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Wo die Liebe hinfällt

Rufus & Tifa
von

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Widerworte

Edge, etwa 20.00 Uhr:

"Sir, musste das sein?", fragte Tseng weinerlich.

"Ja und jetzt sei nicht so.", antwortete der ehemalige Präsident.

Reno lief neben den beiden her und hielt sich beide Hände auf den Mund, um nicht vor Lachen zu Brüllen. Rufus hatte den Wutainesen dazu verdonnert Freizeitkleidung anzuziehen. Als Begründung hatte er Unauffälligkeit angeführt und Tseng konnte nicht mehr wirklich widersprechen. Also hatte er Rude gebeten, ihm etwas von seinen Klamotten zu leihen. Der Wutainese ging jetzt noch gestelzter als sonst neben seinem Chef her.

"Nun tu doch nicht so, als würdest du dich unwohl fühlen.", meinte Rufus spitzbübisch.

Dem Rotschopf traten Tränen in die Augen und er beschloss, seine Geschwindigkeit etwas zu erhöhen. Rufus und Tseng konnten ihn aber trotz allem Prusten hören.

"Hab dich doch nicht so.

Tseng antwortete nicht. Er winkte Rude zu, damit dieser zu ihm kam. Der Glatzkopf folgte mit Elena in gemessenem Abstand, beschleunigte seine Schritte aber nach dem Handzeichen seines Vorgesetzten. Tseng kam ihm unauffällig entgegen.

"Kümmer' du dich bitte um ihn.", flüsterte der Wutainese und ging zu Elena.

"…"

Rufus seinerseits reagierte gar nicht auf den Turk-Wechsel. Seine Gedanken waren wieder weit abgeschweift, hin zu Tifa und ihrem gestrigen Abend. Rude betrachtete den Blondschopf still und sagte kein Wort.

"Ist er denn arg schlimm?", fragte Elena, als sie Tseng eingeholt hatte.

"Sieht das hier etwa nicht schlimm aus?"

Der Wutainese blickte etwas geekelt an sich hinab. Rude's Klamotten waren in top Zustand und sehr gepflegt. Das war auch gar nicht das Problem. Viel schlimmer fand Tseng die Art der Kleidung, Jogginghose, Sweatshirt und Turnschuhe. Turnschuhe? Wie bequem man darin lief!

"Na ja, so übel sieht es ja nicht aus.", meinte Elena aufmunternd.

Tseng antwortete nicht. Seit er Chef der Turks geworden war, trug er Freizeitkleidung nur noch privat in seinen eigenen vier Wänden. Und es kam sowieso nur selten vor, dass er zu Hause war. Der Wutainese bog inzwischen zielsicher um die nächste Ecke und befand sich dann in der Straße, in der die Bar lag. Tseng hoffte nur, dass nicht allzu viel Betrieb in den Laden herrschte. Dann konnte er sich trotz fehlender Schusswaffe etwas entspannen.

Die Straßenlaternen schickten ihren flackernden Schein zu Boden. Die Turks um Rufus ShinRa musste nur noch wenige Meter laufen, um den 7. Himmel und die Lichter, die in dem Gebäude brannten, sehen zu können. Drinnen sah es ziemlich voll aus und der ehemalige Präsident blieb stehen.

"Sie wird ja kaum Zeit haben bei dem Menschenauflauf.", murmelte er vor sich hin.

"Sir, ich muss dringend raten, ein andermal wiederzukommen.", schaltete sich Tseng ein.

"Och nö. Das war klar, dass so was kommt.", meinte Rufus, "Du bist ein richtiger Spielverderber."

"Entschuldigung. Aber bei der Masse an Gästen kann schnell mal etwas schief gehen. Vor allem wenn jemand Sie erkennt, Sir."

"Wer sollte mich in dem Aufzug denn bitte erkennen?"

"Na ja …"

Tseng schaute auf die blaue Jeans und den schwarzen Pulli, dessen Kapuze Rufus sich jetzt über den Kopf zog. ShinRa Junior wirkte auf den Wutainesen ein bisschen wie der Gammler vom Bahnhof.

"Entspann dich doch mal."

"Sir, auf jemanden aufzupassen, ist gar nicht so einfach, wie Sie vielleicht glauben."

Rufus' Stimmung schwenkte schlagartig in eine andere Richtung. Abschätzig funkelte er Tseng an.

"Ja? Ich hab euch ja nicht darum gebeten, meine Aufpasser zu spielen."

Der Blondschopf drehte sich, ohne den Wutainesen eines weiteren Blickes zu würdigen, um und betrat die Bar. Kurz scholl allgemeines Geschrei in die Nacht hinaus. Reno nickte Tseng nur zu und folgte dann dem ehemaligen Präsidenten.

"Chef, meinen Sie nicht, dass Sie vielleicht etwas zu ehrlich waren? Natürlich haben Sie Recht, mit dem, was Sie sagten."

Elena klang richtig kleinlaut. Dass Tseng Rufus so offen widersprach, hatte sie bisher nicht erlebt und Rude und Reno ging es da vermutlich genauso. Was der Glatzkopf für seinen Teil dachte, war ihm nicht anzusehen. Okay, Tseng hatte überreagiert. Außerdem hätte er den ehemaligen Präsidenten nicht so anfahren dürfen. Was war eigentlich in ihn gefahren?

"Sir, er wird Ihnen nicht lange böse sein.", meinte Rude, "Aber er wird jetzt denken, dass er uns eine Last ist."

"Ich weiß."

Rude hatte mit seiner Aussage voll ins Schwarze getroffen. Ihr Sorgenkind vergaß Kränkungen zwar recht schnell, aber die anderen Folgen, die sich aus einem solchen Zwist ergeben konnten, waren unvorstellbar. Rufus würde sie eventuell nicht mehr an sich heranlassen. Nicht, weil er sie nicht um sich haben wollte, sondern weil er niemandem eine Last sein wollte.

"Vielleicht sollten Sie hingehen und sich entschuldigen?", schlug Elena vor.

"Ja, vielleicht. Aber wir sollten jetzt erst mal reingehen. Reno kann nicht alleine auf ihn aufpassen."

"Also, das Wort 'aufpassen' sollten Sie wirklich nicht mehr verwenden.", sagte Rude und ging voran.

Tseng stöhnte, folgte seinen Kollegen dann aber. Als der Glatzkopf die Tür öffnete, kam ihnen eine Wand voll Lärm und Rauch entgegen. Elena schob sich durch die Tür, die beiden Männer folgten ihr. Rude ließ seinen Blick durch den Schankraum schweifen und gewahrte dann einen Kopf roter Haare, der an der Theke saß. Das war sein Partner Reno, neben ihm hatte Rufus auf einem Barhocker Platz genommen. Tifa war nicht zu sehen, sondern nur Marlene, die wohl auf einem Hocker hinter dem Tresen stand und Geschirr abwusch.

'Herrje, Tifa muss ja bald jemanden einstellen.', ging Rude durch den Kopf.

"Chef, ich verdrück' mich zur Bar hinüber."

"Ist gut. Wir … suchen uns irgendwo anders ein Plätzchen.", rief Tseng durch den Lärm hindurch.

Er schob Elena weg von der Eingangstür und hinüber zu einem der Tische, wo gerade ein Kartenspiel im Gange war. Rude seinerseits ging hoch erhobenen Hauptes zum Tresen hinüber. Die anderen Gäste bogen sich automatisch zur Seite, wenn er kam. Unauffällig glitt er in die Lücke zwischen Rufus und dem Gast, der links von diesem saß.

"Auch endlich da?", meinte der Blondschopf und kippte einen doppelten Whiskey.

Rude warf Reno einen fragenden Blick zu, der zuckte aber nur mit den Schultern.

"Ist Tifa nicht da?", fragte er dann.

"Nö. Die macht sich gerade frisch."

Rufus legte besonders viel Betonung in diesen Satz. Man konnte fast meinen, er war wütend auf die Barfrau.

"Sir, seien Sie bitte freundlich zu ihr. Tifa freut sich bestimmt schon, Sie zu sehen."

"Eh? Jai. Kind, noch einen Doppelten bitte."

Marlene starrte kurz über die Theke hinweg und sah Rufus' lustlosen Blick. Seufzend drehte sie sich auf dem kleinen Podest um und griff nach dem Whiskey, der hinter ihr stand.

"Gib mir am besten gleich die ganze Flasche."

Rude nickte dem Mädchen kurz zu, also reichte Marlene Rufus die ganze Flasche. Reno schob unauffällig sein Glas nach links und wartete darauf, dass der ehemalige Präsident ihm einschenkte.

"Sir, sein Sie Tseng nicht böse.", trällerte Reno, "Der hat's nur gut gemeint."

"Was du nicht sagst. Bin ich wirklich so anstrengend?", fragte Rufus dann und stellte die Whiskey-Flasche vor sich auf die Theke. Nachdenklich starrte er in die braune Flüssigkeit.

"Nein, natürlich nicht. Es ist schließlich unser Job."

"Euer Job? Und den macht ihr natürlich.", nuschelte Rufus, "Aber bedeute ich als Mensch euch etwas?"

Herrje, wie kam er nur auf solche Fragen?

"Natürlich bedeuten Sie uns etwas, Sir."

Rude fragte sich, wie viel Whiskey Rufus schon getrunken hatte, bevor der Glatzkopf an die Bar gekommen war. Reno schien Rude's Gedanken zu erraten, denn der Turk hob nur drei Finger in die Höhe. Oh je, drei war bereits die Obergrenze dessen, was Rufus an Alkohol vertrug. Sie mussten sich also auf einiges gefasst machen.

Die Tür zum Privatbereich wurde aufgestoßen und alle drei reckten den Hals. Doch es war nur Cloud, der mit einer Kiste voll Flaschen in die Bar kam. Er warf kurz seinen Blick zum Tresen, sah den Mitleid erregenden Zustand, den Rufus bot, sagte aber kein Wort. Der Kurierfahrer drückte sich mit der Kiste hinter Marlene vorbei und stellte seine Last auf den Boden.

"Kann ich zu Tifa?", fragte Rufus hinter ihm.

Die Frage war laut gestellt und dann mit Sicherheit an Cloud gerichtet. Er drehte sich zu ShinRa Junior um und sah diesen an.

"In deinem Zustand?"

"Was heißt hier 'in meinem Zustand', eh?"

"Na ja. Sie ist oben im Bad. Vielleicht schaffst du's ja die Treppe rauf."

Cloud wollte schon wieder gehen, aber Marlene drückte ihm ein Tablett voller Gläser in die Hand und sah ihn bittend an. Pakete ausliefern durfte er also nicht, aber kellnern war okay. Der Stachelkopf ergab sich in sein Schicksal und brachte die bestellten Getränke auf wackeligem Weg zu ihren Besitzern.

Rufus indes war von seinem Barhocker geglitten und ging zur Hintertür des Raumes. Schnell hatte er den Schankraum verlassen und wunderte sich über die Stille, die in den Privaträumen herrschte.

'Also im Bad hat er gemeint. Aber zuerst die Treppe.'

Der ehemalige Präsident wollte gerade den rechten Fuß auf die erste Stufe stellen, als von oben Gepolter ertönte. Tifa kam mit rasanter Geschwindigkeit die Treppe herunter gelaufen und sah ihn erst im letzten Moment. Rufus wurde gegen die Wand geworfen, konnte sich aber mit Mühe auf den Beinen halten.

"Rufy!!", rief Tifa, "Bitte verzeih mir."

Die junge Frau lief zu Rufus hinüber und schob ihn wieder aufrecht hin. Dabei bemerkte sie seinen leicht verschwommenen Blick.

"Hast du getrunken?"

"Ja, aber nur ein bisschen.", meinte er ausweichend.

Die Worte waren mehr genuschelt denn gesprochen. Tifa setzte einen strengen Blick auf.

"Sag mir, was hast du getrunken?", fragte sie.

"Nichts. Nur drei Whiskey.", antwortete er, "Hast du mich gerade Rufy genannt?"

"Ups."

Tifa blickte betreten zu Boden. So hätte sie ihn nicht nennen sollen und vor allem nicht dürfen. Wie gut, dass gerade keine Turks anwesend waren.

"Och, was hast du denn?", nuschelte Rufus.

Der hatte inzwischen begriffen, wen er vor sich hatte und tat einen Schritt auf die Barfrau zu. Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern.

"Ich hätte das nicht sagen sollen. Bitte verzeih mir."

"Wieso denn? Klingt doch niedlich."

'Ja, niedlich ist es wirklich.', dachte Tifa.

Aber wieso benutzte Rufus diesen Ausdruck in Zusammenhang mit sich selbst? Irgendetwas musste vorgefallen sein und die Barfrau wurde neugierig.

"Gab's irgendwelche Probleme, über die du reden möchtest?"

"Nein? Wie kommst du darauf?"

"Na ja, war nur so eine Vermutung. Wie siehst du eigentlich aus? Heute ganz der Typ von nebenan?"

"So in etwa. Um nicht aufzufallen ist diese Art der Kleidung sehr gut geeignet. Trotzdem fühle ich mich in meinem Anzug wohler. Aber du solltest mal die anderen sehen."

Rufus schaute Tifa nachdenklich an, doch seine Augen schien mehr einen bestimmten Punkt direkt neben ihr zu fixieren. Der ehemalige Präsident hatte für seine Verhältnisse eindeutig zu viel intus und Tifa beschloss, ihm keinen Alkohol mehr auszuschenken.

"Darf ich dich küssen?", fragte Rufus.

Oha. Also waren die beiden doch schon so weit. Die Barfrau wurde rot im Gesicht und nickte schüchtern. Ihr erster Kuss überhaupt. Rufus zog sie langsam in seine Arme und blickte ihr in die Augen. Aber Tifa fragte sich auch, ob Rufus' plötzlich aufgekommener Mut vielleicht nur eine Wirkung des Alkohols war. Der Blondschopf legte seinen linken Arm auf ihren Rücken. Mit den Fingern der Rechten streichelte er über Tifa's Schläfe und Wange herab zu den zwar geschwungenen Lippen. Sein Gesicht beugte sich ihrem entgegen und Rufus wollte seinen Mund gerade auf ihren drücken, als die Tür zum Schankraum aufgerissen wurde und Marlene in den Gang stürzte. Die beiden Erwachsenen rissen die Köpfe voneinander.

"Tifa, kannst du bitte … äh …"

Das Mädchen brach mitten im Satz ab, sich darüber bewusst werdend, was sie gerade unterbrochen hat.

"Oh, Tifaa, es tut mir so leid."

Marlene lief wieder in den Schankraum. Rufus war einen halben Schritt zurück getreten, die Barfrau schaute ihn traurig an.

"Ist schon gut, geh nur.", meinte er sanft.

Tifa lief in die Bar und schluckte den schweren Kloß im Hals sowie die Tränen hinunter. Eine Geräuschkulisse umfing sie und bald vergaß sie den Vorfall für eine Weile.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Cloe86
2008-10-30T18:35:08+00:00 30.10.2008 19:35
Ich kann mich Aruna nur Anschließen.
Wenn man sich Tseng in (Rudes) Freizeitkleidung vorstellt- oh man, das ist echt zum totlachen!
Und dann zieht er noch ne Schnute wie ein kleines Kind das seinen Lutscher nicht bekommt. *Ich schmeiß mich weg*

*räusper* Ähm ja.
Also, war wieder sehr gut gelungen und ich finde das man sich den guten Tseng auch nicht anders vorstellen kann (was seine Reaktion auf die Kleidung u.ä. angeht).
Er wirkt nunmal sehr streng und irgendwie wie ein Workaholic (ist bestimmt in seinem Anzug festgewachsen;))

Also bis zum nächsten Kap.
lg Cloe86
Von:  Aruna
2008-10-29T09:39:06+00:00 29.10.2008 10:39
Tseng in Privatklamotten! Das ich das noch erleben darf :)
Die Beinahe-Kussszene war so süß. Du machst es den beiden aber auch nicht leicht. Hoffentlich überwindet Rufus seine plötzliche Lebenskrise schnell wieder.
Tseng ohne seinen Anzug. Ich komm einfach nicht drüber weg :)
Schreib bitte ganz schnell weiter.
lg Aruna


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