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Stalker

~wird hier nicht mehr fortgesetzt~
von

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Kapitel 5:
 

Gelangweilt starrte der junge Telepath an die Decke. Erst vor kurzem war er von seinem Ausflug zurückgekehrt. Jetzt war er einfach nur geistig erschöpft und weder Nagi noch Brad waren da um sie zu ärgern.

Er hatte den ganzen Nachmittag über ihren neuen Auftraggeber ausspioniert. Die ganze Zeit Telepathie einzusetzen schlauchte.

Deshalb stand ihm jetzt nicht der Sinn danach Farfarello aufzusuchen. Dessen Wesen war ihm momentan einfach zu kompliziert und dessen Gedanken zu unstet.
 

Nagi wäre jetzt genau der Richtige.

Den Jungen konnte man noch immer hervorragend ärgern.

Und Schuldig brauchte im Moment einfach eine Beschäftigung, die ihn nicht überforderte, ihm aber genug Ablenkung bot, um sich zu erholen.

Dass er dafür auch den Fernseher einschalten und sich eine unsinnige Talkshow reinziehen konnte, kam ihm nicht in den Sinn.
 

„Naagi“, brummte er langgezogen den Namen seines Teamkollegen.

Wo war ihr kleiner Hacker bloß? Wenn Schuldig langweilig war, hatte der Telekinet gefälligst da zu sein!
 

Der Deutsche brummte verstimmt.

Zugegeben, so klein war Nagi nicht mehr, aber er war immerhin noch kleiner als Schuldig.

Und nur das zählte.

Gerne dachte Schuldig an die Zeit zurück, in der der Brünette ihm gerade so bis zur Brust ging, und jetzt?

Nagi war richtig in die Höhe geschossen.

Schuldig seufzte leise.

Sein Kleiner schien erwachsen zu werden.
 

Die Haustür fiel ins Schloss und Schuldig sah überrascht auf.

Er hatte gar nicht mitbekommen, wie jemand nach Hause gekommen war.

Sogleich sprang er auf und lief in den Eingangsbereich.
 

„Hey Na…gi.“ Schuldig hob überrascht eine Augenbraue.

Was hielt der Junge da im Arm?

Ertappt blieb der Telekinet auf der Treppe stehen.
 

„Hi Schu“, murmelte er.
 

Schuldig trat näher.
 

„Was hast du denn da?“ Neugierig versuchte der Orangehaarige etwas zu erkennen.
 

Papier. Irgendwas in Papier Eingepacktes.
 

„Sag schon, Nagi.“

„Das geht dich nicht an, Schu.“

Rasch drehte der Japaner sich um.

Schuldig seufzte. Wenn er nicht so ausgepowert wäre, würde er es jetzt einfach so aus seinem Kopf holen.

So aber blieb ihm nichts anderes übrig als zu beobachten.

Auf dem Papier stand doch irgendetwas. Und es war etwas aufgemalt.

Der Telepath trat noch näher, um etwas zu erkennen.

Sah irgendwie auf wie eine Blume.
 

„Bis später Schu.“ Nagi rannte die Treppe hoch und verschwand dann aus den Augen von Schuldig.
 

Eine Blume. Wenn Schuldig sich nicht täuschte, war das solches Papier, welches man in verschiedenen Läden bekam, wenn man Blumen kaufte. Hieß das, der Kleine hatte eine Blume gekauft?

Schuldigs Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
 

Es erforderte nicht viele Überlegungen, woher die Blumen waren.

Da Nagi noch nie Blumen gekauft hatte und er ja eigentlich nur nach dem Rotschopf hatte sehen wollen, konnte der Deutsche sich die Antwort leicht erschließen.
 

Nagi war echt mutig. Man hatte ihn also entdeckt und die Blumen waren nur ein Vorwand.

Es erstaunte ihn nur, dass Nagi noch lebte. Wobei das bei seinen Fähigkeiten nicht schwer war. Aber da er so glücklich war, hieß das, die Kätzchen beziehungsweise ein ganz bestimmtes Kätzchen lebte noch.

Kopfschüttelnd drehte sich Schuldig wieder um und ging ins Wohnzimmer zurück.

Ihr Kleiner war verliebt.

Das war ja so süß.
 

Der Schwarz legte sich auf die Couch zurück, bettete seinen Kopf auf die verschränken Arme und starrte wieder an die Decke. So wie Nagi jetzt drauf war, konnte er ihn gar nicht ärgern.
 

Aber Schuldig musste zugeben, ihr Kleiner hatte Geschmack.

Der rothaarige Weißleader hatte etwas.

Schuldig hatte ihn ja bei ihren Kämpfen ausgiebig beobachten können.
 

Seine Bewegungen waren so elegant und grazil wie die einer Katze. Seine Augen und Ohren schienen auf Missionen überall zu sein.

Er achtete auf alles.

Sein Team stärkte ihm den Rücken, obwohl er so kühl und distanziert war.
 

Wenn Schuldig es sich aber genau überlegte, waren sich Schwarz und Weiß gar nicht so unähnlich.

Brad war genauso kühl, streng und distanziert und trotzdem standen sie hinter ihm.
 

Das ließ den Telepathen grinsen. Auch wenn sie auf verschiedenen Seiten standen und die Kätzchen es deshalb nicht wahr haben wollten, sie waren sich teamintern so ähnlich. Sie waren alle eine Familie.

Und deshalb ließen sie von Schwarz ihrem Jüngsten den Freiraum, den er brauchte.
 

Sie alle hatten sich gewünscht, dass ihr Jüngster sich nicht nur hinter dem Computer vergrub, dass er trotz seiner Vergangenheit und seines Jobs Anschluss zu anderen Teenagern fand.

Und das auch er eine gute Jugend erhielt, wenn schon seine Kindheit nicht glücklich verlaufen war.
 

Sie hatten es sich alle gewünscht – selbst Farfarello, der in allem so unbeteiligt tat, wollte Nagi glücklich sehen.

Aber mit einem hatten sie dabei nicht gerechnet. Ein Weiß war es, der den Jungen von seinem Computer ablenkte. Und dann nicht mal wenigstens Bombay, der fast in seinem Alter war.

Nein, es musste ja gleich Abyssinian sein!

Der Leader von Weiß und der, der wohl am gefährlichsten von allen sein konnte.

Denn er hasste sie!

Und Hass konnte bekanntlich ungeheure Kräfte verleihen.
 

Zudem konnte Schuldig ihn nicht telepathisch kontrollieren, dazu war dessen Selbstbeherrschung zu groß, und mit seinem starken Willen konnte er sich sogar noch nach schwersten Verletzungen aufraffen und weiterkämpfen.
 

Schuldig konnte es Nagi ja nicht verübeln.

Fujimiya sah nun wirklich nicht übel aus.

Seine Augenfarbe und die Haare waren ungewöhnlich und exotisch.

Sein Blick war zwar starr und eisig, aber seine Augenfarbe kam so extrem gut zur Geltung und ein leichtes Glimmen war in ihnen zu sehen.

Ein Glimmen, das Schuldig anzog und herausforderte.

Ja, er gab es zu, Abyssinian hatte eine gewisse Anziehung auf ihn, aber er zeigte sie nicht und unterdrückte die leichte Gier.

Er wollte nichts von dem Weiß außer vielleicht eine körperliche Befriedigung.
 

Aber es gab noch andere, die einen hübschen Körper besaßen, da machte sich Schuldig nicht die Mühe, den Weiß in gewisser Weise für ein oder zweimal zu besitzen.

Das war ihm zu viel Arbeit.

Er liebte zwar die Herausforderung, aber er wollte nicht, dass seine Liebschaften irgendetwas über ihn wussten.

Und wer wusste schon, ob Fujimiya überhaupt zu knacken war?
 

Nee, nee, da suchte sich der Deutsche lieber einfachere und vor allem erreichbarere Ziele.

Und was Nagi anging, Schuldig war der Meinung, dass dieser alt genug war.

Wenn es ihm ernst war, musste er eben darum kämpfen und sich anstrengen. Und wenn nicht, aus Fehlern lernte man schließlich etwas.

In dieser Sache sollte er einfach mal sein Ding durchziehen.

Scheiterte er, hielt Schwarz dennoch zu ihm.
 

Vielleicht war es schlecht, dass Nagi seine ersten Versuche gerade bei Abyssinian machen wollte.

Der Mann war womöglich eine Nummer zu groß für ihren Kleinen.

Aber Schuldig ließ Nagi machen. Jeder musste seine Erfahrungen machen. Und sollte es sie gefährden, würde Brad sofort einschreiten.

Also genoss Schuldig einfach mal die Show, so etwas bekam man schließlich nicht alle Tage geboten.
 

Außerdem wäre es gar nicht so schlecht, wenn sie dadurch besser mit Weiß klar kämen. Auch wenn es dann auf Missionen nicht mehr so lustig wäre, privat wäre es dann umso amüsanter.

Balinese und Siberian ließen sich privat sicher genauso gut ärgern.

Und wenn Nagi doch das Herz dieses Weiß erweichen könnte, würde dieser vielleicht nicht mehr so zugeknöpft sein und man könnte auch ihn ärgern.

Eventuell sollte er darüber mal mit Brad sprechen.

Dieser hatte vielleicht sogar schon etwas vorhergesehen.

Dann gäbe es sicher einen Grund zum Feiern.

Und Vorfreude war ja bekanntlich die schönste Freude.
 

„Was grinst du so dämlich? Hast du schon wieder irgendwelche Drogen eingeschmissen? Lass es bleiben, Schu. Dein Hirn soll doch nicht komplett zermatscht werden, oder?“ Nagi war gerade auf dem Weg in die Küche gewesen, als er das Grinsen seines Teamkollegen bemerkt hatte.

„Ach was, Chibi. Meinem Hirn geht es blendend. Das wird nicht so leicht zermatscht. Mach dir da mal keine Gedanken drum. Aber sag doch mal, was du Schönes gekauft hast?“

In einer flüssigen Bewegungen setzte Schuldig sich auf und platzierte sich nun im Schneidersitz auf der Couch.
 

Nagi seufzte. So wie Schuldig jetzt aussah, würde er den Raum nicht mehr in Ruhe verlassen können, also durchschritt er das Wohnzimmer und nahm dann auf seinem Lieblingssessel platz.

„Das interessiert dich doch nicht wirklich, Schu?“ Nicht wirklich von Schuldigs Interesse überzeugt, hob sich eine braune Augenbraue.
 

„Ach komm schon. Was hat dir dein Ran-chan verkauft?" Schuldig grinste breit, denn er wusste, was nun passierte.

Nagi senkte seinen Kopf, um den leichten Rotschimmer zu verdecken, aber Schuldigs Augen entging dies nicht.

„Er ist nicht mein Ran-chan."

Nagis Stimme war nur mehr ein verlegenes und vielleicht sogar leicht enttäuschtes Murmeln.

„Außerdem sollst du ihn nicht 'Ran-chan' nennen!"

Nun hob der brünette Junge doch den Kopf.

„Warum nicht? Ist das nur dir vorbehalten?"

„Schuldig! Hör einfach auf damit!"

Das Grinsen auf den Lippen des Telepathen wurde noch breiter. Er hatte es wieder mal geschafft.

Vielleicht war es gemein, den Kleinen damit aufzuziehen, immerhin machte diesem die Sache so schon zu schaffen, aber er war nun mal Schuldig. Und Schuldig ließ sich keine Gelegenheit entgehen, irgendjemanden zu ärgern.
 

„Und wie geht es unserem Patienten?" Fragend wurde der Kopf mit den leuchtend orangenen Haaren schief gelegt.

„Er hat Schmerzen, Schu! Und Fieber! Und das ist deine Schuld!" Nagis sonst so ruhige Stimme klang aufgebracht.

„Hey. Jetzt mach aber mal langsam, Nagi. Fujimiya war ja wohl selbst Schuld! Außerdem, vielleicht war die Kugel aus Brads Waffe!"

„Quatsch. Brad hätte nie auf ihn geschossen und das weißt du auch!"

Nagi sprang von seinem Sitzplatz auf.

„Ach nein? Brad hätte nicht auf ihn geschossen? Sicher Nagi, glaub ich dir gleich. Brad muss sich auch verteidigen, wenn diese verblendeten Weiß auf uns losgehen."
 

Das Grinsen auf den Lippen des Telepathen war schon lang verschwunden. Das war ja wohl die Höhe. Nur weil er gerade griffbereit war, wurde er hier angegriffen. Brad war ja so perfekt und würde das Kätzchen nie verletzen, sicher.
 

„Verteidigen kann man sich auch anders. Und du weißt, was Brad zu uns gesagt hat. Wir sollen sie nicht noch mehr gegen uns aufbringen. Und Brad würde seine eigene Regel niemals brechen!"

„Ran, Ran. Immer nur Ran. Und Brad ist perfekt, er bricht seine Regeln nicht. Herrgott Nagi! Wir sind Killer, Abyssinian ist unser Gegner. Also hör verdammt noch mal auf, mich hier anzugreifen, bloß weil dein supertoller Fujimiya zu blöd ist, auf sich aufzupassen. Falls du es schon vergessen hast, WIR sind in einem Team. Nicht Fujimiya und du. Sei lieber froh, dass er noch lebt und so glimpflich davon gekommen ist!" Nun stand auch Schuldig auf.
 

Vielleicht hätte er es nicht tun sollen, aber es hätte genauso gut noch verheerender werden können. Die Fenster zitterten leicht und die Fernbedienung auf dem Couchtisch sowie das Glas Schuldigs hoben ein paar Zentimeter von der gläsernen Tischplatte ab. Schuldig hätte wissen müssen, auf was er sich einließ, aber er hatte es scheinbar verdrängt. Und diese kleinen Zeichen kamen zu spät, um etwas zu verhindern. Es ging einfach zu schnell.

Der Telepath konnte noch nicht einmal mehr blinzeln.

Nicht mal eine Sekunde später spürte er einen Ruck, der durch seinen Körper ging und wenig später war da dieser Schmerz, der von seinem Rücken ausging. Schmerzhaft keuchte der Deutsche auf.

Nagi machte auf dem Absatz kehrt, zischte noch ein "geschieht dir recht" und verschwand dann aus dem Raum.
 

Schuldig knurrte leise.

„Verdammter Teenager."

„Hast du es wieder übertrieben?" Amüsiert erklang eine Stimme neben dem Türrahmen. Schuldig hob den Kopf und sah zu seinem Leader auf.

„Sehr witzig, Brad. Du hättest mich auch warnen können, dann wäre ich heute im Bett geblieben."

Mühsam richtete der Deutsche sich auf.

Ihm tat alles weh.

Sein Rücken, Sein Kopf. Und er war müde.

Erst musste er die ganze Zeit diesem schmierigen Typen von Auftraggeber hinterher spionieren und jetzt musste er sich mit einem pubertären Teenager rumschlagen.

Verdammt, war die Wand hart!
 

„Du lernst es einfach nicht. Normale Kinder verbrennen sich am Herd und machen diesen Fehler dann nie wieder. Aber egal wie oft du dich verbrennst, du greifst immer wieder auf die heiße Herdplatte. Also musst du die Konsequenzen tragen. Und jetzt komm mit in mein Büro und berichte, was du herausgefunden hast." Der Amerikaner drehte sich um und durchquerte die Eingangshalle, um zur Treppe fürs nächste Stockwerk zu gelangen. „Du hast 5 Minuten", rief er Schuldig noch über seine Schulter zu, dann stieg er die Treppe und verschwand wenig später in seinem Arbeitszimmer.
 

Alter Sklaventreiber", rief der Telepath ihm nach und ging wesentlich langsamer seinem Leader hinterher.

War ja auch zu viel verlangt, dass er sich erst einmal von der unfreiwilligen Begegnung mit der Zimmerwand erholen durfte.

Typisch Crawford.



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