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The Beginning

Vorrübergehend unterbrochen
von

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A perfectly normal Day

Prolog – A perfectly normal Day
 

Sie gähnte und starrte aus dem Fenster. Es war gerade Pause und ihr ganzer Kurs stand in kleinen Grüppchen im Raum herum. Nur sie blieb mal wieder alleine.

Etwas Hartes traf sie am Kopf und sie rieb sich die nun schmerzende Stelle.

„Autsch!“, rief sie sauer und sah zu drei Jungs hinter sich in der Ecke. Sie lachten sich fast schlapp.

„Hey Relena: sing doch noch was Schönes für uns.“

Sie selbst, Relena, hasste es wenn man sie so ärgerte. Sie war Mitglied des Schulchores und seid sie einmal ein Solostück auf einer Schulveranstaltung singen durfte, wobei sie keine schlechte Sängerin war, wurde sie ständig damit aufgezogen.

Relena hatte keine Freunde, bis auf eine, aber mit der hatte sie nur Sport, sah sie demnach nur in den großen Pausen, wenn überhaupt. Gabrielle, das war ihre Freundin, war im Gegensatz zu ihr eines der beliebtesten Mädchen der Schule. Sie war hübsch, talentiert und dazu auch noch überaus klug. Was die Noten anging konnte Relena mit ihr locker mithalten und auch Gabrielle war ein wenig neidisch auf Relenas Gesangstalent, aber Relena mangelte es eindeutig an Selbstbewusstsein. Sie war verschwiegen, in sich gekehrt und konnte sich tagelang in ihren Büchern vergraben.

Die angeschlagene Persönlichkeit lag ihrem Elternhaus zugrunde: ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, ihr Vater hatte sie geschlagen bis sie zu Pflegeeltern gekommen war und sie war in ihrem Leben schon mehr als einmal umgezogen. Zusätzlich fraß sie Probleme lieber in sich hinein als darüber zu reden und selbst für Gabrielle war Relena undurchschaubar.
 

Sich über die Jungs ärgernd, aber schweigend starrte die Blonde wieder in ihr Buch. Sie war nur froh die nächste Stunde Sport zu haben, denn das hieß nur noch knapp 3 Minuten der täglichen Tortur. Sie packte ihre Sachen und ging als erste aus dem Raum, aus dem Gebäude, über den Sportplatz in die Umkleidekabine. Einige weitere Mädchen kamen ebenfalls in die Umkleide, unter ihnen auch die rothaarige Gabrielle, wie immer umringt von anderen Mitschülerinnen.

„Hey Relena“, sagte die Rote und setzte sich zu der schon halb umgezogenen Relena.

„Hi Gabrielle“, antwortete sie leicht schüchtern und lächelte leicht. Sie begannen über die vergangenen Stunden zu reden, wobei Gabrielle den größten Redeanteil hatte. Die Blonde war eher die Zuhörerin und erzählte nie wirklich viel.
 

Nach dem Klingeln, was eher klang wie die Glocke auf einem Hauptbahnhof, fanden sich die Mädchen auf dem rot gepflasterten Sportplatz an. Wenn man darauf lief fühlte es sich an diesem warmen Tag an wie Gummi. Es war mal wieder Basketball an der Reihe, was die Blonde hasste wie die Pest. Zwar machte sie mit, aber sie war nicht die beste in Basketball, ihr lag Gymnastik mehr. Sie vermasselte im Spiel 4-gegen-4 mehr als einen Korb und wurde deshalb von ihren ‚Kammeraden‘ runtergemacht. Auch Gabrielle konnte das meiste nicht verhindern, aber die Blonde steckte das ganze stumm weg.

Ein Schrei eines Mädchens aus dem Kurs unterbrach das Training und alle drehten sich zu ihr um. Ein kleines schwarzes Wesen, es erinnerte an eine Art Goblin und bewegte sich hecktisch, blickte sich im Kurs um.

Gabrielle versteckte sich hinter Relena. „Was ist das für ein Ding?“

Das Wesen sah schlagartig zu Gabrielle, denn sie war die erste die wieder gesprochen hatte, und aus Schatten am Boden, die niemandem vorher aufgefallen waren, tauchten weitere identische Kreaturen auf. Sie vermehrten sich in Sekundenschnelle und der Kurs wich zurück und weiter zusammen. Die Wesen umkreisten sie, zogen diesen Kreis langsam aber sicher weiter zu.

Relena hörte einige Mädchen verängstigt wimmern und auch Gabrielle, die sich an ihren Arm geklammert hatte, zitterte stark. Ein braunhaariges Mädchen schien es vor Angst nicht mehr aus zu halten, löste sich von der Gruppe und versuchte zwischen den Wesen hindurch vom Platz zu laufen. Die Wesen reagierten mit einem Angriff auf diese Geste und auch die Gruppe wurde von den Kreaturen attackiert. Der Kurs splitterte sich auf und alle versuchten vom Platz zu flüchten. Inzwischen ertönten auch im Schulgebäude verängstigte Schreie und überall hörte man Schritte.
 

Relena zerrte Gabrielle hinter sich her. Die Rothaarige schien vor Schreck wie erstarrt. Einige der schwarzen Kreaturen verfolgten die zwei. Die Blonde sah über die Schulter kurz zu den Wesen und blieb dann stehen, zerrte Gabrielle hinter sich und schubste sie ein Stück weg.

„Los jetzt! Verschwinde!“, sagte Relena und sah zu Gabrielle.

„A-Aber…“

„Ich sagte GEH!“

Noch immer völlig verwirrt nickte die Rothaarige und rannte von Relena weg vom Schulhof.
 

Die Blonde lächelte leicht. Glücklicherweise konnte sie wenigstens einmal jemanden in Sicherheit bringen. Wenigstens war sie einmal für etwas nützlich gewesen.

Ohne Schutz sah sie jetzt auf die schwarzen Dinger hinunter. Was waren das für Viecher?

Sie spürte etwas in der Nähe ihres Herzens. Es zog fürchterlich und sie krallte sich an die Stelle, wo ihr Herz saß. Sie spürte es bis zum Hals hinauf schlagen und sie fürchtete, dass es aus ihrer Brust springen würde. Eines der Wesen kam auf sie zu. Relena wich zurück, doch zwei weitere Wesen schnitten ihr den Weg ab.

„Hau ab.“

„H-E-R-Z“, hörte sie in ihrem Kopf. Es dröhnte schrecklich und die Blonde fasste sich an den Kopf.

„Lasst mich…“

„Gib es her. Herz.“

„N-Nein…“

Sie spürte ihre Kräfte schwinden. Das Wesen sprang sie an, riss sie zu Boden und einige weitere der schwarzen Wesen hielten sie zusätzlich am Boden fest. Vergeblich versuchte die Blonde sich zu wehren, doch die kleinen Kreaturen schienen jegliches Leben aus ihr zu saugen. Sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen und schrie so laut es ihr möglich war, doch alles was sie noch hörte war ein Echo ihrer eigenen Stimme. Das Reißen an ihrem Herzen wurde immer stärker, bis es sich schließlich wirklich so anfühlte, als ob eine Klaue es erbarmungslos herausreißen würde. Sie fühlte ihren Körper nichtmehr und auch das Licht verschwamm vor ihren Augen.

Dunkelheit umfing sie und die Stimmen um sie herum verblassten. Nur der Herzschlag, der von ihrem herausgerissenen Herzen ausging dröhnte in ihren Ohren wieder. Doch auch er verblasste und ihr Bewusstsein schwand dahin.

All ihre Erinnerungen rasten vor ihren Augen vorbei und schienen dann hinfort geblasen zu sein wie ein leichter Sommerhauch, vergessen und für immer verloren. Genau wie die Erinnerungen dahinschwanden, so war auch ihre Existenz nichtmehr wichtig. Sie wurde aus der Realität gerissen, verschlungen von ewiger Dunkelheit.
 

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen in der ihr leerer Geist im Nichts schwebte. Es war so furchtbar dunkel. Sie wollte hier nicht sein. Es behagte ihr nicht. Sie zwang sich dazu die Augen zu öffnen, doch es blieb dunkel. sie versuchte den Arm zu bewegen, doch sie war wie festgebunden. Zuerst glaubte sie nicht, dass sie es schaffen würde sich jemals wieder bewegen zu können, aber diesen Zustand war für sie nicht akzeptabel.

„Ich werde nicht hierbleiben“, keuchte sie atemlos und zwang sich abermals zu einer Bewegung, wobei ihr das diesmal leichter fiel. Je stärker sie sich anstrengte, desto leichter konnte sie sich bewegen.
 

Mit einem Mal war ihr als packte sie etwas am Arm, zerrte sie aus der Nichtigkeit, der Dunkelheit hinaus. Sie schlug hart auf dem Boden auf, die Augen noch immer geschlossen, mit leerem Geist und leerem Körper.

Birth of a Nobody

Kapitel 1 – The Birth of a Nobody
 

Es war dunkel, so furchtbar dunkel. Um sie herum: Geschrei, schnelle Schritte und das Geräusch von Schlägen. Sie spürte, dass sie auf etwas hartem lag, vielleicht ein Betonboden, dann aber wieder auch nicht, denn der Geruch von Gummi stieg ihr in die Nase. Sie wollte die Augen öffnen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. Wie ein Bleiklumpen lag ein unsichtbares Gewicht auf ihr, verhinderte jegliche Bewegung.

Warum fühlte sie sich so schwach? Innerlich sowie auch äußerlich?
 

Sie hörte wie sich jemand neben ihr hinkniete, sie anschrie, sie rüttelte. Merkwürdig war, dass sie die Person nicht richtig verstehen konnte, nur gedämpft. Was sie aber überdeutlich hörte war ein regelmäßiges Pochen, ein gleichbleibender, rasender Rhythmus. Die Person, von der Berührung her musste sie annehmen, dass es eine Frau war, drehte sie auf den Rücken und schliff sie weg. Kleine Steine schliffen über ihre Waden und rissen sie an einigen Stellen auf. Noch immer schrie die Frau ab und an erschrocken auf und sie selbst fühlte sich noch immer zu schwach um sich zu bewegen.
 

Schlagartig war es kühler. Sie wurde an eine Wand gesetzt und abermals sanft gerüttelt.

„Relena? Relena wach auf! Bitte sag doch was!“, hörte sie dumpf, aber wem gehörte dieser Name? Sie spürte wie ihre Kräfte langsam zurückkehrten. Die Kühle schien ihrem Körper gut zu tun und langsam öffnete sie die Augen. Nahe bei sich blickte sie in das Gesicht einer jungen Frau. Strahlend grüne Augen blickten sie besorgt an und die Frau lächelte leicht als sie sah dass sie die Augen offen hatte. Hastig wurde sie von der Frau umarmt und fühlte sich beinahe erdrückt.

„Ich hab mir so Sorgen um dich gemacht. Glücklicherweise haben dich diese schwarzen Dinger nicht gekriegt.“

Sie riss die Augen auf. Da war es schon wieder, oder besser immer noch: dieser gleichmäßige Rhythmus.

„Schwarze… Dinger?“, hauchte sie leise und sah die Frau wieder an. Tiefrote Strähnen hingen ihr ins Gesicht.

„Ja. Weist du das nichtmehr? Während unseres Sportkurses sind sie auf einmal aufgetaucht und in die Schule eingefallen.“

„Sportkurs… Schule?“

Sie war verwirrt. Diese Worte sagten ihr nichts. Sie schloss die Augen nochmal kurz um sich zu erinnern, aber da war nichts. Ihr Kopf war komplett leer. Sie entsinnte sich noch an einen stechenden Schmerz und dann war da nur noch Schwärze.
 

Die Frau musterte sie verwirrt. Spielte sie?

„Relena, erinnerst du dich nicht an mich? Ich bin’s doch: Gabrielle.“

„Wer ist Relena?“

Gabrielle zog eine Augenbraue hoch und musterte die Blonde erneut. Jetzt wo sie mehr Zeit hatte fiel ihr auch auf dass sie irgendwie… anders war. Die Haarsträhnen, die gewöhnlich in ihrem Gesicht baumelten waren zurückgekämmt, standen aber wie zwei Hörner ein Stück ab. Auch ihr Gesicht hatte ein wenig andere Züge, die ihr gar nicht aufgefallen waren.

„Aber… du bist Relena. Vielleicht hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen. Das wird schon wieder.“

Sie lächelte ihr gegenüber an, erntete aber nur eine ausdruckslose Miene. Irgendwas war mit ihrer Freundin passiert.
 

Noch immer starrte die Blonde ihr gegenüber kalt an. Alles was sie sagte kam ihr wie eine einzige Lüge vor. Sie konnte sich an nichts von alledem erinnern und zusätzlich sagte ihr der Name, mit dem die andere sie ansprach, rein gar nichts. Ihr schwebte ein anderer Name vor, aber war der auch richtig?

Langsam, mühevoll setzte stand sie auf, lehnte sich dabei an die Wand. Gabrielle wollte ihr helfen, aber sie schlug deren Hand weg.

„Ich kann das alleine. Verschwinde.“

Die Rothaarige sah sie geschockt an.
 

Das Krachen von Metall unterbrach sie ehe sie zum sprechen ansetzen konnte. Links von ihnen, am Eingang der kleinen Gasse, in der sie sich befanden, tauchten kleine schwarze Wesen auf und Gabrielle schrie erschrocken auf, stolperte zurück. Die Blonde starrte noch immer auf die Rothaarige. Noch immer hörte sie dieses unerträgliche Geräusch. Vielleicht bildete sie sich das nur ein, aber sie glaubte auch ein Pulsieren in der Nähe ihrer linken Brust zu sehen.

Langsam legte sie ihre Hand an dieselbe Stelle wo dieses Pulsieren bei ihr sein sollte, aber da war nichts. Gähnende Leere und Stille. Sie fühlte rein gar nichts.

Gabrielle packte sie an der Hand und wollte sie mitzerren, zuckte jedoch mit einem leisen Schmerzensschrei zurück. Die Blonde hatte eigentlich nichts weiter getan als auf die Hand der Rothaarigen zu sehen und mit der Fingerspitze zu zucken. Sie wollte nicht angefasst werden. Nicht von ihr.
 

Gabrielle sah verwirrt und zugleich panisch zwischen der Blonden und den schwarzen Biestern hin und her. Sie hatte einen Stromschlag bekommen und der war nicht schwach gewesen. Wie ein kleiner Blitz war er in ihre Hand eingeschlagen. Sie musste weg, aber sie wollte ihre Freundin nicht hier lassen. Schließlich siegte der Überlebensinstinkt und sie rannte die Gasse runter, hielt sich die verletzte Hand, denn diese war an der Stelle, wo der Blitz eingeschlagen war leicht verkohlt.
 

Noch immer ausdruckslos sah die Blonde der Rothaarigen nach, lies ihren Blick anschließend zu den Wesen schweifen. Diese hockten vor ihr und beäugten sie, wobei sie nicht aufhörten sich zu bewegen. Irgendwie fand sie diese Kreaturen hässlich, aber im Gegensatz zu Gabrielle hörte sie bei ihnen weder diesen unerträglichen Rhythmus, noch sah sie das Pulsieren. Die Kreaturen wandten sich ab und nahmen die Verfolgung von Gabrielle auf. Das letzte was die Blonde jemals von ihr hörte war ihr Schrei, der die Gasse hinunter hallte.
 

Gelassenen Schrittes ging die Blonde aus der Gasse, stand daraufhin auf einer Art Sportplatz. Sie lies ihren Blick schweifen. Einige Sportgeräte und der Zaun, der den Platz umgab, waren kaputt und Menschen liefen panisch durch die Gegend, einige gefolgt von den schwarzen Kreaturen, die sie eben schon gesehen hatte. Es kümmerte sie nicht, dass manche an ihr vorbeirannten, um Hilfe flehend oder schlicht und einfach nur schreiend. Alles was sie noch hörte war dieser Rhythmus. Unterschiedlich schnell, dafür aber mehrere. Sie sah sich weiter um und bemerkte dann, dass das Pulsieren, das sie sah, nur bei den Menschen vorkam. Ein jüngeres Mädchen stolperte vor ihr und kauerte sich vor ihren Füßen am Boden. Der Anblick zauberte ein leichtes Grinsen auf die Lippen der Blonden, dieses verschwand aber wieder als sie wieder dieses Pochen hörte. Alle Menschen um sie herum hatten diesen Rhythmus, aber warum fehlte er bei ihr?

Sie ballte die Hand zur Faust. Fast gleichzeitig spürte sie etwas Prickelndes in ihrer Faust. Sie hielt sich die Hand vor das Gesicht und musterte sie prüfend. Das Prickeln blieb und sie sah Funken über ihre Hand und den Unterarm springen.

Elektrizität. Pure Kraft. Kraft den Rhythmus zu stoppen, der sie so quälte. Verängstigt sah das Mädchen zu ihr hinauf. Die Blonde hingegen grinste und hielt die Hand vor das Gesicht der Kleinen.

„Stirb…“, zischte sie leise. Starkstrom sprang von der Hand der Blonden auf ihr Gegenüber, wobei diese laut aufschrie. Die Blonde genoss ihre Überlegenheit über die andere, aber noch stärker stellte sie die Tatsache zufrieden, dass der ohrenbetäubende Rhythmus endlich aufgehört hatte.
 

Regungslos lag die Kleine nun vor ihr. Noch immer sprangen einige Funken über ihren Körper. Die Blonde spürte in sich ein angenehmes Beben. Nicht nur von der Macht, die sie durchfloss, auch ihre Überlegenheit gefiel ihr.

Links von ihr standen drei Jungs, kämpften mit einem Baseballschläger, einem Tennisschläger und einer kurzen Eisenstange gegen die kleinen Kreaturen, die sie umkreist hatten. Auch bei den dreien hörte sie das Pochen, sah das Pulsieren. Da sie diese Kräfte, die da in ihr flossen, weiter ausprobieren wollte beschloss sie auch diese drei in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Sie ging bis auf zwei Meter auf die Jungs zu. Die Kreaturen sahen kurz zu ihr, gingen, wenn sie richtig hingesehen hatte, sogar zwei Schritte zurück und boten ihr freie Bahn zu den dreien. Die Jungs starrten sie fassungslos an.

„Sag mal tickst du noch ganz richtig, Relena?“, fragte einer der Jungs.

Da war schon wieder dieser Name.

„Ich bin nicht Relena!“, fauchte sie und schleuderte einige Blitze auf die drei. Zwei sackten sofort tot in sich zusammen, der dritte jedoch saß zitternd am Boden. Die Blonde stellte fest, dass der Rhythmus noch um einiges schneller wurde. Auch das Pulsieren wurde schneller. Wieder spürte sie dieses angenehme Beben in sich und sie grinste sadistisch.

„Tut es weh?“, fragte sie und sah herablassend auf den Jungen hinunter. Sie zeigte mit dem Finger auf ihn und ein weiterer, aber diesmal schwächerer Elektroschock durchzuckte seinen Körper, lies ihn zusammenzucken und schmerzvoll aufschreien.

„Oooh, armes Schätzchen.“

Sie konnte es nicht verkneifen sondern lachte kurz lauthals, bevor sie anfing den Jungen langsam aber sicher zu Tode zu schocken. Dabei erhöhte sie die Stärke der Schocks jedes Mal nur minimal. Immer wieder spürte sie dieses zufriedenstellende Beben in sich. Sie genoss es andere leiden zu sehen.
 

Als der Tod des Jungen eingetreten war sah die Blonde nur noch schwach das Pulsieren in der Brust des Toten. Die schwarzen Kreaturen stürzten sich auf ihn und die Blonde sah nur noch ein kleines Licht aufsteigen, welches sich eines der Wesen unter den Nagel riss. Der Körper des Jungen verschwand in einer Art schwarzen Rauch, lies eine blanke Stelle zurück. Am Boden waren einige verkohlte Stellen sichtbar, die noch immer rauchten, denn die Blonde hatte nicht immer hundertprozentig ins Schwarze getroffen.

Ein Wesen nach dem anderen verschwand und auf dem Platz wurde es still. Nur ein paar Leichen lagen in der Gegend herum, die, die sie selbst erledigt hatte.

Diese Stille hielt eine ganze Weile an, doch dann rollten Krankenwagen, Polizeiautos und Feuerwehrwagen auf den Platz. Die Sirenen waren dabei so schrill, dass die Blonde glaubte, sie würde taub werden. Weitere Menschen stiegen hastig aus den Wägen und wieder war dieses unerträgliche Pochen präsent. Diesmal fackelte sie nicht lange: als einige der Menschen auf sie zu kamen lief die Blonde sofort Amok, jagte dabei auch die Einsatzwagen in die Luft. Sie wollte diesen Rhythmus nicht hören, weder die schnellen, noch die langsamen, nicht, wenn sie es selbst nicht auch haben konnte.
 

Sie stand in den noch immer brennenden Fracks und sah auf ihre Hände. Sie genoss es ihre Kräfte aus zu leben, aber trotzdem fühlte sie sich so leer. Als ob ihr etwas gestohlen worden war. Was auch immer es war, es gefiel ihr nicht. Aber vor allem gefiel ihr nicht, dass alle anderen es hatten.

„Wenn ich es nicht haben kann, dann soll es keiner haben“, flüsterte sie zu sich selbst, ging dann vom Platz, über die Straße und stand kurz darauf vor einem riesigen Menschenhaufen. Elende Spanner.

Da war es schon wieder: dieses Pochen. Dieser unerträgliche und doch so faszinierende Rhythmus. Sie wollte dass er aufhörte. Ruhe, das war es was sie sich jetzt wünschte. Ruhe um nach zu denken. Sie hob die Hand gen Himmel und konzentrierte sich kurz. Wie aus dem Nichts zischten tausende von Blitzen auf die Menge hinunter, Geschrei rollte wie ein Donner durch die Straßen.
 

Einige Kilometer weiter entfernt, genauer gesagt am anderen Ende der Stadt, standen drei Männer in tiefschwarzer Kutte auf dem Dach eines Hochhauses und sahen auf die Menge, die hastig über den Bürgersteig liefen und die Autos, die nur bedingt auf die Straßenverkehrsordnung achteten.

„Man wir finden diesen Kerl nie“, jammerte der kleinste von ihnen, während er ein paar Karteikarten durchsah.

„Jetzt stell dich nicht so an, Demyx. Wir kommen schon noch rechtzeitig zum Abendessen zurück. Wie weit kann er schon sein?“, meinte der Mann, der dem Kleinen am nächsten stand. Dieser lies einen kleinen Feuerball über seiner Hand schweben und lies ihn um seine Finger tanzen. „Die Herzlosen haben wir ja immerhin schon gesehen.“

„Und was ist wenn Mansex sich schon wieder geirrt hat? Ich hab keine Lust ständig zu suchen und anschließend mit leeren Händen zurück zu kommen um dann wieder einen Anschiss zu kassieren“, meckerte Demyx abermals und zog eine Schmolllippe. Dabei zog er die Kapuze von seinem Kopf und richtete sich die Haare. Der Mann mit dem Feuerball tat es ihm gleich und strich sich die feuerroten Haare zurecht.

„Nur weil es viele Herzlose gibt muss es nicht heißen, dass wir automatisch einen Niemand finden. Menschen sind solche Luschen“, meinte der Rotschopf und seufzte tief.

„Du warst selbst einmal einer, Axel“, ertönte die tiefere Stimme des Mannes, der noch immer die Kapuze übergezogen hatte. Er hatte eine Rose in der Hand, stand etwas abseits von den anderen beiden am Rand und beobachtete das hecktische Treiben unter ihm. Den Stiel der Rose rollte er gedankenverloren zwischen den Fingern.

„Glaubst du das weiß ich nicht? Aber jetzt nicht mehr.“ Der Rotschopf erhob sich. „Jetzt lasst uns diesen Kerl finden und verschwinden. Ich hab Hunger.“

„Wann hast du mal keinen Hunger?“, fragte Demyx und stand ebenfalls auf.

Ehe Axel antworten konnte fiel ihm tiefschwarzer Rauch auf, der in der Ferne aufstieg. Er kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können.

„Hey, ich glaub wir sollten mal da hinten hingehen. Da passiert was.“

„Na dann los“, sagte Demyx weniger begeistert als Axel und zuckte mit den Schultern. Der Dritte im Bunde brummte nur zustimmend und die drei sprangen über die Dächer zu der Stelle, an der Axel glaubte den Rauch gesehen zu haben, hoffend diesmal Erfolg zu haben.

The first Encounter

Die drei schwarz gekleideten Männer brauchten keine fünf Minuten bis sie am Ort des Geschehens angekommen waren. Inzwischen lagen überall Leichen auf der Straße, Autos standen in Flammen, die Straße war größtenteils aufgerissen und in den Häusern war das Fensterglas gesprungen. Verwirrt sah sich Demyx um.

„Wow. Hat Xemnas nicht mal gesagt dass Niemande nach ihrer Geburt ihre Kräfte nicht einsetzen können?“, fragte er verwirrt. 'Geburt' war nicht ganz der richtige Ausdruck. Niemande wurden nicht geboren, sie existierten nicht einmal, aber es hatte sich in der Organisation soweit verbreitet, dass jeder dieses Wort benutzte wenn es um Neuankömmlinge ging.

„Das können sie auch nicht“, erklärte der Rothaarige, war aber genauso verblüfft wie der Musiker. Die Gestalt mit der Rose in der Hand schien das ganze völlig kalt zu lassen, stellte aber entzückt fest, dass dieser Neue vielleicht noch nützlich für ihn werden konnte.

„Finden wir ihn bevor die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht ist“, sagte er monoton und ging die Straße hinunter, immer der Spur der Zerstörung folgend.
 

Die Blonde saß auf den Überresten einer zerstörten Parkbank und starrte zu Boden. Um sie herum war es inzwischen (fast) wieder still. Das was man noch hörte war das Feuer, dass in unmittelbarer Nähe einen Wagen verzehrte und die Sirenen der verschiedenen Einsatzwagen, die ab und an an ihr vorbei rasten. Sie zitterte, denn noch immer dröhnte der Rhythmus in ihren Ohren wieder. Je mehr sie versuchte ihn zu unterdrücken, ihn zum schweigen zu bringen, desto lauter wurde er. Wenn es so weiterging würde ihr Kopf bald platzen.

Einige Zeit verharrte sie bewegungslos in dieser sitzenden Position, bis etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie spürte etwas ihr unbekanntes. Es waren keine Menschen und mit Sicherheit auch nicht diese schwarzen Wesen, die ihr im übrigem noch immer folgten. Sie hob den Blick und sah die Straße hinunter, die Richtung aus der sie gekommen war. Dort standen drei Gestalten, die sie durch den fielen Rauch, der wie ein Schleier auf der Straße lag, nicht wirklich erkennen konnte. Alles was sie sah war ein fast schon leuchtender Rotschopf, blonde, hochgegeelte Haare und eine komplett schwarze Gestalt. Sie sah zu einem der kleinen schwarzen Wesen zu ihren Füßen.

„Freunde von euch?“, fragte sie leise, obwohl es unsinnig war. Diese kleinen Biester würden ihr nicht antworten. Wieder wanderte ihr Blick zu den drei am Ende der Straße. Vielleicht täuschte sie sich, aber die drei schienen genau auf sie zu zu kommen. Da sie aber nicht sonderlich viel Lust auf eine Konversation hatte ging sie um die Bank herum, sprang auf ein Dach und auf der anderen Seite wieder hinunter. Dabei brach sie ein Stück von der Kante ab, was sie aber nicht weiter störte. Ihr Weg führte weiter geradeaus über einen Zaun, bis sie feststellte, dass sie in einer Art Park gelandet war. Er war, wie inzwischen auch der Rest der Stadt, leer gefegt, aber noch immer hörte sie dieses ohrenbetäubende, monotone Lied.
 

Die drei Männer gingen noch immer die Straße hinunter. Axel sah sich um und runzelte die Stirn.

„Sicher dass dieser Kerl nicht schon LÄNGER ein Niemand ist? Sehr viel länger?“, fragte er und kratzte sich am Hinterkopf. Auch Demyx schien ziemlich verwirrt. Da dem Musiker das Feuer nicht behagte lies er Wasser über das Feuer prasseln und löschte es somit. Axel schien das gar nicht zu begeistern, verkniff sich aber einen Kommentar. Als es nach dem gelöschten Feuer wieder kühler um sie wurde zog Demyx einen Schokoriegel aus der Tasche und biss genüsslich hinein, wobei Axel der Unterkiefer herunter klappte und beide anfingen sich um den Riegel zu streiten.

Den dritten im Bunde lies das völlig kalt, er ging die Straße weiter runter und blieb auf einer Kreuzung stehen. Sie war wie leer gefegt, aber noch immer hundertprozentig intakt. Hier hörte die Spur einfach auf.

Er sah sich um und zog dann die Kapuze vom Kopf, schüttelte sein braun-rosa Haar auf und seufzte. Mit prüfendem Blick musterten seine tiefblauen Augen die Umgebung auf der Suche nach hinweisen auf den verschollenen Niemand. Als er nichts fand machte er auf dem Absatz kehrt und ging zu den zwei Streithähnen zurück. Axel hatte sich den Schokoriegel unter den Nagel gerissen und drückte den fast weinenden Demyx weg indem er eine Hand an seine Stirn legte und ihn auf Abstand hielt.

„Er ist nicht hier entlang“, meinte der Rosahaarige und erntete einen verwirrten Blick seitens Axel.

„Was soll das heißen?“

„Manchmal frage ich mich ob du wirklich so dämlich bist...“

„Hey!“

„Er hat Recht Axel“, sagte Demyx mit einem breiten Grinsen und schnappte sich bei der Gelegenheit seinen Schokoriegel wieder, den er schnell in den Mund stopfte. Der Pyromane begann damit seinen Standpunkt zu verteidigen, nämlich dass er nicht blöd war, aber der Rosahaarige ignorierte ihn einfach, sah sich weiter prüfend in der Umgebung um. Ihm fiel ein Haus ins Auge. Es fehlte ein Stück vom Rand, was an sich nicht weiter verwunderlich war, aber es unterschied sich von den anderen Häusern. Wenn ein Stück eines Hauses fehlte an denen sie vorbei gelaufen waren, dann war es stets verkohlt oder geschmolzen gewesen. Er sprang auf das Haus und sah sich auf dem Dach um. Direkt auf der anderen Seite des Hauses begann der Stadtpark und er sah einige Herzlose in diese Richtung laufen.

„Hast du was gefunden?“, hörte er Axel hinter sich. Er und Demyx waren ebenfalls auf das Dach gesprungen und gingen zu dem dritten Mann.

„Hier entlang“, meinte der angesprochene und alle drei machten sich auf den Weg in den Park, durchkämmten ihn gründlich. Da die Zerstörungswelle abgerissen hatte war es schwerer geworden den abtrünnigen Niemand zu finden.
 

Die Blonde spürte geradezu wie ihr die drei Gestalten, die sie gesehen hatte, folgten und es gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie setzte sich unter einen Baum, hoffte, dass die drei einfach an ihr vorbeigingen und sie endlich in Ruhe ließen.
 

Die drei gingen den mit Kies ausgelegten Weg hinunter und sahen sich um. Der ganze Park war wie leer gefegt, mit Ausnahme eines Mädchens, das unter einem Baum saß und an dem sie vorbei liefen ohne weiter auf sie zu achten, denn immerhin suchten die drei ja einen Mann, oder zumindest glaubten sie das. Axel bemerkte einen kleinen Schattenlurch an sich vorbei zischen, genau zu dem Mädchen, dass sie gerade gesehen hatten. Auch der Rosahaarige hatte das bemerkt und folgte dem Herzlosen mit dem Blick. Er blieb vor dem blonden Mädchen sitzen, beäugte sie einmal prüfend und verschwand dann auch wieder. Der Rosahaarige zog verwirrt eine Augenbraue hoch, denn er hatte mal gehört dass Herzlose rücksichtslos waren wenn es um Herzen ging. Warum hatte er nicht das Herz des Mädchens gestohlen? Schmunzelnd drehte er sich wieder um. Das war wirklich eine überraschende Wendung.
 

Die Blonde bemerkte die Blicke der drei schwarz gekleideten, die auf ihr ruhten und schielte zu ihnen. Alle drei waren gut gebaut, nur die Frisur und die Haarfarbe war ungewöhnlich. Sie erhob sich, hielt aber den Kopf gesenkt und fixierte die drei mit dem Blick. Merkwürdig... sie sahen aus wie Menschen, aber sie hörte dieses gellende Geräusch nicht und auch das Pulsieren war nicht zu sehen.

„Das ist nicht dein ernst oder?“, sagte der Rothaarige. Mit seiner Frisur erinnerte er sie an einen Igel.

„Scheint aber ganz so zu sein“, sagte der Rosahaarige. Seine tiefe Stimme, die sie ihm nun wirklich nicht angesehen hatte, hallte kurz wie ein Echo in ihren Ohren wieder. Sie konnte es nicht anders beschreiben, aber sie fand seine Stimme furchtbar sexy. Wenn sie jetzt noch fähig gewesen wäre etwas zu fühlen hätte sie bestimmt gelächelt oder wäre rot angelaufen, aber so starrte sie nur ausdruckslos zu den drei. Sie kamen wieder auf sie zu. Der Rothaarige, der ein wenig vor raus gegangen war, sprang wieder zurück als ein Blitz genau vor seinen Füßen einschlug, blickte kurz darauf verwirrt in den Himmel als ob er sich vergewissern wollte, dass der Blitz vom Himmel gekommen war. Jedoch war der Himmel wolkenlos.

„Noch ein Schritt weiter und ihr seid tot“, zischte sie gerade so laut dass sie es hören mussten.

„Wir wollen dir doch gar nichts machen“, sagte der blonde unter ihnen. Er war ein kleines Stück größer als sie, war aber ansonsten vielleicht in ihrem alter, wenn nicht jünger.

„Das ist mir egal. Lasst mich in Ruhe...“

Sie drehte sich weg, setzte zum gehen an.

„Wir sind hier um dich mit zu nehmen und wir gehen nicht ohne dich, got it memorized?“, meinte der rote Igel, erntete aber von ihr nur einen weiteren kalten Blick. Abermals drehte sie den dreien den Rücken zu, fasste sich dabei an die Stirn da der Rhythmus schon wieder lauter wurde und ihr Kopfschmerzen bereitete und ging zwei Schritte vorwärts. Sie hörte wie der Rote ihr irgendetwas nach brüllte, beachtete ihn aber nicht weiter.
 

Der Rosahaarige hatte sich das stumm mit angesehen. Wenn sie ein Herz gehabt hätte, wäre sie sicher sehr kaltherzig gewesen. Wichtiger erschien ihm aber wie sie die Blonde dazu brachten mit zu kommen. Mächtig war sie, das hatte sie bewiesen, und mit Gewalt würden sie gar nichts erreichen.

Ruhe... sie wollte Ruhe... Die Stille des Herzens wenn es nicht mehr da ist.

Natürlich das war die Idee.

„Du kannst es nicht mehr hören oder? Das was einmal in dir geschlagen hatte“, rief er ihr nach. So wie es aussah hatte er einen wunden Punkt getroffen. Die Blonde blieb abrupt stehen und sah über die Schulter zu ihm.

„Woher willst du das wissen?“, fragte sie. Lief ja wie geplant, jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit.

„Weil es uns genauso ergeht wie dir. Uns fehlt etwas.“ Er ging auf die Blonde zu, gemächlich, aber doch zügig. „Du weist nicht was es ist, aber du merkst es ist nicht mehr da.“ Der Rosahaarige sprach aus eigener Erfahrung. Er hatte lange gebraucht um zu verstehen was ein Herz war, wozu er es brauchte und warum es ihm so wichtig war.
 

Die Blonde sah verwirrt zu dem Mann, der auf sie zu kam. Woher wusste er was sie dachte?

„Erzähl mir mehr.“

Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm vertrauen konnte, aber wenn er so viel wusste konnte er ihr vielleicht weiterhelfen. Vielleicht konnte er ihr sagen was dieser faszinierende Rhythmus war der bei ihr fehlte.

„Das nach dem du suchst nennt sich ein Herz. Und wir können dir helfen es zu finden.“

Inzwischen stand er direkt vor ihr. Er war fast einen Kopf größer als sie, aber davon lies sie sich nicht beeindrucken.

„Der Haken?“, fragte sie, sah dem Rosahaarigen fest in die tiefblauen Augen.
 

Die Miene des Rosahaarigen blieb unverändert kalt. Unbarmherzig sah er der Blonden in die hellgrünen Augen, stellte dabei fest, dass sie auch mit stechendem blau durchzogen waren.

„Du musst mit uns mitkommen.“
 

Kalt sah sie ihr gegenüber in die Augen. Die starke Aura, die von ihm ausging, lies sie innerlich erbeben, nicht vor Angst, aber vor Respekt. Auch seine Stimme akzeptierte kein nein, das spürte sie genau.

„Na von mir aus...“, sagte sie nach einer Weile und der Rosahaarige lächelte kalt, ausdruckslos.

„Wunderbar. Dann komm“, meinte er hob seine rechte Hand und einen Meter neben ihm verdichtete sich schwarzer Nebel. Die zwei Männer, die weiter hinten gestanden hatten, gingen sofort durch den Nebel, verschwanden darin. Sie selbst wurde von dem Rosahaarigen leicht vorgeschoben. Nach kurzem zögern ging auch sie durch den Nebel. Dabei schloss sie die Augen, denn sie spürte einen leichten Zug an ihrem Körper, verlor den Boden unter den Füßen, fand ihn nur Sekunden später wieder und öffnete die Augen, kniff sie kurz darauf wieder zusammen, da sie von strahlendem weiß geblendet wurde. Das nächste was sie hörte war eine tiefe, aber dennoch mit schrillem Ton durchzogenen Stimme.

„Was soll das heißen: Nummer XII ist weiblich?“

Joining

„So wie ichs sage: Nummer XII ist weiblich“, hörte sie den Rothaarigen sagen. Als sich ihre Augen an die grelle Spiegelung gewöhnt hatten. Sie stand in einem kreisrunden Raum, an der Wand hingen in unterschiedlicher Höhe Throne, auf denen schwarz gekleidete Gestalten saßen. Sie erkannte die Gesichter nicht, die fast alle eine Kapuze über gezogen hatten, aber dem Mann, sie vermutete es war einer, mit einem langen Pferdeschwanz und einer Augenklappe schien die Stimme zu gehören, die gerade diesen herablassenden Kommentar losgelassen hatte.

Die Blonde lies ihren Blick durch den Raum streifen, spürte dabei wie die Blicke der schwarz gekleideten auf ihr hafteten. Dann bemerkte sie einen zarten Rosenduft, der hinter ihr auftauchte. Nach einem prüfendem Blick über die Schulter stellte sie fest, dass es der Rosahaarige war. Er blieb dicht hinter ihr stehen, sah zu einem Mann hoch, der den höchsten Thron besetzte. Sie folgte seinem Blick.

„Ich denke es wäre eine gute Idee sie in die Organisation auf zu nehmen, Superior“, sagte der Rosahaarige. Die Blonde sah noch immer zu der Person hoch, welche sich gerade die Kapuze herunter zog und silbernes Haar freigab. Was ihr noch an ihm auffiel waren die orangefarbenen, fast dämonenhaften Augen und die scharfen Gesichtszüge. Das war also ihr Anführer? So auf den ersten Blick war sie nicht so von ihm beeindruckt.

„Und was lässt dich zu diesem Schluss kommen, Nummer XI?“, fragte er mit tiefer und langsamer Stimme. Die Blonde musste leicht schmunzeln, hoffend dass es keiner bemerkte. Für einen Augenblick hatte sie gedacht, dass, wenn er noch langsamer sprechen würde, mit Sicherheit mitten im Satz eingeschlafen wäre.
 

Nummer XI hatte, im Gegensatz zu den anderen im Raum, wohl gemerkt dass die Blonde geschmunzelt hatte, äußerte sich aber nicht weiter dazu. Er konnte sich denken warum sie so grinsen musste, denn ihm war es nicht anders ergangen als er Xemnas Stimme das erste mal gehört hatte.

„Sie hat innerhalb von kurzer Zeit ein ganzes Stadtviertel zerstört. Und ich muss sagen, dass selbst ich davon beeindruckt war.“

Der Superior sah zu dem Rothaarigen und dem Blonden, die den Rosahaarigen begleitet hatten. Die zwei saßen inzwischen wieder auf ihren Plätzen.

„Ist das wahr?“

„Ja. Mich hätte sie auch fast gebrutzelt“, sagte der Rote und kratzte sich am Kopf. „Da ist ein Blitz aus dem Nichts aufgetaucht. Das war bestimmt sie.“

Die Blonde konnte sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen. Kurz darauf ruhte der Blick des Superiors wieder auf ihr.

„Hochinteressant. Elektrizität also?“ Er grübelte kurz nach, schloss dabei die Augen. „Sehr gut. Dann werden wir dir zunächst einen Namen geben...“

Die Blonde mischte sich jetzt dann doch ein. Sie konnte nicht zulassen dass man ihr irgendeinen Namen gab.

„Larxene!“
 

Der Silberhaarige sah verwirrt auf und zog die Augenbraue hoch.

„Bitte?“, fragte er. Jetzt wurde er doch aufmerksam. Er war schon verwundert genug, dass die Blonde ihre Kräfte schon nach so kurzer Zeit entdeckt hatte, aber dass sie ihm jetzt auch noch widersprach war doch sehr erstaunlich.

„Mein Name ist Larxene. Ich lasse mir doch nicht irgend einen Namen geben“, zischte Larxene, blickte ihm dabei direkt in die Augen. Er sah das Feuer darin lodern, Blitze darin zucken. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er dafür seine Zustimmung gab.

„Von mir aus... dann Larxene. Nummer XII der Organisation XIII. Einen Titel bekommst du auch noch...“

„Wenn ich einen Vorschlag machen darf“, warf der Rothaarige ein. „Ich denke ein guter Titel für sie wäre Savage Nymph.“

„In der Tat. Er erscheint mir passend.“ Abermals schien er zu überlegen. „Zexion wird dich einweisen.“
 

Larxene folgte dem Blick des Superiors, bis sie schließlich an einem kleineren Mann hängen blieb, der gerade die Kapuze hinunter gezogen hatte. Er hatte blaue Haare, die ihm in langen Strähnen ins Gesicht hingen. Dieser sah kurz zum Weißhaarigen, dann zu ihr. Er sprang von seinem Thron und ging zu ihr.

„Dann gehen wir“, meinte Zexion und mit einer Handbewegung erschien wieder dieser schwarze Nebel. Sie schritt ohne zu warten hindurch. Heraus kamen sie in einem weißen Gang. An den Türen waren verschiedene Nummern in römischer Schreibweise und Zexion ging schnurstracks auf die Tür mit der XII zu.

„Hier drin kannst du dich umziehen. Mäntel sind im Schrank. Hoffen wir dass dir einer davon passt.“

Die Blonde nickte nur und ging in das Zimmer. Wieder war alles weiß und ziemlich kahl. Es war groß, keine frage, aber nur ein Bett, eine Kommode, ein Spiegel, ein Stuhl und ein Tisch standen darin. Der Schrank war in die Wand eingelassen, zu welchem sich Larxene auch sogleich bewegte. Sie durchwühlte den Inhalt, holte ihn heraus und warf ihn auf den Boden. Alles Schwarz: die Hosen, die Oberteile und die Mäntel. Und nichts in ihrer Größe.

Sie holte jeweils die kleinsten Teile heraus und entledigte sich der verschwitzten Sporthose sowie auch dem Oberteil, probierte dafür eine enge Lederhose und ein Shirt an. Man merkte, dass es in der Organisation nur Männer geben musste: Das Shirt war viel zu weit an den Schultern, passte dafür aber um den Bauch herum, jedoch passte die Hose fast perfekt. Nachdem sie auch ein paar Stiefel im Schrank gefunden hatte, Larxene wunderte sich, dass eine Männerorganisation Damenstiefel trug, zog sie diese ebenfalls an, stopfte die an den Beinen doch recht eng anliegende Hose in eben jene Stiefel. Zum Schluss fand sie zu ihrer Begeisterung einen Mantel in ihrer Größe und kaum angezogen merkte sie wie sich der gefutterte Mantel sich an ihren Körper schmiegte als wäre er extra für sie angefertigt worden, nur die Ärmel waren etwas weit. Sie betrachtete sich im Spiegel.

„Ist nicht mein Geschmack...“, stellte sich für sich fest und zupfte an den zu weiten Ärmeln.
 

Zexion, der mit großer Geduld vor der Tür wartete, klopft nach einiger Zeit an die Tür. Die Blonde war nun schon über eine Stunde in dem Zimmer. Alles was er in der Zeit gehört hatte war ein Poltern.

„Ja?“, ertönte ihre helle Stimme von drinnen und Zexion trat an. Er begutachtete Larxenes neue Kleidung und nickte.

„Ist in Ordnung so. Du wirst diese Bewegungsfreiheit brauchen.“

„Von wegen gut. Die Ärmel sind zu weit, das Shirt zu groß und so was wie Unterwäsche scheint ihr ja nicht zu besitzen“, nörgelte sie. „Und ich werde garantiert nicht immer mit derselben rumlaufen.“

Der Blauhaarige konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Larxene war eine kleine Tyrannin.

„Ich denke Xemnas wird dich früher oder später zum Einkaufen schicken.“
 

Xemnas? War das der Weißhaarige? Sie nickte nur, machte sich eine Notiz im Hinterkopf.

Sie verschränkte die Arme.

„Das will ich ihm auch raten. Jetzt erzähl mir aber erst einmal was über diese komische Organisation. Immerhin will ich wissen wo ich hier reingeraten bin.“

Zexion nickte und zeigte ihr mit einer Handbewegung dass er ihr folgen sollte.

„Auf dem Weg in den Trainingsraum erzähle ich dir was du wissen musst. Dort sehen wir dann welche Kräfte zu besitzt.“

Sie wollte widersprechen, überdachte dies aber schnell noch einmal. Es wäre höchst unklug sich jetzt schon mit den Mitgliedern schlecht zu stellen, also folgte sie ihm.

Unterwegs begann Zexion zu sprechen:

„Diese Organisation nennt man die Organisation XIII. Unser Ziel ist es Kingdom Hearts zu erschaffen um wieder vollständig zu werden. Du hast es mit Sicherheit schon gemerkt; wir sind alle unvollständig. Du erinnerst dich vielleicht nicht, aber auch du hattest mal etwas was man ein Herz nennt. Das Herz birgt Erinnerungen, so wie auch Emotionen in sich, die uns als so genannten Niemanden fehlen. Wenn ein Herz einen Körper verlässt, beispielsweise durch Herzlose, das sind die kleinen, schwarzen Kreaturen, die dir sicherlich schon begegnet sind, dann entsteht dabei gewöhnlicherweise ein Herzloser. Wenn das Herz aber sehr stark war, zum Beispiel wenn es einen starken Beschützerinstinkt besaß, dann ersteht die Hülle, die das Herz gerade verlassen hatte, wieder auf. Sie besitzt noch Überreste der Emotionen seines früheren Ichs. Diese Hülle nennt man einen Niemand. Die schwächsten Niemande sind die Dämmerlinge, die stärksten dagegen finden sich hier in der Organisation wieder. Da die Herzen unserer so genannten Jemande stärker waren als gewöhnlich, war es uns möglich die menschliche Form zu erhalten. Es gibt noch verschiedene Varianten von Niemanden, abhängig davon von welchem Mitglied der Organisation sie rekrutiert werden. In dieser Organisation selbst herrscht eine strenge Rangordnung, die du dir gut einprägen solltest:

Nummer I, das ist der Weißhaarige, den du vorhin gesehen hast, war Xemnas. Er ist unser Anführer und teilt uns die Aufträge zu, plant und kontrolliert alles.

Nummer II, Xigbar, der mit dem langen Pferdeschwanz, nennt man auch den Freischütz. Er ist an sich ein ganz lustiger Kerl, aber manchmal etwas zu übereifrig.

Nummer III nennt sich Xaldin. Er beherrscht den Wind und kämpft mit Lanzen. Mit ihm solltest du dich nicht unbedingt anlegen. Er respektiert nur die die über ihm stehen. Du erkennst ihn leicht an seinen schwarzen Rasterlocken.

Nummer IV ist Vexen. Du wirst ihn wahrscheinlich kaum zu Gesicht bekommen, weil er andauernd in seinem Labor ist und Experimente macht. Falls doch ist das der mit den langen, blonden Haaren, ein wenig ungepflegt. Er beherrscht das Eis.

Von unserer Nummer V kannst du auch nicht viel erwarten. Lexaeus spricht nicht viel und hält sich viel im Hintergrund. Allerdings erledigt er seine Aufträge gewissenhaft. Er ist auch mitunter der größte in der Organisation, hat braune Haare und harte Gesichtszüge. Sein Element ist die Erde.

Ich selbst bin die Nummer VI. Ich habe zwar kein Element, kann dafür aber mit Illusionen umgehen und erkenne Leute an ihrem Geruch.

Nummer VII ist Xemnas rechte Hand. Mit ihm solltest du dich nicht anlegen, vor allem nicht bei Vollmond, da er dann Amok läuft. Er ist ein Berserker und kämpft mit der Kraft des Mondes. Je nach Mondphase und Wetter schwankt seine Kraft, aber er ist trotzdem einer der Stärksten der Organisation. Du erkennst ihn ganz leicht an der X-förmigen Narbe im Gesicht.

Nummer VIII und Nummer IX hast du ja schon kennen gelernt. Der Rothaarige, Nummer VIII, ist Axel. Sein Element ist das Feuer. Ein Hitzkopf wie er im Buche steht, undurchschaubar obendrein. Demyx hingegen ist sehr emotional für einen Niemand. Er beherrscht das Wasser. Er ist ein wenig zurückgeblieben aber sonst ein netter Kerl.

Nummer X ist Luxord. Er wird im Versammlungsraum rechts von dir sitzen. Eine Warnung: lass dich nie auf eines seiner Spiele ein, du verlierst. Er manipuliert und kämpft mit Karten.

Als fast neustes Mitglied ist Marluxia zu uns gekommen. Zwar ist er noch nicht lange hier aber in Xemnas Ansehen ist er schnell gestiegen. Er zeichnet sich durch brillante Pläne und ungewöhnlich gutem Einschätzungsvermögen aus. Sein Element ist eigentlich die Natur, aber er hat sich auf Rosen spezialisiert. Die meiste Zeit verbringt er in seinem persönlichem Garten, in den auch sonst nur wenige und dann auch nur in seiner Begleitung rein dürfen.

Du trägst ab sofort die Nummer XII. Da du noch ganz neu bist wirst du dir dein Ansehen erst verdienen müssen.“
 

Kaum hatte der Intrigant geendet, da standen sie auch schon in einem weiteren weißem Raum. Er war sehr viel größer als die andern Räume, die Larxene bisher gesehen hatte. Rechts, gleich neben der Tür, stand eine Steuerkonsole, deren Knöpfe unaufhörlich blinkten.

„Hier haben wir den Trainingsraum. Ich denke du wirst in nächster Zeit erst einmal die meiste Zeit hier verbringen müssen bevor man dich auf eine Mission schickt. Finden wir erst einmal heraus was für Kräfte du beherrschst.“

Zexion schnippte einmal und einige Dämmerlinge erschienen.

„Verteidige dich so gut es geht. Wenn du nicht mehr kannst dann sag es.“

Larxene ging in die Mitte des Raumes. Sie würde ihm schon zeigen dass sie kein schwächliches Mädchen war als das sie jetzt alle noch sahen.

Sie schloss die Augen, Blitze zuckten über ihren Oberkörper während die Dämmerlinge auf sie zusprangen und sie attackierten.

First Training

Es dauerte keine fünf Minuten, da lösten sich die wenigen Dämmerlinge einfach im Nichts auf. Funken tanzten über den Körper der Nymphe als wären sie lebendig. Sie hatte sich während des 'Kampfes', wenn man ihn als solchen bezeichnen konnte, keinen Zentimeter vom Fleck bewegt, sondern ihre Blitze die Arbeit machen lassen. Jedoch war das nicht das Ende des Trainings gewesen: Zexion hetzte ihr immer wieder Dämmerlinge auf den Hals. Wie die Fliegen schwirrten sie um die Blonde herum, ehe sie offensiv wurden, nur um Sekunden später von einer Entladung elektrischer Energie vernichtet zu werden. Larxene hielt das für lächerlich. Sie spürte geradezu wo und wie die kleinen, weiß-blauen Wesen angreifen würden, reagierte dementsprechend darauf.
 

Mit einem Mal versiegte der Ansturm der Dämmerlinge. Zwar spürte die Nymphe, dass ihre Macht abgenommen hatte, aber dennoch war sie enttäuscht. Lieber wäre es ihr gewesen, noch ein paar kleinen Gummibälle zu quälen. Nach einem prüfenden Blick zu Zexion, anschließend, dem Blick des Intriganten folgend, zur Tür, wusste sie auch warum. Der Pyromane war eingetreten und sie allen Anschein nach beim Training beobachtet. Seine Augen huschten zwischen Zexion und Larxene hin und her.
 

Axel hatte keine Ahnung wie weit Nummer VI die Neue schon eingewiesen hatte, aber in der kurzen Zeit, in der er die Blonde schon beobachtet hatte, musste er feststellen, dass sie stärker ausgebildete Fähigkeiten und Fertigkeiten hatte als angenommen. Als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan zischten die Blitze durch den Raum und trafen fast immer ihr Ziel. Einige wenige verkohlte Stellen fanden sich im Raum zusammen mit einigen Löchern. Als er den Blick der Nymphe auf sich spürte konnte er nicht anders als in ihre Augen zu sehen. Zwar war ihr Gesicht ausdruckslos, doch in ihren Augen loderte eine Art Feuer. Schnell identifizierte er es als Gier. Wonach konnte er jetzt noch nicht genau sagen, aber es gefiel dem Rotschopf ganz und gar nicht. Zexions Stimme unterbrach die erdrückende Stille:

„Du kommst zum passenden Zeitpunkt, Axel. Trainiere mit ihr.“

„Bitte? Xemnas sagte du solltest sie einweisen. Nicht ich.“

„Du bist schneller als ich. Tu es einfach.“

Ein tiefes Seufzen entwich seiner Kehle. Ihm war jetzt nicht nach kämpfen, aber da er nun mal wissen wollte welche Waffen der Blitz besaß, führte es dazu, dass er sich in die Mitte des Raumes begab, gegenüber der Blonden. Feuer züngelte um seine Handgelenke zu seinen Händen, die er neben sich in Höhe seiner Hüfte ausgestreckt hatte, und kreiste dort ringförmig. Wenig später formten und verdichteten sich die Flammen und Axel hielt zwei Chakrams in den Händen.
 

Mit hochgezogener Augenbraue sah Larxene auf die metallenen Ringe des Pyromanen. Sie fragte sich, ob das auch eine dieser speziellen Fähigkeiten war, von denen ihr der Blauhaarige erzählt hatte, oder ob es etwas war was alle Niemande konnten. Ihr kämen ein paar Waffen gerade recht. Es war ihr eigentlich egal, was für Waffen sie hätte, Hauptsache es tötete.

Bis sie heraus fand welche der beiden Möglichkeiten zu traf, musste sie sich mit dem begnügen was sie hatte.
 

Larxene beschloss den ersten Schlag zu tun. Sie ging ein wenig in die Knie und stieß sich vom Boden ab, flog regelrecht auf den Rothaarigen zu, Dabei sprang der Boden zu ihren Füßen auf. Axel reagierte darauf indem er sich geschickt weg drehte und die Nymphe vor ihm wieder festen Untergrund fand. Mit einem Chakram schlug er nach ihr, es blieb allerdings bei dem Versuch. Der Arm der Blonden fing die Bewegung ab, indem sie diesen zwischen die Dornen auf dem äußeren Ring des Chakrams setzte. Er wurde ein wenig zurückgestoßen und sie baute wieder Distanz auf. Axel schmunzelte leicht und blickte zu ihrem leicht angeschmorten Ärmel. Bei seinem Angriff hatte er seine Waffe aufgeheizt. Noch jetzt glühte es noch leicht rosarot.
 

Der Geruch von geschmolzenem Leder stieg ihr in die Nase. Für einen Moment hatte sie völlig vergessen, dass ihr Gegenüber das Feuer beherrschte. Es war unklug von ihr gewesen diesen wichtigen Aspekt zu vernachlässigen, aber auf Distanz zu bleiben würde sie auf die Dauer auch nicht weiterbringen. Sie war etwas ausgelaugt von dem Massaker in der Stadt und auch von dem Kampf mit den Dämmerlingen. Aber Aufgeben war für sie auch keine Option. Auf die kleinsten Aktionen des Pyromanen achtend ging sie alle Möglichkeiten durch, versuchte dabei zu berücksichtigen, dass der Rotschopf sein Element ebenso gut beherrschte wie sie, dass er Waffen besaß, dass sie sich in einem vollkommen leeren Raum befanden, was ihr auch keinen sonderlichen Vorteil verschaffte, dass sie keine Ahnung hatte, welche Fähigkeiten er noch hatte und dass sie aufgrund mangelnder Erfahrung, denn immerhin 'lebte' sie erst seit einigen Stunden, im absoluten Nachteil war.
 

Axel stand einfach nur da und grinste schief. Man konnte Larxene regelrecht ansehen, wie sie sich das hübsche Hirn zermarterte und ihr Kopf rauchte auf der Suche nach einer Lösung. Als sie Anfing ihren Stand zu festigen ließ er einige Feuerzungen um die Dornen seiner Chakrams tanzen, warf diese dann auf die Blonde. Sie duckte sich weg und nutzte die Gunst der Stunde um den Pyromanen mit einem Blitz zu schocken, nur um dann auf ihn zu zu sprinten und ihm die Faust in den Magen zu rammen. Zwar hatte der Elektroschock nur einige Sekunden gehalten, aber aufgrund der ihr von Natur aus gegebenen hohen Geschwindigkeit hatte es gereicht.
 

Der Pyromane kippte ein Stück nach vorne, spuckte ein wenig Blut aus und Schmerz durchzuckte seinen Körper. Gleichzeitig drang etwas warmes, feuchtes durch den Handschuh der Nymphe. Auch befand sich etwas hartes zwischen ihren Fingern. Die Hand des Rothaarigen ging in Flammen auf und wieder versuchte er sie zu erwischen, sie somit von sich weg zu schlagen, aber wieder ging ihm Larxene durch die Finger. Dieses Mal sprang sie nicht zurück, sondern huschte unter seinem Arm hindurch an ihm vorbei. Zwar war er sich nicht sicher ob es klug wäre der Nymphe den Rücken zu zu drehen, jedoch besah er sich zuerst die Wunde an seinem Bauch. Vier schmale Löcher waren in seinem Mantel und Blut sickerte heraus.

Noch immer klebte etwas warmes, feuchtes an der Faust der Blonden und sie besah sich eben jene. Zu ihrer Verwunderung hielt sie vier kleine Messer zwischen den Fingern von denen Blut herab tropfte. Sie hatte nicht groß darüber nachgedacht wie genau sie es gemacht hatte, wollte den Rothaarigen nur so viel Schmerzen wie möglich bereiten.
 

„Gut das reicht“, sagte Zexion. Axel sah zu ihm, sichtlich verärgert.

„Das war alles? Dafür hab ich mich jetzt angestrengt?“

„Ich konnte nicht riskieren verletzt zu werden, Axel, aber der Superior wird trotzdem zufrieden sein.“ Er ging zu Larxene. „Den Rest des Tages solltest du dich im Schloss umsehen und dir alles einprägen. Wenn du morgen ausgeruht bist setzen wir dein Training fort.“

Damit verschwand der Intrigant wieder in einem Portal. Der Rotschopf hielt sich die noch immer blutende Wunde und lies leise fluchend die Chakrams, die noch immer in der Wand steckten, in purpurroten Flamme verschwinden. Dabei entstanden nicht zu verachtende Löcher, deren Inneres und die umliegende Wand von Ruß bedeckt waren. Kurz darauf verschwand auch er einfach und lies die Nymphe allein im Raum stehen.
 

Larxene betrachtete noch eine Weile die Messer zwischen ihren Fingern. Sie mochte es wie das Blut die blanken Klingen hinunter glitt und dann herab tropfte. Es schmeichelte dem Glanz und der Form des Kunais. Sie riss sich selbst aus den Gedanken an diesen verlockenden Anblick und stellte kalt lächelnd fest, dass sie tatsächlich allein war. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich dazu zu ihrem Zimmer zurück zu gehen und zu duschen. Sie roch nach Schweiß und sie hatte das Gefühl, dass sich das angeschmorte Leder langsam in ihre Haut einbrannte. Da sie das mit dem Portal noch immer nicht so ganz verstanden hatte, denn nicht einer hatte es für nötig gehalten sie darüber auf zu klären, musste sie wohl oder übel zu Fuß zurück. Glücklicherweise hatte sie sich den Weg eingeprägt, aber trotzdem würde es mit Sicherheit einige Zeit dauern.
 

Kaum hatte sie den Gang betreten, stieg ihr ein leichter Blumenduft in die Nase. Da es sie aber nicht weiter kümmerte ging sie den Gang hinunter. Allerdings erspähte sie genau dort den Zipfel des Mantels eines Niemands und der Geruch wurde intensiver. Ohne weiter auf Nummer XI zu achten ging sie an ihm vorbei, stoppte jedoch als sie seine Stimme hörte.

„Ich hörte dein Training verlief gut?“

„Und wenn schon“, erwiederte die Blonde schnippisch, sah über die Schulter zu ihm. „Interessiert es dich etwa?“

„Es ist für mich schlichtweg interessant zu sehen wie sich ein neues Mitglied in der Organisation beweist. Vor allem du als Frau.“

Larxene ballte die Faust bei dieser so offensichtlich abwertenden Bemerkung. Leise knurrend drehte sie sich um, stellte sich direkt vor ihn und setzte ihm einen Finger auf die Brust.

„Hör mir mal genau zu, Marluxia“, sie betonte seinen Namen übertrieben. „Ich mag zwar eine Frau sein, aber das heißt nicht dass ich schwächle, kapiert?!“

Während sie sprach wurde sie fast übertrieben laut. Der Rosahaarige, beleidigt von ihrer Respektlosigkeit, packte sie am Arm und zog ihre Hand von seinem Oberkörper weg, schnürte ihr dabei fast das Blut ab.

„Du hörst mir mal zu, Nummer XII: Mein Rang ist zwar nicht der höchste, aber immer noch höher als der deine! Es ist mir egal, wie du die anderen behandelst, aber mir gegenüber verlange ich ein gewisses benehmen!“

Die Nymphe war währenddessen totenstill gewesen und auch als er geendet hatte starrte sie ihn weiter stumm an. Nicht seine erhobene Stimme hatte sie zum Schweigen gebracht, vielmehr etwas was sie in den tiefblauen Augen des anderen gesehen hatte. Starr vor Ehrfurcht sah sie ihm weiter in die Augen. Wenn dieser Ausdruck nicht gewesen wäre, hätte sie sicherlich widersprochen, aber so stammelte sie nur ein leises „Ja, Sempai“ und Marluxia lies ihren Arm los.

„Gut“, meinte er nur und wandte sich ab. „Du wirst morgen mit mir trainieren. Ich werde Zexion eine Nachricht zukommen lassen.“

Ohne auf ihre Antwort zu warten ging er den Gang hinunter, während Larxene ihm mit noch immer leicht geöffneten Mund hinterher sah. Noch immer sprachlos ging sie schließlich in ihr Zimmer, legte sich dort aufs Bett.
 

Ihr entwich ein leichtes Seufzen. Sie war nicht der Typ der unfähigen Anführern folgte. Dabei wurden ihre Talente nur verschwendet. Der einzige, der seinen Standpunkt ihr gegenüber klar gemacht hatte, war Marluxia. Er hatte dieses Feuer in den Augen, das ihr imponierte. Xemnas hingegen war ihrer Meinung nach eine Schnarchtasse.

Sie schloss für kurze Zeit die Augen. Alleine konnte sie sich in dieser Organisation nicht beweisen, das war ihr klar. Es galt das Gesetz des Stärkeren und als Frau stand sie ganz unten. Marluxia schien den Durchblick in der Organisation zu haben. Er wusste, zumindest soweit sie das beurteilen konnte, wie man mit anderen umzugehen hatte und, was das wichtigste in ihren Augen war, er hatte es tatsächlich geschafft sich ihren Respekt zu verdienen. Larxene beschloss für sich, dass sie ihm folgen würde, vorausgesetzt sie hielt ihn weiter für würdig.
 

Nach einem Blick durch das Fenster stellte sie fest wie spät es schon geworden war und sie verspürte eine hohe Müdigkeit. Leise stöhnend drehte sie sich auf die Seite. Neben einem Wecker lag ein Zettel auf dem Tisch. Sie setzte sich auf und sah darauf.

'Morgen 7.00 Uhr Versammlung in der großen Halle. Zexion.'

Nun genervt stöhnend lies sie sich wieder aufs Bett zurückfallen. Na das konnte ja heiter werden.

Second Training

Am nächsten Morgen war die Nymphe schon sehr früh auf. Ihre innere Uhr hatte sie geweckt. Nach einem prüfenden Blick auf die leuchtenden Zahlen des Weckers stellte sie fest, dass es gerade mal 4 Uhr war. Draußen war es noch stockdunkel. Nur fahles, kaltes Licht, dass von einem merkwürdig geformten Mond ausging, fiel ins Zimmer und lies die Ränder der weißen Möbel im Raum aufleuchten. Sie krabbelte aus dem Bett und schälte sich aus dem Mantel, am Abend zuvor war sie nämlich einfach eingeschlummert, nachdem sie Zexions Nachricht gelesen hatte.

Sie beschloss die Badewanne auszuprobieren. Schnellen Schrittes huschte sie ins Bad, legte die restlichen Klamotten ab. Nebenbei ärgerte sie sich wieder über ihre fehlende Unterwäsche.

„Super... nochmal anziehen wäre eklig...“, nuschelte sie leise und sah sich um. Mit schnellen Fingern pflückte sie einen schwarzen Bademantel von einem Hacken und legte ihn sich um. Dabei wanderte ihr Blick in den Spiegel, wobei sie feststellen musste, dass der Mantel, natürlich, viel zu groß war. Die Ärmel waren viel zu lang und hing fast von ihren Schultern herunter, da der Ausschnitt viel zu groß war. Um die Taille war es eigentlich passend, nur schliff der Mantel fast über den Boden. Sie bemerkte einen weiteren großen Spiegel, der hinter ihr an der Wand hing. Durch diese Doppelspiegelung sah sie, dass auf dem Rücken des Mantels eine weiße XII eingenäht war, die ihr zuerst gar nicht aufgefallen war.

Kurzerhand krämpelte sie die Ärmel hoch und ging wieder ins Schlafzimmer und fischte eine Boxershorts in ihrer Größe aus einer Schrankschublade.

Kurze Zeit später lag die Nymphe dann in einer dampfenden Badewanne und pflegte ihre Haut mit einigen Badeölen die sie im Bad gefunden hatte. Sie rutschte bis zum Kinn ins Wasser und seufzte genüsslich. Zumindest einen Vorteil hatte diese Organisation: sie sparte nicht an Talern.
 

Abermals drifteten ihre Gedanken zum Vortag ab. Dieser Rosahaarige verschwand einfach nicht aus ihrem Kopf. Seine Art und Weise wie er sich gab, allein sein Auftreten, sein Aussehen machten sie fast wahnsinnig. Sie hatte ihn erst zwei Mal gesehen und doch fühlte sie diese Macht die von ihm ausging. Die Macht eines Anführers. Es war so erdrückend dass es schmerzte.

Allein die Vorstellung einen großen Teil des Tages mit diesem Mann zu verbringen lies etwas in ihrem Körper kribbeln. Sie schmunzelte in sich hinein, denn irgendwie fand sie es... betörend. Nicht das sie irgendetwas fühlte, aber das Beben in ihr wenn sie Marluxia zu nahe kam gefiel ihr.
 

Ungefähr eine halbe Stunde später, das Wasser war inzwischen so weit runter gekühlt, dass es nicht mehr angenehm war, stieg die Nymphe aus der Wanne und nahm sich eines der riesigen natürlich weißen Handtüchern und trocknete sich ab. Nachdem sie die Boxers über gezogen hatte stellte sie verwundert fest, dass sie doch ganz bequem waren.

„Daran könnte ich mich gewöhnen“, meinte sie grinsend zu sich selbst und betrachtete sich selbst in Spiegel. Sie bemerkte in der Spiegelung des Spiegels, dass etwas schwarzes zwischen ihren Schulterblättern am Rücken gezeichnet war. Sie musste zweimal hinschauen bis sie merkte, dass es ein kleines Tattoo war. Es hatte die Form eines kleinen Kunais in dessen Mitte eine XII eingebunden war. Blinzelnd fuhr sie mit den Fingerspitzen so gut es ging über das Tattoo, lies es aber dann auch bleiben und ging nur in den Boxern ins Schlafzimmer. Auf ihrem Bett fand sie Bh's in verschiedenen Größen und einen beigelegten Zettel: 'Wir wussten nicht welche Größe du hast. Hoffe mal es ist was dabei. Marluxia meinte du solltest ihn in seinem Garten treffen. Beeil dich besser. Axel'

Auf der Rückseite des Zettels war eine amateurhaft gezeichnete Karte die den Weg in den Garten beschrieb. Die Nymphe konnte nicht anders als anfangen zu lachen. Die so unterschiedlichen Größen der Bh's, manche so offensichtlich zu groß, zeigten ihr mal wieder dass man keine Männer einkaufen schicken sollte. Aber wahrscheinlich hatten sie es sowieso nur auf Xemnas Anweisung getan... oder aus Angst vor ihrem hitzigen Temperament. Wenn sie sich recht erinnerte war Axel der rothaarige gewesen. Irgendwie war der Rotschopf ja schon süß, aber es fehlte ihm einfach dieses Spezielle.
 

Kopfschüttelnd zog sie sich fertig an. Inzwischen hatte sie sich auch an den teilweise zu großen Mantel gewöhnt und die Ärmel ließen ihr eine gewisse Bewegungsfreiheit. Sie schnappte sich die Karte mit zwei Fingern und ging aus ihrem Zimmer. Es dauerte einige Zeit bevor sie den Garten tatsächlich gefunden hatte, denn Axels Zeichenkünste waren nicht besonders gut. Kaum war sie eingetreten, da schlug ihr schon ein starker Blumengeruch ins Gesicht. Sie blinzelte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Mit prüfendem Blick sah sie sich um. Überall standen bunte Blüten und Blumensträuche. Auch unterschiedliche Bäume standen verteilt im Garten herum und auch auf ihnen blühten kleine Blüten. Es schien alles so unordentlich zu sein und doch war alles perfekt aufeinander abgestimmt. Langsam ging sie zwischen den unzähligen Sträuchern entlang und bewunderte die Blumen, roch ab und an an einer.

„Dir gefallen meine Schätze also?“, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich. Larxene sah über die Schulter und direkt in Marluxias tiefblaue Augen. Wieder überkam sie dieser Schauer und sie mochte es. Langsam erkannte sie auch woran es lag: alles an dem Rosahaarigen schrie geradezu nach Sex. Seine Stimme, sein offensichtlich perfekter Körper, den er zu ihrem Bedauern unter dem tiefschwarzen Mantel versteckte, und vor allem diese Augen. Sie spürte die Macht die allein von seinem Blick ausging. Er war so mächtig, dass Larxene jedes Mal dachte sie müsse in die Knie gehen da er sie sonst zerstören würde.

„Schätze? Sicher dass du nicht zu viel Zeit in deinem Garten verbringst? Du schlägst bestimmt bald Wurzeln“, antwortete sie scharf und grinste sadistisch. Sie wusste sie sollte es nicht tun, ging aber auf ihn zu und legte den Kopf schief. „Bist du nur zum glotzen da oder wolltest du mit mir trainieren?“
 

Marluxia sah kalt zu der Nymphe hinunter, grinselte innerlich. Die Blonde war wirklich frech und hatte ein rebellisches Wesen. Aber gerade das gefiel ihm ja so an ihr. Sie war noch nicht einen Tag hier und trotzdem tanzten schon fast alle nach ihrer Pfeife, ihn natürlich ausgenommen. Am Abend zuvor hatte Xemnas diverse Organisationsmitglieder, unter anderem Axel und Demyx, mit etwas Nachdruck dazu bewegen müssen passende Sachen für die Nymphe zu besorgen.

„Dann gehen wir...“

Seine Lippen kräuselten sich zu einem leichten Lächeln als die Nymphe Richtung Ausgang ging.

„Nicht da lang...“

Er hob die Hand und öffnete ein Portal, lies der verwirrten Blonden der Vortritt. Sie kamen im Trainingsraum wieder heraus und Marluxia zog sofort seine Sense. Ein paar Rosenblätter flogen dabei zu Boden und verschwanden. Er zögerte nicht lange und attackierte die Nymphe sofort. Es war zwar hinterhältig, aber er hatte von ihrem Kampf mit Axel gehört. Laut Demyx Aussage war die Blonde unheimlich schnell, sehr gelenkig und ungewöhnlich stark für jemanden der erst seit so kurzer Zeit ein Niemand war.
 

Dachte er wirklich sie war so blöd und hätte das nicht kommen sehen? Mit einem geschickten Sprung flog sie geradezu über die blanke Klinge der Sense. Dabei lies sie die Kunais erscheinen (inzwischen wusste sie wie man sie rief) und rammte eines davon in Marluxias Schulter. Dieser knurrte einmal sauer und schlug mit höherer Geschwindigkeit nach der Nymphe. Da sich diese noch in der Luft befand landete er einen direkten Treffer und schleuderte sie in die Wand, wodurch Larxenes Abdruck in der Wand zurückblieb und Stücke heraus bröckelten.

Die Nymphe keuchte vor Schmerzen auf. Marluxia war wirklich stark. Sie drückte sich aus der Wand und aus den Brocken und kniff kurz die Augen zu. Für einen Moment fehlte ihr der Atem und sie rang nach Luft. Allerdings fing sie sich schnell wieder, schnell genug um einem weiteren Sensenhieb des Assassinen aus zu weichen. Sie packte seinen Arm und schockte ihn mit einem starken Blitzschlag, was bei Marluxia dazu führte dass er die Luft scharf einzog.
 

Larxene ging auf Distanz und ging abermals in Kampfhaltung. Es war schwer gegen jemanden zu kämpfen dessen Fähigkeiten man nicht kannte. Sie ging leicht in die Knie um einem möglichen Angriff zu parieren. Der Angriff kam nicht, obwohl der Assassine die Sense erhoben hatte. Sekunden später wusste sie auch warum: Dornenranken schossen hinter ihr aus der Wand und banden sie an der schneeweißen Wand fest. Sie fühlte sie sich die Dornen durch den Mantel in ihre Haut gruben und wie das warme Blut aus den Wunden quoll, färbte das Weiß der Wand in tiefes Rot. Sie sah noch Marluxia auf sich zukommen ehe sie die Augen zukniff, sich fest auf die Unterlippe biss und den Kopf senkte um den Schmerz besser zu ertragen. Jetzt wo sie nur noch die Ranken um ihren Körper fühlte, spürte sie auch etwas ihr vertrautes in den Ranken. Elektrizität floss durch jede einzelne Ranke, wohl wegen der naturgebundene Tatsache dass durch ALLES irgendwie elektrische Energie floss. Wenn sie sich nur stark genug anstrengte, immerhin war diese Energie wirklich schwach, konnte sie sich vielleicht von den Ranken befreien.

Etwas warmes an ihrem Gesicht hob ihren Kopf an und sie zwang sich dazu die Augen zu öffnen wodurch ihre Konzentration flöten ging. Sie stellte fest dass Marluxia die Hände an ihre Wangen gelegt hatte und ihr sehr nahe gekommen war. Sie spürte seinen Atem auf der Haut und der Blick in seine Augen lies sie sogar den Schmerz vergessen.

„Scheint so als hätte ich gewonnen“, hauchte er gegen ihre Lippen. Larxenes Atem ging schneller und sie schloss die Augen wieder zur Hälfte.

„Mistkerl...“, fauchte sie und der Rosahaarige schmunzelte.

„In dieser Situation solltest du nicht so spitzzüngig sein.“

„Was geht es dich an?! Mach mich los!“

Aber der Assassine hatte irgendwie recht: sie war nicht in der Position um Forderungen zu stellen. Sie schluckte leicht als der Assassine noch ein Stück näher kam und sie fast seine Lippen auf ihren spürte als er sprach.

„Du wirst das tun was ICH dir sage. Und denk nicht einmal daran dich bei irgendwem aus zu heulen. Denn dann würdest du zeigen dass du so schwach bist wie alle denken.“

Die Nymphe knurrte sauer.

„Ich bin NICHT schwach!“

„Dann beweis es! Ich zeige dir wie, aber dazu musst du mir loyal sein.“

Larxene zögerte, nickte dann jedoch. Vielleicht war es das Angebot an sich, aber sie wusste tief in Inneren dass es an ihm lag. Sie hatte allem zugestimmt was er ihr vorgeschlagen hätte. Die Ranken bildeten sich zurück als Marluxia ein paar Schritte zurückging und die Nymphe fiel zu Boden. Zwei starke Hände zogen sie auf die Beine.

„Ich bring dich in dein Zimmer. Dort wirst du deine Wunden versorgen. Anschließend gehen wir zur Versammlung...“

Die Blonde beklagte sich nicht, folgte dem Assassinen in ihr eigenes Zimmer.
 

„Zieh den Mantel aus“, sagte der Rosahaarige ernst und ging ins Bad, wo er kurz darauf mit einem Verbandskasten wieder herauskam. Larxene hatte sich inzwischen aufs Bett gesetzt und den Mantel als auch die Jeans. Folglich saß sie nur in den Boxershorts und dem Oberteil auf dem Bett.

Marluxia setzte sich zu ihr und verband die Wunden der Nymphe, wobei sie ab und an vor Schmerz zuckte. Er beugte sich zu ihrem Gesicht und wischte einen kleinen Blutfleck weg.

„Gehen wir... Man wartet sicher schon auf uns. Und vergiss nicht was du mir versprochen hast“, sagte er und stand auf. Auch Larxene zog sich einen neuen Mantel an, folgte dem Assassinen dann in die Versammlungshalle.

„Wird auch Zeit dass ihr langsam kommt. Wir werden jetzt die Aufträge verteilen. Larxene wird mit einbezogen...“
 

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Kleine Anfrage: Wünscht sich jemand in der FF ein Lemon-Kapitel? Wenn ja bitte bescheid sagen ^^

The Mission

Die Nymphe und Marluxia setzten sich auf ihre Plätze. Xemnas sah einmal in die Runde und musterte besonders die Blonde. Ihm fielen die kleineren Verletzungen auf, die verbunden worden waren, jedoch war das nichts ungewöhnliches. Während des Trainings verletzte sich ständig jemand.

„Gut. Dann verteile ich jetzt die Gruppen. Demyx, Axel und Marluxia gehen in die Unterwelt und statten Hades einen Besuch ab. Er soll sich endlich entscheiden ob er auf unserer Seite steht. Zexion, Xaldin und Xigbar gehen nach Pride Rock und sehen dort nach dem rechten. Ich will dass ihr dort eine Liste der verfügbaren Herzlosen macht.“

Er sah zu einem Mann mit langen, blonden Haaren. So auf den ersten Blick fand Larxene den Blondschopf unsympathisch. Allein von den Gesichtszügen her strahlte er eine gewisse Arroganz aus.

„Vexen, Lexaeus und Luxord kümmern sich um die Nachzucht der Herzlosen hier im Schloss.“

Die Blonde lies ihren Blick schweifen. Es war das erste mal das sie alle Mitglieder ohne die Kapuzen sah und ihr wäre es lieber gewesen, wenn es bei den Kapuzen geblieben wäre. Die meisten der Organisationsmitglieder waren bis auf wenig Ausnahmen nicht sonderlich hübsch und sahen sehr verklemmt aus. Als die stechenden Augen des Superiors auf sich spürte sah sie zum Silberhaar hinauf. So wie es schien war das genau das, worauf der Anführer gewartet hatte.

„Um nun zu dir zu kommen: so wie ich das mitbekommen habe bist du sehr weit für einen Niemand der erst so kurze Zeit sein Herz verloren hat. Ich habe beschlossen, dass du mit Saïx zusammenarbeiten wirst. Ich vermute ihr zwei ergänzt euch.“
 

Die Blonde musste kurz überlegen. Was hatte Zexion noch einmal über Saïx gesagt? Sie erinnerte sich, dass es um eine X-förmige Narbe ging. Ihr Blick blieb an einem Blauschopf mit der auffälligen Narbe im Gesicht hängen. Schmunzelnd lehnte sie sich vor und legte den Kopf schief.

„Und wo genau solls hingehen, Xemnas?“, fragte sie den Silberhaarigen.

„Saïx wird dir im laufe der Woche die Welten zeigen. Anfangen werdet ihr mit Hollow Bastion. Auch werdet ihr damit beginnen miteinander zu trainieren“, antwortete der Angesprochene und machte eine Handbewegung. „Dann seid ihr für heute entlassen. Wie immer habt ihr zwei Wochen Zeit für eure Aufträge.“
 

„Kleinen Augenblick noch“, schallte eine tiefe Stimme durch den Raum und alle Mitglieder sahen zur Nummer XI. Der Assassine sah nicht wirklich begeistert von der Idee des Superiors aus.

„Ich denke ich sollte Nummer VII und Larxene beim Training beiwohnen. Inzwischen kann ich mir ein Bild von ihren Kräften machen.“

Der Superior sah eine Weile emotionslos drein, fixierte den Rosahaarigen mit den goldgelben Augen.

„Saïx ist ein ausgezeichneter Ausbilder. Warum sollte ich gestatten, dass du das Training störst?“

„Larxene hat Potenzial. Aber ich kenne Saïx Trainingsmethoden. Immerhin durfte ich sie selbst genießen. Sein Training beruht auf Stärke und Ausdauer, allerdings würde Larxenes außergewöhnliche Geschwindigkeit dabei zu kurz kommen.“
 

Abermals lehnte sich Xemnas zurück und fixierte den Assassinen. Natürlich wusste der Superior von Saïx Methoden. Auch wusste er, dass der Rosahaarige auf seine Geschwindigkeit setzte, weshalb er ihn zu Beginn dann auch Axel zugeteilt hatte, da der wenigstens einigermaßen mit ihm mithalten konnte.

„Gut. Aber erst wenn Saïx mit dem Training beginnt. Entlassen.“

Der Assassine schien zufrieden. Kurz darauf verschwanden die meisten Mitglieder der Orga im schwarzen Rauch, nur Larxene und Saïx blieben im Raum, sprangen von ihren Thronen.

Erst als der Blauhaarige vor ihr stand sah sie auf und blickte in die goldenen Augen des Propheten. Warum hatten eigentlich alle in der Organisation so stechende Augen? Aber abermals bemerkte die Nymphe, dass seinen Augen etwas fehlte, was sie immer in den Saphiren ihres Sempais sah.

Eine ganze Zeit lang sahen sie sich stumm an, doch dann tat der Blauhaarige etwas, was sie nicht erwartet hätte. Sie fand ihre Hand in der seinen wieder und sah dabei zu wie er ihr einen Handkuss auf hauchte. Blinzelnd sah sie zu ihm.

„Falls du jetzt versuchst dich ein zu schleimen, dann war das Mist.“

Ein kaltes Grinsen legte sich auf die Lippen des Blauhaarigen, als er sich wieder aufrichtete und der Nymphe in die Augen blickte.

„Nur ein höflicher Gruß. Immerhin begegne ich nicht jeden Tag einer Lady. Vor allem nicht hier.“

„Bei dem Männerverein... kein Wunder.“

„Da muss ich dir zustimmen. Es fehlte etwas ohne einen gewissen weiblichen Flair.“

Dem Berserker entwich ein tiefes Lachen und auch die Nymphe musste kichern. Der Blauschopf war ihr sympathisch, was sie nicht von jedem in der Organisation behaupten konnte.

„Das glaube ich dir sofort. Also: wo solls hingehen?“
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren öffnete Saïx ein Portal und schob die Blonde hindurch. Heraus kamen sie in einer Art Gebirge. Jedoch bestand die Oberfläche aus dickem, gefrorenen Eis. Fast wäre Larxene darauf ausgerutscht, jedoch packte sie eine starke Hand am Arm und hielt sie auf den Beinen.

„Das ergeht allen so, wenn sie das erste mal hier sind“, meinte der Blauhaarige kühl und zog sie wieder ein Stück nach oben.

„Versuch nicht mich zu verhätscheln.“

„Würde ich nie tun.“

Bockig sah die Blonde zu Saïx hinauf. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass, mit Ausnahme einiger wenigen, alle größer waren als sie. Wenn sich das auf ihre Position auswirkte, dann hatte sie jeden Grund zickig zu werden, auch, da ihr ihre Nummer ganz und gar nicht mochte.

„Und wo geht’s jetzt hin?“, fragte sie schließlich und sah sich um. Auch die Wände waren aus purem Eis. Jedoch konnte sie nicht hindurchsehen, denn unter dem wahrscheinlich meterdicken Eis lag noch immer eine dunkle Gesteinsschicht. Zwar war das für andere nicht sichtbar, hätten sie doch sicherlich angenommen, dass es an der dicke des Eises lag, aber die Blonde spürte geradezu die Ladung des Gesteins.

„Nirgendwo hin“, unterbrach der Blauhaarige ihre Gedanken. „Wir werden hier anfangen zu üben. Dieser Ort bietet die perfekten Voraussetzungen deine Grenzen zu testen.“

Saïx ging einige Schritte. Als er wieder stehen blieb fing seine linke Hand weiß an zu leuchten, welches sich kurz darauf zu einem, an Größe nicht zu verachtendem, Zweihänder formte.

Larxene zog die schlanken Augenbrauen hoch. Klar, sie hatte Axels Chakrams gesehen, aber diese Waffe war mehr als beeindruckend. Damit lies sich bestimmt sehr viel Schaden anrichten.

Wie schon so oft vorher legte sich ein sadistisches Grinsen auf ihre Lippen, welches von Saïx nicht unbeachtet blieb.
 

„Tagträume haben hier keinen Platz, Larxene“, sagte der Blauhaarige scharf und drehte sich zu ihr, ging in seine typische Angriffshaltung, bei der er den Luna Diver, seinen treuen Zweihänder, 'verkehrt herum' teils hinter seinen Rücken hielt. Diese Haltung hatte durchaus seinen Grund. So konnte er Angriffe von vorne, als auch von hinten schnellstmöglich abwehren und der Schwung, den er bei seiner eigenen Offensive aufnahm, war umso größer, der Schaden umso verheerender.

Saïx konnte sich nur zu gut denken, was die Blonde dachte. Zexion hatte der Organisation bei einer Sonderkonferenz, zumindest denen, die anwesend gewesen waren, von Larxenes sadistischer und brutaler Natur erzählt, Demyx wiederum war noch immer völlig verängstigt von dem Chaos, welches die Blonde in ihrer Heimatstadt angerichtet hatte. Der Prophet konnte es ihr aber nicht verübeln. Er selbst fand einen gewissen Reiz daran Menschen weh zu tun, ihnen das Herz zu brechen. Es lies ihn 'fühlen', zumindest soweit es ihm möglich war. Eventuell war das der Grund gewesen, warum er sich als Ausbilder der Blonden angeboten hatte.
 

„Konzentrier dich“, sagte er noch extra laut, ehe er mit einem raubtierartigen Sprung zur Blonden sprintete. Larxene reagierte erst kurz bevor der Luna Diver ihr fast den Bauch aufgeschlitzt hätte. Elegant sprang sie über den Zweihänder, merkte aber kurz darauf, dass es eine dumme Entscheidung gewesen war. Saïx riss die Klinge hoch, schmetterte die Blonde in eine der sie umgebenen Eiswände. Erschrocken keuchte sie auf, blieb noch einige Sekunden in den kalten Eistrümmern liegen. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Saïx war auf jeden Fall stärker als Axel, das stand fest, vom siegen abhalten würde sie das aber nicht. Sie spürte etwas warmes, feuchtes ihre Schläfe abwärts, über ihre Wange und das Kinn rollen, stellte kurz darauf fest, dass es Blut war. Sie erhob sich und wischte es mit dem Handrücken weg. Tatsächlich, sie blutete. Sie ballte die Hand zur Faust und sah zum Blauschopf, der sich eins zurecht grinste. Blitze zuckten über die Fäuste der Nymphe, welche dann kurz darauf zu acht Kunais formten.

„Das büßt du!“, fauchte sie, bevor sie Saïx' Angriff imitierte und nach ihm schlug. Dieser konnte zwar ausweichen, aber nicht endgültig verhindern, dass er feine Wunden verpasst bekam, aus der Blut sickerte. Als er abermals zur Offensive überging, sprang die Blonde von ihm weg, noch ehe er sie erreichen konnte. Sein Blick folgte ihr auf eine der Eismauern.

„Axel hatte also ausnahmsweise recht: du bist wirklich eine Bestie“, rief der Berserker zu der Blonden hinauf. Die Bestie, alias Larxene, hockte auf allen Vieren auf einem größerem, mit Eis überzogenen Stein.
 

Mit Kraft kam sie hier nicht weit, so viel war ihr klar, denn immerhin stand sie erst ganz am Anfang ihrer Ausbildung, also musste es anders gehen. Wenn es stimmte, was ihr Sempai ihr gesagt hatte, dann würde sie mit Sicherheit in den nächsten Wochen viel Kraft- und Ausdauertraining machen müssen, was ihr jedoch gerade recht kam. Zwar gab es sie noch nicht so lange, aber sie spürte das ständige Verlangen, wenn es denn ein Gefühl war, dass sie ihren Körper auspowern müsse. Apropos Power: ihr war eine Idee gekommen, wie sie vielleicht doch gewinnen konnte, obwohl es wahrlich nicht gut für sie aussah. Jedes Mal, wenn der Blauhaarige nach ihr geschlagen hatte, hatte sie einen kurzen elektrischen Impuls seines Körpers gespürt. Eventuell konnte sie das ausnutzen.

„Pass auf was du sagst!“

Sie sprang vom Gestein, flog anschließend im Sturzflug auf den Berserker zu. Dabei ähnelte sie einem Raubvogel, der sich auf seine Beute stürzte. Allerdings blieb Saïx dabei nicht einfach auf der Stelle stehen. Mit der Flinkheit eines Wolfes sprang er zurück, dennoch wurde er von der Blonden getroffen. Larxene hatte sich am Boden abgefangen, die Geschwindigkeit, die sie aufgenommen hatte, umgelenkt und ihre Kunais in Saïx Seite geschlagen. Seine Hand, die nach einem kurzen Aufschrei seinerseits auf sie zusauste, konnte sie aber nicht mehr ausweichen und wurde abermals einmal quer über die Ebene geschleudert. Als sie aufschlug spürte sie einen stechenden Schmerz in der Schulter. Saïx lies dieses mal keine Pause zu und sprang ihr nach, holte mit dem Luna Diver aus. Larxene drehte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Rücken, sah den Blauhaarigen wie in Zeitlupe auf sich zu rasen. Wenn es einen passenden Augenblick für ihr Experiment gab, dann war der jetzt. Larxene hob den nicht schmerzenden Arm und konzentrierte sich auf die elektrischen Impulse im Körper des Berserkers, kehrte diese so gut es ging um oder schickte sie in andere Muskelpartien.
 

Kurz bevor ein Dorn seiner Klinge die Hand der Blonden durchbohrte stoppte der Körper des Berserkers ganz automatisch. Es war als würde sein Arm total verkrampfen und verhindern, dass er der Bestie weiter wehtat. Mit Gewalt versuchte er seinen Diver weiter zu bewegen, stärkere Krämpfe im Arm waren die Folge. Sein Blick wanderte über die Blonde, blieb schließlich an der ziemlich verformten linken Schulter hängen. Sein Zweihänder verschwand und als Larxene ihre Hand daraufhin sinken lies, lösten sich sein Krampf als hätte es ihn nie gegeben.

„Was ist mit deiner Schulter?“, fragte er und hockte sich leicht keuchend vor sie. Seine Seiten bluteten, was er aber gekonnt ignorierte. Die Nymphe setzte sich auf und hielt sich die Schulter. Noch immer stand ihr der Schmerz ins Gesicht geschrieben.
 

Innerlich fluchte die Blonde. War ja klar, dass so was gerade ihr passieren musste. Sie spürte seine Hand an ihrer, die noch immer auf der Schulter ruhte.

„Schlies die Augen und entspann dich“, forderte er sie auf, erntete für einen kurzen Moment einen entsetzten Gesichtsausdruck. „Vertrau mir einfach.“

Die Bestie schnaubte einmal verächtlich und tat wie ihr geheißen war. Zwar gefiel es ihr gar nicht so herumkommandiert zu werden, aber wenn es half war es ihr recht. Sie spürte einen Ruck, dann einen Schmerz, der ihren Körper durchzuckte. Kurz darauf war auch ihr Arm nicht mehr so taub. Jedoch biss sie die Zähne aufeinander, zischte sauer und zitterte kurz bis der Schmerz verklungen war und sah dann sauer zu Saïx.

„Sag mal hast du sie noch alle?!“, schrie sie und packte ihn mit der rechten Hand am Kragen.

„Komm runter, Larxene. Es ist doch besser oder?“

Abermals schnaubte sie ihn dann, ehe sie ihn losließ und aufstand. Niemals würde sie zugeben, dass es tatsächlich besser war. Sie rieb sich über die immer noch schmerzende Schulter und kniff ein Auge zu. Das konnte ja noch heiter werden. Ihr ganzer Körper tat weh und sie wusste, dass sie mehr als einen blauen Fleck hatte. Eventuell kamen noch einige Quetschungen hinzu.

„Ich zeig dir jetzt noch die anderen Welten, zumindest ansatzweise, dann gehen wir zurück“, unterbrach sie der Blauhaarige ihre Gedanken abermals. Es war erstaunlich, wie der Mann mit der X-Narbe sie immer wieder aus den Gedanken riss, wenn sie mal wieder abschweifte.

„Jaja. Dann mach aber schnell. Mir ist nach einem heißen Bad.“
 

Saïx nickte nur und musste leicht grinsen. Die Blonde hatte was Spezielles an sich, was ihn irgendwie anzog. Welch ein Jammer, dass er nicht mal während des Trainings mit ihr allein sein konnte. Der Assassine musste ja unbedingt darauf bestehen dabei zu sein. Man könnte meinen, Marluxia wäre eifersüchtig, was wiederum totaler Schwachsinn war. Niemande hatten kein Herz. Ohne Herz konnte man nicht fühlen. Und Eifersucht war ein Gefühl. Folglich war es unmöglich, dass Niemande so etwas wie Eifersucht fühlen konnten, geschweige denn in der Lage waren irgendetwas zu fühlen, egal ob Freude, Hass oder sogar Liebe. Das was von der Blonden auf ihn ausging beruhten auf etwas rein körperlichem. Man könnte es als animalische Anziehungskraft bezeichnen.

Axel hatte den Blauhaarigen als Xemnas Schoßhund bezeichnet. Er musste zugeben, dass er sich manchmal tatsächlich wie einer verhielt, jedoch eher als ein wild gewordener Werwolf als ein niedlicher Schoßhund. Es gab nur wenige, denen es möglich war ihn zu zähmen. Die blonde Bestie zu zähmen würde für die Organisation mit Sicherheit eine viel größere Aufgabe sein, als den Blauhaarigen unter Kontrolle zu halten.
 

Kurzerhand öffnete Saïx ein Portal und führte die Blonde durch die Welten, allerdings führte er sie nur zu den wichtigsten Plätzen, eben das was sie wissen musste. Mit der Zeit würde sie die Winkel der Welten kennen lernen. Mehr oder minder begeistert folgte Larxene ihm bevor sie wieder im Hauptquartier ankamen.
 

Mit sichtbar schlechter Laune sah Larxene zu Saïx.

„Kann ich jetzt gehen?“

Der Blauhaarige nickte.

„Ja geh. Für den Rest des Tages kannst du machen was du willst, solange du im Schloss bleibst. Und stell nichts... blödes an“, meinte er noch bevor er durch ein Portal verschwand. Larxene ging schnurstracks zu ihrem Zimmer, kam aber nicht dazu hinein zu gehen, da ein gewisser Rothaariger sie an die linke Schulter packte.

„Hey Larx. Warte doch mal.“

Vor Schreck und Schmerz, immerhin war ihre Schulter frisch eingerenkt, fauchte sie einmal sauer, verkniff sich nur mit allergrößter Selbstbeherrschung einen Schrei. Sie schlug seine Hand weg und sah zu Axel.

„Was willst du denn? Verschwinde.“
 

Der Pyromane kratzte sich am Hinterkopf und sah für einen Moment wirklich so aus als täte es ihm Leid. Es war ihm unangenehm, dass die Nymphe ihn so wütend anfunkelte.

„Sorry. Wollte nur wissen wies war?“

„War das ne Frage? Dann lass dir was besseres einfallen, Igelperücke“, fauchte sie ihm noch entgegen, ehe sie in ihr Zimmer ging und die Tür zuschlagen wollte. Axel hielt seinen Fuß dazwischen, was er aber bereute. Auf einem Fuß hoppelnd folgte er ihr in ihr Zimmer.

„Sei doch nicht so unhöflich. Immerhin bist du neu und du solltest lieb zu deinen Vorgesetzten sein“, sagte er grinsend und trat, noch immer humpelnd, zu ihr.

Sie brummte ihn nur wütend an.

„Sag mir nicht wie ich mich zu verhalten habe! Und jetzt raus!“

Axel legte die Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht ein Stück an.

„Ein so hübsches Gesicht sollte nicht so böse Worte verwenden. Du bist doch gar nicht so böse wie du hier tust.“
 

Eine tiefe Stimme unterbrach den Pyromanen.

„Die Dame hat gesagt du sollst gehen!“

Axel drehte sich um, lies dabei Larxene los, fand sich kurz darauf aber an der Wand wieder. Die Hand des Assassinen war so schnell gekommen, dass er nicht die Möglichkeit gehabt hatte aus zu weichen. Marluxia stellte sich vor ihn. „Jetzt verschwinde!“

Der Rothaarige sah kurz mit benebeltem Blick zu ihm hinauf, ehe er gehorchte und durch ein Portal verschwand. Er hatte ihm ansehen können, dass er nicht in der Stimmung war zu argumentieren. Schon einige Male vorher hatte er sich mit dem Rosahaarigen angelegt wenn er in dieser Laune war, wobei es nie gut ausgegangen war.
 

Die Blonde lies sich auf ihr Bett sinken und stöhnte einmal genervt. Jetzt hatte sie schon wieder eine Schwarzkutte am Hals.

„Wie ist es gelaufen?“, wollte der Assassine wissen und verschränkte dabei die Arme. Noch immer stand er an der selben Stelle.

„Mir tut alles weh, ich bin genervt und werde ständig von irgendwem belästigt. Wie soll es mir also gehen??“

„Pass auf wie du mit mir redest. Ich kann brutaler sein als Saïx.“

Larxene schnaubte einmal und atmete durch.

„Tut mir Leid, Sempai-sama. Aber ich will nur meine Ruhe.“

„Ich bleibe nicht lange. Aber wir werden morgen dein Training beginnen. Hol mich bevor ihr anfangt. So wie ich Saïx kenne wird er es mal wieder 'vergessen'“

Es war offensichtlich, dass Nummer XI und Nummer VII sich nicht riechen konnten, aber wer konnte es ihnen schon verübeln?
 

Larxene nickte und sah erwartungsvoll zu Marluxia. Immerhin wollte sie ihre Wunden behandeln und das würde sie sicherlich nicht vor ihrem Sempai machen. Mit einem Nicken verschwand der Assassine wieder durch ein Portal und die Blonde war endlich allein in ihrem Zimmer, begann auch sofort ihre zahlreichen Wunden zu versorgen. Anschließend nahm sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag ein heißes Bad. Dabei war es so heiß, dass es schon fast schmerzhaft war, aber es lies die in ihrer Schulter verebben.

Nach dem Bad rieb sie ihre Schulter mit einer duftenden Salbe ein, die sie im Schrank gefunden hatte und die gegen Schwellungen, Quetschungen und Zerrungen helfen sollte, ein, legte sich daraufhin in ihr Bett. Vorher hatte sie sich noch eines der viel zu großen, schwarzen Shirts über ihre Unterwäsche gezogen. Da sie sich schon in der Badewanne ziemlich müde gefühlt hatte dauerte es nicht lange, da war sie schon eingeschlafen. Es würde ein harter Tag für sie werden. Eventuell sogar Wochen oder gar Monate. Aber zuerst musste sie die Ereignisse des Tages verarbeiten.

In ihren Träumen suchten sie die Schatten heim, jedoch waren sie ihr nicht fremd. Sie waren ein Teil von ihr. Sie war ein Teil der Dunkelheit.

The following Weeks

Die nächsten Wochen waren für sie nicht besser verlaufen. Saïx hatte ihr weitere Einzelheiten der Welten gezeigt, ehe sie mit dem Training begonnen hatten, was Larxene nicht wirklich interessierte. Es dauerte dabei nicht lange, da hatten sie auch einen Trainingsplan zusammen gestellt. Die Schwerpunkte lagen bei Stärke und Ausdauer, Technik, Geschicklichkeit und Selbstbeherrschung.

Das Stärketraining mit Saïx bestand größtenteils aus Gewichten stemmen und Kräftemessen mit dem Blauhaarigen. Sie kämpften nicht direkt gegeneinander, nur gab der Berserker ein gewisses Ziel vor, dass die Blonde ebenfalls erreichen musste. Einerseits kam Saïx dabei nicht aus der Übung, gleichzeitig jedoch hatte die Nymphe einen gewissen Ansporn. Diese Einheit des Trainings dauerte zu Beginn 2, steigerte sich jedoch im laufe der Tage auf 4-6 Stunden täglich.

Genau wie das Krafttraining dauerte auch das Ausdauertraining bis zu 6 Stunden. Meist lies Saïx sie 1-2 Stunden auf dem Laufband laufen, bevor sie mit Zirkeltraining weiter machten. Diese beiden Einheiten hatten bei Larxene in den ersten Tagen für schlimmen Muskelkater gesorgt, bis sie sich schließlich daran gewohnt hatte. Die Schmerzen ignorierte sie gekonnt, denn sie wollte keine Schwächen zeigen.

Der Trainingsplan sah anschließend eine kleine Pause vor, in der Larxene meist ein heißes Bad nahm um ihre Muskeln zu entspannen.

Saïx gestaltete das Techniktraining immer sehr unterschiedlich. Manchmal lies er sie einfach nur stundenlang Blitze auf diverse Ziele abfeuern, lies sie Tiere oder andere Gegenstände mit Elektrizität formen, oder lies sie gegen andere Organisationsmitglieder kämpfen. Bei den Kämpfen war es Larxene möglich einige der Männer unangespitzt in den Boden zu rammen, bei anderen versagte sie jedoch. Nach den Niederlagen musste Saïx meistens eine extra Stunde Ausdauertraining einlegen, da die Blonde sich ja immerhin irgendwie wieder beruhigen musste. Nach der Einführung des Trainingsplans und nach ihrer ersten Niederlage war es unmöglich gewesen das weitere Training fort zu setzen, da sie vor lauter Wutausbrüchen die ein oder andere Einrichtung zerstört hatte. Während dieser ersten Hälfte war Marluxia ständig anwesend gewesen, jedoch als stiller Beobachter. Saïx ignorierte den Assassinen wo es nur ging, aber besonders wenn es um Larxenes Technik ging mischte der Rosahaarige sich mehr und mehr ein. Außerdem konnte nur er mit einem Befehl verhindern, dass die blonde Bestie beim Kampf mit schwächeren Mitgliedern, vorzugsweise Demyx, diese nicht tötete.

Die letzten beiden Einheiten übernahm der Assassine ganz, diesmal jedoch in Saïx' Anwesenheit. Meist bestand das Geschicklichkeitstraining eher aus Multitasking. Larxene musste sowohl ihre Kunais und Blitze einsetzen, gleichzeitig aber Marluxias Angriffen ausweichen. Er hatte ihr dabei strickt verboten ab zu wehren. Ihre Angriffe durften sich nur gegen die aufgestellten Ziele richten. Das stellte sich aber als schwieriger heraus als es klang: Marluxia war sehr schnell und die Blonde war nicht geübt darin Angriffe vorher zu sehen, mit der Zeit besserte es sich jedoch.

Das wahrscheinlich wichtigste und sogleich schwierigste Training für die Nymphe war die Selbstbeherrschungstraining, was vorzugsweise aus Meditieren bestand. Auch nach Wochen fiel es ihr immer noch schwer zwei Stunden lang still da zu sitzen und sich auf ihren 'Mittelpunkt' zu konzentrieren, wogegen der Assassine kein Problem damit zu haben schien.
 

Eines Abends stand Larxene mal wieder auf dem Laufband. Der Berserker hatte das Training auf den Abend verlegt, da er am Vormittag auf eine Mission geschickt wurde. Weil die Blonde mal wieder nicht mit durfte (Xemnas hatte sie in den ganzen Wochen noch nicht ein Mal auf eine richtige Mission geschickt) hatte sie das Krafttraining unter Marluxias Aufsicht schon Morgens gemacht.

Saïx war der Meinung gewesen, dass sie diesmal 4 anstatt 2 Stunden laufen sollte, wobei er bei der Bestie auf starken Widerspruch gestoßen war. Schließlich hatte er sie doch überzeugen können, allerdings musste er mit ihr laufen. Daraus folgte, dass der Blauhaarige und die Nymphe nebeneinander auf zwei Laufbändern seit knapp 3 ½ Stunden nebeneinander herliefen. Der Berserker sah so aus, als wäre das ein Spaziergang, wobei Larxenes Beine sich anfühlten wie Pudding. Sie gab nur deshalb nicht auf, weil sie vor keinem eine Schwäche zeigen wollte, jedoch vor allem, da ihr Sempai hinter ihr an der Wand saß. Was sie nicht wusste war, dass dieser sich mehr für ein Buch über Botanik interessierte als für das recht eintönige Ausdauertraining.

Nach 4 Stunden, Saïx hatte Larxene ein paar mal zusätzlich anspornen müssen, stellten sie die Laufbänder ab und sowohl erleichtert, als auch völlig fertig trat sie von der Höllenmaschine weg. Sie persönlich mochte das Zirkeltraining lieber, denn dabei konnte sie auch andere Muskelpartien beanspruchen. Immerhin war die Blonde ein Sprinter, kein Dauerläufer.

„Können wir heut wenigstens Schluss machen? Ich hab keine Lust mehr“, jammerte die Blonde und zog ihren Mantelkragen ein Stück von ihrer Haut weg. Saïx bestand immer darauf, dass sie den Mantel trug. Angeblich, da sie ihn beim Kämpfen ja auch tragen müsse.

„Frag das Nummer XI, nicht mich“, gab der Blauhaarige zur Antwort und wischte sich den Schweiß mit einem Handtuch weg. Er hatte seinen Mantel und auch sein Oberteil ausgezogen, wodurch Larxene den muskulösen, aber doch sehr vernarbten Körper bestaunen konnte. Ihr war klar gewesen, dass der Berserker einen guten Körper haben musste, aber das überstieg selbst ihre Vorstellungen.

Sie drehte sich zu Marluxia.

„Sempai~?“, fragte sie zuckersüß. Der Assassine sah auf, als ob man ihn gerade geweckt hätte.

„Hm? Jaja geh duschen. Ich hol dich gleich ab“, meinte er nur ehe er seinen Blick wieder auf sein Buch richtete.

Larxene stampfte einmal mit dem Fuß auf. Was sollte das denn? Man könnte glatt meinen, er ignoriere ihre Frage absichtlich. Irgendwie wusste sie auch, dass es so war. Wenn die Blonde mal etwas fragte umging ihr Sempai sie meistens geschickt, ohne ihr auch nur eine vernünftige Antwort zu geben.

„Fein!“, fauchte sie noch bevor sie durch ein Portal verschwand. Inzwischen wusste sie wie man diese schwarzen Rauchschwaden beschwört, aber genau wie ihre Kunais konnte sie nicht genau sagen wie man es genau machte. Sie wollte es einfach und es passierte.
 

Auf den Lippen des Berserkers formte sich ein leichtes Grinsen während er der Bestie nach sah. Abermals musste er feststellen, wie passend ihr Titel doch war. Gelassenen Schrittes ging er zur Nummer XI und sah zu ihm hinunter, besah sich den Titel: „Botanik für Fortgeschrittene“. Ihm war absolut schleierhaft wie sich ein Niemand so lange mit so einem hirnverbrannten Thema auseinandersetzen konnte. Es war schon fast widerlich wie der Assassine so lange in einem ungemütlichen Sessel sitzen konnte und wie in Trance in dieses Buch starrte.

„Es könnte interessant werden was Larxene diesmal mit dir anstellt“, sagte er plötzlich und brach damit das Schweigen. Schlagartig wurde er von Marluxias tiefblauen Augen fixiert, welche vor Zorn funkelten. Es war wirklich ironisch: Niemande fühlten nicht und doch konnte er die Wut sehen. Das wiederum amüsierte ihn, wie immer, wenn der Rosahaarige sich aufregte.
 

„Davor wird sie sich hüten.“

Marluxia wusste sofort worauf er anspielte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte die Bestie wegen einer 'Meinungsverschiedenheit' einen seiner geliebten Rosensträucher zunichte gemacht. Kurz darauf war sie der Meinung gewesen seine Geduld auf die Probe zu stellen indem sie vor seinen Augen eine Blüte nach der anderen zerpflückt hatte. Gewöhnlicherweise hörte die Blonde aufs Wort, aber ihre ständigen Wutanfälle und Racheakte machten ihn nochmal verrückt. Irgendwie musste er das unterbinden, die Frage war nur: wie? Bei gegebener Zeit würde ihm schon was einfallen.

Langsam erhob er sich und legte sein Buch zur Seite. Dabei bemerkte er den alles sagenden Blick des Berserkers, der auf eben jenes Buch schaute. Was für Ignoranten. Sie würden nie verstehen, was ihm seine Pflanzen alles bedeuteten. Sie waren ein Überbleibsel aus seiner Zeit, als er noch ein Herz besessen hatte.

Er fixierte den Blauhaarige noch eine weile stumm und ging dann an ihm vorbei.

„Ach ja. Heute will ich nicht gestört werden. Ich werde Larxene mit in eine andere Welt nehmen. Hier kann man sich ja nicht konzentrieren.“

Damit hatte er vollkommen recht. Es mangelte an Aufträgen, wodurch die Mitglieder sich ihre Zeit irgendwie anders vertreiben mussten. Demyx spielte meist auf seiner Sitar, sodass es im ganzen Schloss zu hören war, Axel setzte mal das ein oder andere in Brand, wodurch der Feuermelder regelmäßig Alarm schlug, Xigbar machte seinem Titel als Scharfschütze alle Ehre, wobei sein ausgewähltes Opfer meistens Roxas war (er war einige Tage vorher der Organisation beigetreten, aber merkwürdigerweise wurde er nicht der gleichen Tortour unterzogen wie die Nymphe), Xaldin sorgte in immer gleichen Zeitabständen für Stürme außerhalb des Schlosses. Das Problem dabei war, dass die Fenster in der Bibliothek sich nicht schließen ließen, die deshalb immer wieder aufsprangen, was wiederum zur Folge hatte, dass die ganzen losen Dokumente, die immer auf den Eichenholztischen lagen, wild durcheinander gewirbelt wurden, was selbst den sonst so ruhigen Zexion derartig auf die Palme brachte, dass man ihm besser aus dem Weg ging. Jedoch konnte man seinen Vortrag, den er Xaldin daraufhin immer wieder hielt (es war immer der selbe) im ganzen Schloss hören. Das schlimmste war jedoch das laute Knallen, welcher immer wieder in den Gängen widerhallte, und der schreckliche Gestank, der einige Tage daraufhin zu riechen war. Vexen arbeitete an einem neuen Experiment, was eigentlich nicht verwunderlich war, nur die Intensität, mit der er an diesem arbeitete, war selbst für ihn ungewöhnlich.
 

Ohne die Antwort des Berserkers ab zu warten ging er aus dem Raum. Saïx versuchte noch zu widersprechen, jedoch war das reine Verschwendung. Er hätte sich ja denken können, dass er beim Assassinen auf Granit biss. Der Rosahaarige war schon weg bevor er sauer schnaubte.

„Das bekommst du wieder“, grummelte er, bevor auch er sich in sein Zimmer zurück zog.
 

Als Marluxia an Larxenes Tür klopfte bekam er erst einmal keine Antwort. Kurz darauf hörte er, wie die Dusche abgestellt wurde und etwas zur Tür stolperte, sie öffnete. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht sah er die triefend nasse Nymphe an. Sie hatte nur ein Handtuch umgebunden, sehr zu seinem Bedauern, aber ihr wütendes Gesicht wischte das Lächeln von seinen Lippen.

„Jetzt sei nicht so sauer. Lass mich rein.“

Etwas unverständliches murmelnd ging die Blonde einen Schritt beiseite und lies den Assassinen herein.
 

Noch immer wütend stapfte die Blonde wieder ins Badezimmer. Sie hatte gerade eine entspannende Dusche genommen und dabei wahrscheinlich ein wenig die Zeit vergessen. Schnell rubbelte sie die Haare trocken und zog sich ihre Boxers, sowie einen Bademantel an, bevor sie zu Marluxia ins Schlafzimmer ging.

„Hättest du mir nicht ETWAS mehr Zeit geben können?“, fauchte sie wütend und stemmte die Fäuste in die Hüfte. Langsam hatte sie die Nase voll von der ganzen Organisation. Wenn sie nicht beim Training war, dann terrorisierten sie die anderen Mitglieder rund um die Uhr. Insbesondere Axel und Luxord gehörten dazu.

Das kalte Lächeln, dass sich abermals auf den Lippen des Rosahaarigen bildete lies ihr Blut nur noch weiter kochen.

„Entspannen kannst du dich beim Meditieren.“

„Ich denke nicht dran heut noch irgendwas zu machen!“

Arrogant warf sie sich eine nasse Haarsträhne zurück. Zwar war Marluxia ihr Sempai, aber das hieß noch lange nicht, dass er über sie bestimmen konnte.

„Du tust gefälligst was ich dir sage, Larxene!“

Marluxia erhob sich und baute sich vor der Nymphe auf. Er dachte nicht daran ihr ihren Willen zu lassen. Nicht ihm gegenüber.

„Vergiss es! Ich...“ Der Satz blieb ihr im Hals stecken. Der Assassine hatte ihre Handgelenke gepackt und sie an die nächstbeste Wand gedrückt. Er beugte sich zu ihrem Ohr.

„Wag es nicht mir zu widersprechen“, zischte er. Die Blonde versuchte sich aus seinem Griff zu winden, jedoch war der Rosahaarige um einiges stärker als sie.

„Ich bin nicht dein Eigentum!“

Ein tiefes Kichern erklang an ihrem Ohr.

„Das kann ich ändern.“
 

Mit einem schnellen Ruck hatte er die Bestie aufs Bett geworfen. Dort schlangen sich zwei Weinreben, die an der Seite des Bettes hoch geklettert waren, um Larxenes Handgelenke und banden sie am Bettgestell fest. Er hatte jetzt die perfekte Idee, wie er sich die blonde Bestie zu Eigen machen konnte.

Langsam lies er seinen Blick über den Nachttisch der Blonden schweifen, ignorierte dabei die lauten Flüche und das Fauchen, dass vom Bett ausging. Er blieb an einem Messer neben der Lampe hängen. Er entledigte sich seines Mantels und seiner Handschuhe, die raschelnd zu Boden fielen und fischte nach dem Messer, bevor er sich anschließend aufs Bett setzte.
 

Sie fühlte wie sich das Bett zu seiner Seite hin absenkte, als er sich dicht neben sie setzte. Inzwischen hatte sich die Blonde so gut es ging aufgesetzt und zerrte noch immer an den Reben. Wären die Umstände anders gewesen und wären die Reben nicht so eng gewesen, dann hätte ihr das vielleicht gefallen. So hätte sie dem Assassinen am liebsten das Lächeln aus dem Gesicht gerissen.

„Mach mich los!“

Kurz darauf hatte die Blonde schon die Klinge am Hals, schluckte kurz.

„Keine Sorge. Es dauert nicht lange. Ich zeige dir nur wo dein Platz ist.“

Sie spürte, wie das kalte Metall über ihren Hals glitt, das Dekolté streifte und den Bademantel ein wenig beiseite schob, schließlich an der Stelle, an der ihr Herz sitzen sollte, zum ruhen kam. Ein Klos bildete sich in Larxenes Kehle und sie hielt erschrocken den Atem an. Zwar hatten Niemande kein Herz, aber dennoch war ein solcher Stich für sie tödlich.

„H-hey! Warte mal! Du willst doch nicht...?“, sagte sie heißer und versuchte zurück zu weichen, die Reben hinderten sie jedoch daran. Ein Lachen, welches man sonst nur von der sadistischen Nymphe kannte, erklang in der Kehle des Assassinen und er näherte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an das ihre.

„Dazu bist du zu wertvoll. Ich schenke dir nur eine kleine Erinnerung.“

Er legte seine Lippen auf die ihre, wobei die Blonde die Augen auf riss und geschockt in die blauen Saphire des Rosahaarigen. Kurz darauf spürte sie das Messer, dass durch ihre Haut glitt wie ein heißer Draht. Hätte Marluxia sie nicht geküsst, dann hätte sie mit Sicherheit laut aufgeschrien, so jedoch entwickelte es sich nur zu einem schmerzhaften Stöhnen. Während seines Tuns drückte ihr Peiniger sie in die weichen Laken des Bettes. Etwas warmes, feuchtes rollte über ihre Haut, wurde anschließend von ihrem Bademantel aufgesogen, in dem sich der kalt werdende Fleck immer weiter ausbreitete. Der Schmerz betäubte die vielen kleinen Wunden, die der Assassine auf ihrer Haut hinterließ.
 

Marluxia spürte wie sie unter seinen Fingern vor Schmerz bebte und er musste sich eingestehen, dass er es sehr anziehend fand. Eigentlich hatte er sie nur geküsst um ihr Schreien zu unterbinden, jetzt aber konnte er es sich nicht nehmen lassen, nach einem Stöhnen ihrerseits, wobei dies bei weitem nicht so laut war wie bei seinem ersten Schnitt, seine Zunge in ihre Mundhöhle gleiten zu lassen. Er konnte sich nicht erklären warum, war sich noch nicht einmal sicher, ob sie es selbst realisierte, aber er hatte den Eindruck, dass sie seine Geste erwiderte.

Mit geschickten Bewegungen tanzte die Klinge über die weiße Haut der Blonden, hinterließ dort sein Zeichen. Sie würde noch früh genug bemerken, was es genau für eines war. Achtlos fiel das nun nutzlos gewordene Messer neben das Bett fallen, drückte weiter ihre Schulter aufs Bett, damit sie sich nicht aufbäumte.
 

Es war merkwürdig. Zwar tat der Assassine genau das, was sie nicht wollte, dennoch agierte ihr Körper ganz von selbst. Der Rosahaarige war kein schlechter Küsser, im Gegenteil, aber sie wusste nicht so wirklich, wie sie darauf reagieren sollte. Vielleicht mangelte es ihr einfach an Erfahrung oder der Schmerz vernebelte ihren Verstand, was er sowieso tat. Sie spürte seinen Körper auf ihrem, was sie fast wahnsinnig machte. Einerseits wollte sie, dass er verschwand, andererseits wollte sie dieses neue 'Gefühl' noch weiter genießen. Selbst wenn es nur körperlich war, war es dennoch das erste, was sie in diesen Wochen neben Schmerz intensiv gespürt hatte. Marluxias kräftige und dennoch sehr zarte Hand wanderte über ihre Wange abwärts, zwischen ihren Brüsten entlang und öffneten geschickt die Schlaufe ihres Bademantels, den er langsam beiseite streifte...

The First Time

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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von: abgemeldet
2008-10-27T17:52:28+00:00 27.10.2008 18:52
Marlu kann ja auch mal ganz anderster wenn er willXD
*lol*
hrrr~<3
da muss ich wieder dran denken was du als ens signatur hastXD
"Sex without pain is like food without taste"XDD
Von:  Unschuldig
2008-10-12T16:22:18+00:00 12.10.2008 18:22
*dir mal einen kommi backt*
(dafür bekomm ich aber auch mindestens einen bei meinen bildern >O<")
Haaach, was musst ich lachen xDD
Wie kleine Kinder, die Orgis ^^

Die Bettszene kam mir so verdammt bekannt vor x_X"
Von:  FreakyPhoenix
2008-10-12T13:32:18+00:00 12.10.2008 15:32
ui ui ui heiß! marlu geht ja ran O//O

am anfang musste ich bei jedem zweiten satz lachen XD
wenn in der orga nix los ist scheint da das chaos auszubrechen, der reinste kindergarten XD
Von:  FreakyPhoenix
2008-10-11T20:28:28+00:00 11.10.2008 22:28
aha! jetzt findet auch noch saix gefallen an larxi, oder wie?
bald hat sie nen eigenen fan-club oder so XD
ich stelle immer mehr fest, dass das leben als orga mitglied verdammt schmerzhaft ist (blaue flecken, ausgerengkte schulter...autsch, autsch, autsch XD)
bin mal gespannt ob und wie schmerzhaft die nächsten trainingsstunden werden *lach*
Von: abgemeldet
2008-09-10T12:07:06+00:00 10.09.2008 14:07
*~* ist ja cool geschrieben
ich liebe Marlu wenn er so ist *grrr*
das ist echt super mach weiter so ^-^

gegen Lemon hätte ich nichts xDD
Von: abgemeldet
2008-08-30T17:58:31+00:00 30.08.2008 19:58
hrrr~<3
Love is in the airXD
*sing*
wie imma freu ich mich schon aufs nächste kapi~
Von:  sinistersundown
2008-08-30T13:24:26+00:00 30.08.2008 15:24
Jar, ich habe mich dazu hinreißen lassen, noch schnell dieses Kapitel zu lesen, weil es so spannend war. Am Anfang musste ich wie Larxene schmunzeln: Wie du Xemnas beschrieben hast, war genial; als DER Anführer, aber noch mit Humor!
Auch aus einer normalen Sache, dem Umziehen nämlich, hast du ein gut beschriebenes...wie sag ich, Ereignis gezaubert?
Ich hoffe wirklich für sie, das Xemnas mal mitdenkt und Larxene zum Einkaufen schickt und das schnell... vielleicht auch mit hübscher Begleitung...?
Hat mir wieder gefallen *nick nick*
Mach schön weiter so; ich muss ja noch den Rest lesen...

LG, Sinister-Sundown
Von:  sinistersundown
2008-08-30T13:06:28+00:00 30.08.2008 15:06
Ja, also...
Ich bin leider erst bei dem Kapitel^^°
*nicht zum lesen gekommen ist*
Ich werde nach und nach weiterlesen, das ist sicher -
mich wirst du nicht los *grins*
Also. Das Kapitel hat mir gefallen, nur schon mal vorweg. Ich kann mich richtig in Sie hinein versetzen, so wie du es schreibst; es muss einfach furchtbar sein, den Rythmuhs des Herzens zu hören, aber nicht zu wissen zu was er gehört und das man es nicht hat... so, wie Marluxia es schon erklärte...
Das die beiden anderen sich auch noch um einen Schokoriegel streiten ist echt lustig und hatte die Erzählung noch einmal aufgelockert.

Nun, ich hoffe mal, das ich schnell zum weiterlesen komme!
LG, Sinister-Sundown
Von:  FreakyPhoenix
2008-08-29T22:53:13+00:00 30.08.2008 00:53
yay! es geht weiter *freu*
zwischen den beiden "funkts" ja richtig *grrr* XXD
würd mich aber interessieren was larxi marlu versprechen musste O.o

bin gespannt wie's weitergeht *rumhüpf*
Von:  sinistersundown
2008-08-08T22:33:40+00:00 09.08.2008 00:33
Ui^^ Also, die FF gefällt mir!
Sehr sogar! Ich mag es, wenn Sachen so umschrieben werden...
Das Kapi war toll. Relena hat sich total verändert...kein Wunder, ich würde den Herzschlag anderer auch nicht hören wollen, wenn ich selbst keinen hätte.
Nun, ich werde mich später an das nächste Kapitel wagen.
Daher sag ich dir erstmal: Weiter so!
LG, Sinister-Sundown


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