Zum Inhalt der Seite

Murderer

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zurück "nach Hause"?

Die Polizisten, die einen sechzehnjährigen vor noch fünf Minuten mit Fragen bombardierend, ins Kreuzverhör genommen hatten, waren jetzt plötzlich freundlich, zuvorkommend und verständnisvoll. Tohma erhob sich, sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. „Wer sind Sie? Wir haben Eiri Uesugi nur ein paar Fragen stellen wollen.“ Tohma lächelte. „Mein Name ist Tohma Seguchi, ich bin Eiris engster Vertrauter und ich war derjenige der ihn herbrachte, also was wollen Sie? Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das OK für ein Kreuzverhör gegeben habe und vor allem nicht hier im Krankenhaus. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es sich beim Mord von Yuki Kitazawa um Notwehr handelte.“

„Sie kannten den ermordeten?“ Tohma nickte. „Ich war es, der ihn Eiri vorstellte“

Tohma sah zur Seite, ich konnte den Schmerz in seinem Blick erkennen, den er nicht zu verstecken versuchte. Dann allerdings ging er rasch zum Gegenangriff über. „Wer hat Eiri angezeigt? Einen Jungen, dessen Welt völlig zerstört wurde?“ „Das darf ich ihnen nicht sagen, Herr Seguchi.“ Tohma lächelte. „Oh ich bin sicher, dass Sie das dürfen, also raus mit der Sprache!“ Der Polizist zuckte bei Tohma´ s Worten zusammen. Er war nicht laut geworden, sondern sein Ton hatte sich nur verändert, aber Tohma hatte eine mir immer noch unerklärliche Art, Menschen zu beeinflussen und zu manipulieren, wie es für seine Ziele und seine Zwecke gerade wichtig war. Dann lächelte er wieder sein zuckersüßes Lächeln und bedeutete den Polizisten zu gehen, was diese mit eingezogenen Köpfen auch taten. Nachdem sie die Tür geschlossen hatten, seufzte Tohma. Er reichte mir die Hand und zog mich vom Fußboden hoch. Ich atmete einmal tief durch. Mein Schlafanzug war nassgeschwitzt und ich wollte nur weg aus New York.

„Eiri geh duschen, ich werde dafür sorgen, dass du entlassen wirst.“ Dann verließ er den Raum, sein langer Mantel, den er immerzu zu tragen pflegte wehte hinter ihm her und für einen Moment glaubte ich er würde ihn der Tür einklemmen, wenn die Tür hinter ihm zufiel. Das passierte nicht und nachdem er gegangen war, ging ich zu meinem Schrank. Ordentlich legte ich mir die Sachen, die ich anziehen wollte, auf das eben gemachte Bett. Ich hatte gelernt sehr ordentlich zu sein. Die anderen Sachen packte ich zurück in die Tasche, dann ging ich duschen. Das heiße Wasser tat gut, aber dennoch kam ich schnell raus. Ich wollte einfach nur weg, einfach vergessen. Ich war gerade dabei mein Hemd zu zuknöpfen, als Tohma mit den Papieren rein kam. „Sorry es hat etwas gedauert…“ Er stutze. „Nanu du bist ja schon fertig!“ Ich nickte und schulterte meine Tasche. Er lächelte. „Na dann mal los!“ Und dann etwas das er mit einem eiskalten Ausdruck sagte – ich kannte diesen Ausdruck nicht – „Weg aus dieser verdammten Stadt!“ Dazu schwieg ich. Ich verließ mit ihm den Raum, das Krankenhaus und bald darauf, nämlich noch am selben Tag New York. Tohma hatte während meines Krankenhausaufenthaltes seine Zweitwohnung geräumt, seine Sachen gepackt und seinen Privatjet soweit fertig gemacht, dass wir nur noch einsteigen mussten. Meine restlichen Habseligkeiten, die ich noch in seiner Wohnung hatte, hatte Tohma bereits zusammengepackt.
 

Ich war unheimlich erleichtert, als die Maschine vom New York Airport endlich abhob. Jetzt fühlte ich mich sicher und schlief ein. Ich hörte aber dennoch wie Tohmas Handy klingelte er nahm ab. „Seguchi, Tohma?..ja….aha! Wer war es?“ Schweigen. Tohmas Stimme veränderte sich. „Ich verstehe, ich danke Ihnen, ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern! Auf wieder hören!“ Er legte auf und schwieg. Aber obwohl ich eigentlich im Halbschlaf war, spürte ich seine Anspannung. Irgendwann schlief ich richtig ein, wobei ich mich an Tohma kuschelte. Er nahm mich in den Arm, ich ging nicht davon aus, dass er mich wieder nach Kyoto bringen würde, ich wollte nicht zu meinem Vater zurück.
 

Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, als Tohma mich weckte um mir zu sagen, dass wir bald

endlich in Tokio landen würden. Ich war mehr als erleichtert darüber, dennoch war ich wehmütig, denn ich musste daran denken, wie sich mein Vater mir gegenüber verhalten würde, wenn er von all dem erfuhr, was in New York geschehen war. Die Tatsache, dass ich mich nicht nur dagegen gewehrt hatte, die Priesterausbildung zu machen, geschweige denn den Tempel zu übernehmen, war schon schlimm genug für ihn, hasste er mich wegen meiner untypischen Haar- und Augenfarbe, aber dass ich mit meinen sechzehn Jahren schon jemanden umgebracht hatte würde ihn an die Decke treiben, das war mir durchaus bewusst. Ich war seelisch darauf vorbereitet, dass er mich von zu Hause rauswerfen würde.
 

Kurz nachdem Tohma mir bescheid gesagt hatte, dass wir ankommen, bemerkte ich wie seine Privatmaschine langsam auf die Landebahn am Tokyo Airport rollte.

Ich stieg langsam aus, der Hintern tat mir immer noch weh und dass das nicht vom langen sitzen kam, war mir schmerzlich klar. Wir setzten uns in Tohmas Wagen, den er als wir Japan verlassen hatten am Flughafen geparkt hatte. Auch ihn schlauchte der Flug und alles was passiert war, das sah man ihm deutlich an, doch er hätte nie ein Wort darüber verloren. Er hatte wie immer seine eigenen Bedürfnisse zurückgestellt, um für mich da zu sein, wie er es immer getan hatte.
 

Ich war unheimlich erleichtert, als ich feststellte, dass Tohma nicht sofort nach Kyoto zu meiner Familie fuhr, sondern es vorzog, zunächst zu ihm nach Hause zu fahren. Er selbst lächelte als er sich in einen der großen Sessel im Wohnzimmer sinken ließ.

Ich packte meine Sachen nicht aus, holte lediglich frische Kleidung heraus und verschwand dann ins Bad um mich zu duschen. Wieder spürte ich den Schmerz, die Wunden heilten wie ich fand zu langsam, jedoch spielte mir meine Psyche und meine verletzte Seele einen Streich, denn meine heftigen Wunden am Körper waren weitgehend verheilt.

Nach einer halben Ewigkeit kam ich heraus, ich hörte dass Tohma telefonierte, wie ich an seinem versteckt harschen Ton erkannte, mit meinem Vater. „Koji, bitte, warum wir jetzt schon zurückgekommen sind, spielt keine Rolle, ich….“ Offensichtlich ließ mein Vater ihn nicht zu Wort kommen. Ich setzte mich auf die Couch und holte einen Block hervor. Dann fing ich an zu schreiben, was mir gerade in den Sinn kam. Ich schrieb eine ganze Weile, ich hatte die Zeit vollkommen vergessen, das Schreiben lag mir offensichtlich im Blut, denn nur hierbei konnte ich mich entspannen und wenigstens für einen Moment alle Qualen vergessen, die mich in meinem jungen Leben beschäftigten. Ich hatte mal einen Spruch gehört: „Wenn du morgens aufstehst, und an nichts anderes denken kannst, als ans Schreiben, dann bist du ein Schriftsteller!“ Genau das war derzeit bei mir der Fall. Ich wollte Schriftsteller werden, gar keine Frage, aber dass es so heftig werden würde, daran hatte ich nicht gedacht. Irgendwann legte Tohma mir die Hand auf die Schulter, er muss schon eine ganze Weile dagestanden haben, wie ich vermutete. Er lächelte, machte aber keinerlei Anstalten, dass er lesen wollte, was ich zu Papier gebracht hatte. Dann setzte er sich. „Eiri, ich muss mit dir reden.“ Sein anschließender Seufzer gefiel mir ganz und gar nicht. „Ich habe herausgefunden, wer dich bei der Polizei angezeigt hat.“ Ich sah ihn an, er muss wohl gemerkt haben, dass es in meinem Hirn arbeitete. „Yoshiki Kitazawa.“ Ich erstarrte allein beim Namen Kitazawa. Er sah mir fest in die Augen. „Außerdem will dein Vater wissen, warum wir jetzt schon wieder in Japan sind, Eiri ich bin verpflichtet es ihm zu sagen, denn noch ist er dein Erziehungsberechtigter.“ Ich nickte nur - was sollte ich auch sonst tun? Dann kam das wovor ich mich die ganze Zeit fürchtete: „Wir fahren morgen früh nach Kyoto.“ Ich hatte unbewusst den Kopf eingezogen und geseufzt, denn ich wusste ganz genau, was mich erwartete. Mir wurde eines klar: ich brauchte dringend einen Job und eine eigene Wohnung. Ich spielte nun mit dem Gedanken, mein Geschreibsel ernsthaft an einen Verlag zu schicken und ich erzähle Tohma am Abend von meinem Vorhaben. Er lächelte und meinte, dass er von dieser Idee sehr angetan war, fragte aber nicht nach, ob er das erste Manuskript lesen dürfte. Ich hätte es ihm gegeben, aber ich war doch nicht mehr Vertrauensseelig genug um es ihm zu geben. Ich schämte mich nicht, aber dennoch war ich vorsichtig.
 

Am nächsten Morgen erwachte ich ausgeruht aus einem traumlosen Schlaf, wofür ich sehr dankbar war. Ohne großes Murren, aber mit einem flauen Gefühl im Bauch machte ich mich fertig und kippte mir rasch eine Tasse widerlichen grünen Tee in den Rachen. Ich putzte meine Zähne und kurz darauf kam Tohma fertig angezogen raus. Auch er trank seinen grünen Tee, doch er tat es wie immer mehr mit Genuss. Er lächelte mal nicht morgens und auch das zeigte mir, dass er genauso beunruhigt über den Verlauf des heutigen Tages war, wie ich es gewesen war. Wir setzten uns in den schwarzen BMW, den er an diesem Tag vorzog zu fahren, ich hätte mich am liebsten irgendwo an einem Laternenpfahl oder was anderem festgekettet um diesem Besuch zu entgehen, was heißt Besuch, ich lebte in diesem Tempel verdammt! Die gesamte Fahrt über, die von Tokio aus etwa eine dreiviertel Stunde bis Stunde – je Verkehrslage in Anspruch nahm – schwieg ich und ich fand, dass der Weg unheimlich schnell an uns vorbeiging, dabei fuhr Tohma nur rund 80 bis 100 km/h. Bald darauf sah ich schon die Rauchschwaden aus dem Tempel aufsteigen, die vom heiligen Feuer kamen. Ich knurrte etwas unverständliches, wie es mir heute oft passiert, aber das alles half mir rein gar nichts, denn Tohma fuhr kurz darauf auf unser Grundstück und meine Mutter kam uns mit Tatsuha an der Hand entgegen. Sie ließ ihn los und schlang die Arme um mich. Sie weinte ein: „Mein Eiri! Mein Junge“ und ich dachte sie erdrückt mich.

Kurz darauf ließ sie los, mich ließ ihr Gefühlsausbruch völlig kalt.

„Wie kann man sich so öffnen?“ dachte ich mir im stillen, sprach es aber nicht aus, was gut war, denn kurz darauf kam der Glatzkopf raus. Mein Vater.

Der war alles andere als glücklich Tohma und mich zu sehen. Er kam auf Tohma zu und gab ihm eine so heftige Ohrfeige, dass ich dachte Tohmas Kopf würde ihm abfallen. Tohma schwieg, seine Wange trug bald darauf den großen Handabdruck meines Vaters. Ich hab nie verstanden, weswegen Tohma diese Ohrfeige bekam, er selber schien es zu wissen und wohl auch zu denken , dass er sie verdient hatte, denn er sagte nichts, geschweige denn dass er zurück schlug. Dann kam mein Vater zu mir, sah kalt auf mich herab und auch ich fing mir eine schallende Ohrfeige ein. „Dass du missraten bist, habe ich immer gewusst, aber dass du jetzt auch noch Schande über unsere Familie und den Namen Uesugi bringst, setzt allem noch die Krone auf!“ Ich hielt den Kopf gesenkt und wusste nicht was ich dazu sagen sollte.
 

Einerseits hatte er ja Recht gehabt, ich war nicht stolz darauf meinen Lehrer getötet zu haben und ich bin es bis heute nicht, welcher Mörder der einigermaßen klar im Kopf ist, kann das auch schon sein? Aber andererseits hatte ich nicht aus Spaß getötet, im Gegenteil, es war nicht einmal mein Ziel gewesen Yuki zu töten. Was war überhaupt mein Ziel? Ich hatte nichts anderes versucht, als mein eigenes Leben zu schützen, was ja eigentlich nicht verwerflich ist, aber ganz ehrlich, so wie mein Vater mich behandelte, hatte ich ein Recht darauf zu leben??

Diese Frage stellte ich mir die ganze Zeit, obwohl Tohma mir das immer wieder sagte und sagte, wie sehr er mich lieb hatte. Ich empfand nie anders für ihn, doch sagen konnte ich es ihm nach der Sache mit Yuki und dem Mord nicht mehr, wobei ich aber glaube, dass er mich verstanden hatte.

Er war unheimlich zu wissen, dass Tohma mich offensichtlich besser kannte, als ich mich selbst. Mir war zuwider nach Kyoto zu fahren und ich spürte, wie sich jede einzelne Faser meines Körpers dagegen wehrte in die Stadt zu fahren, die meinen Vater beherbergte und die den Hass gegen einen sechzehnjähriger Jungen schürte, der seinen Privatlehrer getötet hatte.

Wir knieten uns in das große Tatami Zimmer und meine Mutter brachte Tee und Gebäck. Weder trank ich den Tee, noch aß ich von den Keksen, die meine Mutter immer selbst buk. Ich hörte auch dem Gespräch nicht zu das Tohma und mein Vater führten. Nur fünf Worte drangen zu mir durch wie Hammerschläge: „Ich will keinen Mörder beherbergen!“ Tohma zeigte keine Regung er muss damit gerechnet haben. Er sah zu meiner Mutter die nichts sagte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und in diesem Moment betrat meine Schwester Mika das Zimmer um etwas herauszuholen. Tohma sah sie an und lächelte, aber sein Lächeln verschwand wieder. „In Ordnung ich kümmere mich weiter um ihn und seinen weiteren Werdegang. Ich nehme ihn mit nach Tokio.“ Er sah mich an, geh deine Sachen packen.“ Dann sah er Mika an, ich sah einen seltsamen Glanz in seinen Augen. „sei doch bitte so gut und hilf ihm Mika-chan.“ Mika verneigte sich vor Tohma der nicht viel älter war als sie, nur knapp drei Jahre trennten sie, Dann verschwand sie und ich folgte ihr in mein Zimmer. Ich schwieg. Sie sprach mich kurz darauf an. „Eiri, was um Himmels Willen ist passiert das Vater dich hinauswirft?“ Ich sah sie an, sagte aber nichts und sie beließ es dabei. „Schon gut, es muss etwas furchtbares gewesen sein.“ Ich packte alles was ging ein. Ich war noch entschlossener Autor zu werden, meine eigene Wohnung zu haben und mein eigenes leben zu führen. Ich sah nicht zurück, als ich die Tür meines Zimmers zuzog.

Fertig angezogen stand ich im Raum, meine Taschen neben mich gestellt. Tohma sah das und erhob sich. Er verabschiedete sich nur von meiner Mutter, Tatsuha und Mika und verließ dann mit mir den Tempel. Er verstaute meine Sachen im Kofferraum und stieg ein. Ich tat dasselbe und sah meine Mutter wieder weinen. Mein Vater war nicht mit rausgekommen und Tohma schien das recht zu sein. „Du bleibst jetzt bei mir und kannst deiner Kreativität freien Lauf lassen. Ich nickte nur.
 

Die Fahrt zu Tohmas Wohnung in Tokio kam mir länger vor als die nach Kyoto. Als wir endlich ankamen war ich müde. Ich hievte mein Gepäck aus dem Kofferraum und Tohma schloss derweil die Tür auf. Wir brachten die Sachen rein und ich legte mich auf die Couch. „Schlaf ein wenig“ sagte Tohma und brachte mir ein Kissen und eine Decke. Ich legte mich hin und schlief bald darauf endlich ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Christian-Grey
2008-07-14T21:06:27+00:00 14.07.2008 23:06
ich finde das ende des kapitel sehr gut das tohma ihn liebevoll aufnimmt^^


Zurück