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Cerberus

von

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Cerberus

Meistens ergab es sich, dass die Tage völlig normal anfingen und auch völlig normal endeten.

Stundenlang quer mit dem Auto durch die Vereinigten Staaten fahren, in Bibliotheken oder im Internet nach irgendwelchen übernatürlichen Erscheinungen forschen, denen man ordentlich in den Hintern treten konnte, und dann abends jenen besagten Geistern, Dämonen, Hexen und ähnlichen Gesocks nach der guten, amerikanischen Art die Hölle heiß machen.

Das war vollkommen normal für Dean und Sam Winchester.
 

Aber an diesem Morgen entdeckte Dean etwas, das seinen sorgsam durchdachten Tagesablauf massiv störte.
 

„Was, zur Hölle, ist das?“

Regelrecht entsetzt starrte er auf die Rückbank seines Impalas. Als die Brüder vorhin in die Bibliothek gegangen waren, um etwas über einen durchgeknallten Geist herauszufinden, war diese bis auf die von Dean unachtsam darauf geworfene Jacke völlig unberührt gewesen.

Und nun saß dort etwas!

Etwas Lebendiges!
 

Sam, der neben seinem Bruder aufgetaucht war, beugte sich hinunter und schaute durch das Fenster ins Innere des Autos.

„Das ist ein Hund“, meinte er knapp.

„Das sehe ich auch“, knurrte Dean. „Aber was sucht das Vieh in meinem Wagen?“

Ein Winseln drang von der Rückbank, welches Dean dazu brachte, schwer zu seufzen und sich das Tier mal etwas genauer anzusehen. Er war zwar kein Experte, was Schoßhunde betraf, aber dieses Exemplar schien eindeutig noch sehr jung zu sein, wahrscheinlich nicht mal dem Welpenalter entwachsen. Zu welcher Rasse dieses Ding gehörte, vermochte er nicht zu sagen. Auf jeden Fall war es klein, braun, geradezu unverschämt struppig und hatte die wohl größten und treuherzigsten Augen der Welt.

Und während Sam sich offensichtlich von diesem trügerisch-süßen Blick einwickeln ließ, konnte Dean nur verächtlich schnauben.

Ihm war ganz egal, wie knuddelig dieses Ding war – verdammt noch mal, es saß unerlaubt in seinem Wagen!

Jeder, der sich bis jetzt solch eines Verbrechens erdreistet hatte, hatte Dean gehörig in die Mangel genommen. Diesem verflixten Hündchen würde es da auch nicht viel besser ergehen.
 

„Wie ist denn das Ding überhaupt in mein Auto gekommen?“, fragte Dean. Von Hunden, die die Fähigkeit besaßen, Wagentüren zu öffnen, hatte er noch nie gehört.

„Wahrscheinlich ist er irgendwie reingesprungen, als du dieses Mädchen angebaggert hast“, meinte Sam in einem eindeutig etwas genervten Vorfall.

Dean jedoch musste unbewusst lächeln, als er an diese noch nicht lange zurückreichende Begegnung dachte. Sie war aufgetaucht, gerade als er seinen Wagen geparkt hatte und ausgestiegen war. Inbrünstig hatte diese blonde Schönheit den Impala bewundert, während Dean seinerseits den weiblichen Rundungen der Frau Anerkennung gezollt hatte. Die Autotür hatte zu dieser Zeit sperrangelweit offen gestanden und Dean war viel zu indisponiert gewesen, um zu bemerken, dass sich da etwas heimlich in seinen Wagen geschlichen hatte.

Nun aber bereute er seine Unachtsamkeit.
 

Sam hatte inzwischen die Tür geöffnet und vorsichtig seinen Arm ins Innere gestreckt. Zunächst reagierte der Hund ein wenig zurückhaltend, dann aber näherte er sich schwanzwedelnd Sams Hand und ließ sich anstandslos kraulen.

„Jetzt schließ doch keine Freundschaft mit ihm!“, entgegnete Dean vorwurfsvoll. „Am Ende werden wir den gar nicht mehr los.“

„Mach doch keinen so großen Aufstand“, sagte Sam lächelnd. „Das ist doch nur ein Hund, der wird dich schon nicht auffressen.“

„Sei dir da mal nicht so sicher“, brummte Dean und musste dabei automatisch an Werwölfe und alle auch nur ansatzweise hundeähnlichen Geschöpfe denken, die er je gesehen hatte, ob nun im realen Leben oder aber auf der Mattscheibe eines Fernsehers. Besonders nett waren diese Viecher nicht gewesen …
 

„Sind hier nicht vielleicht irgendwo die Besitzer?“ Dean ließ seinen Blick über die Straße und die nicht weit entfernte Parkanlage schweifen, doch nirgends vermochte er jemanden zu sehen, der den Anschein erweckte, als würde er einen Welpen suchen.

Wie überaus ärgerlich.

„Eine Hundemarke oder so was ähnliches hat er auch nicht“, meinte Sam. „Nur ein Lederhalsband, sonst nichts.“

Dean stöhnte genervt. „Dann werfen wir den Köter einfach raus und fahren weiter!“, entschied er.

„Dean!“, entrüstete sich Sam. „Jetzt sei nicht gleich so unmenschlich!“

Der Ältere brummte übellaunig. Er hatte seinen Vorschlag völlig ernst gemeint, aber wahrscheinlich würde Sam ihn die ganze Zeit mit nervenden Vorträgen von Verantwortungsgefühl und moralischen Wertvorstellungen belästigen, sollte er wirklich die Courage haben, seinen Plan durchzuführen.

Und noch schlimmer als ein Hund im Auto war ein kleiner Bruder mit erhobenem Zeigefinger.

Somit fügte sich Dean, wenn auch nur sehr widerwillig, in sein Schicksal.

„Na fein, dann bringen wir ihn eben in den Zoo“, schlug er großzügig vor.

„Du meinst wohl, ins Tierheim.“

„Sag ich doch!“

Sam schien überaus stolz, dass er diese Runde gewonnen hatte. Sein dreckiges Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen, sodass es Dean schon fast wieder erwog, seinen Entschluss zu revidieren.
 

„Dann müssen wir nur noch herausfinden, wo sich das nächste Tierheim befindet“, meinte Sam. Kaum hatte er das gesagt, wandte er sich auch schon einem Passanten zu, der gerade vorbeikam, und fragte nach dem Weg.

Während der Mann mit dem dicken Schnauzbart seinem Bruder wild gestikulierend erklärte, welche die beste Route sei, drehte sich Dean wieder zu dem Hund um. Das Tier wedelte freudig mit dem Schwanz, als es merkte, dass Deans Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Es bewegte sich zaghaft in die Richtung des Winchesters und starrte ihn erwartungsvoll an, wohl in der Hoffnung auf eine Streicheleinheit oder gar etwas Leckeres zu fressen.

Dean jedoch ließ sich von diesem „Ich-bin-süß-und-knuddelig-Blick“ nicht einlullen. Das war bloß eine Waffe der schwächeren Geschöpfe, um sich vor den Stärkeren zu schützen und um insbesondere ihren Willen durchzusetzen. Menschen wie Tiere, die einen bestimmten Niedlichkeitsfaktor vorweisen konnten, wandten diese Methode gerne an, um das zu kriegen, was sie wollten. Selbst Sam griff ab und zu darauf zurück, um Antworten aus sehr verschlossenen Personen herauszubekommen.

Dean allerdings war steinhart! So ein Blick konnte ihn nicht erweichen!

Nun ja, zumindest nicht allzu oft …
 

„Ich weiß jetzt, wie wir zum Tierheim kommen“, verkündete Sam, nachdem er sich wieder seinem Bruder zugewandt hatte. „Ich fahre und du setzt dich hinten zu dem Hund und passt auf, dass er bei der nächsten Kurve nicht rausfliegt.“

„Was?“ Dean schüttelte entschieden den Kopf. „Ich fahre und du setzt dich zu dem Hund!“

„Ich aber kenne den Weg“, erwiderte Sam unerschütterlich. „Und selbst wenn ich dich leite, wirst du viel zu sehr mit der Frage beschäftigt sein, ob der Hund möglicherweise in deinen Wagen kotzt, als dass du dich auf den Straßenverkehr konzentrierst.“

Dean hätte gerne widersprochen, aber unglücklicherweise hatte Sam gar nicht so Unrecht. Der Welpe auf dem Rücksitz würde ihn sicherlich im hohen Maße ablenken.

„Okay“, gab sich Dean schließlich geschlagen. Er reichte Sam die Schüssel, welche dieser mit einem Grinsen entgegennahm. Offenbar schien ihn die derzeitige Situation sehr zu amüsieren.

Dean schwor sich, dass sein kleiner Bruder diese Schadenfreude bald schon bitter bereuen würde.
 

Der Ältere setzte sich seufzend auf die Rückbank. Der Hund nahm dies als Anlass, zu fiepen und freudig mit dem Schwanz zu wedeln, sodass sein ganzer Körper mitwackelte. Schließlich kletterte er sogar ohne Scheu auf Deans Schoß und starrte fasziniert nach draußen. Jener ließ das alles über sich ergehen, während Sams Grinsen – das vermochte Dean ganz deutlich im Rückspiegel zu sehen – immer breiter wurde.

„Ich glaube, er mag dich“, stellte Sam vergnügt fest.

„Ach, halt die Klappe und fahr endlich los!“

Sam genehmigte sich noch einen letzten, belustigten Blick nach hinten, ehe er den Wagen startete. Beim Aufheulen des röhrenden Motors horchte der Hund kurz aufmerksam auf, mehr Reaktion ließ er jedoch nicht erkennen. Offenbar war er ans Auto fahren gewöhnt, was Dean als überaus erleichternd empfand. Einen nervösen Hund in seinem heißgeliebten Impala konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.

Wie gebannt beobachtete der kleine Kerl, wie Häuser, Autos und Straßenlaternen an ihnen vorbeizischten. Dean fand das zwar ein wenig merkwürdig, da er daran nichts Außergewöhnliches erkennen konnte, aber andererseits war er ganz froh, dass sich der Hund so leicht zufrieden stellen ließ.

Dann jedoch entdeckte der Winzling eine Fliege im Inneren des Wagens, die es zu jagen galt. Kaum kam das Insekt in seine Nähe, schnappte er danach, und war es außer Reichweite, behielt er es die ganze Zeit über wachsam im Auge.

Selbst Dean konnte dieser ausgeprägte Jagdinstinkt ein Lächeln entlocken.
 

„Ein richtiger Jäger, was?“ Auch Sam war das Verhalten des Hundes nicht entgangen. „Passt doch richtig gut zu uns. Da könnten wir den kleinen Racker glatt behalten.“

„Sam …“, sagte Dean stöhnend.

„Was denn? Wir könnten ihm auch einen richtig coolen Namen verpassen, damit seine und ganz besonders deine Männlichkeit bewahrt bleibt. Zum Beispiel Rocky, Attila oder Hannibal. Oder wie wär’s mit Cerberus?“

„Wer ist denn Cerberus?“, fragte Dean.

„Der dreiköpfige Höllenhund aus der griechischen Mythologie, der Wächter des Hades.“

Dean hob eine Augenbraue und musterte den Hund auf seinem Schoß skeptisch. Von einem Höllenhund hatte dieser Welpe nun wirklich nichts, mit seiner an der Seite heraushängenden Zunge und diesen großen Kulleraugen wirkte er eher wie Goofy. Und als Wächter taugte er auch nicht unbedingt, wenn er seinen Besitzern weglief und gleich mit den erstbesten Menschen Freundschaft schloss, die einen schönen Wagen hatten.

„Wie weit ist es denn bis zum Tierheim?“, erkundigte sich Dean.

„Wenn ich richtig liege, nur noch zwei Meilen“, antwortete Sam. „Wenn du irgendwo einen großen Supermarkt siehst, sag Bescheid, dann müssen wir rechts –“
 

Weiter kam er nicht. Die Fliege, die es sich auf seinem Hinterkopf gemütlich gemacht hatte, konnte er selbstredend nicht sehen, dafür spürte er es umso mehr, als der kleine Cerberus plötzlich aufsprang und, ehe es Dean verhindern konnte, nach dem Insekt schnappte. Er bekam zwar nur ein paar Haarbüschel zu fassen, doch Sam erschreckte sich dermaßen, dass er die Kontrolle über den Wagen verlor.

In der ersten Schrecksekunde rutschten sie auf die entgegen gesetzte Fahrbahn, wo sie beinahe frontal mit einem Van zusammengestoßen wären. Nur Sams blitzschnellen Reflexen war es zu verdanken, dass er das Lenkrad im letzten Augenblick noch herumreißen konnte. Einen Moment schlingerte das Auto noch unkontrolliert, dann aber schaffte es Sam, es wieder einigermaßen unter seine Gewalt zu bekommen. Mit quietschenden Reifen donnerten sie über einen Fußgängerweg, bis sie schließlich quer in einer Hecke zum Stillstand kamen.
 

Im ersten Augenblick starrte Dean nur mit weit aufgerissenen Augen nach vorne, den erschrockenen Hund an sich gedrückt, dann aber, als sich seine Erstarrung langsam löste, stieß er laut aus: „Oh – mein – Gott!“

Sam strich sich mit der Hand über seinen Hinterkopf. „Das hätte wirklich schief gehen können.“

Vorsichtig stiegen die beiden auf der linken Seite aus, Dean den Hund unter seinen Arm geklemmt. Er umrundete den Wagen und suchte mit einem klammen Gefühl nach eventuellen größeren Schäden, aber außer ein paar von der Hecke verursachten Kratzern schien der Impala noch mal heil davongekommen zu sein.
 

Nun kamen auch einige Passanten näher, die die ganze Aktion beobachtet hatten. Sie erkundigten sich besorgt nach dem Wohlbefinden der Autoinsassen, während eine Gruppe pubertierender Jugendlicher fasziniert den entgleisten Impala betrachtete, als hätten sie nie etwas Spannenderes in ihrem Leben gesehen.

„Sollen wir vielleicht einen Krankenwagen rufen?“ fragte eine ältere Frau, die Sam sorgenvoll musterte. „Sie sehen so bleich aus.“

Wie sie das mit ihren 1,50 Metern und ihrer dicken Hornbrille überhaupt erkennen konnte, war Dean mehr als schleierhaft. Für sie musste Sam immerhin wie ein Berg sein, dessen Gipfel kaum zu sehen war.

„Nein, nein, es ist wirklich alles in Ordnung“, beschwichtigte Sam sie. „Wir sind nur ein wenig erschrocken, das ist alles.“

Während sich aber die alte Dame nicht so leicht abwimmeln ließ und Sam immer wieder beharrlich darauf hinwies, wie blass er doch sei, entdeckte Dean in der Zwischenzeit zwei herannahende Polizeibeamte, die wohl zuvor auf der Straße patrouilliert hatten und denen ebenso wie allen anderen das spektakuläre Actionmanöver nicht entgangen war.

Dean wies mit einer Handbewegung seinen Bruder auf die nahe Gefahr hin und eilte dann schnell den Polizisten entgegen. Das Letzte, was sie gebrauchen konnten, waren übermotivierte Gesetzeshüter, die sie nur unnötig aufhielten und unangenehme Fragen stellten.
 

„Hallo, Officers“, begrüßte Dean sie, bemüht lächelnd und immer noch mit dem Welpen unter dem Arm.

„Uns ist nicht umhin, zu bemerken, dass Sie ein wenig die Kontrolle über Ihren Wagen verloren haben“, meinte einer der Beamten, auf dessen Namensschild Simmons stand. „Ist irgendwer verletzt?“

„Das Auto hat ein paar Schrammen davongetragen, aber sonst geht es allen gut“, meinte Dean abwinkend. „Kein Grund zur Besorgnis. Wir verschwinden auch gleich wieder.“

Simmons wirkte wenig begeistert und tauschte einen Blick mit seinem Partner. Dean kannte diesen Ausdruck nur allzu gut: sie waren misstrauisch. Und das konnte man ihnen nicht mal verübeln. Es würde wahrscheinlich nicht einfach sein, die beiden wieder loszuwerden.

„Und wie ist das geschehen?“, erkundigte sich Simmons, während er die Arme vor der Brust verschränkte und diesen typisch strengen Polizeiblick aufsetzte.

„Äh …“ Im ersten Moment war Dean drauf und dran, ihnen eine Lüge aufzutischen. Er war sosehr daran gewöhnt, die Polizei anzulügen, dass er automatisch nach irgendeiner Ausrede suchte, die wenigstens halbwegs plausibel klang.

Dann jedoch schaute er kurz zu dem Hund auf seinem Arm und ihm wurde bewusst, dass sie im Grunde nichts Illegales getan hatten. Warum es also nicht mal mit der Wahrheit probieren?

Dean erzählte ihnen alles, angefangen von dem unerwarteten Fund auf den Rücksitz bis hin zu dieser kack-frechen Fliege, die seinen Impala beinahe in einen Schrotthaufen verwandelt hätte. Die Polizisten hörten ihm aufmerksam zu und allmählich entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. Offenbar schienen sie zu erkennen, dass seine Geschichte wahr war.
 

„Nun gut, anscheinend haben Sie ja noch mal Glück gehabt.“ Simmons strich sich gedankenverloren über den Vollbart. „Wäre ja auch wirklich schade gewesen, wenn so ein schönes Auto etwas abgekriegt hätte.“

Dean musste zugeben, dass ihm der Kerl mit einem Mal außerordentlich sympathisch wurde.

„Dennoch müssen wir überprüfen, ob nicht vielleicht Alkohol oder Drogen im Spiel sind, das verstehen Sie doch sicherlich?“ Simmons lächelte und entblößte dabei eine Reihe gelblicher Zähne. „Sie sollten Ihren Hund aber auf jeden Fall besser sichern, damit er nicht noch mal durch den Wagen hüpfen kann.“

Das würde Dean sich ganz sicher nicht zweimal sagen lassen. Der kleine Köter würde verschnürt und verknotet werden, bis er völlig bewegungsunfähig wäre.

„Außerdem sollten Sie den Hund dringend absetzen“, meldete sich nun auch der zweite Polizist zu Wort, dessen piepsig hohe Stimme, die ein wenig an eine gequälte Maus erinnerte, Dean beinahe zum losprusten gebracht hätte.

„Und warum?“, fragte der Winchester, darum bemüht, sein Grinsen zu unterdrücken.

„Weil, nach seinem leidlichen Gesichtsausdruck zu schließen, der Hund Sie gleich anpinkeln wird. Oder sogar Schlimmeres.“
 

Dean reagierte, wie es sich für einen erfahrenen Jäger gehörte. Mit einer Schnelligkeit, die die beiden Beamten offensichtlich sehr beeindruckte, hatte er Klein-Cerberus auf den Boden abgesetzt und war rasch einen Schritt zurückgetreten. Dieser nutzte die neugewonnene Freiheit auch sofort aus und rannte in die Richtung eines kleinen Parks.

„Verdammt!“, knurrte Dean. Unter normalen Umständen hätte er sich sehr gefreut, den kleinen Kerl endlich los zu sein, aber vor zwei Polizisten konnte er unmöglich einen Welpen seinem Schicksal überlassen. Somit nahm er die Beine in die Hand und lief dem dreisten Ausreißer hinterher.

Cerberus erwies sich als äußerst flinker Bursche. Wie ein Hase schlug er seine Haken und quetschte sich unter Parkbänken und durch Hecken hindurch, sodass er Dean immer wieder durch die Lappen ging. Kaum glaubte der Winchester, den Hund endlich einfangen zu können, machte dieser plötzlich eine unerwartete Bewegung, die Dean jedes Mal zum Straucheln brachte.

„Du willst mich wohl für dumm verkaufen?“, knurrte er ungehalten. „Macht es dir Spaß, mich vorzuführen?“

Der Kleine drehte sich einen Augenblick kurz um und kläffte vergnügt, ehe er wieder davon stürmte.

Dean konnte daraufhin nur schwer seufzen. Offenbar schien der Köter das Ganze für ein Spiel zu halten! Und wahrscheinlich würde er wie jedes Kind nicht so einfach aufgeben, wenn es gerade am Lustigsten war.
 

Cerberus hatte inzwischen die Parkanlage verlassen und steuerte den Parkplatz einer Kneipe an. Dort standen etwa an die zehn Motorräder in Reih und Glied nebeneinander und Dean ahnte bereits Schlimmes.

„Nein!“, rief er dem Welpen hinterher. „Nein! Böser Hund!“

Doch es war bereits zu spät. Eine funkelnde und offenbar völlig nagelneue Harley Davidson hatte sofort die Aufmerksamkeit des Hundes erregt. Normalerweise hätte Dean diesen Sinn für Geschmack durchaus zu schätzen gewusst, aber in dieser Situation wäre das außerordentlich unangebracht gewesen. Der Winchester stürmte los, in der Hoffnung, das Schlimmste vielleicht doch noch verhindern zu können, doch keine Millisekunde, bevor Dean ihn erreichte, hob der kleine Teufel sein Beinchen und pinkelte munter das Motorrad an.

„Oh Nein!“, rief Dean aus. Er schloss seufzend seine Augen und schickte ein Stoßgebet an Gott, den Satan und wer ihm sonst noch auf die Schnelle einfiel, dass niemand dies mitbekommen hatte.

Immerhin schien sich in der näheren Umgebung weit und breit niemand zu befinden.

Vielleicht hatte er ausnahmsweise einmal wirklich Glück …
 

„Hey!“, schallte plötzlich eine verärgerte Stimme zu ihm herüber. „Was suchst du an meinem Bike?“

Soviel also zu seinem Glück …

Das Schicksal meinte es wohl wirklich nicht gut mit ihm.
 

Zunächst war es nur ein einziger Kerl, der natürlich ausgerechnet in diesem Moment die Kneipe hatte verlassen müssen. Er war einer dieser Rocker-Typen, wie er im Buche stand: riesengroß (wahrscheinlich sogar ein Stückchen größer als Sam), verfilzter Bart, dunkle Kleidung mit lauter Totenköpfen und eine überaus grimmige Miene.

Dean schluckte. Er war vollkommen unbewaffnet und auch wenn er mehr als nur gut von seinem Vater trainiert worden war und sich tagtäglich mit Geistern und Dämonen anlegte, verspürte er wenig Lust, sich mit diesem Gorilla zu prügeln. Er wirkte viel zu wütend, angepisst und darüber hinaus überaus bereit, Dean sämtliche Knochen zu brechen.

Und als wäre diese eine Ausgeburt des Teufels nicht schon schlimm genug gewesen, kamen nun auch noch seine ebenfalls grobschlächtigen und durch die Bank mürrisch dreinblickenden Freunde aus der Bar.

Alle hatten sie ihre funkelnden Blicke auf Dean gerichtet.
 

„Hey, Murray, was ist denn los?“, fragte einer der Biker den ersten. Er hatte bereits seine Hände zu Fäusten geballt und war offensichtlich mehr als bereit, alles in unmittelbarer Nähe kurz und klein zu schlagen.

„Der Kerl da gammelt an meinem Baby rum!“, knurrte besagter Murray. „Wahrscheinlich ein dreckiger Dieb!“

„Oh Nein, ich wollte ganz bestimmt nichts stehlen“, erwiderte Dean hastig. Er hob beschwichtigend die Hände und setzte ein gequältes Lächeln auf. „Ich habe nur … die Harley bewundern wollen. Das ist alles.“

„Lügner!“, bellte Murray. „Weißt du, was wir mit Kerlen wie dir machen?“

Dean seufzte. „Ich kann’s mir vorstellen.“

Nun gut, es würde wenigstens kein sinnloser Tod sein. Er würde durch die Hand von Männern sterben, die ihre geliebten Motorräder beschützen wollten. Und das konnte Dean mehr als alles andere nachvollziehen.

Ein leises Fiepen ließ den Winchester kurz zu Boden blicken. Den kleinen Racker hatte wohl nach der Erledigung seines dringenden Geschäftes eine leichte Müdigkeit befallen. Er gähnte herzhaft und ließ sich auf Deans Schuhen nieder.

Auch die Knochenbrecher betrachteten den Hund, der sich inzwischen auf den Rücken gedreht hatte und erwartungsvoll zu Dean hoch starrte, wohl darauf hoffend, dass man ihm den Bauch kraulte. Dieser konnte jedoch nur noch wütend mit den Zähnen knirschen. Dieser Köter brachte auch nichts als Ärger!
 

„Ist das dein Hund?“, erkundigte sich Murray.

„Äh, ja“, meinte Dean. Was hätte er ihm denn jetzt die ganze Geschichte lang und breit erklären sollen? Er war so oder so so gut wie tot, er hätte damit sein Ende nur hinausgezögert.

Besser schnell sterben, als diesen Kerlen haarklein zu berichten, wie dieser unschuldig anmutende Hund sein Leben in nur kürzester Zeit zur Hölle gemacht hatte.

Murray gab ein Geräusch von sich, das einem Schnauben sehr ähnelte, und meinte schließlich: „Der ist wirklich süß!“

Seine Freunde nickten zustimmend, sie alle lächelten den Hund selig an.
 

Dean hingegen war sich nicht ganz sicher, ob er nicht vielleicht im falschen Film gelandet war. Hatte er sich gerade verhört?

Dean tastete vorsichtig seinen Kopf ab. Möglicherweise hatte er beim Zusammenprall mit der Hecke doch eine ernstere Verletzung davongetragen. Anders zumindest konnte er sich die derzeitige Situation nicht erklären.

Murray hatte sich inzwischen hinuntergebeugt und den kleinen Welpen hochgehoben. Wie ein Baby wiegte er ihn im Arm und streichelte ihm über den Bauch. Auch die anderen Biker drängten sich nun um ihren Freund und waren erpicht darauf, den Hund wenigstens einmal kurz anzufassen.

„Ich will ihn auch mal halten!“, sagte ein Hüne von einem Mann mit einem AC/DC-Shirt und Pranken, die glatt als Schaufeln durchgegangen wären. „So einen kleinen, süßen Kerl habe ich mir schon immer gewünscht.“

„Ich auch“, stimmte ein weiterer zu. „Meiner Tochter würde so ein Rotzlöffel sicher sehr gut gefallen.“

Und mit einem Mal begannen diese harten Männer über Welpen und Kinder zu philosophieren, wie es Dean sonst nur aus dem Fernsehen von irgendwelchen Hausfrauen kannte.

Es war anscheinend offiziell: Die Welt war verrückt geworden!
 

„Wie ist denn sein Name?“, erkundigte sich Murray interessiert.

Im ersten Moment begriff Dean überhaupt nicht, dass diese Frage an ihn gerichtet war, viel zu sehr war er eingenommen von diesem seltsamen Schauspiel, das sich ihm bot. Dann aber antwortete er: „Äh … Cerberus.“

„Ah, der Wächter der Unterwelt“, meinte Murray nickend. „Wirklich ein guter Name.“

Dean konnte nur mit dem Mundwinkel zucken, zu mehr war er gar nicht fähig. Das Ganze war doch einfach nur total absurd!

Und eines war klar: Er musste dringend hier verschwinden, bevor er sich möglicherweise noch von dieser merkwürdigen Krankheit anstecken ließ.
 

„Ähm, hören Sie, wir müssen jetzt langsam weiter“, meinte er. „Der Kleine muss noch … zum Tierarzt.“

„Oh, ist er etwa krank?“ Diese Nachricht schien die ganze Bande auf tiefste zu bestürzen. Sorgenvoll musterten sie den kleinen Hund in Murrays Armen.

„Nein, nein“, entgegnete Dean. „Er kriegt nur ein paar Impfungen, nichts weiter. Wir wollen doch nicht, dass der kleine Kerl in Zukunft krank wird, nicht wahr? Ich bin aber schon ziemlich spät dran.“

„Ach so, dann wollen wir euch selbstverständlich nicht aufhalten“, meinte Murray. Offenbar nur schweren Herzens reichte er den Welpen wieder zurück, leise flüsterte er ein paar Worte des Abschieds. Als Dean sich langsam von ihnen entfernte, winkte ihm die ganze Gang hinterher.
 

„Wo bist du denn gewesen?“, empfing Sam ihn ungeduldig. Er war in der Zwischenzeit offenbar sehr fleißig gewesen, hatte er doch den Impala auf einen amtlich zugelassenen Parkplatz manövriert. Die neugierigen Passanten und auch die beiden Polizisten waren inzwischen wieder ihrer Wege gegangen.

„Ich hatte … eine Begegnung der dritten Art“, meinte Dean kopfschüttelnd. „Frag lieber nicht, ich bin immer noch zutiefst beunruhigt.“

Sam wirkte verständlicherweise verwirrt, bohrte aber nicht weiter nach.
 

Die restliche Fahrt zum Tierheim verlief verhältnismäßig unspektakulär. Sam saß hinter dem Steuer und fuhr geradezu übertrieben gewissenhaft, offenbar sehr darauf erpicht, nicht wieder in einer Hecke zu landen. Er kroch sogar ab und zu dermaßen langsam über die Straße, dass Dean schon fast wahnsinnig wurde.

Um seine aufgeriebenen Nerven ein bisschen zu beruhigen, hatte er seinen Bruder gebeten, ein wenig entspannende Musik einzulegen – Metallica oder Deep Purple eigneten sich dafür ausgesprochen gut –, aber unglücklicherweise schien Klein-Cerberus kein Fan dieser kulturellen Errungenschaft zu sein. Kaum dass die Musik aus den Lautsprechern gedröhnt war, hatte er jämmerlich zu jaulen angefangen, sodass Sam sich dazu genötigt gesehen hatte, die Anlage schnellstmöglich wieder auszuschalten, wenn sie nicht am Ende mit tierischen Kopfschmerzen oder gar einem Gehörsturz hätten dastehen wollen.

So saßen sie alle stillschweigend im Auto: Die Brüder, das struppige Fellknäuel und die lästige Fliege, die ihnen beinahe allen das Leben gekostet hätte. Cerberus betrachtete sie zwar weiterhin interessiert, aber diesmal war Dean auf alle Eventualitäten vorbereitet und beobachtete seinerseits den Hund aufmerksam.
 

Ohne weitere Zwischenfälle kamen sie schließlich am Tierheim an. Dean atmete erleichtert aus, als er mit dem Welpen auf dem Arm aus dem Auto stieg und das Hundegebell herausdringen hörte.

„Tja, mein Kleiner, ich fürchte, unsere lustige Abenteuerreise ist hier und jetzt vorbei“, sagte Dean vergnügt. Er konnte es kaum noch abwarten, das Vieh endlich loszuwerden und damit auch all den Ärger, den Klein-Cerberus geradezu magisch anzuziehen schien.

Kaum waren die Brüder durch das Eingangstor getreten, eilte ihnen auch schon eine äußerst engagierte Mitarbeiterin entgegen. Die Mittvierzigerin hatte ihr rotes, gelocktes Haar zu einer wilden Frisur hochgesteckt, sodass sie den Eindruck erweckte, sie hätte sich gerade mal vor fünf Minuten mit einem Löwen geprügelt. Besonders angsteinflößend war aber vor allem ihr breites Lächeln, welches Dean automatisch einen Schritt zurückweichen ließ.

„Was kann ich für Sie tun, meine Herren?“, sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Interessieren Sie sich für einen Zweithund? Da sind Sie bei uns genau an der richtigen Adresse. Wir haben hier einige wunderbare Exemplare, angefangen von …“

Und dann begann sie, in allen Einzelheiten die verschiedenen Rassen aufzuzählen, die sich in dem Tierheim befanden. Dean blinzelte sie einfach nur verdutzt an, über alle Maßen verwundert, dass tatsächlich ein menschliches Wesen dazu in der Lage war, ohne Unterlass zu plappern, ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.
 

Sam war es schließlich, der den Redefluss der enthusiastischen Dame unterbrach. „Eigentlich sind wir hier, um diesen Hund abzugeben.“

Das Lächeln der Frau erstarb jäh und stattdessen erschien ein Entsetzen auf ihrem Gesicht, als hätte Sam ihr soeben verkündet, dass er den Mount Everest in die Luft sprengen wollte.

„Aber das ist doch so ein süßer Bursche“, entgegnete sie. „Und noch so jung. Welpen brauchen eine ordentliche Erziehung –“

„Sie verstehen nicht“, fiel ihr Sam erneut ins Wort. „Er ist uns heute zugelaufen, der Hund gehört gar nicht uns.“

Nun blitzte Verständnis in den Augen der Frau auf. „Ooooh“, sagte sie. „Alles klar …“ Sie betrachtete das Wollknäuel ein wenig genauer und meinte schließlich, mit gerunzelte Stirn: „Sagen Sie bloß …? Tatsächlich! Vor gut einer Stunde war eine völlig aufgelöste Frau hier und hat nach ihren Hund gesucht. Der Lausebengel hat sich wohl irgendwie aus dem Garten davonstehlen können. Und Ihr süßer Findling sieht genauso aus wie der kleine Kerl auf dem Foto, welches sie mir gezeigt hat.“

„Na bestens“, meinte Dean lächelnd. Klein-Cerberus würde bald wieder zu Hause sein und seine Besitzer nerven anstatt ihn. Für den Winchester eine wirklich verlockende Vorstellung. Er konnte es kaum noch erwarten, seinen normalen Tagesrhythmus wieder aufzunehmen und sich mit ein paar Wendigos und Geistern anzulegen. Denn im Gegensatz zu Hundebabys verstand er von denen wenigstens etwas.
 

„Nun gut“, sagte die Mitarbeiterin und wandte sich an Sam. „Dann kommen Sie vielleicht kurz mal mit. Ich will kurz die Besitzerin anrufen und die möchte Ihnen bestimmt gerne persönlich danken. Das wird wirklich nicht lange dauern.“

Und die Frau hielt auch Wort. Nach nur fünf Minuten kehrten die beiden wieder zurück. Sam hielt in seiner Hand ein Foto, auf dem ihr kleines Findelkind abgebildet war. Ohne Zweifel, die Frau, die so verzweifelt nach ihrem Hund gesucht hatte, war in der Tat die Besitzerin von Cerberus.

„Sie können gerne das Foto behalten“, meinte die Tierheim-Lady. „Als Erinnerung. Möchten Sie vielleicht auch noch auf die Besitzerin warten? Sie wird wahrscheinlich in einer halben Stunde hier sein.“

„Nein, nein, das ist nicht nötig“, winkte Dean ab. Er wollte nur noch weg von hier.

„Bist du dir sicher?“ Sam warf ihm einen dermaßen seltsamen Blick zu, dass Dean für einen Augenblick völlig verwirrt war. Irgendwie gefiel ihm dieser Gesichtsausdruck seines Bruder ganz und gar nicht.

„Ich bin mir sicher“, entgegnete Dean. Er trat einen Schritt vor und drückte der Mitarbeiterin ohne viel Federlesens den Welpen in die Hand. Er wollte sich daraufhin umdrehen und einfach gehen, stellte aber zu seiner Schande fest, dass ihm das nicht so ohne weiteres gelang. Der herzzerreißende Blick des Köters fesselte ihn regelrecht.

So ein verdammter Mist!
 

„Du solltest dich wenigstens von ihm verabschieden“, sagte Sam, mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen.

Dean verzog sein Gesicht. Sein kleiner Bruder würde zweifellos für den heutigen Tag noch sein Fett wegkriegen, darauf konnte er sich verlassen!

Zunächst sträubte sich Dean vehement, dem Hund überhaupt noch mal in die Augen zu sehen, aber schließlich musste er sich eingestehen, dass er Klein-Cerberus nicht einfach so den Rücken zudrehen und für immer aus seinem Leben verschwinden konnte. Das erschien ihm nicht gerade als glanzvoller Abgang.

Somit rang er sich dazu durch, den Arm auszustrecken und dem Welpen den Kopf zu tätscheln. Cerberus genoss es sichtlich, leckte sogar kurz über Deans Hand.

Verdammt, dieser süß-treuherzige Blick des Kleinen war wirklich ausgesprochen stark!

„Dann mach es gut, Fusselbürste“, meinte Dean zaghaft lächelnd. „Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder.“

Die Mitarbeiterin schien angesichts dieser Szene sichtlich gerührt und machte den Anschein, als wollte sie Dean in der nächsten Sekunde einen anderen Hund andrehen. Um dem zuvorzukommen, verabschiedeten sich die Brüder hastig und verließen das Tierheim. Cerberus winselte daraufhin dermaßen mitleiderregend, dass Dean fast wieder schwach geworden wäre, aber er rief sich schließlich selbst zur Ordnung.
 

Als er dann letztlich wieder hinter dem Steuer des Impalas saß, den Motor röhren hörte und mit einem geradezu mörderischen Tempo über die Straßen jagte, fühlte er sich wieder etwas freier.

„Die Besitzerin hat sich bestimmt zehntausendmal bei mir bedankt“, erzählte Sam. „Sie scheint den kleinen Kerl wirklich sehr zu lieben. Er freut sich bestimmt auch, wenn er sie wieder sieht.“

Dean brummte nur. Ihm stand nicht der Sinn danach, sich weiter mit dem Tier zu befassen.

„Ach ja, der Name des Hundes ist übrigens Puppy“, fuhr Sam mit seinen Ausführungen fort.

Dean konnte daraufhin nur den Kopf schütteln. Solch ein beschränkter Name konnte auch nur Frauen einfallen! Wie würde sich Puppy denn erst fühlen, wenn er größer war und seine Besitzerin diesen überaus beschämenden Namen quer über den Spielplatz schrie? Puppys Hundefreunde würden sich ganz gewiss kaputt lachen!

Nein, da war Cerberus um Längen besser gewesen.

„Und du wolltest der Besitzerin wirklich nicht persönlich begegnen?“, fragte Sam, wieder in diesem äußerst merkwürdigen Tonfall. „Sie war wirklich schrecklich dankbar.“

Dean schüttelte entschieden den Kopf. Was wollte er mit einer vertrockneten Hausfrau, die ihrem männlichen Hund einen Mädchennamen gab? Das brauchte er sich nun wirklich nicht anzutun.
 

„Du hast wahrscheinlich Recht.“ Sam zuckte mit den Schultern. „Es hätte bestimmt auch viel zu lange gedauert, auf sie zu warten. So ein Fotoshooting kann sich ab und zu ja richtig hinziehen …“

Dean hätte vor Schreck fast auf die Bremse getreten und somit dem Autofahrer hinter sich beste Chancen geboten, ihm hinten reinzufahren. Im letzten Moment konnte er sich gerade noch beherrschen.

„Was denn für ein Shooting?“, fragte Dean zögerlich.

„Ich bin mir nicht ganz sicher, sie hat so schnell gesprochen, dass man sie kaum verstanden hat.“ Sam konnte sein schadenfrohes Grinsen wirklich nur äußerst schwer zurückhalten. „Offenbar für irgendein Hochglanzmagazin. Zumindest musste sie sich in Dessous ablichten lassen …“

Dean knirschte hörbar mit den Zähnen. Dass Sam ihm diese nicht gerade unerhebliche Neuigkeit erst jetzt mitteilte, wo das Tierheim schon weit hinter ihnen lag, würde seinem jüngeren Bruder noch den Kopf kosten.

Das schwor es sich bei Gott, seinem Impala und der Waffensammlung im Kofferraum!
 

Dean erwog für einen Moment, wieder kehrtzumachen, um sich in der Dankbarkeit des Supermodels sonnen zu können, doch kaum dachte er an die großen Kulleraugen von Cerberus, warf er sein Vorhaben über Bord. Diese Frau mochte noch so schön und leichtbekleidet sein, er würde sich sicherlich nicht noch mal in die Nähe dieses Köters wagen. Sowohl sein Wagen als auch Dean selbst wären wegen diesem Hund fast draufgegangen!

Und auch wenn Dean liebend gerne sein Leben für die Bekanntschaft mit einem Unterwäschemodel bereitwillig auf Spiel gesetzt hätte … allein auf die Gefahr hin, dass seinem Impala etwas geschehen könnte, ließ er von dieser Idee ab.

Es gab einfach Grenzen im Leben!

Und dieser Hund hatte es tatsächlich geschafft, binnen weniger Stunden sein Leben völlig durcheinander zu bringen. An sich schon eine überaus beeindruckende Leistung, die Dean trotz der Widrigkeiten durchaus zu würdigen wusste.

Wahrscheinlich hatte kein Geist oder Dämon je mehr an seinen Nerven gezehrt.

Cerberus, der Höllenhund mit den wohl größten und treuherzigsten Augen der Welt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Schreiberliene
2010-08-01T01:11:49+00:00 01.08.2010 03:11
Hallo,

also, die Geschichte ist wirklich ganz niedlich; formal ist das Meiste in Ordnung und es ließ sich gut lesen. Nett fand ich, dass die Beiden nicht zu OoC waren, das ist immer so eine Gradwanderung.
Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

„ „Wahrscheinlich ist er irgendwie reingesprungen, als du dieses Mädchen angebaggert hast“, meinte Sam in einem eindeutig etwas genervten Vorfall.“
Eher Tonfall, oder? :D

„Im ersten Augenblick starrte Dean nur mit weit aufgerissenen Augen nach vorne, den erschrockenen Hund an sich gedrückt, dann aber, als sich seine Erstarrung langsam löste, stieß er laut aus: „Oh – mein – Gott!““
Geiles Bild, wirklich. Auch wenn ich persönlich die Szene in meinem Kopf eher mit „Bitch“, „Son of a bitch“ und „Fuck“ unterlege. Ist Charaktertreuer ;D.

„Dean schluckte. Er war vollkommen unbewaffnet und würde gegen diesen Gorilla wohl kaum eine Chance haben. Wahrscheinlich würde dieser Kerl ihn in Grund und Boden stampfen, bevor Dean überhaupt realisierte, was eigentlich los war.“
Das kann ich mir bei Dean „Ich gehe in die Hölle, komme wieder, schicke Engel und Dämonen zurück zu ihrem Schöpfer und rebelliere gegen Gott“ Winchester sehr schwer vorstellen. Der hat nie Angst davor, verdroschen zu werden und würde mMn nie denken, dass er keine Chance hat…

Die Szene mit den Rockern war in der Idee gut, aber dann doch etwas vorhersehbar und irgendwie eindimensional. Da fehlte die Erzähltiefe, zumindest habe ich das so erlebt.

Ansonsten fand ich es aber irgendwie niedlich. :D

Liebe Schreibziehergrüße,

Anna
Von: abgemeldet
2010-07-01T22:29:27+00:00 02.07.2010 00:29
herrgott nochmal
wenn das nich eine der süßesten geschichten war die ich je gelesen habe weiß ich auch nich *-*

Von:  Ju_chan
2010-06-15T19:46:07+00:00 15.06.2010 21:46
Awwwww- ich weiß, das wiederholt sich jetzt- aber das war wirklich eine putzige Story. Ich habe mehr als einmal herlich lächeln müssen- aber eigentlich hatte ich erwartet, dass die Jungs den Kleine behalten (ich hätt´s gemacht...)
Allerduings würde Dean dann ja unter einem Doppel-Hunde/Welpenblick leiden- was aber auch sehr reizvoll wäre xD
Und wahrscheinlich würde er, ohne es wirklich zu merken- einen Teil seiner Männlichkeit verlieren. Ich mag solche Storys, in denen der "harte, männliche" *ehem* Kerl ganz weich wird....
Sehr schön geschrieben! Kommt gleich zu den Faves!!!
lg Ju_chan
Von: abgemeldet
2010-01-31T15:22:20+00:00 31.01.2010 16:22
ahhhhhhh voll cooooool!!!!! Ich musste so lachen.....wirklich süß ^o^

Von:  jibrillchan
2008-04-29T16:51:00+00:00 29.04.2008 18:51
Da ich deine FF sehr gerne mag, lese ich mir diesen OS auch einfach mal durch. Bin ja gespannt, was du dir hast einfallen lassen.

*tränen lach*
Ein toller OS, einfach großartig. Hat mir ja so was von gut gefallen.
Eine schöne Situation und die beiden Winchester wurden ausgezeichnet getroffen.
Dean und der Hund und dann auch noch Sam, einfach klasse. Und der heiß geliebte Impala.
Die Biker waren ja auch einfach geil, zeigt mal wieder, dass jeden ein Herz hat, egal in was für einer Schale es steckt. ^^
Und dann das Ende, einfach nur toll, auf ganzer Linie.

Du siehst ich bin begeistert. Hast du gut gemacht.
Kannst wirklich öfter so was schreiben.

LG

Von:  DoctorMcCoy
2008-04-29T10:58:09+00:00 29.04.2008 12:58
So, da du dir ja soviel Mühe gegeben hast bei deinem One-Shot werde ich jetzt auch einen ganz langen Kommi für dich schreiben. Ich freue mich schon riesig auf die Geschichte, besonders weil sie von Supernatural ist. Das ich nicht darauf gekommen bin...
Fang jetzt an, zu lesen *freu*

<Und während Sam sich offensichtlich von diesem trügerisch-süßen Blick einwickeln ließ>
Tja, jetzt muss Sam mal am eigenen Leib erfahren, wie solche Hundeaugen auf einen wirken können. Ich habe mit Sam wirklich größtes Mitleid, denn ich könnte da wahrscheinlich auch nicht widerstehen.

<Von Hunden, die die Fähigkeit besaßen, Wagentüren zu öffnen, hatte er noch nie gehört.>
Ich kenne da einen. Der kann sogar hinterher auch noch die Tür verriegeln. So gut wie Paul Anka scheint er dann ja wohl nicht zu sein.

<Ich fahre und du setzt dich hinten zu dem Hund und passt auf, dass er bei der nächsten Kurve nicht rausfliegt.>
Das wird bestimmt ein Riesen Spaß. Ich sehe es schon kommen, dass Dean nachher den Hund gar nicht mehr abgeben will.

<Selbst Dean konnte dieser ausgeprägte Jagdinstinkt ein Lächeln entlocken. >
Ich sehe schon, da haben sich aber zwei gefunden. Die werden noch die dicksten Freunde.

<Und als Wächter taugte er auch nicht unbedingt, wenn er seinen Besitzern weglief und gleich mit den erstbesten Menschen Freundschaft schloss, die einen schönen Wagen hatten. >
Naja, wenigstens hat er Geschmack. Das muss Dean doch zugeben.

<Das würde Dean sich ganz sicher nicht zweimal sagen lassen. Der kleine Köter würde verschnürt und verknotet werden, bis er völlig bewegungsunfähig wäre. >
Der arme kleine Kerl. Dabei hat er doch nur das getan, was er für richtig hielt. Diese böse Fliege hat Sam immerhin angegriffen. Da musste Cerberus doch einschreiten und ihn retten.

<Murray gab ein Geräusch von sich, das einem Schnauben sehr ähnelte, und meinte schließlich: „Der ist wirklich süß! Richtig goldig!“ >
Das war so klar. Typisch Sarah. Ich liebe es, wenn diese starken Rocker plötzlich so sentimental werden. Wie der eine, der doch noch seine kleine Tochter vom Musikunterricht abholen musste =)

<Cerberus winselte daraufhin dermaßen mitleiderregend, dass Dean fast wieder schwach geworden wäre, aber er rief sich schließlich selbst zur Ordnung.>
Da sieht man mal, wie stark Dean wirklich ist. Hält sogar das aus. Das kann wirklich nur jemand, der einen unglaublich starken Willen hat.

<So ein Fotoshooting kann sich ab und zu ja richtig hinziehen … >
Tja, gemein kann die Welt schon sein.

Eine super Geschichte. Klein Cerberus, der den ganzen Alltag der Winchesters durcheinander bringt. Eine herzzereißende Geschichte und so niedlich.
Die beste Szene war wirklich die mit dem Rockern. Wie Dean sich schon darauf eingestellt hatte, in die ewigen Jagdgründe einzugehen und wie er dann von Cerberus durch seinen Niedlichkeitsfaktor gerettet wurde. Rocker sind einfach zu goldig. Und wie sie sich Sorgen gemacht haben, als sie hörten, dass Dean mit ihm noch zum Tierarzt müsse. Ich glaube, diese Gang sollte sich ein kleines Maskottchen anschaffen.
Die Abschiedsszene war auch wirklich süß. Da hat man doch gesehen, dass Dean ihn doch ein wenig in sein Herz geschlossen hat.
Er hätte nur ein bisschen länger bleiben sollen. Wie der Kleine die Winchesters von einem Schlamassel ins andere katapultiert hat, so konnte doch zum Schluss nur noch etwas Gutes kommen. Aber so weit ließ Dean es ja nicht kommen. Und Sam ist wirklich gemein, dass er ihm nichts davon erzählt hat. Aber so finde ich Sam richtig klasse.
Der Abschluss der Geschichte war auch klasse. War gut, dass du dich nochmal drangesetzt hast. Der letzte Satz rundet das einfach toll ab.

So, jetzt möchte ich mich aber noch bedanken, dass du sowas Schönes für mich geschrieben hast. Es war einfach goldig und diesen kleinen Cerberus würde ich auch mal zu gerne knuddeln.
Vielen, vielen Dank noch mal.
HDGDL
Kaguyashi


PS: Ich bin doch gar nicht kleiner als du.
Von:  siri001
2008-04-28T21:15:02+00:00 28.04.2008 23:15
Hi,

das ist ja so was von schnuffig! Ich bin aus dem Grinsen gar nicht wieder raus gekommen. Ein Welpenblick ist wirklich etwas, was man Waffenscheinpflichtig machen sollte. Kommt dieser nun von Sam oder einem Höllenhund.

Deine Story ist einfach umwerfend Humorvoll und dein Schreibstil gigantisch. Ich bin begeistert!

Ich hoffe man wird zukünftig noch mehr von dir in dieser Richtung lesen können.

Liebe Grüße

Sirina



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