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Murderer

von

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Wie alles begann...

Als Tohma Seguchi, seinerseits langjähriger Freund meiner Familie, mich damals vor sechs Jahren mit nach New York nahm, hätte ich nicht im Traum damit gerechnet, dass dieser Aufenthalt mein gesamtes Leben verändern und prägen sollte. Ich war ein sechzehnjähriger Junge, der sich für Bücher und Literatur interessierte und Schriftsteller werden wollte. Als zweitältester Sohn einer Priesterfamilie hatte ich es wegen meiner für einen Japaner untypischen Augen- und Haarfarbe nie leicht gehabt. Weder zu Hause bei meinem Vater, mit dem ich mich regelmäßig stritt, noch in der Schule. Täglich musste ich mir anhören, wie missraten ich doch sei und mein Vater wünschte, ich wäre nie geboren. Anfangs tat´s mir weh das zu hören und ich hatte das Gefühl dass meine ältere Schwester Mika und mein jüngerer Bruder Tatsuha immer bevorzugt wurden, was ich irgendwann sogar akzeptierte, nur um Stress und Streit zu vermeiden. Doch mein Vater ließ keine Gelegenheit aus, um mich nieder zu machen. Tohma muss das wohl auch gesehen haben, denn er kam oft vorbei und verbrachte einfach seine wenige Freizeit mit mir. Ich hab mich immer sehr gefreut wenn er sich ankündigte. Bei ihm hatte ich immer das Gefühl, er sei der einzige, der mich wirklich verstand, und Freundlichkeit und Fürsorge nie heuchelte. Deshalb wurde er bald mein Anlaufpunkt, wenn im Hause Uesugi wieder mal die Fetzen flogen. Ich war fast täglich nach der Schule bei ihm und er kümmerte sich rührend um mich. Er war so was wie ein großer Bruder für mich.
 

Eines Nachmittags an einem lauen Frühlingstag, kam ich von der Schule und sah ihn in unserem Wohnzimmer auf den traditionellen Tatami Matten knien. Ich betrat das Zimmer und grüßte ihn höflich, wie es mir eingebläut wurde. Dann wollte ich wieder gehen, da ich als „Kind“ nichts bei „Erwachsenengesprächen“ zu suchen hatte. Doch erstaunlicherweise pfiff mein Vater mich zurück und sagte mir, ich solle mich doch setzen, denn es gäbe eine wichtige Neuigkeit für mich. Seine Freundlichkeit mir gegenüber war mir schon etwas komisch vorgekommen, aber vor Besuch wagte ich mich nicht, meinem Vater das zu sagen. „Morgen wirst du mit Tohma in die Staaten fliegen!“ verkündete mein Vater fast feierlich und Tohma setzte sein gewöhntes zuckersüßes Lächeln auf. „Na was sagst du dazu, Eiri-kun?“ Ich war erst völlig perplex und hielt das für einen Scherz, obwohl ich glaubte Tohma gut genug zu kennen, um zu wissen, dass es sein ernst war. Lange hatte ich davon geträumt, Kyoto, ja Japan zu verlassen um endlich mal die „weite Welt“ zu sehen. Meine Augen fingen an zu leuchten und ich lächelte glücklich. Tohma erklärte mir dann den Grund dieser Reise, dass er gemerkt habe, dass ich ein kluges Kind sei und er in New York einen hervorragenden Lehrer Namens Yuki Kitazawa kennen würde, der sich bereit erklärt hatte, sich meiner anzunehmen und mich in den verschiedenen Fächern privat zu unterrichten. Wir würden in Tohmas Zweitwohnung in New York leben und ich könne mich ganz auf den Unterricht konzentrieren, da ich keine Schule wie hier besuchen würde, sondern täglich von Kitazawa unterrichtet werden würde. Ich hörte gespannt zu, ja hing praktisch an Tohmas Lippen und sog jedes seiner ruhig erklärenden Worte förmlich auf.
 

Als er fertig mit seiner Erzählung war, schickte mein Vater mich hoch um zu packen, ich wusste, dass er froh war mich los zu sein, und als ich den Raum verließ und die Tür hinter mir zu schob hörte ich, wie mein Vater zu Tohma sagte: „Ich stehe tief in deiner Schuld, Tohma-san dass du dir diese Last aufbürdest und diesen Bengel von hier weg schaffst!“

Tohma muss daraufhin seine übliche Sitzhaltung eingenommen haben und erneut gelächelt haben , das war seine Art höflich zu sein. „Aber Koji-san, ich bitte dich! Eiri-kun ist keine Last für mich, im Gegenteil, ich verbringe gern Zeit mit ihm und ich bin der Meinung, dass er ein kluger Junge ist der gefördert werden muss.“ Als ich seine sanfte und fast beschwörerische Stimme hörte, musste ich lächeln und war ihm dankbar dafür dass er mich hier wegholte, wo mich sowieso nur Ärger und Stress erwartete. Ich ging schließlich in mein Zimmer und fing an zu packen und plötzlich fiel mir ein, dass ich gar nicht gefragt hatte, was hier aus der Schule wurde.
 

Aber ich verwarf den Gedanken wieder, da ich wusste das Tohma ein Organisationstalent sondergleichen war. Er sah mit seinen 26 noch unglaublich jung aus und war erfolgreicher Musiker. Ich bewunderte ihn irgendwie, weil er immer für alles eine Lösung parat hatte und manchmal schämte ich mich dafür, dass ich ihn in seiner Freizeit nervte. Ich hatte auch nie wirklich verstanden, warum er mich so mochte aber meine eigene Familie mich hasste, oder mich zumindest irgendwie abwies, mein Vater tat dies zumindest. Meine Schwester war viel unterwegs und mein Bruder liebte jeden, der mit ihm spielte.
 

An diesem Abend ging ich früh zu Bett, da Tohma mich am nächsten Morgen früh abholen würde. Ich wälzte mich eine Weile hin und her, ich war nervös und hibbelig. Irgendwann schlief ich tatsächlich ein, aber der Wecker meinte es wieder mal nicht gut mit mir. Aber an diesem Tag war das Aufstehen kein Problem für mich. Ich schwang mich aus dem Bett und machte mich sofort fertig, ich wollte Tohma nicht warten lassen. Meine Mutter sah mich komisch an, als ich fertig und ohne murren zum Frühstückstisch erschien, ich aß aber nur sehr wenig und mein Blick klebte an der Uhr. Die Zeit schien nicht weiter zu laufen.

Mein Gehörsinn war an diesem Tag besonders empfindlich und so hörte ich Tohmas Auto auf unser Grundstück rollen. Jegliche Höflichkeit und Erziehung vergessend, sprang ich auf und rannte zur Tür um zu öffnen. Tohma hatte gerade zum klingeln angesetzt, aber ich war schneller. Zunächst sah er mich verwundert an, dann aber setze er das gewöhnte Lächeln auf. „Guten morgen, Eiri-kun!“ Ich freute mich wie ein Kind an Weihnachten und grüßte entsprechend zurück. Jedoch erschien mein Vater in der Tür und schlug mir unvermittelt gegen den Hinterkopf. „Freches Gör, so begrüßt man erstens keine Gäste und zweitens springt man nicht so vom Tisch auf!“

Ich zuckte beim Schlag zusammen und merkte nur wie Tohma mich schnell in seine Richtung zog, um weiterer Prügel vorzubeugen. „Aber Koji-san!“ sagte er empört. „er freut sich doch nur!“ Unwillkürlich hatte ich die Hände an den Hinterkopf gelegt. Ich stand nah bei Tohma, roch den angenehmen Duft von Aftershave und spürte seinen regelmäßigen Herzschlag. Ich fühlte mich geborgen bei ihm und ich war froh dass er für mich da war. Ohne ein weiteres Wort schob er mich sanft, aber bestimmt aus dem Haus um dann meine Sachen zu holen. Ich setzte mich ins Auto und sah wie meine Familie an der Tür stand. Mein Vater grinste, meine Mutter weinte und Tatsuha sah traurig aus. Zwischen ihnen erschien Tohma mit meinem Koffer, der sich von meiner Mutter und Tatsuha verabschiedete, meinem Vater aber einen bedrohlichen Blick zuwarf. Ich verstand nicht, was er zu ihm sagte. Ich hörte die Klappe des Kofferraums und kurz darauf stieg Tohma ins Auto und startete den Motor. Ich hatte das Gefühl, dass das auch ein Start in ein neues, angenehmeres Leben war.
 

Der Wagen rollte über den Hof und ich sah meiner Familie nur einmal kurz nach. Dann setzte ich mich wieder vernünftig hin und schwieg eine Weile. Ich merkte nicht dass Tohma mich zwischendurch durch den Rückspiegel musterte. Ich sah aus dem Fenster und merkte wie mein Herz schneller schlug, je näher wir dem Flughafen kamen. Ich fing an ungeduldig auf dem Sitz hin und her zu rutschen.

Irgendwann parkte Tohma das Auto und lud das Gepäck aus. Ich trug meinen Koffer natürlich selbst. Dann sprach ich den ersten Satz seit mein Vater mir den Schlag versetzt hatte. „Wer ist dieser Lehrer? Ist der nett?“ Tohma lächelte. „Ja, Yuki Kitazawa ist ein netter Mann, und er kann gut mit Kindern umgehen. Aber du wirst ihn ja bald kennen lernen!“ Ich nickte und wir machten uns auf den Weg Richtung Flugzeug. Ich war bisher noch nie geflogen und dementsprechend nervös. Wir stiegen in die riesige Maschine und ich tapste hinter Tohma her, der offenbar genau wusste was er tat. Ich setzte mich auf einen der freien Plätze neben Tohma und wartete darauf, dass die Maschine bald starten würde. Neugierig sah sich aus dem Fenster an dem ich saß. Tohma hatte einige Unterlagen vor sich ausgebreitet und las konzentriert darin. Er sah in seiner schlanken Statur und der konzentrierten Haltung mit der Lesebrille nun wieder seinem Alter entsprechend aus. Mittlerweile waren wir gestartet und ich sah zwischendurch zu Tohma rüber, dem das Fliegen offensichtlich nichts ausmachte. Stunden vergingen, in denen Tohma und ich zwischendurch über den Gang liefen, um uns die Beine zu vertreten. Der Jetlag machte mich fertig, ich schwanke zwischen einem Gefühl von Müdigkeit – da ich nur wenig schlief – und Nervosität wegen der neuen Ereignisse in meinem Leben. Tohma sah lächelnd zu mir herüber. „Wir sind bald da, Eiri-kun, gedulde dich noch einen Moment!“ Ich nickte und setzte mich wieder hin.

Irgendwann landeten wir am New York Airport und ich fand irgendwie, dass sich New York nicht wesentlich von Tokio unterschied. Trotzdem sog ich alles an Informationen auf, die ich hier erhalten konnte. Plötzlich war alle Müdigkeit verflogen. Da ich alles was ich sah bestaunte, hörte ich Tohma nur mit einem halben Ohr zu, was mir später irgendwann zur Gewohnheit werden sollte.
 

Ich lief immer noch staunend hinter Tohma her, der telefonierte – wie ich im Nachhinein weiß mit Yuki – und zielstrebig in eine Richtung lief. Plötzlich merkte ich, wie Tohma mich schnell auf die Seite zog, ich war zu sehr in Gedanken um zu begreifen warum. „Eiri-kun, schau bitte wo du hinläufst!“

Ich sah ihn verwirrt an und er deutete lächelnd auf ein Reklameschild in das ich beinahe rein gelaufen wäre. Ich wurde rot, und schwieg. Wir stiegen in ein Taxi, das uns in Tohmas Zweitwohnung brachte. Ich kannte sein Haus in Tokio, das deutlich seinen Status zeigte, umso verwunderter war ich als er die Tür zu einer kleinen bescheidenen Wohnung aufschloss, die drei ebenso bescheiden eingerichtete Zimmer hatte. Er schien meine Gedanken gelesen zu haben. „Ich bin selten hier, denn wenn ich hier bin, hab ich viel zu tun, da nutze ich sie nur zum schlafen.“ Ich nickte und lächelte. Dann stellte ich mich an eines der großen Fenster. „Das ist also New York!“ Er kam hinter mich und reichte mir ein Glas Wasser. „Eine wunderbare Stadt, ich bin gern hier!“ Im Nachhinein glaube ich, dass Tohma diese Worte mittlerweile mehr oder weniger bereut.
 

Nachdem wir ausgepackt, uns ausgeruht und etwas gegessen hatten, war es an der Zeit meinen Privatlehrer kennen zu lernen. Ich folgte Tohma zu einem kleinen Apartment im Herzen von New York und war mehr als neugierig auf den Mann. Tohma klingelte und trat einen Schritt zurück. Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein hoch gewachsener junger Mann mit breiten Schultern, einer sonst aber eher schlanken Statur, öffnete uns die Tür.

Er lächelte lieb und begrüßte Tohma in perfektem Englisch. An der Vertrautheit, mit der sie sich begrüßten, konnte ich erkennen, dass sie sich Jahre kennen mussten. Ich hielt mich zurück, wie ich es gelernt hatte. Tohma winkte mich zu sich und legte mir die Hände auf die Schultern. „Das ist Eiri Uesugi, mein Schützling und dein neuer Schüler, Yuki.“ Yuki lächelte und reichte mir die Hand.

Dann stellte er sich allerdings auf japanisch vor und bat uns in die Wohnung. Ich setze mich neben Tohma und beide plauderten über dies und jenes. Dann wand Yuki sich an mich. Er erklärte, was er unterrichtete und das er sich freue mich kennen zu lerne, sowie auf den gemeinsamen Unterricht. Ich lächelte und war von dieser offenen und sympathischen Art irgendwie fasziniert.

Wenig später verließ ich mit Tohma und einer Art Stundenplan in der Hand Yukis Wohnung und wir fuhren noch ein wenig durch New York. Für den Unterricht mussten wir noch einiges besorgen. Morgen um acht Uhr würde ich meinen ersten privaten Schultag mit Yuki Kitazawa haben und ich freute mich darauf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DreamingAngel
2009-01-08T17:54:24+00:00 08.01.2009 18:54
Puh du schreibst wie ein provi!
gravitation ist einer meiner absoluten lieblings animes ich kann nicht aufhören ihn immer und immer wieder zu gucken, ich hab in 3 aufeinanderfolgenden tagen jeweil alle 13 folgen gesehen mit ova >.<
gott ich hab mich so in deine ff gesteigert wahnsinn, muss weiter lesen O.o
Von:  Christian-Grey
2008-07-14T19:22:15+00:00 14.07.2008 21:22
Ich finde es sehr anschaulich und gut geschrieben. sowas muss man erstmal nachmachen


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