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No place for us

Janus x Linslet
von

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No place for us

Mir ist klar, dass da niemals etwas sein wird, weil da niemals etwas war.

- Niemals, Farin Urlaub


 

Der Mond war ein runder Ball, der sein fahles Licht durch die schimmernden Vorhänge in das Schlafzimmer der jungen Frau warf, die sich diese vornehme Suite gemietet hatte. Ihre violetten Haarsträhnen lugten nur knapp unter der dünnen Decke des riesigen Bettes hervor. Ein entspanntes Seufzen entwich ihrer Kehle, als sie sich auf die andere Seite drehte. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig und sie schien in einem tiefen Schlaf gefallen zu sein.
 

Doch als ein leises Knacken an ihre Ohren drang, schlug sie sogleich die Augen auf. Ihre Hand, an der ein silbernes Kettchen hing, fuhr unter das Kopfkissen und holte eine kleine, handliche Pistole hervor. Alle Sinne waren geschärft und sie lauschte in die wiederkehrende Stille hinein. Aber ein erneutes Geräusch blieb aus. Vielleicht war es gerade diese Tatsache, die sie ihr Bett verlassen ließ. Barfuss und nur mit einem schlichten Top und einer kurzen Shorts bekleidet, schlich sie zur Tür, die in den Wohnraum führte und nur von ihr angelehnt worden war. Ihre Hände umklammerten währenddessen auch weiterhin die 9mm, die sie leise entsicherte.

Linslet Walker mochte keine Überraschungen, besonders nicht, wenn sie mitten in der Nacht waren, sie um ihren Schönheitsschlaf brachten und in ihrer Wohnung ohne ihr Wissen stattfanden.
 

Vorsichtig nährte sie sich der Tür und umfasste die kalte Klinke, die auf ihrer Haut brannte. Ihr Herz schlug kräftiger als zuvor, aber Angst hatte sie keine. Sie war schon so oft fast gestorben, dass sie in solch einer unsicheren Situation ruhiger wurde und die Vorteile auf ihrer Seite sah. Mit einem Ruck riss sie die Tür auf und ließ ihre hellen Augen wachsam durch den dunklen Raum wandern. Doch alles schien wie zuvor. Das Sofa stand in der rechten Ecke, zusammen mit dem Glastisch und dem Sessel. Daneben der kleine Flur, der Richtung Eingangstür führte und von dem eine weitere Tür ins Bad abging, wobei beide unberührt wirkten. Dann die Anrichte der Kochecke, deren Eingang auf der rechten Seite lag und der kleine Tisch, der von zwei Stühlen umringt war und auf dessen Platte eine dunkle Gestalt saß. Linslet stockte unwillkürlich der Atem.
 

Im nächsten Moment allerdings hob sie ihre Pistole erneut und richtete sie auf die Person, die lässig die Beine übereinander geschlagen und die Arme vor dem Oberkörper verschränkt hatte. Linslets Augenbraue zuckte ärgerlich und nichts Gutes ahnend in die Höhe, als sich eine bekannte Stimme meldete.

„Du wirst mich doch nicht erschießen, Lins?“ In der Tonlage schwamm deutlich eine trockene Heiterkeit mit, welche es Linslet erlaubte ihrem Gegenüber einen Namen zu geben.

„Janus...“, stellte sie seufzend fest und ließ die Waffe augenblicklich sinken. Sie machte ein paar Schritte nach links, um den Schalter für die Deckenlampe zu erreichen, den sie sogleich betätigte. Das Licht schaltete sich ein und Linslet kniff für den Bruchteil einer Sekunde die Augen zu, um sich vor ihm zu schützen. Dies gewehrte Janus einen Moment der Unachtsamkeit, den er unverzüglich ausnutze. Die junge Frau spürte seine Arme, die sich um ihre Taille legten, was nicht zum ersten Mal geschah. Sein Kopf fand seinen Platz auf ihrer Schulter und sein Atem streifte ihre Wange, während er ihr Seitenprofil musterte.

„Wie oft soll ich dir sagen, dass du das lassen sollst?“, fauchte sie ihn genervt an, rührte sich dennoch kein Stück.

„Was?“, kam die gespielte Gegenfrage. „Das Umarmen oder die Besuche?“

„Beides!“ Sie befreite sich aus seinem Griff, entfernte sich etwas von ihm und drehte sich abermals zu ihm.

„Außerdem ist das kein Besuch, sondern ein Einbruch. Wie bist du verdammt noch mal hier reingekommen?“

„Geschäftgeheimnis! Glaubst du wirklich ein Mitglied der Numbers könnte keine Holztür überwinden?“ Ihr Blick bohrte sich durch ihn hindurch und sein Grinsen wurde eine Spur breiter. „Okay, okay... Ich hab’ den Typen von der Anmeldung vorgespielt, ich sei dein Verlobter und das ganze Drumherum, du weißt schon...“, bemerkte er anschließend, während ihre Augen ihn noch immer genau fixierten.

„Zugegeben,... ich hab’ auch etwas springen lassen. Aber da kannst du mal sehen, was ich alles für dich machen würde.“ Er warf ihr ein charmantes Lächeln zu, doch sie erwiderte es nicht. Stattdessen knirschte sie wütend mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten, dass ihre Knöchel weiß hervorstanden. Auch Janus registrierte, dass ihr Temperament wieder einmal kurz vor dem Überlaufen war, weshalb er rasant das Thema wechselte.

Seine dunklen Augen waren Sekunden zuvor auf das silberne Kettchen an ihrem Handgelenk gefallen, welches nun seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Seine Züge wirkten ernster als zuvor, sein Blick jedoch unergründlich wie es oftmals der Fall war.

„Ich hab’ also doch deinen Geschmack getroffen“, sagte er mit zufriedenem Unterton.

„Auch ein blindes Huhn findet mal ein Körnchen, also bild’ dir bloß nichts darauf ein!“, fuhr sie ihn sofort an und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Schon gut. Schon gut“, wehrte Janus mit wedelnden Händen und einem schwachen Lächeln ab. Trotzdem hing sein Blick auch weiterhin an dem Armband, was auch Linslet bemerkte. Sie verzog verärgert das Gesicht. Hatte Janus denn nichts anderes zum Ansehen? Immerhin stand sie gerade mit knappen Sachen vor ihm, die viel nackte Haut zeigten, welche sich so mancher Mann zu sehen wünschte. Doch Janus hatte nur Augen für dieses verdammte Kettchen. Linslet ging an ihm vorbei und ignorierte seinen fragenden Gesichtsausdruck.
 

Sie verschwand schweigend in ihrem Schlafzimmer, in welches Janus auch nicht allzu viel später folgte. Inzwischen hatte die junge Frau ihren begehbaren Kleiderschrank geöffnet und kramte zwischen all den Sachen darin herum, um ihren Bademantel zu finden, da es sie nun doch fröstelte und ihr Anblick so oder so nicht zu schätzen gewusst wurde. Janus hingegen ließ sich schwer auf dem Rand des Bettes nieder und stützte die Arme auf die Knie. Sein Blick fand Linslets Rücken, an dem sich deutlich die Schulterblätter abzeichneten. Er wurde fast wehmütig bei diesem Anblick. Doch er musste sich eingestehen, dass, obwohl er ständig mit Frauen flirtete, er keinen Schritt weitergehen würde. Auch nicht, wenn dieser Schritt im Grunde in so greifbarer Nähe schien. Janus wusste, dass es nicht das erste Mal war, dass er bei ihr auftauchte ohne einen triftigen Grund zu haben, der dies entschuldigte. Es passierte einfach. Manchmal schweiften seine Gedanken ganz von alleine ab und landeten bei der Auftragsdiebin, die scheinbar nicht nur materielle Dinge stahl.

Janus legte den Kopf schief, als sie sich zu ihm umdrehte und den pinken Bademantel in der Dunkelheit des Raumes überzog. Ihre Augen mieden dabei stets seine Richtung einzuschlagen, während er seine niemals von ihr nahm.
 

Die Existenz der Numbers war an ein Schicksal gebunden. Dieses Schicksal wiederum band sie an Kronos. Ein ewiger Kreis, dem niemand entrinnen konnte. Nur ein einziger hatte es geschafft - Black Cat. Doch sie wussten beide, dass Janus nicht Black Cat war. Janus sehnte sich nicht nach Freiheit und war zufrieden mit seinem Leben. Er liebte die Abenteuer und den Nervenkitzel, der damit verbunden war. Er hatte alles, was er zum Leben brauchte...
 

Zwar hätte er sich in diesem Augenblick irgendwo gewünscht, jetzt einfach aufstehen und sich Linslet nähern zu können, um ihre Wange zu streicheln und sie zu küssen und ihr den Bademantel dann wieder auszuziehen, doch er konnte nicht. Flirten war eine Sachen, Linslet später das Herz brechen zu müssen, eine andere.
 

„Was guckst du so, Blödmann?“, fragte sie mit einem kurzen Seitenblick auf ihn. Doch Janus grinste nur wie üblich.

„Nur so, gefällt es dir nicht?“

„Wenn du mich so fragst,... nein. Lass endlich die Besuche, du raubst mir nicht nur meine Nerven, sondern auch meinen Schlaf, den ich für meinen morgigen Auftrag brauche.“ Janus wurde hellhörig und blickte zu Linslet auf, die nun vor ihm stand.

„Ich könnte dir helfen, hab’ gerade etwas Freilauf.“

„Wann hab’ ich jemals deine Hilfe gebraucht?“, fauchte sie ihn an.

„Willst du darauf eine ehrlich Antwort, Lins?“, erwiderte er verführerisch und mit einem charmanten Grinsen. Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, die den Blickkontakt aufrecht erhielten. Dann wandte sich Linslet jedoch von ihm ab.

„Ich bin deine Besuche wirklich leid“, sagte sie ernst und senkte resignierend ihre Lider für einen Augenblick.

„Geh’ endlich!“, fügte sie noch knapp hinzu und Janus erhob sich. Janus kratzte sich am Kopf und trat zur Tür.
 

„Bis zum nächsten Treffen.“
 

„Ich hoffe, dass es das nicht geben wird.“
 

Linslet würdigte ihn keines Blickes mehr und Janus sagte nichts mehr. Stumm steuerte er den Ausgang an und verließ damit die Suite. Die Tür fiel ins Schloss und Stille herrschte drinnen wie draußen. Es gab Tage und Nächte, an denen beide realisierten, welche Opfer ihr Lebensstil einforderte und welche Wünsche immer unerfüllt bleiben würden. Aber sie waren sich auch bewusst, dass die letzten Sätze, die gefallen waren, am Ende von Janus’ Besuchen stets dieselben blieben und trotzdem nie das ausgesprochen wurde, was beiden so wichtig war. Die Freiheit die Wahrheit sagen und tun zu können, war irgendwo auf ihrem Weg des Lebens verloren gegangen. Beide hatten unabhängig voneinander einen Teil ihrer Menschlichkeit eingebüßt, den sie nicht zurückerlangen konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Julee
2010-08-09T13:28:58+00:00 09.08.2010 15:28
'Es passierte einfach. Manchmal schweiften seine Gedanken ganz von alleine ab und landeten bei der Auftragsdiebin, die scheinbar nicht nur materielle Dinge stahl.'

Diese Passage und auch das Ende fand ich besonders gut.
Es ist einfach zu passend.

Ich liebe dieses Pairing und du hast es super verpackt und sowohl realistisch als auch charakternah umgesetzt. Es war einfach flüssig und angenehm zu lesen.


Von:  Honigkuchenpferd
2009-12-29T23:21:04+00:00 30.12.2009 00:21
Sehr schöner Schreibstil;D
Ich hatte richtig das Gefühl das ich beide vor mir sah, du hast beide perfekt getroffen und die Gefühle beschrieben, die ich mir auch so in der Art bei beiden mir Vorstelle.
Sehr schön, konnte man gut lesen udn die Idee war auch klasse<3
Von: abgemeldet
2009-12-18T15:06:42+00:00 18.12.2009 16:06
hey, ich finde die story ist echt super geschrieben^^
ich mochte janus und lins von anfang an (seit sie sich das erste mal begegnet sind^^) und jetz eine story von beiden zu lesen ist toll^^

gut gemacht *g*
Mond-chan
Von: abgemeldet
2009-01-07T22:14:09+00:00 07.01.2009 23:14
Sehr schön, hat mir gut gefallen^^
Von: abgemeldet
2009-01-05T01:52:50+00:00 05.01.2009 02:52
Hey^^
Erst mal vor weg: DANKE, dass du ne BC-FF geschrieben hast, gibt's einfach viel zu wenig von auf Mexxe :D

Eigentlich hab ich's nicht so mit Janus und allem was mit ihm zu tun hat, irgendwie ist der mir unsymphatisch, aber in deinem One-Shot ist er weder angeberisch noch prollig... irgendwie wirkt er sogar etwas verletztlich, als er nach Linslets harten Worten die Wohnung verlässt.
Mal ganz davon abgesehen, dass du es geschafft hast mir einen Charakter schmackhaft zu machen, ist dein Schreibstil einfach der Hammer... beim Wortschatz kann man ebenfalls nicht meckern... es passt einfach alles *___*
Gaaanz viel Respekt von mir, von dir kann man echt noch was lernen ;)
Von daher denk ich YUAL ist mehr als nur berechtigt hier^^

Sorry, für diesen sinnfreien und kurzen Kommentar, aber ich bin um diese Uhrzeit zu nichts anspruchsvollerem mehr in der Lage v.v

~ Untergrundschnecke
PS. Frohes Neues :)
Von:  konohayuki
2008-11-19T18:51:05+00:00 19.11.2008 19:51
Sehr schön.
Das Thema Verlust ist in interessanter und kreativer Weise behandelt worden. Es stimmt, der Lebensstil der beiden bedeutet Verlust und durch ihn büßen sie Teile ihrer Menschlichkeit ein. Ich finde, das kommt hier sehr gut zur Geltung.
Vor allem durch die Gedankengänge von Janus der weiß, dass er Linslet eigentlich nah sein will, ihr aber später nicht das Herz brechen will und sich dementsprechend zurückhält.
Und auf der anderen Seite Linslet, die sich mehr Aufmerksamkeit von ihm wünscht, ihn aber trotzdem wegstößt ("Deutlich wird das vor allem hier: Sie verzog verärgert das Gesicht. Hatte Janus denn nichts anderes zum Ansehen? Immerhin stand sie gerade mit knappen Sachen vor ihm, die viel nackte Haut zeigten, welche sich so mancher Mann zu sehen wünschte. Doch Janus hatte nur Augen für dieses verdammte Kettchen.").

Auch die Tatsache, dass Janus Besuch nicht der erste war, ist gut vorstellbar. Es passt zu ihm, dass er wegen seiner Arbeit bei den Numbers weniger Spielraum und freie Zeit hat und dementsprechend auch zu ungewöhnlichen Zeiten auftaucht.

Die Beziehung der beiden ist schwierig, daher auch großes Lob dafür, dass du dich an diese beiden getraut hast. Zudem finde ich, dass die Charaktere sehr gut getroffen sind.

Danke für die Teilnahme an meinem WB, den Preis werde ich dir noch zukommen lassen ;)

Grüße,

kono

Von: abgemeldet
2008-07-26T19:47:08+00:00 26.07.2008 21:47
ich find das geilo...
aber am besten sind immer noch die szenen wo sich sich streiten XD
aber im allgemeinem, eine süße nette story ^^


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