Satz Nr. 07 - Klettern für Anfänger
Und doch war da diese schwache, bange Stimme in mir, die sich fragte, ob es sehr wehtun würde, wenn... wenn es ein schlechtes Ende nahm.
Ich blickte hoch auf die fast zwei Meter vor mir. Es roch nach Sand, Staub und billigem, alles andere als dezent aufgetragenem Parfüm. Eine französische Touristin mit geblümter Bluse, weissem Strohhut und rosa Lippenstift laberte neben mir unaufhörlich. Sie hatte eine hohe Stimme, die aber, so vermutete ich, durch langjährigen Zigarettenkonsum ein Kratzen und Krächzen dazubekommen hatte. Ihr weiter, ebenfalls weisser Rock mit gestickten Blumen und Schmetterlingen schien mir für den Strand zu passen, doch an diesen Ort gehörte solche Kleidung gewiss nicht.
Ihr Mann schien dasselbe zu denken wie ich. Während sie sprach, zuckte er bei jedem hohen Ton leicht zusammen und tupfte sich alle paar Sekunden den Schweiss von der Stirn, während er ihren Rock mit hochgezogenen Augenbrauen misstrauisch musterte. Sein kahler Kopf nahm schon eine rötliche Färbung an, noch dazu atmete er heftig.
Tatsächlich war es heute ein sehr heisser Tag, sofern man behaupten konnte, dass es in Nordafrika mitten im Sommer nicht heiss war. Die Sonne brannte und verwandelte die Kulisse von Palmen, Staub und quadratischen Häuschen mit Flachdächern in einen Ofen.
Ich wunderte mich darüber, dass wir Touristen hier per Räuberleiter die Dromedare besteigen mussten. War es nicht normal, dass diese sich hinlegten und man danach bequem auf ihren Buckel klettern konnte? Ich wollte mich nicht im Geringsten als Kenner der Tiergattung aufspielen, doch in jeden Wüstenfilm mit Nomaden begaben sich die Dromedare oder Kamele brav in Liegeposition um ihrem Meister beim Aufsteigen zu helfen.
Schliesslich verwarf ich alle Bedenken, hob ich meinen linken Fuss und versuchte auf das Monument von einem Tier zu steigen, um mich – zu meiner Überraschung - zwei Augenblicke später auf dem Boden wieder zu finden.
Ich fühlte mich erstaunlich gut, obwohl ich gerade einen recht unangenehmen Sturz mit Rückenlandung hinter mir hatte. Der Führer sprach hastig in einem Gemisch aus Französisch und abgehaktem Englisch auf mich ein, fuchtelte mit Armen und Beinen.
Sofort stand ich, von helfenden Händen hochgezogen, wieder auf meinen eigenen Füssen.
Das Dromedar neben mir grunzte unzufrieden und rollte mit den Augen, was mich aber wenig kümmerte. Ich hatte nicht ein ganzes Meer überquert und eine lange Reise angetreten, um kurz vor dem Ziel aufzugeben.
Eine kleine Wunde am rechten Ellbogen brannte etwas, sonst schien ich noch heil zu sein. Ich klopfte mir den Strassenstaub der dreckigen Sandstrasse von den Kleidern, dann nahm ich erneut Anlauf.
Beim zweiten Versuch schaffte ich es tatsächlich auf den Buckel zu klettern und ich sass auf dem Wüstenschiff, welches sich lautstark über das neue Gewicht beklagte. Es wackelte leicht, war aber bequem. Ein grosser Sack aus Leinen war, zusammen mit einem Holzgestell, auf dem Dromedarrücken befestigt worden um als Sattel zu dienen. Baumwolldecken in allen Farben lagen darüber. Zwei Erwachsene konnten ohne Problem auf so einem Reittier sitzen.
Die schwache, ängstliche Stimme in meinem Kopf trällerte weiter ihr Lied. Was wäre, wenn ich erneut runterfallen würde?
Ich ignorierte die Stimme, blickte mich neugierig um und ich sagte mir:
Kein Mensch war so dumm und fällt zweimal vom gleichen Dromedar.
Die Frau mit hohen Stimme und dem schrecklichen Hut gab einen quietschenden Schrei von sich, der wohl jeden Toten geweckt hätte.
...Oder zumindest mein Dromedar in Unruhe versetzte. Das gepeinigte Tier machte einen Satz nach vorne und mein Weltbild brach zusammen. Es gab ein Erdbeben als ich abhob und ein weiteres, als ich mich auf Mutter Erde wieder fand.
Ich hatte Staub in den Haaren, Sand auf der Zunge und Dreck in den Augen.
Mein Bein fühlte sich dumpf und irgendwie seltsam an und die Welt um mich herum klang irgendwie so, als hätte mir jemand heimlich Watte in die Ohren gestopft.
Mein Rücken juckte - hinter mir hörte ich gedämpft schallendes Gelächter und besorgtes Gemurmel vermischt zu einem undeutlichen Summen.
Wie gesagt: Kein Mensch ist so dumm und fällt zweimal vom gleichen Dromedar.
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Ein paar eigene Erinnerungen von mir, die ich dann etwas agewandelt habe, sodass sie meinen Ansprüchen für eine FF genügen konnten.
Ich habe nun auch die Tippfehler und Grammatikfehler getilgt und danke den Kommentatoren für den Hinweis. ^^ Sollte es trotzdem noch Fehler geben, bitte melden! Ich möchte gerne "gute" Ware präsentieren. xD