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Wo die Liebe hinfällt

Rufus & Tifa
von

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Erkenntnis

Edge, etwa 17.30 Uhr:

„Warum haben Sie denn nie etwas gesagt?!“

Tifa stand mit einem geschockten Gesichtsausdruck Rufus gegenüber. Der wetzte auf seinem Barhocker herum und wusste nicht, was er erwidern sollte. Die Tatsache, dass die Brünette ihn gesiezt hat, verunsicherte ihn ziemlich. Betreten erwiderte er zuerst Tifa’s Blick, schaute dann aber schnell wieder in seine Kaffeetasse.

„Also, Sie müssen sich deshalb doch nicht schämen.“

„Ähm, könnten wir vielleicht beim ‚Du’ bleiben?“, fragte Rufus vorsichtig, „Und bitte sprich etwas leiser.“

Tifa starrte ihn perplex an. So gesehen hatte er ihr eigentlich nie erlaubt, ihn zu duzen. Nur war sie es eben gewohnt, jeden so anzusprechen und da machte sie beim ehemaligen Präsidenten der ShinRa Inc. keine Ausnahme. Elena und Tseng blickten interessiert zu den beiden hinüber, doch ob sie das Gespräch verstanden, wusste Tifa nicht. Rufus war in letzter Zeit öfters vorbeigekommen, natürlich immer mit mindestens zweien seiner Turks im Schlepptau. Meist hatten sich die beiden nur über belanglose Dinge unterhalten, doch der Blondschopf hatte irgendwann soweit Vertrauen gefasst und Tifa etwas mehr verraten. Immer noch blickten seinem hochroten Kopf zwei weit aufgerissene Augen entgegen. Die junge Frau schnappte nach dem ersten Schock hörbar nach Luft und lief dann um den Tresen herum.

„Und du schiebst der WRO wirklich Geld zu?“

Rufus war es sichtlich peinlich. Ja, er unterstützte die World Regenis Organisation, kurz WRO, finanziell. Außer ihm, seinen Turks und einem Vertrauensmann, den Rufus extra engagiert hatte und der nach außen hin als Vertreter auftrat, wusste bisher niemand davon. Tifa pflanzte sich, ungeachtet der ganzen wartenden Gäste, neben Rufus auf einen Barhocker und schaute ihn ernst an.

„Erzähl das aber bitte nicht weiter.“, bat Rufus schüchtern.

„Och, warum denn?“

‚Ja, warum eigentlich?’, fragte sich Rufus nicht zum ersten Mal.

„Weil… es mir peinlich ist…“

Der Satz hörte sich mehr nach einer Frage an, doch Tifa verstand das hoffentlich. Für Rufus, der früher so ein Scheusal war, war es nicht gerade einfach, jetzt den netten finanziellen Geldgeber von nebenan zu spielen. Doch sein Gewissen kratzte weiterhin energisch an ihm. Und außerdem, was sollte er mit seinem Geld schon groß anfangen? Die ShinRa Company wieder aufbauen kam nicht in Frage. Rufus hatte sich zwar schon einige Gedanken gemacht, aber DAS kam fast einem Todesurteil gleich. Nein, viel lieber steckte er sein Geld anonym in irgendwelche Projekte und ließ dann sozusagen andere für sich schuften.

„Wo bleibt mein Bier?!!“, brüllte jemand im Schankraum.

Tifa seufzte, stand auf und brachte dem Schreier das Gewünschte. Diesen Augenblick nutzte Rufus, um darüber nachzudenken, was er eigentlich genau wollte. Einerseits sollte niemand darüber Bescheid wissen, was er so trieb. Aber andererseits band er der Barbesitzerin unter die Nase, dass er sich jetzt geändert hatte und Gutes tat. Ja, die Anerkennung tat ihm sichtlich gut, aber sein schlechtes Gewissen blieb.

„Ich find das gut, was du machst.“, meinte Tifa, als sie zurück an den Tresen kam.

Rufus’ Kopf wurde noch roter. Er hoffte nur, dass weder Elena noch Tseng gerade zu ihm herüber blickten. Tifa kicherte kurz und der Blondschopf blickte sie fragend an.

„Och, du schaust nur so süß aus, wenn du rot bist.“

Wo war nur das Mauseloch, in das er sich verkriechen konnte? Tifa grinste ihn verschmitzt an, doch warum genau reagierte er eigentlich so? Zugegeben, dass er rot im Gesicht war, fand Rufus nicht wirklich gut, aber solange es der Barbesitzerin gefiel. Okay, soweit hatte Shinra Junior nie gedacht, dass er jemand anderem gefiel. Früher galt er als kaltherzig und unnahbar, stieß Annäherungsversuche des anderen Geschlechts ständig zurück. Doch je älter er wurde, desto mehr Gedanken machte er sich über sein Privatleben. Jetzt, wo Rufus sowieso keine Firma mehr zu leiten hatte, kam ihm sein Leben reichlich öde vor.

„Chef, wir sollten gehen. Langsam wird’s ziemlich voll.“

Rufus zuckte zusammen, als er Tseng’s monotone Stimme hinter sich hörte. Betreten schaute er dann Tifa an.

„Ist schon gut.“, meinte sie mit einem Lächeln.

Der Blondschopf griff sich seine Krücken und stand auf. Laufen ging inzwischen viel besser, auch, weil die Barfrau hin und wieder einen Sparziergang in Edge mit ihm gemacht hatte. Rufus war nicht gerade froh darüber, jetzt schon gehen zu müssen, doch wenn Tseng es für ratsam hielt, war es wohl das Beste.

„Vielleicht kann ich morgen wieder kommen.“, meinte Rufus.

„Wie? Oh, morgen haben wir doch Ruhetag.“, antwortete Tifa.

„Ach so, ja. Na ja, dann bis irgendwann.“

Rufus nahm etwas traurig Abschied von der Barfrau. Zugegeben, in letzter Zeit war er immer öfters hier, vielleicht brauchte sie einfach einmal eine Pause.

„Nun kommen Sie endlich, Sir.“

Elena schob ihn zur Tür, als Cloud hereinkam. Abschätzig sah der Stachelkopf die Gäste an, würdigte sie aber keines Wortes. Cloud schlurfte zu Tifa hinüber und sagte etwas zu ihr, während die Turks ihren Boss aus der Bar schafften.

„Och Cloud, jetzt tust du ihm Unrecht.“, antwortete die Brünette, „Oder bist du nur eifersüchtig?“

„Iwo. Aber der Typ nervt mich einfach.“

Cloud war tatsächlich eifersüchtig, doch das würde er nie sagen. Außerdem konnte er Tifa schlecht verbieten, mit dem ShinRa-Bengel Kontakt zu haben. Erstens war sie eine erwachsene Frau und zweitens ließ sie sich von ihm sowieso selten etwas sagen. Meist war es genau anders herum. Cloud nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und lehnte sich damit an die Wand. Als er einen Schluck getrunken hatte, schaute er seine langjährige Freundin ernst an.

„Überhaupt, was will Rufus in letzter Zeit so oft hier?“

„Ausspannen? Unter Leute kommen? Mit jemand anderem als nur seinen Turks reden? Ehrlich Cloud, ich weiß es nicht genau, aber lass ihn doch. Rufus hat viel genug um die Ohren.“

Von dem, was Rufus eigentlich so trieb, dass er Geld in Hilfsprojekte pumpte, davon sagte Tifa nichts. Rufus war das Thema offensichtlich unangenehm, und wieso sollte sie dann darüber tratschen? Außerdem musste Cloud auch nicht alles wissen, worüber sich die Barfrau mit ihren Gästen unterhielt. Denn genau das war Rufus ShinRa auch. Ein Gast im Siebten Himmel. Tifa behandelte ihn wie jeden anderen.

„Du musst ihn aber nicht besser behandeln als die anderen.“, fand Cloud und trank noch einmal von seinem Bier.

„Nanu, was ist dir den über die Leber gelaufen?“, fragte Tifa, „Ich behandle Rufus wie jeden anderen. Und außerdem …“

Tifa beendete den Satz nicht. Sie fand es gemein, was Cloud ihr unterstellte, doch auf sein derzeitiges Niveau würde sie sich nicht herabbegeben. Sollte der Stachelkopf doch denken, was er wolle. Ruppig stieß ihn die Barfrau zur Seite.

„Weg da, ich muss Arbeiten.

Cloud zuckte nur mit den Schultern und verschwand in den Privatbereich. Entnervt pflanzte er sich in seinem Zimmer auf sein Bett und seufzte. Tifa. Sie war ihm ein Rätsel. Doch vermutlich lag das Missverständnis mehr darin begründet, dass er selber in letzter Zeit so selten zu Hause war. Dadurch kamen die Barbesitzerin sowie Denzel und Marlene zu kurz. Der Blondschopf überlegte. Morgen hatte die Bar geschlossen, also wieso sollte er nicht einen Ausflug mit Tifa und den Kindern nach Kalm machen? Dort war, soweit er sich erinnerte, gerade ein Stadtfest und Kurierfahrten hatte er nur morgens innerhalb von Edge zu erledigen. Cloud beschloss, Tifa gleich zu fragen, wenn sie später die Bar dicht machte.
 

Healin, etwa 19.30 Uhr:

Rufus saß verträumt am Fenster in seinem Zimmer und schaute hinaus. Das Gespräch vom Nachmittag ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er und süß war ihm neu. Zum Glück hatte das niemand mitbekommen, sonst hätte er sein Zeug tatsächlich einpacken können. Doch wieso auch nicht? Früher als Präsidentensohn und später dann als Präsident hatte er massenweise Verehrerinnen gehabt, doch Rufus bezweifelte, dass die meisten es ernst gemeint hatten. Seine Post war damals in zwei Stapel geteilt. Auf der einen Seite ein kleiner Haufen Geschäftsbriefe, auf der anderen Seite ein Berg parfümierter Liebesbriefe. Den hatte der Blondschopf meist unbeachtet in den Papierkorb befördert und irgendwann seine Sekretärin angewiesen, ihm so etwas erst gar nicht mehr zu bringen.

Und das hatte er nun davon. Er stand Anfang 30 immer noch als Single da, wo andere in seinem Alter längst verheiratet waren. Vielleicht sollte er sich echt eine Frau suchen. Doch nur wie die ganze Sache angehen? Rufus hatte so gesehen nicht viel Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Als Sohn des Präsidenten hatte er natürlich eine Privaterziehung genossen, meist nur männliche Lehrer gehabt, und wenn es dann doch mal Frauen waren, benahmen sie sich wie Männer. Als Jüngling hatte er dann auch nicht mehr Zeit gehabt, weil er einerseits sowieso vom anderen Geschlecht abgeschottet wurde und andererseits langsam an das Thema Firmenführung herangeführt wurde.

„Chef, was gucken Sie denn so bedrückt?“

Rufus drehte sich um und sah sich dem rothaarigen Turk gegenüber, der unauffällig in sein Zimmer gekommen war.

„Ach, nichts.“, antwortete er lahm.

„Wie war’s denn bei Tifa?“

„Hm, nett.“

„Och, Sie sind aber heute nicht sehr gesprächig.“, sagte Reno, „Gab’s Zoff?“

„Nein, das nicht …“

„Sondern?“

Rufus überlegte. Warum genau war er eigentlich so sonderbar drauf? Lag es an seiner Unerfahrenheit, was Frauen betraf oder lag es speziell an der Barbesitzerin und der Tatsache, dass der Siebte Himmel morgen geschlossen hatte?

„Weiß nicht genau. Ich fühl mich so … merkwürdig. Weder gut noch schlecht.“

„Aha.“, machte Reno nur.

Der ehemalige ShinRa-Präsident seufzte vernehmlich.

„Ich glaub, Sie sind verliebt.“

Rufus zuckte zusammen und sah Reno dann ängstlich an. Dessen Gesicht verzog sich schlagartig zu einem Grinsen.

„Sie müssen jetzt nicht rot werden, Sir.“

Da war es schon wieder. Rufus wurde rot und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Irgendwie schien jeder über seine Gefühle Bescheid zu wissen, nur er selber nicht.

„Na ja, ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass Rude und ich dann weg sind. Guten Abend, Chef.“

So schnell und unauffällig Reno gekommen war, so schnell schlüpfte er wieder aus dem Zimmer hinaus. Zurück blieb Rufus, mehr als nur verwirrt über sich selbst.

„Ich und verliebt, das glaubt der doch selber nicht.“, schimpfte Rufus gegen die Glasscheibe.

Bekümmert schaute er nach draußen in die bergige Landschaft, die Healin umgab. Die letzte Zeit hatte er sich fast tagtäglich in Tifa’s Bar absetzen lassen. Nun, auffällig war das Verhalten zweifelsohne, aber dann gleich zu sagen, dass Rufus verliebt sei, ging doch etwas zu weit. Der Blondschopf genoss es einfach, mit der Barfrau ungezwungen über Gott und die Welt reden zu können. Ab und zu hatten sie sogar das Thema Turks angeschnitten, nicht ohne dabei merklich leiser zu sprechen. Das waren dann aber auch die einzigen Vertraulichkeiten, die Rufus mit Tifa austauschte. Ein Blitz zuckte über den wolkenverhangenen Nachthimmel und kurz darauf ertönte Donnergrollen. Oh, wie ShinRa Junior das Wetter um Healin herum hasste. Momentan aber passte es perfekt zu seiner Stimmung.
 

Edge, etwa 00.30 Uhr.

Tifa seufzte, als sie endlich den letzten Stuhl verkehrt herum auf den Tisch gestellt hatte. Morgen ein freier Tag, den sie auch bitter nötig hatte. Die junge Frau würde den Tag dazu nutzen, faul auf der Haut zu liegen und sich zu entspannen, komme, was da wolle. Sie ging Richtung Privaträume, warf dabei achtlos ihren Putzlappen in die Spüle und ging dann nach oben. Tifa warf einen kurzen Blick in das Kinderzimmer, doch um diese späte Zeit konnte sie sicher sein, dass Denzel und Marlene bereits schliefen. Leise schlich sie dann bis zu ihrem eigenen Zimmer und öffnete es. Licht brannte und Tifa staunte nicht schlecht, dass Cloud auf ihrem Bett saß und scheinbar auf sie wartete.

„Hallo.“, meinte er.

„Nanu, noch wach?“

„Ja. Sag mal, hast du morgen schon etwas vor?“, fragte der Stachelkopf.

„Nichts spezielles, Ausspannen steht bei mir auf der Tagesordnung, warum?“

Cloud schaute seine langjährige Freundin etwas betreten an. Okay, er wollte etwas von ihr, das stand fest. Tifa zog fragend eine Augenbraue nach oben, doch als sie noch immer keine Antwort bekam, wurde sie etwas direkter.

„Cloud, also entweder, du sagst jetzt was oder du gehst. Es ist halb eins nachts und ich bin furchtbar müde.“

Schweigen. Cloud stellte sich manchmal wirklich an. Das, was er Tifa sagen wollte, hatte er sich zuvor geistig zurechtgelegt. Und jetzt kamen sie ihm belanglos und unwichtig vor. Entschuldigend schaute er die Brünette an und ging dann aus ihrem Zimmer. Tifa stöhnte, zog sich dann aber aus und legte sich in ihr Bett. Noch lange dachte sie über den vorherigen Tag nach, darüber, was Rufus ihr sozusagen gebeichtet hatte. Und warum der ehemalige Präsident sich bei dem Thema so anstellte. Wenn man es genau betrachtete, stellten sich beide ziemlich an. Cloud und Rufus. Wo der eine überhaupt keinen Ton heraus brachte, nicht mal nach Aufforderung, druckste der andere ewig herum.

Tifa schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aruna
2008-09-30T21:04:03+00:00 30.09.2008 23:04
Huhu!
Hab mich gefreut, dass es endlich weiter geht :)
Deine Geschichte gefällt mir immer noch, obwohl mir Cloud fast ein bisschen leid tut. Aber nur fast. Er hatte ja genug Zeit, was mit Tifa anzufangen, aber der Junge kriegt ja den Mund nicht auf :)
Mach weiter so.
lg Aruna


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