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Geräuschlos

Ich bin doch wach?
von

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die Suche nach ...

Der Tag ist zäh wie die Sohle meiner Gummistiefel. Die Sonne brennt vom Himmel und ich stehe am Straßenrand. Lausche den vorbeirauschenden Fahrzeugen und den Schreien der Kinder. Wie durch einen Nebel dringt die Geräuschdecke leise zu mir durch. Vermischt zu einem Brei dringt das Geschwätz der Mädchen, das Hupen der Autos, die Prahlereien der Jungs und das Gebell der Hunde nicht einmal gänzlich an mein Ohr. Die Welt steht still in meinen Gummistiefeln. Jedoch jenseits der Gummistiefel, kaum für mich wahrnehmbar, dreht sie sich doppelt so schnell.

Ich habe Angst aus meiner Trance zu erwachen wenn ich nur einen Schritt mache. Regungslos stehe ich am Asphalt. In meinen Gummistiefeln. An diesem viel zu heißen Tag. Der Wind lässt meine Haare über mein Gesicht ziehen wie Vagabunden auf der ziellosen Suche nach …

… nichts.

Ich öffne meine Augen, weiß jedoch nicht worauf ich den Blick richten soll. Die Menschen und Häuser wirken abstrakt. Die Läden und der Lärm in den Straßen beginnen befremdlich auf mich zu wirken. Ist dies wirklich die Stadt in der ich groß geworden bin? Ist das hinter mir die Bank auf der ich so oft mit Freunden saß? Im Moment scheinen diese Erinnerungen nicht meine zu sein.

Wie kam es, dass ich den Halt verlor und meine Augen nun nicht wissen wohin sie blicken? Warum ist niemand da, der mich fängt? Niemand, der mir die Gummistiefel von den Füßen zieht an einem viel zu heißen Tag und mich wieder in die Sicherheit der alten Tage bringt? Die Tage, in denen diese Straße mein Zuhause war und ich nicht wie aus einem Fenster darauf hinabblickte, steif und ohne Ziel.

Umbruch

Langsam hebe ich den Kopf und blicke in den Himmel. Die Sonne blendet mich und ich muss schützend die Hand über die Augen halten. Der Himmel strahlt mich mit seiner unglaublichen Blauäugigkeit an. Die Strahlen der Sonne stechen in meine Haut. Vor mir hält eine Bahn. Neben mir brüllt ein Kind, dessen Mutter sich weigert ihm ein Eis zu kaufen. In meinen Gummistiefeln staut sich die Hitze der Mittagssonne.

Wenn ich nicht in die Bahn einsteige stehe ich Morgen noch hier. Meine Beine bewegen sich jedoch nicht. Keinen Millimeter. Womöglich sind die Gummistiefel, die mich vor jedem Wetter geschützt haben zu schwer. Zuviel Hitze hat sich in ihnen angestaut, sie können mit der Geschwindigkeit der Welt nicht mithalten.

Mein Blick schweift über die Menschen in der Bahn. Ausdruckslose Gesichter. Ich setze mich auf den Boden und streife mir die Gummistiefel von den Füßen und in dem Moment, in dem sie die frische Luft atmen, beginne ich zu leben. Die Geräusche in der Straße, die ich bisher nicht zu fassen glaubte dringen mit einem Schwall in mich ein und beginnen sich in einzelne Gegenstände aufzuteilen. Sie bekommen Farbe und anstatt ihnen von Außen dabei zuzusehen wie sie leben, stehe ich nun mitten unter ihnen. Immer noch ein einzelner Teil, bin ich nun Teil des Ganzen und mich umfängt die Wärme des Sommers, Ein Wind zieht auf und treibt flockige Schafe vor sich her.

Sanft spüre ich die ersten Tropfen auf meiner Haut bis zwei Minuten später sich der Himmel prasselnd über mein Gesicht vergießt. Die Leute flüchten unter den Schutz der Häuser und es wird still. Ich stehe allein mit ausgebreiteten Armen auf der Straße im Geräusch des strömenden Regens und lebe. Ich atme ein und aus und schmecke die Luft, rieche den Regen, spüre das warme Wasser sich in mein T Shirt saugen, an meinen Schenkeln runterfließen, alles durchdringen.

Meine Gummistiefel stehen neben mir und füllen sich mit Wasser. In mir kommt der Wunsch auf zu tanzen, aber ich gebe ihm nicht nach. Ich genieße dieses Gefühl und warte bis es in mir überschäumt und, wie das Regenwasser aus meinen Gummistiefeln, beginnt aus mir zu rinnen.



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