…Selbst wenn man sie nicht annimmt
Wach lag Sakura in dem großen Bett und machte nicht den Anschein auch nur im Geringsten müde zu sein, obwohl es bereits tief in der Nacht, wenn nicht schon langsam Morgen war.
Wenn Sakura ehrlich war, war sie zwar hundemüde, traute sich jedoch nicht auch nur ein Auge zu schließen.
Immer wieder, wenn sie ihre Augen etwas länger schloss, sah sie diese Bilder; wie die Wohnung auf einmal anfing zu brennen und ihr Vater von einigen herunterfallenden Deckenbalken halb begraben wurde.
Tatsächlich hatte sie seinen Tod erst jetzt realisiert, auch wenn sie davor schon ziemlich darunter gelitten hatte.
Es war einfach so über sie gekommen; diese Nachricht, ihr Vater wäre tot.
Einfach so.
Und dann hatte sie geweint.
Es waren vielleicht zwei oder drei Stunden gewesen, bis die Tränen dann endlich versiegt waren, aber sie gab zu, dass es unheimlich gut getan hatte.
Und nun lag sie schon seit Stunden einfach nur in dem Bett; schaute wie eingefroren auf ein und denselben fiktiven Punkt an der Decke und dachte über die Vergangenheit nach.
Ja, sie hatte nicht gerade ein luxuriöses Leben geführt und dieses Bett, in dem sie gerade lag, war im Gegensatz zu ihrem alten, ein Traum, doch trotzdem war sie zufrieden gewesen.
Ihr Vater hatte sich immer um sie gekümmert.
Er hatte sogar extra für sie einen weiteren Job angenommen, nur um ihr etwas mehr bieten zu können; damit sie zur Schule gehen konnte.
Dabei hatte er ihr bereits mehr gegeben, als sie eigentlich brauchte.
Er war ein guter Vater gewesen, für sie sogar der Beste, doch nun war er weg.
Einfach so.
Sakura kniff einen Moment lang ihre Augen zusammen, um die aufkommenden Erinnerungen des Feuers zu verdrängen.
Sie hasste sich selbst dafür, dass sie ihm nicht hatte helfen können.
Sie war so schwach.
Ihre Miene nahm verbitterte Züge an, als sie sich zur Seite drehte und auf den hellen Laminatboden starrte.
Sie wollte sich ablenken, doch an was sollte sie denken?
Ich sollte den Tag noch einmal durchgehen, entschloss sie sich und seufzte kurz auf. Kakashi hatte ihr die Wohnung gezeigt und sie dann duschen geschickt.
Tatsächlich hatte es sie ein wenig abgelenkt, doch immer wieder quälten sie diese Bilder.
Sakura erzitterte. Danach war sie eigentlich auch gleich in dem Gästezimmer verschwunden, dass er für sie vorbereitet hatte, während sie sich geduscht hatte.
Sie hatte die Zeit bevor sie sich ins Bett gelegt hatte, damit verbracht, aus dem Fenster zu starren und nachzudenken.
Und sie hasste es regelrecht, denn sie dachte immer nur an diese eine Sache; an den Tod ihres Vaters.
Und sie litt, denn sie war nun alleine und sie würde es auch bleiben.
Sie wollte niemandem mehr vertrauen, der sie dann doch im Stich ließ.
Alleine in ihrer zerbrochenen Welt.
Einfach so.
Ohne es wirklich zu bemerken, füllten ihre Augen sich wieder mit Tränen und kullerten verräterisch über ihre blasse Haut.
Und sie sah es wieder.
Sah, wie ihr Vater panisch auf sie zu lief und die Hände dabei wild fuchtelnd durch die Luft schwenkte.
Hörte, wie er schrie, als die Balken ihn halb unter sich begruben und das Feuer sich durch die Haustür ihrer Wohnung fraß.
Sakura fing an zu zittern und krallte sich unbewusst in das Laken des Bettes.
Ängstlich wie ihr schien, durchlebte sie ein weiteres Mal diese grausamen Minuten, die ihr Leben zerstört hatten.
Dabei waren es doch nur so wenige Minuten, die alles umwarfen.
Einfach so.
Einfach so.
Einfach… so…
Sie schluchzte und presste ihre Augen gequält zusammen, während immer mehr Tränen über ihre Haut flossen. Sie rollte sich auf die andere Seite, in der Hoffnung, alle diese Bilder abzuschütteln, von denen sie dachte, es akzeptiert zu haben.
Aber nichts hatte sie.
Ihr Wimmern wurde lauter, ehe sie ihr Gesicht schon in ihr Kissen presste und versuchte die Geräusche abzudämpfen.
Niemand sollte hören, wie sie litt.
Niemand sollte sie so sehen; wie sie Schwäche zeigte.
Niemand sollte ihre Erbärmlichkeit sehen.
Niemand.
~*~
Gähnend schlürfte er in die Küche, darauf bedacht, sich einen starken Kaffee zu genehmigen.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits Mittag war und verwundert stellte er fest, dass von Sakura noch keine Spur war.
Ob sie wohl noch schlief?
Vielleicht.
Er würde später mal nach ihr sehen, denn jetzt brauchte er erst einmal Koffein, damit wieder Leben ihn seinen schlappen Körper kam.
Schulter zuckend näherte er sich der Kaffeemaschine und befüllte sie mit Wasser und Kaffeepulver, ehe er sie schließlich anschaltete.
Seufzend schaute er aus dem Fenster.
Seine Gedanken schweiften sofort zu Sakura.
Sie war die ganze Zeit, in der er sie sah mit ihren Gedanken ganz wo anders und irgendwie machte er sich tierische Sorgen darüber, dass sie diese ganze Nachdenkerei innerlich zerbrach.
Klar, sie hatte erst gestern in aller herrgottsfrühe ihren Vater verloren und er konnte ja nachvollziehen, dass das nicht einfach war, aber was war, wenn sie nicht aufhörte, darüber nachzudenken?
Sie musste es akzeptieren und er würde ihr auch gewiss genug Zeit geben, aber sollte sie es von selbst nicht schaffen loszulassen, musste er eingreifen.
Soviel wusste er.
Ungeduldig tippte er mit seinem Finger auf die Arbeitsplatte, wobei sein müder Blick zu der Kaffeemaschine glitt.
Ein genervtes Seufzen entwich ihm, als er feststellte, dass es noch eine Weile dauern würde.
Um sich abzulenken, ging er zu seinem Kühlschrank und öffnete ihn.
Kakashi verzog seine Züge zu einer genervten Miene und betrachtete grimmig den kümmerlichen, fast schon leeren Inhalt.
Verdammt, er musste unbedingt noch kurz einkaufen gehen und am Besten nahm er Sakura gleich mit.
So konnte er ihr auch die Gegend etwas zeigen und sie auf andere Gedanken bringen.
Zufrieden mit dieser Entscheidung, schloss er den Kühlschrank wieder und widmete sich erneut der Kaffeemaschine.
Ein erfreutes Grinsen stahl sich auf seine schlappen Züge, als er die volle Kaffeekanne erblickte.
Endlich war sein Kaffee fertig.
Gierig schenkte er sich eine Tasse ein und gab noch zwei Löffel Zucker rein, ehe er die Tasse an seine Lippen setzte, kurz stark pustete und immer wieder kurze Schlücke trank. Wohltuende Wärme breitete sich in seinem Körper aus, als die schier heiße Flüssigkeit seine Speiseröhre hinab floss und obwohl es noch ziemlich heiß war, kümmert er sich nicht um seine glühende Zunge.
Das musste jetzt einfach sein.
Er seufzte wohlig auf und stellte die Tasse wieder auf die Arbeitsplatte.
Den Rest würde er trinken, wenn er sich fertig gemacht hatte.
Und so war es dann auch.
Nachdem er sich in sein Zimmer begeben hatte, um frische Sache zu holen, war er gleich duschen gegangen und hatte sich angezogen.
Schnell war er wieder in die Küche gegangen, um begierig noch den Rest seines Kaffees zu trinken, nur um sich danach noch eine zweite einzuschenken.
Als er mit seinem morgendlichen – auch wenn es bereits Mittag war - Ritual fertig war, schritt er langsam auf das Gästezimmer zu.
Einen kurzen Moment lauschte der Hatake und suchte nach möglichen Geräuschen, die verrieten, ob sie schon wach war, doch er hörte nichts.
Stirn runzelnd klopfte Kakashi an der Zimmertür und zögerte, als er nichts hörte.
Vielleicht schläft sie ja wirklich noch, schoss es ihm durch den Kopf, als er die Türklinke umfasste und diese leicht runterdrückte, um die Tür etwas zu öffnen.
Er schob seinen Kopf leise durch den Spalt und erblickte überrascht das junge Mädchen, welches auf dem Fensterbrett saß und abwesend hinausstarrte.
Sein Gesicht nahm mitleidige Züge an, als er sie so stumm dasitzen sah.
Langsam öffnete er die Tür ganz und räusperte sich etwas lauter, sodass sie leicht aufschreckte und ihn mit ihren trüben Augen fixierte.
„Hallo Sakura“, sagte er sanft und lächelte dabei.
„Guten Tag, Hatake-san“, murmelte sie schwach und senkte ihren Blick scheu zu Boden.
„Nenn mich ruhig Kakashi“, grinste er und machte ein paar Schritte ins Zimmer.
Schnell fiel ihm das frisch gemacht Bett auf, das fast unberührt aussah.
Hat sie etwa gar nicht geschlafen?, fragte er sich und runzelte dabei seine Stirn, als er schon wieder mit seinem Blick an ihr hängen blieb.
Sie allerdings hatte diesen Blick gar nichts erst bemerkt und sie machte auch nicht wirklich den Anschein, dass sie noch etwas erwidern würde.
Es legte sich eine gewisse Spannung in die Luft, als keiner der Beiden mehr etwas sagte.
Sakura, weil sie einfach so wenig wie möglich mit ihm sprechen wollte und Kakashi, weil er nicht recht wusste, wie er sie über sein Vorhaben aufklären sollte.
Vielleicht sollte er es einfach mal direkt machen.
Innerlich nickte er zustimmend, während er äußerlich die Ruhe selbst blieb.
„Ich muss ein bisschen was zu Essen kaufen und es wäre schön, wenn du mitkommen würdest“, gab er ehrlich von sich und lächelte sie leicht an, was sie wegen ihrem gesenkten Blick jedoch nicht sah. „Dann könnte ich dir auf gleichzeitig die Gegend einwenig zeigen.“
Ihr Blick hob sich kurz, als sie stumm nickte und langsam vom Fensterbrett stieg.
Während Kakashi es als kleinen Erfolg ansah, dachte Sakura sich nur dabei, ihn so wenig wie möglich zu verärgern oder ihm zu widersprechen.
Auch wenn sie nicht sonderlich mit ihm sprechen wollte, so war er ein Fremder und da er nett zu ihr war, so war sie auch höflich zu ihm.
Distanziert, aber höflich, so wie ihr Vater sie erzogen hatte, mit fremden Leuten umzugehen.
Und sie würde auch distanziert bleiben, egal wie lange sie hier bleiben würde.
Sakura würde sich von jedem distanzieren.
So, damit sie niemand mehr verlassen konnte.
Selbst, wenn sie an ihrer Einsamkeit zerbrechen würde.
~*~
Tief durchatmend schob er die Tür zu dem Treppenhaus des Wohnblocks auf und hielt die Tür Sakura auf, die ihm stumm folgte.
Das tat sie eigentlich schon die ganze Zeit, denn immer wenn sie auf gleicher Höhe gingen, wurde sie irgendwie langsamer und mittlerweile hatte er es auch schon aufgegeben.
Er seufzte.
Während er die Treppen zum ersten Stock aufstieg und bereits nach dem Wohnungsschlüssel in seiner Jackentasche kramte, erinnerte er sich an die letzte Stunde.
Es hatte ihn nicht wirklich überrascht, dass Sakura nicht die geringste Forderung stellte, was das Essen anbelange und auch nicht, dass der Einkauf im Supermarkt ziemlich schnell ging.
Als er ihr die Gegend gezeigt hatte, war sie auch nicht gerade das, was man als angetan oder motiviert bezeichnete.
Ein weiteres Seufzen entwich ihm.
„Hallo Nachbar“, hörte er eine bekannte Stimme sagen, als er schon aufschaute und seinen Nachbar grinsend begrüßte:
„Ah, Itachi, dir auch einen guten Tag.“
Kakashi stieg die letzten Treppen hoch, um mit seinem Nachbarn auf gleicher Höhe zu stehen, wobei ihm Sakura gedankenverloren folgte.
„Wen hast du den da?“, fragte Itachi verwirrt und versuchte sich daran zu erinnern, ob Kakashi jemals etwas von einer Tochter oder Nichte erwähnt haben könnte.
„Das ist Sakura“, lächelnd trat er einen Schritt zu Seite und schob sie ein wenig vor, damit sie nun direkt vor Itachi stand, der sie kurz musterte.
Scheu blickte sie kurz in seine tiefschwarzen Augen, ehe sie schon einen Punkt am Boden fixierte.
„Sakura, dass ist Itachi Uchiha, mein Nachbar.“
Sie schluckte kurz, als er ihr seine Hand entgegenstreckte und sie lächelnd ansah.
Statt seine Hand zu ergreifen, verbeugte sie sich leicht vor ihm.
„Guten Tag, Uchiha-san“, sagte sie leise und starrte dann unsicher auf den Boden.
Sie hasste es, dass die Leute gerade jetzt, soviel Kontakt mit ihr aufnehmen wollten.
„Ach was, du kannst mich ruhig Itachi nennen“, bot er ihr an und ließ seine Hand wieder sinken.
Wahrscheinlich verhielt sie sich allen Fremden gegenüber distanziert, aber schließlich kannte er sie nicht.
Trotzdem interessierte es ihn brennend, was sie mit Kakashi zu tun hatte.
Vielleicht würde er seinen Nachbarn und guten Freund morgen mal einen Besuch abstatten.
Unsicher trat Sakura ein paar Schritte zurück, um sich leicht hinter Kakashi zu verstecken, der dass alles nur mitleidig betrachtete.
Vielleicht ist sie ja doch immer so und es liegt gar nicht so sehr an dem Unfall, ging es dem Hatake durch den Kopf.
Itachi verfolgte diese Szene ein wenig irritiert mit.
Kakashi sah wieder zu Itachi, um mit ihm noch ein paar Worte zu wechseln, als plötzlich Sasuke hinter ihm in der Haustür erschien.
„Oh, hallo Sasuke“, begrüßte der Hatake ihn gleich.
„Hallo“, sagte er monoton und streifte ihn nur kurz mit einem kalten Blick.
Während Kakashi sich wieder Itachi zuwandte und mit ihm ein wenig redete, fiel Sasuke das Mädchen hinter Kakashi auf.
Sie schaute abwesend mit ihren mattgrünen Augen aus dem Fenster des Treppenhauses, wobei sie einen ziemlich traurigen Eindruck machte.
Seine schwarzen Augen schweiften zu Kakashi.
Was hatte er denn mit so einem Mädchen zutun?
Verwandt waren sie aufgrund ihrer Haarfarbe wohl eher nicht.
„Ach Sasuke, das weißt du ja noch gar nicht“, lenkte sein Bruder seine Aufmerksamkeit auf sich. „Das da ist Sakura.“
„Hn“, gab er nur desinteressiert von sich und wanderte mit seinem Blick noch mal kurz zu ihr.
Kakashi hatte sich zu ihr gedreht und berührte sich leicht an der Schulter, sodass sie leicht aufschreckte und unsicher aufschaute.
„Ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte er leise und schob sie wieder ein wenig vor sich, sodass sie Sasuke sah.
Sakura hatte nur kurz aufgeblickt, als sich ihr Blick gleich wieder an den Boden heftete. „Das ist Sasuke Uchiha, Itachis kleiner Bruder und ebenfalls mein Nachbar.“
Die Rosahaarige zögerte kurz, unsicher, was er dazu sagte, als sie sich wie zuvor bei Itachi leicht verbeugte und leise sagte:
„Guten Tag, Uchiha-san.“
Itachi lachte kurz auf.
„Den kannst du auch einfach nur Sasuke nennen“, sagte er dann und schlug seinem kleinen Bruder leicht auf den Rücken.
Sasuke warf ihm allerdings einen tödlichen Blick zu, als er schon bemerkt, wie Sakura schüchtern wieder hinter Kakashi trat.
Was war denn mit der los?
„Na ja, ich will euch nicht länger aufhalten“, sagte Kakashi schließlich, ehe er sich mit einem Handgruß seiner Haustür widmete und aufschloss.
„In Ordnung. Man sieht sich“, sagte Itachi und Sasuke ließ das verabschieden völlig bleiben.
Während der Grauhaarige sich noch an der Tür kurz mit einem Nicken verabschiedete, trat die Rosahaarige stumm und weiterhin den Boden fixierend ein.
Als hätte sie Angst, schoss es Sasuke durch den Kopf, ehe er sich zu seinem Bruder wandte und ihn mit seinen kalten Blick zum Gehen aufforderte.
Zusammen gingen sie die Treppen hinunter, als Itachi schon seine Stimme erhob: „Komisches Mädchen, oder?“
„Hn.“
„War klar, dass das kommt“, lächelte Itachi, doch Sasuke ignorierte ihn völlig.
Das tat er eigentlich bei jedem, der ihm auf die nerven ging.
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Hey Leute...
Ich wollte mich an erster Stelle noch einmal dafür entschuldigen, dass ich so
lange kein Kapitel mehr hochgeladen habe...
Offiziell pausiert diese FF NICHT mehr...
Tatsache ist jetzt einfach, dass ich wieder da bin und versuchen werde wieder
regelmäßig neue Kapitel hochzuladen...
Zweitens wollte ich mich für die vielen Kommentare und die Favos bedanken,
die mich beim Schreiben immer sehr aufbauen. Ich seid echt die Größten, Leute!
Na ja, ich hoffe wirklich, dass euch das Kapitel gefallen hat, mir persönlich hat der erste Abschnitt wirklich gefallen...
Wie seht ihr das?
Was war gut und was könnte ich verbessern?
Würde mich über eure Kritik freuen...
Liebe Grüße