Zum Inhalt der Seite

Save me from the dark

ShinichixShiho
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auch wilde Rosen verblühen...

Unruhig lugte Heiji immer wieder über den Rand der Akte zu dem Haus von Cedrik Founder, welches auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag und auf den ersten Blick nicht so aussah, als würde es einen gesuchten Serienmörder beherbergen. Es machte den Anschein eines ganz normalen Einfamilienhauses. Die strahlend weiße Fassade sorgte dafür, dass das Haus angenehm aus der Masse hervorstach. Die meisten anderen Häuser hier standen schon seit sehr vielen Jahren und ihre Fassaden waren längst ergraut und schmutzig vom Regen.

Außerdem wirkte das Haus auch wesentlich moderner als die anderen - es stand vermutlich noch nicht halb so lange wie die anderen Häuser hier. Würde Heiji ein oberflächlicher 08/15-Bürger sein, würde er einen Serienmörder wie The Wild Rose eher hinter den kleinen Fenstern der alten Häuser vermuten, die meist noch mit dicken Gardienen Einblick ins Innere des Hauses verboten, während die großen Fenster im Haus von Founder geradezu dazu einluden, in das modern eingerichtete Haus hinein zu schauen, wo doch nicht einmal kleine Gardienen daran hingen.

Der dunkelhäutigere Detektiv musste zugeben, wüsste er es nicht besser, würde auch er beim Anblick dieses Hauses Zweifel bekommen, ob sie sich nicht in der Adresse geirrt hatten. Auf der anderen Seite tötete Cedrik seine Opfer ja nicht bei sich Zuhause, er hatte also keinen Grund etwas zu verstecken, außer vielleicht seine Waffe.
 

Seufzend sah er sich nach Shinichi um, der in den Garten des Hauses geschlichen war, in der Hoffnung, irgendeinen Anhaltspunkt auf Shihos Aufenthaltsort zu finden. Das Ganze war nicht nur gewagt, Jodi hatte ihnen am Telefon eigentlich auch verboten, irgendetwas auf eigene Faust zu unternehmen. Aber Heiji konnte verstehen, dass sein bester Freund einfach nicht nur ruhig hier stehen und auf die Ankunft des FBI warten konnte. Die Zeit drängte. Ehrlich gesagt hatte der Detektiv aus Osaka ohnehin seine Zweifel daran, dass Shiho noch lebte. Sie war nun immerhin schon seit über 10 Stunden in den Händen von The Wild Rose und er sah keinen Grund für den Serienmörder, die junge Frau länger leben zu lassen als seine anderen Opfer.

Aber er wollte Shinichi nicht die Hoffnung rauben, zumal er ahnte, was in dem Kopf des Witwers vorgehen musste. Er und seine einstige Leidensgenossin waren im Streit auseinander gegangen und der Kuss, der zu Weihnachten zwischen den beiden stattgefunden hatte, schwebte zwischen ihnen, ohne dass einer endlich einmal ausgesprochen hatte, wie dieser Kuss zustande gekommen war und was er wirklich bedeutet hatte. Shinichis Ausrede von wegen es wäre ein Ausrutscher, der nie wieder passieren würde, konnte man schließlich nicht ernst nehmen. Der Mann war einfach nur noch etwas verwirrt, nachdem der Tod seiner geliebten Frau doch noch nicht einmal ganz ein halbes Jahr her war. Das hieß aber nicht, dass er Shiho nicht mochte oder dass ihm der Kuss nichts bedeutet hatte, er war nur einfach noch nicht soweit. Hätte er es so erklärt, hätte die Studentin sicherlich auch Verständnis dafür gehabt, aber der Typ hatte eben nicht viel Erfahrung darin, seine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen, die eine Frau auch verstand.
 

Endlich kehrte Shinichi zu seinem Freund zurück, offensichtlich unzufrieden. "Und, hast du etwas entdeckt?", fragte Heiji ihn dennoch und schlug die Akte von Elißa Day zu, er glaubte nicht, dass es nötig war, sich zu verstecken. Wäre Founder Zuhause, hätte er sie längst entdeckt und sicher schon etwas unternommen.

"Nein, nichts." Es war zum verrückt werden, das Haus hatte nur dieses eine Stockwerk und alle Räume waren gut einsehbar durch die großen Fenster, aber nirgends ein Zeichen von Founder oder Shiho. "Und was ist mit dir? Hat dir das durchstöbern der Akte noch irgendetwas gebracht?" Natürlich bildeten sich in Shinichis Kopf langsam die schlimmsten Gedanken darüber, was mit Shiho passiert sein könnte, aber er wollte sie einfach nicht zulassen. Shiho musste einfach noch leben!

"Kann man so sagen." Heiji öffnete die Akte noch einmal, zog vorsichtig ein Dokument daraus und reichte es an Shinichi. Nebenbei warf er immer wieder einen flüchtigen Blick auf das Haus, aber nichts geschah. Nirgends regte sich etwas, Geräusche waren auch nicht zu hören... ob TWR schon geflüchtet war und Shihos Leiche irgendwo beseitigt hatte? Nein! Lieber nicht an so etwas denken. "Ich habe herausgefunden, warum dir Elißa Day so bekannt vorkam."

Etwas verdutzt blickte der Witwer erst seinen Freund an und widmete sich dann dem Blatt in seinen Händen. "Elißa Day, wurde als 16jähriger der Vergewaltigung einer seiner Mitschülerinnen beschuldigt, jedoch verschwand die junge Frau spurlos, kurz nachdem sie ihre Aussage bei der Polizei gemacht hatte und da die Hauptbelastungszeugin vor Gericht fehlte, konnte man ihn seinerzeit nicht festnehmen...", fasste er den Inhalt des Dokumentes kurz zusammen. "Die junge Frau wurde von ihrer Familie niemals als vermisst gemeldet und es wurde auch nie eine Leiche gefunden. Man geht davon aus, dass sie weggelaufen ist, aus Angst vor ihrem Peiniger, da sie bereits bei ihrer Vernehmung durch die Polizei deutlich gemacht hat, dass sie schreckliche Angst vor ihrem Klassenkameraden hatte."

Heiji nickte und deutete auf eine Stelle in dem Dokument. "Sie soll gesagt haben, dass es sich bei Steven Hall - wie er damals noch hieß - um einen Mörder handle und wenn er herausfindet, dass sie ihn verraten hat, würde er sie umbringen. Ich denke also die Theorie, dass sie geflüchtet ist, erscheint sinnvoll. Vermutlich hat sie sich auch einen neuen Namen zugelegt. Dass ihre Familie sie nie als vermisst gemeldet hat, lässt annehmen, dass sie wussten, wo ihre Tochter war."

"Und weiter?" Im Moment wusste Shinichi beim besten Willen nicht, worauf sein Freund hinaus wollte.

"Warte kurz." Heiji drehte sich zu dem Haus um, vor dem er die ganze Zeit gestanden hatte und sprach eine ältere Dame an, die gerade dabei war, den Weg, der zu ihrem Haus führte, vom Schnee zu befreien. "Entschuldigen Sie, darf ich Sie etwas fragen?" Die alte Frau schaute zwar etwas verdutzt drein, nickte dann aber. Vermutlich hielt sie Heiji für einen Touristen, der nach dem Weg fragen wollte oder so etwas. "Sie wohnen doch sicher schon länger hier, oder? Wissen Sie zufällig, wann dieses Haus gebaut wurde?" Er deutet auf das Haus von Founder.
 

"Aber ja", nickte die alte Dame, nachdem sie sich offensichtlich darüber gewundert hatte, dass der junge Japaner ihre Sprache so gut beherrschte. "Das Haus wurde vor etwa 29 Jahren hier gebaut. Vorher stand dort eine alte Villa, die einem berühmten Politiker gehört hat, aber sie ist vor 50 Jahren abgebrannt und seit dem war das Grundstück lange leer, weil niemand sein Haus auf ein Grundstück bauen wollte, auf dem eine Familie so grausam zu Tode gekommen ist."

Einen Moment packte Heiji die Neugierde. Ein Brand? Ein berühmter Politiker und dessen Familie, die dabei ums Leben gekommen waren? Das klang nach einem Fall, der nach 50 Jahren endlich aufgeklärt werden sollte! Aber er kam schnell wieder zur Vernunft. Sie hatten jetzt keine Zeit für so etwas. "Und wissen Sie auch, wer damals dort eingezogen ist?", fragte er also die ältere Frau, anstatt die Hintergründe des Brandes zu erforschen.

"Ja, eine sehr junge Frau mit ihrem kleinen Baby. Sie war sehr verschlossen, hat nie mit jemandem geredet und hat ihr Haus nur verlassen, um in die Wintergärten zu gehen. Sie hat dort viele verschiedene Rosenarten gezüchtet, müssen Sie wissen." Dass die alte Dame das nur wusste, weil sie ab und zu genau so um das Haus geschlichen war wie Shinichi eben, verriet sie selbstverständlich nicht. "Ihr Sohn ist da ganz anders. Er wohnt jetzt noch in dem Haus, wissen Sie? Er ist immer freundlich und er hilft mir auch mal, wenn in meinem Haus etwas kaputt ist. Er hat das Haus auch erst letztes Jahr renovieren lassen. Früher waren da keine großen Fenster drin. Seine Mutter hätte nie jemandem erlaubt, ins Haus zu gucken."

"Das ist merkwürdig", grübelte Shinichi. "Das Haus hat nur ein Schlafzimmer und es gab auch keinen anderen Raum, der sich als Kinderzimmer geeignet hätte." Da waren nur noch das Wohnzimmer, dass kleine Bad und die große Küche gewesen. Ein Arbeitszimmer oder Gästezimmer gab es nicht, auch keinen begehbaren Kleiderschrank oder sonst etwas. Aber würde eine junge Frau denn ihr ganzes Leben mit ihrem Sohn in einem Schlafzimmer schlafen?

"Ah ja, die Frau hatte ihr Schlafzimmer sicher im Keller... oder mehr im Bunker", schmunzelte die alte Dame. "Sie müssen wissen, die junge Dame war etwas paranoid. Wenn sie das Haus doch mal verlassen hat, dann hat sie sich immer etliche Male umgesehen, als glaube sie, jemand würde sie verfolgen und an den Türen zu ihrem Haus waren etliche Sicherheitsschlösser angebracht."

Shinichi blickte die betagte Dame fragend an."Bunker?" Nannte sie den Keller der Frau nur aus Spaß so oder befand sich unter dem Haus wirklich ein derartiger Ort? Wenn ja, würd dies der Perfekte Ort sein, um sich zu verstecken oder eine Geißel gefangen zu halten. Womöglich war Founder also doch da und nur in diesem Bunker und mit viel Glück war dann auch Shiho dort zu finden.

Die alte Dame nickte. "Ja, das einzige, was vom Haus des Politikers noch übrig geblieben ist, war sein Schutzbunker. Der Mann hatte immer Angst vor dem Krieg und so hat er sich seinerzeit einen Schutzbunker unter das Haus bauen lassen, ich weiß, dass man ihn beim Neubau des Hauses vor etwa 29 Jahren renoviert hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass Frau Founder sich dort unten in der dunklen Nacht sicher gefühlt hat, immerhin kommt man nicht so einfach in einen Bunker, selbst nicht, wenn man weiß, dass er existiert."

"Und was ist mit dem Jungen? Sie hat ihn doch nicht etwa ganz alleine oben schlafen lassen, während sie im sicheren Bunker war?", hakte Heiji nach, er ahnte die Antwort schon, denn sie würde perfekt zu seiner Vermutung passen.

"Doch. Miss Founder war keine besonders liebevolle Mutter. Sie hat sich nie wirklich um den armen Cedrik gekümmert. Er hat ganz oft allein draußen im Garten gespielt und wenn er mal in das Gewächshaus gegangen ist, dann hat sie ihn furchtbar angeschrien, so laut, dass man es in der ganzen Straße gehört hat. Ich glaube, sie hat ihre Blumen mehr geliebt als ihren Sohn." Die Schultern der alten Dame sanken etwas nach unten. "Cedrik war gerade 15, da hat sich seine Mutter das Leben genommen******. Sie hat Schlaftabletten geschluckt. Seit dem ist Cedrik auf sich selbst gestellt. Stellen Sie sich das mal vor, wie egoistisch es von ihr war, sich das Leben zu nehmen und ihren Sohn ganz alleine zu lassen!"
 

"Wissen Sie zufällig, ob Miss Founder jemals Männerbesuch hatte? Ich meine, sie war doch sicher eine hübsche junge Frau, oder? Da wird doch ab und an mal ein Mann vorbei gekommen sein?" Natürlich wollte Heiji auf etwas Bestimmtes hinaus aber weder Shinichi, noch die alte Dame wussten, worauf genau, dennoch antwortete die alte Frau auch dieses Mal. Offenbar freute es sie, mal wieder mit jemanden plaudern zu können.

"Oh nein, sicher nicht. Die Frau hatte regelrecht Angst vor Männern... zumindest hat sie sich so verhalten. Sie hat Männern auch nie die Tür aufgemacht, auch keinem Nachbarn, nicht einmal mit Cedriks Lehrer wollte sie sprechen. Wie gesagt, sie war eine sehr seltsame Frau." Bis zu ihrem Ableben war sie bei den Nachbarn immer in aller Munde gewesen, obwohl sie niemand wirklich gekannt hatte.

"Vielen Dank, Sie waren uns eine große Hilfe", nickte Heiji der alten Dame zu, bevor er etwas Abstand vom Gartenzaun nahm und sich wieder Shinichi zuwendete. "Ich glaube, dass es nie wirklich eine Miss Founder gab. Die Frau, die hier gewohnt hat, hieß in Wirklichkeit Emilya Vain und war die jüngste Tochter des Politikers Brian Vain. Nachdem sie Elißa Day vergewaltigt hat, ist sie schwanger geworden und aus Angst vor ihrem Peiniger und weil ihre Familie diese Schande nicht ertragen konnte, änderte sie ihren Namen und ihr Aussehen und kam hier her. Ich nehme an, ihr Vater hat sie dafür bezahlt, dass sie einfach verschwindet und schweigt. Er hat ihr hier dieses Haus bauen lassen und es ihr ermöglicht, ihre Identität zu ändern, aber danach war sie auf sich selbst gestellt. Sie hat den Vorfall niemals überwunden und deswegen lebte sie so zurückgezogen und hatte Angst vor Männern. Und dass sie Cedrik nicht gut behandelt hat, lag daran, dass er der Sohn ihres Vergewaltigers war. Kannst du mir folgen?"

Kurzes Schweigen, doch dann ging Shinichi endlich ein Licht auf. "Du meinst... dass The Wild Rose, der Sohn von Elißa Day ist?" Darauf hätte er auch schon eher kommen können, aber im Moment schwirrten zu viele Dinge in seinem Kopf rum, als dass er noch fähig war, solche Dinge anhand dieser mageren Informationen zu kombinieren.

"Richtig. Wie Jodie es gesagt hat", nickte Heiji und steckte endlich das Dokument wieder zurück in die Akte, welches sein Freund bisher in den Händen gehalten hatte. "Ich glaube nicht, dass es jemals Kontakt zwischen Vater und Sohn gab, aber ich denke, dass Founder früher oder später herausgefunden hat, dass sein Vater und der Mörder seiner Verlobten ein und dieselbe Person sind. Vermutlich hat das seinen aufkeimenden Wahnsinn noch schlimmer gemacht. Ich meine genau betrachtet, hat dieser Mann von Anfang an sein Leben zur Hölle gemacht, obwohl er nie an Cedriks Leben teil gehabt hat." Das fing damit an, dass Cedriks Mutter ihn nicht lieben konnte und endete noch lange nicht mit dem Tod von Kaori Takumi.
 

Shinichi wollte gerade etwas antworten, als der Wagen von Jodie vor fuhr, etwas weiter weg parkten zwei größere Wagen, deren Insassen ebenfalls Mitglieder des FBI waren, vermutlich Schützen, die darauf warteten, dass sie angreifen sollten. Jodie winkte die beiden jungen Männer in ihr Auto und als sie darin Platz genommen hatten, wie als wäre es ein Taxi, blickte die FBI-Agentin sie finster an.
 

"Ihr habt doch hoffentlich noch nichts unternommen?" Sie traute den beiden alles zu. Sie hatte am Telefon ihre Mühe gehabt, vor allem Shinichi davon zu überzeugen, dass es besser war, nichts zu unternehmen, bevor sie und ihr Team eingetroffen waren. Allerdings war sie sich letzten Endes nicht sicher gewesen, ob sie darauf vertrauen konnte, dass die beiden jungen Männer sich auch wirklich daran hielten.

Kurz blickten sich die beiden Detektive an. Konnte man das, was sie getan hatten, als 'etwas unternommen' betrachten? "Nein. Wir haben uns nur etwas umgesehen", antwortete Heiji schließlich und hoffte, dass Jodie das ebenso ruhig sah, wie er es aussprach. Genau genommen hatten sie sich eigentlich irgendwo hier in der Nähe verstecken sollen, damit Founder sie gar nicht erst entdeckte und die Tatsache, dass sie letzten Endes praktisch direkt vor dem Haus gestanden und sich auch noch auf dem Grundstück umgesehen hatten, sprach ja nun noch gerade dafür, dass sie sich an Jodies Befehl gehalten hatten. Auf der anderen Seite konnte sie unmöglich wirklich erwartet haben, dass die beiden nur tatenlos rumstanden und warteten, während Shiho - wenn sie denn noch am Leben war - sich in großer Gefahr befand und es auf jede Sekunde ankam.

"Umgesehen? Seid ihr wahnsinnig? Wenn TWR euch nun entdeckt hätte?" Von dem Fakt mal abgesehen, dass dies den Serienmörder dazu hätte bringen können, Shiho sofort zu töten oder zu flüchten, hätte er auch so verrückt sein und die beiden jungen Männer auf offener Straße erschießen können, immerhin hatte er nichts mehr zu verlieren, schließlich müsste ihm klar sein, dass man ihn mittlerweile durchschaut hatte. Aber gut, was geschehen war, war geschen und sie hatten keine Zeit für lange Standpauken, also konzentrierte sich Jodie lieber wieder auf das Wesentliche. "Habt ihr wenigstens irgendetwas herausgefunden?"

Wieder war es Heiji der antwortete, während Shinichi die ganze Zeit grübelnd das Gewächshaus anstarrte. "Nicht beim Umsehen, aber bei der Unterhaltung mit einer Nachbarin."

Die Brauen der FBI-Agentin schossen nach oben, "Ich hab euch gesagt, ihr sollt euch unauffällig verhalten und ihr habt nichts Besseres zu tun als euch direkt an das Haus gegenüber zu stellen und mit einer Nachbarin zu plaudern?" Das Ganze klang für sie nicht nach der professionellen Vorgehensweise zwei erfahrener Detektive, aber gut, auch hier galt es wieder, das Beste daraus zu machen, immerhin konnte im Moment jede noch so kleine Information nützlich sein. "Und was habt ihr herausgefunden?"

"Neben der Tatsache, dass The Wild Rose, der Sohn von Elißa Day ist?", fragte Heiji und erhielt einen überraschten Blick von Jodie, diese kam aber nicht dazu etwas zu sagen, denn Heiji sprach bereits weiter. "Unter dem Haus befindet sich ein Bunker. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass sich Founder dort versteckt", für den Fall dass er tatsächlich noch im Haus war, denn gesehen hatten sie ihn ja nicht.

Endlich wendete Shinichi seinen Blick von dem Gewächshaus ab. "Vielleicht hält er auch Shiho dort gefangen." Immerhin bot der Bunker dem Mörder einige Vorteile, der Eingang war sicherlich irgendwo versteckt und dann auch noch gut getarnt, so dass man ihn bei einer Durchsuchung womöglich nicht finden würde, außerdem waren die Wände so dick, dass niemand Hilferufe oder etwas dergleichen daraus hören würde, nicht einmal der Geruch einer verwesenden Leiche würde von dort nach draußen dringen - aber diesen Gedanken wollte er lieber nicht weiter ausbauen.

Auch Jodie sah man an, dass sie ihre Zweifel daran hatte, ob sie Shiho noch retten konnten, aber sie nickte. "Das ist denkbar. Also gut. Wir gehen wie folgt vor..."
 

~*~
 

Shiho spürte Übelkeit in sich aufkommen, als Cedrik ihre Bluse ein wenig aufknöpfte um den Teil ihrer Brüste zu küssen, der nicht von ihrem BH verdeckt war. Das Herz der Studentin hämmerte wie wild gegen ihren Brustkorb, ihre Atmung hatte sich panisch beschleunigt und ein Zittern, das ganz sicher nicht von freudiger Erwartung kam, brachte ihren ganzen Körper zum Beben. Sie wusste nicht, ob Founder das gleichgültig war oder ob er glaubte, dies alles seien Zeichen der Vorfreude, aber Fakt war, dass er nicht darauf reagierte, er machte einfach weiter.
 

Das hatte sie nun also davon, dass sie Shinichis Skepsis nicht ernst genommen hatte. Dieser Typ würde sie vergewaltigen und zu anderen Dingen zwingen, die sie nicht wollte und wenn er sie dabei nicht irgendwann umbringen würde, dann würde sie sich vermutlich früher oder später selbst das Leben nehmen. Das Schlimmste daran war nicht einmal das Leid, dass sie noch erfahren würde oder der Gedanke an ihren verfrühten Tod, sondern der Gedanke an Shinichi, dass sie beide im Streit auseinander gegangen waren, dass sie ihn allein gelassen hatte, wo sie doch wusste, dass er es nicht ertragen würde, noch jemanden zu verlieren, ganz egal ob er in ihr nun nur irgendeine Freundin sah oder eine Frau, die er lieben könnte.

Shiho hatte es vermasselt, schon wieder hatte sie alles falsch gemacht. Immer machte sie alles falsch. Nichts in ihrem Leben lief richtig. War das ihre Strafe? War es weil sie das Gift erfunden und damit so viele Menschen getötet hatte? Oder war es einfach nur, weil sie ihr Unglück herauf beschworen hatte? Es war schließlich wirklich dumm gewesen, nach Amerika zurück zu kehren, nachdem sie wusste, dass die BO hier und hinter ihr her war. Aber sie hatte bei Shinichi sein und ihm helfen wollen, im ersten Moment, war ihr diese Entscheidung also richtig vorgekommen. Aber jetzt?

Nein! Sie bereute es nicht. Sie war Shinichi hier näher gekommen, hatte ihn sogar geküsst und einen kleinen Moment in seinen Armen gelegen. Auch wenn aus all diesen Dingen nie das geworden wäre oder werden würde, was sie sich wünschte, so war es das dennoch wert gewesen.
 

Aber was tat sie hier schon wieder? Hatte sie schon aufgegeben? Hatte sie sich ihrem Schicksal ergeben? Hatte sie vor, The Wild Rose mit ihr machen zu lassen, was er wollte? Wie konnte sie daran denken, von ihm getötet zu werden oder sich selbst zu töten, wo es doch immer noch Hoffnung gab? Shinichi war sicher auf den Weg hierher. Er würde sie retten und wenn er das getan hatte, würde er mit ihr schimpfen, ihr sagen, dass sie besser hätte auf ihn hören sollen und sie würde sich das alles ohne Widersprüche anhören, denn sie hatte es ja verdient. Doch bis es soweit war, musste sie kämpfen, so gut es in ihrem derzeitigen Zustand möglich war.
 

Und besonders gut fühlte es sich nicht an, als sie sich bewegte, viel mehr war es, als würde sie eine tonnenschwere Last auf sich liegen haben, dennoch mobilisierte Shiho all ihre Kräfte um ihren Peiniger von sich weg zu stoßen. Das "Nein", welches sie mühevoll hervor brachte, war nur ein Hauch, wäre Cedrik ihr nicht so nah gewesen, hätte er es vermutlich nicht einmal gehört. Aber auch wenn sie es nicht gesagt hätte, in ihren Augen konnte er deutlich lesen, dass sie entschlossen war, nicht zuzulassen, dass er weiter ging. Letzten Endes war das Ganze ein sinnloses Unterfangen, immerhin war ihr Körper durch das Gift so gut wie gelähmt und die Kraft, die sie aufwenden musste, um ihn doch noch zu bewegen war viel zu groß, als dass sie das lange durchhalten würde. Früher oder später würde der Serienmörder sie klein kriegen und das wussten sie beide.
 

Doch anstatt sich erneut auf sie zu stürzen, nahm Founder Abstand und blickte sein Opfer einen Moment überrascht und schließlich vor allem enttäuscht an. Hätte Shiho es nicht besser gewusst, würde sie glauben, er fand ihr Verhalten unverständlich. Es war, als konnte er keinen Grund für ihre Ablehnung sehen. Hatte er etwa wirklich geglaubt, sie würde es wollen und genießen, wenn er sie einfach nahm? Eigentlich hatte sie angenommen, es wäre seine Absicht gewesen, sie zu vergewaltigen, nicht zuletzt, weil sie in ihrem Zustand nicht viel anrichten konnte, aber so wie er sie jetzt ansah, war sie sich nicht mehr sicher. Auf der einen Seite wäre das natürlich gut, denn so würde er vielleicht davon absehen, es noch einmal zu versuchen, aber auf der anderen Seite fand Shiho es einfach nur verwirrend. Dass Founder, nach allem was er erlebt und getan hatte, geistig nicht mehr ganz auf der Höhe war, war ja zu vermuten gewesen, aber dass es schon so weit war, dass er glaubte, sie würde ihn lieben und sich ihm mit Freuden hingeben, nachdem er sie hier festhielt, hätte sie nicht gedacht. Womit musste man bei diesem Irren wohl als Nächstes rechnen?
 

"So ist das also..." Founder senkte den Kopf, enttäuscht und auch gekränkt. Er hatte wirklich erwartet, sie würde es wollen, würde sich nach einer Vereinigung genau so sehnen wie er und deswegen wollte er auch nicht warten. Doch er hatte sich offenbar getäuscht. "Es ist dieser Detektiv, nicht wahr? Er hat dir den Kopf verdreht." Es war nicht so, dass er wirklich eine Antwort erwartete. Im Grunde kannte er ja die Wahrheit. "Na schön. Dann werde ich warten. Du wirst schon noch erkennen, dass du mich liebst und dass wir zusammen glücklich werden können." Zu Shihos Verwunderung machte der junge Dozent kehrt und verließ das Schlafzimmer, ohne noch etwas zu tun...
 

~*~
 

Während Jodie ihren Kollegen über Funk die letzten Anweisungen gab und Shinichi unruhig Founders Haus im Auge behielt, klingelte Heijis Handy. Auf dem Display stand Claires Name. Mist! Das hatte er total vergessen! Sie hatte ihn gebeten, heute zu ihren Eltern in die Villa zu kommen, weil sie über etwas Wichtiges mit ihm reden wollte. Er hätte vor einer halben Stunde dort sein sollen. Natürlich war das, was er hier tat wichtiger und sicher auch in Claires Sinne, aber er hätte sie ja wenigstens mal kurz anrufen können, auch um ihr zu sagen, was mit Shiho los war, immerhin waren die beiden beste Freundinnen.
 

"Claire, es tut mir furchtbar Leid, aber mir ist etwas ganz Wichtiges dazwischen gekommen", nahm Heiji das Telefonat schließlich leise an, um Jodie nicht zu stören, die ja immer noch über Funk ihren Leuten in den zwei großen Wagen die letzten Anweisungen gab.

"Das dachte ich mir schon", kam es verständnisvoll von der anderen Seite der Leitung. "Ich rufe auch gar nicht deswegen an, es ist wegen Shiho. Ich versuche sie schon seit gestern Abend auf dem Handy zu erreichen, aber sie geht nicht ran. Ist irgendetwas passiert?", wollte Claire besorgt wissen. Sie hatte sie eigentlich fragen wollen, wie es bei Founder gelaufen war und wie er die Nachricht aufgenommen hatte, dass sie ihr Studium unterbrechen würde, aber Shiho war nicht an ihr Handy gegangen, obwohl es offenbar nicht ausgeschaltet war.

"So kann man das sagen...", seufzte Heiji, der Shinichi stocken sah.

"Da!", sagte er und deutete auf Founder, der ganz plötzlich im Wohnzimmer aufgetaucht war. Selbst von dieser Entfernung konnte man erkennen, dass er nicht sonderlich positiv gelaunt war.

"Was ist denn bei euch los?", hakte Claire unruhig nach, nachdem Heiji eine Weile nichts gesagt hatte.

"Okay, dass ist unsere Chance, wir greifen ein", entschied Jodie, entsicherte ihre Waffe und trat aus dem Auto, mit den Augen machten sie den beiden Detektiven deutlich, dass sie im Wagen bleiben sollten, während die ganz in schwarz gekleideten Männer mit ihren Gewehren aus den beiden großen Wagen des FBI's traten und sich hastig zu Jodie begaben.

"Heiji! Rede mit mir! War das Jodie? Ist Shiho in Gefahr?", drängte Claire zu wissen und endlich sollte sie eine Antwort erhalten.

"Ja. Sie ist in den Händen von The Wild Rose. Aber mach dir keine Sorgen! Wir werden sie retten! Ich rufe dich später wieder an", damit beendete Heiji das Gespräch und genau in diesem Moment flog Founders Haus mit einem großen Knall in die Luft.
 

Eine gewaltige Schockwelle riss Jodie und ihre Kollegen zu Boden, der Wagen in dem Heiji und Shinichi saßen, begann unangenehm zu vibrieren und das kugelsichere Glas des Wagens begann unheilvoll zu knacken. Auf die Schockwelle folgte ein kleine Rauchwolke und als das Schlimmste überstanden und soweit alle heil geblieben waren, war von Founders Haus nicht mehr viel übrig. Hier und da standen noch ein paar Mauerreste, unidentifizierbare Gegenstände brannten und rund um das Haus waren dessen Überreste verteilt. Die Glasscheiben des Gewächshauses waren alle zerbrochen und die anderen kleineren Gewächshäuser waren unter dem Druck der Schockwelle zusammengebrochen.
 

Fassungslos und mit angehaltenem Atem blickten alle das Haus an, in das die Leute vom FBI eben noch hatten stürmen wollen. Ein paar Sekunden eher und sie wären vermutlich alle tot gewesen. Jetzt beschränkten sich die Verletzungen auf vergleichsweise doch recht harmlose Wunden, hervorgerufen durch den Sturz und herumfliegende Teile des Hauses. Nichts, was nicht heilen würde. Zum Glück war auch keine Waffe los gegangen und auch die Häuser in der Umgebung schienen weitgehend unbeschadet geblieben zu sein. Die alte Dame, die ihren Weg frei geschaufelt hatte, war zwar ebenfalls gestürzt, aber sie war ansonsten unverletzt. Aber was war mit Founder und Shiho?
 

Es dauerte nicht lange, da riss Shinichi die Wagentür auf und rannte zu dem großen Gewächshaus, als vermutete er dort etwas. Alles Rufen von Heiji und Jodie, dass es zu gefährlich war, das Grundstück zu betreten, weil es dort noch brannte und noch mehr in die Luft fliegen könnte, ignorierte der Witwer. Unvorsichtig kletterte er durch die zerbrochene Tür des Gewächshauses hinein, schnitt sich dabei hier und da an den letzten Glasresten, doch er ignorierte die schmerzenden und blutenden Wunden. Sein Ziel war der übergroße Ofen, der ihm schon beim Rumschnüffeln aufgefallen war. Niemand brauchte einen derartigen Ofen in einem Gewächshaus und noch weniger brauchte man einen Ofen mit einer derartig großen Öffnung. Es war nur eine Vermutung, aber wenn er Recht hatte, dann war dieser Ofen der einzige Weg, um in den Bunker zu kommen, der nach dem Zusammensturz des Hauses noch existierte.
 

Vorsichtig öffnete der Detektiv die große Ofentür und tatsächlich gab sich ihm nicht das Innere eines mehr oder minder häufig benutzten Ofens Preis, sondern eine alte Leiter, die einen engen Röhrenförmigen Gang nach unten führte. Ohne zu zögern betrat Shinichi das Innere des Ofens und kletterte die Alte Leiter hinunter, bis er unten angekommen war, doch dort stand er vor einer verschlossenen Tür. Von Innen konnte man die schwere Eisentür nur mit einem Schlüssel öffnen, aber der Witwer war sich sicher, dass sie sich von Außen schneller öffnen ließ. Dieser Geheimgang war vermutlich erst von Cedriks Mutter in Auftrag gegeben worden. Sie hatte nach der Vergewaltigung mit hoher Wahrscheinlichkeit ständige Angst vor einem erneuten Überfall und dieser Geheimgang sollte es ihr ermöglichen, das Haus unbemerkt zu verlassen, für den Fall, das irgendetwas passiert war, dass sie beunruhigte oder darauf hinweisen könnte, dass jemand in ihr Haus eingedrungen war. Damit aber niemand diesen Eingang benutzen konnte, um unerlaubterweise in den Schutzbunker einzudringen, hatte sie diese Tür so präpariert, dass sie sich ohne Hilfsmittel nur vom Bunker aus öffnen ließ.
 

Für Shinichi hieß das, dass es jetzt nur noch eine Möglichkeit gab. "Ai! Ai, kannst du mich hören?!", schrie er so laut er nur konnte gegen die schwere Tür, würde sie ihn nicht hören oder sich aus irgendeinem Grund nicht bewegen können, dann konnte er sie da nicht raus holen und es würde vermutlich Stunden dauern, bis sie die schwere Eisentür geöffnet hatten. Vielleicht war es dann aber schon zu spät, denn wer wusste schon, in welchem Zustand Shiho war oder wie lange der Bunker nach dieser Explosion noch stehen würde? Sicherlich, es war ein Bunker, aber das machte ihn nicht grundsätzlich unantastbar. "Ai! Wenn du mich hörst, dann antworte bitte!" Es kam keine Reaktion, aber er musste es einfach weiter versuchen. "Ai! Ich bin im Ofen! Du musst die Tür öffnen, hörst du? Das ist der einzige Weg nach draußen!" Obwohl sie nicht antwortete, war sich Shinichi sicher, dass sie da war und dass sie ihn hören konnte. Dennoch geschah zunächst nichts.

"Kudo! Was machst du da unten?", rief Heiji schließlich von oben durch den Schacht. "Brauchst du Hilfe? Soll ich runter kommen?" Der junge Vater erhielt keine Antwort, er hörte nur immer wieder, wie Shinichi Ai zurief, dass sie die Ofentür öffnen sollte. "Shinichi, ich weiß, du willst das nicht hören, aber es könnte gut sein, dass Shiho gar nicht mehr am Leben ist und ich glaube nicht, dass es gesund ist, wenn du zu lange in diesem Gang bleibst, das Ding hat sicherlich auch schon stabilere Tage gesehen!" Zwar war Heiji kein Experte, aber dieser Gang war die letzten 29 Jahre sicherlich nicht gepflegt worden und durch die Explosion könnte er noch zusätzlichen Schaden genommen haben, sie mussten ja nicht riskieren, dass Shinichi da unten verschüttet wurde. "Verdammt, Kudo! Komm da endlich raus!"

Aber der Witwer dachte nicht dran und seine Hartnäckigkeit sollte belohnt werden, die schwere Eisentür öffnete sich einen kleinen Spalt und nachdem Shinichi sie ganz geöffnet hatte, fand er Shiho am Boden liegend. Sie war mit letzter Kraft bis zum Kamin gekrochen und hatte die schwere Tür irgendwie geöffnet, aber jetzt konnte sie nicht mehr. "Keine Sorge Ai, ich hole dich hier raus!", versprach der Detektiv und hob sie vorsichtig hoch, nachdem er kontrolliert hatte, ob sie noch atmete. Kurz blickte er sich in dem liebevoll eingerichteten Schlafzimmer um. Der Raum an sich war heil geblieben, aber durch die beschädigte Tür drang langsam immer mehr Rauch. Hätten sie noch länger gewartet, wäre Shiho vielleicht erstickt...
 

~*~
 

Nach einem kurzen Klopfen öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer und Shinichi trat herein. "Nach dem ganzen Ärger bringst du es nichtmal fertig, mir einen Strauß Blumen mit zu bringen?", fragte Shiho halb schmunzelnd, halb beleidigt. Ihre Stimme war noch mehr ein Krächzen als ein Sprechen und die Ärzte hatten ihr auch gesagt, dass es noch eine Weile dauern würde, bis ihre Stimmbänder wieder im alten Zustand waren, aber ansonsten erholte sie sich gut von dem Gift, eine Rauchvergiftung hatte sie auch nicht und bis auf einen Knutschfleck an ihrem Hals war auch von Founders 'Überfall' nichts zurück geblieben. Alles in allem konnte man fast sagen, dass Shiho mit dem Schrecken davon gekommen war... und mit einer Lektion.

"Naja, ich dachte unter diesen Umständen wäre ein Strauß rote Rosen nicht so angebracht", erklärte Shinichi und trat an Shihos Krankenbett. Sie sollte über Nacht zur Beobachtung bleiben, um sicher zu sein, dass das Gift keine unerwarteten Nebenwirkungen zeigte.

"Die wären auch ohne diese Founder-Geschichte unpassend gewesen", erklärte Shiho. "Aber ich kann wohl nicht erwarten, dass du das verstehst, ihr Männer beschäftigt euch ja nicht mit 'der Sprache der Blumen'." Grundsätzlich hatte sie sich dafür auch nicht so interessiert, aber für ein Projekt während ihres Studiums hatte sie sich dann doch mal mehr damit auseinander setzen müssen und hatte das ganze letzten Endes doch recht interessant gefunden. "In deinem Fall wäre ein Strauß Margeriten passender gewesen oder die Wucherblume."

"Und was bedeuten die?" Shinichi ließ sich auf die Kante von Shihos Bett sinken, weil kein Stuhl in der Nähe war und der Tag so anstrengend war, dass der Detektiv einfach nicht mehr stehen konnte.

"Die beiden bedeuten dasselbe. Einfach nur 'lass mich in Frieden'", kam sofort die Erklärung von Shiho, aber Shinichi reagierte nicht darauf, also wechselte die Studentin das Thema. "Was ist mit Founder?"

"Wir können davon ausgehen, dass er bei der Explosion ums Leben gekommen ist. Die Trümmer des Hauses werden noch durchsucht, aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er überlebt haben könnte." Immerhin hatten sie ihn alle im Haus gesehen, kurz vor der Explosion, er konnte unmöglich entkommen sein. "Allerdings ist die Ursache für den Explosion im Moment noch völlig unklar. Denkst du... Founder wollte sich vielleicht das Leben nehmen?" Eigentlich hatte Shinichi Selbstmord sofort ausgeschlossen, aber er wollte lieber auf Nummer sicher gehen.

"Nein, eigentlich nicht." Immerhin hatte er mit ihr ein neues Leben anfangen wollen, wieso sollte er sich da das Leben nehmen wollen? Ihre Abweisung hatte ihn ja wohl kaum so sehr abgeschreckt, oder?

"Das dachte ich mir. Ich vermute auch viel eher, dass die BO ihre Finger da mit im Spiel hat. Vermutlich haben sie herausgefunden, dass wir Founder enttarnt haben und haben ihn zum Schweigen gebracht, bevor er uns etwas verraten konnte." Wer wusste schon, wie lange dieser Schritt geplant gewesen war? Sie hatten sicher nur auf den richtigen Moment gewartet. "Vermutlich haben sie auch darauf gehofft, dich dabei gleich noch ausschalten zu können." Dann hätten sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

"Das klingt naheliegend", nickte Shiho und ließ sich dann etwas zurück sinken, sie war nicht weniger erschöpft als Shinichi. "Danke, dass du mich gerettet hast... und dass du mir einen Vortrag à la 'Ich hab’s dir ja gesagt' ersparst." Sie hatte sich zwar fest vorgenommen, wenn er ihr diesen Vortrag halten würde, würde sie ihn ertragen, aber nun war sie doch froh, dass er ihr ihn nicht hielt. Sie wusste auch so, dass sie Mist gebaut hatte. "Und es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe. Aber ich dachte, du wärst nur eifersüchtig."

"Ich war auch eifersüchtig", gab Shinichi nach kurzem Zögern zu. "Und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob meine Skepsis nicht tatsächlich nur von dieser Eifersucht kam und dass ich Recht hatte, war dann am Ende vielleicht nur ein Zufall." So genau sagen konnte er das nicht, denn umso mehr er darüber nachdachte, desto mehr fragte er sich, ob er Founder nicht doch nur verdächtigt hatte, weil er ihm wegen Shiho unsympathisch gewesen war. "Ist ja auch egal. Der Fakt ist, dass wir jetzt quitt sind. Du hast mich gerettet und ich hab dich gerettet."

"Du hast keine Ahnung...", müde blicke Shiho ihren ehemaligen Leidensgenossen an. "So oft, wie du mir schon das Leben gerettet hast, werden wir nie quitt sein. Aber das ist okay. Ich stehe gerne in deiner Schuld, denn so lange ich dir etwas schulde, habe ich einen Grund, dich wieder zu sehen...", mit jedem Wort war sie immer leiser geworden und kaum das sie zu Ende gesprochen hatte, war sie auch schon eingeschlafen.
 

Shinichi beobachtete sie eine Weile und seufzte dann. Das war jetzt schon das dritte Mal in so kurzer Zeit, dass er sie beinahe verloren hätte und mit jedem Mal wurde er unsicherer, wie es weiter gehen sollte, nicht nur zwischen ihm und ihr, sondern auch mit dem Fall. Es war nicht nur ihr Leben, dass er damit in Gefahr brachte, auch das von Heiji, der doch gerade erst Vater geworden war und wer wusste, wie viele andere unschuldige Menschen er da noch unbewusst mit rein zog? Aber konnte er jetzt noch zurück? Nein, jetzt war es zu spät. Er musste das zu Ende bringen, was er angefangen hatte und er würde dabei alles dafür tun, dass niemand mehr sterben musste.
 

Vorsichtig erhob sich Shinichi schließlich von der Bettkannte, schaltete beim Verlassen des Raumes das Licht aus und schloss schließlich die Tür hinter sich. Unbewusst wanderte seine Hand zu der Kette an seinem Hals und umklammerte den Ring. Er hatte sie verloren, hatte sie nicht beschützen können und doch war sie immer noch bei ihm, würde immer bei ihm sein und genau das gab ihm die Kraft weiter zu machen, weiter zu kämpfen und weiter zu leben. Vielleicht würde er eines Tages auch ohne den Gedanken an Ran leben können, würde seine Kraft vielleicht aus etwas anderem oder von jemand anderem schöpfen, aber bis dahin würde es noch dauern.
 

Noch eine Weile...
 

~~~
 

****** --> Siehe Fehlerteufel



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luke_Skywalker1989
2010-10-10T17:37:12+00:00 10.10.2010 19:37
Cooles Kapi, bin mal gespannt in welche Situationen sich die drei noch bringen^^

Hoffe es geht bal weiter :-)
Freu mich schon aufs nächste Kapi
Von:  Sandoran
2010-10-04T21:32:44+00:00 04.10.2010 23:32
Echt tolles Kapitel. Bin auch endlich dazu gekommen den Songtext von Kylie Minogue nach zu lesen den du wohl als Vorlage genommen hast. Mein Englisch ist halt nicht so gut. Aber echt Hammer der Text. Kein wunder war der so inspirierend. Bin gespannt ob du jetzt nach TWR wieder einen Songtext verwandelst. Ich war nie gut in Songtexte, aber der war so was von eindeutig. Habe das Lied so häufig gehört, weil das Lied an sich schon Hammer ist jetzt kenne ich auch seinen wunderbaren Text.
Ich muss es einfach noch einmal loben. Solche ausgewogene Geschichten findet man hier nicht so häufig.

Sandoran
Von:  LadySherry
2010-10-03T16:28:31+00:00 03.10.2010 18:28
Ui, schön. Neues Update, und dann gleich erste Sahne! Ich hab mich total gefreut.
Sehr schöne Entwicklung, gefällt mir gut so. Bin gespannt, wie die BO sich jetzt einschaltet, thihi. (:
Waah, und die Lovestory zwischen unseren beiden Süßen wird ja immer spannender. Ich find's super, wie du die Gedanken und Gefühle der beiden beschreibst!
Also, du siehst - durchweg positive Anmerkungen;
also weiter so!
Ich freu mich auf ein hoffentlich schnelles neues Updaten ;P
Liebste Grüße,
LadySherry
Von:  sanxbrit
2010-10-03T14:00:47+00:00 03.10.2010 16:00
wo kriegst du all die ideen her?^^ die ganze story ist einfach nur der hammer.
Von:  fahnm
2010-10-03T01:11:39+00:00 03.10.2010 03:11
Klasse kapi!^^
Freue michs chon aufs nächste!^^


Zurück