Ein Essen zu zweit
Langsam wurde es dunkel. Sie saßen noch im Auto und fuhren durch die Stadt. „Wollen wir irgendwo was essen?“, fragte Cain und sah zu Yami, dessen Blick konzentriert auf der Straße lag.
„Wo?“
„Bei irgend so einem Imbiss… ich kenn mich da nicht so aus…“
Yami seufzte und blickte sich um.
„Ich auch nicht.“ Er überlegte kurz und warf einen Blick zu Cain.
„Na dann fahren wir eben zu mir.“, schlug er dann vor und bog in die nächste Seitenstraße ab. Cain sah ihn kurz verwundert an. Aber ihm war es recht, wenn er dort etwas zu Essen bekam.
Yami bog wieder ab und fuhr durch ein Wohngebiet. Schließlich kam er in einer etwa schickeren Wohngegend an. Er fuhr auf einen Hinterhof und parkte auf seinem reservierten Parkplatz. Er stieg aus dem Wagen aus.
Cain hatte sich neugierig umgesehen und folgte ihm.
„Hier wohnen Sie?“
Yami wandte sich um: „Ja, hier wohne ich.“
Sie gingen in den Flur eines Gebäudes. Innen war eine schöne alte Holztreppe mit verziertem Geländer. Sie gingen drei Treppen hoch und Yami ging zu seiner Wohnungstür. Sie war groß und aus Holz.
Cain staunte nicht schlecht. Der hatte sich in ein richtig feines Haus eingemietet. Sie betraten die helle und geräumige Altbauwohnung. Yami zog sich Schuhe und Mantel aus. Den Mantel hing er an die Garderobe.
„Schuhe ausziehen. Den Mantel können sie an die Garderobe hängen…“ Cain sah Yami hinterher zog sich dann aber Schuhe und Mantel aus. Er folgte Yami ins Wohnzimmer. Es war warm und sah gemütlich aus. Eine Sitzgruppe zentrierte sich in der Mitte. Zwei Regale voll mit Büchern standen an der rechten Seite. Auf der linken Seite war eine große Fensterreihe. Vorhänge säumten die Fenster. Direkt gegenüber der Tür war eine lockere Regalwand. Mit Fernseher DVD-Player und Musikanlage. Dort schloss sich auch Yamis Musiksammlung an. Links neben der Tür ging es in die offene Wohnküche. Auch hier stellte Cain fest, das alles vom Feinsten war.
Yami war derweil in die Küche gegangen und schaute in den Kühlschrank. „Einen bestimmten Wunsch?“ Cain wurde aus seinen Gedanken gerissen.
„Wie?“
„Essen.“
„Oh, hmm… nein… Kommt drauf an, was Sie da haben.“
„Gut, dann mach ich einfach irgendetwas… Sie essen doch Reis, Gemüse und Hähnchenfleisch oder?“
„Ja, durchaus…“
„Gut.“ Yami suchte die verschiedenen Zutaten aus dem Kühlschrank und suchte zwei Pfannen und einen Topf heraus.
Eine Weile beobachtete Cain ihn, doch dann sah er sich im Wohnzimmer um. Der Holzboden knarrte leicht unter seinen Füßen, aber das verlieh dem Wohnzimmer nur noch mehr Charme.
„Wollen Sie was trinken?“, ertönte es aus der Küche.
Cain hatte sich gerade bei Yamis Musiksammlung umgesehen und ließ vor Schreck bei einer eine CD fallen.
„Ja, gern…“
„Ein Bier? Oder Wein? Oder lieber nichts alkoholisches…?“
„Erstmal ein Bier…“
„Kommt sofort… Glas oder Flasche?“
„Flasche reicht.“
Yami öffnete zwei Flaschen Bier und stellte sie auf den Tresen, der Kochküche und Wohnzimmer trennte. Cain kam dort hin und nahm sich seine Flasche. Einen Schluck trinkend sah er zu Yami. Er lehnte sich an den Tresen und beobachtete ihn.
Yami war so vertieft in as Kochen, dass ihm Cains Blick gar nicht auffiel. Erst als er sich umdrehte um sich sein Bier zu nehmen, nahm er ihn wahr. Er musste leicht schmunzeln und trank von seinem Bier. Er stellte es neben den Herd.
„Boah is mir warm…“ Er seufzte und zog sich seinen Pulli aus. Jetzt trug er nur noch ein dünnes Shirt.
Cain zog eine Augenbraue hoch und musterte Yami. Er musste zugeben Yami sah wirklich verdammt gut aus…
Yami briet gerade das Fleisch an und stellte dann den Topf mit dem Reis an.
Er stellte die Herdplatten von Gemüse und Fleisch hinab auf Dünsten.
Den Reis ließ er köcheln.
Er wandte sich nun wieder zu seinem Gast.
„Und, genug herumgeschnüffelt?“
Cain lachte.
„Ja, habe ich… ich weiß jetzt auch das Sie eher Rockmusik hören aber trotzdem auch der poetische Typ sind.“
Yami lachte leise.
„Sie haben also die Gedichtbände gefunden… Aber hoffentlich auch die Krimis.“ Er grinste und ging mit Cain zum Sofa.
Yami fühlte sich irgendwie seltsam. Er plauderte mit seinem „Chef“ und somit eigentlich Rivalen aber gleichzeitig war Cain auch sein Schwarm… Er schüttelte den Gedanken ab und ließ sich aufs Sofa sinken. Er trank von seinem Bier.
„Ihre Wohnung ist ziemlich modern, aber auch sicher teuer…“ Yami nickte leicht.
„Es hat mich einige Jahre harte Arbeit und schlaflose Nächte gekostet.“
„Schlaflose Nächte?“
„Ja, es kam vor dass ich für einen Fall bis in den Morgen hinein gearbeitet habe und Indizien gesucht habe… Berichte geschrieben habe…“
„Das hört sich ziemlich ermüdend an.“
„Das war es auch… vor eineinhalb Jahren war dann endlich Schluss… ich hatte ziemlich viel Geld gespart und leistete mir diese Wohnung und die Einrichtung… Und durch die Beförderung hatte ich noch einen Bonus gekriegt. Und jetzt wäre ich ja auch beinahe wieder aufgestiegen… aber da kamen Sie ja aus den USA zurück… so ein blöder Zufall.“
„Kann man wohl sagen.“
Yami sah Cain etwas überrascht an.
„Ich würde mich doch auch ärgern würde da einfach jemand neu ans Präsidium kommen und mir meinen Job klauen.“
„Ja, da würde sich wohl jeder ärgern…“ Er seufzte. Er trank einen Schluck Bier. Die Flasche klirrte leise, als er sie auf dem Wohnzimmertisch abstellte und in die Küche ging um nach dem Essen zu sehen. Cain sah ihm nach.
„Das Essen ist gleich so weit.“, rief Yami ins Wohnzimmer. Der Reis war fast fertig und Yami tat nun Gemüse und Fleisch in eine Pfanne und machte eine Soße.
„Ah, Cain-san, können Sie mir mein Bier bringen?“ Cain stand auf und ging in die Küche. Er stellte das Bier neben den Herd.
„Ah, danke.“ Cain lehnte sich an die Anrichte.
„Das duftet ja schon richtig gut.“
Yami lächelte und wurde fast etwas verlegen.
„Danke…“
Cain schmunzelte. Er sah sich in der Küche um und nippte an seinem Bier.
„Welchen Wein?“
„Wein?“ Cain sah Yami fragend an.
„Naja, zu dem Essen trinkt man am besten Wein…“
„Achso… keine Ahnung… mit Wein kenn ich mich nicht so aus…“
„Okay. Dann wähle ich einfach meinen Lieblingswein.“, sagte er und schwenkte noch einmal Gemüse und Fleisch.
Dann nahm er zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie bereit. Cain drückte er Besteck in die Hand. „Bringen Sie das bitte zum Tisch.“
„Klar. Soll ich Gläser auch mitnehmen?“
„Ich hol sie gleich…“ Er stellte den Herd ab und holte erst zwei große edle Weingläser heraus und stellte sie auf die Anrichte. Er holte aus seinem Weinregal eine Flasche Wein und öffnete sie.
Cain nahm die Gläser und brachte sie zum Tisch und schenkte auch vom Wein ein. Der Wein hatte eine schöne dunkelrote Farbe.
Yami hatte derweil den Reis abgeschüttet und tat nun beiden eine Portion Reis und etwas vom Fleisch und dem Gemüse auf. Er brachte die Teller zu Tisch.
„So… es ist serviert.“ Er schmunzelte und nahm sein Weinglas und hob es an.
„Auf den Erfolg unserer Ermittlungen.“, sagte Yami.
„Auf diesen Abend.“, korrigierte Cain und sah ihn an. Yami lächelte und errötete leicht.
„Auf diesen Abend…“, murmelte er und sie nippten an ihrem Wein.
Yami genoss das Aroma auf seiner Zunge und sah nun zu Cain.
„Hmm, nicht schlecht der Wein.“ Yami lächelte zufrieden.
„Guten Appetit.“
„Guten Appetit.“, wünschte nun auch Yami.
Sie aßen schweigend, doch Cains Lippen entfloss ein zufriedenes und genießendes „Hmmm…“ Yami schmunzelte zufrieden und aß weiter. Ihm schmeckte es auch, aber er musste sich ja nicht selbst loben.
Ende Kapitel 5.