Das Wiedersehen
Seguchi Tohma verengte seine grünen Augen zu schmalen Schlitzen.
//Das kann doch nicht wahr sein!//
Der braunhaarige Mann ihm gegenüber grinste nur und schlenkerte mit einer entsicherten Waffe in seiner rechten Hand.
Tohma setzte sich in seinen Sessel und schloss die Augen.
Er wägte seine Chancen ab, musste sich aber dann eingestehen, dass alles was ihm einfiel nicht besonders gute Resultate nach sich ziehen würde.
Erst nachdem er zu diesem Entschluss gekommen war suchte er wieder den Blick seines Bedrohers, den er nur zu gut kannte.
„Kitazawa…..“
//Das ist doch unmöglich…!//
Immer noch mit einen Lächeln auf den Lippen ergriff der soeben Angesprochene das Wort.
„In der Tat, du hast dich nicht sehr verändert, Tohma. Zumindest äußerlich. Bleibt die Frage, ob du immer noch diesen jämmerlichen Beschützerinstinkt Eiri gegenüber hast.“
In Tohma‘s Augen glühte für einige Sekunden ein Hass auf, bei dem Kitazawa leise zu Lachen anfing.
„Dachtest du, ich hätte diesen Bengel vergessen, der auf mich geschossen hat?“
„Wieso lebst du noch?“, erwiderte Tohma ohne auf die Anspielung Kitazawas einzugehen.
„Hm… dachtest du wirklich, dass Eiri mich erwischt hatte? Ich meinte du wärst klüger… oder solltest es zumindest bis jetzt sein. Er hat mich nur angeschossen und da du dich nicht vergewissert hast, konnte ich später in aller Ruhe den Arzt schmieren. Geld regiert die Welt, Tohma.“
Tohma legte die Fingerspitzen aneinander.
„Verstehe. Das war wohl einer meiner wenigen Fehler.“
„Oh, wer hätte das gedacht? Der kleine NG Plattenboss, der liebe Junge aus Japan, hat sich den Egoismus beigebracht. Wie putzig.“
„Wie sonst sollte ich mit einem Label wie NG in der Musikbranche überleben?“, er zuckte mit den Achseln.
Auf einmal schenkte Tohma Kitazawa ein kühles Lächeln.
„Möchtest du auch einen Tee?“
Ohne eine Antwort abzuwarten drückte er den Knopf der Sprechanlage und wies seiner Sekretärin an, zwei Tassen Tee in sein Büro zu bringen.
Nach dieser kurzen Ansage lehnte sich Tohma mit einem ernsten Gesichtsausdruck zurück.
Als es nach einer kurzen Zeit leise an der Tür klopfte nahm Kitazawa seine Waffe etwas zur Seite unter seine Jacke.
Mit einem freundlichen Lächeln brachte Tohma’s schwarzhaarige Sekretärin den Tee und stellte die Tassen sorgsam vor ihrem Chef und dessen gutaussehenden Gast ab.
Die Waffe bemerkte sie nicht.
Die junge Frau wirkte über die gespannte Stimmung im Zimmer etwas irritiert, aber als Tohma sie mit einem Nicken entließ kümmerte sie sich nicht weiter darum.
Vorsichtig schloss sie von außen die Tür und setze sich an ihren Schreibtisch zurück.
//So habe ich ihn noch nie erlebt. Da muss etwas Ernstes passiert sein..//, dachte sie, ehe sie sich wieder ihrer Arbeit zu wand.
Tohma hatte ihr einige dringende Diktate zum Tippen gegeben…
„Sie scheint es nicht bemerkt zu haben“
„Bitte?“
Tohma nahm ungerührt einen Schluck Tee.
„Deinen Wink, das etwas nicht stimmt. Ich kenn dich Tohma. Ich habe Eiri und dich lange beobachtet und über euch recherchiert.“
„Aha. Seit wann bist du zu einem Stalker mutiert?“
„Vor einigen Jahren, als mein verhasster kleiner Schüler auf mich geschossen hat…Und du hast diese Tat auf dich genommen. Warum, Tohma? Nur wegen der Schuldgefühle?“
Tohma stellte seine Tasse sanft ab und sah Kitazawa ruhig in die Augen.
„Was Eiri und mich verbinden geht dich nichts an, Yuki Kitazawa. Ich habe Schuldgefühle? Du solltest sie haben Eiri ist an dir zerbrochen. Auch wenn mir schleierhaft ist, wieso er gerade deinen Namen als Pseudonym angenommen hat.“
„Oh, ist er das? Wie schön. Dann brauch ich nur noch die letzten Splitter zu entsorgen… Oder noch besser. DU entsorgst sie für mich!“, sagte Kitazawa ohne auf die letzten Worte einzugehen.
„Was hast du vor?“
Tohma’s Augen flackerten wieder gefährlich dunkel auf, aber im Stande etwas zu unternehmen war er nach wie vor nicht.
Er durfte in seinem Hass nicht vergessen, dass Kitazawa immer noch eine geladene Waffe bei sich hatte…
