit ein leises Stöhnen vernahm.
Volltreffer! Nun war es an ihm, siegessicher zu lächeln. Auch wenn er ein Risiko damit einging, schließlich konnte sie seine Bewegungen spüren, konnte er es sich einfach nicht verkneifen. Er würde sich noch etwas reizen, noch ein kleines bisschen.
Seine Küsse zogen eine Spur, jeder wurde etwas weiter unten platziert. Bald war er am Rand des Mantels angekommen.
Robin war schon längst über den Punkt hinaus, an dem sie zur Wahrnehmung seiner Mimik noch fähig war.
Sie drängte sich an ihn wie eine rollige Katze, umklammerte ihn als wollte sie sich nie wieder von ihm lösen. Dass das dünne Stückchen Stoff, das sie verhüllt hatte zu Boden glitt, störte sie nicht im Geringsten.
Er hatte sie soweit!
„Das ist dafür, dass ich dich liebe…“, hauchte er sanft zwischen zwei Küssen auf ihr Schlüsselbein.
„Und das…“ Er löste sich von ihr. „Das ist dafür, dass du denkst du könntest so einfach gewinnen.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um und machte sich auf den Weg an Deck.
Dieses Spiel würde sie garantiert nicht mehr mit ihm spielen!
Zurück blieb eine sichtlich verdutzte Robin, die erst einige Sekunden brauchte um sich klar darüber zu werden, dass Zorro sie gerade splitterfasernackt mitten auf dem Gang hatte stehen lassen.
