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Pardon him

Aoi x Uruha
von

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42. Kapitel

Uruha

Ein paar Tage vergingen. Wir kauften Farbe, Möbel und auch Laminat.

Wieder suchten wir uns Zeiten aus wo möglichst wenig andere Kunden unterwegs waren und ich schlug mich gut. Klar, ich hatte weiterhin Angst, jedoch konnte ich sie besser vor Emiko verstecken als an dem Tag im Supermarkt.

Dann machten wir uns daran die alten Möbel zu entfernen und ich konnte sie noch davon überzeugen, dass ich das selbst tun konnte.

Dann stellten wir die noch vorhandenen Möbelstücke des Wohnzimmers ins Schlafzimmer und bereiteten die Farbe vor. Streichen würden wir als allererstes.

Ich hatte vorher noch nie gestrichen, aber ich stellte es mir auch nicht allzu schwer vor. Die nötigen Utensilien hatten wir ja alle.
 

Emiko

"Willst du wirklich mit offenen Haaren streichen?", fragte ich etwas ungläubig als ich das Wohnzimmer betrat und sah, dass er bereits die Farbe geöffnet hatte. Etwas verdutzt schaute er mich an. Anscheinend hatte er noch nicht so viel Erfahrung im Renovieren.

"Also, wenn du jetzt so streichst, hast du nachher gepunktete und gestreifte Haare.", grinste ich ihm entgegen und holte ein Tuch aus der Tasche. Ich selbst trug so eines über meinen Haaren. Schnell band er damit seine Haare zurück.

"So, du hast ja die Farbe schon soweit fertig, dann lass uns oben mit den Wänden anfangen, dann müssen wir keine Sorgen haben, dass später was auf das bereits gemalte tropft okay? Mit welcher Farbe fangen wir an?", fragte ich, da die ganze Gestaltung ja Uruha im Kopf hatte und ich half nur mit, dass um zu setzten.

Erstaunlicher Weise brauchte Uruha keinen Blick mehr auf seine Skizzen zu werfen. Er hatte irgendwie alles genau vor Augen, sodass ich immer wieder nachfragen musste, was ich malen sollte.
 

Uruha

An meine Haare hatte ich gar nicht gedacht, ich war einfach davon ausgegangen das ihnen auch nichts passieren könnte solange ich nur ordentlich die Farbe auf die Wände brachte.

Also nahm ich das Tuch dankend an und band es in meine langen Haare.

Dann machten wir uns ans Farbe mischen. Wir hatten einen großen Topf weiße Farbe, die für den gesamten Raum reichte.

Zudem hatten wir noch eine Tube violett.

Mein Plan war es die Wände in einem zarten Violett zu streichen, und zwar so hell das die Wände beim ersten betrachten wie weiß wirkten. Die Fensterfront hingegen, wo die Vorhänge und Fensterbänke wiederrum weiß waren, würden wir den Rest der Farbe kräftig durchmischen und in einem kräftigen Violett streichen - diese Farbe sollte sich bis in die Küche ziehen, wo ich mit einigen Vasen und einem Tischläufer die Farbe wieder aufgreifen wollte.

Beim Abmischen und austesten der Farbe fiel mir mal wieder etwas auf was mich schon lange störte. Ich konnte nicht mit Emiko reden, musste immer wieder den Pinsel aus der Hand legen oder mich mit Körpersprache verständigen was immer länger dauerte als wenn sie einfach redete. Irgendwie wünschte ich mir manchmal doch es auch zu können.
 

Emiko

"Uruha, wie sollte ich das hier nochmal streichen?", fragte ich meinen netten Mitstreiten und er legte erneut der Pinsel zur Seite und versuchte es mir zu zeigen, allerdings wurde ich aus seinen Handbewegungen nicht schlau, sodass er doch zum Block greifen musste.

"Uruha, warum willst du nicht versuchen zu sprechen?", fragte ich ihn ganz direkt, da mir Aoi bereits erzählt hatte, dass er immer irgendwelche Ausflüchte gesucht hatte.

"Es wäre wirklich besser, wenn du es könntest. Weißt du im Gefängnis bist du damit zurechtgekommen, aber hier braucht man einfach die Möglichkeit zum Kommunizieren, also bitte überleg es dir, ja?", fragte ich sanft nach, bevor ich wieder zum Pinsel griff und weiter machte.

Uruha müsste bestimmt erstmal darüber nachdenken.
 

Uruha

Ich verstand zuerst schon nicht einmal ihre Frage, denn die Wände wurden zunächst einmal einheitlich gestrichen. Aber sie nahm einen Pinsel zur Hand, was nun einmal falsch war.

Ich wollte sie bitten nur mit der Rolle Farbe aufzutragen, aber irgendwie war diese auch gerade verschwunden.

Natürlich gestaltete es sich schwierig die Rolle mit Handzeichen zu beschreiben aber sie einfach stehen zu lassen und die Rolle suchen verwirrte sie noch mehr. Also legte ich den Pinsel beiseite, mit dem ich gerade die obere Kante strich, da Emiko dafür eine Leiter gebraucht hätte. Ich musste erst einmal aufschreiben was ich suchte.

Natürlich musste das ganze wieder in einem ernsten Thema enden. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden, ahnte schon dass das erst einmal dauern würde.

'Es fühlt sich merkwürdig an, alles hinter sich zu lassen, auch dieses Relikt von früher. Ich kann es einfach nicht so einfach hinter mir lassen, es hat so viel ausgemacht. Ich weiß nicht ob ich es einfach loslassen kann.'

Ich hielt inne.

'Irgendwann werde ich wieder ganz normal sein. Aber ich habe Angst davor, dass es einfach zu schnell gehen könnte. Ich kann es mir kaum vorstellen zu sprechen. Irgendwann vielleicht aber jetzt?'
 

Emiko

Langsam ging ich zu ihm und setzte mich ebenfalls zu Uruha auf den Boden. Eine Pause war jetzt sowieso ganz richtig, sonst würden wir beide morgen früh Muskelkater haben.

"Aber nur weil du etwas aus den Vergangenheit zurücklässt, bedeutet es ja nicht gleich, dass du deine gesamte Vergangenheit verdrängst. Sie es mal von den anderen Seite: dass du wieder redest, ist vielleicht ein Schritt dazu, es zu verarbeiten.", versuchte ich meine Gedanken halbwegs verständlich klar zu machen.

"Ich meine, wenn man etwas verarbeiten will, muss man sich diesen Dingen stellen und etwas verändern. Ohne Veränderung würde nichts passieren. Und du hast dich ja schon verändert. Uruha, du hast Aoi an dich gelassen und dadurch kannst du jetzt immer besser mit anderen Menschen auskommen. Natürlich ist es verständlich, dass man Angst hat. Vor allem nach so langer Zeit, aber vielleicht ist das der einzige Weg, dass du überhaupt einmal ganz von deiner Vergangenheit loskommst.", erklärte ich mich und sah Uruha an, dass meine Worte ihn nicht nur beruhigt hatten.

"Bitte versteh mich nicht falsch. Weder Aoi noch ich würden dich jemals dazu zwingen. Es ist deine Entscheidung, ob und wann du möchtest. Ich kann dir nur einen Ratschlag geben und der heißt: versuch es einfach.", meinte ich ernst.
 

Uruha

Ich senkte resigniert den Kopf hielt eine Weile inne. Wie sollte ich ihr das erklären sodass wir das Thema beenden konnten?

'Ich möchte schon irgendwann reden können - für Aoi. Aber jetzt bin ich noch nicht so weit, ich schaff das noch nicht. Ich will es tun für ihn, aber das würde jetzt einfach zu schnell gehen. Ich will zuerst lernen rauszugehen - das ist mir erst einmal wichtiger verstehen sie? Aber ich werde es noch lernen, versprochen.'

Ich nahm die Rolle nun selbst in die Hand, ließ sie erst einmal in Ruhe lesen während ich arbeitete. Immerhin war das auch meine Arbeit - zumindest sah ich das so.

Eine ältere Frau wie sie sollte generell nicht dabei helfen eine Wohnung zu renovieren. Aber so ganz daran hindern konnte ich sie nicht.

Ich musste wohl wirklich bald sprechen lernen ... für Aoi, für sie - selbst wenn ich es konnte musste ich es ja nicht für jeden tun. Ihnen beiden vertraute ich doch schon genug um es sie hören zu lassen.
 

Emiko

In Ruhe las ich seine Worte durch und ließ ihn erstmal ein wenig streichen, betrachtete ihn dabei genau und hing etwas meinen Gedanken nach.

Ich kannte seine Vergangenheit, schließlich war es Gegenstand der Verhandlungen gewesen, und ich kannte sein Verhalten von diesen Verhandlungen und unserem ersten Treffen. Im Nachhinein fiel es mir schwer zu glauben, dass das alles die gleiche Person war, die jetzt mit dem Rücken zu mir stand und die Wand malerte. Er hatte sich gewaltig verändert und das flöste mir Respekt ein. Durfte ich ihn da eigentlich noch über solche Dinge, wie das Sprechen belehren?

"Weißt du Uruha, in dieser Sache solltest du Aoi mal vergessen. Wenn es nach dem ginge, würdest du schon längst sprechen können.", meinte ich sanft, "Aber wie du grade gesagt hast, du bestimmst deine Zeit. Und nur darauf kommt es an. Es ist dein Leben und wir können nicht alles verstehen, was passiert ist. Wir können es nur versuchen, aber das ist nicht dasselbe. Deshalb ist es wichtig, dass du uns mitteilst, wie es dir geht und was du dir zutraust und wir würden dich auch nie zu etwas drängen. Und wenn du mit dem Rausgehen anfangen willst, dann machen wir das. Was hältst du davon, wenn wir, sobald wir hier fertig sind, etwas rausfahren. Ein bisschen im Grünen spazieren gehen. Die Wohnung muss sowieso erstmal danach durchgelüftet werden…", schlug ich vor.
 

Uruha

Ich ignorierte sie eine Weile und strich erst einmal einen beträchtlichen Teil der Wand fertig, immerhin wollten wir vorankommen.

Aber lange konnte ich sie nicht ignorieren immerhin war das zutiefst unhöflich von mir.

Also legte ich die Rolle beiseite und setzte mich wieder zu ihr.

'Warum sollte ich es nicht für Aoi machen? Er ist der einzige Grund warum ich mich überwinden will.' Ich hielt inne. Natürlich hatte es Vorteile sprechen zu können, aber irgendwie konnte ich diese Gedanken nicht mit ihr teilen.

'Meine Stimme klingt so schrecklich ... ich sollte eigentlich gar nicht sprechen ... nicht ich.'

Erst jetzt fiel mir ein, dass sie ja noch mehr gesagt hatte.

'Wir werden hier noch eine Weile brauchen, danach werden wir sicher nicht mehr weit gehen. Wir könnten uns wieder auf das Dach setzen, zusammen mit einer schönen Tasse Tee.'
 

Emiko

"Naja, wenn du immer alles nur für oder wegen Aoi machen willst, dann bedeutet es ja, dass du es eigentlich nicht willst und es kommt so an, als würde man dich dazu zwingen. Damit das alles aber wirklich funktioniert, muss es auch von dir selbst gewollte werden.", erklärte ich nochmal genauer meinen Standpunkt.

"Also ob deine Stimme nun schrecklich klingt oder nicht, kann ich dir nicht sagen.", grinste ich ihn erstmal an und wir beide mussten darüber etwas schmunzeln.

"Okay, dann mach ich jetzt mal wieder weiter, sonst werden wir heute hier wirklich nicht mehr fertig.", sagte ich entschlossen, kam aber nur langsam auf die Beine.

"Tja, mein Alter lässt sich halt nicht vollkommen verbergen.", lächelte ich Uruha an, als er mir aufhalf. Aber schnell hatte ich wieder die Rolle in der Hand und machte da weiter wo er aufgehört hatte. Ehrlich gesagt, ging er schneller, als ich erwartet hatte oder die Zeit verging einfach schnell, da es mir wirklich Spaß machte.

"Machst du bitte wieder den Tee. Du kannst es wirklich sehr gut.", bat ich Uruha, als wir die kräftigste Wand fast fertig gestrichen hatten und wie er gesagt hatte, war es fast schon Abend geworden.
 

Uruha

Auch wenn ich nicht so ganz einverstanden war griff sie mal wieder zur Rolle, aber solange ich den oberen Bereich streichen musste konnte ich es nicht verhindern.

Mit der Zeit schaffte ich es allerdings doch noch ihr die Rolle wieder wegzunehmen und schon bald waren wir soweit fertig und das Ergebnis war auf jeden Fall ordentlich.

Natürlich machte ich mich jetzt sofort an den Tee, holte nebenbei noch das Teegepäck heraus das ich gemacht hatte als Emiko nicht dagewesen war. Wie immer brachte mir das ungläubige Blicke von ihr ein aber das ließ mich nur lächeln.

"Du hattest doch gar nicht alle Zutaten da...", stammelte sie irgendwann erstaunt, was mich irgendwie noch stolzer machte.

'Ich bin allein gegangen, gleich früh am Morgen nachdem der Laden aufgemacht hatte. Ich war ganz allein auf der Straße und bin auch niemandem außer dem Verkäufer begegnet.', erklärte ich weiterhin stolz und wandte mich wieder dem Tee zu.
 

Emiko

Was?! Uruha war alleine unterwegs gewesen? Ungläubig schaute ich seinen Rücken an, als er sich wieder dem Tee widmete. Natürlich durfte er sich frei bewegen, immerhin sollte er das auch, aber trotzdem war mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass er sich alleine raus traute. Immerhin kannte er sich hier noch gar nicht aus und wenn etwas passieren würde, könnte ich ihm nicht einmal helfen und ich und auch er selbst, konnten nicht einschätzen, wann eine Panikattacke einsetzte. Es würde ja ein Mensch reichen, der ihn mal ausversehen anrempelte.

"Uruha, das ist ja toll.", meinte ich nur kurz, aber er hatte den Unterton natürlich gehört und drehte sich mit einem fragenden Blick zu mir.

"Also, ich will dir nichts verbieten, aber es bereitet mir Sorgen, wenn du allein unterwegs bist.", sagte ich ehrlich, "Es wäre mir lieber, wenn du das jetzt noch nicht machst, da ich dir zur Not nicht helfen könnte. Bitte sieh das jetzt nicht als Überwachung an, aber trotzdem wäre es mir lieber, wenn du mit mir rausgehst oder du mir wenigstens Bescheid gibst, wenn du irgendwo hinwillst.", bat ich höflich. Außerdem musste er doch nicht extra einkaufen gehen, er musste doch nur kurz etwas sagen und ich würde es beim nächsten Mal mitbringen, oder hatte ich vielleicht mal etwas vergessen?

"Lass uns auf die Terrasse gehen. Ich kann den Farbgeruch nicht mehr riechen, lächelte ich verlegen, nachdem ich ihn so zur Ordnung gerufen hatte.
 

Uruha

Schuldbewusst senkte ich den Kopf und nickte.

Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Das war das erste Mal seit Jahren gewesen das ich alleine draußen war - natürlich konnte es nicht erlaubt gewesen sein.

Ich nahm den Tee und das Gepäck also auf ein Tablett und folgte ihr nach draußen.

Schweigend tranken wir unseren Tee während mein Blick immer wieder in die Ferne abschweifte. Irgendwie wirkte die Welt um mich herum so weit weg, vielleicht würde sie nie greifbar werden, auch jetzt nicht, obwohl es keine Gitterstäbe mehr gab.

Ich hoffte, dass sie annahm das ich einfach nur geschafft war und deswegen nur ruhig hier sitzen wollte.

Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Welt um mich herum in ein orangenes Licht das einen fast schon traurig werden ließ. Ich fühlte mich fast schon zurückversetzt, in die damalige Zeit - aber es war nicht ganz dasselbe - es war eigentlich ganz anders. Hier musste ich keine Gewalt fürchten und mit Überwachung konnte ich sogar vor die Tür. Warum fühlte ich mich dann trotzdem wieder gefangen?



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