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Between Darkness and Light

Axels Zukunft (AkuRoku)
von

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Erneutes Erwachen

Mit einem gigantischen Knall explodierte das Kingdom Hearts, das von den Niemanden der Organisation XIII so mühevoll zusammengetragen worden war.

Von einem Moment auf den anderen, war der gesammte, ansonsten wolkenverhangene Himmel der finsteren Stadt, von Herzen überflutet.

In allen Farben schillerten die Objekte, nachdenen sich die Organisation so sehr gesehnt hatte.

Nun war die ganze Arbeit umsonst gewesen.

Die Niemande in den Straßen der Stadt streckten ihre Arme aus, in der Hoffnung eines der Herzen, wenn möglich ihr eigenes zu ergattern. Doch die Herzen verschwanden im Boden und erzeugten nur Herzlose, die sich dann auf den Weg ins Schloß der Herzensammler machten.
 

Nach einer Weile, als alles wieder ruhig war, segelte ein einzelnes Herz in eine Seitengasse der Stadt. Einzelne Tropfen fielen vom Himmel, die sich bald schon zu einen kräftigen Schauer zusammenschlossen.

Als ein leichter Lichtstrahl aus der Gasse fiel, donnerte es und ein Blitz zuckte ebenfalls aus der Wolkendecke, als wollten sie das Ereignis zelebrieren.

Schwankend stand das Wesen neben den Kisten, die dort standen.

Der schwarze Umhang den der junge Mann trug war zerrissen und sein Wille schien gebrochen worden zu sein. Mit langsamen Schritten torkelte er zum Ende der Gasse, um auf die Straße schauen zu können.

Er entdeckte die Pfützen und das sich spiegelnde Neonlicht der Häuser darin, bis er etwas auf seiner Wange spührte.

Mit den Fingern der rechten Hand fing er den Tropfen auf, der von seinem Kinn abperlte und stellte erstaund fest, dass er rot war.

Doch es war kein Blut, es war Farbe.

Er schloss die Augen und streckte den Kopf gen Himmel, lies sich das Wasser genüsslich auf die Haut fallen und fasste einen Entschluss.
 

"Ich werde ihn finden!"

Heartbeat

Ich weiß nicht mehr, wann ich aufgewacht bin. Aber ich habe bestimmt mehrere Stunden in dieser Seitenstraße gelegen.

Ich weiß noch nicht mal, warum ich dort gelegen habe.

Das letzte woran ich mich erinnerte war, dass ich im Jenseits von Hier und Jetzt in zwei unendlich blaue Augen geschaut habe.

Und dann...
 

...dann bin ich gestorben.
 

Als ich dann wieder zu mir kam, lag ich bereits in der Gasse.

Benommen, verstört und vor allem verwirrt.

Meinen Mantel hatte ich zwar, glücklicherweise, noch an, jedoch war dieser völlig zerfetzt, der Reißverschluss war kaputt und die Kette, die um die Brust hängen sollte, war abgerissen.

Es hatte wohl erst vor kurzem geregnet, oder vielleicht regnete es immernoch, ich hatte kein Gespühr mehr dafür.

Allein in den Pfützen konnte ich das Plätschern der Regentropfen sehen, wenn auch nur verschwommen.
 

Tse, ich muss zu diesem Zeitpunkt ein merkwürdiges Stück Elend abgegeben haben. Jetzt, im nachhinein, kann ich mich wage erinnern, wie ich ausgesehen haben muss.

Meine feuerroten 3-Wettertaft Haare hatten ihren Halt verloren und hingen nun schlaff nach unten...oder eher in sämtliche Richtungen, nur leider nicht so wie sie sollten.

Von meinem Mantel hab ich ja bereits berichtet.

Meine Tropfen unter den Augen hatten sich ich richtige Tränen verwandelt und rannen mein trübes Gesicht herunter.
 

Auf jeden Fall hatte ich mich aus der Gasse geschleppt, stand endlich auf der großen Hauptstraße und blickte stumm in Richtung des Kingdom Hearts der Organisation.

Ein großes Loch zierte den herzförmigen Mond und ich meinte eine weiße Tür gesehen zu haben.

Ich schaute mich um.

„Wo ist er...? Wo...?“, dachte ich immer wieder, bis ich erneut in die Knie gezwungen wurde.

Mein Körper fühlte sich schwer an, als hätte ich einen Stein auf dem Rücken...oder in der Brust.

„Warum fühle ich mich so schwer? Etwas tut weh...“

Ich fasste mir an die linke Seite meiner Brust.

„...an einer Stelle wo nichts schmerzen dürfte...wo nichts ist, das schmerzen könnte?!...Warum ist er nicht hier...?“

Meine Gedanken kehrten zu dem ominösen „er“ zurück und ich ließ meine Hand wieder sinken. Unabhängig davon, das es regnete (ha, ich weiß es doch noch), spürte ich, wie sich meine grünen Augen langsam mit Tränen füllten.

„Wo ist er...? Ich will zu ihm...er soll bei mir sein...“

Langsam trottete ich weiter. Es regnete immernoch, doch das fahde Licht des Mondes, sowie den Mond selbst, sah man noch klar und deutlich. Zwischenzeitlich konnte man Erschütterungen fühlen, es schien ein Kampf im Gange zu sein.

Allerdings interessierte mich das im Moment reichlich wenig.

Ich hob müde den Kopf, um den großen Wolkenkratzer, vor dem ich jetzt stand, in seiner ganzen, bitteren Schönheit zu sehen.

Die blauen und grünen Neonlichter verschwammen im Regenschleier zu einer bunten Wand aus Wasser. Auch hier suchte ich vergeblich.

Niemand war hier. Nur ich.

In mir machte sich langsam, aber sicher Verzweiflung breit.

„ROXAAAAS!!“, brach es dann aus mir heraus.

„ROXAAAAS!!“, ein zweites Mal, dann ging mir die Luft aus.

„Er hört mich nicht...warum...“

Als ich gerade zu einem weiteren Schrei ansetzen wollte, konnte ich leise ein ungewöhnliches, wenn auch nicht unbekanntes Geräusch hören.
 

Bubum Bubum
 

Erneut fand meine Hand zu meinem Oberkörper.

„Was...war das?“, fragte ich mich selbst, doch ich wusste die Antwort bereits.

„Das kann...doch nicht...? Ein Herzschlag?! MEIN Herzschlag?!“

Unter meiner Hand wurde meine Haut warm. Eine Wärme, von der wohl jeder Niemand träumte. Aber...war ich jetzt überhaupt noch ein Niemand?

„Ich habe...tatsächlich ein Herz, ich als Niemand...aber warum?“

Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, was passiert sein könnte, dass ich auf einmal ein Herz hatte. Moment...auf ein Mal?

Ich war tot gewesen, ich hatte mein Leben für den gegeben, den ich am meistens respektierte...ich war in Roxas’ Armen gestorben. Nein, nicht in Roxas’.

Es waren die gleichen Augen, aber ein Anderer. Sora.

Das muss der Grund gewesen sein, warum ich jetzt ein Herz hatte, oder hatte es doch andere Ursachen.
 

Noch immer geschockt von der plötzlichen Erkenntnis, stand ich im Regen und schaute den Tropfen zu, wie sie von meiner Nasenspitze auf den, sowieso schon nassen Asphalt tropften.

Ich lächelte, obwohl mir ganz und gar nicht nach Lächeln zumute war.

„Mein erster Herzschlag galt dir...Roxas!“

Mein Entschluss stand fest. Ich musste einfach herausfinden warum Roxas nicht bei mir war, als ich starb. Schließlich hatte ich mich für keinen geringeren als ihn geopfert, war aus der Organisation XIII ausgetreten und hatte mir damit auf einen Schlag alle Niemande zum Feind gemacht.

Natürlich hatte ich gewusst, dass Roxas und Sora wieder eins geworden waren, aber ich wollte und konnte das einfach nicht akzeptieren.

Bis zuletzt klammerte ich mich an jedes Fünkchen Hoffnung, ging sogar soweit, Sora in einen Herzlosen verwandeln zu wollen.

Und alles nur um ihn, Roxas, nur noch einmal wiedersehen zu können.

Und alles nur um ihm, Roxas, sagen zu können, was ich empfand.

Das es mehr als nur Freundschaft gewesen sein musste.
 

Das Grün meiner Augen wurde eisern.
 

„Ich werde ihn finden!“
 

tbc...

Survivaltraining

Ein weiterer Fehlschlag.

Wieder hatte ich es nicht geschafft einen dunklen Korridor zu konstruieren.

„Grrrrr. Das kann doch nicht war sein! Wieso krieg ich das einfach nicht mehr gebacken??“, sagte ich, während ich mich mürrisch auf den Boden setzte.

Mein großartiges Ego war nun sichtlich angekratzt.
 

Es war jetzt etwa eine Woche her, seit meinem Entschluss Roxas und damit Antworten zu finden.

Trotz meiner, zugegebenermaßen, beschränkten Kombinationsgabe, hatte ich schnell herausgefunden, dass ich Sora aufsuchen musste, wenn ich Roxas sehen wollte.

Aber wie sollte ich es anstellen, Roxas aus Sora herauszukitzeln? Wo sie doch ein und dieselbe Person waren...

Den letzten Gedanken ließ ich schnell, durch Kopfschütteln verschwinden.

„Nein, Roxas ist anders...“
 

Gähnend und immernoch leicht geknickt legte ich mich langgestreckt auf das weiche Stück Stoff, das mir als Bett dienen sollte.

Ich hatte es aus der finsteren Stadt mitgenommen, kurz bevor diese untergegangen war. Zwar konnte ich nur von weitem sehen, was genau passierte, aber ich sah wie der große, mechanisch wirkende Drache vom Chefchen gen Himmel flog.

Gefolgt von einem weitaus kleineren Gefährt.

Wohl eine Art Gleiter der Organisation.

Kurze Zeit später, als ich schon in einem Korridor und damit in Sicherheit war, war mein ehemaliges Zuhause verschwunden.

Nicht das ich darum trauern würde, oh nein, sicher nicht.

Jedenfalls hatte ich mich hierher, nach Hollow Bastion, retten können, mit meinem letzten schwarzen Korridor.

Seitdem konnte ich üben soviel ich wollte, ich schaffte es einfach nicht mehr, noch einen entstehen zu lassen.

Erschöpft von den Strapazen der letzten Tage, hatte ich mich dann in den Ruinen von Malefiz’ ehemaligem Schloß niedergelassen, um mich wenigstens kurz zu erholen.

Und nun lag ich da, schwitzend und erneut erschöpft.

Um ersterem etwas Abhilfe zu verschaffen, zog ich das enge, schwarze Shirt aus, das alle Organisationsmitglieder getragen hatten.

Dabei entdeckte ich etwas.
 

„Huh? Was ist das denn?“

Ich richtete mich etwas auf, um auf meine linke Brusthälfte schauen zu können.

Eine herzförmige Narbe zierte die Haut, etwas unter dem Schlüsselbein.

Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern darüber.

Ein merkwürdiges Gefühl.
 

„Ach ja...mein Herz! Ich hab ja jetzt ein Herz.“

Grinsend legte ich beide Hände in den Hinterkopf und schmiss mich wieder auf das dreckige Stück Stoff.

Aus unerklärlichen Gründen hatte ich ein Herz bekommen und bin dadurch noch mal, oder eher wieder, mit dem Leben davon gekommen.

Und nun suchte ich verbittert nach demjenigen, für den dieses neue Herz schlug.

Oder zumindest wollte ich nach ihm suchen, aber meine Beine weigerten sich noch.

Die Devise lautete also: Ruhe bewahren, ausruhen und ab und zu in die Stadt gehen, um Nachforschungen anzustellen.

Und duschen musste ich.

Und neue Klamotten brauchte ich auch.
 

„Grummel grummel“, und ich brauchte etwas zwischen die Zähne.
 

Die beiden letzten Sachen schienen mir zunächst am wichtigsten, schließlich konnte man das in einem Rutsch in der Stadt erledigen.

Und vielleicht konnte ich mich auch irgendwo waschen...zumindest das nötigste.
 

„Na dann...“

Mühselig raffte ich mich auf und zog meine Stiefel und mein Shirt wieder an.

Sie klebten und fühlten sich kalt auf der Haut an, was mich allerdings nicht besonders störte. Ich freute mich über jedes Gefühl, welches ich empfand.

Hatte ich doch solange nichts empfunden, obwohl...

Eigentlich stimmte das nicht, Roxas hatte mir immer das Gefühl gegeben, ich hätte ein Herz.

„Was er wohl sagt, wenn er erfährt, dass ich jetzt wirklich eines besitze?“, sagte ich zu mir selbst, während ich das Feuer, welches ich entfacht hatte, löschte.

Wenigstens meine Fähigkeiten funktionierten noch.

Auch meine Chakrams konnte ich weiterhin rufen, was ich aber lieber nicht, oder nur im Notfall, tat. Die Kraft, die ich dafür brauchte, war einfach zu groß.

Und ich brauchte Kraft, um ihn zu finden.
 

Einige Zeit später stand ich auf dem Marktplatz von Hollow Bastion und schaute mich nach einem Laden um, der etwas zu Essen anbot.

„Mensch...das kann doch nicht so schwer...Ah, da drüben!!“

Eine blonde Frau lächelte mich von einem kleinen Stand aus an. Neben ihr stand ein Schild mit der Aufschrift: „Heute Feuertopf! Extra scharf!“

„Na, das passt ja...“

Zügig lief ich zu der Dame und bestellte einmal. Sei nickte freundlich und sagte dann... leider: „Das macht dann 150 Taler, bitte!“

Ich hatte vergessen, dass ich überhaupt kein Geld besaß.

In der Organisation hatte man für uns gesorgt, sofern Chefchen bei guter Laune war.

„Ähm...mein Freund hat das Geld. Er bringt es Ihnen später vorbei, können Sie sich das merken?“

Die Gesichtszüge der Verkäuferin verfinsterten sich.

„Nix da, Rotschopf! Hier wird zuerst bezahlt!“

Mit diesen Worten verschwand sie hinter einem Vorhang, der rechts von ihr hing.
 

Jetzt war ich ziemlich erledigt. Sowohl physisch, als psychisch.

„Verdammt! Ich hab seit Tagen nichts gegessen, wenn ich jetzt nichts esse, schaffe ich es doch nie Roxas zu finden, bevor ich umkippe!“

„Wen willst du finden?“

Eine Stimme hinter mir erregte meine Aufmerksamkeit und ich drehte mich langsam um.

„Du bist doch einer von der Organisation, oder? Woher kennst du Roxas?“, sagte der junge, braunhaarige Mann. Eine Narbe zog sich über sein Gesicht.

Er erinnerte mich ein wenig an Saix. Meine Augenbrauen erhoben sich undgläubig.

„Ehemals Organistation...und du bist?“

„Tse...’ehemals’?! Ein Niemand bleibt ein Niemand! Aber gut, wenn du Ärger willst, bitte! Ich bin Leon!“

Der braunhaarige Typ, der mir von Minute zu Minute unsympathischer wurde, schwang sein mächtiges Schwert mit Pistolengriff und ging in Angriffsposition.

Eigentlich hatte ich weder Bock, noch Kraft für einen Kampf, also...
 

Hilfe?
 


 

Tbc.....

Usefull hint

„Hey...jetzt...warte...doch mal...!“, rief ich lautstark, während ich erschöpft versuchte den Schwerthieben des Kämpfers auszuweichen.

Ich konnte nicht kämpfen, dazu fehlte mir schlichtweg noch die Kraft.

Und ich konnte, um alles in der Welt, nicht das bisschen Kraft auf’s Spiel setzen, das ich brauchte, um Roxas zu finden.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als auszuweichen und dem Braunen irgendwie die Situation zu erklären.

„Hör zu...mein Name ist Axel und ich WAR bei der Organisation XIII, das stimmt!

Aber ich bin ausgetreten, um Roxas zu suchen, kannst du dir das merken?“

„Als ob ich dir das glauben könnte! Du und dein Clan, ihr habt Radiant Garden zum Teil ziemlich übel mitgespielt!“

„Ich bin ein...Freund von Sora und habe mit ihm gegen die Niemande UND die Herzlosen gekämpft! Abgesehen davon, bin ich kein Niemand mehr!“

Leon blieb in seiner Bewegung stehen.
 

Langsam ließ er sein Schwert sinken und ich schnappte erleichtert nach Luft.

„Du bist das also...Sora hat von dir erzählt.“

„Ach...hat er das? Und was hat er so erzählt?“

„Alles!“

„Alles?“

„Alles!“

„Auch über Roxas und Naminè?“

„Ja, alles! Am besten ist, du kommst mit zu Merlin.“

Ich nickte und lief etwas verwirrt hinter Leon her.
 

Er führte mich in ein Haus, das an einer Straßenecke, unweit des Marktplatzes stand.

In dem zweigeteilten Zimmer stand ein großer Computer, an dem ein blonder Kerl frustriert auf die Tastatur hämmerte.

Ein runder Tisch zierte die andere Zimmerhälfte. Rund herum lagen überall Bücher verstreut, unter anderem eines mit Sora und einem Bären auf dem Einband.

Durch vorsichtiges Räuspern wurde ich aus meiner Wohnungsbesichtigung gerissen und blickte in die verdutzten Gesichter sieben anderer Gestalten.

Drei davon sahen wie kleine Feen aus, so winzig wie die waren.

Leon lehnte sich, unterdessen, desinteressiert gegen eine Wand.

„Hääää, was is’ das denn für einer? Wo kommt der denn her?“, rief eine der drei Feen. Neugierig flog sie um mich herum, wobei ich sie am liebsten mit einer Fliegenklatsche geklatscht hätte.

Eine andere Fee unterbrach sie: „Sei still, Rikku! Obwohl mich das auch ziemlich interessiert! Was meinst du, Yuna?“

Nun meldete die Letzte der Drei: „Rikku, Paine? Ich denke, wir sollten ihm alle seine Schätze kl...“

Ich ließ von meiner Fingerspitze aus eine kleine Flamme auflodern.

„Wo die herkommt, gibt’s noch mehr, merk dir das!“

Die zwei Kleineren, Yuna und Rikku, klammerten sich ängstlich an, die in schwarz gekleidete Größere, Paine.

„Möwenpack, weg hier! Wir kümmern uns später um ihn!!“

Mit der herausgestreckten Zunge von Rikku und Yuna, verschwanden die Drei in einer kleinen Rauchwolke und ich konnte mich endlich den anderen im Raum widmen.

„So, du bist also der Freund des Niemands von Sora?!“

Ein alter Mann in einer weiten, blauen Robe trat auf mich zu und musterte mich prüfend.

„Roxas! Er heißt Roxas, kannst du dir das merken?“, knurrte ich ärgerlich.

Ich mag es nunmal nicht, wenn jemand Roxas’ Namen falsch ausspricht.

Der blonde Mann, der vor dem Computer saß, brüllte aufgebracht dazwischen.

„Hey, Jungspund! Noch nich’ trocken hinter den Ohren, aber den dicken Max markieren, was?“

„Lass mich mal, Cid!...Du solltest besser nicht so ein großes Mundwerk riskieren, noch vertrauen wir dir nicht.“, meldete sich nun ein Mädchen, mit kurzen, schwarzen Haaren und einem Stirnband.

Sie sah ein bisschen aus wie ein Ninja und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

Der alte Mann von vorhin, trat plötzlich neben mich.

„Hohoho, nun mal langsam, meine Lieben. Schließlich ist er unser Gast.“

Wenigstens einer, der mich etwas verstand.
 

Eigentlich wollte ich gerade danach fragen, was ich wissen wollte, doch für’s erste beschloss ich, mal für einen Moment ruhig zu sein.

Lieber nur dann etwas sagen, wenn ich gefragt werde, auch wenn das ziemlich ungewohnt war.

Zusammenreißen war angesagt...und Mund halten.

Nach einer Weile des Schweigens setzten wir uns und Leon ergriff als Erster das Wort.

„Also, Sora erzählte von der Sache im ‚Jenseits von Hier und Jetzt’ und nachdem...“

„Ich weiß, ich weiß. Nachdem was Sora erzählt hat, müsste ich tot sein, nicht wahr?“

Soviel zum Thema Mundhalten.

„So ist es. Wie kommt es dann, dass du hier vor uns sitzt?“

„Na ja, das weiß ich auch nicht so genau. Es ist halt einfach passiert, aber seid dem bin ich kein Niemand mehr. Ich...habe ein Herz bekommen.“

Ich blickte in die verschreckten Mienen der anderen.

Nur zu deutlich, sah man ihnen an, dass sie mir nicht glaubten.

Der Mann, mit der blauen Robe räusperte sich in seinen langen Bart.

„Junger Mann, dir ist sicherlich klar, dass das ziemlich unglaublich klingt, oder?“

„Ja...aber ich kann euch überzeugen!“
 

Langsam streifte ich das Shirt über den Kopf, sodass ich mit nacktem Oberkörper da- saß.

Mit dem Zeigefinger deutete ich auf die Narbe, die immer noch die Form eines Herzens hatte.

„Hier, das ist mein Herz! Natürlich habe ich mich auch gewundert, warum ich jetzt ein Herz habe, aber...“

„Du willst Sora wiedersehen!“, funkte Leon dazwischen, während er mich eisern ansah.

Es schien, als wolle er in meinem Gesichtsausdruck lesen, um zu prüfen ob ich die Wahrheit sagte. Doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Nein, nicht Sora. Roxas, ich will ihn sehen. Ich hab’ einige Fragen an ihn.

Und um Roxas zu finden, muss ich logischerweise Sora finden.“

Das Ninja-Mädchen wippte ungeduldig auf ihrem Platz hin und her.

„Dabei sollen wir dir helfen, huh?“

Ich wollte eigentlich niemanden, der mir dabei hilft, ihn zu finden, aber was sollte man tun?

„Nein, ich brauche nur einen Hinweis, das reicht mir völlig. Ich muss Roxas alleine finden, wenn ich Antworten will.“

Der Blonde vorm Computer, der Tränen in den Augen hatte, nickte einfach nur mehrmals vor sich hin.

So einem ruppigem Typ hatte ich die Sprache verschlagen, dass musste man sich mal vorstellen.

Vielleicht sollte ich die Geschichte aufschreiben...und einen Roman veröffentlichen...

Was denke ich hier eigentlich?
 

Während ich mich wieder anzog, kramte der Alte in seinen weiten Ärmeln herum.

Nach kurzer Zeit hatte er einen langen Stab in der Hand.

Ein Zauberstab.

„Hohoho, du musst wissen, mein Lieber, ich bin ein Magier und heiße Merlin. Ich weiß, dass du die Wahrheit gesagt hast. Nenn es Magierintuition.“

Etwas verdattert merkte ich, wie ein leichter Klaps meinen Kopf berührte.

Eine Wolke aus bunten Sternen und weißem Staub hüllte mich ein und ich schloss die Augen.

Als ich eben diese wieder öffnete, schaute ich vorsichtig an mir herunter.

Eine lange, schwarze Hose mit Flammenmuster an den Fußausgängen, schlang sich um meine Beine.

Mein Oberkörper wurde von einem weißen T-Shirt bedeckt, das an der Hüfte mit einem schwarzen Gürtel am Körper gehalten wurde und um die Schultern trug ich eine kurze, schwarze Kapuzenjacke.

Übrigens waren meine Haare auch wieder in Ordnung.

Und sauber war ich auch.
 

„Wow, was...“

„Sieh es als Geschenk! Schließlich musst du vernünftig aussehen, wenn du deine Reise beginnst!“, sagte Merlin und grinste.

Als ob ich nicht so schon vernünftig genug aussehen würde...

„Dann sagt ihr mir, wo Sora ist?“

Leon war aufgestanden und kam einen Schritt auf mich zu.

Er drückte mir einen Zettel in die Hand.

„Hier. Damit wirst du finden, was du suchst.“

Das Ninja-Mädchen sprang ebenfalls auf.

„Mein Name ist übrigens Yuffie! Hoffentlich findest du Rucksack!“

„ROXAS! Merk dir das!“

„Und ich bin Cid. Hey, Jungspund, deine Geschichte hat mich echt berührt. Nimm das noch mit!“

Der ruppige Blonde hielt mir eine Gürteltasche vor die Nase.

„Da drin ist Proviant und etwas Geld für ca. eine Woche! Geh mit Gott, mein Junge!“

Dann verzog er sich an seinen Computer und schniefte in ein großes Taschentuch.

„Okay...“

Leon begleitete mich noch zu der dicken Holztür, während Yuffie und Merlin zum Abschied winkten.

Draußen vor der Tür strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht und seufzte.

„Viel Glück und sag Sora, er soll mal wieder vorbeikommen.“

Dann trat er zurück in Merlins Haus, die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
 

Nachdem ich die Gürteltasche angebracht hatte, entknitterte ich den Zettel den Leon mir gegeben hatte.
 

Destiny Island, stand darauf geschrieben.

Und noch etwas:

„Du musst über das Meer, zu der Kleinsten der Inseln.

Dort wirst du Sora und Roxas finden.

Versuche dir einen Weg in die richtige Welt zu bahnen.

-Leon und das Radiant Garden-Wiederaufbau-Komitee“
 

Ich lächelte.

So schnell fand man also neue Freunde, wenn man ein Herz hat.
 

Wenn ich das Roxas erzählen würde...
 

Tbc...

An old and a new partner

Soviel dazu.

Endlich hatte ich den ersten Hinweis, wo Roxas stecken könnte.

Na ja, eigentlich vertraute, oder eher vertraue ich Leon und den anderen schon, aber trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache.

Folgene Frage stand also im Raum:
 

Wie komme ich:

1. In eine andere Welt und

2. Über den Ozean, der zu besagter Insel führte
 

Destiny Island...wieder und wieder starrte ich den kleinen Zettel in meiner Hand an.

Und jedes Mal weitete sich mein Mund zu einem endlosen, breiten Grinsen.

Klein-Axel freute sich wie ein Schulkind auf seinen besten Freund.

Was für einen Mist erzähl ich hier eigentlich...?
 

Jedenfall saß ich nun auf einer Bank, die etwas ausserhalb der Stadt von Hollow Ba...äh Radiant Garden lag und grübelte.

Mein Kopf schmerzte. Zu vieles Nachdenken tut anscheinend nicht gut.

Und mir schon gar nicht.

„Oh Man...Irgendwie muss es doch möglich sein zu dieser doofen Insel zu kommen!“

Ich beschloss einfach loszulaufen und wenn mir jemand begegnen würde, nach dem Weg zu fragen.

Mit einem gekonnten Sprung hechtete ich von der Holzbank und taumelte kurz zurück, als ich mit dem Fuß abrutschte.

Gemütlich stapfte ich den, mit azurblauen Steinen ausgelegten Weg entlang.

Zwischenzeitlich kamen mir ein paar Leute entgegen.

Allerdings wussten die auch nicht weiter, sie schienen wohl nicht aus Radiant Garden zu kommen.

Nach einer Weile bemerkte ich, wie es langsam dämmerte und ich blieb auf einer kleinen Anhöhung stehen.

Die untergehende Sonne tauchte das helle Blau der Umgebung in ein warmes Orange-rot.
 

„Wie melancholisch, nicht wahr, Roxas? Erinnerst du dich?“, sagte ich, obwohl ich doch wusste, dass mich keiner hört.

Der brutale Schleier der Nacht hüllte mich nun vollkommen ein und ich machte mich daran ein notdürftiges Lager aufzuschlagen.

Dieses Lager bestand eigentlich aus nichts weiterem, als einem Felsvorsprung.

Mit wenig Gepäck reist es sich halt leichter.

Feuer loderte auf, als ich mit einem Finger schnippte und ihn an das Holz hielt, das ich unterwegs gefunden hatte.

Während ich mich unter besagten Vorsprung setzte, kramte ich aus der Gürteltasche ein Stück getrocknetes Fleisch heraus.

„Ob wir es wohl noch in diesem Leben schaffen, Roxas zu finden? Im Moment seh ich hier nur blaue Einöde ohne Ende!“

Ich redete mit dem Feuer.

War ich jetzt entgültig verrückt geworden?

Vielleicht...verrückt nach ihm, fast schon besessen...

Durch die Wärme des Feuers merkte ich nicht, wie ich rot wurde.

Mein Stück Fleisch wurde spontan ein ganzes Stück kürzer gemacht.
 

Plötzlich hörte ich etwas.

Ein nur allzu bekanntes Geräusch.

Das Geräusch eines dunklen Korridors.

„Aber wie kann das...? Ich hab doch gar nichts gemacht?! Jetzt hab ich Angst...“, meinte ich zu mir selbst, oder zu Feuer-chan, jedenfalls mit viel Ironie im Tonfall.

Rechts von mir waberte das schwarze Ungetüm, das sich nun meinem prüfenden Blick stellen musste.

Sollte ich da jetzt etwa durchgehen?

Und wohin würde er führen?

Ich verschrenkte skeptisch die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch.
 

Nach einer kurzen Weile der Überlegung, hatte ich mich dazu entschlossen, hindurch zu gehen.

Dort, wo der Korridor hinführte, konnte ich vielleicht mehr über Destiny Island erfahren.

„Auf jeden Fall besser, als wenn ich hier bleibe und weiterlaufen muss.“

Mit dem kleinen Finger der rechten Hand berührte ich den alten Bekannten und fröstelte etwas.
 

„Dann will ich mal...“

Ich schluckte noch einmal und trat dann in das schwarze Dunkel, das mir so vertraut vorkam.

Doch bereits sehr kurze Zeit nach meinem Ankommen, bereute ich es schon wieder.

Auf ein Mal war ich kleiner, nackt und...plüschig!

Fell, überall rotbraunes Fell. Sogar an Stellen, von denen ich bis dato noch nicht mal wusste, dass sie existierten.

Es war zwar immernoch Nacht, aber trotzdem drückend schwül und warm und ich stand inmitten einer Steppe.

Na ja, eine Steppe ist etwas übertrieben, denn das Gras fing gerade erst an zu wachsen.

Es muss mal komplett verdorrt gewesen sein, von einem Brand oder einer Dürre.

Jedenfalls wollte ich gerade einen Schritt in diese neue Welt machen, bis ich merkte, dass meine Hände verschwunden waren und mir an dessen Stelle Pfoten entgegenschielten.

Mit Krallen! Lange, schwarze Krallen!

An meinem Hinterteil entdeckte ich einen puschigen, roten Schwanz.

Und der wedelte.

Und damit hatte ich mich entgültig, als verrückt abgestempelt.

Da mein Gehirn leider wenig Input auf einmal verträgt, verlor ich kurzfristig das Bewusstsein.
 

Ich wurde erst wieder wach, als etwas nasses, schlabberiges durch mein Gesicht fuhr.

Mit einem Schlag war meine Schlaftrunkenheit verflogen.

„Was?! Was ist passiert?....Waaaaaaah!“, schrie ich durcheinander und erschrack.

Zwei große Augen schauten mich fragend an.

Der Besitzer der Augen lachte:, „Haha, du brauchst keine Angst haben. Wir tun dir doch nichts.“

„Wir...?“

Suchend schaute ich mich um und bemerkte, dass ich in einer ganzen Löwenhöhle gelandet war.

„O-okaaaay, wo bin ich?“

„Du bist beim Königsfelsen im Geweihten Land und ich bin Nala.“

Die Löwin lächelte freundlich und ich bemühte mich zurückzulächeln, was aber angesichts der Lage ziemlich schwierig war.

Neben mir sah ich ein weiteres zusammengerolltes Fellkneul, wohl noch ein Baby.

So vorsichtig wie es nur ging, befreite ich mich aus dem zärtlichen Griff der Löwenmutter und tapste ein paar unbeholfene Schritte zurück.

Nach einer kurzen Denkminute stellte ich mich ebenfalls vor.

„Freut mich euch kennen zu lernen. Mein Name ist Axel. Kannst du...äh könnt ihr euch das merken?“

Eine Stimme hinter Nala begann zu lachen.

„Aha, du bist also der ominöse Retter von Sora, Donald und Goofy.“

Ich kniff fragend ein Auge zusammen.

„Hä? Kennen wir uns?“

Der Löwe lachte erneut und schüttelte seine beeindruckende Mähne. Dagegen war meine Haarpracht in Löwenform ein flacher Witz.

„Nun ja, nicht persönlich, aber Sora berichtete von dir. Ich bin Simba.“

„Sora hat hier auch von mir erzählt? Wieviel Privatsphäre darf man heutzutage eigentlich noch haben?!“

Simba trat vorsichtig an Nala vorbei, wobei er ihr und ihrem Baby einen verliebten Blick zuwarf.

„Komm mit zum Gipfel, dort können wir in Ruhe reden, okay?“

Ich nickte und wollte dem imposanten Löwen folgen, scheiterte aber beim Laufen.

„Sorry, bin’s noch nicht so gewöhnt auf allen Vieren zu gehen.“, meinte ich, als ich mich aufrappelte.

Simba schüttelte lächelnd den Kopf und sagte: „Ja, ich seh’s schon. Mach mir einfach alles nach.“

Er bewegte sich nun langsamer als zuvor, damit ich mir die Bewegungen einprägen konnte.
 

Nach einer Weile saßen Simba und ich oben auf dem Gipfel des Königsfelsens und beobachteten wie die Sonne aufging und die Zebraherden über die Savanne galoppierten.

„Also, Axel, was suchst du hier bei uns?“, begann Simba schließlich und schaute mit einem gutmütigem Lächeln auf mich herab.

Dabei war ich gar nicht soviel kleiner als er. Höchstens einen Menschenkopf.

Überhaupt war ich kein junger Löwe geworden.

Meine Mähne, also die Löwenmähne meine ich, begann schon in Büscheln zu wachsen.

Na ja, eigentlich kein Wunder, immerhin bin ich ja auch kein Kind mehr.
 

„Ich suche einen Freund. Einen besonderen Freund.“, antwortete ich knapp, ich hatte keine Lust auf ein „Frage und Antwort“-Spiel.

Ich wollte nur wissen, wo Roxas war, mehr nicht.

„Dann bist du aus dem selben Grund hier wie Sora damals. Er suchte nach Riku, erinnerst du dich?“

„Ja, aber das mit Riku war doch etwas anders. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich Roxas überhaupt erreichen kann.“

„Ich weiß, er ist Soras Niemand, nicht wahr?“

Überrascht, dass Simba diese Information wusste, war ich nicht mehr.

Schließlich kannte er Sora und da Sora anscheinend gerne sämtlichen Bekannten die Geschichte erzählt...

Doch auf Simbas Frage nickte ich nur stumm.
 

„Entschuldige, ich wollte nicht in offenen Wunden bohren.“, sagte der stolze Löwe und blickte mir sorgvoll in die Augen.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, nein, schon OK. Aber ich würde gern wissen, wie ich nach Destiny Island komme? Könnt ihr mir da weiterhelfen?“

„Die Heimatinsel von Sora, oder? Tut mir Leid. Leider haben wir hier keine Mittel und Wege, um in andere Welten zu gelangen.“

Schweigend ließ ich den Kopf sinken.
 

Alle Hoffnung, die ich in diese Welt gesetzt hatte, zerplatzten wie eine Seifenblase und das Schlimmste war...

Ich kam hier nicht wieder weg!

Das Geweihte Land war zu einer Sackgasse geworden, in der ich nun festsaß.

„Axel! Schau da!“

Simbas Schrei riss mich aus meinen depressiven Gedanken.
 

Vom Gipfel aus konnten wir sehen, wie eine riesige, schwarze Masse allmählig die Gestalt eines Herzlosen annahm.

„Ein Herzloser! Kommt ihr damit klar?“, fragte ich und sprang auf.

Der Löwenkönig knurrte und zeigte seine scharfen Zähne.

„Weiß ich nicht. Seit Sora letztes Mal diesen riesigen Herzlosen besiegt hat, waren es immer nur Kleine, die wiederkamen. Aber der hier...“

„Dann helfe ich euch eben! Einverstanden? Als Dankeschön für die Gastfreundschaft.“

Ich konzentrierte mich und rief meine Chakrams.

Doch wie sollte man als Löwe mit Wurfsternen kämpfen?

Also klemmte ich mir das eine Chakram zwischen die Zähne, das andere hielt ich mit dem Schwanz fest.

Simba nickte.

„Danke! Du bist wirklich so, wie Sora gesagt hat.“

Ich wurde etwas rot.

„Darüber reden wir später! Gehen wir!“

Zusammen rannten wir den Königsfelsen hinab, genau auf den Herzlosen zu.
 

Mitlerweile verstehe ich warum sich Roxas in der Organisation so unwohl fühlte.

Es ist wirklich ein schönes Gefühl anderen zu helfen!
 

Ist es nicht so, Roxas..?
 


 

Tbc...

Another XIII

Da stand er...und wir.

Der Herzlose war nicht unbedingt ein Riese, dennoch seine Keulen in Form von Schädeln, flössten genug Respekt ein.

Selbst mir, dem, neben Demyx, respektlosesten Etwas unter der Sonne.

Aber im Gegensatz zur Nr. IX lebte ich und hatte ein Ziel vor Augen.

Und um dieses Ziel, namens Roxas, werde ich kämpfen.
 

Simba fletschte die Zähne und stieß kurz darauf ein markerschütterndes Brüllen aus.

„Meine Güte...Immer langsam!“, sagte ich etwas eingeschüchtert und nuschelnd, denn ich hatte eines meiner Chakram im Maul.

„Keine Sorge. Auch ich habe mit Sora gekämpft und bin nicht wehrlos, glaub mir.“

„Schon klar...das sieht man!“
 

Der König der Löwen und ich stellten uns dem grün-gelben Ungetüm entgegen, das uns zuerst nicht bemerkte und sich umsah.

‚Nach was oder wem der wohl sucht? Ob er auf Auftrag arbeitet?’, dachte ich, während ich meine Energie auf die Chakrams konzentierte.

Als Flammen aus eben diesen emporloderten, entdeckte uns der Herzlose und holte zu einem kräftigen Schlag mit einer der Käulen aus.

Simba setzte zum Ausweichsprung an.

„Pass auf!“

„Ja...du auch!“

Der Schlag ging ins Leere.

Zusammen mit dem Chakram, das ich mit dem Schwanz festhielt, schleuderte ich dem Monster einen Feuerball entgegen.

Doch er prallte an der schweren Keule ab.

Nun sprang Simba dem Herzlosen ins Gesicht und verbiss sich in das empfindliche Augenlied, aus dem dann schwarze Flüssigkeit heraustrat.

Ziemlich eklig, ich weiß, aber das gehört nunmal dazu.
 

Durch die Verletzung wütend gemacht, schüttelte der Herzlose den Kopf so heftig, dass Simba durch die Luft geschleudert wurde und einige Armlängen neben mir auf seinen Pfoten landete.

„Wow...ob ich das jetzt auch kann?“, fragte ich mit einem ironischen Unterton, behielt die wild umherfuchtelnden Keulen des Monsters aber im Augenwinkel.

„Ich würde sagen, wir sitzen ziemlich in der Falle...schau dich mal um, Axel!“

Simba hatte Recht.

Hinter uns tat sich eine gewaltige Schlucht auf, die alles, sogar Echos in sich zu verschlingen suchte.

Hätte ich eine felllose Stirn gehabt, wäre mir wohl literweise Schweiß heruntergelaufen.

„Na toll...was machen wir jetzt?“

Zwei bedrohliche, schwarz-rote Augen funkelten mich und meinen Partner hasserfüllt an.

Mit wenigen schweren Schritten standen wir im Schatten des Ungetüms, das seine schweren Keulen zum vernichtenden Schlag erhob.

Sollte das das Ende sein...?
 

Ich hörte Simba neben mir laut brüllen.

„Nein, ich darf nicht aufgeben! Ich bin der König dieses Landes und muss meine Familie beschützen!“

Der Schatten des Herzlosen wurde intensiver.

Die Keule sauste mit einem ohrenbetäubenen Geräusch auf uns herab.

Ich schloss krampfhaft die Augen.

„Verdammt! ROXAAAS!!!“
 

Auf ein Mal war es still, kein Geräusch, gar nichts.

Zaghaft öffnete ich meine grünen Smaragdaugen wieder und was ich sah ließ mich erstmal schlucken.

Ich konnte sehen wie der massige Körper des Herzlosen in sich zusammensank.

Verkohlt, schwarz vor Ruß und an einigen Stellen rot glimmend entschwand das Monster in unzählige dunkle Partikel.

„Axel, schau da! Wer ist das?“

Ich wand meinen Blick in die Richtung, die Simba mir mit dem Kopf angedeutet hatte.

Am Ende der Luftlinie stand ein wolfähnliches Etwas mit rotem Fell, nicht ganz so rot wie meines, sonders etwas heller.

Ein Auge war von einer Narbe durchzogen und an den Wangenknochen hatte er zwei dunkelrote Male.

Die Mähne, die eigentlich gar keine war, lag wie eine Rasierklinge zwischen den großen, spitzen Ohren und hinter ihnen konnte ich Federschmuck erkennen.

Darüberhinaus hatte er eine Tätowierung auf dem linken Schulterblatt.

Eine 13.
 

Simba legte fragend den Kopf schräg und blickte den Fremden skeptisch an.

„Hast du uns geholfen? Ich danke dir.“, sagte der König in einem sehr höflichen Tonfall und trat einige Schritte nach vorn.

„Scheint wohl so, die Herren. “, entgegnete der Wolf.

Ich hingegen hielt mich aus der Unterhaltung erstmal raus.

Mich irritierte die 13 auf der Schulter unseres Retters.

Das war Roxas’ Nummer in der Organisation gewesen und wird es wohl auch immer sein und genau das verwirrte mich.

Ich ließ meine Chakrams verschwinden und trat zu Simba und dem Fremden, der in etwa die gleiche Größe wie der Löwenkönig hatte.

„...Roxas? Bist du das?“

Der Angesprochene blickte mich verdutzt an, als hätte ich etwas Revolutionäres gesagt.

Vermutlich klang es für ihn auch revolutionär.
 

„Roxas? Wer soll das denn sein? Mein Name ist Red XIII, oder auch Nanaki genannt.“

Schweigend ließ ich den Kopf sinken. Eine weitere Hoffnung schwand dahin.

„Hey, tut mir Leid, Kleiner! Hab ich was Falsches gesagt?“

„Nein, nein ist okay...“

Simba schaltete sich ein: „ So, Red XIII, wie bist du hierher gekommen? Du scheinst mir nicht aus dieser Welt zu stammen.“

Nanaki nickte.

„Ja, das stimmt. Ich komme aus einer Welt namens Midgar. Vor ein paar Tagen fand ich ein Portal in der Nähe der Kapelle und als ich später hindurchging, bin ich hier gelandet.

Eigentlich wollte ich sofort umkehren, aber dann hörte ich Kampfgeräusche und bin...“

„Was?! Du wolltest umkehren?“

Ich wusste, was das bedeutete. Es musste hier irgendwo ein offenes Portal in eine andere Welt geben und das wollte ich ausnutzen.

Ungeduldig verlagerte ich mein Gewicht von der einen, auf die andere Seite.

„Ist das Portal noch offen? Kann ich dadurch?“

Der rote Wolf nickte erneut.

„Ich denke schon, jedenfalls hat es sich nicht geschlossen, als ich mich entfernt hatte. Wenn du gedenkst hindurchzugehen, werde ich dich mit Freuden begleiten.“

Simba schielte zu mir runter.

Er sah etwas traurig aus, allerdings wusste ich nicht über was genau.

Entweder war er enttäuscht, dass ein Fremder mir helfen konnte und er nicht, oder er wollte nicht, dass ich gehe.

Abschiede sind etwas grausames.
 

Nach einem Kopfschütteln, lächelte der König aber wieder.

„Vergiss uns nicht, Axel! Und komm bald wieder. Wir brauchen noch einen Babysitter für Kiara, unser Baby.“, sagte er schließlich und drückte mir seine schwere Pranke auf den Kopf.

„Aber klar! Und ihr solltet mich auch besser nicht vergessen, sonst komm ich und mach Bettvorleger aus euch, kannst du dir das merken?“

Zusammen mit Nanaki kehrte ich Simba, nach einem letzten Umdrehen und Winken, den Rücken und marschierte in die Richtung einer Schlucht.

Während wir nebeneinander liefen, wobei Red XIII immer etwas voraus war, um mir den Weg zu zeigen, merkte ich wie der Wolf immer mal wieder zu mir herunter lugte.
 

„Was ist los? Hab ich was im Gesicht?“

„Äh, nein nein. Nur, wenn du als Mensch auch lange, rote Haare hast und die Zeichnungen im Gesicht, ähnelst du jemandem, den ich kenne.“

Nanaki grinste, als er mein verwirrtes Gesicht sah.

„Ach...und wer soll das sein?“

„Ist nicht so wichtig, wir sind gleich da. Sag mal, wie heißt du eigentlich?“

„Axel, kannst du dir das merken?“

Der Wolf grinste weiter, während wir uns langsam dem Ende der Schlucht näherten.

Die zerklüffteten Felsformationen, an denen wir vorbeischreiteten sahen im Licht der Mittagssonne aus wie Herzlose und wäre Sora hier gewesen, wäre er wahrscheinlich auf sie losgegangen.
 

Und da war er...der alte Bekannte.

Kurz vor dem Portal blieben wir stehen und Nanaki fragte: „Was wirst du jetzt tun?“

Mit eisernem Blick legte ich meine Hoffnung ein weiteres Mal in einen dunklen Korridor.

„Ich werde meinen besten Freund suchen und ich hoffe ich finde Destiny Island, wo er sich befindet, hinter diesem Portal.“

„Verliere nie die Hoffnung und gehe stolz deinen Weg, dann ist nichts unmöglich!“

Ich lachte laut und schüttelte den Kopf, sodass meine Mähne nochmal durchgewuschelt wurde.

„Hallo?! Stolz ist mein zweiter Name, fallst du das noch nicht gemerkt hast...Ich hoffe nur, wir werden wieder Menschen, wenn wir da durchgehen...“

Nun lachte Red XIII.

„Du, sicher, ich bleib so!“

Noch bevor ich verdutzt gucken konnte, stieß Nanaki mich in das Portal und sprang kurz danach selbst hinein.

Ein kräftiger Schritt nach vorne, ließ meinen Blick klarer werden und ich fand mich im ‚Jenseits von Hier und Jetzt’ wieder.

Ich war wieder ein Mensch...und allein.

Nach kurzem und erfolglosem Suchen...Moment, falsch...wie sollte ich in einem völlig leerem, weiß-blau-lilanem Raum etwas, oder jemanden suchen?

Also noch mal...

Nach kurzem und erfolglosem Umschauen trat ich einige Meter nach vorn, in die Mitte des großen Raumes.

Ein Lächeln umspielte meine Lippen, während ich auf den Boden blickte.

„Hier war es, Roxas und Sora...“

Mit dem Zeige- und Mittelfinger streifte ich über die Stelle, an der vor einigen Tagen oder Monaten, ich weiß es nicht, mein Leben als Niemand endete.

Ich seufzte tief.

„Und wohin jetzt? Sonst ist hier nix...Warum bin ich überhaupt hier gelandet?“
 

Auf ein Mal merkte ich wie mir der Boden unter den Füßen entglitt.

Unter mir machte sich Dunkelheit breit, stauchelte meine Beine rauf und drohte mich zu verschlingen.
 

Ich fiel erneut, ohne das ich etwas dagegen tun konnte.

Es sollte sich herausstellen, dass es gut so wahr, dass ich mich nicht wehren konnte. Aber dazu später.
 

Mein Blick verfinsterte sich erneut.

Weit entfernt hörte ich eine Stimme...
 

„Hab keine Angst...“
 

Roxas, wenn du wüsstest was ich alles für dich mache...
 


 

Tbc...

Those pants...

Ich hetzte durch das dichte Gebüsch.

Ab und zu versuchte ich einen Feuerball auf meinem Verfolger zu schießen, allerdings erwies sich das im Rennen als äusserst schwierig.

Die klaffende Wunde an meinem Arm tat auch ihren Beitrag dazu.

„Du Mistvieh! Lass mich in Ruhe!“, schrie ich, während ich über das Gehölz am Boden stolperte, wobei das Monster einen guten Satz in meine Richtung gutmachen konnte.
 

Is’ schon doof, wenn man im tiefsten Dschungel vor einem Jaguar wegrennt, der einen dann auch noch am rechten Arm erwischt hat.

Vor allem wenn man keine Ahnung hat, wohin man eigentlich rennt.

Ich durchsuchte mein Gedächnis verzweifelt nach einem Weg zur Rettung; stehenbleiben und kämpfen konnte ich schlecht.

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit stoppte die Blutung nicht und der Verlust des roten Lebenssaftes machte meinem Bewusstsein stark zu schaffen.

Und doch rannte ich immer weiter. Und weiter. Und weiter.

Mein Blickfeld wurde trübe, ich konnte nicht mehr.

Überall um mich herum hingen unzählige Lianen, die sich wie ein grüner Vorhang ineinander wanden. Es könnte aber auch sein, dass meine verschwommene Sicht der Grund für diese Einbildung war...

Wenn es einen richtigen Zeitpunkt für einen Gedankenblitz meinerseits gab, dann jetzt und zum Glück ließ er auch nicht lange auf sich warten.

Schön, wenn man sich in Zeiten der Not (Todesangst) auf seinen Überlebensinstikt verlassen kann.

Mit meinem gesunden Arm griff ich fast schon reflexsartig nach einer der „Rettungsseile“ und schwang mich so gut es ging hoch.

Zumindest versuchte ich hoch genug zu klettern, damit mich das Raubtier nicht erwischte.

Angst hatte ich trotzdem, denn leider ist so ein Jaguar ja mit einem ziemlich ausgeprägtem Geruchstsinn ausgestattet und leider strömte immernoch Blut aus der Kratzwunde.

Ich sah wie der stämmige, aber doch schlanke Körper der Katze unter mir hindurch huschte, sich kurz in alle Richtungen umdrehte und dann im nächsten Dickicht verschwand. Ich seufzte.
 

Langsam und behutsam tastete ich mich an der Liane herunter. Wirklich sicher, ob das gepunktete Monstrum weg war, war ich nicht.

Das einzige woran ich dachte, woran ich denken konnte, war einen Weg aus diesem Dschungel und zu meinem Roxas zu finden.

Jetzt nenne ich ihn schon „meinen“ Roxas...ich dreh wirklich langsam durch...

Wenigstens konnte ich jetzt langsamer laufen, allerdings war das ein ziemlich geringer Trost, denn hinter mir zog sich eine verräterische, rote Spur, die von Schritt zu Schritt intensiver wurde.

Mit Hilfe des Verbandes, den Cid mir gegeben hatte, konnte ich den Blutfluss zwar etwas eindämmen, doch innerhalb weniger Minuten war der Stoff blutgetränkt.

Allmählig gaben meine Beine nach, bei jeder Bewegung etwas mehr, bis ich schließlich nur noch taumeln konnte.

Mein Atem ging immer langsamer und schwerer, meine Gedanken verschwammen und meine Augen sahen zuerst den Boden und dann gar nichts mehr.

Nur eine schmerzstillende Dunkelheit.
 

Mein Nebel der Bewusstlosigkeit lichtete sich erst wieder, als mich eine sanfte Hand an der Stirn berührte.

Ruckartig ergriff ich sie. In meinem Kopf spukte wie immer nur ein Gedanke.

„Roxas!“, rief ich, richtete mich auf und sah in das erschrockene Gesicht einer braunhaarigen Frau.

„Wer?“

Sie beruhigte sich und ihre feinen Züge nahmen die Form eines Lächelns an.

Verdutzt schaute ich mich in dem kleinen Zelt um, indem ich, auf einer Art Trage lag und einen dicken Verband um den verletzten Arm trug.

Das Zelt selbst war relativ sparsam eingerichtet. Rechts neben dem Eingang stand eine kleine Komode mit allerlei Schminkzeug auf ihr.

In der Mitte war eine große Leinwand aufgespannt, auf die ein altertümlicher Projektor das Bild eines Gorillas strahlte.

Ein kleiner Teil des „Raumes“ war mit Zeichnungen von Tieren und Menschen behangen und in einer anderen Ecken standen Reagenzgläser und merkwürdige Flüssigkeiten.

Ein bisschen wie in Vexens Labor im Schloss der Vergessens.

Da kommt man sich doch gleich wieder etwas zu Hause vor.

Mehr oder weniger...
 

Die Frau hob interessiert einen Zeigefinger und versuchte wohl gebildeter auszusehen.

Solche Versuche stoßen allerdings bei mir auf Granit.

Trotzdem konnte man bei dieser Frau nicht von einer personifizierten Hässlichkeit sprechen.

Ihre langen, braunen Haare schlängelten sich elegant ihren schmalen Rücken hinunter und ihre schlanke Figur wurde von einem langen weißen Rock und einem rot-orangen Shirt verdeckt.

Ich verzog skeptisch eine Augenbraue, als sie zu sprechen begann.

Sorry, aber zuviel ist zuviel, selbst bei mir.

„Aha, du bist bestimmt einer von Tarzans Freunden und kannst nicht richtig sprechen. Das würde einiges erklären, bis auf deine Kleidung. Sowas würde Tarzan nie tragen, obwohl ich es ihm immer wieder vorgeschlagen habe. Der ist ja nur von seinen Lendenshorts besessen. Ähm...du verstehst wahrscheinlich kein Wort von dem was ich sage...moment...“

Die Braunhaarige begann sich hinzuhocken, sich auf den Fingerknöcheln abzustützen und als solches Knäuel herumzuhüpfen. Dabei brabbelte sie merkwürdige „Uh’s!“’ und „Ah’s!“.

Meine Braue wanderte noch ein Stück höher und ich legte den Kopf schief.

„Sehe ich aus wie ein Affe, oder warum können Sie nicht mit mir wie ein normaler Mensch reden?“

Das hatte gewirkt.

Sie richtete sich auf und strich sich den Pony aus dem Gesicht.

„Warum haben Sie nicht schon eher mit mir geredet? Dann hätte ich mich nicht zum Affen machen müssen. Sie sind wirklich unhöflich, einer Frau soetwas zumuten zu müssen. Anscheinend kennen Sie Tarzan wirklich, so wie sie mit Frauen umgehen. Mein Name ist Jane Parker und Sie sind?“

„Mo-moment! Langsam! WEN soll ich kennen? ICH soll unhöflich Frauen gegenüber sein? Ja, okay, das stimmt...WAS ist mit Lendenshorts?“

Jane stemmte demonstrativ die Hände in die Hüfte.

„Könnten Sie sich bitte zunächst vorstellen? Also wirklich!“
 

Das war der wohl kürzeste Satz den ich von Jane zu hören bekam, bis dahin.

Meine typische Pose musste ich mir allerdings verkneifen, mein Arm protestierte mit einer Schmerzattacke.

„Axel, kannst du dir das merken!“

Ein verächtliches Schnauben von Jane war die Antwort. Wenigstens schrie sie mich nicht wieder an.

„Mich zu duzen! Was fällt Ihnen eigentlich ein?! Also, was suchen Sie hier im Dschungel? Sie sind wohl kaum hier, um Gorillas zu erforschen.“, sagte sie ruhig und zog einen Hocker zu sich, setzte sich darauf und atmete tief ein und aus.

Ich schüttelte meine rote Mähne, wobei ich meine Kopfschmerzen bemerkte.

„Gori-was? Äh, nee. Ich suche nur jemanden...Sie kennen nicht zufällig einen jungen Mann namens Roxas, oder?“

„Hat er blonde, hochstehende Haare? Und blaue Augen? So jemanden kenne ich, in der Tat. Aber ich glaube sein Name war nicht Ro...“

Mit Schwung hüpfte ich auf die Beine, taumelte jedoch kurz zurück, als sich mein Kreislauf für den spontanen Sprung bedankte. Beinahe hätte ich Jane mit meinen Beinen erwischt, sodass sie mich wieder böse anfunkelte.

„Du kennst ihn? Wo ist er? Ich muss ihn sehen, bitte!“, rief ich aufgeregt, doch gerade als Jane mir antworten wollte, stürmte eine nicht minder aufgeregte, aschgraue Kreatur in das Zelt und der jungen Frau in die Arme.

Die Beiden brabbelten irgendetwas, was ich nicht verstand, dann wandte sich Jane an mich.

„Tut mir Leid, Axel, aber ich muss schnell etwas erledigen, wenn Sei mögen können Sie mich begleiten. Ihrem Arm geht es anscheinend schon besser, obwohl ich weitere Bettruhe für angemessener halte.“

Sie lächelte mir freundlich zu und das machte mir Angst.

Stur, wie ich nunmal bin, sagte ich: „Ja, ich komm mit. Etwas Bewegung wird gut tun, denke ich.“

Ich reusperte mich kurz und setzte dann in einer hochgestochenen Betonung fort.

„Meine Hilfe wird noch sehr von Nöten sein, Madame. Ich besitze einige aussergewöhnliche Fähigkeiten.“

Leider schlug meine Provokation diesmal fehl, denn Jane nickte nur.
 

Zusammen mit Jane lief ich durch den Dschungel, dem Gorilladingens hinterher.

Ab und zu spührte ich noch starken Schmerz in meinem Arm und mein Kreislauf meldete sich auch immer mal wieder mit Schwindelanfällen. Trotzdem hatte das Gefühl, Bäume ausreißen zu können, denn in mir tobte eine Kraft, die mich dazu befähigte alle Schmerzen zu vergessen.

Nach ein paar Minuten landeten wir auf einer Lichtung in dessen Mitte ein relativ großer Mann mit schmalem Gesicht und einem langen Kinn gegen den Jaguar kämpfte, vor dem ich gerade so nochmal geflohen war.

„Tarzan!“, schrie Jane aufgebracht und schlug die Hände vor’s Gesicht. „Los, Axel, Sie müssen ihm helfen! Und Tarzan wird Ihnen garantiert helfen, Ihren Freund zu finden. Ich flehe Sie an, retten Sie ihn!“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

Mit einem kleinen Feuerschwall erschien eines meiner Chakram in der linken Hand.

Mein rechter Arm war ja leider durch dieses Mistvieh ausgenockt.

„Keine Sorge! Ich werd den Affen schon schaukeln, verlass dich ganz auf mich! Abgesehen davon hab ich mit dieser zu groß geratenen Schmusekatze auch noch eine Rechnung offen.“, rief ich, schulterte mein Chakram und stürzte mich auf meinen Gegner.
 

„Vorsicht...das ist Sabors Junge...Gefahr!“

Der Mann, der nur mit einem Speer bewaffnet und mit einem Lendenshorts bekleidet war, machte eine Rolle in meine Richtung um einem Prankenhieb der Raubkatze auszuweichen.

„Alles klar, Kumpel. Dann werden wir ihm mal das Fell über die Ohren ziehen, kannst du dir das merken?!“

Mein Kampfparnter hatte keine Ahnung wovon ich da redete, dass sah man ihm sehr deutlich an. Also ließ ich einfach Taten sprechen. Mit einem gezielten Wurf des Chakram pinnte ich den Jaguar, der für den Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam gewesen war, mit den Pfoten an einen Baum.

Schnell wie ein Pfeil huschte ich zu ihm hinüber, ließ Tarzan einfach links liegen und legte dem Monstrum die rechte Hand auf den Brustkorb.

„Sag ‚Sayonara’, du Mistvieh!“

Mit einem Fingerschnippsen der linken Hand begann das Fell unter meiner rechten Hand zu kokeln.

Einige Sekunden später explodierte der Baum, an dem das Tier gefesselt war, in einer riesigen Flammensäule.

Der Gestank von verkohltem Fleisch und verbranntem Haar hing schwer in der Luft und verursachte ein unangenehmes Kratzen im Hals.

Langsam und schwer atmend trat ich von dem zurück, was einmal ein Baum gewesen war; mit dem Chakram in der Hand.
 

„Du bist sehr stark! Mein Name ist Tarzan. %§/&%...“

Den Rest verstand ich nicht, der bestand nämlich aus denselben, merkwürdigen Affenlauten, indenen auch Jane zuvor mit mir gesprochen hatte.

Tarzan ging auf allen Vieren, stütze sich auf den Fingerknöcheln ab, wie es Jane auch getan hatte.

Seine Haare waren tiefbraun, etwas zerzaust und zu langen Locken verzwirbelt.

In meinen Gedanken sah ich eine gewisse Ähnlichkeit mit Xaldins Frisur.

Am fasziniertesten war ich aber von diesen unglaublichen Lendenshorts...

Die machten mir Angst und zwar ganz gehörig...

„Haben Sie verstanden was Tarzan gesagt hat? Vermutlich hat er wieder nicht zugehört. Ist mit seinen Gedanken wohl ganz weit weg. Wie kann ein Mensch nur so unhöflich sein?“, sagte Jane und seufzte genervt.

Sie hatte anscheinend mit Tarzan und mir gleichzeitig gesprochen, denn auf der Hälfte ihrer Sätze kam ich nicht mehr mit.

„Nein, hab ich nicht. Ich spreche ganz zufällig kein Äffisch, kannst du dir das merken?!“

Jane seufzte wieder und schüttelte verständnislos den Kopf, wobei ihr Haarsträhnen ins Gesicht fielen, die sie mit einer geschickten Handbewegung zurückwarf.

Auf einmal richtete Tarzen sich auf und ging, wie ein normaler Mensch, aufrecht zu Jane herüber.

Zärtlich legte er ihr einen Arm um die Hüfte.

Würd’ ich auch gern mal bei Roxas machen...
 

„Tut mir Leid. Meine Sprache ist noch nicht gut. Ich habe gesagt, ich werde dir helfen, wenn ich kann. Wie kann ich helfen?“

Etwas perplex wegen der neuen Situation, antwortete ich stotternd: „Äh, ja, ich suche jemanden. Er hat hohe, blode Haare und blaue Augen, so blau wie das Meer und vermutlich...“

Jane unterbrach mich mit einer Geste ihrer Hand und begann mit Tarzan in dieser Affensprache zu reden.

Nachdem sie geendet hatte, wandte sich Tarzan an den Gorilla, der neben Jane hockte.

Aufgeregt wartete ich auf ein Ergebnis, ein positives Ergebnis.

In meinen Gedanken war jetzt nur noch Roxas, ich hatte das feste Gefühl, dass hier jemand sein musste, den ich vermisste.

Plötzlich stieß der Affe ein ohrenbeteubenes Schreien aus, sodass ich mir schützend die Zeigefinger in die Ohren bohrte.

Tarzan und Jane standen nur ruhig da und lächelten, als hätten sie das schon hunderte Male miterlebt.

Vermutlich hatten sie das auch.
 

Einige Sekunden nachdem der Gorilla aufgehört hatte zu brüllen, tauchte vor uns ein dunkler Korridor auf, dem ein äußerst gut gelaunter, junger Mann entstieg.

Mit seinen hochstehenden, blonden Haaren, den meerblauen Augen, dem orangenen Hawaiihemd und dem kurzen hellblauen Jeans sah er aus, als würde er einen Urlaub am Strand machen.

„Naaaaa, was is’ denn lo....Axel?“, sagte er in munterem Ton.
 

Okay, das mit dem vermissen stimmte zwar, aber...

Das war nicht Roxas.

Das war Demyx!
 

Echt schade, dass du diesen Anblick verpasst hast, Roxas...
 

Tbc...

Good to see you again!

Demyx lebte also noch.

Natürlich freute ich mich ihn zu sehen, Demyx war in der Organisation so etwas wie das „Stressabbauungsobjekt“ und jeder hatte ihn auf irgendeine Art und Weise gern gehabt.

Xigbar hatte ihn angschleppt, kurz nachdem ich selbst in die Organisation gekommen war. Oder geholt wurde. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Jedenfalls hing unser aller Liebling mit seinen kämpferischen Fähigkeiten immer ziemlich weit hinter den anderen zurück.

Getoppt wurde er nur noch von Vexen, denn der konnte, ausser Forschen und gruselig Gucken, gar nichts.

Xemnas war es dann bereits nach kurzer Zeit leid, ständig das Nesthäckchen im Auge zu behalten.

Also bekam Xigbar die ehrenvolle Aufgabe, Demyx ein bisschen zu unterrichten und tatsächlich zeigten sich schnell erste Früchte des Trainings.

Der Freischütze sagte immer, er könnte die respektlose, naive Art von Demyx nicht leiden, aber insgeheim wusste jeder, ausser er selbst und Demyx, dass er ihn doch mochte.

Ich selbst gehörte nicht mehr zur Organisation, als ich Demyx sterben sah, deswegen weiß ich auch nicht was die anderen darüber dachten.

Aber eins ist sicher, das war eine der Taten, die ich Sora nicht so schnell vergeben werde.
 

„Axel, du alte Sau. Was machst du denn hier? Das is’ ja toll! Wie geht’s den anderen Kutten? Und Xiggi, ist der immernoch so trottelig?“

Demyx schlug mir auf den Rücken und riss mich so aus der Vergangenheit.

Sein breites Dauergrinsen und seine gute Laune hatte ich wirklich vermisst.

Es tat mir Leid, diese gute Laune zerstören zu müssen.

Leon hatte mir von den Vorkommnissen nach meinem Tod erzählt und demnach...

„Na ja...Demyx...wir und Roxas sind die letzten der Organisation XIII. Alle anderen sind tot. Auch Xigbar.“

Das Lächeln verschwand von Demyx’s Lippen, so als hätte ihn jemand ins Gesicht geschlagen. Und genauso fühlte er sich jetzt wohl auch.

„Was soll das heißen, hä? Es können doch nicht alle...Das war der Schlüsselschwertträger, nicht wahr? Dieser Sora...“, sagte der Blondschopf mit zitteriger Stimme.

Er schaute zu Boden.

„Xiggi...er...war wie ein Vater für mich. Er war der Einzige, der mich verstanden und nicht aufgegeben hat, so wie die anderen.“,ergänzte er nach einigen Sekunden.

Ich musste schlucken, als ich das hörte. Nie hätte ich gedacht, dass Xigbar, der größte Tollpatsch und Chaot vom Dienst, eine solch emotionale Bindung zu einem anderen Orgamitglied aufbauen könnte.

Und schon gar nicht eine väterliche.

Jane trat neben Demyx und legte sanft eine Hand auf seine Schulter.

Er lächelte gequält.

„Tja, aber wer weiß?! Ich lebe ja auch noch, oder eher wieder. Vielleicht hatte Xiggi ja auch Glück...Und du hast dich schließlich auch irgendwie durchgebissen, oder Axel?“

Ich nickte und erwiederte das Lächeln.

„Wir sollten zum Lager zurück. Dort könnt ihr reden.“, meinte Tarzan und alle stimmten zu.
 

Dort angekommen ließen Tarzan und Jane, mich und den noch etwas zerknirschten Demyx allein.

Da sich eine bedrückende Stille gebildet hatte, machte ich den ersten Ansatz.

Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt mit wem ich gesprochen habe.

„Also, wie kommt’s, dass du noch lebst? Ich hab damals in Hollow Bastion gesehen wie Sora, Donald und Goofy dich erledigt haben.“

„Alter, du bist ganz schön unsensibel, weißt du das? Aber gut, hast ja Recht. Ja, Sora und sein Streichelzoo haben mich erwischt. Ich verschwand in der Dunkelheit und bin erst lange Zeit später wieder zu mir gekommen. In der dunklen Stadt. Da fielen auf einmal ganz viele Herzen vom Himmel und na ja...Zurück zu Xemnas konnte ich schlecht. Hät’ ich auch gleich tot bleiben können.“

Nachdem ich kurz darüber nachgedacht hatte, was Demyx erzählt hatte, ging ich auf ihn zu und knöpfte die ersten paar Knöpfe seines Hawaiihemdes auf.

Der Musiker fing sofort an zu zetern, doch das interessierte mich nicht.

„Aha, wusst ich’s doch! Du hast also auch ein Herz bekommen, Wasserratte.“, sagte ich grinsend, als ich die herzförmige Narbe auf seiner Brust entdeckte.

Demyx legte fragend den Kopf schief.

„Du meinst du hast auch...?“

„Wilkommen im Club, Kumpel.“

„Das is’ ja ein Ding...Und? Hast du schon rausgekriegt, warum du eins hast?“

„Na ja...“

Ich merkte wie mir allmählig heiß im Gesicht wurde und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

„Axel?“

„Mhm?“

„Du wirst rot!“

„Ach, das bildest du dir ein.“

„Nö, du siehst aus wie ne’ Tomate.“

Er kicherte.

„Tu ich nicht!“

„Doch tust du. Und zwar wie eine überreife Tomate. Immer röter.“

Er hatte Recht und das wusste er auch noch.

„Ruhe jetzt! Also, ich glaube es hat etwas mit...Hörst du überhaupt zu, oder möchte der Herr erst noch fertig lachen?“

„Nee, geht schon...Mach weiter!“
 

Nachdem ich Demyx die Geschichte mit Roxas, die im ‚Jenseits von Hier und Jetzt’ passiert war, erzählt hatte, stellte ich meine Theorie zu der Herzsache auf.

„Meiner Meinung nach hat es etwas mit unseren Gefühlen zu tun. Xemnas hatte Unrecht, als er sagte, Niemande hätten keine Gefühle. Denn zum fühlen braucht man nicht nur ein Herz, sondern auch eine Seele und die haben Niemande nunmal.“

Demyx kratzte sich nachdenklich am Kinn.

„Du meinst also, wir haben ein Herz bekommen, weil wir für etwas oder jemanden starke Gefühle hatten? Haha, wenn Xemnas das hören könnte, der würd’ sich grün und blau ärgern.“

„Genau. Bei dir war es deine väterliche Beziehung zu Xigbar und bei mir...“

Ich überlegte mir meine folgenden Worte genau.

„...war es die Freundschaft zu Roxas.“

Wasserratte brauchte nicht zu wissen, dass da noch was war.

Doch was war dieses ‚etwas’?
 

Endlich wieder fröhlich, wippte Demyx , im Schneidersitz sitzend, vor und zurück.

Dabei grinste er sich einen Wolf.

„Ich bin zwar sehr traurig darüber, was mit Xiggi und den anderen passiert ist, aber ich bin auch froh, nicht der Einzige der Organisation zu sein. Und vielleicht lebt ja irgendwo noch jemand von der Organisation.“, sagte er vergnügt.

Ich nickte.

So einen Optimismus möchte ich auch haben.

„Ah ja, Demyx, du hast vorhin einen dunklen Korridor geöffnet. Hast du alle deine Fähigkeiten noch?“

Auf einmal zog der Musiker seine Unterlippe etwas vor, sodass es aussah als würde er schmollen.

„Fang bloß nicht damit an...Meine Fähigkeiten sind nur noch ein Witz! Es stimmt zwar, dass ich weiterhin Korridor benutzen kann. Innerhalb einer Welt ist alles kein Problem, aber ich kann nicht mehr kontrolieren in welche Welt ich komme, wenn ich hier weg wollen würde.“

Ich runzelte besorgt die Stirn.

„Das heißt also, du kannst deinen Zielort nicht bestimmen?“

„Jahaaaa...“, quängelte der Blondschopf und reif seine Sitar.

Das tat er immer wenn er beleidigt war, oder sonst Kummer hatte.

Kurz darauf hörte man im ganzen Dschungel das beruhigende Gezupfe der ehemaligen Nummer 9.

Auch wenn er sonst nicht viel konnte, er wusste wie er mit seinem Instrument umzugehen hatte.
 

Und damit ging eine weitere sichere Chance im wahrsten Sinne des Wortes den Bach runter.

Jetzt blieben mir nur zwei Möglichkeiten; entweder ich blieb hier, zusammen mit Demyx und gab Roxas auf, oder ich spielte mit dem Feuer und ging das Risiko ein in sonsteiner Welt zu landen.

Die Entscheidung fiel mir nicht sonderlich schwer.

„Demyx?“

Ich stand auf und ging zu dem Musikanten, der sich in einer Art Trance befunden hatte.

„Würdest du mir helfen nach Destiny Island zu kommen? Ich möchte zu Roxas und mit ihm reden, du weißt ja worüber.“

„Aber ich kann doch nicht kontr...“

„Das ist mir schon klar, aber sonst komm ich hier nicht weg. Mir ist egal in welche Welt ich komme, aber vielleicht gibt es dort ja Leute die mir weiterhelfen können.“

Demyx schien kurz zu überlegen, dann verschwand seine Sitar von seinem Schoß und er stand auf.

„Alter, du hast das Herz echt am richtigen Fleck! Ich bin dabei. Auch wenn ich keine Ahnung hab wo es hingeht.“

Mit einer schnellen Handbewegung erschien ein dunkler Pfad vor uns.

Wasserratte grinste breit und legte eine Hand auf meine Schulter.

„Darf ich bitten?“, sagte er fröhlich.

„Sollten wir nicht noch Tarzan und der Furie Bescheid sagen?“, fragte ich, doch Demyx schüttelte nur den Kopf.

„Nein, es ist besser so! Sie waren so nett zu mir, ich denke wir sollten sie nicht unnötig belasten...Können wir dann?“

Mit zwei großen Schritten durchschritten wir den Pfad in die neue Welt.
 

Doch leider machte uns die Gravitation einen Strich durch die Rechnung.

Denn als wir auf der anderen Seite hinaustreten wollten, stellten wir mit erstaunen fest, dass wir uns in der Luft befanden.

Um uns herrum waren graue, schmutzig wirkende Wolken und ein ziemlich ramponiertes Gebäude.

Auf mehr Details der Umgebung konnten wir uns leider nicht konzentrieren, denn die Erdanziehung forderte ihr gutes Recht ein und so sausten wir direkt dem Boden entgegen.

„Demyx!!!“, rief ich im Fall, um meiner Wut Luft zu machen.

Doch Wasserratte verteidigte sich zurecht.

„Ich hab dir doch gesagt, ich...“

„WAAAAAAH!!!“

Der Schrei kam nicht von mir und auch nicht von Demyx.

Genau unter uns starrten zwei Typen zu uns hoch, doch sie machten keine Anstallten sich aus der Flugbahn zu bewegen.

Und so landeten wir relativ schmerzfrei auf den Rücken der beiden Knalltüten.

Demyx auf dem einen, ich auf dem anderen.

Schmerzfrei aber nur für uns.

„Boa, was seid ihr denn für Vögel, man?“, sagte mein „Landungskissen“ und rieb sich das Gesicht, das anscheinend unfreiwillig eine Verbindung zum Boden eingegangen war.

„Wir sind keine Vögel, wir sind Menschen genau wie ihr, kannst du dir das merken?“

Ich war ziemlich stolz, mal sagen zu können, ich wäre ein Mensch.

„A-axel, schau mal...der Typ...“, hörte ich Demyx stottern und als ich zu ihm rüberlugte, entdeckte ich seinen schockierten Gesichtsausdruck.

„Was denn? Was soll mit dem...?“

Die letzten Worte blieben mir im Hals stecken.

Ich rappelte mich auf und musterte den Kerl, der es mir gerade gleichtat.

Er sah aus wie eine exakte Kopie von mir.

Lange rote Haare, die zu einem Zopf gebunden waren und an der Stirn durch eine Sonnenbrille zerzausst wurden.

Zwei rote Zeichnungen zogen sich von beiden Schläfen aus, über die Wangen unter den Augen und an einem Ohr prankte ein kleiner Ohrring.
 

„Mensch, Rude, was hast du denn da aufgefangen? Sonst waren die Mädels die du angeschleppt hast, doch wenigstens gutaussehend.“, sagte er und klopfte sich den Staub von seinem schwarzen Anzug, wobei er zu seinem Kollegen hinüber schielte, der Demyx auf dem Arm hielt.

Er hatte ihn einfach beim aufstehen mit hochgehoben.

Bei der Wandschrankfigur kein Wunder.

Endlich wurde der Rothaarige auf mich aufmerksam, denn ich hatte ihn die ganze Zeit verständnislos angestarrt.

„Hey Kumpel, du willst mich nicht ganz zufällig nachmachen, oder? Schaust ja aus wie ein Spiegelbild. Bis auf ein paar Kleinigkeiten...Ganz gelungen.“

Ich glaubte es nicht. Der Kerl hatte sogar fast die gleiche Stimme wie ich.

„Komm Rude, lass dir die Telephonnummer geben und dann geht’s weiter. Wir haben noch Arbeit vor uns.“

Der Wandschrank, der wohl Rude hieß, ließ Demyx runter und murmelte: „ Das ist ein Kerl!“

„Ach, auf einmal die Seiten gewechselt? Hät ich nicht gedacht...“

Demyx sagte gar nichts.
 

„Hey warte mal!“, rief ich dem Rotschopf hinterher, der darauf stehenblieb und sich umdrehte, aber keinen Ton sagte.

„Warum siehst du genauso aus wie ich? Wer bist du?“

„Als wenn wir jedem dahergelaufenen Nachahmer unsere Namen sagen würden, also echt!“

Demyx, der sich wieder gefangen hatte, legte gelangweilt die Hände in den Hinterkopf.

„Aber du hast deinen Kumpel doch grade die ganze Zeit mit Namen angesprochen. Der heißt Rude, nicht wahr?“

„A-ach, hab ich das? Ups...“
 

Ich trat einen Schritt auf den Kerl zu und hackte noch mal nach.

„Wer bist du?“

Angesprochener drehte das Gesicht weg und lächelte hämisch.

Dann antwortete er langsam.
 

„Reno, reicht dir das?“
 

Wie war diese Situation bei dir, Roxas...
 

Tbc...

Reno

Einfach verrückt!

Ungläubig starrte ich meinem Gegenüber in die hellblauen Augen, die scheinbar felsenfest auf einem Punkt in der Luftlinie zwischen uns ruhten.

„Reno...“, wiederholte ich leise, sodass nur ich es hören konnte.

Es diente zum einen der Bestätigung, zum anderen aber auch der Einprägung, denn ich wusste: Diesen Namen werde ich mir merken müssen!

Demyx’ Blick wanderte unterdessen zwischen mir, Reno und Rude hin und her.

Er verstand die Situation wohl genauso wenig wie ich.

„Stoooooop! Auszeit, Kollegen!“, platzte er auf einmal heraus. „Kann mir mal einer erklären, was hier los ist?“

Reno grinste, Rude schwieg bestimmt. Er erinnerte mich an einen glatzköpfigen „Wandschrank-Türsteher“. Eben einfach respekteinflößend.

Das Grinsen des Rothaarigen machte mich nervös, er wusste mehr als wir, das sah man ihm an.

„Das wüsste ich selbst gern, glaub mir.“

Dieser Satz brachte Demyx und mir jetzt natürlich unglaublich viel.

Angestrengt dachte ich darüber nach, was Reno eben gesagt hatte, suchte nach einem, möglicherweise, versteckten Hinweis auf eine Lösung.

Fand aber nichts.

War ich zu dumm, um verschlüsselte Worte zu enträtseln?

Ich wünschte Vexen wäre dort gewesen...
 

Glücklicherweise schlug die angespannte Stimmung schnell um, da Reno und Rude die Köpfe zusammengesteckt hatten und lautstark darüber diskutierten, was denn jetzt am besten mit uns zu tun wäre.

Scheinbar wusste Reno wirklich nichts über unsere Ähnlichkeit, doch irgendetwas stimmte da nicht.

Sein Blick hatte mir verraten, dass er eine Verbindung zu mir haben musste und vor allem, dass er über diesen imaginären Faden Bescheid wusste.

Aber trotzdem schien er keine Ahnung zu haben...

Oder er war ein verdammt guter Schauspieler.
 

„Ok!“, unterbrach der Rotschopf die entstandene Stille. „Wir haben uns dafür entschieden, euch erst mal mit zu unserem Bosschen zu nehmen. Der weiß bestimmt weiter.“

‚Bosschen’...so nannte ich Xemnas auch manchmal.

Wasserratte schaute verwirrt zu mir herüber und trat schließlich neben mich. In seiner Stimme schwang ein besorgter Unterton mit.

„Axel? Was machen wir jetzt?“

„Wir gehen mit ihnen! Ich will wissen was mit mir und diesem Typ los ist.“

Ich nickte entschlossen und Reno nickte zurück.

„Dann lasst uns gehen.“

Enthusiastisch schlug Reno seinem Kollegen auf den Rücken, sodass dieser etwas nach vorne schwankte. Rude rückte seine Sonnenbrille zurecht und beobachtete wie Reno seine Hände in den Nacken legte und gemütlich die graue, menschenleere Straße entlangschlenderte.

Ich schaute Demyx noch einmal kurz an und folgte meinem Double. Wasserratte tat es mir gleich, jedoch nicht bevor nicht er noch ein tiefes Seufzen ausgestoßen hatte und verständnislos mit dem Kopf schüttelte.

Reno und Rude führten uns durch die Seitengasse, in der wir gelandet waren, auf die belebte Hauptstraße.

Auch hier lagen überall Trümmer von Gebäuden.

Verblüfft über den plötzlichen „Tod-Leben“ Szenenwechsel, pfiff Demyx einen langgezogen, hohen Ton, den er selbst aber mit einer Frage unterbrach.

„Sagt mal...warum liegt die Stadt eigentlich so in Schutt und Asche? Ziemlich schlimm zuge...“

„...gerichtet, nicht wahr? Das waren zwei totale Knalltüten und ein Herzchen!“

Reno drehte sich im Laufen etwas zur Seite, um Demyx, der dicht hinter ihm lief, ins Gesicht schauen zu können.

„Sephiroth, Kadaj und Cloud!“, fügte sein Kollege hinzu und Reno nickte kurz bevor er erklärte.

„Das eine führte zum anderen. Zuerst kam dieser Sephiroth und beschwörte son’n Meteor, der dann im letzten Moment von Cloud und so’m weißen Keine-Ahnung-Was zerstört wurde. Das war vor 3 Jahren. Und letztes Jahr tauchte dann dieses Mamakind Kadaj auf, der sich in Sephiroth verwandelte und ebenfalls von Cloud besiegt wurde!“

Er japste kurz und holte tief Luft, wohl erschöpft vom Reden und blieb dann vor einer kleinen, heruntergekommenen Kirche stehen.

Einige, krank aussehende Leute schoben sich, höflich nickend an uns vorbei und stemmten ihre hageren Körper gegen die schwere Holztür.

Reno wies mir und Demyx an einmal einen Blick ins Innere des Gebäudes zu werfen und als wir hineinlugten, entdeckten wir weitere Personen, die alle zu einem kleinen Teich, der kurz vor dem Altar lag, pilgerten.

Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen durch das kaputte Dach, sodass sie sich mit dem Wasser verbindeten und es golden schimmern ließen. Einzelne gelbe und weiße Blütenblätter durchzogen das Nass und hin und wieder tropfte es von einem der morschen Deckenbalken.

Ein wunderschöner Anblick.
 

„Wasser!“, freute sich die ehemalige Nummer 9 und wollte gerade einen Hechtsprung Richtung Teich machen, wurde aber von Rude am Kragen des Hawaiihemdes gepackt und zurückgehalten.

„Lass es lieber, Blondie! Das Wasser wird leider noch gebraucht!“

Reno schüttelte seine erhobene Hand und grinste amüsiert.

„Warum leider?“, wollte ich wissen.

Die Blicke von Reno und mir trafen sich und ich spürte erneut diese Verbindung.

„Wisst ihr, nachdem Sephiroth und Kadaj beseitigt waren, verschmutzte das Trinkwasser immer mehr. Die Menschen in Midgar haben nichts mehr zu trinken. Diese Quelle da besitzt zwar heilende Kräfte, löscht aber keinen Durst.. Also trinken die Leute in ihrer Not...“

„Das verschmutzte Dreckswasser!“, beendete Demyx den Satz mit trauriger Stimme.

Er hasste es, wenn mit Wasser etwas nicht in Ordnung war, also zogen sich seine Augenbrauen dementsprechend verstört nach oben.

„Ganz genau! Und von dieser Brühe werden die Menschen krank und um sich zu heilen kommen sie hierher. Aber da das heilende Wasser keinen Durst löscht...Na?! Kapiert?!“

Ich schaute zu den Leuten an der Quelle.

„Ein Teufelskreis!“

„Kann man im Moment leider nicht ändern...Wir sollten weitergehen!“, sagte Reno, drehte sich um und ging zur Tür, dicht gefolgt von Rude. Das Thema war für ihn scheinbar gegessen.

Demyx aber, schaute immer noch gedankenverloren auf das glitzernde Wasser des Teiches.

Ich legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.

„Komm, Kumpel!“

Ohne mich anzusehen, lief Demyx an mir vorbei, aus der Kirche ins Freie.

Ich folgte ihm schweigend.
 

Als wir uns wieder auf unserem Weg befanden, trottete Wasserratte sichtlich unmotiviert hinter mir, Reno und Wandschrank her. Ich seufzte und ließ mich zu ihm zurückfallen, um ihm wenigstens etwas Mut zuzusprechen.

Normalerweise war das immer seine Aufgabe gewesen...

„Hey, jetzt lass den Kopf doch nicht so hängen! Die finden schon einen Weg ihr Wasser wieder zu reinigen, kannst du dir das merken?“

Demyx wich meinem aufmunternden Blick aus und sagte nichts.

Das ihn das bisschen Schmutzwasser so mitnimmt, hätte ich nicht gedacht.

„Ach, Axel, das kannst du natürlich nicht nachvollziehen, aber trotzdem danke!“

Ein schmales Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, dann schaute er wieder geradeaus.

„Jungs! Haut mal rein, dahinten! Wir wollen noch heute ankommen!“, rief Reno uns zu, als wir kurz stehengeblieben waren. „Präsidentchen wartet nicht gern, wisst ihr?!“

„Drängel nicht, Idiot!“, entgegnete ich entrüstet.

Ich kann’s nicht haben wenn mich jemand hetzt.

Demnach schüttelte ich meine rote Mähne, als wir uns wieder in Bewegung setzten.
 

Langsam aber sicher verließen wir die trostlose Stadt, gingen ein Stück durch eine kluftige Felslandschaft und kamen schließlich in einen Wald, der noch trostloser war, als die Stadt.

Die ganze Zeit hatten wir geschwiegen, nur manchmal hörten wir Renos schrilles Gelächter vor uns, das meinem so ähnlich war.

Auf einmal merkte ich, wie Demyx die Augen aufriss und zusammenzuckte, als hätte ihn etwas gestochen.

„Sag mal, Axel...Was ist eigentlich mit Ro...“

Ich unterbrach ihn indem ich ihm den Mund zuhielt.

Reno und Rude blieben ebenfalls stehen und ersterer drehte sich mit seiner Waffe in der linken Hand, einem ausziehbaren Metallstab, zu uns um.

„Aha, du hast es also auch gemerkt, Doublechen?“, fragte er hämisch grinsend.

Ich neigte den Kopf und pfiff etwas Luft, in Form eines ‚Pff’ in die Umgebung.

„Nenn mich nicht so, merk dir das!“

Reno zuckte mit den Schultern und Rude zog sich schwarze Handschuhe an, die er dann peniebelst genau zurecht zupfte.

„Sie kommen!“, sagte er gewohnt knapp.

Demyx schwieg, was anderes konnte er, mit meiner Hand vor dem Mund auch gar nicht tun.

Wahrscheinlich kapierte er mal wieder überhaupt nichts.

Doch scheinbar hatte er seine Hausaufgaben gemacht, denn als er entdeckte, dass ich meine Chakram zückte, beschwörte er seine Sitar und ging in die für ihn typische Kampfhaltung.
 

Schwarze Schatten schlichen zwischen den Bäumen auf uns zu.

„Na toll...Herzlose!“

„Ok, Leute! Die Waffen sind ja schon mal ganz nett, aber wisst ihr auch wie man damit umgeht?“

Während Reno das sagte, wich er mit einem geschickten Sprung nach hinten den schwarzen Klauen eines Schattenlurches aus.

Diese Grundform der Herzlosen ist zwar nicht stark, jedoch hinterlistig und in der Gruppe extrem nervig!

Und leider hatten wir es hier mit einer regelrechten Armee zu tun.

„Klar, wissen wir das!“, sagte ich, um Renos sarkastische Frage zu beantworten. „Nicht wahr, Wasserratte?“

Als ich jedoch Demyx’ verängstigtes Gesicht sah, bekam ich fast schon so etwas wie Mitleid.
 

Er hatte doch erzählt, dass seine Kräfte noch nicht, oder kaum wiederhergestellt waren.

Und nun zitterten seine Finger über die Saiten seines Instrumentes und verursachten so einige krumme Zupflaute.
 

„Komm hinter mich!“, sagte Rude auf einmal und platzierte sich kampfbereit vor dem Blondschopf.

Demyx stolperte einige Schritte rückwärts und stieß unsanft mit einer mächtigen Eiche zusammen. Verdattert suchten seine Augen Hilfe bei mir, doch ich wusste selbst nicht wirklich was los war.

„Er hat Recht, Demyx! Bleib zurück und unterstütze uns wenn es brenzlig wird!“, rief ich ihm zu, während ich Rücken an Rücken mit Reno stand und mit einem Feuerschwall die Herzlosen vor mir wegfegte. Was nicht viel brachte, denn kurz darauf umzingelten uns neue Schattenwesen.

Reno kämpfte ebenfalls fleißig mit. Einfach unglaublich wie schnell und geschickt er war. Seine Bewegungen ähnelten meinen einfach in sämtlichen Abläufen und Merkmalen, als hätte ich einen Spiegel vor mir.

Könnte es sein...?

Ein dumpfer Schlag riss mich aus meinem schrecklichen letzten Gedanken. Reno war ausgewichen und mir in den Rücken gefallen.

„Pass doch auf!“, fauchte ich reflexartig.

„Pass doch selber auf!“, fauchte er im gleichen Ton zurück.

Ein weiteres Mal durchschwirrte mich die Theorie, die einfach ZU unmöglich war, um sie in Gedanken, geschweige denn in Worte, zu fassen.

Weggetreten starrte ich ein großes, schwarzes Loch in die Luft.
 

Glücklicherweise rettete mich ein scharfer Wasserstrahl davor, von den Herzlosen, die meine Blöße ausnutzen wollten, in einen der ihren verwandelt zu werden.

„Sei vorsichtig, Axel!“

Demyx’ Sitarsaiten vibrierten leicht, während er in einigen Metern Entfernung stand und uns zuwinkte. Von Rude immer noch tapfer beschützt.

„Also...ich weiß nicht was du denkst, Doublechen, aber ich hab allmählig genug von diesen Wichten!“

Erschöpft wischte sich Reno den Schweiß von der Stirn.

„Jo, da hast du Recht! Lass mich das regeln!“

„Na, ob das was wird...“

Skeptisch verschränkte er seine Arme, doch ich entnahm seinem überschwänglichen Grinsen, dass er es ironisch meinte. Also schlug ich mit vollem Sarkasmus zurück.

„Aber nein, mein Lieber! Ich werd gleich ohnmächtig, soviel Angst hab ich. Ich dachte eigentlich du kümmerst dich um alles, Renoleinchen, kannst du dir das merken?“

Im gleichen Moment begann die Luft um meine Chakram zu flimmern und nach einigen Sekunden brannten meine rot-weiß-silbernen Freunde lichterloh.

Ich achtete sorgfältig darauf, nicht zuviel Kraft in den Angriff zu legen, denn so eine Feuerwand macht sich nun mal nicht von selbst.

Diesmal sprang ich Reno in den Rücken und rief ihm zu: „Bleib so dicht wie möglich bei mir!“

Der andere Rotschopf nickte und nahm eine standfeste Position ein.
 

Die Herzlosen waren genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren, zurück blieben nur kleine, verkohlte Stellen im Boden. Ich seufzte und schüttelte meinen verschwitzten Kopf, während ich mit großen Augen beobachtet wurde.
 

Von Demyx, der selten solche Ausbrüche meiner Kraft gesehen hatte, als wir noch zusammen in der Organisation waren. Von Rude, denke ich, denn unter seiner dunklen Sonnenbrille konnte man nichts erkennen. Und von Reno, der die Bewunderung aber mit seinem üblichen Grinsen überspielte.

„Nicht schlecht...Mit solchen Fähigkeiten würdest du sogar zum Turk taugen!“, summte er zufrieden.

„Tss, ich hab noch viel drauf, merk dir das!“, zischte ich und ließ die Chakram verschwinden, als ich sah, dass Renos Stab ebenfalls weg war. Nebenbei tat ich so, als wüsste ich ganz genau was ein Turk ist.

Von seinem Baum aus hörte ich Demyx seufzen. Mit einem ‚Blubb’ entschwand die Sitar von seinem Arm.

„Können wir?“, brummte Rude und richtete seine Krawatte wieder gerade, wobei er sich gleich im Anschluss seiner Lieblingsaufgabe widmete: Stocksteif, wie ein Wandschrank,

dastehen und die Hände vor der Hüfte verschränken.

Ich hatte wirklich Respekt vor diesem Kerl...
 

Nach ein paar Stunden Fußmarsch erreichten wir ein kleines Gebäude, wohl bestehend aus höchstens 4 Zimmern, das, nahe eines Wasserfalls, friedlich dem Rauschen des Wassers zuhörte. Es stand auf einer Art Stelzengerüst, geschützt durch einige Bäume und einem großen Felsen. Trotzdem wirkte das Ganze etwas unsicher...

Freudig lief Reno die ersten paar Stufen der langen Treppe zum Eingang hinauf.

„Willkommen in ‚Healin Lounge’, dem Hauptquartier von uns Turks und Gründungsplatz der neuen Shin-Ra Corp.“

Sollte mich das jetzt beeindrucken? Immerhin hatte ich, nach wie vor, keine wirkliche Ahnung wo ich mich überhaupt befand. Jedoch dämmerte mir langsam was er damit meinte, dass diese Welt Trinkwasserprobleme hatte.

Mein Blick fiel auf den trübe schäumenden Wasserfall und den daraus weiterfließenden Fluss, der in einem reichlich merkwürdigen Grün-braunton schimmerte.

Ich schluckte. DAS konnte wirklich nur krank machen.

Demyx hingegen konnte und wollte nichts dazu sagen, was auch nur zu verständlich war. Immerhin war Wasser ein zentraler Bestandteil seines Lebens, genau wie Feuer in meinem recht verdrehten Dasein eine wichtige Rolle spielt.

„Worauf wartet ihr? Lasst uns gehen!“, unterbrach Reno meine Gedanken, dreist wie immer. Die hölzernen Stufen knarzten, als wir sie emporstiegen und Rotschopf hielt uns bereitwillig, mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür auf.
 

Das Zimmer war genauso unspektakulär wie es von außen den Anschein machte. An der Wand, direkt neben der Tür zum Nachbarraum prankte eine riesige Flagge mit einem Firmenlogo darauf. Ein großes ‚M’ indem mit Kanji ‚Shin-Ra’ geschrieben stand. In der, vom Eingang aus, linken Ecke lagen 3 Schlafsäcke, zwei ordentlich, einer durchwühlt.

Ich tippte darauf, dass dieses Exemplar Reno gehören musste. Die rechte Ecke wurde von einem einzelnen Schlafsack geziert. Dieser gehörte wohl einer Frau, denn rund um den Sack herum lagen und standen Schmickutensilien. Wäre er rosa gewesen, hätte er auch Marluxia gehören können.

„Etwas...“, begann ich.

„...mickrig!“, beendete Demyx, der staunend neben mir stand.

„Nix da! Wir fühlen uns wohl! Und das reicht doch! Normalerweise empfangen wir ja gar keinen Besuch.“, murrte Reno, versuchte aber gleichzeitig seinen Schlafsack in die hinterste Ecke des Raumes zu stopfen. Ich hatte Recht behalten, der Unordentliche war seiner.

Ein regelmäßiges Klacken störte unsere Kebbelei und ein junger Mann, wohl etwas jünger als Reno und ich, mit Krückstock trat aus dem Nebenraum.

„Präsidentchen!“
 

Der Mann lächelte zynisch.

„Reno, Rude! Habt ihr euren Auftrag erfüllt?...Und wer ist das?“

Er schaute zu uns, skeptisch, distanziert und vorsichtig, wie ein verschrecktes Tier. Anscheinend musste er einiges mitgemacht haben, denn obwohl er so jung aussah, ging er gebückt und auf den Stock gestützt. Der weiße Mantel den er trug, tuschierte geschickt seine krumme Haltung und über dem linken, seiner blauen Augen verschandelte eine dünne Narbe sein feminines Gesicht. Die orangefarbenen, kurzen und stramm zurückgekämmten Haare unterstrichen diese weiblichen Züge.

Trotzdem war es definitiv ein Mann.

„Das ist euer Präsident? Der ist ja fast so alt wie ich!“, meinte Demyx, versteckte sich aber hinter mir, als er böse Blicke von Reno und Rude erntete.

„Ich bin Rufus Shin-Ra, ehemaliger und zukünftiger Präsident der Shin-Ra Corp. Reicht das erst mal? Euch widme ich mich gleich!“, sagte das Weibsgesicht und ließ Wasserratte und mich einfach stehen.

„Turks?! Habt ihr den Auftrag jetzt erledigt, oder nicht?“

Reno salutierte scherzhaft.

„Aber klar doch, Präsidentchen! Wir würden Sie doch nie enttäuschen!“

„Sehr gut. Und nun ihr zwei...“

Jetzt wandte er sich wieder uns zu, nur lächelten wir nicht mehr, sondern starrten ihm grimmig in die Augen.

Das schien ihn aber nicht zu interessieren.

„Wie wär’s? Stellt ihr euch vor, oder wie?“

Demyx schnaubte und schob beleidigt die Unterlippe vor.

„Demyx...freut mich...“, sagte er mürrisch.

Mit einem Nicken wurde Wasserratte zu den verstaubten und nicht weiter wichtigen Akten gelegt. Das sagte zumindest Rufus’ Blick.

„Und du? Du kommst mir irgendwie bekannt vor...“

Seine Augen wanderten kurz zu Reno und schlichen dann wieder zu mir zurück.

Ich stemmte die Hände in die Hüfte. Eine Hand jedoch wanderte zu meiner Stirn.

Mit Zeige- und Mittelfinger tippte ich dagegen.

„Axel, kannst du dir das merken?!“
 

Stille breitete sich im Raum aus, es war, als würde die Welt tief einatmen um gleich etwas Unglaubliches herauszuposaunen. Und ich betete, dass es nicht das war, was mir im Kopf herumspukte, seit ich Reno kämpfen gesehen hatte.

Diese unmögliche Sache, die mir einerseits logisch, andererseits aber völlig sinnlos erschien.

Vier Wörter, deren Bedeutung mir schlagartig bewusst geworden war.

Was ich bis dato nicht wusste: Dieser Gedanke versuchte etwas anderes zu verdrängen und er war auf dem besten Wege das auch zu schaffen.

Doch diese Erinnerung...dieses Gesicht...dieses Lächeln durfte nicht verschwinden...oder waren sie es zu diesem Zeitpunkt bereits?
 

Dieser verdammte Gedanke...

Diese verdammten Worte...

Diese verdammte Realität...
 

„Ist Reno mein Jemand?“
 

Wo ist sie bloß...die Wahrheit?...
 


 

Tbc...

Be somebody...

Es hieß warten.

Wie sehr ich dieses verdammte, kleine Wort doch hasse...

Draußen auf der Balustrade von „Healin“ lehnten Reno und ich am Geländer und schwiegen uns schon eine halbe Ewigkeit an. Rufus hatte sich, zusammen mit Tseng, ein weiterer Turk und Anführer der Gruppe in das Gebäude zurückgezogen.

Als er meinen Namen gehört hatte, war Präsidentchens erste Reaktion nachdenkliches Schweigen. Dann hatte er mich, Reno, Rude und Demyx raus geschmissen und Tseng von seiner Order zurück gepfiffen.

Kurze Zeit später erschien der schwarz haarige, groß gewachsene Turk-Boss, zusammen mit einem weiblichen, blond haarigen Turk namens Elena.

Mal so nebenbei...sie hatte verdammte Ähnlichkeit mit Larxene, war vom Charakter her aber eher ruhiger und bei weitem nicht so sadistisch.

Sofort nachdem er über die Lage aufgeklärt worden war, schickte Tseng Elena ohne Begründung zurück auf die Order zurück und schloss sich zusammen mit Rufus in dem kleinen Haus ein.

Und nun warteten wir, Reno und ich, hier auf eine weitere Entwicklung der Dinge.
 

Wasserratte hatte sich unterdessen Rude gekrallt und ihn zum Wasserfall geschleift.

Er machte sich daran, das zu tun, was er nun mal am Besten (neben nerven) konnte:

Mit Wasser umgehen!

Dort unten saß er nun, die Hände in der schmutzigen Brühe, die sich Wasser schimpfen durfte und war fleißig dabei, trinkbare Flüssigkeit zu erschaffen.

Rude stand staunend daneben.
 

„Es ist unglaublich...“, murmelte Reno vor sich hin, aber er war wohl trotzdem darauf aus, dass ich ihn hörte.

Er lehnte mit beiden Vorderarmen auf der obersten Geländersprosse und beobachtete interessiert die Handlungen unten am Wasser. Ich, mit dem Rücken an das Metall gestützt, zuckte nur mit den Schultern.

„Er war schon immer viel zu lieb...dadurch wird er oft ausgenutzt.“

Reno grinste.

„Und du? Nutzt du ihn auch aus?“

„Nein...nicht mehr! Ich habe schon bekommen, was ich von ihm wollte: Seine Hilfe.“, antwortete ich und lächelte etwas.

„So was ist unbezahlbar.“

Mein Gesprächspartner kicherte, richtete sich auf und streckte die steif gewordenen Arme.

„Wofür brauchst du denn Hilfe, Doublechen?“

Entgeistert starrte ich ihn an, doch bevor ich etwas sagen konnte, flog die Tür von „Healin“ auf und Tseng stand, grimmig funkelnd auf der Schwelle.

„Ihr zwei! Reinkommen und zwar sofort!“, herrschte er uns an. Nachdem Reno und meine Wenigkeit uns verdattert an geguckt hatten, folgten wir dem stattlichen Mann in das Gebäude.

Es war wohl das erste Mal, dass ich derartige Angst vor der Wahrheit bekam, denn sollte sich herausstellen, dass Reno tatsächlich mein Jemand war, wäre ich dazu verdammt wieder zu einem Teil von ihm zu werden.

Und damit wäre meine Suche zu Ende...

Rufus stand vor dem, halb von Jalousien verdeckten, Fenster und schaute nach draußen, während Tseng die Tür hinter uns schloss und sich in eine Ecke verzog.

Moment...Suche?

Der Präsident begann: „Ich habe in allen Unterlagen nachgesehen...“

Was für eine Suche...?

„...und tatsächlich etwas gefunden...“

Nach was suche ich?

„Einen verstaubten Bericht von Hojo...“

Nein...nach wem suche ich?

„Es ist zwar skurril...“

Nach ihm?...Ihm? Wer?

„...und total verdreht...“

Er...er...die 13...

„...aber ich kenne eure Geschichte...“

Roxas...

„...eure gemeinsame Geschichte!“

„ROXAAAS!!!“
 

Alle im Raum drehten ihre verwunderten Gesichter zu mir.

„Hey, Mann. Alles klar?“, sagte Reno und legte eine Hand auf meine Schulter, als er sah das ich mir auf die Unterlippe biss und die Augen gesengt hielt.

Ich zitterte und konnte nur stotternd antworten.

„Ich...ich hatte ihn vergessen....IHN, verstehst du?! IHN! Vergessen!!!“

„Kumpel, krieg dich ein! Setz dich erstmal hin, sonst kippst du noch um! Hören wir uns an was Präsidentchen zu sagen hat. Du willst es doch auch wissen, oder?“

Langsam setzte ich mich auf den Boden, „ein gekriegt“ hatte ich mich noch lange nicht.

Aber ich wollte endlich wissen warum er so ist wie ich, darum versuchte ich so gut es ging zuzuhören. Aus Angst war Mut geworden.

Reno nickte Rufus zu und die Züge des Blonden entspannten sich wieder.

„Also...dieser Bericht hier ist schon etwas älter, als mein Vater noch die Kontrolle über

Shin-Ra Inc. hatte. Er berichtet darüber, dass Hojo, ein dilettantischer Wissenschaftler einmal mit einem gewissen Vexen zusammengearbeitet hatte.“

Ich zuckte, als der Name von Nr.4 fiel.

„Gemeinsam haben sie viele eigenartige Experimente durchgeführt. Über und mit Herzlosen...und auch mit Menschen.“

„Mit Menschen und Herzlosen?“, hakte Reno nach und Rufus bestätigte ihn durch ein Nicken. Doch etwas stimmte nicht ganz.

Rufus schaute mit ernstem, fast schon mitleidigem Blick auf den verwirrten Rotschopf.

„Mein Vater war skrupellos...so skrupellos, dass er seine treuen Untergebenen für solche Experimente zur Verfügung stellte...Du warst damals der Jüngste der Turks und damit prädestiniert für die Versuche...Es tut mir Leid, Reno...“
 

Die Worte des Präsidenten trafen Reno wie ein Schlag ins Gesicht. Er riss die Augen auf und das Blau darin begann zu funkeln.

„Was...hat man mit mir gemacht?“, fragte er.

Ich wusste die Antwort, meine Theorie hatte sich bewahrheitet.

Rufus schaute aus dem Fenster, um dem Blick Renos zu entkommen.

„Genaueres zu den Experimenten weiß ich nicht, Sicher ist, dass du kurzzeitig zu einem Herzlosen wurdest. Und hier kommt Axel ins Spiel.“

Ich horchte auf, immer noch geschockt von der Tatsache, das ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben vergessen hatte.

Rufus fuhr fort.

„Während du, Reno, dich von den Folgen des Experimentes erholen musstest, kam dieser Vexen eines Tages zusammen mit einem Kerl namens Xemnas und dir, Axel, zu Hojo. Hojo wollte nicht, das mein Vater von dir erfährt, deswegen beschloss Xemnas dich in die Organisation aufzunehmen und dir einen neuen Namen zu geben, damit die Verbindung zwischen Reno und dir getrennt würde. In dem Bericht steht, das Xemnas dich nach den ersten Worten gefragt hätte die dir nach deiner „Geburt“, was auch immer das heißen soll, eingefallen waren...“

„Und? Was habe ich geantwortet?“, flüsterte ich zaghaft.

„ 'All Eternal Light', ewig währendes Licht!“

„A, E, L und ein X...“

Rufus nickte und Reno schaute den Präsidenten reichlich misstrauisch an. Ich

hingegen versank mal wieder tief in Gedanken verschiedenster Herkunft.

„Aber wie kommt es dann, dass wir uns beide nicht daran erinnern können?“, fragte mein Jemand.

„Tja nun...nach ein paar Monaten ist Xemnas noch einmal aufgetaucht und hat Hojo versichert, dass eure „Erinnerungketten gelöst“ worden seien und das ein Mädchen namens Naminè dafür die Verantwortung tragen würde.“

„Naminè...“, wiederholte ich den Namen des Niemands von Kairi.

Das Mädchen in dem kurzen, weißen Kleid war schon in der Organisation, als mein aktuelles Gedächtnis einsetzte.
 

Marluxia, unser aller Lieblingshippie, wurde mit der Aufgabe betraut, sich ein Team zusammenzustellen und mit Naminè, als Sklavin, das „Castle Oblivion“ zu beziehen.

Dort sollte der Blumenfreund mit ihrer Hilfe Sora als Marionette für die Organisation gewinnen.

Marluxia, Larxene, und Naminè bildeten das oberirdische Team und übernahmen die Kontrolle.

Zexion, Vexen und Lexaeus, das unterirdische Team, war für Planung zuständig.

Mir oblag der, vom Chefchen bekommene, ehrenvolle Auftrag Marluxia auf die Finger zu schauen, denn Xemnas hatte schon länger den Verdacht, der Assassine würde gegen die Organisation XIII handeln.

Und schließlich läutete ich, mit Naminès Rettung, den Untergang des „Castle Oblivion“-Anführers ein.

Naminè trug damals, in der Zeit nach Roxas' Austritt, auch einen wichtigen Teil dazu bei, das die Organisation gestürzt wurde. Wohl im positiven Sinne, denn sie und ihr stetiger Begleiter Riku waren fast so was wie Freunde geworden.

Doch am Ende kehrte auch sie zu ihrem Jemand zurück.

Werde ich das auch müssen? Jetzt, wo ich meinen Jemand gefunden habe?

NEIN! Niemals werde ich das zulassen! Nicht, bevor ich ihn nicht gefunden habe und ihm alles gesagt hatte, was mir auf dem Herzen lag.

Auf einmal jagte mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, als ich Reno ansah, der wild mit Rufus diskutierte.

Panisch rannte ich aus dem Zimmer und stolperte unbeholfen die Treppe herunter, an Demyx und Rude vorbei.

Rufus, Rude, Demyx, Reno und Tseng schauten mir verwirrt hinterher.
 

Ich wusste nicht, wohin ich gelaufen war, doch ein Ziel hatte ich definitiv erreicht.

Der Flussverlauf hatte mich an sein Ende geführt: Ein winziger See, der ruhig das Sonnenlicht inhalierte.

Auch wenn er trübe und schmutzig war, strahlte er doch eine gewisse Ruhe aus und beruhigte mich etwas.

Keuchend setzte ich mich auf einen umgestürzten Baum, der am Ufer lag und fast vollständig von Moos überzogen wurde.

„Warum passiert das gerade jetzt?...Erst vergesse ich dich, Roxas und dann bemerke ich, dass ich dich nie finden kann...“

Die Worte, die ich mir selbst sagte, bohrten die seelische Wunde noch tiefer. Ja, es tat wirklich weh zu wissen, dass ich hier bleiben müsste.

Geistesabwesend zuckte ich mit den Schultern.

„Und was soll aus Wasserratte werden, wenn...“

„Wenn, was?“

Ich drehte mich erschrocken in die Richtung aus der die Stimme zu kommen schien. Zwischen den Bäumen, nicht weit von mir stand Reno.

Gemächlich trabte auf mich zu, während er seine Hände in den Taschen seiner Jacke versteckte und verständnisvoll lächelte.

„Ok, Kollege! Ich werde mich jetzt zu dir setzen und dann erklärst du mir bitte, was mit dir los ist.“, sagte er und hockte sich neben mich auf den Stamm.
 

War es weil er mein Jemand war?

Habe ich ihm deswegen alles erzählt?

Alles über mich, die Organisation, was sind Niemande sind und über Roxas' Austritt, einer der Gründe meiner Reise.

„Du suchst also nach diesem Roxas, um rauszukriegen warum er, als dein bester Freund, nicht bei dir war, als du dich geopfert hast?“, fragte Reno noch einmal nach, zur Sicherheit, dass er alles verstanden hatte.

Ich nickte dösend.

„Ja, genau. Ich habe vor einiger Zeit von einem anderen Freund erfahren, dass sich Roxas kurz nach meinem Tod nochmal gezeigt habe...“

Es war nicht gerade angenehm von solchen Enttäuschungen zu sprechen, deshalb blieben mir Wörter immer öfter im Hals stecken.

Seufzend holte ich Luft und fuhr fort:

„Ich dachte wir wären Freunde...in der Organisation hatte ich mich immer um ihn gekümmert und er kam mit seinen Sorgen auch immer zu mir. Wir vertrauten einander, teilten alles, besonders Meersalzeis, lachten zusammen und hatten viel Spaß auch wenn ich damals noch kein Herz gehabt habe...Gefühlt habe ich trotzdem. Und wenn ich mit ihm zusammen war, wenn ich sein seltenes Lächeln sah, seine meerblauen Augen, seinen blonden Wuschelkopf...dann war einfach alles in mir glücklich!“

Reno schaute mich mitfühlend an, bevor er in sein typisches, ironisch wirkendes Lächeln zurück fiel.

Ich hatte gar nicht gemerkt, wie euphorisch ich geworden war, während ich von Roxas gesprochen hatte.

Schnell wich ich Renos Blick aus und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

„Ich...ähm...ich meine...“
 

„Liebst du ihn?“
 

Erschrocken fanden meine Augen jetzt doch wieder zu denen des anderen Rotschopf.

Lieben?

Ich würde Roxas lieben?

War es so?

Genüsslich ließ ich den Gedanken in meinem Kopf herumschwirren.

Es hörte sich schön an, dieses Wort: Lieben...

War das, was ich für Roxas empfand wirklich Liebe?

Fühlt sich so Liebe an?

Wenn es so war, dann war es ein lang ersehntes, vermisstes Gefühl...

Ich lächelte und beobachtete das Wasser, das immer klarer wurde.

Demyx leistete gute Arbeit.

„Ja...so wird es sein...“, antwortete ich schließlich.
 

Renos Blick war ebenfalls auf das Wasser gerichtet.

„Na dann, ist alles kein Problem...“, sagte der Turk und wippte vor uns zurück, während ich verwundert nach seinen Augen suchte.

Seine Sonnenbrille war herunter gerutscht und befand sich nun in der Position, in der sich Brillen normalerweise befinden.

Ich legte den Kopf schief.

„Wie meinst du das?“

„Du hast mir doch gerade erklärt, was Niemande und Jemande sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Also ich sehe da keinen Unterschied.“

Renos Unbekümmertheit ärgerte mich. Wozu hatte ich gerade stundenlang geredet?

„Ach, was weißt du denn? Du hast keine Ahnung wie es ist ein Niemand zu sein, nichts in der Brust zu haben, das schlägt und immer nur Schatten von echten,

tiefen Gefühlen zu spüren!“, schrie ich meinen Jemand an, doch er zuckte nicht mal mit den Schultern.

„Oh, doch, das weiß ich sehr wohl! Hör mit diesem schwachsinnigen Gerede auf, an das du selbst nicht glaubst! Der Niemand entscheidet ob er fühlen will oder nicht!“

Ich war inzwischen aufgestanden, brachte aber nichts mehr heraus.

Mein Mund schien durch seine Worte versiegelt.

„Und hör verdammt nochmal auf, so zu tun als wärst du nur einer von vielen! Beweg deinen Hintern und such denjenigen weiter, den du liebst! Er wartet auf dich, das weiß ich!

Hör auf zu versuchen, jemand zu werden!

SEI JEMAND!“

Mit den letzten Wörtern war auch Reno aufgesprungen und hatte sich seine Brille wieder unter die Haare geschoben.

„Reno...“

„Jemand, Niemand! Ist doch egal! Jeder kann jemand sein, man muss es nur wollen.!“

Man merkte, dass er mein Jemand war.

Diese Dickköpfigkeit und Sturheit kannte ich sonst nur von mir selbst.

Bei diesem Gedanken konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Danke, Kumpel. Ich schulde dir was!“, sagte ich und streckte Reno meine Hand hin.

Ohne Zögern ergriff er sie.

Einen kurzen Moment hatte ich wieder Angst.

Angst, für immer zu verschwinden, doch es passierte nichts.

Außer, dass Reno meine wunderbare Selbsteinsicht mal wieder zunichte machte.

„Quatsch, wir sind quitt!“

Ich weiß nicht ob es Einbildung war, aber als er, zu diesem Zeitpunkt das erste Mal aufrichtig lächelte, schimmerte eine gewisse Röte in seinem schmalen Gesicht.

Anscheinend freute er sich über das Kompliment.
 

Plötzlich, kurz nachdem sich unsere Fingerspitzen wieder gelöst hatten, tauchte unmittelbar neben uns ein schwarzes Portal auf.

Verdutzt starrten wir auf das dunkle Objekt, das wabernd vor sich hin säuselte und das grüne Gras mit nachtfarbener Materie flutete.

„Woher...?“, stammelte ich, sah mich um und entdeckte, auf einer Lichtung, den verschwitzten Blondschopf von Demyx.

„Hey...“, begrüßte er uns mit einem zögerlichen Winken und kam langsam auf uns zu.

„Wasserratte?! Hast du den Korridor geöffnet?“

Doch der Musiker schüttelte den Kopf.

„Nein, das war ich nich'...Du warst es! Du und Reno!“

Jetzt war ich völlig aus dem Rahmen geschmissen.

Das ich Portale erschaffen konnte, war nicht weiter verwunderlich, schließlich hab ich das früher quasi als Hobby gemacht.

Und nun ging ich davon aus, dass meine Kraft wieder erweckt war, aber Reno...?

Er durfte so eine Fähigkeit nicht besitzen, er war weder ein Niemand, noch ein Herzloser und schon gar nicht ein Mitglied der Organisation.

Ich fasste mir verwirrt an die Schläfe.

„Moment...Wie? Reno und ich? Wie denn das?“

„Es ist so! Und dieses Tor wird dich zu ihm führen, ganz sicher! Roxas wird es dir erklären können. Geh!“

„Gehen? Und du?“
 

Demyx lächelte.

Ein wunderbares Lächeln, so ehrlich und voller Freundschaft.

Es tat gut dieses Lächeln zu sehen, Roxas hatte einmal genauso gelächelt.

„Ich?“, sagte Wasserratte dann. „Ich werde hier bleiben. Hier werde ich gebraucht, die Leute verlassen sich auf mich. Außerdem kann Rude mir noch einiges zum Thema Kämpfen beibringen und wenn ich meine ganze Kraft wieder habe, komme ich dich mit Reno zusammen besuchen. Er ist dein Jemand, oder?“

Reno nickte anstatt meiner, bevor er sich zu mir umdrehte und leicht grinste.

Einmal mehr verstand ich, warum ich Abschiede hasste.

„Dann heißt es wohl 'Bis dann', nicht wahr? Ich werd dich vermissen, Demyx...“

Ich sah noch wie seine Augen zu schimmern begannen, bevor er bei mir im Arm lag.

„Mach's gut, Nummer 8...“, schluchzte er und wischte sich die Tränen an meiner Jacke ab.

„Ach, komm...wir sehen uns doch wieder...“

„Ich weiß, aber trotzdem...“

Langsam löste er sich von mir und zog die Nase hoch.

Er wischte sich mit dem Handgelenk über die blau-roten Augen und stellte sich mit Reno genau vor mich und den schwarzen Korridor.

Mein Jemand verabschiedete sich indem er den Daumen ausstreckte.

Ich erwiderte die nett gemeinte Geste.
 

Noch einmal atmete ich tief ein, ließ Luft durch meine Lungen und an meinem immer schneller schlagenden Herzen vorbei strömen.

Meine Füße bewegten sich, fast schon unabhängig von meinem Willen in das Dunkel.

„Bestell Roxas schöne Grüße!“, hörte ich Demyx noch rufen, bevor er und die Geräusche der Umgebung verstummten.

„Bald bin ich bei dir...bald werde ich bei dir sein...auf Destiny Island...“, sagte ich mir immer wieder, um sicher zu gehen, auch wirklich auf den Inseln anzukommen.

Um mich herum klärte sich die Schwärze in tiefes Blau.

Vor mir breitete sich das unendlich weite, im Glanz der Sonne majestätisch glitzernde Meer aus und über mir erstreckte sich ein kristallklarer, wolkenloser Himmel.

Der weiche, feuchte Sand tat meinen Füßen gut und die frische Brise sorgte im Gesicht für Kühlung.

Es war definitiv eine Insel und in meinem Herzen spürte ich, dass es die eine Insel war, die ich suchte.

Als ich mich ein wenig umsah, entdeckte ich überall Palmen, an denen dicke, grüne und braune Früchte hingen.

Ein Holzverschlag, der neben einer kleinen Quelle stand und wohl nur durch guten Willen zusammengehalten wurde, knarrte im Seewind.
 

Mein Hauptaugenmerk lag aber schräg über dem Schuppen: Eine kleine Nebeninsel, durch einen Steg mit der Hauptinsel verbunden und von einem krumgewachsenen Baum geziert, an dem sternförmige Früchte prangten.

Auf dem Baum saß eine mir nur allzu gut bekannte Silhouette, die ich schon eine kleine Ewigkeit gesucht hatte.

Ich hechtete zum Verschlag und stürmte die Treppen hinauf, um auf die Insel zu kommen.

Die Person bemerkte mich nicht, selbst dann nicht, als ich keuchend ein paar Meter hinter ihr stand.
 

Er war es...er, nachdem ich so lange gesucht hatte.

Der Blondschopf verriet ihn, ich hatte ihn sofort erkannt.

Endlich sehe ich dich wiedersehen...Endlich sehe ich dich...

Ich hab dich schrecklich vermisst...mein Roxas...
 

„Roxas? Bist du's?“

Langsam drehten sich die beiden azurblauen Augen zu mir um...
 

Du kannst dir gar nicht vorstellen wie froh ich war, Roxas...
 


 

Tbc...

Uncomprehending silence

Da saß er.

Er, mit den Augen, die so tief, blau und friedlich waren, dass ich am liebsten hinein gesprungen und darin herum geschwommen wäre.

Zaghaft wanderte dieses Blau nun zu mir und beobachtete mein freudiges Gesicht, allerdings mit einem Ausdruck, der in mir Unbehagen auslöste.

„Roxas? Ich bin's Axel!“, versuchte ich ein Gespräch zu beginnen, scheiterte aber kläglich, als er nicht antwortete und mich einfach weiter anstarrte.

In meinem Gesicht haben sich zu diesem Zeitpunkt wohl tausende von Fragen gespiegelt, die ich ihm gerne gestellt hätte.

Aber durch seinen merkwürdigen Gesichtsausdruck blieben mir die Worte im Hals stecken.

Allmählich machte mich diese drückende Stille unruhig.

Er sollte etwas sagen...irgendwas...egal was!

Verzweifelt packte ich seine Schultern und schüttelte vorsichtig was ich in Händen hielt.

„Roxas! Sag do...“

„Lass mich los!“

Seine unvergessliche Stimme, die mir so gefehlt hatte, durchschnitt meine Eigene in eiskaltem Tonfall.

Erleichtert atmete ich auf, froh, dass er überhaupt endlich mit sprach.

Außerdem war ich patzige Antworten von ihm gewohnt.

„Mann, erschreck mich doch nicht so. Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Wegen dir hab ich ganz schön viel durchgemacht, kannst du dir das merken?“

Ich deutete auf meinen Arm, um den sich, seit meinem Dschungelabenteuer ein dicker, weißer Verband schlängelte.

Wieder keine Antwort von Roxas.

Er drehte den Kopf Richtung Meer und genoss sichtlich wie der angenehm kühle Wind sein Gesicht, seine Haare und den Rest seines zierlichen Körpers streichelte.

Zerknirscht kratzte ich mich an der Wange.

„Na ja, braucht dich ja auch gar nicht zu interessieren. Aber wie kommt es, dass du so frei und ohne Sora herumläufst...“

„Halt den Mund!“, unterbrach Roxas mich, wieder eiskalt.

„Was?“

Ich blinzelte misstrauisch, als er mich so an herrschte, das kannte ich gar nicht von ihm.

„Geh und lass mich in Ruhe, kapiert?“, stach er nach.

Verständnislos mit dem Kopf schüttelnd, schwankte ich einige Schritte zurück.

„W-was soll das?“
 

„Roxa~s???“

Fröhliche Stimmen drängten sich zwischen unsere Anspannung.

Vier bekannte Gesichter stolperten über den Holzsteg zur kleinen Insel rüber.

Ein blondes und ein braun-rothaariges Mädchen und zwei Jungs in Roxas' Alter.

Der eine war ungefähr einen Kopf, als der andere und hatte lange silbergraue Haare, die offen den schmalen Rücken hinunter fielen.

Seine türkis blauen Augen erinnerten an einen See im Mondlicht und hatten ihre Aggressivität und ihr Stechen, das früher in ihnen zu sehen war, verloren.

War er die Erde, so konnte man den Kleineren mit dem Himmel vergleichen.

Seine braunen Haare standen in alle Richtungen, wäre er eine Antenne hätte er sicher Dauerempfang.

Sein Gesicht war Roxas' so ähnlich, wie meines dem von Reno.

Kein Wunder, schließlich war er Roxas' Jemand.

Vor allem aber, war er das letzte, was ich gesehen hatte bevor ich starb.

Sora, einer der Schlüsselschwertträger und Hauptgrund warum es die Organisation nicht mehr gab, rannte zusammen mit Riku, dem silberhaarigen, sein bester Freund und ebenfalls Schlüsselschwertträger, in Schwimm-Shorts auf Roxas und mich zu.

Dicht gefolgt von Kairi, Soras Freundin, die ich einst entführt hatte um aus Sora einen Herzlosen zu machen und Naminè, Marluxias Ex-Maskottchen und...ach, von ihr hab ich ja schon erzählt.
 

„A-axel?“

Ich drehte mich um, als ich meinen Namen hörte und sah in die verwunderten Augen der vier Freunde.

„Hey, Leute...Lange nicht gesehen, was?“, brachte ich zögerlich heraus. „Geht ihr schwimmen?“

Vom Thema ablenken...Tolle Idee in so einer Situation.

„Wie kann das sein? Ich hab doch gesehen wie du...“, stammelte Sora und stellte sich neben Roxas.

Soviel zum Themenwechsel.

Reichlich verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf, wobei ich merkte, dass sich meine roten Zotteln nicht mehr in der Position befanden, in der sie es eigentlich sollten.

„Ich weiß...Schon merkwürdig, oder?“

„Das kann man wohl sagen.“, sprach Sora weiter. „Aber es freut mich, dass es dir gut geht.“

Es war schön zu hören, dass ich wenigsten etwas von den Leuten vermisst wurde, denen ich einst schaden wollte.

Sanft lächelte ich in die Runde, doch als ich Roxas' angewiderten Gesichtsausdruck bemerkte, wanderten meine Mundwinkel wieder nach unten.

Was sollte dieser Mist von ihm...?
 

„Axel...“

Naminès glasklare Stimme fügte sich nahtlos an die des Schlüsselschwertträgers an.

„Es tut gut zu wissen, dass du lebst. Ich habe mir schreckliche Vorwürfe gemacht, als ich hörte du seist tot. Was tust du hier bei uns?“

Mein Blick legte sich einmal mehr auf Roxas, diesmal so offensichtlich, dass die Anderen es mitbekamen.

Doch anstatt diesmal meinen Augen auszuweichen, sah er mich bitterböse an.

Die, sonst so friedlichen Saphire verengten sich vor lauter Wut.

Nein, nicht Wut. Das war etwas anderes.

Trotzdem ließ ich mich davon nicht beirren eine Antwort zu geben.

„Ich habe jemand ganz bestimmten gesucht!“

Immer noch starrte ich den Blondschopf an.

„Deinen besten Freund! Das kenne ich irgendwo her.“, schmunzelte Riku und verschränkte die Arme vor dem nackten Oberkörper, bevor er sich gegen den krummen Baum lehnte.

Es war das erste Mal, dass ich seine richtige Stimme hörte.

Sonst hatte ich nur mit Replika gesprochen, doch da hatte ich nicht sicher sein können, dass die Stimme der Kopie mit der des Echten übereinstimmte.

„Na ja...nicht so ganz...“, sagte ich, doch bevor ich weiter sprechen konnte wurde ich wieder durch Roxas' Geste unterbrochen.

Doch diesmal schien er verzweifelt und erschrocken.

Fast unhörbar murmelte er: „Tut mir Leid, Sora! Ich geh nach Hause...“, und rannte an mir, Sora, Riku, Naminè und Kairi vorbei.

Von der Insel aus konnten wir beobachten wie er in eines der Holzboote stieg, mit denen man scheinbar zur Wohninsel kommt.

Traurig seufzend blickte ich ihm nach, während Kairi beruhigend eine Hand auf meine Schulter legte.

„Lass ihm Zeit. Du bist sein bester Freund, da ist es klar, dass er erstmal verarbeiten muss, dass du wieder bei ihm bist.“

Ich nickte.

„Ja, hast vermutlich Recht...“

Tief atmete ich durch.

So was entspannt wirklich ungemein.
 

„Wie wär's wenn wir auch zurückfahren? Dann kannst du dich erstmal ausruhen, was essen, dich waschen und so weiter. Vor allem aber kannst du uns die Situation erklären.“, schlug Riku vor, regte sich von seinem Platz und streckte die Arme über den Kopf.

Erst jetzt merkte ich, wie dürr er im Vergleich zu früher geworden war.

Gesehen hatte ich ihn ja schon mehrmals in Form des Replikas und das Aussehen war identisch.

„Einverstanden...“, antwortete ich knapp, immer noch auf das Holzboot mit Roxas darin starrend.
 

Später, als wir bei Sora zu Hause waren, wollte ich mich erstmal ins Bad verziehen.

Seine Mutter, eine schlanke, selbstbewusst wirkende Frau, der man genau ansah, dass sie Soras Mutter war, hatte aber andere Pläne mit mir.

Zuerst schleifte sie mich in die kleine Küche und setzte mir den gesamten Kühlschrankinhalt vor, den ich (natürlich) dankend entgegen nahm.

Danach schubste sie mich in das Schlafzimmer von ihr und ihrem Mann und ließ mich allerlei Schlafanzüge anprobieren, von denen mir genau einer passte.

Die anderen waren alle zu groß.

Ich hab halt ne' schwierige Kleidergröße, na und?

Wenigsten konnte ich meine Wespentaille, im Vergleich zu anderen Leuten der Orga halten.

Nicht wahr, Lexaeus?
 

Als ich dann endlich alleine im Bad stand, natürlich mit den Pyjama unter dem Arm, befreite ich mich von den dreckigen, verschwitzten Klamotten, die ich von Merlin bekommen hatte.

Freundlicherweise hatte mir Soras Mutter gezeigt wie die Dusche funktionierte, sodass ich mich ohne Bedenken in die kleine Kabine stehlen konnte.

Gerade als ich eine Hand an den Wärmeregler legte, realisierte ich was eigentlich los war.

„Mrs. Sora“ hatte mir einen Schlafanzug gegeben, dass bedeutete ich würde hier übernachten.

Und Roxas wohnte bei Sora...

Ich schluckte, als sich böse Gedanken in meinen Kopf verirrten und drehte fast reflexartig das heiße Wasser auf.

Das warme Nass, das sich jetzt seinen Weg über meinen Körper suchte, schien nicht nur den Schmutz abzuwaschen.

Ich konnte spüren, wie mein Kopf in eine angenehme, klärende Hitze gehüllt wurde.

Genüsslich seufzte ich und das obwohl ich Wasser eigentlich wie die Pest hasste.

Dadurch, dass ich jetzt freier im Oberstübchen war, konnte ich meine Gedanken ordnen.

Und zwar in der Reihenfolge, in der ich später alles erzählen wollte.

Eigentlich war das aber total überflüssig, ich würde mich sowieso verhaspeln, schon allein weil Roxas anwesend war.

Ein weiteres Seufzen entrann meinen Lippen.

Was war nur los mit ihm?

Warum benahm er sich so merkwürdig?

Ich dachte immer, wir würden uns nahe stehen und es wäre damals nur ein dummes Missverständnis gewesen.

Aber so wie sich jetzt verhielt?!

„Roxas...“, flüsterte ich und legte meine Stirn gegen die schwarz-blauen Kacheln.

Durch das Wasser wurden die Streifen unter meinen Augen nass und nun tropfte die Mischung aus schwarz, lila und rot auf den weißen Duschboden.

Ich erschrak kurz, als ich die Flecken zwischen meinen Zehen bemerkte, da ich dachte die Wunde am Arm sei wieder aufgegangen.

Doch die verkrustete Narbe schmückte weiterhin friedlich meinen Oberarm.

Rasch stellte ich das Wasser ab und stieg fröstelnd aus der Dusche, um mir sogleich ein bereit gelegtes Handtuch um die Hüfte zu schlingen.

Im vorbeitappsen warf ich einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken und stockte kurz.

„Tse...sieht aus, als hätte ich schwarze Tränen geheult.“

Die Streifen zogen sich jetzt einmal quer über meine Wangen.

Es sah schon merkwürdig aus...
 

Etwas später machte ich mich auf den Weg, die Treppe hinunter, dorthin wo die anderen auf mich warteten.

Im Wohnzimmer hockten Sora, Riku, Naminè und Kairi auf dem Teppich und etwas Abseits in einem Sessel, Roxas.

Alle hatten bequeme Kleidung angezogen und plauderten über die verschiedensten Dinge.

Das Zimmer passte zu Sora und seiner Familie.

Klein, gemütlich, mit einem prasselnden Kamin in der Nähe der Raummitte.

Es war nicht außergewöhnlich, nein, ganz und gar nicht.

Es hatte halt einfach alles, was jedes Wohnzimmer besaß.

Sogar das im „Castle Oblivion“ und im Schloss sah so, oder zumindest so ähnlich aus.

Couch, Schrank mit Vitriene, Fernseher und ein kleiner, tiefer Tisch, auf dem man die Füße hoch legen konnte.

Vorzugsweise nach einem harten Arbeitstag voller sinnfreier Mission...

Die Vergangenheit holt mich mal wieder ein...
 

Höflich wie ich nun mal (nicht) war, trat ich im rot-schwarzen Pyjama und mit nackten Füßen zu der Gruppe.

Meine Haare hatte ich zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, aber sie hingen immer noch klitschnass über meinem Rücken und tropften ihre letzte Flüssigkeit auf den Laminatboden.

Allein meine Striche hatte ich nachgezogen.

Säh ja auch schön doof aus, wenn ich „verheult“ zu Roxas gegangen wäre.

Ich räusperte mich.

Sora drehte leicht überrascht den Kopf zu mir.

„Ah, da bist du. Setz dich und dann erzählst du uns bitte was Sache ist!“

Am liebsten hätte ich mich zu Roxas an oder auf den Sessel gesetzt.

In dieses Ungetüm hätten locker drei Lexeaus gepasst, aber als ich Anstalten machte mich dorthin zu bequemen, brachte mich ein Lichtstrahl zu stillstehen.

Roxas hatte seine Sternentreue beschworen und hielt mir die gefährliche Klinge vor's Gesicht.

Ich schaffte es irgendwie cool zu bleiben. Wenn auch mit Mühe.

„Roxas! Bist du wahnsinnig? Axel ist dein Freund!“, schrie Sora seinem Niemand zu, worauf dieser mit einem abwertenden Kopfschütteln das Schwert verschwinden ließ.

„Ist schon in Ordnung...“, sagte ich um die Lage zu beruhigen und ließ mich zwischen Riku und Sora nieder.

Noch einmal suchte ich Augenkontakt zu Roxas...vergeblich.

„Also, wo soll ich anfangen?“

„Dort wo deine Geschichte beginnt...“, antwortete Naminè in deren Gesicht ein elegantes Lächeln ruhte.

„Ok, aber ich stelle eine Gegenleistung, könnt ihr euch das merken?“, meinte ich schelmisch, meine Gegenüber verfielen in angespanntes Schweigen.

„Ihr müsst mir erklären warum Naminè und Roxas allein leben...getrennt von ihren Jemanden.“

„Natürlich werden wir das!“, sagte Kairi hilfsbereit, als sie merkte, dass Sora zu überrascht von der Frage war, um zu antworten.

Ich nickte und begann zu erzählen.
 

Von meinem Erwachen in der dunklen Stadt, meiner Begegnung mit Leon, Yuffie und den anderen, meiner Zeit als Löwe, von dem Wiedersehen mit Demyx und selbstverständlich von meinem Jemand Reno.

Alle hörten gespannt zu, wagten nicht mich zu unterbrechen.

Die Fragen, die man ihren Blicken entnehmen konnten, hoben sie sich sparsam bis zu Schluss auf.

Es war bereits weit nach Mitternacht, als ich endete und angestrengt in die müden Augen der Freunde blickte.

Auch mir machte Schläfrigkeit zu schaffen.

„Das ist unglaublich...du hast also ein Eigenes Herz, hast gegen Herzlose gekämpft, bist schwer verletzt worden und hast das Risiko auf dich genommen mit deinem Jemand zu verschmelzen, nur um Roxas zu finden?!“, fasste Riku grob zusammen, mit gedämpfter Stimme, um nicht das ganze Haus zu wecken.

„Ja...nur wegen ihm...“, flüsterte ich.

Roxas entgegnete nichts, er war in seinem Sessel eingeschlafen und sah endlich wieder genauso friedlich aus, wie der Roxas, den ich so respektierte.

Sora lächelte hämisch.

„Eingepennt...nicht gerade höflich...Tja, jetzt sind wir wohl dran.“

Ich stand auf, streckte mich, merkte das mein Fuß eingeschlafen war und schüttelte den Kopf.

„Nein, lassen wir es für heute gut sein. Wir scheinen alle ziemlich K.O. zu sein. Gehen wir lieber schlafen.“

Die Erleichterung in Naminès und Kairis Gesicht sprach für mein Angebot, beiden fielen immer wieder die Augen zu.

Eine Sache musste ich aber noch klären...

Eine wichtige Sache...

„Äh...wo soll ich schlafen?“

Beide Schlüsselschwertträger schauten sich kurz verwirrt an, bevor sie einheitlich antworteten: „Bei Roxas, wo sonst?!“

Ich erschrak etwas. Roxas und ich...in EINEM Zimmer.

Ob ich mich da unter Kontrolle halten konnte?

„Ich glaub', dass ist keine so gute Idee...“, stammelte ich unbeholfen.

„Keine Widerrede! Meine Mum hat schon einen Futon für dich bereitgelegt. Und schließlich seid ihr doch Freunde.“

Wenn das nur so wäre...

Zumindest von meiner Seite aus war Roxas definitiv kein normaler Freund.

Schließlich gab ich aber nach, wenn Soras Familie schon so freundlich sind und dann müsste ich mich halt zusammenreißen.

Was soll's?...
 

Vorsichtig packte ich den schlafenden Roxas am Rücken und in den Kniekehlen, hiefte ihn hoch und folgte Sora und den anderen die Treppe rauf in die Zimmer.

Die beiden Schlüsselschwertträger schliefen in Soras Zimmer.

Ich und Roxas im, zum Schlafzimmer der Nr. XIII umgebauten Gästezimmer.

Und Kairi und Naminè im, zum Gästezimmer umgebauten Büro.

Nachdem wir uns für den Morgen verabschiedet hatten, kehrte schnell Ruhe in das Haus von Sora ein.

So sanft, wie es mit meinem kaputten Arm nur irgendwie ging, legte ich Roxas auf sein Bett, worauf der Kleine im Schlaf seufzte.

Leise setzte ich mich neben ihn auf den Boden, lehnte die Arme auf die Bettkante und beobachtete das friedliche Gesicht den Jungen, dem mein Herz gehörte.

„Warum machst du das mit mir, Roxas? Was habe ich dir getan, dass du dich so verhältst?“, flüsterte ich.

Ich erinnerte mich an die Zeit, als wir zusammen in der Organisation Aufgaben und Missionen bewältigen mussten.

Für mich war es eine schöne Zeit gewesen, die so schnell wie ein Wimpernschlag vorbei gegangen war.

Doch für Roxas...er hatte die Missionen gehasst und er hatte es gehasst, dass die anderen Mitglieder ihm nicht die Wahrheit über ihn selbst sagen durften.

„Roxas...wie hast du unsere gemeinsame Zeit empfunden...?“

Zärtlich streichelte ich ihm über die Wange, fühlte wie weich die Haut unter meinen Fingern war.

„Aber wahrscheinlich denkst du immer noch, Niemande würden nicht empfinden...nicht wahr...“

Meine Augenlider wurden immer schwerer, der Schlaf zog mich unaufhörlich in seinen Bann bis ich ihm schließlich komplett verfiel.
 

Durch lautes Gepolter und aufgebrachte Stimmen wurde ich aus unruhigen Träumen gerissen.

Das ganze Haus schien in Aufruhr, draußen auf dem Flur schienen Sora, seine Mutter und die anderen Amok zu laufen.

Aber irgendwie war mir das egal.

Ich hatte das, was ich wollte neben mir liegen.

„Moin Roxy...Roxy?“

Meine Hand, die eigentlich den Blondschopf wecken sollte, griff euphorisch ins Leere.

Sein Bett war leer, das Fenster geöffnet und heftige Windstöße zogen durch das Zimmer.

„Roxas!?“

Ich zog mir schnell meine frisch gewaschenen Klamotten an, die Soras Mutter auf den Futon gelegt hatte und stürmte auf den Gang.

„Wo ist er?“, rief ich aufgebracht.

Riku, der beinahe mit mir zusammengestoßen wäre, blieb im Laufen stehen.

„Das wissen wir auch nicht! Er hat das Fenster geöffnet, um dadurch ins Freie zu gelangen, aber da dort mehrere Bäume stehen ist er doch durch die Haustür. Sogar einen Zettel hat er da gelassen aber auf dem steht nur: „Macht euch keine Sorgen!“ Es ist eine Unwetterwarnung für die Inseln ausgerufen worden...

Wir müssen ihn so schnell wie möglich finden!“

Ich drehte mich zu dem Fenster.

Es war bereits Mittag, aber der Himmel war pechschwarz vor lauter Wolken.

Die Palmen krümmten sich unter den aufkommenden Böen.

Straßenlaternen, Dachziegel und vor allem die wenigen Menschen, die wohl ihr Haus sichern wollten, wankten und wackelten gefährlich, als der Wind sie berührte.

Das Meer, das eigentlich Tod bringende Brecher Richtung Strand schicken sollte, leugnete sich in trügerischer Stille.

Bitter schluckte ich die Wut herunter, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Es nützte nichts sich jetzt aufzuregen.

„Hier im Haus werden wir ihn sicher nicht finden. Wir müssen raus!“, schlug ich vor, als sich der Rest der Gruppe um mich versammelte.

„In Ordnung, aber wir können nicht von der Insel runter. Das Meer ist zu gefährlich bei so einem Sturm!“, sagte Kairi besorgt, aber dennoch bestimmt.

In diesem Moment wusste ich wo Roxas sein musste.

Er konnte nur dort sein, nur Mitglieder der Organisation können jederzeit überall hin.
 

Nachdem wir uns vor der Haustür noch einmal abgesprochen und schließlich aufgeteilt hatten, kannte ich nur einen Weg.

Der Strand.

Während ich durch die Straßen lief und mein Blick auf der Silhouette der gegenüber liegenden Insel beharrte, mauserte sich der Sturm zum Orkan.

Es fiel mir schwer schnell zu laufen, bei dem Luftwiderstand, doch ich erreichte erschöpft den Sandstrand.

„Dort ist er!“

Aber wie sollte ich auf die andere Insel kommen? Ohne Boot?

Und selbst wenn ich ein Boot gehabt hätte, die Wellen waren zu wahren Monstern mutiert, die alles und jeden erbarmungslos in die Tiefe rissen.

Ich überlegte kurz, bis mir ein Gedanke in den Kopf schoss.

Ich erinnerte mich an Demyx' Worte, kurz nachdem Reno und ich das Portal geöffnet hatten.

Wasserratte meinte, ich hätte das Portal geschaffen und Roxas könnte mir erklären, warum.

Langsam dämmerte mir, was er mir damit zu sagen versucht hatte.

Das war so typisch für Demyx.

„Demyx wusste, was ich für Roxas fühle...das es keine Freundschaft ist, sondern...“

Obwohl mich keiner sehen und hören konnte, wurde ich verlegen.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich, ein eigentlich verdammt unsensibler, grober Macho, der über Leichen geht, mal so verweichlichen würde.

Alles war Roxas' Schuld...ganz allein seine...doch diese Schuld dürfte ihm niemand nehmen.

Das würde ich nicht zulassen...

Jedenfalls hatte Demyx Bescheid gewusst.

War meine Zuneigung denn so offensichtlich? (Anm.: Jaaaaaaaaa! O__o)

Des Rätsels Lösung lag geradezu erschreckend klar vor mir...

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Roxas war der Grund, warum ich schwarze Korridore öffnen konnte und das nicht erst seit meiner Wiederauferstehung.

Von Anfang an dachte ich immer an ihn, wenn ich Portale erschuf.

Mir fiel ein, dass ich , bevor er kam, an der Aufgabe zu verzweifeln schien, doch als Nummer 13 dann da war, klappte alles wie am Schnürchen.

Roxas gab mir die Zuversicht es jedes Mal auf's neue zu schaffen und als ich in der dunklen Stadt aufgewacht war, in dem Glauben er sei für immer weg, war auch die Fähigkeit verloren.

Seine Stimme hatte ich gehört, als ich in der Zwischendunkelheit schwebte und Reno hatte mir neue Hoffnung gegeben um das Tor zu öffnen, das mich letztendlich zu ihm geführt hatte.
 

Ich ballte entschlossen die Fäuste,bis sie weh taten.

„Und jetzt werde ich es wieder hinkriegen, auch ohne Reno!“

Konzentriert schloss ich die Augen und hob eine Hand.

Genau wie damals, flammte bereits nach wenigen Sekunden vor mir die schwarze Materie auf und tauchte den umliegenden Sand in tiefes Dunkel.

Ein wenig entgeistert schaute ich abwechselnd meine Hand und das Portal an, bis ich die Situation realisierte.

„Ich weiß, wohin ich will...“, sagte ich, damit der Korridor auch wusste, was ich wollte.

Zuversichtlich setzte ich Fuß in die Finsternis, nur um nach ein paar Atemzügen am Ufer der anderen Insel wieder zu erscheinen.

Während hinter mir das Tor schon wieder verschwand, lief ich gegen den Sturm, am Strand entlang.

Regen peitschte mir entgegen, doch man konnte mich nicht stoppen.

Nicht mal Xemnas hätte das in diesem Moment gekonnt.
 

Die Zeit in der ich um die Insel rannte, kam mir viel zu lang vor...

Der Monsun hatte sich zwar bereits gelegt, das Meer beruhigt aber es regnete immer noch in Strömen.

Und obwohl wahre Sturzbäche aus dem Himmel prasselten, war die Wolkendecke scheinbar so dünn, dass ich erkennen konnte, das die Sonne schon unter gegangen war und der Mond rund und voll am Firmament standt.

Der schwache Schimmer Licht, der sich seinen Weg zur Erde bahnte, reichte gerade aus, damit ich nirgendwo gegen lief.

Völlig außer Atem erreichte ich schließlich den Strand auf der Rückseite der Insel.

Dort im Sand, so nah am Meer, das es beinahe seine Füße berührte und triefend nass stand Roxas.

Schweigend beobachtete er wie sich die Regentropfen im Wasser auflösten.

Langsam trat ich von hinten an ihn heran.

„Roxas...“, sagte ich, erwartete aber nicht wirklich eine Antwort.

Umso weniger überrascht war ich, als er kurz zusammen zuckte und los rennen wollte.

Doch ich ließ nicht zu, dass er wieder wegging.

„Bleib gefälligst hier!“

Ich umklammerte sein Handgelenk und zog ihn ein Stück zurück.

„Erklär mir mal bitte, was mit dir los ist! Warum benimmst du dich so? Was hab ich dir getan?“, schrie ich ihn an.

Ich konnte nicht mehr darauf achten, wie ich mit Roxas redete, so wie ich es normalerweise tat.

Jetzt endlich drehte er sein Gesicht zu mir, doch was ich sah gefiel mir überhaupt nicht.

In seinen wunderschönen, blauen Augen loderte Wut.
 

„Hau ab! Ich will dich nie wiedersehen, verstehst du? NIE WIEDER!“

„Aber warum, Roxas?“

„ICH HASSE DICH!!!“
 

In diesem Moment war ich allein...ganz allein...

Wie an dem Tag als er gegangen war.

Wie an dem Tag an dem wir uns am Bahnhofsturm von Twilight Town das letzte Mal getroffen hatten um Eis zu essen.
 

Als er das letzte Mal lächelte...
 

Zum ersten Mal seit ich es besaß, wünschte ich mir, kein Herz zu haben...

...denn es war drauf und dran zu brechen.
 

Verletzte Herzen heilen unsagbar langsam, Roxas...
 


 

Tbc...

The reason

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Okay, liebe Leser. Langsam aber sicher geht’s aufs Finale zu. Ihr werdet sehen wie sich alles entwickelt ;3

Dieses Kapitel hat mir am meisten Spaß gemacht zu schreiben, wenn ihrs gelesen habt werdet ihr das nachvollziehen können XDD

Außerdem muss ich davor warnen, dass einige (leichte) Spoiler aus 358/2 Days zu finden sind...hoffe das ist nicht schlimm.

Ich hoffe ihr habt noch Freude am Lesen und bleibt bis zum bitteren Schluss mit dabei ;D

LG Hielo aka Vexy

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Ich hasse dich...

Roxas sagte es nochmal, leiser und bohrte damit den Pflock, den er mir zuvor ins Herz getrieben hatte, noch tiefer.

Der Regen schien es ebenfalls gehört zu haben, denn ich hatte das Gefühl, die Tropfen, die der Himmel verlor, wurden stetig schwerer. Mein Kopf drohte zu zerbersten, so weh tat es.

Aber es war eigentlich gar nicht das Wasser aus den Wolken, das so schmerzte, sondern etwas, das in meiner linken Brusthälfte saß.

Das Nass rann indes friedlich unsere Nasen herab und tropfte schließlich auf den Sand.

Als wäre nichts gewesen...nichts passiert.

„Er hasst mich...aber wieso?“, dachte ich. „Er kann mich doch nicht einfach so hassen...nach allem was...was ich durchgemacht habe...ich...ich...“

„Doch, das kann ich sehr wohl!“

Ich hatte nicht gemerkt, dass ich den letzten Satz laut gesagt hatte und war von Roxas' Worten etwas überrascht.

Der Blonde stach erbarmungslos nach.

„Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen, die Organisation ist mir egal und DU bist mir erst recht egal! Warum lebst du überhaupt noch?“

„Weil ich...“, wollte ich beginnen, doch mein Gegenüber unterbrach mich schroff.

„Ach, halt den Mund! Ich wünschte, du wärst immer noch tot!“

„Aber Roxas, ich...“

„Ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt!“

„Hör doch, ich...“

„Ich wünschte, wir wären nie Freunde geworden!“

ROXAS! ICH LIEBE DICH!!!
 

Es war still, endgültig.

Nur den Regen und die Brandung hörte man noch, ansonsten war da nichts, absolut gar nichts.

Ein leichter Wind schwirrte tollkühn um uns herum. Er versuchte wohl die Situation zu entschärfen, allerdings vergeblich.

Die Tropfen, die weiterhin aus den Wolken fielen, vereinten sich mit dem ruhigen Meerwasser und zogen unendlich weite Kreise. Zuerst klein, dann immer größer werdend bahnten sie sich ihren endlosen Weg ohne Ziel. Jedoch konnte man die einzelnen Ringe kaum auseinanderhalten, sie flossen nahtlos ineinander.

Die Blätter der Palmen im nahen Wald prasselten lautstark unter der Last des Himmelwassers.

Das Geräusch ähnelte einem Trommelfeuer.
 

„W-was?“, flüsterte der Schlüsselschwertträger nach einer Weile und begann sehr bitter zu lächeln. „Lass die Witze, Axel...“

„Sieht es so aus, als wäre alles nur Spaß? Als würde ich es nicht ehrlich meinen?“

Ich ging entschlossen einige Schritte auf Roxas zu, wollte ihn umarmen, doch er wich zitternd immer weiter zurück.

Ein leichtes Kichern entwich seinen Lippen.

„Ja...im...im Moment schon. Das kann nicht...Was redest du eigentlich für Mist, huh? Du versuchst mich wieder einzulullen, nicht wahr?“

„Nein...und was heißt hier 'wieder'? Ich habe nie versucht dich zu manipulieren, nie! Nur als du weggehen wolltest und da hatte ich wohl auch allen Grund dazu!“

„Schwachsinn!“ Er wurde laut. „Du willst nur, dass ich wieder zurück in die Organisation XIII komme!“

Seine Stimme klang, trotz der Lautstärke, zittrig und unsicher. Anscheinend hatte mein Geständnis doch gewirkt.

Als ich eine ruckende Bewegung spürte, bemerkte ich, dass ich immer noch krampfhaft Roxas' Handgelenk festhielt. Und seit geraumer Zeit versuchte er sich aus der Umklammerung zu befreien.

Aber ich war stärker, das wusste er.

„Lass mich los, du Idiot!“

Der Blonde nahm die zweite Hand zu Hilfe und drückte fast schon verzweifelt gegen meinen Ellenbogen.
 

Dann lag er in meinen Armen und hörte schlagartig auf zu zittern.

Liebevoll streichelte ich über seinen Kopf, durchfuhr immer wieder sein nasses Haar.

Der Stoff seiner Kleidung fühlte sich eiskalt auf meiner Haut an und meine eigenen klebten unangenehm durch den Regen.

Sein Kinn auf meiner Schulter war schwer und bewegte sich keinen Millimeter. Ich bemerkte, wie Roxas seine Lippen bewegte jedoch keinen Mut, oder vielleicht auch keine Kraft hatte um etwas zu sagen.

„Selbst wenn du mich nicht sehen willst, selbst wenn du mich hasst...ich werde bei dir bleiben.“, flüsterte ich zärtlich in sein Ohr. „Du wirst mich jetzt nicht mehr los, Roxas...

Der Blondschopf erschrak und fing an sich mit heftigen Schlägen in meine Magengegend gegen die Umarmung zu wehren.

Seine begrenzte Armfreiheit schwächte die Hiebe zwar ab, es schmerzte aber trotzdem. Sowohl dort wo er mich traf, als auch in einer bestimmten Stelle in meiner Brust.

Doch ich konnte ihn einfach nicht loslassen...

Ich wollte ihn nicht mehr loslassen...

Mit den Sekunden verloren seine Attacken allerdings an Intensität und stoppten schließlich ganz.
 

Eine Zeitlang standen wir so da, um uns Regen, Brandung, Sand und ein Stück weiter hinter uns begann der Wald.

Roxas' Kinn auf meiner Schulter wurde noch schwerer und er schmiegte sich zögerlich an meine Schläfe. Dabei realisierte ich, neben der deutlichen Wärme seiner Wange, noch etwas anderes Warmes. Unter den immer feiner werdenden Regentropfen befanden sich auch Tränen.

Roxas weinte.

„A-Axel...lass mich bitte los...“, schluchzte er.

Es tat mir Leid, dass er weinte und es tat mir Leid, dass ich es war, der ihn zum Weinen gebracht hatte.

Aber es ging nun mal nicht anders...er hatte mir keine andere Wahl gelassen.

„Nein...“, sagte ich nach kurzem Nachdenken. „Wenn ich dich jetzt loslasse verschwindest du wieder und vergisst mich...“

Roxas bohrte seine Finger in den Stoff meiner Jacke und bedeckte sein Gesicht mit meiner Schulter.

„Du sollst LOSLASSEN!!!“

Durch den plötzlichen Stoß in Bewegung versetzt, schwankte ich rückwärts und landete mit entsprechendem Platschen im seichten Meerwasser.

Verwirrt schaute ich mein Gegenüber an, dem ein kleiner Wasserfall die Wangen herunter strömte.
 

Es schien fast so als wollte der Himmel mir schlagfertig vor Augen halten, was ich verbrochen hatte. Dass ich gewagt hatte, diesen armen Jungen zum Weinen gebracht zu haben.

Und er bestrafte mich, indem er den Regen stoppte, sodass ich jede einzelne Träne sehen konnte.

Unterstützend kam noch der große Vollmond und Millionen von Sternen hinzu, die jetzt in voller Pracht am Firmament standen und alles in friedliches Silber tauchten.

Ich weiß, dass es richtig war, was ich tat. Mein Herz sagte mir das.

Dennoch hatte ich ein schlechtes Gefühl.

Und leider erkannte Roxas nicht den nächtlichen Frieden, den ich durch den Mond zwangsweise wahrnahm.

„Das ist verrückt! Axel! Wir sind beide Kerle...ach, was sag' ich...Wir sind NIEMANDE! Du kannst nicht lieben...und schon gar nicht mich...mich doch nicht!“, schrie er fast schon panisch und drehte sich einmal im Kreis, als würde das seinem Kopf helfen, freier zu werden und alles zu vergessen, was gerade passiert war.

Ich wollte nichts darauf antworten, ich fühlte nun mal wie ich fühlte. Mir war egal was wir sind.

Eindringlich und ernst schaute ich weiterhin auf den Blondschopf mir gegenüber.

Mit jeder Welle, die gegen meinen Rücken schlug heftete sich mein Blick fester an Roxas und ich merkte wie er immer unruhiger wurde.

Nervös knetete er seine Finger, wich stätig meinen Augen aus und zwang sich aber doch wieder zu mir zu blicken. Immer mehr Tränen liefen seine Wangen hinunter und seine Unterlippe begann in unregelmäßigen Abständen zu zucken.

„Nein...hör auf mich so anzusehen...SIEH MICH NICHT SO A...

Schneller als Roxas reagieren konnte, hatte ich mich hochgezogen und versiegelte seine Lippen nun mit meinen.

Viel zu lange hatte ich darauf gewartet seinen süßen Duft, an den ich mich noch vage erinnern konnte, endlich auch schmecken zu dürfen.

Sanft berührte ich seine Wange, wischte ihm einige seiner Tränen von den Augenwinkeln.

Am liebsten wäre ich so eingefroren, wäre hier auf Ewig mit ihm zusammen stehengeblieben, hätte für immer den Mondschein und das Meer im Rücken gehabt und hätte es bis zum letzten Moment ausgekostet.

Sein Atem war heiß, als ich mich nach einer Weile von ihm löste.

Aber ich bin kein Niemand mehr...“, hauchte ich ihm dünn entgegen.

Er hatte sich nicht gewehrt, aber gewollt hatte er es auch nicht.

Den Kuss hatte er einfach ertragen, wie etwas das irgendwann zwangsweise hätte passieren müssen.

Es was ein beklemmendes Gefühl, das zu wissen...
 

Wirkung hatte es jedoch gezeigt, denn er beruhigte sich langsam. Sein lauter Herzschlag ging regelmäßiger und von sich stoßen wollte er mich anscheinend auch nicht.

Langsam und vorsichtig setzte er ein paar kleine Schritte zurück, sodass das Meerwasser seine Schuhe nicht mehr erreichte.

Er weinte immer noch, allerdings war er nicht mehr so zermürbt wie zuvor.

„Aber...warum?“, fragte er.

Wegen dir...Durch dich habe ich in der dunklen Stadt ein Herz gefunden. Ich habe mich mit Demyx darüber unterhalten und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass starke Gefühle für andere dafür verantwortlich sind. Aber mir ist etwas viel wichtigeres klar geworden...Ich hatte schon viel länger ein Herz...seit dem Moment, an dem du in mein Leben kamst. Doch, ehrlich gesagt hatte ich es nicht besonders lange, denn du hast es mir gestohlen.“

Ich lächelte anklagend und Roxas blickte kurz zu Boden.

Der Sand zwischen seinen Schuhen war aufgewühlt und immer noch nass.

Er schüttelte den Kopf und einige Regentropfen flogen aus seinen Haaren.

„Das meinte ich nicht...Warum ich? Warum liebst du gerade mich?“, fragte er, wandte seine Augen wieder zu mir.

Ich wusste nicht genau, wie ich am Besten antworten konnte.

Ob ich die bittere Vergangenheit noch einmal ausgraben sollte?

Eigentlich hatte er es nicht verdient die Wahrheit zu erfahren...und mir war bewusst, dass ihn meine ehrliche Antwort verletzen würde.

Und das wollte ich nicht...
 

„Axel...?“

Einige Atemzüge später hatte ich mich entschieden.

Ich begann leise und harmonisch zu sprechen.

„Braucht das wirklich einen Grund? Seit damals, als du der Organisation beigetreten bist, wusste ich, dass du anders als die anderen, eben besonders warst. Ich dachte mir, dass du bestimmt der neue Liebling vom Chefchen wirst und hielt dich zuerst für ziemlich arrogant.

Doch dann...dann sind wir Partner geworden. Haben unsere Missionen außergewöhnlich gut erledigt, haben uns vertrauen gelernt und ich hab dir meinen geheimen Nachdenkplatz, den Bahnhofsturm von Twilight Town gezeigt. Unsere gemeinsame Zeit war so friedlich und mit jedem Tag den wir zusammen verbracht haben bist du mir wichtiger geworden, bis du mir sogar noch wichtiger warst als ich selbst. Doch dann kam sie...die Nummer 14, Xion... Ich hatte nichts gegen sie, sie war eine gute Freundin und wir hatten Spaß mit ihr, aber...sie kam dir näher...für meinen Geschmack zu nahe. Ich hatte Angst Xion würde sich zwischen uns drängen.

Und da merkte ich, dass mit mir etwas nicht stimmen konnte...das ich fühlte...das ich für dich fühlte. Irgendwie grausam, oder? Mein erstes Gefühl, das ich bewusst wahrnahm war Eifersucht.“

Ich setzte kurz ab, um vernünftig Luft zu holen.

Roxas schaute wieder betrübt zu Boden, er war stiller als ich dachte.

„Aber Xion ist...“, sagte er zögernd und sehr zittrig.

„Ja, ich weiß.“, fuhr ich erbarmungslos fort. „Und ich will nicht sagen, dass ich froh war, als ich erfuhr was passierte. Sie war auch meine Freundin. Trotzdem beschlich mich das Gefühl, unsere Bindung wäre stärker geworden. Ich nahm Seiten an dir war, die ich vorher nie erwartet hatte. Und ich mochte es wenn du dich aufregtest, betrübt warst, gelacht hast, genervt warst und wenn du ausnahmsweise mal gute Laune hattest. Eben alles an dir.“

Ich stockte, als ich sah wie mein Gegenüber sich ein paar Zentimeter wegdrehte.

Auf seinen Wangen lag ein roter Schimmer, der mich zum Lächeln bewegte.

Allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde.
 

„Du bist ohne ein Wort verschwunden. Man hatte dir wirklich gar nichts anmerken können. Weder an deinem Benehmen noch an deinen Gesten konnten die anderen erahnen was in dir los war.

Nur ich bemerkte es an unseren Gesprächen...aber ich hatte nie gedacht, dass in dir ein derartiger Konflikt herrschte. Du warst irgendwie anders als sonst. An diesem Tag wartete ich in der dunklen Stadt auf dich. Ich hatte gesehen, dass du gehen wolltest und fing dich ab, aber das weißt du ja.

Du gingst einfach an mir vorbei, für dich war ich wohl gar nicht da. Und als ich dir Fragen stellte gabst du nur einsilbige Antworten...das Wichtigste hast du schon gar nicht mehr gehört...“

Roxas war ein wenig überrascht.

Bestürzt schaute er mir kurz in die Augen, als wollte er wissen was ich damals gesagt hatte.

Jedoch hatte ich nicht vor es ihm zu erzählen.

Diese Worte, nämlich das ich ihn vermisste, würde er gehen...darauf durfte er selbst kommen.

„Etwas später erzählte Xemnas uns was mit dir passiert war. Entführung kann man das aber nicht nennen, oder? Du wolltest schließlich weg. Ab da begann ich Nachforschungen innerhalb der Organisation anzustellen und ich fand tatsächlich heraus wo du warst. Digitalisiert in einer irrealen Welt...in einem traumartigen, neuen Leben. Es war Saix, der mir merkwürdigerweise half in diese Stadt zu kommen. Dort sah ich dich...du lachtest ohne mich, inmitten deiner neuen Freunde.

Du hattest uns, mich völlig vergessen.

Doch Saix verbot mir dich anzusprechen, meinte aber trotzdem, dass ich der einzige wäre, der dich zurückholen könnte...“

„Und warum das?“, fragte Roxas schnell, als hätte er Angst die Frage zu vergessen.

Weil ich der Einzige war, der in deinen Erinnerungen existiert...“, antwortete ich in gesenktem Ton und setzte wieder an.

„Tatsächlich übergab Chefchen mir diese Aufgabe und ich durfte dich treffen. Am liebsten wäre ich schreiend auf dich losgegangen, was ich ja auch teilweise getan hab, so wütend war ich auf dich...

Schließlich hatte ich dich davor gewarnt, dass es gefährlich wäre und als ich den Befehl bekam dich auszuschalten war für mich klar, dass ich die Organisation verlassen musste. Denn ich wusste, ich könnte dich nicht töten, selbst wenn ich es wollte. Unser Kampf in diesem Labording...mir war es ernst, aber die Anderen waren mir in diesem Moment total schnuppe. Ich musste dich stoppen, egal wie, nur du durftest nicht zu Sora gelangen. Letztendlich hatte ich versagt...du warst weg, endgültig und mir blieb einzig ein Versprechen auf ein Wiedersehen...Na ja, immerhin haben wir das Versprechen gehalten...“
 

Der Blonde ließ den Kopf sinken, seine Wangen waren immer noch nass vor lauter Tränen.

Mir erschien es fast so als würde er sich schämen, hier zu stehen.

Um es ihm und mir leichter zu machen, hörte ich auf, ihn zu mustern und beobachtete stattdessen den sternenbespickten Horizont.

Ich füllte meine Lungen ein letztes, bitteres Mal mit der sauberen Nachtluft. In meinem Mund machte sich ein trocken- scharfer Geschmack breit.

„Darf ich noch eine Frage an dich richten, bevor ich wieder aus deinem Leben verschwinde?“, sagte ich.

Roxas schaute auf.

Warum warst du nicht da? Warum weinst du jetzt, nicht aber als ich gestorben bin? Als ich für dich gestorben bin...
 

Ein zarter Wind war wieder aufgekommen und wirbelte uns verspielt um die Nasen. Der Mond, still und anmutig, schien weiterhin auf mich und meinen Gegenüber hinab, sein Licht war so stark, dass wir sogar leichte Schatten warfen.

Einen Moment lang weiteten sich Roxas' Augen fassungslos, so als würden sie nicht wahr haben wollen, was ich gerade gefragt hatte.

Langsam hob er eine Hand, umklammerte damit seine Brust und schloss gequält die geröteten Lider.

Sein Rücken krümmte sich etwas, als er schluchzend zu sprechen begann.

„Ich wollte dich nicht mehr sehen...ich hatte zu viel Angst ich könnte meine Entscheidung bereuen, die Organisation verlassen zu haben. Meine Zeit in Twilight Town war so anders als das Jahr bei den XIII...viel wärmer, freundlicher, freier und gefühlsechter. Ich wollte dieses Gefühl nicht mehr verlieren, deswegen habe ich mich damit abgefunden keinen eigenen Körper mehr zu haben. Sozusagen als Gegenleistung durfte ich das Leben von Sora teilen mit all der Zwanglosigkeit, der Freundschaft und dem Vertrauen. In dem Keller damals dachte ich, ich hätte dich getötet...ich dachte ich wäre jetzt frei von der Organisation, aber dann hörte ich, dass du Kairi entführt hattest um aus Sora einen Herzlosen zu machen. Wegen mir...

Roxas pausierte um sich über die Augenlider zu wischen. Die Tränen schienen angefangen haben zu brennen.

„Ich verkroch mich tief in Soras Seele, sodass ich nichts mehr mitbekam. Werder hörte, noch sah ich was draußen vor sich ging. So auch nicht, wie du...“

Wut kochte in mir hoch, meine Hände ballten sich zu Fäusten.

War ich ihm dermaßen egal gewesen?

„Und warum bist du dann, nachdem Xemnas besiegt wurde, Naminè erschienen?“, schrie ich ihn forsch an.

„Unterbrich mich nicht!!!“, keifte er zurück, ein weiterer Schub Tränen begleitete den Ausbruch.

Aufgebracht zuckten meine Augenbrauen, während Roxas nach Luft japste.

„Das war alles nur gespielt, damit Sora keinen Verdacht über mein Leiden schöpfte...zu diesem Zeitpunkt kannte er mich doch schon. Und Naminè? Sie ist nur eine Freundin, mehr nicht...“, meinte er verbittert.

Seine feine Stimme hickste und drohte zu zerreißen.

„Ach, du hast gelitten? Und was ist mit mir, huh? Ahnst du überhaupt was du mir mit deinen Scheißreaktionen angetan hast? Ich dachte wir sind Freunde?!“

Zumindest diese Illusion wollte ich mir bewahren, zumindest das wollte ich noch für ihn sein.

Wenn ich schon nicht...
 

Wir sind aber keine Freunde, Axel! Schon lange nicht mehr...Wir...

Die Luft spannte sich an wie die Sehne eines Bogens.

Eine Last, die mich zu erdrücken suchte.

Wir...sind mehr als das...

Erschrocken über die letzten Worte starrte ich das blutrote Gesicht von Roxas an.

'Was hat er da eben gesagt? ...Sag es nochmal...bitte...', dachte ich in kleinen Stücken, gerade Linien fand ich nicht.

Weit entfernt hörte ich den Blonden seufzen.

„Hast du es denn nicht gemerkt? Natürlich hast du, sonst hättest du vorhin nicht diese drei Worte gesprochen und mich nicht...“

Eine Sekunde war es still, Roxas berührte verträumt seine Lippen und fügte dann hinzu:

„Während der ganzen Zeit...als ich wieder eins mit Sora wurde, als ich mit ihm die Welten bereiste, als ich hörte das du lebst, als Sora zusammen mit Yen Sid einen Weg fand, dass Naminè und ich allein leben konnten...bis jetzt. Ich konnte dich einfach nicht vergessen...Du warst immer in meinen Gedanken...

Ich wusste weder, was ich denken, noch was ich sagen sollte.

In meinem Kopf drehte sich alles, in meinem Herz herrschte Durcheinander.

Doch ich genoss es, bis in die letzte Faser meines Körpers.

Ein wohliger Schauer nach dem anderen jagte mir über den Rücken.

„Kann ich das glauben?“, wollte ich wissen. Ich fragte in einem ernsten Ton, obwohl ich das gar nicht beabsichtigt hatte.

Der Kleinere weinte bitterlich, schluchzte mehrmals, schlug die Hände vors Gesicht.

„Es...es tut mir alles so unendlich leid...Ich will dich...aber nicht um Verzeihung bitten...“

„Roxas...hör auf...“

Sanft legte ich ihm den Zeigefinger auf den Mund, lächelte kurz und legte scheu meine Lippen auf seine.

Ich spürte wie er meinen Rücken umschlang und mich näher zu sich zog. Allerdings konnte ich so das Gleichgewicht nicht mehr halten und so fielen wir beide in den weichen, nassen Sand.

Meerwasser konnte sich jetzt wieder an unseren Füßen vergreifen und ließ unsere Schuhe volllaufen, was bei mir Gänsehaut auslöste.

Oder hatte das doch eher einen anderen Grund?
 

„Nanu...was war das denn auf einmal?“, murmelte ich heiser, während Roxas, der unter mir lag, ein verkniffenes Lächeln zustande brachte.

„Axel...? Ich möchte dir noch etwas sagen...“

Ich dachte schon, jetzt würde wieder ein Vortrag oder ähnliches kommen.

Aber stattdessen...
 

Ich liebe dich auch...
 

Er flüsterte sie so leise, dass nur ich sie hören konnte. Diese wunderschönen Worte, die meine Reise zu Ende gehen ließen.

Auf seinem Gesicht lag ein ruhiger Ausdruck, seine Stimme klang friedlich obwohl er noch zitterte und seine Wangen rot waren.

Aus seinen blutunterlaufenen Augen quollen immer noch leichte Tränen.

Liebevoll küsste ich sie weg und suchte mir meinen Weg an sein rechtes Ohr.

Das weiß ich doch...“, entgegnete ich ihm, bevor wir uns erneut innig küssten.

Augenblicklich sprang der Funke zwischen uns über...
 

In dieser Nacht strahlte der Mond heller als die Sonne und heller als in irgendeiner anderen Nacht.

Unter dem Firmament lagen er und ich und bekamen um uns herum nichts mehr mit...

Nicht wie der Wald rauschte, nicht wie das Wasser unsere Füße einfing, nicht wie uns immer heißer wurde, wie uns der Schweiß von der Stirn lief.

Irgendwo in weiter Ferne konnten wir noch hören wie unsere rauchigen Stimmen, die undeutliche Worte formten, von den Wellen verschluckt wurden.

Der feuchte Sand, der Wind und das Meer sorgten für willkommene Abkühlung...

Ich war felsenfest der Meinung, absolut keiner konnte in diesem Moment so glücklich sein wie ich.

Ich war eins mit dem, den ich liebte, den ich so lange gesucht hatte, dem ich vergeben hatte, dem ich bedingungslos vertraute, obwohl er mir soviel Leid zugefügt hatte.

Endlich...Endlich hielt ich den zierlichen Körper in Armen, nachdem ich mich gesehnt hatte.

Und wir kümmerten uns nicht um alles was in der realen Welt, die unendlich weit weg war, wartete.

Jetzt, in genau diesem kurzen Augenblick hätte die ganze, verdammte, reale Welt untergehen können...

Es wäre uns egal gewesen...
 

Geträumt hatte ich in dieser Nacht nicht.

Ich war noch lange wachgelegen und hatte das erschöpfte, rote Gesicht von Roxas beobachtet.

Er war schnell eingeschlafen, doch ich hatte lange gebraucht um wegzudösen.

Glücklicherweise war es sehr warm, sodass wir einfach so am Stand schlafen konnten, wäre jemand vorbeigekommen, hatte er uns bestimmt ausgelacht oder uns für perverse Exhibitionisten gehalten, aber was soll's?!

Erst als die Sonne aufging und ihre Strahlen mich kitzelten, erwachte ich.

Müde versuchte ich mir den Schlaf aus den Augen zu reiben, scheiterte aber.

Ich richtete mich auf, sah aber alles durch einen merkwürdigen, undeutlichen Schleier und versuchte verschlafen etwas aus der Umgebung zu erkennen.

Der Palmenwald wiegte sich ruhig im leichten Wind hin und her.

Synchron zu den Wellen und dem Rauschen der Blätter hörte man Vogelgezwitscher.

Das salzige Meer, das uns letzte Nacht so nahe war, lag nun einige Körperlängen vor mir als dicker, langgezogener, blau-roter Pinselstrich.

Der feste, gnadenlose Griff des Mondes hatte seine Fluten zurückbeordert, um sie auf der anderen Seite der Erde anzubringen.

Über den ganzen Strand verteilt lagen einzelne Klamotten, hier meine Hose, da sein T-Shirt und um mich herum war der Sand total zerwühlt.

Langsam wurde mein milchig-trüber, schlaftrunkener Blick klarer, ich griff mir meine Hose, die in der Nähe lag und zog sie rasch an.

Sie war nass, sie hatte zum Teil im Wasser gelegen und heftete unangenehm an den Beinen.

Bäh, wer hat bitte so ein ekliges Gefühl erfunden, hä?

Bestimmt Demyx...
 

Meine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück.

„Roxas?“

Er lag nicht neben mir, dass war mir erst jetzt aufgefallen.

Nach kurzem Umschauen entdeckte ich ihn aber.

Der Blondschopf stand Knöcheltief und nur mit seiner Hose bekleidet im Meer und ließ sich von der aufgehenden Sonne wärmen.

Aber...

Erschreckend ernst blickte er auf den Horizont an dem sich langsam das strahlende Orange aus dem Wasser erhob und die angedeuteten Wellen mit goldenem Licht schmückte.

„Hey...was is' los? Warum so grimmig?“, fragte ich sanft während ich zu ihm trat.

Um ihn abzulenken legte ich meine Arme behutsam von hinten um seine schmale Hüfte und schmiegte das Kinn verträumt auf seine linke Schulter.

Roxas schloss die Augen und genoss merklich den Moment und die Berührung.

Doch nach einer Weile griff er nach meinem Handgelenk und befreite sich so aus der Umarmung.

Er ging ein paar Schritte zurück und stand jetzt mit dem Rücken zur Morgensonne, die sich unerbittlich weiter gen Himmel bewegte.

Eine Korona aus rotem, gelbem, goldenem und orangenem Licht umhüllte ihn.

Ein atemberaubender Anblick, der mich zum Schmunzeln brachte.

„Was ist denn? Wenn du nicht mit mir redest, weiß ich auch nicht was ist, kannst du dir das merken?“, wollte ich nochmal wissen.

Seine Augen wirkten unglaublich traurig, ein schwarzer Schatten lief unter ihnen Richtung Schläfe und sie waren immer noch leicht gerötet.

Aber es war anders als am Vortag...

In ihnen lag eine kaum wahrnehmbare Spur Tiefgründigkeit...
 

„Axel...ich...“

„Hm?“
 

Ich werde wieder gehen müssen...und diesmal für immer...
 


 

Du bist mein Leben, mein Herz, mein Verstand, mein ich, das weißt du jetzt...Roxas...
 


 

Tbc...

A horrible truth

Unwohlsein. Angst. Unwissenheit.

Das sind wohl die besten Umschreibungen für meinen Zustand.

Roxas' Aussage, er müsse für immer weg, machte mir und meiner Seele stark zu schaffen.

Ich wollte ihn nicht schon wieder verlieren, aus welchen Gründen auch immer.

...Ach, was rede ich?!

Natürlich wollte ich wissen, warum.

Doch Roxas sagte nichts, nicht ein Wort rann über seine Lippen.

Die letzte Nacht hatte mir über vieles Aufschluss gegeben. Über Gefühle, die mir bis dahin verschlossen geblieben waren.

Und auch der Nebel um Roxas' Gefühle hatte sich etwas gelegt.

Er liebte mich und ich liebte ihn.

Zumindest hatte er das gesagt.
 

Nachdem wir uns angezogen hatte, öffnete ich ein Portal und wir kehrten zur Hauptinsel zurück.

Unsere Freundin, die Sonne, war zwar noch nicht vollständig mit ihrer morgendlichen Zeremonie fertig, aber es war bereits angenehm warm.

Und bis auf ein paar verirrte Wolkenschwaden, war der Himmel glasklar.

Ich dachte mal wieder nach. Über dies und das und vor allem über jenes, was ich den Anderen bald sagen wollte und musste.

Es würde nicht so einfach werden, die Situation zwischen Roxas und mir zu erklären, aber zumindest versuchen musste ich es.

Still liefen wir Hand in Hand die Straße des Dorfes entlang, Richtung Soras Haus.

Wir gingen an vielen Häusern vorbei und ein paar Leute kamen uns entgegen

Einige schüttelten grimmig den Kopf, andere grinsten schelmisch und wieder andere grüßten freundlich.

Allerdings interessierte ich mich nicht wirklich für die gaffenden Gesichter der Dorfbewohner, sondern eher für Roxas' Reaktionen auf die unterschiedlichen Blicke.

Ich sah, wie rot er war und wie seine Augen nervös von einer Person zur nächsten wanderten.

Seufzend ließ ich seine Hand los.

„Bin ich...ist es dir peinlich?“, fragte ich und schaute die leicht hügelige Straße hinunter.

Die Sonne hatte ihren Zenit gerade erreicht und schien jetzt zwischen ein paar Federwolken hindurch auf die Erde.

Unsere Schatten auf dem Asphalt wurden von Minute zu Minute länger.

Irritiert starrte der Blonde neben mir erst auf seine leere Hand, dann zu mir.

Eine seiner Augenbrauen war hochgezogen und sein Gesicht ließen mich unfreiwillig schmunzeln.

„N-nein...wie kommst du darauf?“, gab Roxas zurück und konzentrierte sich wieder auf den Beton vor ihm.

„Weil du danach aussiehst! Du bist knallrot.“

„Ach was...red keinen Unsinn, Axel.“

Ich wusste, dass er nicht ehrlich war.

Das war aber auch nicht schwer zu erraten.

„Roxas? Was ist los?“

„Das hast du mich vorhin auf der anderen Insel auch schon gefragt...du wirst es erfahren, wenn wir bei Sora sind. Lass und weitergehen.“

Roxas marschierte ein paar Schritte vorwärts. Da kam mir eine Idee, um seiner ,und nebenbei auch noch meiner Stimmung wieder auf die Beine zu helfen.

Ich packte den Blonden an der Taille, hiefte ihn hoch und setzte ihn auf meine Schultern.

Natürlich erntete ich erstmal Protest in Form eines „Hey, was soll das?“, jedoch legte sich seine Anspannung schnell und Roxas hielt sich an meinen Haaren fest.

Das ziepte zwar ein bisschen, war aber erträglich, zumal meine roten Zotteln nicht so wie sonst frech in alle Richtungen standen. Ein wenig plattgedrückt fielen sie über meine Schultern und ich besaß auch auf einmal eine Art Ponnie.

„Ach komm schon, Roxy! Ist doch nur Spaß, kannst du dir das merken?!“, entgegnete ich auf den ersten Widerspruch des Blonden.

„Toller Spaß...“

Roxas' Ironischer Kommentar ließ mich kichern und es endete schließlich damit, dass wir beide in lautes Gelächter ausbrachen.

Dieses, möglicherweise letzte Bisschen Harmonie...

Diese, möglicherweise letzten glücklichen Momente mit ihm...

Ich wollte diese kurze Zeit noch genießen.

Während mir diese Worte in den Kopf kamen, bemerkte ich, dass ich vor einiger Zeit schonmal soetwas gedacht hatte.

Damals, als ich ihn das erste Mal verloren hatte.
 

Eine Weile liefen wir so übereinandergestapelt die Straße hinunter, wobei wir jetzt noch schräger angeschaut wurden als zuvor.

Langsam näherten wir uns dem Haus indem Sora und seine Familie wohnte und ich beschloss Roxas schon jetzt abzusetzen. Es hätte unangenehme Fragen und Kommentare von Seiten Soras Mutter nach sich gezogen und ihr alles zu beichten hatte ich nicht wirklich Lust.

Bevor wir uns auf die letzten Meter in Richtung des Hauses begaben, hauchte ich dem Bloden noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

„Denk daran! Du hast es versprochen...“, murmelte ich.

Roxas nickte beklommen. So eine Reaktion hatte ich erwartet.
 

„Da sind sie!! Sie sind wieder da!!“

Die laute Stimme von Kairi schallte uns fröhlich entgegen, als wir um die Ecke bogen.

Vor der Haustür wurden wir herzlich empfangen. Besonders Soras Mutter war heilfroh ihr „Adoptivkind“ wieder zu haben. Sie umarmte ihn stürmisch und war sich mit sich selbst wohl nicht einig darüber, ob sie weinen oder lachen sollte. Also tat sie beides.

Schluchzend drückte sie ihm einen Kuss nach dem anderen auf die Wange.

Ich wurde ebenso freundlich wieder aufgenommen, war ich doch der 'Retter des Verschwundenen'.

Nachdem Soras Mutter mit Roxas fertig war, fiel sie mir um den Hals und bedankte sich tausendmal.

„Oh, ich danke dir so sehr, dass du Roxas wieder zurückgebracht hast! Ich danke danke danke dir...“, reif sie überglücklich, bevor sie sich löste und zurück ins Haus eilte. „Ihr werdet müde sein, nicht wahr? Setzt euch ins Wohnzimmer und ich mache euch einen heißen Papu-Kakao.“

Während Soras Mutter in die Küche stürmte und anfing mit Geschirr zu klirren, schlug Roxas vor doch lieber in Soras Zimmer zu gehen, um sich zu unterhalten.

Bevor wir uns setzen konnten, räumte Sora schnell noch einige Wäschebündel aus dem Weg.

Das Hoheitsgebiet des Schlüsselschwertträgers war eigentlich das ganz normales Zimmer eines Jugendlichen, vielleicht ein bisschen kindlich und unaufgeräumt...(und das sagt das Organisationsmitglied dessen Raum immer aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen)...aber ansonsten recht gemütlich.

Bewundernswert war vor allem die große Fotowand mit unendlich vielen Bildern von Sora und seinen Freunden. Ich erkannte Simba und Nala, die Crew aus Radiant Garden, natürlich auch Riku, Naminè, Kairi und Roxas und noch einige Wesen mehr, die ich jetzt zum ersten Mal sah.

„Hört mir bitte zu. Axel will wissen, warum Naminè und ich alleine leben können. Er hat ein Recht darauf es zu erfahren...“, sagte Roxas ruhig und blickte ermutigend zu mir rüber.

Zögerlich ergriff er meine Hand.

Riku und die anderen starrten uns verblüfft an.

Kairis und Naminès Augen begannen ein bisschen zu funkeln und Sora hingegen schien das ganze nicht wirklich zu kapieren.

„Also...seid ihr zwei jetzt...?“, stammelte der Silberhaarige nach einigen Sekunden, im Gesicht rot wie eine Tomate.

Ich und Roxas nickten gleichzeitig.

Riku schluckte und verkniff sein Gesicht zu einer schüchternen Fratze.

Eigentlich ungewöhnlich für ihn, dachte ich bei mir.
 

Nachdem Soras Mutter uns wenig später den Kakao hoch brachte und schließlich die Tür hinter sich zuzog, begann Sora zu erzählen.

„Yen Sid, der Magiemeister und Lehrer von Donald und König Micky, rief mich, Kairi und Riku eines Tages zu sich. Das war etwa 2 Tage nachdem wir von unserem letzten Gefecht zurückgekehrt waren. Er erzählte uns das er einen Weg gefunden habe, wie sich Niemande von ihren Jemanden trennen könnten. Natürlich waren wir sehr erfreut über diese Entwicklung, waren Naminè und Roxas doch bis jetzt nur unnahbare Schatten gewesen.“

„Und wie sah dieser „Weg“ aus?“, frage ich gespannt und nippte zur beruhigung an dem Kakao.

Sora schloss kurz die Augen und Kairi fuhr fort.

Anscheinend hatte Sora den Faden verloren.

„Ganz genau wissen wir das auch nicht. Ich und Sora mussten in eine Art Kreis treten und nachdem Yen Sid einige merkwürdige Worte gesprochen hatte, begann der Kreis zu leuchten. Tja, und dann waren Roxas und Naminè auf einmal da. Riku wurden währenddessen aus dem Raum geschickt.“

Ich wechselte einen kurzen Blick mit Roxas, als erwartete ich eine Stellungnahme von ihm. Zum Glück und wider meinem Erwarten bekam ich diese dann auch.

Ernsthaft...ich sollte lernen Gedanken zu lesen. Das würde mir einiges an Stress ersparen.

„Ja...so war das. Im einen Moment war ich innerhalb, im andren ausserhalb von Sora. War schon ein merkwürder Augenblick, als ich meinem Pendant auf einmal gegenüber stand. Ich meine, ohne damit gerechnet zu haben.“, sagte Roxas ruhig, mit einem gelassenen Lächeln auf den Lippen.

Auch in den Gesichtern der Anderen sah ich zufriedene und glückliche Ausdrücke. Langsam bekam ich das Gefühl Roxas hätte mich wieder belogen, als er gesagt hatte, er würde weggehen.

Das konnte ich mir bei den fröhlichen Menschen um mich herum einfach nicht vorstellen, dass es irgendwo einen bitteren Beigeschmack gab. Obwohl mir genau so einer im Mund herumgeisterte.

„Wir bereisten alle Welten, die wir kannten und stellten Roxas und Naminè alle unsren Freunden vor. Es waren schöne Tage...Wochen. Wir haben viel gefeiert und gelacht.“, lachte Sora, kurz bevor er plötzlich toternst wurde. „Wir wollten soviel Spaß wie möglich haben, da wir wussten was nach einem Jahr passieren würde.“

„Und was sollte dann passieren?“

Irritiert suchten meine Augen jemanden an dem sie sich orientieren konnten, etwas im Gesicht der Anderen an dem ich etwas Gutes ablesen konnte. Ich wusste aber, dass das Erhoffte diesmal ausbleiben würde.
 

„Dann werden ich und Roxas für immer verschwinden...Der Zauber, der uns an dieses Leben bindet wird erlöschen und wir werden einfach nicht mehr da sein. Da wir weder Niemande, noch richtige Jemande sind, können wir auch nicht sterben oder in die Dunkelheit zurückkehren. Wir werden uns auflösen und im Nichts vergehen.“

Naminès Stimme war tonlos und so ernst, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Von dem Glockenklang, der sie sonst immer erfüllte, war nichts mehr zu hören.

„Das ist doch nicht wahr, oder?“

Ich schaute Roxas an.

„Das ist nicht wahr!“

Ich schaute die Anderen an.

„Sagt mir, das das nicht wahr ist!“

Verzweifelt rüttelte ich an Roxas' Schulter.

„Sag du es mir, bitte!“

„Axel...es tut mir Leid...“

Langsam begann ich zu begreifen. Ich würde Roxas wieder verlieren. Genau wie an dem Tag, als wir uns verabscheidet hatten. Es war genauso wie damals. Und genauso wie damals, rann eine Träne meine Wange hinunter.

„Und es gibt keinen Weg? Keine Möglichkeit etwas zu ändern?“

Das Schweigen von Sora, Kairi, Riku, Naminè und Roxas waren Antwort genug.

„Verstehe...“, raunte ich, lächelte leicht und ließ die Roxas' Hand los.

„Verstehe...“
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand ich auf und ging.
 

„Ein weiteres Mal...Nicht nocheinmal...Roxas...“
 

tcb...
 

@all: Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert bis es weiterging...Und es tut mir Leid, dass das Kapi so kurz ist Q_____Q Das nächste wird besser!! Versprochen!!!



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Reverie_Metherlence
2009-11-29T22:29:23+00:00 29.11.2009 23:29
oh man sind total geil die kapitel
bin auch gespannt wie es weiter geht
aber bitte lass roxas nicht für immer verschwinden Q.Q
der arme axel das verdient der doch gar nicht *schnief*

also schön weiter schreiben ^^
lg
Von:  Yuzuru-pan
2009-11-08T21:17:05+00:00 08.11.2009 22:17
Bitte schreib weiter ich finde die Geschichte echt toll ^-^
Der arme Axel muss so viel durchmachen und dann erfärt er das Roxas für immer verschwinden wird
*Axel trösteln* also schreib schnell weiter, ich will wissen wie es weiter geht ^-^
Von:  _Prinzessin
2009-04-08T19:40:42+00:00 08.04.2009 21:40
Ist das süß alta!
ich weine schon wieder zur hälfte!
ich Liebe die geschichte!
Und NEIN Roxas darf nich gehen verdammt!!
das geht nich die gehören doch zusammen bruder! T__T
Schreibsu pls demnäcjhst weiter ich will so gern weiter lesen!
UNd das is mal ein Wunder ich hasse es zu lesen >_<
a-aber das..is zu süß und alles ♥ ~
Von:  _Prinzessin
2009-04-08T18:53:09+00:00 08.04.2009 20:53
Alta..eig. wollte ich ein Kommi allgemein zu dem Danfic machen....aber
jetz...ich hab bei dem Abschied von Reno Axel und so bissl geweint, frag nich wieso!~
Man die geschichte is echt toll ey T__T ~
*sofort weiter les*
Von:  Rapmon
2009-03-31T09:09:17+00:00 31.03.2009 11:09
Ich sitze hier mit der Zahnbürste im Mund weil ich nicht aufhören wollte zu lesen XD;
Und stelle gerade fest, dass die anderen Kommentare auch von sehr qualitativen Lesern stammen... haha e-e;
Jedenfalls finde ich deine FanFic bis zum Ende sehr gelungen.
Sie war im Prinzip sehr schlüssig und nachvollziehbar, auch die Erklärungen für das erneute Erwachen von Axel, Demyx etc.
Hattest du einen Beta-Leser oder kein Rechtschreibprogramm am laufen?
Es störte nicht, fiel fast garnicht auf, aber da waren einzelne arge Fehler drin. Gott sei Dank konntest du das mit Leichtigkeit durch den Inhalt wieder wett machen.
WAS mich aber hat stutzen lassen war~ dass Axels Make-Up unter der Dusche verkommt. Aber auch nur da.
Er stand zweimal im Regen und da wurde nichts davon erwähnt, was einen verwirrt. Ich hab mir nachhaltig es so erklärt, dass Merlin ihn auch wieder die Striche erzauberte, aber da das nicht so explizit erwähnt wurde und nicht alle Leser so Intelligenzklötze sind wie ich (XD) ... blah, ich hab den Faden verloren. Egal.
Das Ende find ich super! Hihi, nochmal was draufgesetzt. Jetzt ärgern sich alle Leser samt mir zu Tode.
Ah, was mich noch ein wenig gestört hatte, was das fett geschriebene. Man sah dann schon aus den Augenwinkeln, was gesagt werden würde. Dann ist doch die Spannung futsch!
Aber lass dich nicht von meinen negativen Punkten hier beeindrucken, das alles kommt einen im Ganzen total nichtig vor.
Sag, schreibst du bewusst so amüsante Passagen wie 'Wer hat sich dieses Gefühl ausgedacht? Bestimmt Demyx' mit voller Absicht oder kommt das einfach?
Wie auch immer, war eine feine FanFic, ich werde mir deine anderen auch zu Gemüte ziehen.

Liebe Grüße,
Realxo
Von:  Rapmon
2009-03-30T16:28:58+00:00 30.03.2009 18:28
Ich habe mal garnicht weit gelesen WEIELLL . . . deine FF ist super.
Das sag ich nicht einfach so oder weil ich das zu jeder FF sage, sondern weil sie mir wirklich gefällt.
Eigentlich wollte ich in meinen Vlog posten, dass AnimexxFanFics grottig sind und man nie was gutes finden würde und blah blah blah und du hast den schlechten Schnitt zerstört und das erfreut mich so sehr, dass ich dir hier einen total langen, sinnlosen Kommentar schreibe, dabei bin ich nichtmals fertig mit lesen oder so.
Du sollst einfach nur wissen, das dein Niveau hier weit über dem Durchschnitt liegt und ich dich in dem kommenden Video ziemlich loben werde und alles.
Du machst Absätze, hast einen gelungenen Ich-Stil (ich bin da sehr sehr wählerisch) und einen guten, nicht aufdringlichen Humor.
Mach ja weiter so!
Von:  Niji-Mizu
2009-03-27T21:29:39+00:00 27.03.2009 22:29
OMG! Was für ein hammer Kapitel.
Gefällt mir wirklich super super gut.
Viele Emotionen... *schnief*

Besonders das Ende ist schön, aber auch traurig... Waarum muss Roxi wieder gehen??? Das gibts doch gar nicht...
*heul*
Dann muss Axel mit ihm gehen, wohin auch immer! >_< Die beiden gehören einfach zusammen!!!
Also Roxi, egal wo du wieder hin musst, verschieb deine Reise ins Nirvana auf unbestimmte Zeit! Axel soll nicht schon wieder wegen dir leiden!!!

Schreib schnell weiter!!!
*süchtig nach dieser FF ist*

glg die Niji
PS.: Diese FF darf NICHT zu Ende gehen! TT___TT
Sie ist soooooo toll... *nick*
Von:  Hana_no_Kon
2009-03-25T21:18:46+00:00 25.03.2009 22:18
OMG!!! Dieses Kapi .. ist ... so ... *tief einatmen* WUNDERWUNDERWUNDERSCHÖN!!!
Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll! Das ist einfach nur traumhaft und so cute und ... ja ... *völlig vor Begeisterung durchdreh*
Axel: Da wird jemand diese Nacht gut schlafen! Hehe!
Roxas: Denk ich auch! ^^
Ich: Hach, ist ja auch nur zum träumen schön x33
Achja, dieser Spruch 'Wer hat sich dieses Gefühl ausgedacht? Bestimmt Demyx' Einfach zum schießen! xDDD
Aber, was jetzt??? Roxas geht schon wieder??? Und gerade, wo sie sich gefunden haben??? Oh nöööööööööööö ... Das geht doch nicht! Sie gehören doch zusammen! *heul*
Bitte, bitte, bitte!!! Bring dat nächste Kapi raus, sonst verreck ich noch! Weil ich nicht, weiß, wie es weitergeht!

-DLS grüßt und knuddelt dich- ^^
Von: abgemeldet
2009-03-24T21:37:07+00:00 24.03.2009 22:37
man also roxas sammelt kräftig hass-punkte bei mir ò_ó er führt sich auf als hätte er seine tage XD immer diese stimmungsschwankungen
axl tut mir umso mehr leid, ich finde das hat er nicht verdiehnt T_T und am ende sagt roxas auch noch dass er wieder geht? sauerei -.- böser roxas!

war mal wieder n supi kapitel ^^ hoffentlich kommt demyx mal wieder vor XD
Von: abgemeldet
2009-03-24T20:21:04+00:00 24.03.2009 21:21
Omg!
Das Kapitel ist so wunderschön! *Q*
Ich könnte es für immer lesen :]
Roxas soll nciht wieder gehen!Bitte nicht! TT_TT
Es ist doch gerade so schö wieder geworden !


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